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Hinter dem Horizont

Neuer Anfang in einer fremden Welt
von

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Kapitel 13

Das ist das Verdammte an den kleinen Verhältnissen, daß sie die Seele klein machen. (Ibsen)
 

Kapitel 13
 

"Sie ist schon wieder verschwunden.", rief Arwen und lief Aragorn und mir entgegen.

Ich seufzte genervt und auch Aragorn konnte sich einen etwas entnervten Gesichtsausdruck nicht verkneifen. Wenn ich das jetzt jeden Tag zu hören bekommen würde, dann würde ich noch ausrasten.

Konnte dieses Mädchen nicht einmal da bleiben, wo sie sein sollte? Musste sie immer abhauen?

Schwer atmend kam Arwen vor uns zum Stehen und wedelte mit einem Zettel vor unsere Nase herum.

"Aber diesmal hat sie eine Nachricht hinterlassen. Lest mal.", meinte sie und drückte Aragorn den Zettel in die Hand, der erstaunt zu lesen begann.

Ich schaute über seine Schulter und las ebenfalls.
 

Liebe Aufpasser!
 

Da ihr eure Pflicht leider zu ernst nehmt und sogar Wachen vor meiner Tür postiert habt, bin ich einfach aus dem Fenster geklettert.

Glaubt ihr ernsthaft, dass ihr mich einsperren könnt? Also wirklich....

Nun gut, auf jeden Fall bin ich mit Faer und Thôr, wie ihr vielleicht bald feststellen werdet, weg.

Keine Panik, ich komme zurück, irgendwann zumindest.

Und wehe, ihr sucht mich!
 

Iara
 

"Aufpasser" hatte sie geschrieben, von wegen Aufpasser!

Für dieses Gör brauchte man eine ganze Armee zum Aufpassen, denn da waren wir machtlos.

Aber das mit den Wachen stimmte. Bereth hatte wirklich Wachen vor ihre Tür stellen lassen. Sie hatte uns gestern Abend, als wir alle zusammen saßen, erzählt, was in Iaras Zimmer vorgefallen war. Ich hatte nur wieder über die Dummheit der Menschen in solchen Situationen nachgedacht.

Anstatt sich in Ruhe zu lassen, gingen sie aufeinander los wie primitive Orks.

Und sie würde zurückkommen, irgendwann zumindest. Das ich nicht lachte!

Die kam nicht wieder, soviel stand fest. Und das wir sie nicht suchen würden, das konnte sie sich auch abschminken. Natürlich würden wir sie suchen, was dachte sie denn von uns? Dass wir sie in Mittelerde ganz alleine herumirren ließen? Auf gar keinen Fall.

Aber ihr Brief hatte meine Laune wirklich gebessert. Sie dachte wirklich, sie könne uns für dumm verkaufen. Jetzt kam wieder etwas Bewegung in den tristen Alltag.

"Sie hat fast alle ihre Sachen mitgenommen. Ihre Waffen natürlich und Proviant. Ich habe nachgefragt, sie scheint ganz früh geritten zu sein, denn keiner konnte mir sagen, wann und wohin sie geritten ist. Und sie hat tatsächlich Thôr und Faer mitgenommen. Und was machen wir jetzt? Wo sollen wir anfangen zu suchen?"

Arwen war völlig aufgelöst. Sie schien sich wirklich Sorgen um Iara zu machen. Hatte die Elbe das Mädchen ins Herz geschlossen?!

Natürlich, Arwen mochte sie wirklich, laut Aragorn zumindest.

"Am besten teilen wir uns auf. Weit kann sie ja wohl kaum gekommen sein. Sie kennt sich nicht aus und am besten sagen wir den Anderen noch nicht Bescheid, sie würden sich nur unnötige Sorgen machen. Wahrscheinlich erlaubt sie sich einen Scherz und ist gar nicht weit von Bruchtal fort geritten.", meinte ich gelassen, nahm Aragorn den Zettel aus der Hand und las ihn erneut durch.

