Langerwartete Einsichten
Kapitel 2: Langerwartete Einsichten
"Hey Kumpel", grüßte Cloud seinen rauchenden freund und lehnte sich auf die Brüstung der Terasse. Die Nacht war kalt und verursachte eine leichte Gänsehaut auf seinen entblößten Armen.
Cid nickte zur Antwort, während er dem Rauch seiner Zigarette auf dem Weg gen Himmel nachsah.
Langsam seufzte er und schob die Zigarette in den Mundwinkel.
"Weisst du... ich hab über das nachgedacht, was Tif gesagt hat..." sagte er mit seiner rauen Stimme. "Du weisst schon, was sie über Shera gesagt hat..."
Cloud runzelte die Stirn und sah Cid überrascht an.
Könnte es sein, dass der grummelige Pilot bemerkt hatte, was um ihn herum vorging?
Hatte er vielleicht ausnahmsweise seine Träume über Raketen und Flugzeuge bei Seite geschoben und realisiert, dass auf der Erde noch menschliche Wesen existierten?
Cid lachte kurz, als er Clouds Gesicht sah.
"Hört sich seltsam an, wenn ich das sage, huh?"
Der jüngere Mann stimmte in das Lachen ein.
"Oh ja, definitiv!"
Cid zog abermals an seiner Zigarette und versuchte offenbar sich zu konzentrieren um auszudrücken, was er fühlte.
"Ich denke, es gibt viele Dinge die Shera und ich klären müssen. Ich... ich weiss ich hab's ihr nie gezeigt, aber ich schulde ihr viel..." er machte eine kurze Pause und blies eine Wolke grauen Rauches in die reine, kalte Nachtluft.
"Ich denke ich... brauche sie wirklich. Ich habe keine Ahnung warum ich das nicht früher bemerkt habe... vielleicht hab ich's einfach ignoriert..."
Clouds Augenbrauen schossen ungläubig in die Höhe.
Es überraschte ihn, dass Cid endlich die Einsicht erhalten hatte, was zwischen ihm und seiner "Assistentin" vorging, dass er nicht weiter versuchte, seine Gefühle zu verbergen.
"Ja, ich denke ich verstehe genau was du meinst..." antwortete Cloud.
Mit seinen Gefühlen für Tifa war es ähnlich gewesen. Es hatte lange gedauert bis er eingesehen hatte, dass er endlich all das haben konnte, wonach er sich so lange gesehnt hatte. So hatte er, mit viel Mut, den wichtigen Schritt getan, der sein gesamtes Leben auf die positivste Weise verändert hatte.
Nun wagte er es nicht daran zu denken was passiert wäre hätte er sich nicht dazu entschieden.
Seinen Freund anschauend sah er leicht, dass seine Gedanken noch immer in Aufruhr waren und er sich nicht endgültig entschieden hatte, was er aus seinen Einsichten lernen sollte.
"Du solltest es einfach tun. Denk nicht zu viel drüber nach, tu es einfach." Ermutigte Cloud seinen älteren Freund. "Wenn du jetzt zögerst, kannst du es vielleicht nie tun."
Obwohl Cloud niemals der ermutigstendste Part der Gruppe gewesen war, gab es doch einige Situationen, in denen diese Charaktereigenschaft von hohem Nutzen war.
"Ja, danke, Kumpel. Shera hat 'ne Menge für mich getan, und sie verdient ein gutes Leben. Ich meine, verdammt, sie hat es jahrelang mit meinem Dickkopf ausgehalten!"
Auf diesen Satz hin musste Cloud lachen. Er war noch immer über seinen Freund überrascht, aber vielleicht hatte er diese Art von Unterhaltung einfach gebraucht.
"Okay!" rief Cloud in die Nacht hinein und stieß sich vom Geländer ab. "Dann wird ich genau das tun. Und zwar jetzt! Ich nehme dieses verdammt Flugzeug und bin in 'ner Sekunde da!" Dies gesagt grinste er, drehte sich auf dem Absatz herum und marschierte zurück ins Haus um die wichtigsten Sachen zu packen.
Cloud kommentierte diese Szene mit einem Lachen und Kopfschütteln und folgte Cid ins Haus.
Dies war definitiv ein Tag, den er rot in seinem Kalender markieren würde.
