Prolog
Die Nacht war sternenklar.
Kühl und hell blitzten die fernen Funken vom dunklen Himmel herunter.
Zwischen ihnen stand groß und erhaben die silberne Sichel des Mondes. Bald war es an der Zeit, dass auch sein Bruder, der goldene Mond, am Himmel erschien. Noch fiel aber nur das silberne Licht auf den Wald, riesige Bäume, die schon seit Jahrhunderten dem Nachthimmel entgegen strebten.
Zwischen den Bäumen war es dunkel und still. Weder das Rascheln der Blätter, noch die Laute eines Tieres waren zu hören.
Alles schien zu lauschen
Nirgends eine Bewegung.
Nur schwere, dichte Nebelschwaden krochen langsam in den Wald hinein.
Langsam, sehr langsam schoben sich die Bänder aus Dunst voran.
Ohne Hast über knorrige Wurzeln, totes Laub, trockene Äste, Gräser, Steine, wilde Blumen und nackten Boden zog der Nebel zwischen den mächtigen Baumstämmen dahin.
Nur die Lichtung im Herzen des Waldes blieb von ihm unberührt.
Das Licht der Sterne funkelte in den Tautropfen auf dem Gras, das den Boden des freien Platzes bedeckte, ließ sie strahlen wie kleine Perlen.
In der Mitte dieser Lichtung erhob sich ein gewaltiger, uralter Ahornbaum.
Seine ausladenden Zweige schienen den Mond zu berühren, die weinroten Blätter wirkten selbst in der Nacht wie frisches Blut.
Sie lächelte.
Langsam öffnete sie die großen klaren Augen.
Mit einer grazilen Bewegung sprang das Mädchen vom Baum hinunter und sah hinauf zum mit Sternen übersäten Himmel.
Wieder das Lächeln.
Sie streckte die Hand aus. Es war nur eine schwache Geste, doch gleich darauf
trat ein riesiger, felsengrauer Wolf aus dem tiefen Schatten des Ahorns.
Er trat direkt neben das Mädchen und sie legte ihm die Hand auf den Kopf.
?Es ist soweit.? flüsterte sie. Sie klang zufrieden: ?Es ist endlich soweit.?
Gemächlich ging sie in Richtung Wald.
?Komm.?
Der Wolf folgte ihr auf dem Fuße.
?Es ist Zeit.?
Mit einem letzten Lächeln verschwanden die beiden Gestalten im Nebel unter den Bäumen.
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Vielen Dank fürs Lesen!! ^^