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One Night only

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~ One Night only ~

One Night only
 

Diese Geschichte ist ein Weihnachtsgeschenk an meine Freunde. ^^ Ich schenke sie meinen besten Freundinnen Tía-chan, Marron-chan und Picco-chan und widme sie natürlich meinem allerallerliebsten FF-Autor, meinem Fünkchen, weil ich von ihm diese Idee bekommen habe. *knuddl* ARIGATOU!!!! Ich wollte das schon lange schreiben, aber da's in der Originalstory keinen Platz mehr hatte... aber lest selber. Ich würde mich über einige Commis sehr, sehr, sehr freuen. Und bitte... ich muss noch üben. ^^; Hab doch noch nie so ne Stor *räusper* geschrieben... wie auch immer, ich grüße Chrissi, Tía, Marron, Picco, alle meine Mitspieler aus dem Equinox-RPG (danke, dass ihr so treu seid und immer kommt ^.^), aus dem Eclipse-RPG, dem Geisterschloss-RPG, dem Yami-RPG und allen anderen RPGs, bei denen ich mitspiele und natürlich DICH, der du das hier liest... ARIGATOU euch allen, DAISUKI und Frohe Weihnachten!!!!!!!!!!
 

Wenn ich doch nur gewusst hätte... dass diese Nacht unsere einzige sein sollte...
 

Es war ein leises, zittriges Klappern, das ihn aus seinen unruhigen Träumen riss, ihn von dem weißen Seidentuch der königlichen Schlafstätte hochschrecken ließ. Etliche Minuten lang verharrte er regungslos in seiner halb aufgerichteten Position, suchte mit angehaltenem Atem nach dem diffusen Geräusch, das ihn hatte erwachen lassen.

Ein eisiger Schauer jagte über seinen Rücken, trieb seinen Blick über jeden schattenverhangenen Meter des verwinkelten Zimmers, dessen dezente Pracht von dem konturlosen, graublauen Licht geschluckt wurde, das in trübem Widerschein durch den halbtransparenten Stoff der Vorhänge sickerte. War jemand in seine Gemächer eingedrungen? Aber wer? Oder was? Bewegte sich dort nicht etwas unter dem niedrigen weißen Schreibtisch, geduckt in jener finstersten Ecke des Raumes, lauernd, wartend?

Er presste einen nervösen Seufzer zwischen seinen bleichen Lippen hervor und ließ sich in den schimmernd weichen Berg aus Kissen und Decken zurücksinken, der ihm seinen Weg in das weite Reich der Träume weisen sollte. Doch die beruhigende nächtliche Stille fand keinen Einzug mehr in das finstere Zimmer, wurde zerrissen von jenem leisen und doch so durchdringenden Geräusch, das ihn nicht mehr zur Ruhe kommen ließ. Seine Augen fixierten die bläulich weiße Decke hoch über ihm, seine Finger suchten Halt in der fließenden Seide, die mit einem Mal unangenehm kalt an seinen Gliedmaßen haftete.

Jede durchwachte Sekunde erfüllte die Nacht mehr und mehr mit schauderhaftem Leben. In das unregelmäßige Klappern mischte sich ein hoher, singender Ton, gleich einer klagenden Frauenstimme. Oder war es vielmehr ein Lachen, ein höhnisches Lachen über ihn, der sich einen Helden nennen wollte und nun zitternd in die Dunkelheit der Nacht starrte, weil er es nicht wagte, sich der einsamen Hilflosigkeit des Schlafes hinzugeben.

Langsam, wie gelähmt durch den Schleier der unbestimmten Angst, gewöhnten sich seine Sinne an die Finsternis. Die Umrisse seiner schlafenden Umgebung gewannen an Klarheit, gewährten ihm Orientierung - und ließen ihn dann wiederum erstarren, als er endlich begriff, aus welcher Richtung die immerwährenden Geräusche stammten, die ihm den Schlaf und gleichzeitig seine Fassung geraubt hatten.

Hinter den langen Stoffbahnen der Vorhänge gewahrte er eine nervöse Bewegung, einen wandernden Schatten, begleitet von dem grauenvoll bebenden Laut, dem misstönenden Singen und Wispern. Die Gedanken in seinem Kopf mutierten zu einem rasenden Karussell, das mit jeder Drehung schneller und schwankender wurde, die grauenhaftesten Formen annahm und das Blut in seinen Adern langsam gefrieren ließ.

Nun war es sicher - jemand versteckte sich in diesem Raum, wartete... ja, worauf eigentlich? Warum hatte er oder es sich nicht schon längst auf ihn gestürzt, ihn im Schlaf überrascht und zerrissen? Vielleicht wollte es ihn noch quälen, weidete sich nun an seiner Angst, wähnte sich seiner Beute sicher und trieb nun ein grausames Spiel damit, das hilflose Mäuschen zappeln und zittern zu lassen.

Der Gedanke ließ sein Herz noch schneller schlagen als zuvor - nun aber war es nicht mehr nur die Angst, von der es angetrieben wurde. Vielmehr mischte sich in all die graue, wirbelnde Kälte ein warmer, fast schon brennender Hauch, der ihn zum zweiten Mal in dieser Nacht dazu brachte, sich aus seinem bettenden Lager zu erheben. Diesmal jedoch verharrte er nicht in einer starren Beobachtungsposition, sondern streckte langsam und zögerlich, aber schon weitaus mutiger als noch vor wenigen Augenblicken seine beiden Füße nach dem kühlen Boden aus und erhob sich.

Wer auch immer hinter den Vorhängen auf ihn lauerte, er hatte sich definitiv das falsche Opfer ausgesucht! Er war durchaus in der Lage, sich gegen einen nächtlichen Angreifer zu verteidigen, und nun, da er die Verwirrung des Schlafes abgeschüttelt hatte und wieder klare Gedanken fassen konnte, erschien ihm seine Furcht vor dem ungewissen Eindringling nahezu lächerlich. Er war doch kein Kind mehr! Langsam musste er damit aufhören, sich vor den verborgenen Schrecken der Dunkelheit zu fürchten. Ein letztes Mal ließ er die kühle Nachtluft tief in seine Lungen strömen und sammelte all seinen Mut, dann riss er mit einer ruckartigen Bewegung den Vorhang zur Seite und sprang gleichzeitig einen Schritt zurück.

Im nächsten Moment musste er sich beherrschen, nicht in ein lautes, hysterisches Lachen auszubrechen.

Das bedrohliche Klappern, das ihn so erfolgreich um seinen Schlaf gebracht hatte, die Erschütterung im Stoff der Vorhänge, die Unruhe in den silbrig grauen Mondschatten - all das rührte schlicht und einfach von dem offensichtlich nachlässig verschlossenen Fenster her, das vom Nachtwind aufgestoßen worden war und nun nach seinem leisen, klagenden Lied tanzte.

Er schüttelte den Kopf und konnte nicht mehr anders, als über seine eigene Dummheit lächeln zu müssen, obgleich sie ihm auch einen schmerzhaften Stich mitten in die Brust versetzte. Wieder einmal hatte er bewiesen, was für ein elender Feigling er doch war. Trotz allem, was in den vergangenen Wochen geschehen war, trotz der vermeintlichen Stärke, die er gerade durch die erschreckendsten Erlebnisse gewonnen hatte... er war immer noch nicht bereit dazu, jene großen Aufgaben zu erfüllen, die ihm sein Schicksal, seine Blutlinie, vielleicht auch einfach nur irgendeine boshafte, höhnische Macht namens Zufall auf die Schultern geladen hatte.

Wie konnte er einen ganzen Planeten retten, ein Land zu Frieden und Wohlstand führen, wenn er sich immer noch vom Heulen des Windes den Schlaf rauben ließ?