Der maulende, sture Pilot hatte endlich akzeptiert, dass selbst er Gefühle hatte und dass es besser war, diese herauszulassen.
Egal unter welchen Bedingungen.
***
Tifa stand vor dem Ganzkörperspiegel in ihrem und Clouds Schlafzimmer und beobachtete ihr Spiegelbild.
Langsam, fast vorsichtig, ließ sie ihre Finger über ihren flachen Bauch gleiten, der bald anschwellen würde, um Platz für ihr ungeborenes Kind zu spenden.
Obwohl sie noch nicht weit genug war, als dass man etwas hätte sehen können, so fühlte sie doch, dass es etwas in ihr gab das Tag für Tag wuchs und sie glücklicher und vollkommener machte, als sie je zuvor in ihrem Leben gewesen war.
Mit einem Seufzer legte sie beide Hände auf den Bauch und lächelte ihr Spiegelbild an.
Bald würde sich ihr Äußeres verändern.
Einen träumerischen Blick in den Augen übernahm ihre Phantasie die Kontrolle.
"Wunderschön", hörte sie eine Stimme hinter ihr sagen und erkannte diese augenblicklich als Clouds.
Lächelnd wandte sie ihm ihren Kopf zu und erinnerte sich an das erste Mal, als er ihr dieses Wort gesagt hatte. In dem Moment, als er ihr gestand, dass er sie liebte.
Cloud kam langsam auf sie zu und legte seine Arme um ihre Taille; seine Hände fanden ihren Platz auf ihrem Bauch direkt neben den ihren.
"In Gedanken, hm?" fragte er während er, ihr Spiegelbild anschauend, seine Fingerspitzen über ihren Bauch wandern ließ.
Tifa nickte zustimmend und seufzte.
"Ja", Ihr Blick ruhte auf ihrem Spiegelbild. "Weißt du, in ein paar Wochen wird man es sehen können."
Cloud runzelte die Stirn und war sich nicht sicher, was sie ihm damit sagen wollte. Schliesslich war es ein Teil des Ganzen, es war normal.
Nach einer kurzen, stillen Pause seufzte sie abermals, lächelte jedoch gleichzeitig.
"Ich wette sogar die Nachrichten werden davon berichten. Vermutlich gibt es keine Sendung mehr in der wir nicht sind."
Lächelnd küsste Cloud sie auf die Stirn. Damit hatte sie wohl Recht. Obwohl niemand von ihnen sich wirklich als Held fühlte oder so angesehen werden wollte, hatten die Nachrichtensendungen doch oft über sie berichtet, nachdem sie Sephiroth besiegt hatten. Selbst als alle in das Haus in Kalm gezogen waren hatte man davon berichtet. Glücklicherweise wurden ihre Privatsphären jedoch so weit wie möglich respektiert.
"Na ja, es sind aber ja gute Neuigkeiten, also ist es vermutlich in Ordnung."
"Ja, du hast vermutlich Recht", antwortete Tifa und drehte sich um ihn zu küssen. Dann blickte sie abermals in den Spiegel.
Wenn sie doch glücklich war, warum sollte sie es nicht jedem zeigen?
Sie hatte nun endlich alles, was sie immer gewollte hatte, und sie wollte es der ganzen Welt präsentieren.
Sobald sie nur dafür bereit war.
***
Wieder in einen seiner häufigen Kämpfe mit der Kaffeemaschine vertieft, versuchte Cloud das Frühstück vorzubereiten. Seitdem er von Tifas Schwangerschaft erfahren hatte, hatte er ihr viele Aufgaben abgenommen. Nicht dass sie ihn darum gebeten hatte; er selbst hatte es so gewollt. Während sie das Kind austrug, empfand er es als eine kleine Wiedergutmachung und Erleichterung, ihr zu helfen.
Cloud lächelte und genoss die Stille, die über dem Haus lag. Nun, da Cid mit Shera in Rocket Town war, war es wesentlich ruhiger, es gab kaum noch Streits, und auch die Anzahl an ausgerufenen Schimpfworten war rapide gesunken. Auch Barret nahm sich zurück seit Marlene aus dem Sommercamp zurück war.
