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Devil's Blood

von

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Burn!

Irgendwo in einer kleinen, unscheinbaren Wohnung in Tokio. Blut tropft auf den sonst makellos sauber und neu wirkenden Teppich. Erschöpft stütze sich Garasu an der Wand ab und zog sich dann zum Sofa. Mit der Hand hielt er sich die schmerzende und stark blutende Seite. Seine Hände zitterten. "Ver... dammt", keuchte er. Die Wunde war tief. Tiefer, als er es erwartet hatte. Toya schien wichtige Organe verletzt zu haben. Nicht ein mal seine Teleportationskräfte hatte Garasu in dieser Verfassung einsetzen können. Der Weg bis hier her in die Wohnung war lange und mühsam gewesen. Schließlich musste er auch noch darauf achten, nicht verfolgt zu werden. "Dieser kleine Scheißer!", fluchte er. Er hielt die Hand wenige Zentimeter über die Wunde. Ein fahles Licht strahlte aus seiner Handfläche, worauf hin die Wunde etwas kleiner wurde. "Reicht noch nicht aus", murmelte er. Obwohl er ein mächtiger Dämon war, hatten auch seine Kräfte ihre Grenzen. So auch seine Heilkräfte. "Sobald es verheilt ist, werde ich mich rächen", dachte er. "Toya Sakasa. Dafür wirst du sterben!"
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

"Yue!", rief Mariko. Als sie am Samstagmorgen vom Einkaufen zurück kam, sah sie Yue auf der Straßenseite gegenüber. Yue hörte ihr Rufen, drehte sich um und als er sie erblickte, blieb er stehen. Mariko rannte gerade noch bei grün über die Straße. Plötzlich riss eine ihrer Einkaufstüten und ein ganzer Haufen Äpfel rollte auf den Gehsteig. "Aaaach, Mist!", fluchte Mariko, bückte sich und begann die Äpfel aufzulesen. Yue kniete sich ebenfalls hin und half ihr. "Hi", begrüßte er Mariko derweil. "Warst du einkaufen?" "Jaah", seufzte Mariko. "Meine Mama bleut mich jeden Samstag früh weg. Und was machst du so früh schon unterwegs?" "War auch einkaufen", erklärte Yue, stand auf und nahm Mariko, die sich gerade abmühte, die Tüte mit den Äpfeln aufzuheben, ihre Last ab. "Da...danke", stotterte Mariko verlegen. "Musst du noch mehr einkaufen?", fragte er. Mariko schüttelte den Kopf. "War grade auf dem Weg nach Hause." "Dann trag ich dir das." Und ehe Mariko etwas darauf erwidern konnte, lief Yue auch schon los.
 

"Ähm, warst du schon bei Toya?", fragte Mariko auf dem Weg. "Nein, Hiro hat ihn gestern heimgebracht. Hab gesagt, er solle sich um ihn kümmern." Mariko konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Um ihn kümmern, ja?", wiederholte sie kichernd. "Na hoffentlich hat Masa das mal nicht falsch aufgefasst." "Sag mal", begann Yue. "Was genau läuft eigentlich zwischen den beiden?" Mariko seufzte. "Ich glaub, dass wissen die selbst nicht so recht. Es ist manchmal echt zum Heulen mit ihnen. Da steht einer mehr auf dem Schlauch als der andere." "Aha", sagte Yue nur. Offenbar war das für ihn Antwort genug.
 

"Toya war wirklich gut, gegen Garasu", wechselte Mariko das Thema. "Er hat schnell gelernt. Das verdankt er wohl dir." "Er hatte nur Glück", sagte Yue knapp. Mariko schwieg. "Seien wir doch mal ehrlich. Wäre Garasu nicht dieses Missgeschick passiert, hätte Toya ihn niemals bezwingen können. Eine gute Abwehr ist wichtig, aber nicht alles. Toya muss noch viel stärker werden." "Hmm", murmelte Mariko. "Und wie geht es dir eigentlich? Du erzählst hier nur von Toya, dabei wurdest du auch ziemlich schlimm zugerichtet." "Das ist schon okay", meinte Mariko. "Es geht mir schon wieder besser. Die paar blaue Flecken. Meine Eltern haben nicht mal was gemerkt." "Du solltest das nicht zu leicht nehmen."
 

