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Hinter dem Horizont

Neuer Anfang in einer fremden Welt
von

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Kapitel 10

Tugend besteht nicht aus der Abwesenheit der Leidenschaften, sondern in deren Kontrolle. (Billings)
 

Kapitel 10
 

Warum immer ich? Das Leben war so unfair und immer traf es mich am härtesten.

Ich hatte noch ein paar Mal versucht meine Großmutter umzustimmen, aber sie blieb stur. Soviel zum Thema, dass ICH stur wie ein Esel wäre.

Der Appetit war mir auch gründlich vergangen und so verabschiedete ich mich frühzeitig von meinen "Beschützern".

Ich stampfte zurück in mein Zimmer, oder besser, was davon übrig geblieben war, und suchte meinen Rucksack. Wenn ich auf die Reise ging, dann nicht ohne meine Musik und meinen Rucksack, das war sicher.

Ich suchte und suchte, aber irgendwie fand ich ihn nicht. Ich suchte in jeder Ecke, unter dem Bett. Ich suchte sogar unter meinen Fenstern. Vielleicht war er bei meinem Anfall versehentlich nach draußen befördert worden. Aber da war er auch nicht. Zum Glück lag wenigstens mein MP3-Player auf dem Bett und lud mich dazu ein, wieder Musik zu hören, aber ich hatte keine Zeit, ich musste den Rucksack finden. Meine Tanzsachen waren darin und außerdem noch meine Batterien, ohne die ich total aufgeschmissen wäre. Nach endlosem Suchen und Fluchen fand ich ihn dann auf dem großen Kleiderschrank. Wie war er da hinauf gekommen?

Mit Mühe und Not schaffte ich es sogar, ihn runter zu holen. Ich sprang hoch und hielt mich am Rand fest, zog mich schwerfällig nach oben und krallte mir die Tasche. Als ich wieder sicher auf dem Boden stand, öffnete ich erst einmal das gefundene Wertstück und beförderte Tanzschuhe, Kleid, Batterien und Schminkzeug heraus. Schminkzeug? Für was um Gottes Willen hatte ich das dabei? Ach ja, die Christian wollte mich ja eigentlich aufstylen. Ich seufzte und stopfte das unerwünschte Mitbringsel zurück in den Rucksack, in die hinterste Ecke.

Ich warf Schuhe und Kleid auf das Bett und stopfte meinen Pullover in den Rucksack. Ich wollte mir ja nicht den Arsch abfrieren. Wer wusste schon, wie kalt das hier werden konnte?! Ich zumindest wusste es nicht.

Ich betrachtete meine Tanzuntensilien und seufzte. Wie gerne würde ich jetzt einfach in die Schuhe schlüpfen und eine Runde tanzen gehen, aber dazu brauchte ich Matt und den wollte ich nicht fragen.

Ob die Leute hier tanzen konnten? Die waren doch zum Teil adelig und mussten das sicher lernen. Mit einem erneuten Seufzen fiel mein Blick auf das rote Kleid, hob es mit spitzen Fingern auf und hielt es vor mich.

Naja, so schlecht war es nicht. Es war eigentlich schön, aber hier konnte ich es wohl kaum tragen, denn dann hatte der werte Herr Prinz wieder etwas zu meckern.

Grummelnd warf ich das Kleidchen zurück aufs Bett und schaute mich noch einmal im Zimmer um. Hatte ich auch nichts vergessen? Proviant würde ich mir aus der Küche klauen. Und da tat sich ein neues Problem auf: wo war die Küche?

Ach, ich würde sie schon finden, ich war ja jetzt geübte Sucherin.

Als ich mich weiter umschaute, blieb mein Blick an dem Schwert und dem Bogen hängen, die in der Ecke standen und nur darauf warteten, benutzt zu werden.

Dabei fiel mir ein, dass ich ja noch keinen richtigen Unterricht im Umgang mit Bogen und Schwert bekommen hatte. Ich schüttelte heftig den Kopf und holte meine Erbstücke aus der Ecke.

Es musste auch so gehen. Ich würde es mir notfalls auch selbst beibringen. So schwer konnte das ja nicht sein. Bei Arwen hatte es sehr leicht ausgesehen und was sie konnte, konnte ich auch.