Die Leben schien langsam wieder in geregelten Bahnen zu laufen, genauso wie es gedacht war.
"Oh nein, nicht diese auch noch!" hörte Cloud von Oben.
Nun ja, fast so wie es gedacht war.
Cloud grinste als er die Kaffeemaschine hinstellte und sich auf den Weg zum Schlafzimmer machte.
Und da war sie, genau wie er erwartet hatte, vor dem Spiegel und zog an ihren Jeans, versuchte, diese über ihren geschwollenen Bauch zu ziehen.
Sie sah verzweifelt aus, fast wie ein kleines Kind das jeden Moment zu weinen beginnen würde, da es sein liebstes Spielzeug verloren hatte.
Cloud lächelte, ging zu ihr und streichelte sanft ihr Gesicht.
"Was ist den los, Teef? Passt sie nicht?"
Tifa schüttelte den Kopf, ihre Laune schien sich nicht gerade zu heben.
"Nein... Und das ist die größte, die ich habe!"
Sie seufzte und ließ die Jeans resigniert zu Boden fallen um dann die Hände in die Hüften zu stemmen und dem Spiegel einen mörderischen Blick zuzuwerfen.
Cloud unterdrückte ein Lachen als er sie von hinten umarmte.
Wieder einmal, wie so oft in der letzten Zeit, standen sie zusammen vor dem Spiegel und beobachteten, wie ihr Kind mit jedem Tag wuchs.
Sanft streichelte Cloud ihren Bauch und versuchte sie ein wenig aufzumuntern.
"Er ist etwas zu dick für den 3. Monat, meinst du nicht? Der Arzt meinte man könnte es ab dem 3. Monat sehen, aber so?" fragte sie mit einem leicht beunruhigten Unterton.
Cloud lächelte sie im Spiegel an und ließ seine Wange in ihrem Haar ruhen.
"Ich denke es ist okay, wirklich. Aber wenn es dich wirklich beunruhigt, dann frage den Arzt einfach danach."
Nun lächelte auch Tifa. Obwohl sie nicht wirklich überzeugt war, war sie für seine Aufmunterung sehr dankbar.
Sie platzierte einen Kuss auf seinen Lippen und beendete dann die Umarmung. Dann warf sie einen Blick in den Kleiderschrank, nahm sich einen knielangen, schwarzen Rock und zog diesen über ihre langen Beine. Mit einem mehr oder weniger befriedigten Blick segnete sie dieses Outfit ab und drehte sich wieder zu Cloud.
"Okay, ich denke so wird's vorerst gehen."
***
"Habe ich Recht, dass dies ihr erstes Ultraschall ist, Miss Lockheart?"
Tifa nickte dem Arzt zu und hob ihr T-Shirt an um ihren geschwollenen Bauch zu entblößen.
Während der Arzt die Einstellungen der Instrumente vornahm, setzte sich Cloud and Tifas Seite und nahm ihre Hand in die seine. Tifa war, verständlicherweise, ein wenig nervös und aufgeregt, vielleicht sogar etwas peinlich berührt wegen der Position in der sie sich befand.
Der Doktor wandte sich seiner Patientin zu und hielt in seinen behandschuhten Händen eine Tube gefüllt mit einem leitenden Gel. Langsam drehte er den Deckel auf und hielt die Tube über Tifas nackte Mitte.
"Das wird jetzt ein wenig kalt sein."
Nachdem er dies gesagt hatte, ließ er das Gel aus der Tube tropfen bis es den gesamten Bauch bedeckte.
Tifa zuckte zusammen und erhöhte den Druck auf Clouds Hand.
"Ein wenig?" fragte sie, fast ein wenig vorwurfsvoll.
In diesem Moment war Cloud froh, nicht an Tifas Stelle zu sein und bewunderte ihre Kraft und ihr Durchhaltevermögen.
Der Doktor lächelte sie väterlich an. Er hatte dies schon oft getan, und obwohl die Reaktionen der werdenden Eltern fast immer die gleichen waren, so tat er es immer wieder gern.
Dann griff er nach dem recht großen, metallischen Objekt und bewegte es mit leichtem Druck über Tifas Mitte.