Leise seufzend trat er an das offene Fenster und streckte seinen Kopf in die angenehm frische Luft hinaus. Die Nacht war kalt, aber gerade deswegen nicht dunkel. Ein sternenklarer Himmel spannte sich über die verschneiten Ebenen, verwandelte sie in ein Meer aus blitzendem Silber, durchtränkt mit den kostbarsten funkelnden Kristallen. Der Anblick erinnerte ihn wieder an all jene Erzählungen, die ihn schon als Kind gefesselt und mit einer schwermütigen Sehnsucht erfüllt hatten. An die Geschichten vom verzauberten Schneekontinent, der dem Mond am nächsten kam, in dem die Nächte nicht schwarz waren, sondern türkisblau leuchteten wie der Ozean an einem strahlenden Sonnentag. Jetzt, da er diese märchenhaften Beschreibungen in der riesigen, beinahe kreisrunden Silberscheibe des Mondes mit seinen eigenen Augen bestätigt fand, kehrte dieselbe tiefe Melancholie längst vergangener Tage zurück, denn er wusste, dass er in dieser Nacht zum letzten Mal auf die Wunder des schlummernden Ragnaras hinabblicken würde.

Morgen schon war der Tag ihrer Abreise gekommen.

In den Gesichtern seiner Freunde hatte er Freude gelesen, Freude über die nahende Heimkehr. Er selber suchte vergeblich nach jenem warmen, beruhigenden Gefühl. Für ihn war die Rückreise nach Silvania keine wirkliche Heimkehr - im Gegenteil. Es war eine Rückkehr zur Gefahr, eine neue Hingabe in die ständige Flucht, beinahe schon eine Kapitulation an all jene, die mittlerweile nach ihm suchen mussten, jedem seiner Schritte folgen würden, wohin er auch ginge. Die wahre Heimkehr in sein Land blieb ihm verwehrt, denn er konnte und wollte den Thron noch nicht besteigen, der dort mit goldenen Fesseln auf ihn wartete.

Vielleicht war es die kühle Luft, vielleicht die trüben Gedanken, die mittlerweile jegliche Müdigkeit aus seinem Körper vertrieben hatten. In den wenigen Minuten am offenen Fenster hatte die Nacht jeglichen Schrecken verloren, vielmehr sogar eine tiefe Anziehungskraft gewonnen und der einstmals so unheimliche Chor des Windes war zu einem leisen, aber umso eindringlicheren Lockruf geworden. Dies war seine letzte Nacht auf dem Kontinent des ewigen Eises - warum also sollte er sie im Reich der Träume verschwenden, das jeden Tag in seinem Leben für ihn offen stehen würde?

Ein stilles, flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht, während er eilig in seine Kleider schlüpfte, sein langes, hellblondes Haar mit einigen raschen Bürstenstrichen ordnete und dann auf Zehenspitzen das bläulich weiße Zimmer verließ.
 

Im Gang wartete erdrückende Finsternis auf ihn. Die fünf Türen der Gästezimmer, in denen er und seine Freunde untergebracht waren, lagen schwarz und übermächtig in den kraftlosen Strahlen des wenigen Mondlichts, das durch ein einsames kleines Fenster ganz am Ende des Korridors auf den scharlachroten Teppich fiel.

Umso mehr überraschte es ihn, unter einer dieser Türen einen schmalen gelblichen Streifen zu sehen, die vage Ahnung einer brennenden Kerze, die ihr neugieriges Licht unter dem Türspalt hindurch in das Dunkel des Ganges hinausspähen ließ. Wieder einmal beschleunigte sich sein Herzschlag - diesmal jedoch keinesfalls aus Wut oder Angst. Eigentlich konnte er selber nicht genau sagen, was sein Blut zu einem derart waghalsigen Marathonlauf antrieb, und doch ließ das sichere Wissen darüber, wer sich hinter diesem schwarzen Portal ebenfalls noch nicht der süßen Verlockung des Schlafes hingegeben hatte, ein wohliges Beben über seinen Körper laufen.

Die Sekunden verstrichen, und in seiner Brust wuchs eine quälende Unsicherheit heran. Genauer gesagt tobte in seinem Inneren ein Kampf, der mindestens ebenso bedeutsam und gewaltig war wie jene letzte Schlacht, die nun schon fast unmittelbar bevorstand. Und auch hier waren es zwei Seiten, die mit erschütternder Macht aufeinander prallten. Eine von ihnen entsprang seiner Vernunft, seiner Erziehung und all jenen Erfahrungen, die er in seinem jungen Leben bereits gemacht hatte. Diese Seite wusste, dass sich eine unangemeldete Störung zu derart später Stunde nicht gehörte, vor allem, wenn eigentlich gar kein Anlass zu solcher Unverfrorenheit bestand. Was dachte er sich überhaupt dabei? Wollte er anklopfen, in das Zimmer spazieren und fröhlich lächelnd verkünden, dass er eben zufällig vorbeikommen war und die Türe ihn so einladend angesehen hatte...

Dummerweise setzte genau hier die Angriffstaktik von Streitmacht Nummer zwei an: Jene Erklärung mochte unverfroren sein, aber im Grunde genommen entsprach sie doch der Wahrheit. So düster und ausladend die nächtlichen Türen des Schlosses auch dreinblicken mochten, nun übte aber doch ausgerechnet diese eine von ihnen eine schier unvorstellbare Anziehungskraft auf ihn aus. Die mächtigste Waffe jener Partei entstammte allerdings einem ganz anderen Teil von ihm - jenem gut verborgenen Eckchen, das ihn wenige Minuten zuvor wie verzaubert aus seinem Zimmer hinaus in die türkisblaue, mit Silber übergossene Nacht gezogen hatte. Es war ein unwiderstehliches, unbeschreibliches Gefühl, eine tiefe innere Sehnsucht, die sich mit aller Macht gegen die Stimme seiner Vernunft wehrte.

Dennoch war sie nicht stark genug. Ob es nun tatsächlich eine rationale Einsicht, oder einmal mehr nur sein Mangel an Mut war, wusste er nicht, aber anstatt vor der schicksalhaften Pforte stehen zu bleiben und mit leisem Klopfen um Einlass zu bitten, marschierte er zielstrebig daran vorbei, auf die etwas kleinere Türe zu, die aus dem Korridor hinaus in ihr persönliches Vorzimmer führte.

Nein - er konnte einfach nicht um diese Stunde in ein fremdes Zimmer platzen und dessen Inhaber um seine wohlverdiente Ruhe bringen! Überhaupt, wollte er denn nicht eigentlich noch hinaus in den schneebedeckten Schlosspark? Dies war immerhin die letzte Gelegenheit dazu, Ragnaras nächtliche Schönheit bewundern zu können und er konnte nun wirklich niemanden zu einem Gewaltmarsch durch die eisige, finstere Kälte zwingen. Er lächelte stumm und schüttelte den Kopf über seine eigenen wirren Gedanken. Nicht genug damit, dass er sich von Kindereien ängstigen ließ, jetzt brachte ihn auch noch der trügerische, blässliche Schein einer einzigen Kerze derart aus dem Konzept. Dabei konnte ihm dieser einsame schwache Leuchtstreifen noch nicht einmal wirklich garantieren, dass hinter der Türe auch wirklich noch jemand wachte. Wie leicht konnte so ein dumpfes Lichtlein vergessen werden! Oder womöglich war auch die erdrückende Übermacht des Schlafes, die heimelig warme und weiche Matratze ganz einfach stärker gewesen als das Wissen um jene brennende Lichtquelle...

Genau an diesem Punkt mischte sich seine Vernunft wieder ein.

Er selber kannte die tückische Verlockung, in der sanften Umarmung einer kuscheligen Decke verharren und augenblicklich einschlafen zu wollen, während irgendwo in einer viel zu weit entfernten Ecke seines Zimmers eine erbärmlich kleine, kränklich flackernde Kerze darauf wartete, noch von ihm gelöscht zu werden. Die Versuchung, jenen leisen Ruf einfach zu ignorieren, war groß - doch selbst die mickrigste Feuerquelle konnte zu einer ernsthaften Bedrohung werden, wenn sie die ganze lange Nacht hindurch unbeobachtet brannte!