"Natürlich will sie uns für dumm verkaufen. Wenn sie wirklich vorgehabt hätte abzuhauen, dann hätte sie keine Nachricht hinterlassen und wäre bei Nacht und Nebel gegangen. Und außerdem hat sie geschrieben, dass sie zurückkommen will.", redete ich, mehr oder weniger, mit mir selbst und faltete den Zettel zusammen.

"Nun gut, dann suchen wir. Arwen sucht nochmal in Bruchtal selbst, Legolas nimmt den Wald und ich die offene Ebene.", schlug Aragorn vor, aber es war doch mehr ein Befehl.

Gemeinsam liefen wir zum Stall, von dort verabschiedete sich Arwen. Sie ging aber nicht, bevor sie noch einmal laut ihre Zweifel Kund getan hatte, dass Iara in Bruchtal sei. Auch ich bezweifelte es, aber man sollte alles absuchen. Wahrscheinlich rechnete Iara damit, dass wir sie in Bruchtal vermuteten.

Wir sattelten rasch unsere Pferde und galoppierten aus Bruchtal hinaus. Aragorn ritt in die Ebene und ich lenkte Iavas in den nahegelegenen Wald. Wäre doch gelacht, wenn wir sie nicht finden würden....
 

Iaras POV
 

"Es klappt einfach nicht. Was mache ich denn falsch?"

Völlig genervt und erschöpft setzte ich mich ins Gras und schaute zu Thôr, der auf einem Ast saß und mich fragend anblickte. Faer hatte ich von Zaumzeug und Sattel befreit und ließ ihn frei herumlaufen. Hier im Wald würde uns niemand finden.

Hätte ich vielleicht keinen Zettel schreiben sollen? Natürlich würden sie mich suchen. Wahrscheinlich kochte Bereth und Matt und Legolas lachten sich bestimmt tot, während Gandalf sich einen neuen bösen Blick und eine Strafpredigt ausdenken würde. Ach, was sollten die Zweifel? Sie würden mich nicht finden, dafür sorgte ich schon, denn so lange Faer und Thôr mich nicht verraten würden, war ich hier sicher und das taten sie mit Sicherheit nicht.

Der eigentlich Grund meines Versteckspieles war eigentlich absurd: ich wollte einfach nicht in die Nähe meiner Großmutter. Dafür hätte ich auch in Bruchtal bleiben können, war ja groß genug.

Aber der Streit vom Vortag ging mir nicht mehr aus dem Kopf und Bruchtal erinnerte mich nun einmal daran. Also hatte ich in aller Frühe meinen Rucksack gepackt, war in den Stall geschlichen und hatte mir Faer geliehen.

Thôr hatte mich dann überrascht und ich dachte schon, Bereth würde jeden Moment um die Ecke kommen, aber sie kam nicht, also nahm ihn den Adler einfach mit. Reine Vorsichtsmaßnahme! Nicht, dass er Bereth herführte, denn das wäre schrecklich. Eigentlich wollte ich nur rumsitzen und Musik hören, aber dann dachte ich mir, dass ich doch trainieren könnte, sowohl mit den Waffen, als auch mit den Steinen.

Ich fühlte mich zwar noch nicht ganz fit, aber für ein paar kleine Übungen reichte es. Und ich machte ja genügend Pausen, also konnte nichts passieren.

Gerade hatte ich mit dem Feuerstein geübt, aber es klappte nicht. Ich konnte keine Feuerkugel heraufbeschworen oder seine zusätzliche Kraft verwenden.

Es war zum Haare raufen! Den Wasserstein beherrschte ich zwar auch noch nicht gut, aber seine zusätzliche Kraft und die Macht über das Wasser selbst, ging mir besser von der Hand als das Feuer.

Feuer und Wasser, unterschiedlicher konnten die beiden nicht sein.

Seufzend nahm ich meine Kette ab und befestigte den Rubin, genauso wie den Aquamarin, daran und stand wieder auf. Dann würde ich jetzt eben mit den materiellen Dingen Vorlieb nehmen.