Tifa schaute von ihrem Bauch zum schwarz-weißen Bildschirm und beobachtete gespannt die fast unerkennbaren Bilder, die nun das Innere ihres Bauches zeigten. Clouds Blick sprang von Tifa zum Monitor, vor und zurück; er war extrem aufgeregt.
Plötzlich erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des Arztes. Anscheinend hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte.
"Sehen Sie, hier, in der oberen linken Ecke, sind die Füße, und hier", mit den Fingern verfolgte einer eine weiße Linie auf dem Bildschirm "wenn sie dem Rückgrad entlang sehen, ist hier der kleine Kopf", er zeigte nun auf einen größeren, grauen Bereich.
Tifa stieß einen leisen Seufzer aus. Lächelnde schaute sie zu Cloud herüber, welcher sogar noch stärker beeindruckt zu sein schien.
"Oh", hörten sie den Arzt sagen und wandten sich ihm sofort zu. "Und hier, teilweise von dem anderen verdeckt, ist ein zweiter."
Aufgeregt änderte er den Winkel und warf einen genauen Blick darauf.
Sofort beschleunigte sich Clouds Herzschlag, und Tifa drückte seine Hand so stark, dass er fast befürchtete, die Knochen würden brechen. Aber es kümmerte ihn nicht.
"Was... was soll das heißen?" brachte Cloud hervor. "Ist irgendwas nicht in Ordnung?"
Er schaute auf Tifa hinunter, in deren Augen frische Tränen glänzten. Die Angst war ihr ins Gesicht geschrieben.
Der Doktor lächelte bevor er antwortete.
"Oh, nein, bitte, machen Sie sich keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung. Es ist nur so, dass", er schaute Tifa aufmunternd an "sie nicht ein Kind bekommen, sondern zwei."
Cloud war wie versteinert, so auch Tifa. Langsam jedoch schien sie zu begreifen.
"Meinen Sie...?"
Der Doktor nickte zustimmen, ein Lächeln auf seinen Lippen.
"Ja. Miss Lockheart, Mr. Strife, Sie bekommen Zwillinge."
Tifa schnappte nach Luft und sah dann überglücklich zu Cloud herüber, der noch immer vollkommen versteinert schein. Die Neuigkeiten hatten ihn völlig überrascht.
Lachend zog sie ihn zu sich hinunter und küsste in auf die Lippen, dennoch darauf bedacht sich nicht zu sehr zu bewegen, um das Bild auf dem Monitor nicht zu zerstören.
Offensichtlich begann Cloud zu begreifen, sein Gesicht hellte sich auf und seine Miene lockerte sich.
Der Arzt beobachtete die Szene vor ihm mit einem freundlichen Lächeln.
"Möchten Sie einen Ausdruck davon?"
Tifa nickte, noch immer lächelnd, als sie ihre Hand auf ihren Bauch legte.
So fühlte es sich also an.
So fühlte es sich an, nachdem sie realisiert hatte, was mit ihr passierte.
Sie wurde sich dessen bewusst, dass es sich nicht nur um einen schönen, realistischen Traum handelte, sondern um die Realität. Und sie war wunderbar.
***
Als Cloud und Tifa nach Hause zurück kamen, wurden sie bereits von Marlene erwartet, die unbedingt wissen wollte, was der Doktor ihnen gesagt hatte. Seit Tifa der Kleinen erzählt hatte, dass sie und Cloud ein Baby bekommen würden, war sie sehr aufgeregt und wollte immer genau wissen, was passierte. Und vor allem interessierte es sie immer wieder, wie lange sie noch warten müsste bis das Baby endlich da wäre.
Neben Marlene stand Yuffie, die ähnlich gespannt schien wie das kleine Mädchen.
Sobald Tifa einen Fuß über die Schwelle gesetzt hatte, waren die Mädchen sofort bei ihr gewesen und bedachten sie nun mit fragenden Blicken.
Cloud lachte zu sich als er hinter Tifa eintrat und seine Arme um sie und auf ihren Bauch legte.
"Also...? Ist alles okay? Wie sieht das Baby aus? Ist es ein Mädchen oder ein Junge? Habt ihr ein Bild?" Yuffie holte tief Luft, und erwartete nun die Antworten auf ihre Fragen.
Tifa kicherte.
