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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,
ich weiß, dass die ersten drei Beyblade Staffeln schon sehr alt sind, aber ich bin zufällig mal wieder auf die alten Folgen gestoßen und habe die Serie damals wirklich gehyped (seien wir Ehrlich - eigentlich hatte ich nur nen totalen crush auf den Character Kai^^°)
Naja, inzwischen dachte ich mir, wie wärs mal mit ner eigenen FF dazu - Hatte damals so einige Ideen, aber mich nie getraut was zu schreiben Naja, inzwischen bin ich alt genug, dass ich mir denke: "Wieso eigentlich nicht?!"
Also, falls es noch Fans gibt, die noch Lust auf eine abenteuerlich-romantische FF zu Beyblade haben, werden hier hoffentlich fündig.

Übrigens: Die aktuellen Beyblade Metal Fusion Serien und wie die alle heißen, kenne ich nicht und interessieren mich auch nicht. Die Figuren sehen mir dann doch zuuuu krass kacke aus xDD

Meine FF beginnt zeitlich mit der dritten Staffel, wo die Weltmeisterschaft in Madrid fortgeführt wird. Inhaltlich wird die Story sich natürlich von der fortlaufenden Serie unterscheiden, aber es wird hier und da vermutlich parallelen geben.

PS: ist meine aller erste selbst geschriebene Geschichte, daher bitte ich um Nachsicht. Freue mich aber immer über Kommis und konstruktive Tipps und Kritik.

So, nun Schluss mit dem langen Vorwort und viel Spaß beim Lesen!
Vielen Dank!
Eure GoSaKu-Chan Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Als Info vorab, stelle ich euch kurz meine Darstellung vor, damit ihr besser unterscheiden könnte, zwischen Gedanken und Dialogen.

Dialoge: "..."
Gedanken >...<
Bezeichnungen und Zitate: '...' Komplett anzeigen

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Ein unerwartetes Ereignis

"Ein neuer Tag beginnt im sonnigen Spanien, der Heimat so berühmter Maler wie Goliath, Picasso und ääh.. der Paella. Aber das einzige, was Spanien heute so interessant macht, ist das heutige Zweierteam Weltmeisterschaftsturnier im Beybladen!" Kam die Ansage von AJ Topper und Brad Best, den beiden Kommentatoren des Beybladesports.
 

Das Stadion in Madrid war ausverkauft und bebte - die Fans jubelten und fieberten den nächsten Matches aufgeregt entgegen. Unter den Zuschauern befanden sich auch Maron und Kyoko, zwei Freundinnen, die sehr glücklich darüber waren, endlich mal live dabei sein zu können. Sie waren extra den weiten Weg aus Japan angereist, um ihre Lieblingsblader Tyson Kynomia und Kai Hiwatari zu sehen. Nicht nur in ihrer Heimat in Japan, waren die beiden Profi-Blader sehr bekannt und beliebt. Sie gehörten eigentlich ursprünglich dem Team der Bladebreakers an, die die aktuellen Weltmeister und damit die diesjährigen Titelverteidiger wären. Jedoch haben sich die Bladebreakers nach der letzten Weltmeisterschaft getrennt. Ray und Max und sind in ihre alte Heimat und aus persönlichen Gründen zu ihren ursprünglichen Teams zurück gekehrt, während Tyson, zusammen mit Daichi und Kenny ein neues Team bildete - die BBA-Revolution. Kai ist auch gegangen, allerdings hat man nichts weiter von ihm gehört und keiner wusste, was er trieb, was für ihn aber nichts Ungewöhnliches war. Tyson wusste lediglich, dass er sich noch in Japan aufhielt.

 

Bisher hatten Maron und Kyoko kein Glück an Karten für die letzten Meisterschaften zu kommen und waren umso glücklicher, dass sie endlich welche erwerben konnten, auch wenn Sie dafür extra nach Spanien reisen mussten und diese Tickets, inklusive Reise nicht ganz günstig waren. Sie hatten die Karten schon ein halbes Jahr im voraus gekauft und einiges zusammengespart, damit sie auch im Falle eines Notfalls, finanziell abgesichert waren. Glücklicherweise hatten sie wirklich gute Plätze bekommen, sie saßen in der vierten Reihe, ziemlich mittig und hatten somit eine gute Sicht auf alles.
 

"AAAARRGH! Ich freue mich ja schon sooooo unglaublich krass auf die nächsten Matches und vor allem auf Kai! Ich kann es kaum erwarten ihn endlich mal live und in Farbe zu erleben!" freute sich Maron und rutschte auf ihrem Platz aufgeregt hin und her. Ihre roten, langen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden, damit ihr diese im Laufe der Spiele nicht die Sicht verdecken würden. Sie war selbst eine begeisterte Bladerin, ging diesem Hobby nur in ihrer Freizeit nach. Sie traute sich nicht zu, an einer regionalen oder einer Weltmeisterschaft teilzunehmen. Zu groß war der Respekt vor den Profibladern. Ihre schwarzhaarige Freundin Kyoko, die ihre Haare nur Schulterlang trug, und den Sport zwar ebenso liebte, aber selbst nicht bladete, war genauso aufgeregt: "Jaaa! Das ist der Hammer, dass wir endlich live dabei sein können! Hoffentlich haben wir später die Gelegenheit, die Jungs zu treffen und uns ein Autogramm oder vielleicht sogar ein Foto mit ihnen klar zu machen!" Beide grinsten sich gegenseitig breit an und hielten ihre Smartphones für etliche Fotos bereit.
 

"Ola und herzlich Willkommen bei der zweiten Runde der Weltmeisterschaft in Spanien.." startete DJ Jazzman seine Ansage: "..uund hier ist die Arena, das Bullhorn-Bunker-Stadium (*englische Aussprache)! Olé! Das dürfte wohl eine der größten Herausforderungen, hier unter der glühenden Sonne Spaniens werden! "

Demonstrativ feuerte er seinen eigenen Testblade in die Arena: "Heeyy, okay, let it Riiip!" Der Blade landete in der Mitte des Tableaus und kreiselte direkt an den Rand der kleinen Arena, wo sich mehrere Metallhorn-Paare befanden, zwischen denen elektrische Funken sprühten, die mehr als eintausend Volt produzierten. Der Blade verfing sich kurz darin und wurde von den den Stromschlägen erfasst und aus er Arena geschleudert.

Maron und Kyoko staunten nicht schlecht über diese kleine Vorführung. "Wow, das wird interessant!" sagte Maron zu ihrer Freundin, sichtlich begeistert und stopfte sich eine Portion Popcorn in den Mund. Die Menge tobte ebenfalls vor Begeisterung.
 

DJ Jazzmann fuhr mit seiner Ansage fort: "Jetzt wird es Zeit für das erste Match des Tages! Ich bitte um einen Fiestamäßgen Applaus für die Blitzkriegboys!" Damit zeigte er in Richtung des Eingangs zur großen Halle des Stadions, welche von den beiden Freundinnen aus, auf der linken Seite lag. Durch ihre gute Sicht, wurde der große Monitor, welcher gegenüber von ihnen an der Decke hinunter hing, überflüssig. Maron verschluckte sich an ihren Popcorn, hustete heftig und spuckte es kurzerhand wieder aus. Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz klopfte schneller, als die angesagte Truppe das innere des Stadions betrat. Sie konnte nicht mehr ruhig sitzen bleiben, stand auf und jubelte voller Freude zusammen mit der tosenden Menge. Kyoko war auch hellauf begeistert, sie war immerhin auch ein großer Fan von Kai und Tala, jedoch wollte sie sich ihre überschwängliche Freude für ihren großen Liebling Tyson aufheben, der in einem späteren Match auftauchen sollte. Sie machte derweil Fotos mit ihrem Smartphone von den Bladern und den Geschehnissen, da Maron ja zu sehr damit beschäftigt war, Kai anzuhimmeln und sich später bestimmt wieder darüber ärgern würde, dass sie selbst keine Fotos gemacht hatte. Kyoko kannte ihre Freundin einfach zu gut.
 

"..und ihre berühmten Gegner, die Gladiatoren unter den Beybladern - die PBB-Allstarz!" beendete DJ Jazzman seine Ansage.

Die angesagte Truppe marschierte durch den Eingang gegenüber herein, also rechts von den beiden Freundinnen aus gesehen. Ein heftiges "BUUUUHH!" raunte durch die Menge und der Unmut der Zuschauer war deutlich zu spüren. Rick, einer der Blader von den PBB-Allstarz, hatte sich und seine Teamkollegen, in den vorigen Kämpfen, mit seiner aggressiven Art und Weise sehr unbeliebt bei vielen Fans gemacht. Maron und Kyoko waren zu sehr damit beschäftigt sich zu freuen und ignorierten die 'Hater' deswegen einfach. Sie hatten auch zu viel Respekt vor sämtlichen Profibladern und würden es sich niemals wagen, sie wegen irgendetwas zu verurteilen - solange sie fair spielten.
 

"RUUHEEEEE!!!" übertönte plötzlich eine raue, männliche Stimme lautstark die tosende Lautstärke der Zuschauer und es wurde auf einmal still im Stadion. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Alle Augen waren auf denjenigen gerichtet, der seine Stimme erhoben hatte - Kai: "Erweist unseren Gegnern Respekt oder es kracht!!!" rief er sichtlich verärgert.

Maron war im siebten Himmel. Hat doch ihr großer Star gerade eine fette Ansage an das Publikum gerichtet. "Haaach.. seine Stimme ist einfach der Waaahnsinn!", schwärmte sie mit einem Glitzern in den Augen. "Ach übertreib doch nicht gleich..", lächelte ihre Freundin sie an - "Tyson ist eh viel cooler!" witzelte sie. 

"Niemals! Kai ist einfach der Weltbeste Blader und supersexy! Allein sein Name ist Sex pur!"

"Meinetwegen. Aber jetzt hör' auf zu sabbern und setz dich wieder!", Kyoko griff nach ihrem Handgelenk, zog ihre Freundin am Arm zurück und zwang sie damit, sich wieder hinzusetzen. 

 

Eine weitere Ansage ertönte: "Im ersten Match tritt Kai gegen Max an." Die Angesprochenen betraten das Tableau und stellten sich vor die Arena. Ihre Blicke sprachen Bände, welche man auf den großen Monitoren im Stadion gut erkennen konnte - beide freuten sich auf das bevorstehende Match und ihre Augen funkelten sich gegenseitig erwartungsvoll an.