Ich holte meinen Bogen und die Pfeile. Während ich mir den Köcher über die Schulter warf, blickte ich noch einmal zu Thôr, der mir aufmunternd zu krächzte, so kam es mir zumindest vor.

Schade, dass ich ihn nicht verstehen konnte. Er würde mir sicher helfen können.

Ich hatte immer noch mit niemandem über die Ereignisse in der Höhle gesprochen und fraß alles in mich hinein. Ich fühlte mich nicht gut dabei und unterdrückte den Schmerz und das Verlangen mich wieder zu ritzen. Das war doch auch keine Lösung. Aber was war eine Lösung?

Mit jemandem reden konnte und wollte ich nicht. Wer würde mich denn verstehen?

Bereth? Nein, nach der gestrigen Aktion würde ich nicht mehr mit ihr reden.

Arwen? Vielleicht, ich mochte die Elbe wirklich. Sie war mir eine große Hilfe in Sachen Wunden versorgen.

Die Hobbits? Gimli? Elrond? Niemals, die würden das auf gar keinen Fall verstehen.

Aragorn? Mal sehen, er schien eigentlich relativ vernünftig.

Matt oder Legolas? UM GOTTES WILLEN, das wären nun wirklich die Allerletzten zu denen ich gehen würde.

Ich schüttelte den Kopf um alle Gedanken loszuwerden, nahm einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn in den Bogen und spannte die Sehne. Ich zielte auf einen Baumstamm und konzentrierte mich. Genau den musst du treffen, Iara. Wenn du den triffst, dann bist du schon ein ganzes Stück weiter.

Ich vergewisserte mich, dass ich auch richtig gezielt hatte und ließ dann die Sehne los. Sofort schoß der Pfeil nach vorne und verfehlte sein Ziel um Haaresbreite.

"Verdammt!", fluchte ich laut und nahm den nächsten Pfeil zur Hand. Genau das selbe Spiel, genau das selbe Ergebnis.

Ich schoß noch insgesamt viermal daneben und beim fünften Versuch flog der Pfeil keine drei Meter vor mir in den Boden.

"MIST!", schrie ich und pfefferte den Bogen auf den Boden.

"Ich werde das nie lernen. Es ist zum verrückt werden. Wieso sieht das bei dem blöden Elb so leicht aus?"

Ich steigerte mich so in die Wut über mein Versagen, dass ich nicht bemerkte, wie mein Feuerstein reagierte. Keinen Augenblick später hatte ich eine kleine Feuerkugel in der Hand, die mich herausfordernd angrinste, so bildete ich es mir zumindest ein.

"Verstehe...", murmelte ich, während ich auf die Kugel in meiner Hand starrte.

"Es hängt also von meiner Laune ab. Wenn ich Wut oder Hass verspüre, dann geht es leichter, als wenn ich es so versuche."

Ich ließ das Feuer über meine Finger gleiten, dann meinen Arm rauf und wieder runter.

Dann schnappte ich kurz meine Hand zu und die Kugel verschwand.

"Gar nicht heiß....", murmelte ich zufrieden und wollte es auch gleich mit dem Wasser ausprobieren. Ich konzentrierte mich auf den Aquamarin und dachte an Matt. Der Hass, der dabei in mir aufstieg, ließ die Wasserkugel etwas größer ausfallen, als ich es eigentlich wollte, aber immerhin hatte es funktioniert und ich war stolz auf meine Leistung.

Ich schickte die Wasserkugel mit einer scheuchenden Armbewegung in den Himmel und ließ sie von dort hinunter auf die Erde fallen, wo sie zerplatzte.

Jetzt hatte ich sogar den Rasen gegossen und ich nickte zufrieden.

Dann nahm ich meinen Bogen erneut zur Hand, legte einen Pfeil ein, spannte die Sehne und zielte. Diesmal ließ ich mir länger Zeit und ließ dann erst die Sehne los. Und tatsächlich, der Pfeil traf sein Ziel.