Ich strich vorsichtig mit den Fingern über den Bogen und mir fiel ein, dass ich Pfeile brauchte. Ein Bogen ohne Pfeile war ziemlich nutzlos, so wie Tanzen ohne Partner.

Ich überlegte angestrengt wie ich an Pfeile kommen würde und bemerkte dabei nicht, wie der Aquamarin um meinen Hals schwach anfing zu leuchten. Erst als ich etwas Warmes an meinem Hals spürte, packte ich den Stein und Sekunden später schwebte vor mir ein Köcher mit Pfeilen in der Luft.

Ich grinste. Natürlich, der Stein konnte ja Wünsche erfüllen. Dass ich nicht gleich darauf gekommen war.

Ich packte den Köcher und zog einen Pfeil heraus. Die Pfeilspitze schimmerte silbern und die Federn am Ende waren rot und schwarz.

Ich band das Schwert auf meinem Rücken fest und legte den Pfeil in den Bogen ein. Ich musste ihn jetzt einfach ausprobieren, es kribbelte regelrecht in meinen Fingerspitzen. Ich zielte auf die Tür und spannte die Sehne mit dem Pfeil.

"Na also, ist doch gar nicht so schwer.", sprach ich mit mir selbst und ich war äußerst zufrieden mit mir.

Doch als plötzlich die Tür aufging, ließ ich vor Schreck die Sehne los und der Pfeil sauste Richtung Tür.
 

Legolas' POV
 

Ich hatte die undankbare Aufgabe bekommen, Iara aus ihrem Zimmer zu holen, weil Bereth Angst hatte, sie würde einfach so abhauen. Na und? Sollte die Furie doch abhauen, dann hätten wir weniger Ärger. Warum musste Aragorn auch wieder zustimmen, dass wir sie begleiten würden? Er war einfach zu nett.

Na gut, ich würde sie auch nicht alleine losziehen lassen, um irgendeinen Stein zu suchen, den es wahrscheinlich nicht einmal gab.

Als ich dann vor ihrer Tür stand, war es unheimlich ruhig, zu ruhig. Die heckte doch mit Sicherheit wieder etwas aus, was uns allen schadete. Ich entschloss mich einfach reinzugehen ohne anzuklopfen. Ich öffnete also schwungvoll die Tür und im nächsten Moment steckte ein Pfeil keinen halben Meter von meinem Kopf entfernt in der Tür. Ich schaute verwirrt in den Raum und da stand Iara mit erhobenem Bogen und schaute mich mit großen Augen entsetzt an.
 

Iaras POV
 

Legolas stand in der Tür und neben seinem Kopf hing der Pfeil. Zum Glück war meine Treffsicherheit noch nicht so gut und der Pfeil hatte ihn verfehlt. Langsam ließ ich den Bogen sinken und atmete tief ein und aus.

War das vielleicht ein Schock gewesen, als die Tür aufging und der werte Prinz hereinkam. Hoffentlich dachte er nicht, dass ich einen Anschlag auf ihn verüben wollte. Das wäre ihm glatt zu zutrauen.

"Alles in Ordnung? Ich wollte wirklich nicht auf Euch schießen. Ihr habt mich erschreckt, deswegen habe ich losgelassen.", fragte ich ihn sofort, doch Legolas hob die Hand und ich schwieg.

"Es ist nichts passiert. Aber woher habt Ihr die Pfeile?", wollte er wissen und blickte mich kühl an. So ein arroganter Macho. Schade, dass ich nicht getroffen hatte. Ich warf mir den Köcher über die Schulter, genauso wie den Bogen.

"Ich habe sie mir gewünscht...", murmelte ich, kramte interessiert in meinem Rucksack und tat so als würde ich etwas suchen.

"Gewünscht?", wiederholte der Elb völlig verwirrt. Schwer von Begriff, oder was?

"Ja, gewünscht. Komplizierte Sache, die ich Euch nicht zumuten möchte. Was wollt Ihr hier?", wich ich seiner Fragerei aus und funkelte ihn wütend an.