Vielleicht war es unhöflich, einen Schlafenden zu derart später Stunde aus seiner wohlverdienten Ruhe zu reißen, aber viel schlimmer noch war die Unverantwortlichkeit, die Gefahr eines möglichen Brandes einfach zu ignorieren. So raffte er allen Mut in seiner Brust zusammen, trat mit raschen Schritten auf die finstere Türe zu und klopfte schnell an, bevor der momentane Waffenstillstand in seinem Inneren in einen noch ungleich blutigeren Krieg umschlagen konnte.

"Ja? Wer... wer ist da?"

Der letzte dumpfe und doch scheinbar viel zu laute Schlag auf dem glänzenden Ebenholz war noch nicht verklungen, da bereute er seine Handlung auch tatsächlich schon wieder. Vielleicht war es die augenblickliche Antwort, ohne ein Zögern, ohne jeglichen Hauch von Müdigkeit in der kalten Stimme, die ihm die peinliche Absurdität seiner Gedankengänge vor Augen führte. Ein vernichtender Schlossbrand, verursacht durch eine einzige ungelöschte Kerze? Vermutlich wurden als nächstes auch noch die verschneiten Wälder und die mächtige Hauptstadt Lanthaya, ja vielleicht sogar das ganze Land Belicia vernichtet durch ein vergessenes Teelicht! Natürlich hatte er sich etwas vorgemacht. Doch diese erbärmliche Ausrede verblasste nun augenblicklich im Angesicht jener beiläufig dahingesprochenen, halb geflüsterten Worte.

Was sollte er denn jetzt nur antworten?

"Ich... kann ich hereinkommen?"

Wie zittrig seine eigene Stimme ihm doch in den Ohren klang, beinahe so wie die eines verängstigten, schüchternen kleinen Kindes. Er sollte, er durfte nicht hier sein. Ein langer Tag lag vor ihm, die Mühen einer weiten Seereise - er musste doch eigentlich schlafen und all jene Kräfte sammeln, die er früh in den kommenden Morgenstunden nur allzu gut brauchen würde!

"Rayo, bist du das?"

Der Klang seines Namens aus jenem Mund machte ihn beinahe willenlos, zog ihn zu sich wie der unsichtbare Faden am Kopf einer Marionette. Wie im Traum öffnete er die schwarze Türe, leise, vorsichtig, und schob sich hinein in ein Meer aus warmer Helligkeit, das ihm dennoch in den ans sanfte Mondlicht gewöhnten Augen schmerzte. Erst, als er endlich vollständig im Zimmer stand, das Ebenholz fest hinter sich verschlossen wusste, wagte er es, seinen Blick auf die Gestalt zu richten, die es sich mit einem schweren Buch in den Händen auf dem Bett bequem gemacht hatte.

"Was machst du hier?" Der weißhaarige Junge legte den in Leder gebundenen Wälzer zur Seite und blinzelte dem offensichtlich unerwarteten Eindringling mit seinen violetten Augen verwirrt entgegen. Dieser spürte sofort, wie ihm das Blut in die Wangen schoss, und war mit einem Mal sehr froh, dass der dämmrige Kerzenschein Konturen und Farben verschwimmen ließ.

"Es... es tut mir leid, Noctan! Ich habe gesehn, dass du noch nicht schläfst und..." Dem Blondschopf wollten keine passenden Worte mehr einfallen und so wandte er hastig sein gerötetes Gesicht ab.

"Soweit hätte ich es mir... beinahe schon denken können. Nur setzt die Tatsache, dass du jetzt hier in diesem Zimmer stehst und mir sagst, dass du gesehen hast, dass ich noch nicht schlafe, rein logisch betrachtet voraus, dass du aus bislang unbekannten Gründen ebenfalls noch nicht geschlafen und außerdem dein eigenes Zimmer verlassen hast."

Rayo musste lächeln.

"Ja... natürlich. Aber du hast trotzdem nur teilweise Recht."

"Aber sicher - ich vergaß. Du stehst zwar hier vor meinem Bett und sprichst mit mir, aber eigentlich liegst du noch in deinem eigenen und... schläfst. Verzeih, dass ich es nicht gleich bemerkt habe!"

"Du bist schrecklich!" Der junge Adlige strich sich durch sein langes blondes Haar und ließ sich dann sehr langsam und bedächtig auf der hölzernen Kante von Noctans Schlafstätte nieder. "Natürlich liege ich nicht mehr in meinem Bett! Aber es stimmt auch nicht, dass ich noch nicht schlafe - sondern wieder. Ich bin aufgewacht und... nun ja, wie du siehst, konnte ich bislang keinen Schlaf mehr finden."

"Soll ich dir jetzt Wiegenlied singen?"

"Das sollst du nicht!" Rayo stieß einen theatralischen Seufzer aus und schüttelte den Kopf, einen strafenden Blick in seinen melancholischen blauen Augen. "Ich wollte ja eigentlich gar nicht zu dir kommen, sondern im Schlossgarten spazieren gehen. Die Nacht ist wirklich wundervoll! Überall liegt Schnee und dann diese Farbe des Himmels... wie auch immer, auf dem Weg in den Park bin ich nun also an deinem Zimmer vorbeigekommen und habe gesehen, dass dort noch Licht brennt, verstehst du?"

"Und dann hast du angeklopft, um mich zu fragen, ob ich dich begleite", stellte Noctan trocken fest, erhob sich kurzerhand von seinem Platz und griff nach seinen schwarzen Armeestiefeln.

"Nein!"

"Nein?" Wie auf ein Kommando hin erstarrte er in der Bewegung und ließ sich mit unbewegter Miene auf seine Matratze zurücksinken. "Gut, dann eben nicht."

"Ja, aber..."

"Rayo - ich habe verstanden. Du wolltest mich nicht fragen, ob ich dich begleite. Sagte ich es nicht immer? Die Schönheit der Nacht genießt man am Besten... allein. Ich werde mich nicht gleich erdolchen oder aus dem Turmfenster stürzen, wenn du nicht in den nächsten fünf Sekunden eine passable Ausrede gefunden hast, ohne mich gehen zu dürfen, also sieh mich nicht so an. Außerdem..."

"Noctan!" Der blonde Junge schnitt seinem weißhaarigen Gegenüber mit einer ungewohnt energischen Geste das Wort ab. "Jetzt hör mir doch endlich mal zu! Erstens... diesen Spruch habe ich noch nicht ein einziges Mal von dir gehört. Und zweitens habe ich doch gar nicht... ich meine... ich wollte dich doch nur nicht fragen... also... es wäre überaus unhöflich von mir gewesen, einfach mitten in der Nacht in dein Zimmer hereinzuplatzen und dich zu fragen, ob... ob du mit mir... in den Park gehen willst! Verstehst du? Mitten in der Nacht!"

"Ja, Rayo, das verstehe ich. Der Mond steht hell am Himmel, die Sonne hingegen nicht - anders ausgedrückt, es herrscht finstere Nacht über Belicias weiten weißen Landen. Davon einmal abgesehen... natürlich bist du unhöflich. Weißt du, diese ganze höfische Etikette und Anständigkeit hat noch nie so recht zu dir gepasst. Du taugst nicht zu einem Kaiser. Also gehen wir."

"Aber... aber..."

"Aber - ist das dein neues Lieblingswort, weil ,oder' langsam aus der Mode kommt?"

"Überaus komisch!"

"Verzeiht mir, eure Majestät, dass ich euch nicht erheitern konnte!" Noctan kam mit einer fließenden Bewegung auf die Füße und deutete eine Verneigung an. Dann angelte er nach einem langen schwarzen Band, das sich neben ihm auf einem der Kopfkissen zur Ruhe gelegt hatte, und schlang es um sein langes, schneeweißes Haar.