Als plötzlich ein Klatschen ertönte, fuhr ich erschrocken um und im nächsten Moment hatte der Klatschende einen Pfeil neben seinem Kopf stecken, in einem Baum versteht sich.
 

Legolas' POV
 

Ich hatte wohl doch nicht ganz Unrecht gehabt, denn sie war tatsächlich nicht weit von Bruchtal entfernt. Auf der Lichtung stand sie und übte das Bogenschießen. Es sah nicht schlecht aus, aber sie schoß ganze fünfmal daneben.

Am liebsten hätte ich laut losgelacht, aber ich ließ es bleiben. Warum sollte ich sie wütend machen?

Ich zog es vor, ihre Versuche noch etwas zu beobachten. Ihre Aussage "blöder Elb" überhörte ich großzügig, denn ich wollte ja nicht so sein.

Ich hatte mich hinter einem Baum versteckt und warf einen kurzen Blick auf Thôr, wenn er mich entdeckte, dann war ich tot.

Faer war nirgends zu erkennen, wahrscheinlich lief er irgendwo im Wald herum, denn sein Sattel und sein Zaumzeug lagen unter einem Baum, genauso wie ihr Rucksack und das Schwert. Als sie den kostbaren Bogen dann auf den Boden pfefferte, wäre ich fast aus meinem Versteck gesprungen. Wie ging sie denn mit ihrer Waffe um? Das war ungeheuerlich.

Und dann stand sie eine ganze Weile nur so da, bis sie sich etwas in meine Richtung drehte und ich erkennen konnte, was sie tat: sie spielte mit einer Feuerkugel.

Also, diese Frau war einfach unglaublich. Hatte man ihr nicht beigebracht, dass man mit Feuer nicht spielte? Und schon gar nicht im Wald?

Eines schwor ich, wenn sie irgendwas anzündete, dann war sie dran.

Aber nach kurzer Zeit ließ sie die Feuerkugel, zu ihrem Glück, in ihrer Hand, verschwinden, nur um sie durch eine Wasserkugel zu ersetzten.

Sie übte wohl die Macht ihrer Steine zu kontrollieren und richtig einzusetzen.

Um so besser, dann würde nicht ein Unschuldiger irgendwann eine Kurzschlussreaktion zu spüren bekommen.

Als sie das Wasser gen Himmel schickte, erhaschte ich einen Blick auf ihren verträumten Gesichtsausdruck. Wie sie da auf der Lichtung stand und in den Himmel blickte, sah sie so friedlich aus, richtig zerbrechlich.

Erst als sie ihren Bogen wieder aufhob, konnte ich meine Gedanken und meine Blicke von ihr losreißen. Sie schien es erneut versuchen zu wollen. Langsam und bedächtig legte sie den Pfeil ein, spannte die Sehne und konzentrierte sich auf das Ziel. Und als der Pfeil dann tatsächlich sein Ziel traf, konnte ich nicht anders: ich trat hinter dem Baum hervor und klatschte.

Ich bereute meine Tat Sekunden später, denn schon wieder bohrte sich ihr Pfeil neben meinem Kopf ins Holz.
 

"Spinnt Ihr? Mich so zu erschrecken? Schon zum zweiten Mal!", schrie sie mich auch gleich an und ich erwachte aus meiner Trance. Ich zog den Pfeil aus dem Baum und entschuldigte mich in Gedanken bei ihm. Der arme Baum konnte nun wirklich nichts dafür.

"Außerdem habe ich geschrieben, dass Ihr mich NICHT suchen sollt! Könnt Ihr nicht lesen, oder was?", giftete sie weiter und funkelte mich wütend an.

Langsam kam ich auf sie zu und gab ihr den Pfeil zurück, den sie mir gleich aus der Hand riss. Ich zuckte kurz zusammen, als die Spitze mir in die Haut ritzte, nicht aus Schmerz, eher aus Überraschung.

"Natürlich kann ich lesen. Aber Ihr glaubt doch nicht allen Ernstes, dass wir Euch nicht suchen würden, nur weil Ihr es geschrieben habt.", antwortete ich ihr geduldig und blickte ihr in die grünen Augen.