"Ja, alles ist in Ordnung. Das Geschlecht wollen wir ohnehin noch nicht wissen", antwortete sie und warf Cloud einen Blick zu "wir dachten wir würden uns lieber überraschen lassen."
Yuffie schien zu überlegen, ob sie mit der Antwort zufrieden war, als Marlene sich meldete und Tifa fragend ansah.
"Warum hast du das Baby nicht mitgebracht?"
Cloud und Tifa lachten leise, während Tifa sich vorsichtig bückte um mit dem Mädchen auf einer Höhe zu sein.
"Es tut mir Leid, Marlene, aber es dauert noch ein bisschen bis das Baby bereit ist hier heraus zu kommen", sagte sie und tätschelte dabei ihren geschwollenen Bauch.
Marlene sah ihn sich genau und neugierig an, als ob sie sich noch überlegen müsste, ob sie Tifa glauben könnte oder nicht.
Letztendlich nickte sie jedoch.
"Okay."
"Was denkst du, Tifa, sollten wir es ihnen schon erzählen?" fragte Cloud.
"Uns was erzählen?" fragte Yuffie und platzte fast vor Neugier. "Was Was Was?!"
"Nun ja..." begann Tifa grinsend, sich vollkommen bewusst, was sie ihrer Freundin gerade antat. "Wir werden nun doch nicht ein Baby bekommen..."
Nun war Yuffie vollkommen verblüfft.
Was sollte das heißen? Es war offensichtlich, dass Tifa schwanger war, und die Bestätigung vom Arzt hatten sie schließlich auch.
Warum grinste sie so? Und Cloud auch?
Moooooooment...
Yuffies Gesicht zeigte pure Fassungslosigkeit als sie still das Wort "zwei?" mit ihren Lippen formte.
Tifa grinste noch immer als sie nickte.
"Ja, wir bekommen Zwillinge."
Sofort schoss Marlenes Kopf hoch.
"Zwei Babies? Yippieh! Das muss ich sofort Papa erzählen!"
So hüpfte sie davon und rief auch schon nach Barret.
Cloud lachte zu sich als er neben Tifa trat.
"Ich wusste sie würde sich freuen."
Tifa kicherte als Yuffie aufgeregt in die Hände klatschte.
"Das ist wirklich cool, wisst ihr?! Es ist im Moment total in Zwillinge zu kriegen!"
Eine seltsame Stille fiel auf die kleine Gruppe als Cloud und Tifa sich perplex ansahen.
Plötzlich begannen beide zu lachen. Und auch Yuffie stimmte ein, bis ihr etwas einfiel, dass Tifa zuvor erwähnt hatte.
"Also nehme ich an", sagte sie und zeigte auf Tifas Bauch "dass das der Grund dafür ist, dass dein Bauch schon so dick ist. Dann musst du dir darüber ja keine Sorgen mehr machen."
Tifa nickte. Natürlich war sie froh, dass sich diese Sorge geklärt hatte.
"Na ja", warf Yuffie ein, "vielleicht hab ich das etwas zu früh gesagt..."
Cloud und Tifa schauten sie fragend an. Woran könnte die Ninja wohl denken?
"Na ja, wenn er jetzt schon so dick ist, dann stell dir mal vor wie das so in 3 oder 4 Monaten aussieht."
Tifa stöhnte. An ihrem Gesichtsausdruck war leicht zu sehen, dass sie sich vorstellte, wie sie dann in ihre Kleidung passen würde.
"Oh nein..."
Aber sie konnte es einfach nicht länger so ernst sehen und begann abermals zu lachen.
Nun, was ist so schlimm daran, viel zu lachen? Fragte Tifa sich selbst.
Ich habe viele gute Freunde, meinen wundervollen Cloud und mehr oder weniger bald werden wir Zwillinge bekommen.
Was könnte ich mir sonst noch wünschen?
***
Cloud legte sie Zeitung hin und schüttelte den Kopf, mit einem Lächeln auf den Lippen.
"Genau wie sie gesagt hat. Es ist in den Nachrichten."
Barret nickte und warf einen weiteren Blick auf das Zeitung.
"Na ja, war ja vorauszusehen. Wir sind nun mal bekannt, ob wir wollen oder nicht, und solche Neuigkeiten erregen ihr Interesse."