Doch er gedachte nicht, meiner Frage Antwort zu schenken, statt dessen zog er den Pfeil aus der Tür und betrachtete ihn fachmännisch.

Oh, wie ich so etwas hasste. Ich hob das Kleid vom Bett auf und wollte es in den Schrank hängen, als der Fachmann irgendetwas murmelte. Ich hielt inne und schaute ihn fragend an.

"Was habt Ihr gesagt?", wollte ich wissen und Legolas schaute mich erschrocken an.

"Ich habe gesagt, dass das ein sehr guter Pfeil ist. Dass man sich so etwas wünschen kann, als Laie, ist mir ein Rätsel.", stichelte er und lächelte mich fast schon fies an. Ich schnaubte verächtlich und schwieg. Ich verstaute das Kleid im Schrank, genauso wie die Schuhe. Hier waren sie sicher und ich musste sich nicht suchen, wenn ich sie brauchte. Ich schnappte mir meinen Rucksack und ging auf Legolas zu.

"Ich habe Euch gefragt, was Ihr hier wollt?", wiederholte ich meine Frage und schaute ihn unablässig an. Diesmal würde er mir nicht ausweichen und ich würde meine Antwort bekommen.

"Ich sollte nach Euch schauen, weil Eure Großmutter Angst hatte, Ihr würdet türmen."

Ich grinste. Sie war schon immer ein helles Köpfchen gewesen und durchschaute mich locker.

"Da hatte sie mal wieder einen guten Riecher. Also, wenn es Euch nichts ausmachen würde aus dem Weg zu gehen?", meinte ich gelassen und wollte an ihm vorbei gehen, als er mein Handgelenk packte, es hoch riss und mir den Handschuh wegriss. Ich war völlig überrumpelt, um mich zu wehren und ließ es wortlos geschehen. Na und? Dann würde er es jetzt sehen, mir doch egal. Es ging ihn sowieso nichts an.

"Was zum....", fing er an und schaute mir aufgerissenen Augen meinen verkratzten und blutverschmierten Unterarm an.
 

Legolas' POV
 

Ich beobachtete jede ihrer Bewegungen genau. Wie sie ihre Sachen in den Schrank tat und wie sie auf mich zukam. Ihre Bewegungen waren die einer Elbe, leicht und geschmeidig. Sie schien förmlich über den Boden zu schweben, so leicht waren ihre Schritte, was für eine Elbe auch vollkommen normal war, aber sie sagte ja selbst, dass sie ein Mensch sei. Aber wie sie sich bewegte, musste sie eine Elbe sein, eine untypische Elbe zwar, aber eine Elbe.

Mein Blick fiel auf ihren Arm und ich erinnerte mich an ihre Ausrede beim Essen.

Das war alles andere als Dreck, das war sicher.

Als sie sich an mir vorbei drängen wollte, reagierte ich spontan und packte ihr Handgelenk, riss es nach oben und entfernte den Stoff von ihrem Arm.

Was ich sah, verschlug mir die Sprache. Tiefe Kratzer kreuz und quer über dem Unterarm verteilt und das Blut rann immer noch. Sie hatte aber sorgfältig darauf geachtet, dass die Wunden später von dem Handschuh überdeckt werden würden, deshalb erkannte ich oberhalb der frischen Wunden, feine Narben, die zwar schwer zu erkennen waren, aber nicht für ein Elbenauge.

Und zu meiner Überraschung wehrte sie sich nicht einmal, sondern schien mir sogar ihren Arm entgegen zu strecken, aus Trotz.

"Was zum Teufel habt Ihr getan?", fragte ich sie völlig außer mir, als ich die Sprache wieder gefunden hatte.

"Das geht Euch nichts an.", murmelte sie und wollte ihren Arm befreien, doch ich hielt ihn eisern fest.

"Ihr sagt mir jetzt, was Ihr getan habt?", schrie ich sie schon fast an und ich spürte, wie sie zusammenzuckte.
 

Iaras POV
 

Als er mich anschrie, zuckte ich unfreiwillig zusammen. Genauso hatte mich mein Vater immer angeschrien und festgehalten, wenn er irgendetwas wollte.