"Doch, das hatte ich eigentlich erwartet.", sagte sie trotzig und verschränkte die Arme. Ich schaute sie verblüfft an. Das war doch jetzt nicht ihr Ernst gewesen? Nein, natürlich nicht. Sie verspottete mich bloß, wie immer.

"Dann wäre es wohl besser gewesen, Euch im Wald bei den Wölfen und den Orks zu lassen.", meinte ich total unschuldig, doch sie zuckte nur die Schultern.

"Bitte! Das macht mir nichts aus.", erwiderte sie ohne eine Spur von Angst oder Nervosität in ihrer Stimme.

"Das ist doch nicht Euer Ernst?", fragte ich sie gleich überrascht und sah wie sie grinste.

"Doch, eigentlich schon. Zeigt mal her.", sagte sie und griff nach meiner Hand.

"Ach, halb so schlimm. Wartet kurz.", murmelte sie, ließ meine Hand los und rannte zu ihrem Rucksack.

Was hatte sie jetzt vor? Ich starrte auf meine Hand und schüttelte den Kopf. Wegen so einem Kratzer machte sie einen Aufstand. Was war nur los? Tat ihr die Einsamkeit im Wald nicht gut?

Als sie zurück kam, hatte sie ein Pflaster in der Hand und ich war noch überraschter. Machte sie sich etwa Sorgen? Wegen so einem Kratzer? Und noch dazu um mich, den sie eigentlich gar nicht leiden konnte?

"Ich brauche kein Pflaster. Ist doch nur ein Kratzer...", versuchte ich sie abzuhalten, doch sie schnappte sie meine Hand, wischte das bißchen Blut weg und klebte dann das Pflaster darüber. Es erstaunte mich, wie vorsichtig sie das tat. Also würde gleich meine Hand abfallen.

"War doch gar nicht so schlimm. Und jetzt könnt Ihr wieder gehen."

Ich fiel aus allen Wolken, dieses kleine Biest.

"Ich werde nicht gehen, nur wenn Ihr mitkommt.", sagte ich trotzig und verschränkte die Arme.

"Macht sie da jemand Sorgen?", flötete sie und grinste mich frech an.

"Ich mache mir keine Sorgen um Euch!", wehrte ich mich, doch sie grinste nur und winkte ab.

"Schon in Ordnung. Ich wollte sowieso bald nach Hause kommen."

Nach Hause? Wieso nannte sie Bruchtal ihr zuhause? Hatte sie sich etwa damit abgefunden, dass sie hier bleiben würde?

"Warum nennt Ihr Bruchtal Euer zuhause?", fragte ich sie dann geradewegs.

Sie schaute mich leicht verwirrt an und zuckte dann die Schultern.

"Weil ich ja wohl hier bleiben muss.....", murmelte sie dann und wandte sich ab.
 

Iaras POV
 

Warum stellte er so komische Fragen? Das ging ihn doch wohl wirklich nichts an.

Soweit ich mich erinnern konnte, kam er aus Düsterwald und ich hoffte, dass er bald wieder dorthin verschwinden würde, dann würde ich ihn niemals wiedersehen.

Ich seufzte leise und ging zu meinem Rucksack, setzte mich unter den Baum und aß ein Stück Brot, dabei starrte ich abwesend und gedankenverloren in den Himmel und seufzte noch einmal.

Ich verstand immer noch nicht, warum ausgerechnet ich in so einer aussichtslosen Situation stecken musste. War ich denn nicht gestraft genug? Oder warum wurde ich so bestraft? Was hatte ich getan? Ich wusste es nicht und es brachte auch nichts, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ich würde die Antwort sowieso niemals erhalten.

"Was ist in der Höhle vorgefallen? Warum quält Ihr euch so?", riss mich Legolas' Stimme aus meinen Gedanken und ich starrte ihn fragend an.