"Bist du bereit, Kai?" fragte Max und grinste.

"Hm! Ja natürlich, es kann losgehen!" Auch Kai musste siegessicher grinsen, bei dem Gedanken an das bevorstehende Battle. 
 

DJ Jazzman zählte an, während Kai und Max ihre Starter vorbereiteten: "Drei... zwei... eins... LET IT RIIIP!" Und schon sausten beide Blades mit voller Geschwindigkeit in die Arena.

Die beiden Kontrahenten fackelten nicht lange rum, denn Max ging direkt ans Eingemachte und Kai schien vorerst nicht besonders viel ausrichten zu können. Maron knabberte vor lauterAufregung an ihren Nägeln herum: "Oh nein! Kai, komm schon! Du bist doch allemal besser als Max!" flehte sie, während sie das Match gebannt verfolgte. Die beiden Blades schenkten sich nichts und knallten mehrfach heftig aneinander. Max's Blade Draciel hielt sich zurück und wehrte kleine Angriffe erfolgreich ab, während Kais Dranzer fast in eine der elektrischen Hörner gestoßen wurde. Er entkam und wappnete sich nun für einem großen Angriff. Kai wurde unruhig: "Es wird Zeit, dass wir beide mal Klartext reden! Jetzt oder Nie! LOS DRANZER GX!"

"Du willst sie? Okay und jetzt die Flutwelle mit Draciel!" konterte Max und in der Arena bildete sich eine Riesenwelle. Dranzer bildete eine Art Feuerorkan, welche sich mit dem Wasser vermengte. Beide Blader gaben ihr Bestes und die Blades waren wie Feuer und Wasser. Die Blades schalteten ihren Turbo hinzu, wurden schneller und die Aufprallfunken immer heftiger.

 

"Ich weiß nicht, wie lange ich diesen Stress noch aushalte! Das ist einfach krass!" rief Maron und Kyoko nickte zustimmend: "Ja, viel intensiver, als wenn man sich die Spiele nur im Fernsehen ansieht!"

Schließlich setzte Dranzer zum nächsten Großangriff an und nutzte einen ungeachteten Moment von Max aus, in dem Dranzer Draciel mit einem heftigen Feuerstoß aus der Arena beförderte. Max's Blade wurde mit solch einer Wucht getroffen, dass der Blade ungewöhnlich weit aus der Arena flog. "Oh nein, Draciiieel!" rief Max und alle Augen richteten sich auf den fliegenden Blade, der sich mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit direkt auf die Zuschauermenge zubewegte.

"OH SHIIIIT!" rief Kyoko laut aus und Maron nahm nur noch in Zeitlupe wahr, wie sich ihr dieser grüne Blade näherte. Ihr Körper gehorchte ihr nicht, sodass sie nicht mehr rechtzeitig hätte ausweichen können. Kurz bevor der Blade sie erreichte, sah sie an diesem vorbei zu Kai, dessen geschockter Blick sich mit ihrem traf, ehe sie einen starken, stechenden Schmerz an Kopf spürte und sich alles um sie herum verdunkelte.

Ein neues BitBeast

Ein rythmisches Piepen riss mich aus meinem Schlaf und ich öffnete langsam meine schweren Augenlieder. Mein Kopf dröhnte und ein gleisendes Licht blendete mich, was den Schmerz nur verstärkte. Ein steriler Geruch lag in der Luft, vermischt mit etwas, das ich nicht beschreiben konnte. Meine Sicht war noch leicht betrübt und ich fasste mit meiner rechten Hand an meine Stirn, zu der schmerzenden, pochenden Stelle an meinem Kopf, die mit einem Verband umwickelt zu sein schien.

"Wo.. wo bin ich hier?" fragte ich irritiert und schaute zu dem piependen Monitor, der neben mir stand und meine Herztöne anzeigte.

"Im Krankenhaus.." antwortete mir eine weibliche Stimme, die ich nicht zuordnen konnte. Mein Blick wanderte zu dieser Stimme und ich erblickte ein junges Mädchen, mit dunkelbraunen, Schulterlangem Haar und bernsteinfarbenen, großen Augen, die mit Tränen gefüllt waren und mich mitleidig ansahen. "Wer.. bist du?" fragte ich mit schwacher Stimme und ihre Augen weiteten sich. Sie saß auf einem Plastikstuhl links von mir und erhob sich nun von diesem. Ihre Hand legte sie auf meinen rechten Arm und ich konnte erkennen, dass sie sehr besorgt aussah.
 

"Was? Erkennst du mich denn nicht? Ich bin es doch, deine beste Freundin Kyoko!"

Ich starrte sie an: "Kyoko?" fragte ich und verstand nicht, wieso ich mich nicht an sie erinnern konnte. Meine Sicht wurde immer klarer und ich schaute mich um. Ich lag in einem weißen Raum, in dem noch andere leere Betten standen, neben dem Herzrhythmus-Monitor (Nennt man das so?) stand ein Ständer mit einem leeren Tropf, dessen Schlauchende in meiner rechten Armbeuge steckte. In dem Zimmer gab es, rechts von mir, noch eine weitere Tür, ein paar große Schränke, welche in den Wänden eingelassen waren und zwei große Fenster. Als ich an mir hinuntersah entdeckte ich, dass ich lediglich einen weißen Kittel anhatte. Es musste also wirklich ein Krankenhauszimmer sein, denn alles deutete daraufhin.

"Wa.. was ist mit mir passiert?" fragte ich sie sichtlich verwirrt und meine Gedanken fingen an zu kreisen. >War ich eben nicht noch Zuhause in meinem Bett?< Doch meine Erinnerung verschwamm und eine Andere drängte sich mir auf - Ich saß in einem großen Stadion mit sehr vielen Menschen um mich herum und ich blickte direkt in die Augen von Kai, der mich schockiert ansah, ehe mich etwas Kleines Grünes hart an meinem Kopf traf und alles Dunkel wurde...
 

Ich richtete mich auf, sodass ich nun in meinem Bett saß und hielt mir beide Hände vor mein Gesicht: "Das kann doch alles nicht sein..." murmelte ich vor mich hin: "Da.. Das ist alles nicht real! Wieso habe ich diese Erinnerung?"

"Erinnerst du dich etwa nicht mehr?" riss mich Kyoko aus meinem Gedankenkarussell: "Du hast Max's Blade mit voller Wucht gegen deinen Kopf abbekommen, den dein ach so toller Kai aus der Arena geschleudert hat. Zum Glück waren Sanitäter vor Ort, die dich umgehend hierhergebracht haben!" Sie wirkte sehr aufgebracht.

Ich blickte sie ungläubig an. >Okay! Beruhige dich. Du bist scheinbar in einem Traum gefangen, in dem du deine Hauptprotagonistin bist. Spiel einfach mit, bis du aufwachst... Aber der Schmerz fühlt sich so verdammt real an..< Dann kniff ich meine Augen wieder schmerzverzerrt zu, ohne diesem Mädchen zu antworten.
 

Plötzlich klopfte es an der Tür. "Herein!" rief Kyoko knapp und mein Blick wanderte zur Tür. Ein etwas älterer Herr, er war bestimmt um die 50 Jahre alt, mit einem weißen Kittel bekleidet, betrat den Raum: "Guten Tag Frau Tanaka!" begrüßte er mich: "Schön, dass sie endlich wach und scheinbar wohlauf sind. Ich muss Ihnen einige Fragen stellen, wenn das für Sie in Ordnung ist?" Mit hochgezogenen Augenbauen und einem Lächeln auf dem Gesicht, sah er mich fragend an.

"Ähm.. ja, meinetwegen." stimmte ich ihm zu, war aber immer noch verwirrt.

"Okay, das dient zu Ihrer Diagnose. Wie geht es Ihnen, haben Sie Schmerzen?"

"Ja, mein Kopf dröhnt ziemlich heftig! Wenn Sie eine Skala wissen wollen, dann eine 12 von 10!" antwortete ich wahrheitsgemäß.

"Hahaha, gut, ihren Humor haben Sie noch. Dagegen werde ich Ihnen gerne etwas verschreiben.“, lachte er: “Nächste Frage: Wissen Sie, was passiert ist?"

"Ja, ich erinnere mich schwach und meine Freundin hier, hat es mir auch nochmal erzählt."

"Gut, dann weiter. Wissen Sie, wie sie heißen und wie alt sie sind?"

Ich überlegte kurz, was ich antworten Sollte. Er hatte mich aber schon mit 'Frau Tanaka' angesprochen, also antwortete ich entsprechend: "Mein Name ist Maron Tanaka und ich bin... äähh...“ ich musste kurz nachdenken, welches Alter meine Protagonistin nochmal hatte: „… 19 Jahre alt."

"Sehr gut!" freute sich der Arzt. "Es ist scheinbar alles in bester Ordnung. Wir behalten Sie noch bis zum Mittag hier und werden Ihnen dann ihre Entlassungspapiere fertig machen. Ihre Platzwunde am Kopf wurde genäht und da Sie scheinbar keine Erinnerungslücken haben, wird es vermutlich auch keine weiteren Konsequenzen geben."

Dann wandte er sich wieder an Kyoko: "Draußen warten noch Besucher. Sie meinten, Sie würden denen ein Zeichen geben, sobald sie reinkommen können?"

"Oh ja, stimmt!" sagte Kyoko freudig und die Besorgnis in ihren Augen, wich der Freude.

"Ich gehe dann jetzt. Wir sehen uns dann hoffentlich nur noch einmal zur Nachuntersuchung. Ich wünsche Ihnen alles Gute!" verabschiedete sich der Arzt von mir und verließ den Raum.

„Vielen Dank, Doc!“ lächelte ich.
 

Kyoko strahlte mich an: "Super, nicht? Außerdem habe ich noch eine große Überraschung für dich!" Sie schaute zur Tür hinaus, die der Arzt offen gelassen hatte und winkte die Besucher, die ja scheinbar noch vor der offenen Tür im Flur standen, zu uns hinein. Ein älterer Mann, mit dickem Bauch, einer Brille, Schnurrbart und einem Hut auf dem Kopf betrat zuerst den Raum, gefolgt von Max, der einen großen Blumenstrauß in der Hand hielt.