Mariko blieb stehen. Wieder standen sie vor ihrer Haustür. Wie oft war diese Situation schon eingetreten? Immer brachte er sie nach Hause und sie redeten, bis sie sich dann vor ihrer Haustür verabschiedeten. "Durch diese Visionen und deinen Bezug zu meinem Bruder und Hiro steckst du in der Sache mit drin. Ob du willst oder nicht." Mariko lächelte. "Will ich ja", sagte sie. "So werde ich wenigstens nicht ausgeschlossen. Ich will euch schließlich helfen." Yue lächelte. Doch sein Lächeln wirkte besorgt. "Danke", sagte er leise. "Und pass auf dich auf!" Mit diesen Worten kehrte er ihr den Rücken.
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

"Die gleichen Worte habe ich schon einmal gehört. Stets gute Absichten, Friedensstifterin. Du setzt dich immer für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit ein. Ist das dein Einfluss auf sie? Oder hast du sie gerade deshalb gewählt, WEIL sie dir so ähnlich ist,... Sumi?"
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Die ersten Straßenlaternen gingen an. Langsam wurde es dunkel. Jemand in einem dunkeln Mantel ging durch die Straßen. Stur geradeaus, als habe er ein striktes Ziel vor Augen. "Langsam gefällt mir diese Zeit", dachte Garasu. "Besonders die Nächte sind schön. Ich sollte noch öfter Spazieren gehen. Wer weiß, wie lange ich noch die Möglichkeit dazu habe. Schließlich werde ich bald zurück kehren. Und die Herrschaft über die Unterwelt erlangen." Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. "Yue... du hast nur Augen für deinen Bruder, genau wie dieser Hiro. Das ist euer Problem. Wer zu sehr auf andere achtet, der vernachlässigt seinen eigenen Schutz. Eigentlich war es mir ja egal, wie ihr alle sterbt, aber du, Toya Sakasa... Du hast es gewagt, mich zu verwunden. Aber du bist so leicht zu durchschauen. Es wird dir sicher nicht gefallen, wenn ich deinen kleinen Freund vor dir töte. So leidest du noch mehr. Und dann werde ich dich ganz langsam und qualvoll vor dich hin vegetieren lassen..."
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Es war Sonntagabend. Hiro saß gelangweilt vor dem kleinen Fernseher in seinem Zimmer und spielte Play Station. Nur konnte er sich einfach nicht auf das Spiel konzentrieren. "Ich darf mich nicht so gehen lassen", dachte er. "Wenn ich ihn heute getroffen hätte, wer weiß, was wieder passiert wäre?!" Seine Augen blickten trübe auf den immer wieder aufflackernden Bildschirm. "Was, wenn ich mich irgendwann nicht mehr beherrschen kann? Ich will ihn nicht verletzten. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Von diesem ersten Kuss an, hab ich alles nur noch schlimmer gemacht. Ich darf es ihn nicht wissen lassen. Bitte,... lass es noch nicht zu spät sein!"
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

"Denn der Herr hat Wohlgefallen an seinem Volk. Er hilft den Elenden herrlich." - "Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt!" - "Die Heiligen sollen fröhlich sein und preisen und rühmen auf ihren Lagern." - "Lasse dein Angesicht leuchten über mir und sei mir gnädig!" - "Ihr Mund soll Gott erheben." - "...und vergib mir meine Schuld!" "Sie sollen scharfe Schwerter in ihren Händen halten, dass sie Vergeltung üben, unter den Heiden..." "Erbarme dich meiner unreinen Seele. Denn ich liebe einen Dämon!"
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