"Das geht Euch nichts an.", wiederholte ich und diesmal war meine Stimme lauter.

Ich wollte mich erneut losreißen, doch sein Griff war stark, viel zu stark für mich. Ich würde mir noch den Arm brechen, wenn ich mich weiter wehrte.

"Sagt es mir, bitte. Warum habt Ihr das getan?", fragte Legolas weiter und ich spürte seinen Blick, der mich förmlich durchbohrte. Er würde nicht locker lassen, bis er eine Antwort hatte.

"Weil es mir Spaß macht, mich selbst zu verletzen. Danach geht es mir besser, viel besser.", antwortete ich ihm wahrheitsgetreu, aber ich konnte ihm dabei nicht in die Augen sehen. Dabei hatte ich alles getan, damit es keiner merkte und jetzt hatte er mich doch erwischt.

"Aus Spaß? Es geht Euch danach besser? Wie krank müsst Ihr sein!", schrie er mich nun endgültig an und ich zuckte wieder zusammen. Vor meinem inneren Auge erschien das Bild meines Vaters und ich kniff die Augen fest zusammen. Jetzt bloß nicht heulen, Iara. Zeige keine Schwäche vor diesem...Mann.

"Ja, vielleicht bin ich krank, aber wenn man als respektlos bezeichnet wird, geht es einem schlecht. Man ist verletzt und dann tut man so etwas. Doch das machen nur Leute, die keine Freunde haben, die verhätschelt werden und deren Leben die Hölle ist.", schrie ich und startete einen letzten Versuch mich zu befreien. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, riss ich meinen Arm los, stieß Legolas zur Seite und rannte aus meinem Zimmer.
 

~~
 

Gandalf, Bereth und Elrond ließen uns alle im Vorhof antreten um uns zu verabschieden. Sie hatten beschlossen, dass wir schon jetzt aufbrechen sollten, jetzt, da die Sonne noch nicht untergegangen war. Sie hatten uns sogar Proviant mitgebracht, den ich gleich hastig in meinen Rucksack stopfte.

Wir sollten dann unter meiner Führung die Höhle suchen, in der der Feuerstein sein sollte. Falls wir es nicht schaffen sollten bis die Sonne unterging, sollten wir uns ein sicheren Platz zum übernachten suchen.

Im Hof standen elf Pferde, auch Faer war darunter. Wahrscheinlich durfte ich wieder auf diesem Riesen reiten.

Dann fiel mir noch ein schneeweißes Pferd auf, es war wunderschön, und wie es aussah, schien es Gandalf zu gehören, denn der Zauberer sprach mit dem Tier.

Dann erkannte ich noch fünf kleinere Pferd, wohl für Gimli und die Hobbits.

Ich war immer noch der Meinung, dass die Reise für die Hobbits viel zu gefährlich werden würde und ich wollte auch immer noch alleine reiten, aber das ließen sie ja nicht zu. Ich hatte sogar schon versucht mit Aragorn zu sprechen, aber auch er stellte sich stur, also gab ich es auf. Ich würde einfach nachts abhauen. Was sollte der ganze Ärger?

Ich lief zu Faer und streichelte ihm über die Nüstern, als mein Blick auf Matt fiel, der sich zu einem etwas kleineren Fuchs stellte. Ich befestigte schnell meinen Rucksack am Sattel, denn auf meinem Rücken war kein Platz mehr.

Ich grinste spöttisch. Mal sehen, wie er sich machen würde.

Als Legolas zu Matt trat um ihm zu helfen, blickte ich schnell weg und seufzte.

Seit der Geschichte in meinem Zimmer hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen, geschweige denn uns auch nur angeschaut. Nicht, dass es mir peinlich war. Ich wollte einfach jeglichen Ärger mit diesem Elb vermeiden.

Ich konnte ihn nicht leiden und er mich nicht, also gingen wir uns aus dem Weg.
 

Ich streichelte mein Pferd völlig gedankenverloren, als mir jemand auf die Schulter tippte. Ich erschrak mich fürchterlich und wollte auch schon losbrüllen, als ich meine Großmutter erkannte.