"Mr. Dickinson und Max?" stieß ich verwundert hervor. >Unglaublich. Ich muss auf jeden Fall träumen.. Aber wieso fühlt sich alles so real an?"< Beide blieben rechts neben meinem Bett stehen.

"Hallo Miss Tanaka!" begrüßte mich Mr. Dickinson freundlich und lächelte: "Wie geht es Ihnen?" Max hingegen sah wirklich besorgt aus und schaute mich traurig an.

"Bis auf die starken Kopfschmerzen ganz gut, danke!" antwortete ich und war mit der Situation noch etwas überfordert.

"Das freut uns zu hören. Wir sind hier, weil wir uns aufrichtig bei dir entschuldigen möchten."

"Ja, es tut mir unfassbar leid, dass du meinen Blade abbekommen hast. Das hätte nicht passieren dürfen. Kai hatte es einfach übertrieben." meinte Max und ich sah ihm an, dass es ihm wirklich unangenehm war. "Die Blumen sind übrigens für dich!" er reichte mir einen wirklich sehr großen, bunten Strauß Blumen, in der noch ein Autogramm von ihm steckte. Ich bedankte mich bei Max, nahm den Strauß entgegen und legte ihn erstmal auf meinen Beinen ab.

"Aber nicht nur wir müssen uns entschuldigen..." unterbrach uns Mr. Dickinson: "Auch Kai war daran beteiligt und nicht ganz unschuldig an dem, was passiert ist. Er ist genauso tief betroffen, wie wir alle. Allerdings konnte er nicht persönlich vorbeikommen und daher möchten wir dich gerne einladen, mit uns in die BBA-Zentrale nach Japan zu kommen, wo wir ihn treffen werden. Deine Freundin Kyoko erzählte uns, dass du ein riesengroßer Fan von ihm bist und ist natürlich ebenfalls eingeladen."

Ich schaute ungläubig von Max zu Mr. Dickinson und dann zu Kyoko. Alle sahen mich erwartungsvoll an. > Kai treffen? Den unnahbaren, coolen und stolzen Charakter Kai Hiwatari? Er ist zwar keine reale Person, aber den mal in meinem Traum zu treffen, wäre ja schon sehr aufregend! <

"Ähm... ja, sehr gerne. Es wäre mir eine Ehre! Vielen Dank Mr. Dickinson." sagte ich mit einem freudigen Lächeln und Kyokos Miene verzog sich zu einem riesengroßen Fragenzeichen "Ist der Arzt sicher, dass du keine bleibenden Schäden davongetragen hast? Normalerweise würdest du doch jetzt vor Freude ausrasten, dass du endlich dein Idol treffen kannst...?!"

"Achja?" fragte ich mit gespielter Unschuldsmiene: "Er ist toll und ich bin wirklich ein großer Fan. Aber er ist ja auch nur ein Mensch.." Ich setzte ein zuckersüßes Lächeln auf und sah Kyoko an, die die Welt nicht mehr zu verstehen schien:

"Wer sind Sie und was haben Sie mit meiner Maron gemacht?"

>Wenn du wüsstest...! < dachte ich mir nur und musste mir ein peinlich berührtes Lächeln unterdrücken.
 

Mr. Dickinson lachte und ergriff wieder das Wort: "Wir haben schon alles für Sie organisiert. Das Treffen findet nächste Woche statt. Die Flüge sind auch schon gebucht. Sie werden dann vom Hotel mit einer Limousine abgeholt und zum Flughafen gebracht und vom Flughafen in Japan ebenfalls mit einer Limousine abgeholt und direkt zum BBA-Zentrum gefahren. Alle Details dazu, lasse ich Ihnen noch in schriftlicher Form zukommen – ich hinterlege dann einen Brief in der Lobby Ihres Hotels. Bitte geben Sie uns doch Bescheid, wenn wir noch irgendwas für Sie tun können. Unsere Kontaktdaten stehen dann in dem Brief."

"Vielen Dank!" lächelte ich und war gespannt, wie lange ich in diesem Traum noch gefangen war, bis ich aufwachen würde, denn ob ich das Treffen mit Kai tatsächlich noch erleben würde, hinge ja schließlich davon ab, wann ich aufwachte. Max und Mr. Dickinson verließen den Raum, schlossen die Tür hinter sich und ich schaute ihnen noch hinterher.

"Ist das nicht klasse?" fragte mich Kyoko und ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung. "Du kannst endlich deinen großen Schwarm treffen. Ich meine Hallo? Wie geil ist das denn? Dass du da noch so ruhig sein kannst. Aber ich denke mal, wenn du dich etwas von dem Schlag an deinen Kopf erholt hast, wirst du dich bestimmt nicht mehr einkriegen...!"

Ich nickte ihr zu und schenkte ihr ebenfalls ein zustimmendes Lächeln: „Ja vermutlich und du kannst vielleicht sogar Tyson dort treffen.“ Ihre Augen fingen an zu leuchten, als sie begriff, dass das DIE Gelegenheit sein könnte, ebenfalls ihren großen Star persönlich zu sehen. „Genau deswegen komme ich auch mit!“ Sie grinste breit und hob eine Faust in die Luft.

Meine Haare hingen schlaff an mir herab und ich erkannte die roten Strähnen, die mir ins Gesicht fielen. Ja, Maron hatte rote, lange Haare, rubinrote Augen und war recht blass. "Sag mal Kyoko. Habe ich irgendwelche Klamotten hier, die ich anziehen kann, wenn ich nachher entlassen werde?" fragte ich sie.

"Klar, ich war vorhin kurz im Hotel und habe dir noch eine Jeans und dein bauchfreies, weißes Top mit den langen Ärmeln mitgebracht."

"Vielen Dank!" Ich würde gerne aufstehen. Kannst du mir behilflich sein? Ich bin bestimmt noch etwas wackelig auf den Beinen."

"Was? Wieso möchtest du schon aufstehen?" Kyoko sah mich verdutzt an.

"Weil ich mal auf Toilette gehen muss.." antwortete ich und war schon dabei, ihr den Blumenstrauß, welcher noch auf meinem Schoß lag, in die Hand zu drücken. Die Decke schlug ich beiseite, schwang meine Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen. Zu meinem Erstaunen, ging das ziemlich einfach, doch sie fühlten sich noch leicht wie Wackelpudding an.

"Öhm, das ging ja doch auch ganz ohne meine Hilfe!" grinste Kyoko: "Ich werde dann mal eine Vase für deine Blumen besorgen - bin gleich wieder da!" und mit diesen Worten verließ sie auch schon das Zimmer.
 

Bis zum Mittag passierte nicht mehr viel. Kyoko war die ganze Zeit bei mir und wir hielten nur leichten Small Talk über dies und jenes und ich versuchte gedanklich mit der Situation klar zu kommen, dass ich vielleicht gar nicht mehr aufwachen würde und dies nicht nur ein Traum sein könnte. Meine Sachen hatte ich nach dem Toilettengang mit ihrer Hilfe angezogen und als wir schließlich gegen 14 Uhr die Entlassungspapiere bekamen, konnten wir uns endlich wieder auf den Weg in das Hotel machen.

Wir riefen uns ein Taxi und fuhren nonstop ins Hotel, wo ich mir erstmal eine warme Dusche gönnte. Meine Kopfschmerzen hielten sich in Grenzen, aber ich nahm trotzdem nach der Dusche erstmal eine Novaminsulfon-Tablette ein, ein starkes Schmerzmittel, was mir der Arzt verschrieben hatte und hoffte, den Tag damit gut zu überstehen. Am Waschbecken schüttete ich mir mit meinen Händen etwas kaltes Wasser ins Gesicht, stützte mich am Waschbecken ab und schaute dann in den Spiegel.

>Wie ist das alles nur passiert, dass ich in der Beyblade-Welt gelandet bin? Und dann noch in meiner eigenen Story, wo ich den Plot noch gar nicht geschrieben habe...? Was ist mit mir in der realen Welt passiert…? Bin ich etwa gestorben oder in irgendein tiefes Koma gefallen…? Werde ich je wieder in meine altes Leben zurückkehren…?< Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als es an der Badtür klopfte.

"Maron? Alles in Ordnung? Brauchst du bei irgendwas Hilfe?" hörte ich Kyokos Stimme hinter der Tür.

"Nein, alles gut. Ich bin gleich fertig."
 

Abends im TV verfolgten wir die aktuellen Spätnachrichten auf dem BBA-Sportsender, doch nicht nur dieser Sender, sondern alle Nachrichtensender waren voll mit dem Vorfall aus dem Stadion. Speziell auf dem BBA Sender wurde eine Pressekonferenz live übertragen. Zu sehen waren dort die Beteiligten des Vorfalls, Max und Kai, sowie Mr. Dickinson und andere wichtig aussehende Leute. Mr. Dickinson begrüßte die Presseleute und gab vorab ein kurzes Statement ab:

"Es tut uns außerordentlich Leid, was da passiert ist. So etwas ist vorher noch nie vorgekommen und wir sind uns bewusst, dass wir die Sicherheitsmaßnahmen dahingehend verbessern müssen und werden. Die Zuschauerin, die das Blade abbekommen hat, ist inzwischen wieder wohlauf und trägt keine schlimmen Folgen davon. Sie können nun ihre Fragen an Max Mizuhara und Kai Hiwatari stellen, aber halten sie sich bitte kurz!"

Die erste Frage wurde auch prompt gestellt: ""Mr. Hiwatari, haben Sie absichtlich den Blade mit solch einer Wucht angegriffen, damit der Blade besonders weit aus der Arena fliegen wird?"

Alle Augen waren auf den Befragten gerichtet, der mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen ruhig am Rednertisch saß.

>Was'n das für ne dämliche Frage?!> dachte ich mir.

"Nein." kam es nur knapp von ihm, aber seine Stimme klang verärgert.

Die nächste Pressedame erhob sich: "Müssen Sie mit einer Schmerzensgeldklage rechnen?"

Max ergriff das Wort: "Nein, wir haben persönlich mit dem Opfer gesprochen und haben sie zu uns in die BBA-Zentrale nach Tokyo eingeladen. Dort werden wir uns nochmal persönlich auf eine geeignete Entschädigung einigen."