"Ich tauge sehr wohl zu einem Kaiser und... warum sagst du mir immer, dass ich... dass ich... Lieblingswörter habe? Ich bin ganz bestimmt nicht hergekommen, damit du dich über mich lustig machen kannst."

"Du verstehst mich falsch", murmelte Noctan, während er sich scheinbar hochkonzentriert die Stiefel zuschnürte. "Ich mache mich keineswegs über dich lustig - im Gegenteil. Ich meine es vollkommen ernst. Du bist viel zu... solch ein kaiserliches Amt passt nicht zu dir. Aber vielleicht sollten wir nun langsam aufbrechen? Natürlich können wir auch noch ein paar Stunden lang über deine Herrscherqualitäten philosophieren und den romantischen Nachtspaziergang auf die späte Morgendämmerung verschieben..."

"Und... du bist sicher, dass du... ich meine, es ist doch recht kalt draußen und..."

Weiter kam Rayo nicht, denn noch bevor er seinen Satz zu Ende bringen konnte, packte Noctan ruckartig seinen Arm und zog den Blondschopf äußerst unsanft zu sich heran. In den violetten Augen des Weißhaarigen lag ein eisiges, düsteres Funkeln, als er sich langsam zu dem etwas kleineren Jungen herunterbeugte.

"Denkst du wirklich, ich habe ein Problem mit Kälte?"

"N-Nein... ich..."

"Also was ist? Gehen wir endlich?"

Etwas weniger plötzlich und rabiat ließ Noctan wieder von dem jungen Adligen ab und marschierte mit großen Schritten auf die ebenholzfarbene Türe zu.

"Ja... ja, natürlich."

Rayo war sich mit einem Mal nicht mehr ganz sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, den jungen Weißhaarigen zu seinem nächtlichen Spaziergang einzuladen. Vielleicht steckte hinter dessen sicherlich nicht ernst gemeinten Worten ja doch mehr Wahrheit, als der Blondschopf im ersten Moment angenommen hatte.

Die Schönheit der Nacht genießt man am besten allein...

Doch trotz jedes Vorbehaltes war Rayo aus irgendeinem Grund alles andere als unglücklich, als er noch rasch das Licht der zufrieden flackernden Kerze auslöschte und dann zum zweiten Mal in dieser merkwürdigen Nacht hinaus auf den schwarzen Korridor trat.
 

Der nächtliche Schlossgarten war noch ungleich schöner, als Rayo es sich an seinem Platz hoch oben am Fenster ausgemalt hatte. Über dem Meer aus immergrünen Bäumen und wetterfesten Blüten lag eine dünne Schicht aus Eis, hier und dort durchbrochen von einem exotisch zarten, nahezu zerbrechlich anmutendem Farbtupfer. Die zierlichen Wäldchen wurden verzaubert durch lange Eiszapfen, erstarrt in den bizarrsten Tropfenformen wie eisige Tränen. Ihr leises, silbrig helles Klirren stimmte ein in das immerwährende Lied des Windes und hauchte der schlummernden Ruhe des Waldes ein unwirkliches, verwunschenes Leben ein.

Inmitten all dieser märchenhaften Pracht, tief verborgen im gläsernen Labyrinth gefrorener Bäume, gab es scheinbar unzählige kleine Wunder zu entdecken und bestaunen. Da versteckten sich winzige Seen, auf deren türkisblauer Oberfläche das silberne Mondlicht zerschmolz, umringt von Schilf und mit schmalen, verspielten Holzbrücken überspannt. Umspielt vom Meer schneebedeckter Blätter und glitzernder Äste träumten weiße Pavillons, zierlichen Miniaturen gleich, kuschelten sich hölzerne Schreine in den bläulich transparenten Nebel der Nacht.

Laternen aus blankem Silber, geschmückt mit feinen Quasten und buntem Glas, tauchten wie aus dem Nichts zwischen den tiefblauen Baumstämmen auf, übergossen die fragile Traumlandschaft mit weichen, dunklen Farben. Und wohin das Licht jener Kerzen und der Schein des Mondes keinen Weg mehr finden konnte, tanzten zahllose Glühwürmchen wie bläulich weiße Leuchtfunken durch die meeresfarbene Dunkelheit, verwandelten die Wasserspiegel der finstersten Seen in lebendige Sternenhimmel und überzogen die erstarrten Tränen mit einem bewegten Glühen.

Rayo war lange stumm, ja vielmehr sprachlos und mit großen Augen durch den winterlichen Märchengarten geschritten. In diesen verzauberten Minuten hatte er alles vergessen, die unendlich schwere Last schien von seinen Schultern abzufallen oder zumindest ihr erdrückendes Gewicht und jegliche Bedeutung zu verlieren. Ihm war nicht einmal mehr kalt, noch fürchtete er sich vor den umliegenden Mondschatten. Denn obgleich sich auch seine Begleitung mittlerweile fast schon seiner bewussten Wahrnehmung entzog, so vermittelte ihm das leise Geräusch der Schritte neben ihm, die steten ruhigen Atemzüge doch ein unaufhörliches, unerschütterliches Gefühl von Sicherheit, wie er es nie zuvor gekannt hatte.

Erst eine vorsichtige, flüchtige Bewegung am Arm riss den jungen Adligen aus jenem wundervollen Bann und brachte ihn auf überraschend sanfte Art und Weise in die nicht minder fantastische, aber umso vergänglichere Realität zurück. Er blickte in einem Anflug von Verwirrung auf - und direkt in die tiefvioletten Augen des Jungens, der ihn soeben erstaunlich sanft angestoßen haben musste.

"Wa-was ist?"

Im sanften Schein des Mondes wurde Rayo wieder einmal deutlich bewusst, wie unglaublich schön Noctan doch war. Jede Kontur seines bleichen Gesichtes, seine schmalen, dunklen Augen, das lange, silbrig weiße Haar - alles war in seiner kalten Perfektion ebenso makellos und faszinierend wie der Schnee, der die beiden jungen Estrella umgab. Genau wie sein Element, schoss es Rayo durch den Kopf, ebenso schön, so kühl und so unerreichbar wie der Mond selber.

Wieso nur konnte er selbst dem Feuer nicht ähnlicher sein?

"Ich... eigentlich weiß ich selber nicht..." Der Weißhaarige schüttelte den Kopf und wandte seinen Blick dem weich konturierten Himmelskörper zu, der wie ein einziges sanftes Auge durch das glitzernde, unregelmäßige Netz der Äste auf sie hinabsah.

"Hm... der Garten ist wirklich wundervoll, nicht?" Auf Rayos blasse Lippen stahl sich ein vorsichtiges Lächeln, während er in erneuter Versunkenheit seine türkisblaue Umgebung abtastete und schließlich an einem niedrigen Schrein hängen blieb, der sich dicht an einen von feinem, silbernen Nebel bedeckten Teich drängte, umschwirrt von den lebendigen, bedächtig tanzenden Funken der schneefarbenen Glühwürmchen.

Noctan antwortete mit einem angedeuteten Nicken.

"Es ist wirklich eine Verschwendung!" Er stieß ein leises, ironisches Lachen aus. "In diesem Schloss leben wahrscheinlich mehr Menschen als in einem durchschnittlichen Dorf, aber niemand außer uns ist hier."

"Das mag durchaus stimmen, aber... ehrlich gesagt, ich bin froh darüber." Rayo schlenderte auf den Schrein zu und ließ sich dort mit einem zufriedenen Seufzer auf dem dunklen Holz nieder. "Denn, wie sagtest du immer? Die Schönheit der Nacht..."

"Genießt man am besten allein!" Noctan zog ein Augenbraue hoch und nahm dann nach kurzem Zögern neben dem Blondschopf Platz. "Du vergisst nur, dass weder du noch ich allein sind."