"Verdammt, hast du mich erschreckt.", atmete ich erleichtert aus und lächelte sie gezwungen an.

"Tut mir Leid, Iara. Ich wollte mich nur erkundigen, wie es dir geht.", entschuldigte Bereth sich und ich zog skeptisch eine Augenbraue nach oben.

Hatte der blöde Elb etwa geplaudert? So ein.....

"Mir geht es gut. Ich habe nur keine Ahnung, wo diese Höhle ist.", log ich.

Mir ging es beschissen und ich wusste sehr wohl, wo diese blöde Höhle war. Irgendwo in einem Tal und es schien nicht weit weg von Bruchtal zu sein, denn ich konnte in meinen Visionen immer Bruchtal erkennen.

"Keine Sorge, du wirst sie schon finden. Du hast sie gesehen und der Stein ruft dich, wenn du in der Nähe bist. Du kannst ihn also gar nicht verfehlen. Aber sei gewarnt! Es wird nicht einfach sein, den Feuerstein an dich zu nehmen. Er wird bewacht, wie jeder andere Elementarstein auch. Es sind untote Wesen, verdammt die Steine zu bewachen. Also sei vorsichtig."

Ich grinste selbstbewusst und legte ihr meine Hand auf die Schulter.

"Keine Panik auf der Titanic. Ich packe das schon. Ich hätte ja auch fast Legolas über den Haufen geschossen, da kriege ich so ein Wächterlein locker fertig."

Bereth schaute mich geschockt an und machte wieder den Fisch auf dem Trockenen.

"Du hast......WAS?", schrie sie dann völlig hysterisch. Was war jetzt kaputt?

Ich zuckte zusammen und wich zurück, dabei hob ich abwehrend die Hände.

"Es war ein Unfall und ich habe ihn ja nicht getroffen.", verteidigte ich mich.

"Ein UNFALL? Du hättest beinahe den Thronfolger von Düsterwald niedergeschossen und du nennst das EINEN UNFALL!!!", brüllte sie mich an und ich hielt mir die Ohren zu.

Auch die Anderen, leider auch Legolas, waren aufmerksam geworden und schauten mich wieder so komisch an.

"Ich wollte das ja nicht. Ich habe einfach nur geübt und wenn der dann einfach so in mein Zimmer platzt ohne anzuklopfen, dann.....", wollte ich mich weiter verteidigen, als mich ein Lachen unterbrach.

Ich schaute den Urheber fragend an und erkannte, dass es Gimli war, der sich gerade begonnen hatte zu lachen.

"Sie hat dich fast niedergeschossen? DICH, den werten Herr Elb!", rief er Legolas zu und lachte lauthals weiter.

"ES WAR EIN UNFALL!", schrie ich den Zwerg an und meine Großmutter machte schon wieder Anstalt mich anzugiften.

"Ein Unfall? Klar doch! Du schießt doch jeden Mann über den Haufen, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.", lachte jetzt auch noch Matt und mein Geduldsfaden riss.

"WAS MISCHT DU DICH JETZT DA EIN, DU OBERTROTTEL?", brüllte ich ihn an, doch er lachte nur noch lauter. Ich ballte die Hände zu Fäusten und kniff die Augen zusammen. Dieser...Vollidiot...dieser....Trottel....dieser.....MANN!!
 

Wut und Hass stiegen in mir auf und mein Herz fing an schneller zu schlagen. Jede Faser meines Körpers hasste Matt und am liebsten würde ich ihn jetzt töten.

Sein Lachen drang in meinen Kopf und hallte dort vielfach wieder.
 

Er soll aufhören! Er soll aufhören zu lachen!
 

Ich riss die Augen auf als mich eine eisige Kälte durchfuhr. Sie schien von meinem Aquamarin auszugehen und plötzlich wusste ich auch, was ich zu tun hatte.

Ich hob einen Arm nach oben, öffnete die Hand und ein paar Zentimeter über meiner Handfläche schwebte eine kleine Wasserkugel, tiefblau schimmerte sie mir entgegen.
 

Er soll endlich aufhören zu lachen!
 

Die Kugel wurde größer und das Blau wurde heller und strahlender.