Er hatte sich vor mich gekniet und seine blauen Augen blickten direkt in meine. Ich konnte Besorgnis darin ablesen und ich musste leicht grinsen.

"Ihr macht Euch doch Sorgen!", rief ich dann, was ihn vor Schreck aus dem Gleichgewicht brachte und er nach hinten auf seinen Hintern fiel.

"Nun gut, ich mache mir Sorgen. Das ist doch aber verständlich bei Eurem Verhalten.", murrte er und setzte sich dann mir aufrecht gegenüber.

"Wieso? Wie verhalte ich mich denn?", fragte ich ihn unsicher und ein mildes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

"Ihr verdrängt alles, Sorgen, Ängste, Probleme. Ihr müsst unbedingt mit jemandem darüber sprechen, sonst geht Ihr daran zugrunde."

Ich zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und musterte ihn. Ich verdrängte überhaupt nichts. Und wenn schon, was interessierte es ihn? Sollte ich etwa mit ihm reden? Wohl kaum......

"Ich verdränge doch gar nichts. Was sollte ich denn verdrängen? Nichts, also muss ich auch mit niemandem reden."

"Was ist in der Feuerhöhle passiert? Erzählt es mir, bitte."

Wieso kam er jetzt auf einmal auf dieses Thema zu sprechen? Das war doch ein alter Hut und über alte Hüte sprach man nicht. Dann würde ich in der Vergangenheit leben und das wollte ich nicht mehr.

"Es ist überhaupt nichts passiert. Ich wollte mir den Stein holen, aber der Wächter war nicht ganz einverstanden damit. Wir haben ein bißchen gekämpft und ich habe ihn dann getötet.", berichtete ich mit gelangweilter Stimme, als wäre es eine alltägliche Sache, Menschen zu töten, auch wenn sie Untote waren.

Ich kaute auf meiner Unterlippe und spielte nervös, aber so unauffällig wie möglich, mit den Fingern. Ich hielt mich immer noch für ein Monster und die Erinnerung an Himon und die Geschehnisse jagten mir kalte Schauer über den Rücken. Eigentlich wollte ich es vergessen, aber ich schaffte es nicht.

Vielleicht hatte der Herr Prinz Recht und ich verdrängte es wirklich!?

"Das war doch aber sicherlich nicht alles.", meinte Legolas misstrauisch und musterte mich.

Jetzt bloß nichts anmerken lassen, Iara. Bleib cool, du packst das schon.

"Doch, das war alles. Und wie Ihr dann gesehen habt, habe ich den Stein ja dann bekommen. Es war zwar schwierig, aber ich schaffe eben alles, was ich will."

"Gehört dazu auch, alles zu verdrängen? Gefühle zu verstecken und eine Mauer um sich zu bauen?"

Was sollte jetzt dieser Psycho-Kram? Wollte er mich irgendwie irre machen?

"Ich verstecke meine Gefühle nicht und ich habe auch keine Mauer gebaut. Ihr habt wirklich eine blühende Phantasie, Legolas!", lachte ich und schüttelte den Kopf.

"Ich bilde mir das nicht ein. Ich mauert und wie ihr mauert. Jetzt schon wieder. Ich baut eine riesige Mauer um Euch herum und verkriecht Euch zusätzlich in einem Schneckenhaus. Ihr habt Angst vor der Welt, die Euch draußen erwartet."

Verdammt, konnte der einen gut durchschauen. Hatte er einen sechsten Sinn oder so? Ach nein, er war ja ein Elb und Elben merken so etwas oder wie war das?

Auf jeden Fall mochte ich es nicht, er kam mir gefährlich nahe, zu nahe.

"Es wäre unlogisch mich selbst einzusperren, auch wenn es nur in meinem Kopf ist. Ich mag es nicht, eingesperrt zu sein, weder physisch noch psychisch. Und Angst habe ich mir Sicherheit nicht. Ich habe vor nichts Angst, nicht einmal vor Untoten oder sonst etwas. Habt Ihr vor etwas Angst?"

Ich stellte mit Zufriedenheit fest, dass er sich die Zähne an mir ausbiss.