"Wessen Interesse erregen was für Neuigkeiten?" drang eine sanfte Stimme aus dem Flur.
Leise betrat Tifa die Küche und nahm ihren Platz am Tisch ein, Cloud und Barret fragend anschauend.
Der dunkelhäutige Mann schob die Zeitung über den Tisch zu Tifa. Diese nahm sie neugierig in die Hand und begann zu lesen.
Während sie die Titelseite überflog, schossen ihre Augenbrauen hoch und ein Grinsen kam auf ihre Lippen.
In dicken Großbuchstaben stand dort: NEUE GENERATION VON HELDEN , und darunter, in kleineren Buchstaben: Tifa Lockheart schwanger .
Darunter stand ein kleiner Text in dem beschrieben wurde, wann man die Neuigkeiten erfahren hatte und was die Presse davon hielt. Am Ende des Textes wurde sogar den werdenden Eltern gratuliert und ihnen die besten Wünsche ausgesprochen.
Direkt neben dem Artikel war ein Foto von Cloud und Tifa, das man offenbar aufgenommen hatte, nach dem sie gestern das Krankenhaus verlassen hatten. Es zeigte deutlich Tifas geschwollenen Abdomen unter dem engen Shirt mit Clouds Hand darauf, während sie vor dem Krankenhauseingang standen.
Als Tifa die Zeitung niederlegte, platzierte sie unbewusst ihre Hand auf ihrem Bauch. Ein triumphierendes Lächeln spielte auf ihren Lippen.
"Ich wusste es. Obwohl ich doch etwas überrascht bin, dass sie so schnell sind." Kommentierte Tifa.
Den ganzen Monat über war sie nicht in der Stadt gewesen, da sie unter einer leichten Erkältung gelitten hatte. Dies war zwar nichts Ernstes, doch hatte Cloud darauf bestanden, dass sie sich ausruhte bis sie vollkommen genesen war. Viel hätte sie in der Stadt ohnehin nicht tun können, da Yuffie nun die meisten Einkäufe übernahm. Mit der Morgenübelkeit als ständigem Schatten über sich, hatte Tifa es ohnehin bevorzugt, sich ein wenig zu erholen.
Aber nun ging es ihr gut. Sie war mehr als zufrieden mit den Umständen, und es störte sie nicht, dass jeder bescheid wusste. Eigentlich gefiel es ihr sogar, denn sie wollte der gesamten Welt zeigen wie glücklich sie war.
"Mich überrascht es nur, dass sie nicht das Ultraschallbild haben", sagte Cloud grinsend und schaute zu Tifa hinüber.
"Sag das nicht, Junge, die haben noch ganze sechs Monate um das nachzuholen", gab Barret lachend zurück. Auch Tifa und Cloud stimmten mit ein.
In diesem Haus wird in letzter Zeit fast zu viel gelacht.
***
"Hey, Teef! Da ist Post für dich!"
Tifa stöhnte und drehte sich nochmals um in dem Versuch, ihre Augen mit der Bettdecke vor dem blendenden Sonnenlicht zu schützen.
Mist, schon wieder verschlafen, bemerkte Tifa und fluchte innerlich. Mit einem tiefen Seufzer stützte sie sich ab, schob sich in eine sitzende Position und zog ihre Finger durch ihr dickes, schwarzes Haar.
Ein leises Klopfen kam von der Tür.
"Ämm... herein", antwortete sie, noch immer etwas benommen und schlaftrunken.
Ich muss Cloud unbedingt sagen, dass er mich nächstes Mal wecken soll, notierte sie sich geistig.
Langsam öffnete sich die Tür und Yuffie streckte ihren Kopf durch die Öffnung. Sie wollte sichergehen dass sie auch willkommen war, bevor sie eintrat.
In der Hand hielt sie einen Brief, den sie Tifa übergab, die noch immer im Bett war und sich den Schlaf aus den Augen rieb.
"Von wem ist der?" fragte Tifa.
"Keine Ahnung. Auf dem Umschlag steht kein Absender."
"Schon ok", antwortete Tifa und schaute sich den Brief genauer an. Doch auch sie konnte keinen Hinweis auf den Absender finden.
Yuffie zog sich zurück. "Ich werde dich dann allein lassen", sagte sie, bevor sie die Tür hinter sich schloss.