"Mariko!" Schlagartig riss Mariko die Augen auf. "Ich muss eingedöst sein", stöhnte sie und rieb sich die Augen. Tatsächlich lag sie in ihrem Bett. "Mariko!", tiefes Schluchzen drang an ihr Ohr. Mariko drehte sich nach links, dann nach rechts. "Komisch, ich dachte, ich hätte etwas gehört..." "Bitte! Höre mich! Du musst mich hören, Mariko! Hiro! Er schwebt in höchster Gefahr!"
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Toya saß in seinem Zimmer am Schreibtisch und erledigte die letzten Hausaufgaben. Aufgaben in verhassten Fächer schob er immer bis zuletzt vor sich her. Verhasste Fächer, wie zum Beispiel Englisch. Nicht das er nicht einigermaßen gute Noten darin hatte. Es war einfach eines der langweiligsten Fächer, die Toya kannte. Wenn es eines gab, was er noch weniger mochte, dann Sport. Wirklich gut war er nur in Naturwissenschaften.
 

Mit einem ziemlich lautem Seufzen ließ er das Englischbuch zuschlagen. Er warf einen Blick auf die Wanduhr neben dem Schreibtisch. Es war kurz nach neun. "Selbst für seine Verhältnisse ist das spät", dachte Toya. Normalerweise rief Hiro spätestens am Sonntagnachmittag bei Toya an. Und zwar jedes Wochenende. Eine der wenigen Dinge, auf die man sich bei Hiro verlassen konnte. "Hat er nicht am Freitag noch gesagt, wir würden uns am Sonntag treffen?" Beinahe beleidigt dachte Toya daran zurück. "Wieso meldet er sich nicht?" Auch wenn es komisch klang, Toya selbst brachte nicht den Mut dazu auf, Hiro anzurufen. "Dabei sind wir jetzt schon so lange befreundet", dachte er. "Aber nach dem was er am Freitag gemacht hat..." Er wurde allein bei dem Gedanken daran rot. "Nach dieser Aktion kann ich ihn nicht anrufen. Ich würde wahrscheinlich sowieso nur herum stottern."
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

"Game over or continue!", stand in großen neonblauen Buchstaben auf dem Bildschirm. Hiro seufzte. "Na von mir aus, continue", murmelte er. "Einmal probier ich's noch. Wenn ich das Level dann immer noch nicht schaffe, geb ich's auf." Das wievielte mal war es jetzt schon? Nachdem er ein paar Knöpfe auf dem Joystick gedrückt hatte, begann eine Musik zu spielen. "Level 5. Go!"
 

Gerade als das Spiel begann, war plötzlich ein lautes Knallen zu hören. Die Zimmertür sprang aus dem Rahmen. Wäre Hiro nicht schnell zur Seite gesprungen, hätte sie ihn erschlagen. Überrascht blickte er zur Tür. "Du schon wieder?!", knurrte er, als er Garasu sich gegenüberstehen sah. Garasu ging wortlos und zügig auf ihn zu. Hiro stand auf und ließ rasch das Katana in seiner Hand erscheinen. "Bist du hier, um dir eine Lektion abzuholen?", fragte er provozieren. "Halt die Klappe!", schrie Garasu und schlug Hiro, noch ehe dieser die Bewegung voraussehen konnte, das Schwert aus der Hand. Ein Klirren war zu hören und dann eine Explosion, als das Katana den Fernseher zerschmetterte. Flammen schossen aus dem Apparat. "Hey!", schrie Hiro. "Bist du noch ganz dicht? Den hab ich zum Geburtstag bekommen. War noch so gut wie neu!" "Du brauchst so etwas jetzt nicht mehr", zischte Garasu und lächelte, als hätte ihm dieser angerichtete Schaden die schlechte Laune genommen. "Du wirst sowieso sterben." "Das werden wir ja sehen!"
 