Aus mir würde er kein Wort heraus bekommen. Er hatte schon mitbekommen, dass ich mich geritzt hatte, da musste er nicht noch mehr wissen.

"Natürlich habe auch ich Angst vor Dingen, die ich jetzt nicht näher erläutern werde. Es geht jetzt immer noch um Euch, nicht um mich. Und wenn Ihr nicht aufhört, Eure Gefühle zu verdrängen, dann werdet Ihr bald keine Gefühle mehr haben, die Ihr verdrängen könnt. Dann werdet Ihr innerlich tot sein.", meinte er bitter und er meinte das durchaus ernst.

Ich schaute ihn verwirrt an und sein Gesichtsausdruck zeigte keinerlei Anzeichen davon, dass er mich gerade verarschte. Nein, er meinte das völlig ernst.

Er machte sich tatsächlich Sorgen um mich, wie niedlich. Hallo Sarkasmus!

"Wer braucht schon Gefühle? Sie machen einen schwach und verletzbar. Ich verzichte auf den Luxus, Gefühle zu haben.", antwortete ich ihm dann genauso ernst und erhob mich.

"Genug geredet, lasst uns zurückreiten. Es wird Zeit...", forderte ich ihn auf und pfiff nach Faer, der auch sofort aus dem Gebüsch getrabt kam.

"Na, Dicker. Wo warst du?", begrüßte ich ihn und er schnaubte als Antwort.

Während ich mein Pferd sattelte, hatte auf Legolas sein Pferd gerufen und saß bereits auf.

"Thôr? Wo bist du?", rief ich nach meinem Adler und mit einem Kreischen flog er auf meine Schulter.

"Da bist du ja...", murmelte ich und streichelte ihm kurz über den Kopf, dann stieg ich auf und ritt an Legolas vorbei.

Warum hatte er mich so durchschaut? Ich versuchte wirklich alles, um meine Maske aufrecht zu erhalten, aber er kam einfach daher und schaute dahinter. Wie war das möglich?

Ich seufzte und war mir eins im Klaren: vor diesem Elb musste ich mich höllisch in Acht nehmen, sonst würde er meine ganze Fassade einreißen und ich stand hilflos da.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2004-08-07T14:03:44+00:00 07.08.2004 16:03
Wie immer waren die Kapütel arschgeil *ggg*
Ich hoffe du schreibst ganz schnell weida, da die Fic immoment meine Lieblingsfanfic is *höhö*
bye Kagome17
*ganzdolleliebknuddel*
Von: abgemeldet
2004-08-05T18:07:44+00:00 05.08.2004 20:07
Cool, bin die erste!!!!! XD

Also die Chaps waren spitze!!!! *nillisehrstolzaufdich* Lego ist wirklich gut. Naja, er ist auch ein Elb!! ;D Trotzdem würde ich Iara empfehlen, dass sie sich jemanden anvertraut *innillisaugensollteesLegosei*

Wie mir die Omi auf die Nerven geht!!! So benimmt sich keine Omi!!!! *ihramliebstenIarasvaterandenhalsschicken!!!* Eigentlich könnte Iara ihr vorwerfen, dass B. sie in Stich gelassen hat. Immerhin, hat sie einfach Iara allein mit ihren Monster Daddy gelassen!

Schreib schnell weiter!!!!! XD Freu mich schon rießig darauf *gg*

*dichganzdollknuddeln* Bussi Nilli
Von:  starwater
2004-08-05T18:07:44+00:00 05.08.2004 20:07
Wieder Erstääää!!^^
Jaja, der liebe Legolas als Seelentröster...hätte ich auch gern *sniff*.
Hat mir gut gefallen!!
Wenn du wirklich in den Ferien mit der Story fertig wirst, werd ich viele Kommis "nachholen" müssen, weil ich am Samstag für 3 Wochen nach Frankreich fahren werde:)
Freu mich schon auf die nächsten Chaps!!!
Knuddeläääääääääääz, starwater;)


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