"Doch, das... das sind wir..." Die Stimme des jungen Adligen wurde mit jedem Wort ein bisschen leiser. Er starrte angestrengt auf seine Finger, holte einige Male tief Luft und rutschte dann sehr langsam und möglichst unauffällig ein Stückchen näher zu seinem weißhaarigen Nebensitzer hin, ohne dabei seinen Blick zu heben.

"Weißt du eigentlich, wie sich das anhört?" Wieder lachte Noctan kurz und humorlos auf. "Allerdings... wenn ich an jetzt Illumina denke, dann lauern bestimmt irgendwo Shinya, Hoshi und Misty hinter den Bäumen und sehen uns mit diesen... diesen... abartig verzückten Gesichtsausdrücken zu..." Der junge Mondestrella erschauderte demonstrativ.

"Ja, die... eigentlich weiß ich gar nicht, was die immer haben mit... mit uns..." Rayo errötete leicht. "Trotzdem war es... war es schön... ich meine, in Illumina. Nicht, dass die uns... ich meine... ich..."

"Ich weiß, was du meinst - beziehungsweise nicht meinst." Noctan verzog das Gesicht. "Elende Spanner."

"Stimmt! Ich frage mich, was Shinya und Hoshi dazu sagen würden, wenn..." Der junge Adlige musste lachen und verbarg das Gesicht in seiner Hand. "Ach, das... das ist kindisch!"

"So kann man es auch nennen." Der Weißhaarige hob die Hände und streifte dabei wie zufällig Rayos Arm. Unweigerlich lief ein warmer Schauer über den Körper des Blondschopfes. Noctan blickte leicht irritiert zu ihm auf. "Was ist? Frierst du?"

"Nur ein wenig!" versicherte Rayo und winkte eilig ab. "Es ist in Ordnung!"

"Soll ich dich in den Arm nehmen und wärmen? Oder vielleicht meinen Umhang mit dir teilen?"

Selbst ohne den gewohnt sarkastischen Tonfall in Noctans Stimme hätte Rayo noch begriffen, dass der Weißhaarige seine Worte alles andere als ernst meinte. Er antwortete nicht sofort, stattdessen nahm er all seinen Mut zusammen und fing den Blick des Mondestrella auf.

Dann nickte er langsam.

Die Veränderung auf Noctans bleichem Gesicht ging langsam, auf merkwürdige Art und Weise verzögert vonstatten. Für etliche Sekunden sah er sein Gegenüber mit unverändert kaltem Blick und unbewegter Miene an. Danach blinzelte er einige Male, während sich sein Mund leicht öffnete, die violetten Augen kaum merklich weiteten.

Schließlich wandte er sich mit einer ungewohnt ruckartigen Bewegung von Rayo ab, legte beide Hände auf das Gesicht und verharrte kurz in dieser Position, bevor er sich wieder mit einem mehr oder minder gefestigten Gesichtsausdruck zu dem Blondschopf umdrehte.

"Was... Rayo, das war... ich meine, du..." Er atmete tief durch. "Gratulation. Ich wusste noch gar nicht, dass du Humor besitzt!"

"Besitze ich auch nicht", murmelte der junge Adlige, die tiefblauen Augen starr auf das anmutige Spiel der Glühwürmchen gerichtet. "Weißt du, Noctan... ich kann mir durchaus vorstellen, wie sich das für dich anhören muss, aber... ich würde mir das jetzt wirklich... ach, ich verstehe das doch selber nicht!"

"Du verstehst es nicht?" Noctan zuckte mit den Schultern. "Das ist seltsam - ich habe dein ganzes Verhalten schon lange verstanden, immerhin bin ich zwar halb, aber doch noch nicht ganz erblindet. Also..." Der Weißhaarige hob seinen Arm, fast schon betont langsam, und platzierte ihn auf Rayos Schulter. "Sag doch ein einziges Mal, was du denkst und was du möchtest, Rayo, in ganzen, zusammenhängenden Sätzen. Ja, das ist möglich."

"Noctan, ich..." Der Körper des blonden Jungen hatte erneut zu zittern begonnen, aber diesmal gelang es ihm nicht, seine mühsam aufrechterhaltene Kontrolle zurückzuerlangen. Er fühlte sich so hilflos wie nie zuvor in seinem Leben, vollkommen ausgeliefert an das blinde, tobende Chaos in seinem Inneren. Seine Stimme versagte ihm den Dienst, die richtigen Worte entglitten ihm wie schmelzender Schnee zwischen den Fingern, und noch im gleichen Augenblick schien sein Verstand endgültig zu kapitulieren. Rayo handelte ohne zu denken, dafür umso impulsiver, und noch ehe er selber begreifen konnte, was er da eigentlich tat, hatte er sich der weißhaarigen Gestalt zu seiner Rechten auch schon um den Hals geworfen, sich mit all seiner Kraft an ihn gedrückt.

Dummerweise schien Noctan mit dem plötzlichen Gefühlsausbruch des jungen Adligen ebenso wenig gerechnet zu haben wie dieser selbst. Der unerwartete, überaus schwungvolle Aufeinanderprall der beiden Körper riss ihn aus dem Gleichgewicht, und noch bevor einer der beiden Jungen auch nur die Chance auf eine Reaktion bekam, landeten sie mit einem leisen, erschrockenen Keuchen auf dem harten Holzboden des Schreines.

"Rayo, was soll..." Der Weißhaarige verstummte schlagartig, als ihn der Blick des Blondschopfes traf, der ihn nunmehr halb unter sich begraben hatte. In den traurigen blauen Augen lag ein seltsamer Ausdruck, wie er ihn nie zuvor dort gesehen hatte und den er auch jetzt noch nicht begreifen konnte. Dennoch gelang es ihm nicht, seinen eigenen Blick von diesen Augen abzuwenden, von dem blassen Gesicht, das plötzlich gar nicht mehr so erwachsen, so unglaublich ernst dreinblickte, wie er es von dem jungen Kaiser gewohnt war.

"Bitte halt mich fest!" Rayo vernahm seine eigenen zittrigen Worte wie durch einen Schleier hindurch, bevor er kraftlos in die Arme des Weißhaarigen hinabsank, die sich nun sehr langsam, fast schon zaghaft um seinen bebenden Körper legten. Er presste sein Gesicht an den Hals des Mondestrella, rutschte näher zu ihm hin, bis er dessen lebendige Wärme an jedem seiner Gliedmaßen spüren konnte. Sein Atem beschleunigte sich, glich fast schon einem leisen Schluchzen, während sich seine Finger wie von selbst um den schwarzen Stoff von Noctans Oberteil schlossen.

"Rayo...?" Die Stimme des Weißhaarigen klang flüsternd, wurde begleitet von einem warmen Hauch, der sanft und flüchtig die Haut seines Nackens streifte. Noctans Finger gerieten in leichte Bewegung, strichen vorsichtig über den Rücken des Jungen und trieben wieder einmal eine Gänsehaut über dessen Körper.

"Es tut mir leid, Noctan!" Rayo hob ruckartig seinen Kopf, ohne sich jedoch auch nur einen Millimeter von seinem Freund zu lösen, und sah ihn mit seinen wie in Angst geweiteten, nachtblauen Augen beinahe flehend an.

Dann beugte er sich hinab und presste seine Lippen reichlich unbeholfen, aber dafür äußerstzielstrebig auf die des Weißhaarigen.

Noctan rührte sich nicht. Er verharrte regungslos, ein stummes Flackern in den sonst so kalten Augen, nunmehr ohne wärmenden Atemhauch auf dem leicht geöffneten Mund. Der Anblick versetzte Rayo einen schmerzhaften Stich, ließ ihn wie unter einem Schlag zurückzucken, während die Lippen des weißhaarigen langsam begannen, tonlose, abgehackte Worte zu formen.