"HÖR ENDLICH AUF ZU LACHEN!", schrie ich und schleuderte die Wasserkugel mit einer schnellen Handbewegung Richtung Matt und sie traf ihr Ziel. Sie traf genau in Matts Bauch und er wurde von den Beinen gerissen.
 

"Iara, komm endlich wieder zu dir. Willst du ihn umbringen?" Ja, verdammt!!

Ich schüttelte heftig den Kopf, schloß die Augen und öffnete sie gleich wieder. Vor mir stand Bereth und blickte mich entsetzt an. Ich fasste mir an den Kopf und seufzte.

"Was ist passiert?", fragte ich sie leise und schaute auf Matt, dem gerade von Legolas und Aragorn auf die Beine geholfen wurde.

"Du hast die Macht des Wassersteins genutzt, um Matt anzugreifen. Du hast gerade deine Macht eingesetzt um einen Menschen zu verletzten.", klärte sie mich auf und es klang alles andere als stolz.

"Ich...es...ich wollte nicht...ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Es kam einfach so über mich. Er hat mich ausgelacht...ich wollte, dass er still ist....", stotterte ich und schaute in die Gesichter der entsetzten Hobbits. Ich schaute in das Gesicht von Arwen und in das von Legolas und Aragorn. Auch Gandalf und Elrond waren zutiefst geschockt über meinen Ausbruch. Als letztes schaute ich Matt an. Er sah ziemlich mitgenommen aus.

War der Angriff wirklich so heftig gewesen? Hatte ich ihn wirklich ernsthaft verletzt?

Ich schüttelte den Kopf, ging auf Faer zu und schwang mich ohne weitere Probleme auf seinen Rücken. Ich nahm die Zügel auf und ließ ihn angaloppieren, aus dem Tor hinaus, raus aus Bruchtal.
 

Bereths POV
 

Unbewusst hatte sie die Macht in sich entdeckt und sie gegen einen Menschen gerichtet. Das war nicht der Sinn. Sie durfte ihre Kräfte nicht gegen Andere richten. Sie waren viel zu gefährlich, viel zu mächtig.

Sie musste lernen richtig damit umzugehen oder es konnte schlimme Folgen für sie und ihre Begleiter haben. Ich wandte mich an Matt und musterte ihn besorgt.

"Alles in Ordnung bei dir? Bist du verletzt?", fragte ich den Jungen besorgt, doch er schüttelte nur den Kopf und klopfte sich den restlichen Staub von den Kleidern. Dann warf er sich seine Waffen über die Schulter und stieg auf sein Pferd.

Ich war überrascht. Ich dachte nicht, dass er reiten könne. Aber ich habe mich wohl in ihm getäuscht. Er schien viel aushalten zu können, hart im Nehmen.

Ich nickte zufrieden, als sich auch die Anderen bereit für den Aufbruch machten.

Gandalf ritt auf Schattenfell neben mich und blickte geradeaus. Er blickte Iara hinterher, die einfach so davon geritten war.

"Wir holen sie schon ein. Mach dir keine Gedanken, Bereth. Und wir werden auf sie aufpassen.", beruhigte mich Gandalf, hob die Hand und gab den Anderen das Zeichen zum Anreiten. Zehn Reiter auf ihren Pferden preschten an Elrond und mir vorbei und verschwanden in einer Staubwolke.

Wir blickten ihnen nach und ich seufzte. Elrond bemerkte dieses Seufzen und legte mir die Hand auf die Schulter.

"Sie werden sie schon heil zurückbringen.", meinte er und brachte mich mit leichtem Druck ins Haus zurück, wo ich jetzt auf Iaras Rückkehr warten musste.
 

~~
 

Ich zügelte Faer und er kam letztenendes zum Stehen, genau auf dem Hügel, auf dem ich bereits mit Legolas stand und in die Ebene geblickt hatte.

Mir war etwas schwindelig. Dieses Pferd hatte ein Tempo drauf. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so gut halten würde und komischerweise wusste ich auch genau, wohin ich reiten musste. Es war wie ein innerer Drang, der mich hier her geführt hatte.