Garasu schlug mit dem Kreuzstab um sich, so dass Hiro sich ducken musste, um nicht getroffen zu werden. Er sprang zur Seite. Der Stab traf das Fenster. Erneutes Klirren. "Das ist die zweite Scheibe, die du ruinierst!", sagte Hiro verärgert. "Jetzt hab ich aber langsam die Schnauze voll!" Er richtete die Hände nach vorn. Eine glänzende, grüne Kugel, eine Art Lichtball leuchtete in seinen Handflächen auf. "Friss das!", schrie Hiro und die Kugel wurde auf Garasu geschleudert.
 

Alles was Hiro die nächsten paar Sekunden sah, war eine einzige Rauchwolke. Er hörte Garasu husten, doch als der Rauch sich legte, musste er feststellen, dass sein Feind noch immer auf beiden Beinen stand. Der Schreibtisch hinter ihm glich jedoch einem einzigem Schrotthaufen. "Du bist keine Gefahr mehr für mich", hauchte Garasu siegessicher. Er zog mit der Hand einen raschen Kreis in die Luft, wodurch eine Art Schockwelle entstand, die Hiro einfach so zurück schleuderte. Er knallte gegen die Wand und sank dann zu Boden. "Du hast dich zu sehr verausgabt, um deine Freunde damals zu retten. Zeitreisen sind eine komplexe Sache. Selbst für jemanden mit deinem Potential. Und dann noch so eine lange Zeit..." Er schüttelte seufzend den Kopf. "Wie... bist DU hier hergekommen?", fragte Hiro und richtete sich wieder auf. "Ich?", wiederholte Garasu. "Ich habe genug Idioten, die mich hier her bringen konnten. Mich hat das ganze überhaupt keine Anstrengung gekostet im Vergleich zu dir."
 

Er ging langsam auf Hiro zu. Hiro blieb still stehen. Er wusste, dass jeder Versuch, auszuweichen nur abgewehrt werden würde. War es Garasu's Wut, die ihn so stark machte? Und was war es, was ihn so wütend machte? "Weißt du", begann Garasu. "Ich muss noch irgendwie deinen kleinen Freund hier her locken. Er soll schließlich sehen, wie du leidest." Ein tückisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Hiro fiel darauf nichts besseres ein, als einfach frech zurück zu grinsen. "Macht dir das Spaß?", fragte er. "Du Sadist." Das Lächeln verschwand von Garasu's Gesicht. Er packte Hiro am Hals und drückte zu. "Diese kleine Ratte hat es gewagt, mich zu verletzen. Dafür wird er noch sehr leiden müssen. Das schwör ich dir!" "Ah,... so ist das", keuchte Hiro und versuchte Garasu mit den Händen von sich weg zu drücken. "Ist dein Stolz verletzt? Erträgst es wohl nicht, dass jemand wie er dich geschlagen hat, was?" Noch immer lächelte Hiro. Dabei war er doch eigentlich gar nicht in der Situation, wo man Grund zu lächeln hatte. Garasu hob Hiro hoch und schleuderte ihn in hohem Bogen weg. Hiro spürte einen ruckartigen Schmerz im linken Arm und das Knacksen eines Knochens war zu hören, als er gegen den brennenden und rauchenden Fernseher knallte und diesen mit zu Boden riss. "Er hatte nur Glück, klar?!", fuhr Garasu ihn an. "Ein kleiner Scheißer, wie er könnte mich niemals besiegen!"
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Unten im Haus ertönte das Klingeln des Telefons. Es klingelte schon eine Weile, doch niemand nahm ab. Toya hielt den Hörer fest umklammert. "Wieso geht denn keiner dran?", fragte er sich selbst. "Dass um diese Zeit niemand daheim ist, kann nicht sein. Da hab ich mich extra aufgerafft, ihn anzurufen und dann das?" Plötzlich hörte Toya ein Klicken. Der Hörer wurde abgenommen. Ein Rauschen war zu hören und dann ein poltern, als würde der Hörer fallen gelassen. "Hallo?", murmelte Toya fragend. "Hallo? Ist da jemand? Masa?" Niemand antwortete. Doch leise waren Geräusche zu hören. "Hey! Was ist da los? Masa? Frau Masanaru, sind sie das?" "To...ya", stöhnte eine Frauenstimme ganz leise. "Bist... du... das?" "Frau Masanaru? Ja, ich bin's. Was ist los? Ist etwas passiert?" "Toya...", wisperte die Stimme. Toya musste sich anstrengen, Hiro's Mutter überhaupt verstehen zu können. "Komm her!... Bitte... komm... schnell! Hiro... ist..." -Klack- "Hallo? Frau Masanaru? Hallo!"
 

