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Süße Träume, Antoinette....

von

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Kapitel 1
 

".....Ma cherie. du hast vor, dich zu sträuben, auch, wenn du es dennoch nicht willst?"

Antoinette wurde durch ein Geräusch aus ihrem Traum gerissen.

Sie trug ein schickes, mit Spitzen versehenes Nachthemd aus dunkelblauem, seidigem Satin.

Es war ein leichter und zugleich dünner Stoff, der nun feucht an ihrem Körper klebte, weil sie aus Angst schwitzte.

Aus Schock hatte sie das im Dunkeln liegende Geräusch überhört.

Sie setzte sich im Bett auf und hielt sich die Stirn, wo oberhalb ihrer Augenhöhlen ein dumpfer Schmerz dröhnte. Sie hatte Kopfweh.

Noch schlaftrunken und etwas durcheinander erhob sie sich vorsichtig aus dem Bett, um nicht durch Ruckartiges Aufstehen den Schmerz in ihrem Kopf ansteigen zu lassen.

Antoinette- die 10-Jährige kleine Prinzessin in der Königsfamilie der Arsantiner- tappte durch den langen, dunklen Flur mit seinen Säulen, Statuen und Luster einem naheliegenden Zimmer entgegen- in die Küche.

Dort nahm sie ein Glas aus dem Wandschrank und -nachdem sie es gefüllt hatte- einen großen Schluck Orangensaft.

Danach ein zweites Glas, mit dem sie ein schmerzstillendes Mittel in Form einer Pille hinunterspülte.

Man könnte glauben, das in einem Palast, in dem Antoinette mit ihrer Familie wohnte- mit ihrer Mutter Marie und ihrem Vater Pierre und ihren 7 Brüdern und Schwestern (die Namen lassen wir mal aus) - sie mit einem vergoldeten Glöckchen einen Diener aus den Federn hätte klingeln können, damit dieser ihr brachte, was sie sich wünschte.

Aber bereits 8 Jahren hatte sie darauf bestanden, alles aus selbstständiger Hand anzugehen. Ihr Drängen hatte bewirkt, dass sie in diesem Haus weniger Bedienstete benötigten. Sie bereitete oft die Nachspeise für das Mittagessen zu, und naschte daher gerne.

Marie machte sich dennoch ernsthafte Sorgen, wegen ihrer Ernährung - obwohl das für ihr Alter kleingewachsene Mädchen ausgiebig aß, schien es so dünn zu bleiben, wie mit 10 Jahren. Ihr Körper nahm an Größe zu, aber ihre Schlankheit zehrte an ihrer Kraft, und Antoinette wollte das nicht einsehen und überall eine helfende Hand bereit haben.

Auch war das kleine Mädchen zu stolz, als dass sie am nächsten Morgen ihrer Mutter oder einer ihrer Schwestern von ihren seltsamen und äußerst beunruhigenden Träumen zu erzählen.

Sie hätte sich geschämt, war für ihr Alter recht verantwortungsbewusst, aber auch starrsinnig und wollte keinen mit ihren Problemen belasten.

Besser als jeder andere - ausgeschlossen den Bediensteten- wusste sie von der Armut auf der Welt und, dass sie eines der glücklichen Kinder war, das in eine Welt des Luxus geboren war.

Damit kein Zeichen ihres nächtlichen Streifzuges zurückblieb, spülte sie das Kristallglas mit ebenso reinem Wasser aus, trocknete es ab, indem sie ein (dem Anschein nach unbenütztes) Küchentuch in dieses hineinstopfte und es drehte, sodass es alle nassen Tropfen darin in sich aufsog.

Nun stellte sie es an dessen angemessenen Platz zurück, von dem Antoinette es genommen hatte.

Das unablässige Hämmern in ihrer Stirne war nach so kurzer Zeit, als sie sich auf den Rückweg in ihr Zimmer begab, natürlich noch nicht einem sanften Pochen gewichen oder geschweige denn verschwunden.

Sich die Handfläche gegen die Stirn pressend schlurfte sie durch den Gang. Das Mondlicht warf einen silbrigen Schimmer auf die Schleppe ihres Nachthemdes. (Antoinette fragte sich immer wieder, wieso man sogar Nachthemden mit Schleppen trug, aber sie war bald daran gewöhnt)

Sie strich über den kalten Marmorfuß einer Engelsstatue, der neben ihrer Tür wachte, und küsste sie.

Diese Statue war das einzige, das Antoinette an Luxus beanspruchte, nicht aber, weil es ein teures Stück gewesen war, sondern weil dieser menschengeformte Stein etwas mit ihrem Glauben zu tun hatte.

Ja....... sie war überzeugt, dass sie einen Schutzengel hatte, der in diesem starren Körper wohnte, wenn sie schlief.

Und sie glaubte, dass auch kein ungewöhnliches Wesen, ob Geist oder Hirngespinst, in ihr Zimmer eindringen konnte, solange diese Statue dastand.

Diese hatte die Gestalt eines Engels mit lockigem Schopf - eines Knaben. Eine seiner Schwingen war ausgestreckt und überdeckte den Teil oberhalb der Eingangstür. Die andere war fast ebenso elegant in die Höhe gestreckt. Sogar ein Name war dem scheinbar leblosen Ding bestimmt: Louis.

Er würde sie von furchterregenden Einflüssen beschützten, von denen ihre Brüder immer so gerne gesprochen hatten, um sie zu ängstigen, wenn sie mit 6 Jahren alleine in ihrem großen, kuppelförmigen Bett schlafen musste - oder sogar wünschte, denn sie wollte ja unabhängig sein.

Heute, als der Mond die fahle marmorne Haut des Engels beleuchtete, zitterten ihr plötzlich die Knie.