Vorsichtig öffnete Tifa den Brief. Es war einfaches, weißes Papier, in einer deutlichen Handschrift beschrieben.
Sehr geehrte Miss Lockheart,
Da ich mit Ihnen über eine äußerst dringende und ernste Angelegenheit sprechen möchte, lass ich die unwichtigen Details beiseite und beginne gleich. Sie müssen wissen, dass ich momentan Schülerin ihres ehemaligen Kampfkunsttrainers Zangan bin. Ich bin mir sicher, dass Sie sich an ihn erinnern, dennoch dürften Sie mit seinem derzeitigen Gesundheits- und Geisteszustand nicht vertraut sein. Seit kurzem leidet er unter einem seltenen Virus, welcher bisher nicht geheilt werden konnte. Seit einigen Tagen leidet er nun unter einem starken Fieber und hat begonnen zu halluzinieren.
Er hat mehrmals Ihren Namen erwähnt und wünscht sich offenbar, Sie in seinen letzten Stunden an seiner Seite zu haben.
Alles, was ich für meinen Master tun kann, ist Sie darum zu bitten, mir und ihm diesen Gefallen zu tun und so schnell wie möglich hierher zu kommen.
In hoffnungsvoller Erwartung,
Cyra Mindstorm
Als Tifa den Brief weglegte, schossen tausende Erinnerungen durch ihren Kopf. Erinnerungen von ihrem ersten Treffen mit Zangan, ihrer ersten Unterrichtsstunde, als sie langsam an Kraft und Stärke gewann und größere Fortschritte machte als andere Schüler.
Er hatte sie gerettet, nachdem sie von Sephiroth fast tödlich verletzt wurde und sie mit nach Midgar genommen. Dort hatte sie sich eine Existenz aufbauen können und letztendlich den Kontakt zu ihrem Lehrer verloren. Selbst die Briefe hatten nach einiger Zeit aufgehört. Sie waren ihre eigenen Wege gegangen.
Doch in diesem Moment wünschte sie sich sehr den Kontakt aufrecht erhalten zu haben. Es gab noch immer so viele dinge die sie ihn fragen wollte, die sie ihm zeigen musste. Sie wusste er würde stolz auf sie sein, wenn er sah welche Fortschritte sie gemacht hatte.
Es erfüllte ihr Herz mit tiefer Trauer. Zangan war für eine sehr lange Zeit Teil ihres Lebens gewesen und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er bald nicht mehr existieren sollte.
Wie konnte ein so starker Krieger besiegt werden? Es hörte sich vielleicht kindisch an, doch für sie war er immer unbesiegbar gewesen.
Nichts konnte ihm etwas anhaben.
Doch die Realität hatte sie eingeholt.
So legte sie den Brief beiseite und verließ das Bett in Richtung Bad.
Sie würde Zangans Wunsch natürlich erfüllen. Sie fühlte sich nicht dazu verpflichtet, aber sie wollte ihn wieder sehen, ein letztes Mal.
Unbedingt.
***
Tifa drückte Clouds Hand ein letztes Mal bevor sie sich zu ihrem Lehrer begab. Cloud hatte natürlich darauf bestanden sie zu begleiten, nur für den Fall, dass etwas passieren sollte. In den letzten Monaten hatte er einen starken Beschützerinstinkt entwickelt, der sie jedoch nicht wirklich störte. Im Gegenteil: es gefiel ihr. Und sie musste zugeben, dass sie ab und zu durchaus Hilfe brauchte.
Leise betrat sie den kleinen Raum, in dem eine junge Frau, um die 17 Jahre alt, sich um Zangan kümmerte. Es war jene Frau, die ihr den Brief geschrieben hatte: Cyra Mindstorm, Zangans momentane Schülerin.
Sobald sie Tifas Eintreten bemerkte, lächelte sie ein wenig, stand auf und begrüßte sie freundlich, in einer flüsternden Stimme.
"Ich bin froh, dass Sie es geschafft haben, Miss Lockheart", begann sie und schaute zwischen Tifa und dem älteren Mann hin und her. "Wie ich geschrieben habe, hat er nun seit einiger Zeit starkes Fieber und erwähnt Ihren Namen immer wieder. Er hat mir viel von Ihnen erzählt, voller Stolz. Ich weiß, dass es sein größter Wunsch ist, Sie noch einmal zu sehen. Deswegen kämpft er noch gegen die Krankheit an. Er möchte seinen inneren Frieden finden."