-Stille-
 

"Aufgelegt?"
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Seltsamer Rauch lag in Räumen des Hauses. Hiro's Eltern und auch seine kleine Schwester lagen ohnmächtig am Boden. Frau Masanaru hatten noch den Telefonhörer neben der Hand liegen.
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

"Verdammt", zischte Toya und knallte den Hörer auf. Ohne zu zögern rannte er aus dem Haus. Während er immer weiter rannte, versuchte er auf dem Handy, Mariko's Nummer anzurufen, was bei diesem Tempo nicht unbedingt ein Leichtes war. "Mariko?", sagte er dann in den Hörer, als diese abgenommen hatte. "Hör zu, du musst Yue benachrichtigen. Ich weiß seine Nummer nicht auswendig." "Hä, was?", fragte Mariko, die schon ihren Schlafanzug anhatte und gerade zu Bett gehen wollte. "Wieso, was ist..?" "Kommt ganz schnell zu Masa's Haus", unterbrach Toya sie. "Ich bitte dich! Beeilt euch!" "Toya? Was ist denn passiert? Hallo? Mist, er hat schon aufgelegt." Seufzend zog Mariko ihre Kleidung wieder an und schlich den Flur entlang. "Wenn meine Eltern merken, dass ich jetzt noch weggehe, bin ich tot", dachte sie. "Das hört sich alles nach mächtig Ärger an..."
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Flammen kletterten allmählich die Wände hinauf. Vom Fernseher war ein Funken auf den Teppich über gesprungen. Das Zimmer stand fast komplett in Flammen. Hiro spürte die Hitze um sich herum immer näher rücken. Der stickige Rauch brannte in seiner Lunge. Sein Kopf schmerzte. Alles um ihn herum war verschwommen. Alles tat weh. Nur sein linker Arm war wie taub. Vor sich in den bedrohlichen Flammen sah er Garasu sehen. Machte ihm das Feuer gar nichts aus? Oder konnte Hiro nur nicht mehr erkennen, wie weit es schon zu ihm vorgedrungen war? "Noch einmal wirst du ihn nicht retten können", hauchte Garasu. Seine Stimme schien zu beben. Sie hallte wie ein Echo in Hiro's Ohr. "Weder ihn noch Yue. Idiot! Hättest du dich damals nicht eingemischt, wäre das alles nicht passiert." Er packte Hiro am Kragen des zerrissenen, blutverschmierten Hemdes und zog ihn hoch. "Ich hätte die Herrschaft übernommen", flüsterte er ihm ins Ohr. "Ich hätte einen Magier wie dich gut an meiner Seite gebrauchen können. Sicher bereust du jetzt, was du getan hast." "Nie...mals", stöhnte Hiro. "To...ya... I...ch würde ihn... immer... beschützen! So...lange... ich... lebe..." Garasu grinste. "Na, das ist aber nicht mehr allzu lange", lachte er.
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Völlig außer Atem erreichte Toya das Haus. Er blickte auf. Plötzlich riss er die Augen auf. Riesige Flammen loderten aus dem zerbrochenem Fenster von Hiro's Zimmer. Rauch stieg auf. "Nein", wisperte Toya. "MASAAA!" Er rannte auf die Haustür zu.
 