„Geeignete Entschädigung?“ fragte ich mit hochgezogener Augenbraue, mehr an mich selbst gerichtet, als an Kyoko. >Interessant, was könnte das wohl sein?<

„Ja, das klingt interessant! Würde echt nur zu gern wissen, was das sein soll!“ kommentierte Kyoko.

"Haben Sie sich denn schon beide bei dem Opfer persönlich entschuldigt?" kam die nächste Frage.

"Ja, wir.." antwortete Max, doch Kai unterbrach ihn mit einem ehrlichen "Nein". Alle Augen waren erneut auf ihn gerichtet und schauten ihn irritiert an. Kai öffnete seine Augen und schaute nun direkt in die Kamera: "Es ist ja nicht so, dass wir uns überhaupt entschuldigen müssten. Niemand hatte die Absicht jemanden zu verletzen.."

>Ich gehe davon aus, dass er mir damit sagen will, dass er sich nicht für etwas entschuldigen will, wofür er sich nicht verantwortlich fühlt…< dachte ich mir und das passte auch zu seinem Charakter. Ich wusste jetzt schon, dass das Teffen mit Kai nicht einfach werden würde.

"Aber trotzdem wäre doch eine Entschuldigung angebracht!" behauptete der Pressefutzi, der die vorige Frage gestellt hatte.

Mr. Dickinson schaltete sich ein, um eine Diskussion zu verhindern: "Die Zeit ist um und wir beenden nun die Konferenz. Vielen Dank, dass Sie da waren. " Damit erhoben sich alle, verließen den Raum und die Werbung wurde eingeblendet.

"Oh man, ich kann echt nicht verstehen, was du an dem findest!" bemerkte Kyoko aufgeregt und war von dem Sofa aufgesprungen: "Was soll das heißen 'wieso man sich überhaupt entschuldigen sollte'?" So eine Frechheit!"

"Komm runter, Kyoko. Das ist doch das, was seinen Charakter ausmacht. So ist er eben. Wenn wir ihn in der BBA-Zentrale treffen, wird vermutlich auch keine Entschuldigung über seine Lippen kommen. Aber immerhin können wir ihn mal live treffen, das ist doch eigentlich schon Entschädigung genug! Und außerdem sagte er ja bereits, dass er nicht vorhatte jemanden zu verletzen..." Ich war in meiner Welt auch ein großer Fan von Kai gewesen, ihn mochte ich von allen Charakteren am liebsten. Ich kannte die Serie und die Mangas und hoffte, mir so einen Vorteil im Umgang mit ihm zu verschaffen. Ich mochte seinen Charakter gerade WEGEN seiner Art so unnahbar zu sein und seine Verschlossenheit machte ihn ja erst so interessant.

Kyoko setzte sich wieder hin: "Jaja. Hast ja auch irgendwie recht." stimmt sie mir dann kleinlaut zu und seufzte: „Hauptsache ich kann Tyson treffen!“

Zwei Wochen vergingen wie im Flug und meine Wunde heilte gut. Wir verbrachten noch schöne Tage in Spanien, gingen auf sämtlichen Märkten shoppen, genossen die Sonne und das Meer am Strand oder schlenderten durch Madrid und genossen einige regionale Köstlichkeiten. Auch die Nachuntersuchung beim Arzt aus dem Krankenhaus verlief gut und ich konnte getrost wieder nach Japan fliegen. Allerdings hatte ich mir noch keinen Kopf darüber gemacht, wo ich dann wohnen würde, denn ich habe keine Ahnung, wo Marons Zuhause war. Aber ich denke, dass Mir Kyoko schon behilflich dabei sein würde, denn auf sie war verlass.
 

Während die Zeit so verging, wurde mir immer klarer, dass der Zeitraum für einen Traum viel zu lange sei. Ich schlief, ich aß und ich spürte sämtliche Sinne im vollen Umfang – riechen, schmecken, hören, fühlen… Das bedeutete für mich, dass es nicht nur ein Traum, sondern Realität sein musste. Aber wie war das möglich? Wie war ich in einer anderen Dimension gelandet? Ich erinnerte mich nicht an das, was passiert sein könnte, bevor ich hier im Krankenhaus aufgewacht war. Gab es einen Weg zurück oder würde ich nun den Rest meines Lebens hier in dieser Welt verbringen? Da ich das nicht wusste, beschloss ich, das Leben in dieser Welt voll auszukosten und so zu leben, wie ich es meiner Protagonistin gewünscht hätte.

Am Flughafen in Japan angekommen, fuhr auch schon eine große, schwarze Stretch Limousine vor und der Fahrer stieg aus und kam direkt auf uns zu. „Miss Tanaka und Miss Nakamura?“ fragte er, als er uns am Ausgang warten sah und wir offensichtlich nach etwas oder jemanden Ausschau hielten. Wir nickten ihm zu. „Ja, das sind wir. Sie sind der Fahrer, der uns ins BBA-Zentrum bringen soll?“ hakte Kyoko nochmal nach. Er nickte und verbeugte sich kurz und nahm uns dann unser Gepäck ab und legte es in seinen Kofferraum. Ganz wie es sich gehörte, hielt er uns schließlich die Tür auf und voller Vorfreude schauten Kyoko und ich uns kurz an, grinsten und stiegen dann ein. Ich spürte, wie mein Herz anfing schneller zu schlagen, weil mich meine Nervosität fast übermannte. Als würde sie meine Gedanken lesen, sprach Kyoko sie aus: „Ich bin wirklich super aufgeregt. Ich kann es kaum glauben, dass wir endlich die Weltmeister persönlich treffen werden.“ Nervös zuppelte sie an ihrem kurzen, roten Kleid rum, das sie heute extra für dieses Treffen angezogen hatte. Ich hatte stattdessen meine Lieblingsklamotten wieder angezogen – eine einfache Jeans und mein weißes, mit Blumenmuster besticktes, bauchfreies Top mit langen Ärmeln. Unsere Haare trugen wir beide offen und wir hatten auch nur sehr dezentes Make Up aufgelegt. Wir wollten ja nicht zu übertrieben aufgetakelt dort erscheinen. Die Fahrt selbst dauerte nicht lange, nach etwa Fünfzehn Minuten waren schon an der BBA-Zentrale angekommen und die Limousine hielt direkt am Haupteingang.
 

Der Fahrer stieg aus, öffnete unsere Autotür und deutete uns freundlich an, auszusteigen. „Ich hoffe, sie hatten eine gute Fahrt. Sie können an der Anmeldung unten vorbeilaufen und müssen direkt in das oberste Stockwerk. Dort befindet sich dann auf der linken Seite eine große Tür, die in das Büro von Mr. Dickinson führt“, Teilte er uns höflich mit. Wir stiegen aus, bedankten uns bei ihm und liefen zu den Türen des Haupteingangs zu. Wir schauten an dem großen Gebäude hinauf und staunten nicht schlecht: „Das ist ja riesig…“ murmelte ich. Nochmal schauten Kyoko und ich uns kurz an, nickten uns aufmunternd zu und machten uns auf den Weg zum Büro, den uns der Fahrer beschrieben hatte.

Oben angekommen, standen wir nun vor den großen, schweren Flügeltüren, die uns noch als einzige von dem Treffen mit unseren Stars trennte. Ich klopfte zweimal an die Tür und als sie sich öffnete, stand Mr. Dickinson direkt dahinter und begrüßte und mit seinem freundlichen Lächeln: „Ah, da seid ihr ja! Herzlich Willkommen. Immer herein mit euch!“ Er trat beiseite und wir schritten an ihm vorbei, in das Büro hinein. Das Büro war wirklich riesig – es stand ein großer Schreibtisch direkt gegenüber der Eingangstür, vor einer großen gläsernen Fensterfront. Die Aussicht über die ganze Stadt musste großartig sein. Links war eine Sitzecke und rechts ein großer Konferenztisch mit mind. 16 Sitzplätzen, auf jeder Seite des Tisches waren acht Plätze. Unsere Augen weiteten sich, als wir sahen, wer alles an dem Konferenztisch saß – Tyson, Max, Ray und dieser Computerfreak Kenny, sowie ein braunhaariges Mädchen, deren Name uns unbekannt war und ganz hinten lehnte Kai aufrecht an der Wand, mit verschränkten Armen.
 

„Woaaah..“ kam es von Kyoko, ehe sie sich fing, noch einen Schritt vortrat und sich vorstellte: „Hallo, mein Name ist Kyoko und neben mir, das ist meine Freundin Maron.“

„Hallo ihr beiden.“ Grinste Tyson: „freut uns, euch kennen zu lernen. Ihr kennt uns ja bereits. Schließlich sind wir die Weltmeister, hehehe…“
 

Ich merkte gar nicht, wie Kyoko und Tyson sprachen, denn ich starrte die ganze Zeit auf Kai. Nicht aus dem Grund, weil ich so ein großer Fan war und mich die anderen nicht interessieren würden, es war etwas anderes. Ich spürte irgendwas, was von ihm aus kam, konnte es aber nicht beschreiben.

„Was.. was ist mit ihr?“ fragte Tyson und alle Augen waren auf mich gerichtet, wirklich alle. Auch Kai sah mich intensiv an. „Maron?“ fragte Kyoko, doch ich reagierte nicht. Kai stieß sich elegant von der Wand ab und kam einige Schritte auf mich zu, ehe er etwa einen Meter entfernt von mir stehenblieb, was mein Herz vor Aufregung immer schneller schlagen ließ. Er kramte in seiner kleinen Gesäßtasche und zog seinen Beyblade Dranzer hervor, welcher zu glühen schien. Kai löste seinen Blick und sah seinen Blade an: „Hm?“ Dranzer leuchtete hell auf und pulsierte. „Was ist mit Dranzer los? Wieso reagiert er auf dich?“ fragte er und sah mich wieder an. Sein Blick war nicht zu definieren, da er weder verärgert, noch freundlich wirkte. Diese Frage löste mich allerdings aus meiner Starre und ich begriff, dass ich ihn die ganze Zeit wortlos angestarrt hatte, was mir eine leichte Röte ins Gesicht trieb. Das war mir nun wirklich peinlich und ich wünschte, ein großes Loch unter meinen Füßen hätte sich aufgetan, in dem ich hätte versinken können.