Ich schaute angestrengt in die weite Ebene, die noch vom letzten Schein der untergehenden Sonne beschienen wurde. Es war genauso schön wie beim ersten Mal, nur diesmal würde ich keine Flammen sehen. Diesmal wehrte ich mich dagegen, denn ich wusste schon längst, wo die Höhle lag.

Am Horizont konnte ich ein Gebirge erkennen und genau in der Mitte dieses Felsgebildes war ein Tal und an dessen Ende war die Höhle mit dem Rubin darin.

"Ihr wisst, wo sie ist, nicht wahr?", riss mich Gandalfs Stimme aus meinen Gedanken und ich nickte.

"Ja, ich weiß es. Ich habe sie viel zu oft gesehen, um es zu vergessen. Aber mir wäre es wirklich lieber, wenn Ihr wieder umkehren würdet.", bekräftigte ich seine Aussage, doch ich erhielt nur ein leises Lachen als Antwort.

"Oh nein, Ihr werdet uns nicht los.", meinte er nur und ließ Schattenfell wieder angaloppieren. Ich schaute ihm nachdenklich hinterher. Ich sah wie sein weißer Umhang im Wind flatterte und wie die Mähne seines Pferdes wehte.

Ich seufzte und erschrak mich, als auf einmal Matt und die Hobbits an mir vorbei ritten, genauso wie Aragorn, Arwen und Gimli.

Ich schaute ihnen hinterher und hoffte, dass auch endlich Legolas an mir vorbei reiten würde, aber er tat es nicht. Statt dessen ritt er neben mich und ließ sein Pferd zum Stehen kommen.

"Wenn Ihr glaubt, dass es so einfach ist uns auszutricksen, dann muss ich Euch enttäuschen.", meinte er und ich schaute ihn empört an, doch er starrte nur geradeaus und rührte sich nicht.

"Wie kommt Ihr darauf?", knurrte ich und starrte ihn immer noch an. Verdammt, sah der gut aus. IARA, reiß dich zusammen.

Ich schüttelte kräftig den Kopf und riss meinen Blick von dem Elb.

"Ich bin nicht blöd, Iara.", antwortete er mir und ich grinste und murmelte ein "Ach nein?", was mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Er schaute mich wütend an und zischte: "Ja, so ist es!"

Ich nickte und ließ Faer schweigend angaloppieren.
 

~~
 

"Das ging aber schnell...", wunderte ich mich und blickte die steile Felswand empor. Wir waren vielleicht eine halbe Stunde geritten und die Sonne war jetzt trotzdem fast verschwunden. Nur noch ein schmaler Streifen war am Horizont zu erkennen, der aber doch noch genug Licht spendete, um etwas erkennen zu können.

Oder lag es daran, dass ich als Elbe besser sehen konnte als die Menschen?

"Dann lasst uns keine Zeit verlieren und in das Tal reiten, wenn wir schon so gut in der Zeit liegen, dann können wir auch noch die Höhle erreichen.", forderte ich nach kurzem Schweigen auf und ritt im Schritt in den Felsspalt hinein.

"Jetzt fängt sie auch schon an, uns zu befehligen.", murrte Legolas und ich verengte die Augen.

"Habt Ihr mir irgendetwas zu sagen, werter Prinz?", fragte ich völlig unschuldig ohne mich umzudrehen. Doch ich erhielt keine Antwort und zuckte die Schultern. Wenn er auf Diva machen wollte, bitte.
 

Legolas' POV
 

Diese Frau trieb mich wirklich noch in den Wahnsinn. Erst zerstörte sie Bruchtal und jetzt kommandierte sie uns auch noch herum. Irgendwann würde ich mich wirklich noch vergessen und eins war sicher: ich würde sie mit Sicherheit nicht retten, wenn sie in Gefahr wäre. Sollte sie doch schauen, wie sie wieder aus dieser Situation käme.

Ich trieb meinen Fuchs Iavas (Herbst) an und folgte der Gruppe, die unserer Führerin schon gefolgt waren, murrend. Über die Köpfe der Hobbits und der Anderen hinweg, betrachtete ich Iara und seufzte.