Doch plötzlich packte ihn jemand am Arm. Toya drehte sich um und sah Yue hinter sich stehen. Neben ihm stand Mariko. Sie sah völlig fertig aus und hielt sich verängstigt die Hände vor den Mund. Leise konnte Toya sie schluchzen hören. "Da rein zu gehen, wäre glatter Selbstmord", sagte Yue kalt. In diesem Moment kam jemand aus dem Haus gestürmt. Beim näher kommen erkannte Toya einen kräftigen Mann. Er hatte Hiro's ohnmächtige Mutter auf den Armen. "Da würd ich nicht rein gehen", keuchte er. "Da ist irgendein Gas. Ich wäre selbst fast ohnmächtig geworden." Auf einmal kamen zwei weitere Männer aus dem Haus. Einer schleifte Hiro's Vater hinter sich her. Der dritte trug seine kleine Schwester. "Das Feuer hat sich schon im gesamten Obergeschoss ausgebreitet", sagte der dritte, ein etwas jüngerer Mann. "Wann kommt die Feuerwehr endlich?" "Ich hab sie verständigt, aber an einem Sonntagabend kann das noch dauern", sagte eine dickliche Frau, die bei den Männern stand. Toya hatte es gar nicht bemerkt, aber in der Zwischenzeit hatten sich eine Menge Leute aus der Nachbarschaft auf der Straße vor dem Haus versammelt. Einige Autos, die vorbei fuhren, hielten an und die Fahrer stiegen aus.
 

"Masa", fiepte Toya. Noch immer spürte er Yue's Griff fest um seinen Oberarm. "Masa ist da drin!", schrie er Yue an. "Lass mich los!" Er versuchte sich von Yue loszureißen. "Du KANNST da nicht rein!", schrie Yue und packte Toya nun auch noch am anderen Arm. Mariko brach unter Tränen zusammen und vergrub das Gesicht zwischen den Händen. "Oh Gott", schluchzte sie. "Oh lieber Gott... Bitte nicht!" "Bis die Feuerwehr hier ist, steht das ganze Haus in Flammen!", schrie Toya völlig aufgelöst. "Lass mich los! Ich muss ihn da raus holen!" "Ich lass dich da nicht rein!", erwiderte Yue. "Vergiss es!" "Ich werde ihn nicht sterben lassen, hörst du? Ich lass ihn nicht einfach sterben!" Tränen liefen über Toya's Gesicht. Seine Hände zitterten. Auf einmal leuchtete etwas in seiner rechten Hand auf. Das Schwert, dass Yue ihm geschenkt hatte, erschien und ohne nachzudenken, holte Toya damit aus. Yue wich wie durch einen Reflex zurück. Die Menschen um sie herum begannen sofort zu tuscheln und zu schreien. Erstaunen machte sich auf ihren Gesichtern breit. Doch das kümmerte Toya nicht. Ohne ein Wort ließ er das Schwert verschwinden und rannte in das brennende Haus.
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Für einen Moment ließ Garasu von Hiro ab, auf den er, trotz dass dieser schon am Boden lag, weiter haltlos eingeschlagen hatte. Er blickte zum Gang hinaus, erkannte jedoch nicht viel, da das Feuer sich schon im Flur ausgebreitet hatte. "Mir scheint, er ist zu deiner Beerdigung gekommen", sagte er. "Um so besser. Muss ich ihn nicht erst holen." Er musste husten. "Schade", fauchte er und wandte sich wieder Hiro zu. "Gerade jetzt. Ich hätte so gerne gesehen, wie er um dich weint, aber dieses Feuer wird mir langsam zu gefährlich." Er ging ein paar Schritte zurück und versuchte dabei so gut wie möglich an allen brennenden Gegenständen vorbei zu kommen. Als er das kaputte Fenster erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um. "Wir werden uns wohl nicht wieder sehen. War trotzdem nett, dich kennen gelernt zu haben. Auf nimmer Wiedersehen!" Das letzte was Hiro hören konnte, war Garasu's hämisches Lachen, dann sah er seine Gestalt aus dem Fenster verschwinden. "Es ist vorbei", dachte Hiro. "Das war's dann wohl." Etwas lief über seine Wange. Es fühlte sich weder warm noch kalt an. Hiro spürte nur die Hitze der Flammen, die ihn immer enger einkreisten, doch er wusste, dass es Tränen sein mussten. "Shit", dachte er. "Hätte ich dich doch heute Abend noch mal angerufen... Toya..."
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Mariko blickte erschrocken auf. Hatte sie sich das nur eingebildet? Oder war dar gerade jemand aus dem Fenster gesprungen? Einen Schatten hatte sie gesehen. Doch dann war die Gestalt verschwunden. "Garasu?", dachte sie noch. Als plötzlich das sehnlich erwartete, rettende Geräusch von Feuerwehrsirenen in der Ferne zu hören war.
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Toya hielt sich die Hand vor den Mund. Seine Augen tränten von dem dichtem Nebel. Was war hier versprüht worden? Toya wurde schwindelig. Als er die Treppe erreicht hatte, fielen ihm die Augenlieder zu und er verlor das Gleichgewicht. Im letzten Moment konnte er sich am Geländer festhalten. "Nein", sagte er sich selbst. "Ich... muss durchhalten! Masa... ich... lass dich nicht im Stich!" Am Geländer konnte er sich nicht lange die Treppe hochziehen, denn das Feuer hatte bereits die obersten Treppenstufen erreicht. Und es kroch immer schneller auf Toya zu. "Masa!", schrie Toya. Er spürte die Hitze um sich herum. Seine Beine schienen zu verbrennen. Er rannte den Flur entlang und blieb dann im Türrahmen von Hiro's Zimmer stehen. "Masa!", rief er erneut und blickte sich suchend um.
 