„T..Tu.. Tut mir leid!“ stotterte ich, drehte mich zu den anderen und verbeugte mich kurz. „Ich freue mich, euch kennen zu lernen.“ Auf Kais Frage ging ich erst gar nicht ein, da ich viel zu durcheinander war. Es war doch alles viel aufregender, als gedacht. „Was meinst du mit ‚Dranzer reagiert auf Maron‘? fragte Kenny sichtlich irritiert. Kai hob seinen Blade hoch, so dass alle sehen konnten, wie er pulsierte.

„Aber.. bist du sicher, dass es wegen Maron ist, Kai?“

„Ja. Er fing an zu glühen und zu leuchten, als sie das Büro betrat und je näher ich ihr kam, desto heller leuchtete er und jetzt pulsiert er sogar…“

Er ging noch zwei weitere Schritte auf Maron zu und das pulsieren wurde stärker. „Seht ihr?“ Als Kai wieder stehen blieb, entwich plötzlich ein gleisender Lichtstrahl aus seinem Blade, flog direkt auf mich zu und umhüllte mich. Ich spürte eine unglaublich wohlige Wärme, die mich kurz umgab und dann wieder von mir abließ. Ich wusste nicht, wie mir geschah, doch den anderen schien es genauso zu gehen, denn auch sie schauten sich das Spektakel mit offenen Mündern und geweiteten Augen an.
 

„Wa.. was war das?“ fragte ich und fühlte mich wieder genauso, wie vorher. „Dizzy, kannst du mir sagen, was da grade passiert ist?“ fragte Kenny seinen Laptop und alle Blicke wanderten zu ihm. „Nun ja, Chef. Ich würde sagen, dass ein neues Bitbeast geboren wurde.“

„Kannst du das bitte ein bisschen genauer erklären? Ich verstehe nicht, was du damit meinst?“

„Maron sollte mal ihren Beyblade anschauen. Dranzer hat ihr ein kleines Geschenk gemacht.“ Antwortete sie und als ich das hörte, griff ich direkt in meine kleine Gürteltasche und holte meinen weißen Blade heraus. „Das gibt’s ja nicht!“ rief ich erstaunt aus und hielt den Blade in die Höhe.

„Waaaas?“ riefen alle im Chor und Kais Blick verfinsterte sich. „Was hat das zu bedeuten?“ fragte er sichtlich verärgert und seine Augen verengten sich und funkelten mich an.
 

Dizzy übernahm wieder das Wort: „Das ist doch ganz einfach! Aus irgendeinem Grund, hat Dranzer jemanden gesucht, den er für würdig genug hielt, einen Teil seiner Power zu erhalten. Was ihr da seht ist White Dranzer und damit das Pendant zu Black Dranzer! So ist das Gleichgewicht der Elemente wieder hergestellt.“

„White… White Dranzer…?“ murmelte ich, senkte meine Hand wieder und sah meinen Blade intensiv an. >Wow! Ich spüre seine Macht. Ob ich dem denn auch gewachsen bin? Maron hatte zwar Erfahrung im Bladen, aber ich habe das noch nie gemacht… Und ich soll seiner würdig sein?<

„Ha! Dass ich nicht lache!“ holte mich Kai aus meinen Gedanken zurück.“ Du sollst seiner Macht würdig sein? Das glaube ich erst, wenn du es bewiesen hast! Kannst du denn überhaupt bladen?“ Er schien mir die Worte ins Gesicht zu spucken und seine Wut war deutlich zu spüren.
 

>Na toll! Jetzt ist Kai angepisst, weil ich etwas von der Power seines Dranzers besitze und das zu Recht. Was sollen denn die anderen denken, wenn die herausfinden, dass ich gar nicht wirklich bladen kann… Er wird mich doch nicht herausfordern?<

Mr. Dickinson mischte sich ein: „Bleibt mal alle ruhig, Leute! Maron und Kyoko sind doch aus völlig anderen Gründen hergekommen. Kai, du solltest dich eigentlich entschuldigen und Maron nicht herausfordern. Außerdem wollten wir ihr doch noch anbieten, beim nächsten großen Turnier als Ehrengast mit zu machen…“

„Ich mich entschuldigen?“ blaffte Kai Mr. Dickinson lauthals an: „Ich höre wohl nicht richtig! Wofür entschuldigen? Was passiert ist, war ein Versehen! Pech für sie, dass sie nicht ausgewichen ist und ausgerechnet dort saß!“ Seine Augen funkelten mich an und seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Grrr…“ entwich es seiner Kehle. Er stapfte wütend an mir vorbei und verließ den Raum.
 

Kyoko hingegen konnte sich einfach nicht zurückhalten und sprach aus, was sie dachte: „Oh man! Da hat wohl jemand mal wieder seine Tage. Der Typ ist so sympathisch wie ein Amboss!“

Alle brachen in schallendes Gelächter aus, einschließlich mir. Der Satz den sie rausgelassen hatte, war einfach zu witzig. Ich nahm es jedenfalls nicht persönlich, dass Kai sich so verhielt, denn so war er nun mal. Ein einsamer Wolf, den man ganz easy auf die Palme bringen konnte. Ich würde vermutlich genauso reagieren, wenn mein Bitbeast plötzlich einen Teil seiner Macht, aus mir unbekannten Gründen, einfach an jemand fremdes abgeben würde.

Was mich viel mehr interessierte: „Aber mal wieder zurück zu Ihnen, Mr. Dickinson. Was ist denn eigentlich der wahre Grund, weshalb Sie uns hierher bestellt haben, wenn es nicht um eine Entschuldigung geht und das ganze Team hier versammelt wurde?“

Albträume

Es interessierte mich brennend, was es für einen Grund der Versammlung der ehemaligen Bladebreakers geben könnte und wieso dann ausgerechnet Kyoko und ich eingeladen wurden. Mr. Dickinson sprach in der Pressemitteilung, welche er noch in Spanien abhielt, von einer Art "Entschädigung", die ich erhalten sollte und ich bekam am Rande etwas von einem "Ehrengast" in einem Turnier mit.

"Schön, dass du fragst, Maron." lächelte Mr. Dickinson und setzte sich an des Kopfende des Tisches. "Bitte setzt euch doch hin. Hilary, kannst du bitte Kai wieder reinholen? Es ist wichtig, dass wir alle anwesend sind." Er sah sie an und sie nickte stumm, stand auf und verließ den Raum. Kyoko und ich setzten uns ebenfalls an den Tisch, auf zwei freie Plätze und waren sehr gespannt darauf, was uns erwarten würde. Es musste wohl etwas Wichtiges sein, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was es sein könnte. Wir hatten ja noch nie zuvor mit den Bladebreakers bzw. BBA-Revolution oder der BBA persönlich zu tun.

Hilary betrat wieder den Raum, Kai trottete hinter ihr her und schloss die Tür hinter sich. Sie setzte sich ebenfalls an den Tisch, während Kai wieder seine stehende Position an der Wand einnahm, seine Arme verschränkte und seine Augen schloss.

Mr. Dickinson fackelte nicht lange und fing gleich an zu erzählen: "Gut. Da wir nun alle beisammen sind, möchte ich euch nun erzählen, was der Grund für diese Zusammenkunft ist. Maron, du bist nicht zufällig an die Tickets für das Match in Spanien gekommen. Ich habe dafür gesorgt, dass du ein Ticket bekommst.

Allerdings war der Unfall natürlich nicht eingeplant und hatte mir dann einen Strich durch die Rechnung gemacht."

"Wie bitte?" fragte ich ungläubig und mein Mund stand offen.

"Ja, es tut mir wirklich leid. Ich wollte dir nach den Matches im Stadion auch noch ein kurzes Treffen mit den ehemaligen Teammitgliedern schenken, welches du mehr oder weniger natürlich 'zufällig' gewonnen hättest, hehe. Naja, jetzt bist du hier und der Grund dafür ist, dass du die Jungs als sechstes Mitglied unterstützen musst. Du sollst als Ehrengast an der Weltmeisterschaft in drei Monaten teilnehmen. Ich weiß von deiner Freundin Kyoko, dass du selbst eine begeisterte Bladerin bist und sogar ziemlich gut sein sollst, dich aber nicht traust an Wettbewerben dieser Art teilzunehmen..." Ich schaute kurz nach rechts und warf Kyoko einen eisigen Blick zu, der sie hätte töten können. Er sprach weiter: "...Außerdem hast du ja jetzt sogar das BitBeast White Dranzer erhalten, mit dem du sicher viel erreichen kannst."

Ein verächtliches Schnauben war hinter mir zu hören, welches von Kai ausging, der noch immer nicht sehr erfreut darüber schien, dass ich einfach dieses BitBeast von Dranzer bekommen hatte. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken als ich seinen zornigen Blick auf mir ruhen spürte. Es war, als würden mir hunderte Eiswürfel am Rücken entlang gleiten und ich zuckte zusammen, weil es sich so unangenehm anfühlte.
 

"Was sagst du zu meinem Angebot, Maron?" wollte Mr. Dickinson wissen und ich riss mich zusammen und konzentrierte mich darauf, mich nicht von Kais Blicken weiter irritieren zu lassen. "Vielen Dank, Mr. Dickinson. Aber selbst, wenn ich mich darauf einlasse, tatsächlich an so einem Wettbewerb teilzunehmen, dann bin ich einfach noch viel zu unerfahren und mit einem Bitbeast habe ich bisher noch nie gebladet. Daher glaube ich nicht, dass das so eine gute Idee ist."

"Mach dir darüber keine Sorgen!" lächelte mich nun Ray freundlich an: "Wir kümmern uns um dein Training. Du wirst die nächsten drei Monate mit uns unterwegs sein und trainieren. Kai wird dich einweisen und dir dem Umgang mit White Dranzer beibringen. Er ist ja schließlich unser Teamchef und Trainer!"

Ich zögerte zu antworten und war überrascht, dass von Kai kein Protest aufkam. Er stand noch immer regungslos an der Wand und erwiderte nichts dazu, knurrte aber verächtlich vor sich hin.

>Er will bestimmt nur wissen, wie stark das BitBeast ist und ob ich seiner Würdig bin...<

"Ähm.. Das klingt wirklich großartig! Aber glaubt ihr, dass drei Monate Training ausreichen sind?" fragte ich skeptisch und die Truppe vor mir nickten freundlich.