Sie richtete Fragen an ihren Schützling, wieso er denn diese schrecklichen Träume, die sie in letzter Zeit quälte, nicht abhalten konnte, wieso sie denn immer so lange Zeit benötigte, um endlich einzuschlafen, und vor allem: Wieso diese Kopfschmerzen nach solch einem Traum immer da waren, als ließen sie sich nicht von den abscheulichen Bildern in ihrem Bewusstsein trennen.

Und obwohl das kleine Mädchen sich nur selten nachts aus ihrem Gemach wagte, weil sie das natürliche, fluoreszierende Licht des Mondes verhasste und die scheinbar endlosen Säulengänge, .................. sie hatte plötzlich Angst, ihr Zimmer zu betreten, ja, ......es war auf einmal undenkbar!

Einen Moment lang stand sie da, von lähmender Angst erfasst, und entschied, was sie nun tun würde.

Zuerst dachte sie, sie würde zu Mutter und Vater ins Bett kriechen, dann siegte aber ihre Eitelkeit und sie beschloss vernünftig zu bleiben und in ihr Zimmer zurückzukehren.

Sie drückte den Türknauf millimeterweit hinunter, als sie ein Knarren von der anderen Seite vernahm.

Wieder von dieser Furcht erfasst, hielt sie inne, blieb stehen, und ihr Herz ebenso, drohte zu zerspringen.

Unbewusst trat sie einen Schritt zurück und ertastete die Zehen der Statue, als wolle sie Kraft von ihrem Schutzengel beziehen.

Die Dunkelheit schien näherzurücken, sie einzuengen.

Sie flüsterte eine kurze Fürbitte, die sie eigens für das Bildnis des Engels neben ihr auswendig gelernt hatte, doch noch nie hatte sie diese paar Worte mit solch zitternder Stimme ausgesprochen, sie noch nie so ernst gemeint!

Die Kopfschmerzen waren noch immer da.

Sie bemühte sich, die Ruhe zu bewahren, obwohl sie diese wohl eher wieder fassen wurde, sie war innerlich ganz aufgewühlt.

Dann sagte sie bei sich, dieses Knarren könne nur eine Ratte verursacht haben....... aber eine Ratte?! Ihr ältester Bruder hatte sie einmal geneckt, indem er Antoinette eine dicke, fette Ratte vor die Nase hielt. Sie war vor ihm davongerannt und er ihr nach. Diese Tiere brächten den Tod, weinte Antoinette.

Ich habe es gesehen, ihn einem Traum gesehen, sie bringen eine schreckliche Krankheit! - so waren damals ihre Worte gewesen.

Alle, die im Raum anwesend gewesen waren, starrten das damals 7-jährige Mädchen erstaunt und verblüfft an.

Wie konnte Antoinette wissen, dass Ratten eine Krankheit, ja eine Seuche, nämlich die Pest, verbreiteten?

Im Königshaus hatte man stets darauf geachtet, dass sie von diesen schlimmen Dingen bis zu einem gewissen Alter nicht erfuhr.

Vater dachte, es wäre Teufelswerk, Mutter, es wäre ein ernstzunehmende Warnung.

Vielleicht sollte ihre Tochter zum Arzt?

Aber nein, eine Ratte, so vollgefressen sie auch war, konnte niemals ein Knarren verursachen!

...............................Was.................. was war es dann?

Sie wartete, und während sie das tat, erschlich sie ein leises Schwindelgefühl.

Bilder aus ihren Träumen suchten sie heim, oder waren es nur Erinnerungen? Ihre Mutter, wie sie sich das Haar bürstete, dann drehte Marie sich um und sie blickte in ihr eigenes Gesicht.

Sie sah einen Kristallluster auf den bepflasterten Boden fallen und ihn in abermillionste Teilchen zerspringen.

Dann schließlich..... und dies war das Entscheidende, der Grund, wieso sie wahrscheinlich bis zu ihrem 16 Lebensjahr verschreckt sein würde, kam eine irreale Vision, hervorgerufen durch den Wunsch des Mädchens, ihren Schutzengel personifiziert neben ihr zu wissen.

Ihre Hand ruhte auf dem Marmor, wie die ganze Zeit nun schon, und sie wollte aufblicken in das unbewegliche Gesicht der Statue, weil sie erwartete, Mut aus diesem Blick zu ziehen, um ihr Zimmer zu betreten. Aber ihr Wunsch war mit der Furcht durchtränkt..............................

Ein Schauer durchfuhr sie wie der Blitz und es kribbelte in ihr. Ihre Augen weiteten sich aus Terror und Angst, und sie schwor, dass keinem noch so armen Menschen auf der Welt etwas wie ihr widerfahren konnte.

Etwas winziges, jedoch unübersehbares glitzerte unter dem Auge der Statue.

Und obwohl die Nacht nur blaue und schwarze Schatten zu erkennen gibt, erkennt Antoinette, dass die Farbe dieses Glitzerns Rot ist.

Eine rote Träne, wie ein Blutstropfen.

Obgleich schon gelähmt von ihrer Angst, so war sie denn nun wie paralysiert.

Eine Träne......... eine rote Träne........ eine Träne......... eine rote...................

Es war das einzige, dass ihr noch durch den Kopf ging, bevor sie in Ohnmacht fiel.

Hatte sie geschrien? Sie wusste es nicht.

Am nächsten Morgen sollte sie sich an nichts mehr von all dem erinnern.

Und so sollte es weitergehen.......................................................................



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2002-02-12T16:25:16+00:00 12.02.2002 17:25
hallo!! ^^
ich hab deine Geschichte gleich noch mal gelesen, weil sie mir so gut gefällt! ^^
aber wehe du vernachlässigst Inu- Yahsa! *lol*
lg, My


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