Dann erblickte er ihn. Hiro lag am Boden hinter einem großen, brennendem Kasten. Das musste einmal der Fernseher gewesen sein. Es stank fürchterlich nach allen möglichen, verbrannten Materialien. Toya musste husten. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er bahnte sich seinen Weg durch die Flammen und sank erschöpft vor Hiro in die Knie. "Masa", stöhnte er und packte seinen Freund an den Schultern. "Ich... hol dich hier raus!" Hiro's Augen waren geschlossen. Ob er Toya gehört hatte? Oder war er ohnmächtig? Toya durchfuhr ein plötzlicher Gedanke, der seinen Körper beinahe zum erstarren brachte. "Und wenn er... tot ist?" Mit zitternden Händen hievte er Hiro über die Schulter, was nicht gerade leicht war, wenn man bedachte, dass es Hiro immer so leicht gefallen war, Toya einfach so herumzutragen. Hiro war viel größer und auch schwerer als Toya. Gerade hatte Toya den Durchgang zum Flur erreicht, als ein Brett von oben herunterstürzte. Toya hatte im letzten Moment ausweichen können. Mühsam stieg er über das Brett und stolperte auf den Gang.
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Yue sagte keinen Ton. Schweigend starrte er wie gebannt auf die offenstehende Haustür. Er machte gerade Anstalten los zu rennen, als ihn jemand am Hosenbein festhielt. Yue sah hinter sich auf den Boden und blickte in Mariko's verzweifeltes Gesicht. "Geh nicht!", fiepte sie. "Geh du nicht auch noch da rein!" Schweren Herzens gab Yue den Gedanken, ebenfalls in das brennende Haus zu rennen, auf. Und in diesem Moment erreichte sie endlich das Feuerwehrauto.
 