"Aber natürlich!" meldete sich nun Tyson zu Wort: "Und deine Freundin Kyoko darf uns begleiten und uns anfeuern! Ich möchte doch meine treuen Fans nicht enttäuschen!" Er grinste breit und ich sah, wie Kyokos Augen zu funkeln anfingen. >Oh man, gleich geht's los...< Sie sprang vor Freude von ihrem Stuhl auf und wedelte aufgeregt mit ihren Händen rum: "Das ist ja Unglaublich! Vielen Dank, Tyson! Du bist einfach der Allerbeste, ich könnte dich dafür knutschen! Da sind wir auf jeden fall dabei, nicht wahr Maron?" Sie schaute mich mit ihrem süßesten Hundeblick an, den sie hergeben konnte und die anderen schauten mich ebenso erwartungsvoll an, bis auf Tyson, der ganz rot wurde vor Verlegenheit und deswegen nur auf den Boden schaute und grinste.

>So eine Gelegenheit bietet sich mich nie wieder! Jetzt oder nie! Wenn ich schon in dieser Welt leben muss, kann ich es auch wagen! Schließlich habe ich nichts zu verlieren!<

"Also gut! Ich bin dabei!" lächelte ich und alle freuten sich über diese Entscheidung. Es würde interessant werden, doch ich war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, was da auf mich zurollen würde.

Wir besprachen noch alle Details, es sollte nämlich gleich am nächsten Tag losgehen. Wir sollten mit einem Bus in die Berge zu einer großen Holzhütte fahren und dann als Selbstversorger dort die nächsten drei Monate verbringen und intensiv trainieren, ohne Handys oder Computer (bis auf Dizzy, die aufgrund der Analyse der Trainings, natürlich eine Ausnahme darstellte). Nach dem Meeting verabschiedeten wir uns alle freundlich, auch bei Kai habe ich mich möglichst freundlich verhalten, der aber natürlich nicht reagierte und mir nur die kalte Schulter zeigte. Ich ging mit zu Kyoko und wir verbrachten den Nachmittag damit, unser Gepäck neu zu sortieren, noch einige Klamotten zu waschen und gingen früh zu Bett. Da wir durch den Urlaub viel Gepäck bei uns und somit alles dabei hatten, was wir brauchten, ging das Packen sehr schnell. Natürlich unterhielten wir uns noch recht lange, über das Glück, das wir zwei hatten, dass wir mit unseren großen Stars trainieren und sie hautnah kennen lernen durften. Kyoko kam aus dem Schwärmen über Tyson kaum zur Ruhe, doch als sie die Müdigkeit endlich übermannte, konnten wir dann gegen zwei Uhr endlich einschlafen.
 

Am nächsten Morgen trafen wir uns schon sehr früh mit den Jungs am Haupteingang der BBA-Zentrale, wo auch schon ein kleiner Bus für uns bereit stand. "Was ist mit euch passiert? Ihr seht wirklich müde aus!" begrüßte uns Tyson grinsend. "Ach, war einfach spät gestern." antwortete ich gähnend. Das braunhaarige Mädchen stand neben ihm und gab streckte mir freundlich ihre Hand entgegen: "Ich habe mich gestern gar nicht vorgestellt. Ich bin Hilary und manage das Team und helfe Kenny bei den Analysen und Auswertungen der Trainings."

Ich nahm ihre Hand, schüttelte sie leicht und erwiderte die Vorstellung mit einem warmen Lächeln: "Freut mich ebenfalls. Du hast ja gestern bereits mitbekommen, wie wir heißen! Es ist schön, noch ein Mädchen im Team zu haben, damit sind wir ja immerhin schon zu dritt!"

"Ihr seid spät dran!" knurrte mich Kai von der Seite an, der mal wieder lässig gegen den Bus lehnte.

"Ach sind wir das?" knurrte ich zurück: "Der Bus fährt erst in etwa zehn Minuten!"

Kais Blick verfinsterte sich und er kam ein paar Schritte auf mich zu: "Wir hätten aber schon viel früher losfahren können, wenn ihr eher hier gewesen wärt. Selbst Tyson ist schon seit 'ner halben Stunde hier und das soll was heißen!" Er drehte sich wieder um und sah zu ihm rüber. Tyson bekam gar nicht mit, dass Kai ihn erwähnte, war aber vielleicht auch besser so.

"Oh. Freundlich wie immer!" blaffte ich zurück und sah ihn genervt an. "Hm." Kai drehte sich um und stieg in den Bus.

"Nimm dir das nicht so zu Herzen, der ist immer so..." entgegnete mir Max freundlich, nahm uns unser Gepäck ab und verstaute es in den Seitenklappen des Busses.

"Ich weiß.." seufzte ich. Kyoko grinste breit und neckte mich: "Ha! Das wird witzig, wie dich dein so heißgeliebter Kai voll abservieren wird! Der lässt dich doch keinen Meter weit an sich ran... hahaha."

"Ssshhht!" nicht so laut, Kyoko, sonst höret er uns noch.." Auch Max kicherte, weil er natürlich mitbekam, was wir bequatschten, doch ich wusste, das Max nicht gleich damit bei allen hausieren gehen würde.

"Was solls, ist doch egal! Mr. Wichtig interessiert sich doch eh nicht für unser Geschwätz," lachte sie und irgendwie steckte mich ihr lachen an. Ich liebte sie dafür, dass sie immer gute Laune verbreitete, egal wie mies die Situation auch zu sein schien. So habe ich sie im Urlaub jedenfalls kennen gelernt. Allerdings habe ich ihr bisher nicht erzählt, dass ich nicht aus dieser Welt stammte, das würde sie mir vermutlich eh niemals glauben.

Wir stiegen in den Bus. Kai saß in der hintersten Reihe und schaute aus dem Fenster und ich überlegte, ob er uns wohl beobachtet hatte. Alle anderen stiegen ebenfalls ein und als alle saßen, fuhren wir auch schon direkt los. Mr. Dickinson war nicht dabei, der hatte noch einiges für das bevorstehende Turnier zu organisieren.
 

Die Fahrt war nicht lang und es passierte auch nichts erwähnenswertes. An der Holzhütte angekommen, konnten wir uns auf insgesamt fünf Zimmer aufteilen. An der Hütte begrüßte uns noch ein blauhaariger, etwas größerer Typ. Das war Tysons Bruder Hiro. Mit dem hätte ich nicht gerechnet. "Willkommen, Leute. Schön, dass ihr alle da seid. Bevor ihr euer Gepäck auf eure Zimmer bringt, habe ich noch die Zimmereinteilung für euch, die sich danach richtet, wer mit wem trainiert."

Kyoko und ich schauten und fragend an, ehe er fortfuhr. "Ray, du wirst dir mit Max das Zimmer teilen. Tyson, du bist mit Daichi zusammen in einem Zimmer. Hilary wird sich mit Kyoko das Zimmer teilen, ich bin mit Kenny zusammen und..."

"Moment mal!" unterbrach in Kyoko. Wenn ich zusammen mit Hilary bin, dann ist Maron...?"

"Maron wird sich mit Kai das Zimmer teilen!" beendete er seinen Satz und alles starrten Hiro mit offenen Mündern an, der nur da stand und lächelte.

"WAAAAAAAAAS? IST DAS DEIN VERDAMMTER ERNST??" fragte ich ungläubig und schrie fast dabei! Dann schaute ich mich um, doch Kai konnte ich nirgends entdecken, ob er schon vor gegangen war? Hiro kam auf mich zu: "Freut mich auch, dich kennen zu lernen." Sein Sarkasmus war nicht zu überhören: "Und ja, es ist mein Ernst. Ihr werdet unterschiedliche Trainings durchführen und daher auch als Zweierteams unterschiedliche Schlafenszeiten haben. Es wird auch vorkommen, dass ihr zusammen außerhalb der Hütte übernachten werdet, natürlich dann jeder in seinem eigenen Zelt. Aber da wir nur fünf Zimmer haben, können wir keine Einzelzimmer vergeben."

"Ich will nicht mit DEM ZWERG zusammen in ein Zimmer!" protestierte Tyson laut und auch Daichi schien nicht begeistert zu sein von seinem Zimmernachbarn: "Ja, Hiro! Was denkst du dir dabei? Und Tyson - nenn' mich gefälligst nicht Zwerg!"

"Ich nenn' dich, wie ich will, klar?!" Und schon schlugen sich die beiden mal wieder fast die Köpfe ein.

"Wie schon gesagt, da ihr zwei zusammen trainieren werdet, teilt ihr zwei euch nun mal ein Zimmer. Es geht nicht anders. Ihr werdet es schon überleben." gab Hiro nur genervt von sich.

Kyoko stieß mich mit ihrem Ellenbogen leicht neckisch in die Seite und flüsterte mir zu: "Du hast den Jackpot geknackt, Maron! Hör auf dich zu beschweren und freu dich doch darüber! Ich wäre auch gern mit Tyson in einem Zimmer, hehe..."

"Dein Ernst?" Mein Blick verfinsterte sich und ich flüsterte zurück: "Kai ist nicht grade ein sehr geselliger Zeitgeist und ich soll mit ihm in ein Zimmer? Du hast doch mitbekommen, wie er drauf ist. Du glaubst doch nicht wirklich, dass das ein Jackpot ist!"

Hiro hörte uns sehr gut: "Ob gesellig oder nicht. Die Zimmereinteilung wird sich jedenfalls nicht ändern!" Ich lief augenblicklich rot an, weil es mir wirklich peinlich war, dass Hiro dieses Gespräch mit angehört hatte. Da ich auch bisher keine Beschwerden von Kai gehört hatte, weil er nirgends zu sehen war, war ich mir zumindest sicher, dass er die Zimmereinteilung nicht mitbekommen hatte und vermutlich sehr überrascht sein wird, wenn er merkt, dass ich mir mit ihm das Zimmer teilen soll. Wer weiß, wo der mal wieder rumlungerte.