Ihr schwarzes Haar, das sie zu einem locker gebunden Zopf trug, wehte leicht im Wind und ich musste zugeben, dass sie eine wirklich schöne Frau war.

Ich schüttelte heftig den Kopf. Bei Eru, Legolas, sie war eine Furie und keine schöne Frau.

Doch trotzdem konnte ich meinen Blick nicht von ihr lassen. Zum Glück waren meine Freunde zwischen uns, sonst würde sie mich töten, wenn sie es bemerken würde. Ich zuckte zusammen, als sie dann tatsächlich den Kopf umwandte und mir genau in die Augen blickte. Verdammt, sie hatte es doch gemerkt. Kein Wunder, sie war eine Elbe.

Doch anstatt alzu schreien, drehte sie den Kopf wieder nach vorne und ich meinte, ein kleines Lächeln auf ihren Lippen erkannt zu haben. Machte sie sich etwa lustig über mich?
 

Iaras POV
 

So so, der werte Prinz beobachtete mich also. Hatte der einen Schrecken bekommen, als ich mich zu ihm gedreht hatte. Der dachte wohl, ich würde das ganze Tal zusammenbrüllen. Nun, ich war eben immer für Überraschungen zu haben, lieber Prinz Legolas. Aber wenn er nicht aufhörte mich anzustarren, dann vergass ich mich wirklich noch.

Ich verdrängte den Gedanken an Legolas und schaute mich links und rechts um.

Nichts als kalte, nackte, graue Steinwand, mindestens zehn Meter hoch. Zu allem Unglück wurde es jetzt noch dunkler, weil die Sonne jetzt wahrscheinlich ganz untergegangen war und die Felswand kein Licht in das Tal fallen ließ.

Ich starrte angestrengt ins Dunkel und eine Gänsehaut überfiel mich. Ich hatte nicht direkt Angst vor der Dunkelheit, aber ein bißchen mulmig wurde mir schon.

Nach ein paar Minuten angestrengtem Starren erkannte ich, dass das Tal sich öffnete und eine Art Lichtung frei gab. Und dann sah ich sie, am gegenüberliegenden Ende der Talöffnung lag die Höhle, die Feuerhöhle und auf Sindarin, so hatte es mir Bereth gesagt, hieß sie "naur groth".

Das war sie also, die Feuerhöhle. Die erste Stadion meines Schicksals.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  DaemoninRyoko
2004-07-24T14:28:05+00:00 24.07.2004 16:28
Da fällt mir doch grad mal auf. ich hab dir schon lang kein Kommi mehr geschreiben....aba isch wuste ja net das du schon wieder neue Chaps drauf hattest nja...jetzt hab isch gelesen ^^
is echt supi ^^
mach weiter so ^^

HDGDL Ryo ^-^
Von:  starwater
2004-07-19T15:22:57+00:00 19.07.2004 17:22
Klasse, Chap!!^^
Wie die liebe Iara Legolas BEINAHE *gottseidanknurbeinahe!!!* erschießt!! Waaah!!!
Und ich muss Nilli Recht geben...Iara hat mehr Probleme, als sie es ahnt...sag mal deinen lieben Blondie-Elb, dass er sich mal um sie kümmern muss...^^
Aaaalso..schreib schön weiter!!!!
Knuddelääääääz, starwater
Von: abgemeldet
2004-07-18T21:40:38+00:00 18.07.2004 23:40
Mädl ^^

Servus, waren echt super Chaps *gg* Wie kann man nur jetzt aufhören zu schreiben?! Findest du es nicht etwas sardistisch?! *eg* Aber ich mache mir ernsthafte Sorgen um Iara!!! Kann man ihr nicht irgendwie helfen?! Sie sollte sich wenigstens jemanden anverstrauen!! *nillimachtsichernsthaftesorgen*

Also tipp schnell weiter!!! XD

*dichganzdollknuddeln* bussi Nilli
Von:  straubi
2004-07-18T19:56:37+00:00 18.07.2004 21:56
juchu, erste!!!!!! wieder mal echt klasse deine kapis. wir freuen uns schon auf die fortsetzung! also beeilung mit schreiben und reinsetzen!

gruß straubi (+ schwester)


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