Tifa nickte still. Ein großer Klumpen bildet sich in ihrer Kehle als sie zum Patienten herüber ging und sich neben dem Bett setzte.
Eine tiefe Traurigkeit breitete sich in Tifa aus als sie bemerkte wie schwach Zangan aussah. Sie hatte ihn immer für die stärkste Person der Welt gehalten, unbesiegbar, weise und immer für sie da wenn sie Hilfe brauchte.
Aber jetzt konnte man sehen wie viel er in seinem Leben gelitten hatte, wie viel Schmerz er hatte ertragen müssen, und wie hat er darum kämpfte, am Leben zu bleiben.
Er sah aus wie ein alter Mann der sein Leben gelebt hatte und bereit war zu gehen.
Beinahe.
Die schlafende Form im Bett bewegte sich und langsam, unter großer Anstrengung drehte dem Besucher den Kopf zu.
Lächelnd nahm Tifa seine Hand in ihre.
Seine Augen waren trübe geworden, hatten ihren funkelnden Glanz verloren, der sie immer so fasziniert hatte.
Langsam fokussierte Zangan seine Augen und sah die junge Frau an. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht und lockerte seine Miene.
Er hatte sie auf Anhieb erkannt.
"Dies muss ein Traum sein..." kommentiert er, noch immer lächelnd. "Aber ein angenehmer."
Tifa schüttelte den Kopf und drückte sanft seine Hand, während sie sich näher an zu ihm lehnte.
"Nein, es ist kein Traum. Ich bin es wirklich, Master Zangan, ich bin es, Tifa."
Seine Augen begannen zu funkeln und das Lächeln weitete sich aus.
"Danke..." flüsterte er während er sie ansah.
"Master Zangan, es... es tut mir leid, dass ich den Kontakt nicht aufrechterhalten haben. Ich hätte mich öfter melden sollen, ich hätte dankbarer sein sollen... Es tut mir so leid..." ihre Stimme wurde leiser und sie schaute zur Seite um die Träne zu verbergen, die soeben an ihrer Wange herunterlief.
Doch Zangan schüttelte den Kopf und drückte die Hand seiner ehemaligen Schülerin.
"Dir muss nichts leid tun, Liebes. Ich muss dir dankbar sein. Ich danke dir, dass du hierher gekommen bist und meinen Wunsch erfüllst. Nun, da ich sehe, dass es dir gut geht", sagte er und legte seine zitternde Hand auf ihren Bauch, "nun kann ich endlich ruhen."
Mit einem Seufzer lehnte er sich im Bett zurück.
"Ich... ich muss dich noch um etwas bitte... Könntest du... könntest du dich um Cyras Training kümmern? Sie ist noch jung und braucht Führung."
Tifa nickte. Es schien mehr als selbstverständlich seinen Wunsch zu erfüllen, da sie oft mit dem Gedanken gespielt hatte, seine Nachfolge anzutreten.
Zangan lächelte und nickte dankbar.
"Danke... mein Engel... Gib... gib auf dich Acht..." seine Stimme wurde zu einem leisen Wispern, kaum hörbar, als sich seine Augenlider senkten und das letzte bisschen Leben seinen Körper verließ.
Er hatte endlich seinen inneren Frieden gefunden und seine Seele war frei, frei von Torturen und Schmerz.
Hinter sich hörte Tifa Cyra nach Luft ringen. Schluchzend stellte sich die junge Frau zu Tifa.
"Nein... es... es kann nicht sein... bitte..." flüsterte sie zwischen den Schluchzern.
Sanft nahm Tifa Cyra in den Arm und hielt sie. Sie wusste, dass die Schülerin sie jetzt brauchte. Es würde hart für sie werden, mit dem Verlust klarzukommen, das wusste Tifa aus Erfahrung.
Ich muss jetzt stark sein, ich darf nicht weinen, ich darf einfach nicht... versuchte sie, als eine einzelne Träne ihr Auge verließ, stummer Zeuge der tiefen Gefühle.