"Heute könnt ihr erstmal eure Sachen auspacken, euch einrichten und ausruhen. Ab morgen früh beginnen dann eure individuellen Trainings!" gab Hiro bekannt und ging in die Hütte. Wir folgten ihm alle, samt Gepäck und staunten nicht schlecht, als wir sahen, wie groß die Hütte war. Der Eingangsbereich war eine große Halle, welche sehr urig eingerichtet war. Es gab eine kleine Bar mit Hockern, eine große Fensterfront mit Terasse zu einem Garten, am anderen Ende der Halle, mit einer wirklich schönen Aussicht auf den angrenzenden Wald und den Fluss vor dem Haus. In der Mitte der Halle standen noch zwei große Couches gegenüber voneinander und ein kleiner Tisch dazwischen.

Unten gab es noch auf der rechten Seite eine große Flügeltür, die zur Küche führte und links vom Eingang führte eine Treppe nach oben zu den Zimmern. Wir gingen die Treppe hoch und schauten uns um. Alle gingen zu den Zimmern. "Oh, hier hinten ist wohl dein Zimmer!" rief mir Tyson zu und ich flitzte zu ihm hin. Als ich in das Zimmer sah, erblickte ich Kai auf einem der beiden Betten sitzen, ein Bein ausgestreckt, das andere Bein angewinkelt und einen Arm lässig über sein angewinkeltes Bein gelegt, sein Blick zum Fenster gewandt. Als ich das Zimmer betrat, drehte er seinen Kopf zu mir und sah mich finster an: "Was hat das alles zu bedeuten?" fragte er uns.

"Ich.. ähh.. wir.. wir teilen uns ein Zimmer!" stotterte ich und war etwas angespannt, weil ich mit heftiger Gegenwehr rechnete. Er säufzte: "Ich wäre zwar viel lieber allein, aber das ist immer noch besser, als Tyson oder Daichi ertragen zu müssen!"

"Hey! Was soll das heißen, Kai?" protestierte Tyson lauthals, doch dieser schenkte ihm keine Beachtung. "Na gut! Aber ihr solltet euch mit dem rumgeknutsche wirklich zurück halten! Wehe wir hören euch nachts, hahaha!" setzte Tyson noch einen oben drauf und konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen.

Kais Vene an seiner Stirn begann zu pulsieren, er ballte sein Hände zu Fäusten und sein Blick war so kalt, dass sogar die Sonne hätte gefrieren können: "Spar' dir solche dummen Kommentare, Tyson und verpiss dich, sonst setzt's was!" Mir war der Satz von Tyson ebenso unangenehm und ich lief vor Scham so rot an, dass ich einer überreifen Tomate hätte Konkurrenz machen können. Tyson drehte sich lachend um und ging zufrieden davon.

>Man, was für eine oberpeinliche Situation!< Ich schloss die Tür hinter mir und sah mich kurz um. Das Zimmer war nicht wirklich groß - es gab zwei Betten, die gegenüber an den Wänden standen, daneben jeweils ein kleiner Kleiderschrank, einen Schreibtisch, der am Fenster zwischen den beiden Betten stand, mit einem Stuhl und eine weitere Tür direkt rechts neben der Zimmertür, die vermutlich ins Badezimmer führte. Alle Möbel waren aus Holz und es erinnerte eher an eine

Jugendherberge oder sowas, es war aber absolut ausreichend für uns, da wir sehr wahrscheinlich eh mehr Zeit draußen mit dem Training verbringen werden. Ich hievte meinen Koffer auf das noch nicht besetzte Bett, das links an der Wand stand und öffnete diesen, damit ich meine Habseligkeiten auspacken und im Schrank oder im Bad unterbringen konnte. Ich hörte nur, wie Kai von seinem Bett aufstand und sich zur Zimmertür bewegte, diese öffnete und gehen wollte, als ich innehielt

und ihn ganz natürlich fragte: "Wo willst du hin?"

Er blieb mit dem Rücken zu mir stehen und zögerte, antwortete dann aber knapp: "Ich werde mich hier mal umsehen. Das solltest du auch tun.." Dann ging er und schloss die Tür hinter sich zu.

Ich war überrascht, dass er mir überhaupt geantwortet hatte. Keinerlei Spur von Wut oder Kälte in seinen Worten. >Na, das ist doch mal ein Anfang!< dachte ich mir und freute mich, dass es vielleicht doch noch bergauf gehen würde. Nachdem ich alles verstaut hatte, schmiss ich mich auf mein Bett und starrte an die weiße Raufasertapete an der Zimmerdecke. Mir gingen so viele Gedanken durch den Kopf - wie lange würde ich hier in dieser Welt wohl verweilen? Vielleicht sogar für immer? Und ich darf sogar mit Kai trainieren und mit einem Bitbeast bladen. Ist schon ziemlich cool, eigentlich geht's mir also ganz gut. Doch was war mit meinem Ich aus der realen Welt nur passiert? Mich ließ dieser Gedanke einfach nicht mehr los. Vermisste mich denn jemand aus meiner Welt? Was war mit meinen Freunden und meiner Familie? Würde ich sie je wiedersehen? In Gedanken versunken schloss ich meine Augen und fiel in einen leichten Schlaf.
 

Rote leuchtende Augen starrten mich an - sie durchbohrten mich und ich war starr vor Angst. Nicht in der Lage mich zu bewegen, sah ich nur zwei Hände auf mich zukommen, die mich hart am Hals packten und zudrückten. Heiße Tränen rannen mein Gesicht entlang und ich versuchte zu schreien, doch es kam kein Ton heraus..
 

"..ron! ..RON! MARON!!"

"Hm?" Ich öffnete meine Augen. Kyoko war über mich gebeugt und schüttelte an mir rum. Sie stand mit Hilary neben meinem Bett. Schweißgebadet setzte ich mich mit einem Ruck auf, saß dann kerzengrade in meinem Bett und rieb mir meine Augen: "Oh, ich muss wohl eingeschlafen sein..."

"Du hast wohl etwas schlimmes geträumt. Du hast dich ziemlich rumgewälzt und deine Atmung wurde immer schneller und flacher." sagte Kyoko besorgt und Hilary sah mich ebenfalls mitleidig an und nickte.

"Alles gut! Es war nur ein Albtraum, kann ja mal passieren.." gab ich so ruhig wie möglich zurück und beide schauten mich weiterhin mit ihren Hundeblicken an.

"Es ist nichts. Ich hab auch schon direkt wieder vergessen, was ich eigentlich geträumt habe. Wie lange habe ich denn geschlafen?" Ich lächelte schief und hoffte, dass mir die beiden diese Lüge abkaufen würden, mit Erfolg.

"Nicht sehr lange, vielleicht so etwa zwanzig Minuten, wenn man von unserer Ankunft in den Zimmern ausgeht?!" beantwortete Hilary mir meine Frage: "Kommst du mit, dich mal umsehen? Hier soll es einen großen Pool im Garten, einen Trainingsraum und sogar eine Grillhütte geben. Außerdem gibt es in der Nähe wohl auch einen kleinen See."

"Klar, gerne!" stimmt ich zu, zog meine Schuhe an und wir begaben uns auf den Weg nach draußen.
 

Im Garten angekommen, staunten wir nicht schlecht über die Große Fläche, die uns zur Verfügung stand. Es gab nicht nur den großen eingelassenen Pool, sondern auch noch drei kleine Beyarenen, ein großes Trampolin, eine Terrasse mit Tischen und Stühlen, sowie eine große Grillschale, in der wir Abends auch ein gemütliches

Lagerfeuer machen könnten. An einer dieser Beyarenen stand auch Kai, dessen Blade darin kreiselte. Er stand nur da, sah aber schwer konzentriert aus.

"Oh, da ist ja dein Mr. Ich-will-alleine-sein!" lachte Kyoko und entdeckte dann auch Tyson, Ray und Max, die am Pool standen und sich unterhielten. Sie machte sich auf den Weg zu Ihnen und Hilary folgte ihr. Ich entschied mich, zu Kai zu gehen und ihm zuzuschauen, schließlich sollte ich ja ab morgen mit ihm trainieren und außerdem tat er mir auch irgendwie leid. Ich wusste von seiner dunklen Vergangenheit und, dass er sich eigentlich nur so verhielt, weil er niemanden durch seine dicke Schutzmauer, die er um sein Herz aufgebaut hatte, durchlassen wollte. Doch das wäre doch mal eine Herausforderung für mich. Vielleicht würde ich es schaffen, seine Mauer einzureißen und wieder Wärme in sein Herz zu geben. >Man, diese Gedanken klingen selbst für mich extrem Schnulzig. Aber ist ja auch egal, einen Versuch ist es doch wert...<
 

An der Beyarena angekommen, blieb ich gegenüber von Kai stehen und schaute mir seinen Blade an. Es war schon sehr erstaunlich, was man mit so einem einfachen Kreisel alles anstellen konnte, wenn man in dieser Welt lebte. >Ein Kreisel, der sich durch seinen Blader beeinflussen und lenken lässt.<

"Spannend." sprach ich das Ende meiner Gedanken laut aus und schaute weiterhin auf Kais Dranzer, der sich elegant durch die Arena bewegte und immer schneller wurde.

"Was willst du?" fragte mich Kai mit kalter Stimme und schaute mich mit seinen großen, violetten Augen an. Ich schaute auf und sah in seine Augen, die eine eisige Kälte und auch einen Hauch von Einsamkeit ausstrahlten.

"Ich möchte dir zusehen, Kai! Ich bewundere dich und hoffe, dass ich irgendwann mal genauso gut werde wie du!" dann setzte ich mein zuckersüßestes Lächeln auf, was ich bieten konnte und strahlte ihn an.

Er erwiderte nichts, schaute wieder zu Dranzer und pfiff diesen aus der Arena wieder zurück in seine Hand.

"Es tut mir leid, dass ausgerechnet du mich trainieren musst..." begann ich: "Aber ich denke, das ist vermutlich das einzig Logische, da ich ja von Dranzer das BitBeast erhalten habe."