"Das... das wollte ich nicht!" Wie auf ein schweigendes Kommando hin breitete sich ein Schleier tiefen Rotes auf den blassen Wangen des Bondschopfes aus. Sein Blick irrte gehetzt über die unverändert traumhafte Umgebung, folgte einem der winzigen Glühwürmchen, das sich in den offenen Schrein verirrt hatte, während sein Körper wie erstarrt auf dem seines Freundes ruhte.

Besser gesagt tat er das genau so lange, bis sich Noctans Finger urplötzlich um seine Arme legten, ihn mit einer blitzartigen Bewegung herumrissen und dann auf den erstaunlich warmen Holzboden des von lebendigem Licht und blauem Nebel erfüllten Schreines pressten. Ehe der junge Adlige sich versah, ehe er ganz aus seiner lähmenden Verlegenheit erwachen konnte, saß Noctan auch schon auf ihm und hielt seine Handgelenke fest umschlossen. Immer noch lag ein Flackern in den Augen des Mondestrella, nun jedoch schien es zu brennen, ebenso zu rasen wie sein heftig beschleunigter Atem. Das schwarze Band hatte sich aus seinen langen weißen Haaren gelöst, die ihm nun in wirren, silbrigen Strähnen ins Gesicht hingen.

"Oh doch, das wolltest du!" Auch Noctans Stimme zitterte leise, während er sich erst langsam, dann jedoch mit einem letzten Ruck zu Rayo herabbeugte und dann seinerseits ihre Lippen vereinte, allerdings so bestimmt und fordernd, dass der Blondschopf gar nicht mehr dazu kam, an Gegenwehr zu denken. Er spürte, wie die Zunge seines Freundes gegen seine Zähne stieß, um Einlass drängte, den er ihr nur allzu gern gewährte. Noch im selben Augenblick hatte er vollkommen vergessen, dass dies der erste richtige Kuss in seinem jungen Leben war. Er dachte auch nicht mehr darüber nach, was er nun noch richtig und falsch machen konnte, gab sich ganz dem Spiel ihrer Lippen und Zungen hin, die sich jagten und abstießen, sich gerade im schönsten, im wärmsten Moment wieder entzogen, nur um dann umso fester, umso verlangender aufeinander zu prallen.

Als Noctan seinen Kopf endlich wieder anhob und beide Jungen etliche Sekunden lang um Luft rangen, wagte es auch Rayo, seine Augen wieder aufzuschlagen, direkt in die seines weißhaarigen Freundes zu blicken. Ein Lächeln, flüchtig, aber dennoch so warm wie noch niemals ein anderes zuvor, huschte über das Gesicht des jungen Adligen.

"Du hast Recht... genau... genau das... wollte ich..."

"Und ich will dich!" Wieder hauchte Noctan einen Kuss auf die bebenden Lippen des Blondschopfes, ließ dann aber von ihnen ab und wanderte über seine geröteten Wangen, über die Linie seines Halses hinab, bis er schließlich am tiefblauen Stoff des Uniformkragens angelangt war. Dort verharrte er, blickte auf, dem jungen Adligen in seine halb geschlossenen Augen. "Rayo, was... was ist mit dir?"

"Ich..." Der blonde Junge musste etliche Sekunden lang um seine Fassung ringen, um die fliehende Kraft, überhaupt noch einen sinnvollen Satz formulieren zu können. "Bitte... hör nicht auf..."

Rayos reichlich zittrige Antwort schien nur für den Bruchteil einer winzigen Sekunde die Andeutung eines Lächelns auf Noctans Gesicht zu zaubern - zumindest bildete er sich das so ein und packte mit einer Entschlossenheit, die ihn wohl selber am meisten überraschte, die Hände des Weißhaarigen, nur um sie an den Verschluss seines Oberteiles zu führen. Was dann geschah, entzog sich wiederum seinem eigentlich so rationalen Verstand und glitt in einen heißen, alles verzehrenden Rausch hinab.

Die Kälte der Nacht ergoss sich wie eisiges Wasser auf seine Haut, ließ den jungen Adligen heftig erzittern. Doch umso heißer, umso wohliger strichen nun Noctans Finger über seinen Oberkörper, zeichneten jede noch so feine Linie nach, strichen ein ums andere Mal durch die langen Strähnen seines hellblonden Haares. Ein leises Keuchen stahl sich über Rayos Lippen, als den flüchtigen Bewegungen umso wärmere Küsse folgten, die jeden Zentimeter seiner Haut wie brennende Schneeflocken bedeckten.

Der Blondschopf drängte seinen Körper den Berührungen entgegen, fiel wie in einem unglaublich schönen Traum, ganz wie von selbst und ohne darüber nachzudenken in das bewegte Spiel ein. Die Nachtluft schien sich nunmehr entzündet zu haben, war durchtränkt von weißblauen Funken, die in dem türkisfarbenen Feuer umhertanzten. Diese gefrorene Hitze entfachte in Rayo mehr und mehr die Gewissheit, jeden Augenblick den Verstand verlieren zu müssen, wenn nur noch ein einziger hingehauchter Kuss, ein einziger vergänglicher Fingerstreich seine Haut berühren würde.

Er wollte mehr, wollte seinen Freund endlich vollständig spüren, nichts anderes und ganz allein nur für sich. Wieder krallten sich seine Hände in den Stoff von dessen Kleidung, rissen sie ihm ganz wie von eigenem Willen erfüllt über den Kopf und zogen den warmen, von feinen Schweißperlen bedeckten Körper dann endlich an sich. Er presste sich so fest an den Weißhaarigen wie er nur irgendwie konnte und versank erneut in einen langen, noch ungleich leidenschaftlicheren Kuss. Es war ihm vollkommen gleichgültig, dass er kaum noch Luft bekam, das Blut in seinen Adern schien sich längst in kochende Lava verwandelt zu haben, die jeden klaren Gedanken noch im Keim verglühen ließ.

Tatsächlich schien die silberne Nacht jegliche Kälte verloren zu haben, als Rayo auch noch das letzte bisschen störenden Stoffes von Noctans Körper zog, als die beiden Jungen endlich nichts mehr trennte und der junge Adlige nichts anderes wahrnahm als die wundervolle Wärme seines Freundes, die alles andere verblassen ließ. Das Feuer in seinem Inneren schien ihn zu verschlingen, brannte mit jedem Kuss, jedem noch so zarten Hautkontakt heißer, verzehrender, bis das Lodern der Flamme irgendwann unerträglich wurde.

Die Finger der beiden Jungen schlossen sich fest umeinander, während sie sich endlich vollkommen vereinten und die ganze Welt in ein bedeutungsloses, wundervolles Nichts aus blauem Mondlicht und lebendigen Sternen zerfloss. Die Zeit stand nicht still, das Netz der Schicksalsfäden löste sich nicht auf oder wurde gar neu gesponnen und auch der Planet drehte sich unbarmherzig weiter, seinen letzten Tagen entgegen.

Und doch gehörten jene Augenblicke einzig und allein ihnen.
 

Die nächtliche Kälte wurde vertrieben von dem Berg aus Kleidern, die für die letzten Stunden bis zum Morgen kurzerhand zur Decke umfunktioniert worden waren, von der immer noch warmen Haut, von den Armen Noctans, die ihn fest umschlossen hielten, und dessen ruhigem Atem, der den Nacken des jungen Adligen streifte.

Rayo hatte seinen Kopf auf die Brust des Weißhaarigen gelegt und lauschte den Schlägen seines Herzens. Seine Augen ruhten auf der silbernen Scheibe des Mondes, die noch ein letztes Mal die eisigen Tränen der Bäume, die feine Schneedecke mit einem verzauberten Glitzern überzog. Der junge Adlige wusste, dass schon bald der Morgen anbrechen und das türkisblaue Leuchten der Nacht, der leise Lichtertanz der Glühwürmchen endgültig verblassen würden. Natürlich wäre der prächtige Schlossgarten auch dann noch ein überwältigender Anblick, wahrscheinlich kamen all die exotischen Blüten, die kunstvollen Brücken und Pavillons bei Tageslicht betrachtet überhaupt erst richtig zur Geltung.