˜*˜*˜*˜*˜*˜
 

Rot schimmernde Umrisse glänzen vor Toya's Augen. Da er Hiro festhalten musste, hatte er keine Hand frei, um sich den Mund zuzuhalten und musste notgedrungen den Rauch und auch die Gase einatmen. Immer wieder musste er husten. Seine Beine drohten allmählich unter dem Gewicht zusammenzubrechen. Er war nicht mehr in der Lage, klar zu denken. Ein Licht erschien vor ihm. "Der Ausgang!", war alles, was ihm in den Sinn kam und wie besessen steuerte er darauf zu.
 

"Daaa!", schrie Mariko laut auf, als sie Toya aus dem Haus kommen sah. Einige Feuerwehrmänner kamen ihm gerade entgegen, stützen ihn und nahmen ihm Hiro von den Schultern. Auch Yue kam auf ihn zu gerannt. Erschöpft fiel Toya seinem Bruder in die Arme. "Toya", flüsterte dieser und drückte ihn fest an sich. "Ich hatte solche Angst. Tu so was ja nie wieder!" "Masa...", keuchte Toya. Er sah hinter Yue, wie die Feuerwehrmänner Hiro zu einem Wagen brachten. Wahrscheinlich ein Krankenwagen. Toya konnte es nicht erkennen. "Bringt ihn ins Krankenhaus!", wisperte er. "Schnell..." Dann verschwammen die Bilder um ihn herum endgültig. Und alles was blieb... war Dunkelheit.
 

~tbc~



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Valvaris
2005-02-01T15:18:19+00:00 01.02.2005 16:18
Nu jo, ne... ^^ Ich weis ja wies ausgeht!! *toll find*
Und da ich auch ma n Kommi schreiben wollt, nujo, was kann ich dir schreiben was ich nich eh scho gesagt hab?
*Story toll find*
*Toya toll find*
*alles toll find*
^^ So, nu weistes.

hdl dein seme!
Von:  Kait
2005-01-26T20:55:11+00:00 26.01.2005 21:55
Du willst also wirklich das man kommentiert, na gut^.^
Ich mag Toya, Hiro und Mariko, die Charas sind sehr gut durchdacht^^
Die story ist interessant, da es nicht nur um die Beziehung von Toya und Hiro geht, sondern da es noch um Garasu geht ich meine das die Vergangenheit gut duchdacht ist^^
es ist auch schön lang udn spannend, unter anderem weil toya nicht gleich mit Hiro zusammen ist und so launisch ist*.*Man weis nicht worum es in den anderen kapiteln gehen wird und auch nicht das Ende, bei manchen weis man das sofort^^
Aus diesen Gründen, wenn mir andere einfallen schreib ich noch, emfehle ich die Geschichte hoffe du hast nichts dagegen^.^
Ps.: wie oft stellst du ein Kapi hoch, eins pro Woche würd ich schön finden, da kann man am Wochenende immer etwas interessantes lesen^^
Von: abgemeldet
2005-01-11T17:29:26+00:00 11.01.2005 18:29
Wow. Du schreibst super gut. Ich muss es ja zugeben, ich mag Cliffhanger. Man kann sich selbst ausdenken, was passieren könnte.
Aber dieses Chap war wirklich superspannend. Mach bitte weiter so
Greetz Dragon_y
Von:  pinguin
2005-01-04T19:22:47+00:00 04.01.2005 20:22
wha, wie kannst du an so einer stelle aufhören
gemeinheit
der arme hiro *schnief*
die kapitel werden immer spannender, mach wieter so
und schreib schnell wieter ^-^
*wink* pinguin
Von: abgemeldet
2005-01-04T18:15:39+00:00 04.01.2005 19:15
hiro ;_____;

-schnüffZ-
Von: abgemeldet
2005-01-04T12:47:22+00:00 04.01.2005 13:47
Wäää wie kannst du uns so quälen xD?? Du kannst doch nicht an so einer stelle einfach aufhören?! *schnief*... *heul*... schreib schnell weiter ja?? BITTE!! ^-^ *knuffz* ähm ja also die Geschichte wird immer besser und ich kann mich nur immer wieder wiederholen wie sehr ich deinen Schreibstiel mag! =) weiter so!!


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