Dennoch wusste Rayo, dass ihre gläserne kleine Welt aus Eis, aus Schnee und verborgenen Spielzeugpalästen, aus verwunschenen Tümpeln und lebendigen Sternen, aus bunten Irrlichtern und blauen Schatten, mit dem ersten Strahl der Sonne jeglichen Zauber verlieren würde. Er wusste nicht, ob er jemals wieder in dieses schlummernde Märchenland zurückkehren konnte, ob er diesen schönsten aller Träume irgendwann noch einmal träumen konnte, und genau dieser Gedanke ließ einen Hauch wohliger Melancholie in seine Brust zurückkehren.

Der Blondschopf hob seinen Kopf ein Stück weit an, sodass er zu seinem Freund aufblicken konnte. Noctan lag ruhig da, den Blick in die sterbende Nacht hinaus gewandt. Obwohl seine Miene so kalt und unbewegt wirkte wie eh und je, las Rayo eine tiefe Ruhe in den violetten Augen, nur getrübt von einem feinen, kaum greifbaren Schleier aus Wehmut.

Er lächelte vorsichtig, streckte mit einiger Mühe seine Hand nach Noctans wunderschönem Gesicht aus und strich ihm sanft und ein wenig schüchtern über die Wange. Der Weißhaarige wandte nur kurz seinen Blick, und wieder schien dabei ein flüchtiges Lächeln seine bleichen Lippen zu streifen, während sich seine Arme noch ein wenig fester um Rayos Körper schlossen.

Der junge Adlige nickte zufrieden und kehrte in seine ruhende Position über Noctans Herz zurück. Noch war die Nacht nicht vorbei, der Morgen nicht gekommen, doch selbst wenn jene verzauberten Stunde endgültig verstrichen waren - der Verlust war schmerzhaft, aber erträglich, denn Noctan würde immer noch bei ihm sein. Nicht jeder schöne Traum ging derart schnell zu Ende... eigentlich war es ihm nun auch vollkommen egal, was irgendjemand auf der Welt von ihm erwartete, ganz gleich, ob es nun sein Land oder seine Bestimmung als Retter des Planeten sein mochte.

Der letzte Tag rückte mit viel zu großen Schritten näher, und Rayo wusste, dass er an diesem Tag dem Auserwählten, dem Messias aus der Legende zur Seite stehen würde und das Schicksal der Welt auf seinen eigenen Händen tragen musste. Doch diese erstaunlich nüchterne Erkenntnis hatte mit einem Mal einiges von ihrem Schrecken verloren, war einem nie gekannten Vertrauen gewichen, dass er alles schaffen konnte, solange nur Noctan an seiner Seite stand.

Vielleicht war es egoistisch, vielleicht dumm und falsch, aber er kämpfte nun nicht mehr für den Planeten, für das Leben all jener Menschen, die so nichts ahnend auf ihn und seine Freunde angewiesen waren, sondern einzig und allein für ihn...

Und dennoch war Rayo so glücklich wie noch nie zuvor in seinem Leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  TiaChan
2009-02-10T02:15:20+00:00 10.02.2009 03:15
Wie kommt es eigentlich, dass ich diese Geschichte nicht letztes Mal kommentiert habe, als du sie uns allen an Weihnachten geschenkt hast? ^^; Aber ich sehe es jetzt als einen glücklichen Zufall, denn diesmal habe ich garantiert mehr dazu zu sagen als letztes Mal. Als ich anfing, Equinox wieder zu lesen, habe ich mir gleich auch vorgenommen, One Night Only dann nochmal zu lesen, wenn ich in der Geschichte an der richtigen Stelle bin. Erst dann wollte ich für mich entscheiden, inwiefern diese Kurzgeschichte überhaupt da rein passt. Als ich dann bei den Ragnara-Kapiteln von Equinox angekommen bin, habe ich mich dann doch immer öfter gefragt, ob ich’s wirklich nochmal lesen will. Ich wusste noch, dass die Geschichte sehr schön geschrieben war, aber in dem Comment zu Kapitel 3 habe ich ja schon geschrieben, dass es darin auch Sachen gab, die ich nicht so sehr gemocht habe – und zwar das Verhalten von Noctan, das mir damals übertrieben sarkastisch vorkam.
Die Tatsache, dass die Kurzgeschichte mitten in einem Equinoxkapitel ansetzt, hat die Entscheidung auch nicht leichter gemacht. Ich hatte es mir eigentlich so vorgestellt: Ich lese die Kapitel bis dahin, kommentiere sie alle, lese die Geschichte, kommentiere sie und lese dann weiter in Equinox – damit One Night Only keinen Einfluss auf die Comments der vorangehenden Kapitel hat. Als ich sah, dass es mitten im Kapitel ist, brachte das meine ganzen Pläne durcheinander. ^^;;; Aber lange Rede kurzer Sinn: Dass ich die Geschichte dann doch gelesen habe, weißt du ja eh, wenn du das hier liest. Hab eben einfach, weiterhin meine Notizen machend, Kapitel 18 angefangen, dann zur Seite gelegt, die Kurzgeschichte gelesen und dann Kapitel 18 weitergelesen. Bevor ich die Geschichte selbst las, war ich noch so neugierig und hab die anderen animexx-Comments dazu durchgelesen – und war erfreut zu sehen, dass jemand außer mir deine Landschaftsbeschreibungen lobt! ^.^ Es ist eben wirklich so: Natürlich ist die eigentliche Story die Hauptsache, aber oft überspringen Leute Landschaftsbeschreibungen und Ähnliches beim Lesen. (Ich überspringe sie nie, aber manchmal frag ich mich, warum ich mir das antue. ^^; ) Bei deinen Geschichten jedoch sind die Landschaftsbeschreibungen zwar oft sehr lang, aber deswegen trotzdem nicht weniger schön zu lesen als der Rest der Geschichte. Wie du siehst, denkst du wirklich nicht umsonst manchmal so lang über jedes einzelne Wort nach. ^__^ (Auch wenn du das vielleicht auch weißt ohne dass ich’s dir nochmal sage… ^^;; )

Nach diesem langen Lob jedoch mal wieder ein Kritikpunkt: Eine Unstimmigkeit ist mir gleich am Anfang der Geschichte aufgefallen – gerade im Zusammenhang mit dem eigentlichen Equinox. In einem der ersten Absätze, noch bevor Rayos Name genannt wird, steht, dass er sich nicht auf die Rückkehr nach Silvania freut, weil er sich da nicht wirklich zu Hause fühlt. Am Anfang von Kapitel 18 aber, wo die Estrella gerade dabei sind, aus dem wieder hässlichen Illumina wegzugehen, heißt es, dass Rayo feststellt, dass er sich auf Silvania freut, obwohl der Kontinent ihn an seine Pflichten erinnert. Gut, sein Gefühl anlässlich der Rückkehr wird wohl ein Gemisch aus beidem sein, aber wenn man’s so direkt nacheinander liest: Anfang Kapitel 18 --> One Night Only --> weiter im Kapitel 18, dann ist es komisch.
Gut, rechtfertigt wird die Unstimmigkeit auf jeden Fall dadurch, dass One Night Only doch nur eine Extrageschichte ist. Ich glaube, so etwas kann manchmal sogar richtige Widersprüche mit der Originalstory beinhalten. Und ja, wie gesagt, eigentlich fühlt Rayo ja doch beides. Guck’s dir einfach selbst nochmal an. ^^;

Weiter………. zu Noctan. >_<
OH MEIN GOTT! Ich versteh’s nicht! Warum um alles in der Welt fand ich ihn beim ersten Lesen der Geschichte so schlimm? O_O Hat mir deine Ankündigung, dass du Noctan noch mehr Sarkasmus verpassen willst, weil du ihn sonst zu out-of-character findest, so sehr Angst gemacht? Wie im Comment zu Kapitel 3 geschrieben, ich hatte Angst, dass er lächerlich wirkt, wenn er die ganze Zeit nur sarkastisch redet – und das war auch mein Eindruck von ihm beim Lesen von One Night Only. Vielleicht wurde das ganze noch dadurch betont, dass diese Geschichte nur zwei Charaktere hat und so auch Shinya, Hoshi und Misty keine Chance haben, die vermeintliche Sarkasmusüberdosis auszugleichen. Keine Ahnung.
Inwischen kenne ich den neuen Equinox-Noctan und finde ihn toll. Und nicht übertrieben. Und als ich dann One Night Only nochmal las – wegen der Erinnerung ans erste Lesen immer noch nicht ganz unvoreingenommen, aber dennoch mit der ja doch sehr gelungenen neuen Version von Equinox im Kopf – fand ich ihn überhaupt nicht mehr übertrieben oder lächerlich. In dieser Kurzgeschichte machen seine sarkastischen Bemerkungen zum Großteil sogar mehr Sinn als so manchmal in Equinox. Ich meine, wie ich ebenfalls schon geschrieben hab, in Equinox hab ich schon manchmal den Eindruck, dass er einfach drauf los meckert, ohne zu viel über den Sinn dessen nachzudenken, was er da sagt. Es stört nicht und passt zu ihm, so wie er sich über nichts freut und alles, jedes Geschehnis, jede Veränderung, jede Person, die die Estrella kennenlernen, grundsätzlich von Anfang an schlecht findet und zudem allgemein von Shinyas, Hoshis und vor allem und sowieso von Mistys kindischem Verhalten ständig genervt ist. In One Night Only versthe ich es so, dass er von Rayos ständiger Unsicherheit genervt ist und ihm eigentlich nur sagen will: „Jetzt hör auf, es jedem recht machen zu wollen und sag einmal, was du selbst denkst!“, was Rayo irgendwie zum Großteil als Meckern versteht und deswegen noch unsicherer wird, was Noctan widerum noch mehr nervt. Ich finde das wirklich genial beschrieben! Jetzt, nachdem ich die Geschichte nochmal durchgelesen habe – zum Glück habe ich sie nochmal durchgelesen! – mag ich Noctan sogar noch mehr als davor eh schon. O_O

Jeder sarkastische Satz, jeder ironische Satz hat absolut seine Daseinsberectigung und es hat mich diesmal sogar, im Gegenteil, überrascht, wie Noctan so einfach ohne lang darüber zu diskutieren anfing, seine Schuhe anzuziehen, als er verstanden hat, dass Rayo möchte, dass er mitkommt. Aber auch das macht durchaus Sinn, denn im Kapitel 17, in Illumina, muss ja auch Noctan – oder vor allen anderen gerade Noctan – eine Entscheidung getroffen haben, was man hier eben auch sieht.

Eine Kleinigkeit verstehe ich noch nicht: An einer Stelle sagt Noctan, dass er halb erblindet sei. O_O Wieso das denn? Verstehe ich hier irgendeine Metapher nicht?

Ansonsten aber wirklich keine Kritikpunkte mehr, sondern nur Lob, ganz viel Lob!! Die Geschichte ist einfach wunderschön, winterlich, romantisch und von Anfang bis Ende durch und durch melancholisch. Und es ist interessant, aber trotzdem ganz logisch, dass es Rayo ist, der trotz all seiner Unsicherheit, den ersten Schritt machen muss, so zugefroren wie Noctan ist.
Keine Ahnung, wie mich diese Geschichte so skeptisch machen konnte, jetzt liebe ich sie jedenfalls! *_*

Ich finde immer noch, die Geschichte gehört nicht in ein richtiges Equinox-Kapitel rein und soll eine Extrageschichte bleiben, was sie ja aber auch ist. Damit jeder für sich entscheiden kann, ob das alles passiert ist oder nicht, weil es dem Ende (ich meine dem mir bekannten Ende, also Kapitel 20) jeweils ein bisschen einen anderen Sinn verleiht.
Und vielleicht macht es sogar mehr Sinn, sie nicht wie ich diesmal mitten im achtzehnten Kapitel zu lesen, sondern doch irgendwann nachdem man Equinox zu Ende gelesen hat, denn so kommen Rayos glückliche, den Leser so traurig machende Gedanken am Schluss ungleich besser zur Geltung: „[…] denn Noctan würde immer noch bei ihm sein“. ;_____;

Von:  -Lelias-
2007-04-15T00:00:44+00:00 15.04.2007 02:00
wow ._.
ich kann nicht verstehen warum du nur so wenig Kommis hast,aber sie meisten guten werden nicht beachtete *sfz*
kenn ich (nicht das meine gut sind..)
erm wo war ich?
richtig,
diese FF ist einfach wunderschön ._.
ich weiß jetzt leider nicht ob das nur ein Teil einer Epos ist aber das war wirklich wow .-.
ich mag die beiden total und Noctan ist so schön gfieslich *gg*
besonders gefällt mir dein Stil und die Wehmut die man in der FF spürt!!!
einfach klasse!
ich werde dann wohl demnächst deine anderen auch lesen ^^
njar bb LG
Lelias
*fav*
Von: abgemeldet
2005-02-03T21:05:35+00:00 03.02.2005 22:05
das war... das is... das war einfach unglaublich schön. diese total detaillierten beschreibungen, wie du mit den wörtern spielst, das war einfach atemberaubend. sonst überlese ich solche "landschaft-personen-zustände"-Beschreibungen immer, aber ich kohonnte nicht... *bricht in tränen aus*
es war soooooooo schön! 1Kommentar!!! *entsetzt ist*
das muss sich ändern, denn diese Story ist unglaublich toll!

aber: noctan stirbt doch gar nicht? *verwirrt nach obn zeig*

wunderschön, gerade die stelle, wo sie miteinander geschlafen haben... *seufz*
Von: abgemeldet
2003-12-26T11:17:53+00:00 26.12.2003 12:17
ERSTEÄÄÄÄÄÄÄÄÄ!!!!!
*jubel*
*strahl*
Zuerst danke ich dir natürlich für die liebe Widmung*wuschel* und dann möchte ich dir sagen, dass rein shreibtechnisch gesehen, niemand so gut ist, was sag ich, so genial ist wie du.....*auf KNie fall*.........einfach anbetungswürig........und das sag ich nicht aus Nettigekit, sondern weil es einfach stimmt. Die Story fängt spannend an, wird abwechseln etwas lustig, etwas melancholisch(was heißt hier ETWAS??!?!?!?*sich selbst vermöbeL*).okay, sehr melancholisch und am Ende kriegt man dann so ein richtuges Kribbeln auf der Haut........und auch, wenn das ende einen leicht bitteren Nachgeschmack hat(warum musste Noctan sterben???????? WIESO?????!!!!!!)*hüstel*
passts es so peferkt zusammen, onwohl man sagt ja immer, etwas perfektes gibt es nicht........nun, dann ist deine Geschichte bisher das, was meiner Meinung nach am nähesten an perfekt ranreicht......da fehlt nur noch so ein itsi bitsi kleines Stück...........ach, was soll's es, ist perfekt......*grins*........für ich zumindest......ich werde die Story(ja, verblasst vor Neid, ICH habe ein Original daheim^_____^)hüten wie meinen Augapfel.
An dieser Stelle kommt dann meistens immer mein Anfall, in dem ich dich anbrülle oder dir drohe, damit du schnell weiterschreibst.......*sigh*, aber diesmal lass ich das, denn die Geschichte ist so wie sie ist für sich zu Ende, und ich mag dieses Ende, ganz ehrlich, also, dankeschön für diese Story und ich hoffe, du schreibst bald wieder so etwas atemberaubendes.
bye bye
Chris


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