"Wieso tut dir das leid? Bin ich dir so zuwider?" fragte er gelassen und brachte mich dieser überraschenden Frage völlig aus dem Konzept. Abwehrend hob ich mein Hände in die Luft und schüttelte sie entschuldigend hin und her: "Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Ich meinte nur..." >Wie erkläre ich das denn jetzt am besten? Ich habe mit so einer Frage niemals gerechnet.<

"Lass es einfach. Du brauchst dich nicht bei mir einzuschmeicheln. Das Training wird dadurch nicht weniger schwer!" Sein durchdringender Blick ließ mich eine Gänsehaut bekommen und da ich nicht wusste, was ich darauf noch sagen sollte, schaute ich ihn einfach nur an. Ich betrachtete ihn von oben bis unten und musste zugeben, dass er wirklich gut aussah. Er war wirklich extrem gut gebaut, sehr definiert, hatte eine tolle Wuschelfrisur, ein sehr hübsches Gesicht und seine Augen

wahr wirklich unfassbar schön. Er war auch recht groß, locker einen Kopf größer als ich und jetzt erst wurde mir bewusst, wie attraktiv er war, wenn er so in Lebensecht direkt vor mir stand - und schon bekam ich einen leichten Rotschimmer auf meinem Gesicht.

"Hey Maron und Kai, habt ihr Lust eine Runde im Pool zu drehen? Ein bisschen Abkühlung würde uns bei diesen Temperaturen wirklich gut tun und außerdem haben wir nur heute frei, ab morgen beginnt ja dann die Folter!" rief Tyson und ich schaute über Kai hinweg zu den anderen, die sich bereits umgezogen hatten und mit voller Freude in den Pool sprangen.

"Nein, danke." sagte Kai und schloss seine Augen wieder, ehe er sich umdrehte und in die Hütte ging.

"Ja, ich komme!" rief ich der Truppe zu und rannte in mein Zimmer, um meinen Bikini anzuziehen, doch ich hatte die Rechnung ohne Kai gemacht. Der stand ebenfalls im Zimmer und kramte in seiner Reisetasche herum, scheinbar wollte er sich auch noch einrichten. Ich holte meinen Bikini wortlos aus meinem Schrank und ging ins Bad, um mich schnell umzuziehen. Als ich fertig umgezogen wieder aus dem Bad kam, stand Kai bereits in der Zimmertür, da er grade gehen wollte und schaute nochmal über seine Schulter zu mir rüber.

Seine Augen wanderten an meinem Körper entlang, von oben nach unten und ein leichter Rotschimmer legte sich über seine Nase.

"Na, gefällt dir, was du siehst?!" fragte ich und grinste ihn frech an. Ich wusste, dass ihn diese Frage unangenehm war und natürlich unbeantwortet bleiben würde. Er wendete den Blick schnell wieder ab und verließ wortlos den Raum. >Ach wie süß!< Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und machte mich auf dem Weg zum Pool, wo schon alle fröhlich rumplanschten.

So verging der Tag recht schnell.
 

Nach dem Abendessen begaben sich alle auf ihr Zimmer, morgen früh sollte das Training für alle starten. Ich war aufgeregt, aber freute mich auch darauf, endlich richtig bladen zu lernen und mit Kai das Training zu absolvieren. Im Zimmer angekommen, war Kai natürlich schon anwesend. Er lag bereits in seinem Bett und hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Mir fiel auf, dass er irgendwie anders aussah, irgendwas fehlte... >Ah, jetzt weiß ich es!<

"Hey Kai. Deine Gesicht wirkt so sanft ohne deine blauen Streifen. Du siehst viel erwachsener aus!"

Er schwieg und ich ging grinsend ins Bad. Als ich umgezogen wieder herauskam, schaltete ich das Licht aus, legte mich in mein Bett und schaute zu ihm rüber: "Sag mal Kai, darf ich fragen, was deine blauen Streifen eigentlich zu bedeuten haben?"

"Das geht dich nichts an!" kam es nur kalt von ihm zurück: "Und jetzt schlaf'! Morgen früh um sechs beginnen wir mit dem Training!"

"Hm.. irgendwann musst du es mir aber erzählen, ja?" lächelte ich ihn an, aber es interessierte ihn nicht. "Schlaf gut, Kai! Gute Nacht!" Dann drehte ich mich um und meine Müdigkeit übermannte mich, sodass ich direkt in einen tiefen Schlaf fiel.
 

Wieder sah ich diese grässlichen, rot leuchtenden Augen, die mich hasserfüllt anstarrten - erneut durchbohrten sie mich und ich war voller Furcht und absolut bewegungsunfähig. Die Hände dieses grässlichen Monsters schnellten auf mich zu und drückten meinen Hals fest zu. Wieder schrie ich aus tiefster Kehle, doch es war nichts zu hören, als ob meine

Stimme nicht existierte. Panisch windete ich mich unter dem schmerzenden Griff des Monsters, welches mich höhnisch angrinste und Spaß an dieser Folter fand, während ich verzweifelt versuchte, mich aus diesem Griff zu befreien. Doch niemand war da und würde mir zur Hilfe kommen. Niemand hörte mich und ich hatte das Gefühl zu ersticken...
 

Schweißgebadet schreckte ich hoch und sah in zwei wunderschöne, violette Augen, die mir besorgt entgegenblickten und durch den hellen Mondschein besonders zu leuchten schienen. Es war Kai. Ich atmete schwer und er konnte die Panik in meinen Augen sehen. Erst ein paar Minuten später merkte ich, dass seine Hände auf meinen Schultern lagen und kam auf die

Schlussfolgerung, dass er mich vermutlich geweckt hatte. Ohne weiter nachzudenken, umarmte ich ihn, drückte mich ganz nah an ihn und krallte mich in sein Shirt. Er wirkte perplex und hatte wohl eher nicht mit so einer Reaktion meinerseits gerechnet. Tränen liefen mir stumm über mein Gesicht und wir verharrten einige Minuten in dieser Stellung.

Er atmete ganz ruhig und sagte kein Wort. Die Stille und sein gleichmäßiger Herzschlag beruhigten mich schlagartig und ich spürte plötzlich eine Hand auf meinem Rücken, die dafür sorgte, dass sich die Anspannung in meinen Muskeln löste.

Als mir schließlich klar wurde, dass ich mich panisch an Kai festgekrallt hatte, merkte ich, wie mir eine Röte ins Gesicht stieg. >Was tue ich denn da?< Also löste ich mich wieder aus der Umarmung, welche Kai zu meiner Verwunderung, nicht zurückgewiesen hatte. "Bitte entschuldige, es kam so über mich...!" Er schaute mir direkt in die Augen und es wirkte so, als versuchte er in meinen Augen zu lesen, was in mir vorging. "Du hast schlecht geträumt, das ist alles. Leg dich wieder hin und versuche weiter zu schlafen."

Was habe ich auch anderes erwartet, was sollte er auch sonst dazu sagen? Jeder hat schließlich mal Albträume. Ich konnte diese Träume selbst nicht deuten. Ich hatte sie erst, seit ich Kai und den anderen begegnet war. Was hatten sie nur zu bedeuten und wieso hatte ich selbst nach dem Aufwachen noch so panische Angst? Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass es grade zwei Uhr vierzig war. Kai stand auf, legte sich wieder in sein eigenes Bett und drehte sich zur Seite, mit dem Gesicht zur Wand.

"Danke!" flüsterte ich leise vor mich hin und war mir nicht sicher, ob er es gehört hatte, wischte mir dann meine Tränen mit dem Ärmel meines Pijamas weg und legte mich ebenfalls wieder auf meinen Rücken. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass Kai also für mich da wäre, wenn es mir nicht gut ginge. Er fühlte sich bestimmt für mich verantwortlich, so war er nun mal. Er fühlte sich auch für seine Teammitglieder, seine Freunde, verantwortlich und würde sie niemals im Stich lassen.. Naja, obwohl er das auch schon getan hatte, als Black Dranzer ihn kontrollierte, aber das ist eine andere Geschichte.

Erstes Training

Der Wecker klingelte unbarmherzig und riss mich aus meinem, recht kurzen Schlaf. Albträume hatte ich den Rest der Nacht nicht mehr, aber die Hitze ließ mich in meinem Bett hin und her wälzen. Ich musste mir sogar mein Shirt zwischendurch ausziehen und da ich nachts keine BHs trug, war ich fast nackt. Ich schaute rüber zu Kais Bett und zu meinem Glück, war dieses bereits leer. Als ich dann die Dusche hörte, war klar, dass er schon etwas früher aufgestanden sein musste. So schlug ich die Decke beiseite, setzte mich auf und zog mir schnell mein verschwitztes Shirt wieder an. Nur in meinem Schlafshirt und Unterhose fing ich an, mir schonmal meine Klamotten für den Tag zusammen zu kramen, damit ich nach Kai auch erstmal unter die Dusche springen konnte. Da kam mir der Gedanke, dass ich ja mal prüfen könnte, ob das Badezimmer denn überhaupt abgeschlossen sei und musste unweigerlich kichern. >Hmm.. Kai unter der Dusche ist schon eine nette Vorstellung. Ob ich ihn da überraschen sollte?< Dann schüttelte ich den Kopf und murmelte die Gedanken zu Ende: „..lieber nicht! Der würde ausrasten..“
 

„Wer würde ausrasten?“ riss mich Kai aus meinen Gedanken, denn ich bekam gar nicht mit, wann die Dusche aufgehört hatte zu laufen. Er stand im Türrahmen des Badezimmers und trug nur eine Shorts, was mir die Röte ins Gesicht trieb und meinen Mund offenstehen ließ.
 

>WOW! Was für ein Körper!< Ich konnte mich gar nicht satt sehen an diesem durchtrainierten Astralkörper und musste gestehen, dass ich ihn definitiv nicht von der Bettkante schubsen würde. „Gefällt dir, was du siehst?“ fragte er mich in einem gelangweilten Ton, lächelte aber leicht. Ich wusste ganz genau, dass die Frage nicht ernst gemeint und nur eine Anspielung auf meine Frage vom Vortag war. Dennoch schüttelte ich kurz meinen Kopf, um wieder klare Gedanken fassen zu können und entschloss mich kurzer Hand, ihm einfach mal ein wenig auf der Nase herum zu tanzen. Ich wollte einfach zu gerne wissen, wie er auf Anmachen von Mädchen reagiert und antwortete: „Jap, ich finde dich äußerst Sexy!“ Ich zwinkerte im zu und konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Das brachte ihn wohl etwas aus dem Konzept, denn er starrte mich ungläubig an und eine leichte Röte bildete sich auf seiner Nase.
 

„Se.. sexy?“ fragte er völlig verwirrt. Irgendwie fand ich das süß!
 

„Ja, Sexy!“ Bestätigte ich und er wandte seinen Blick schnell wieder von mir ab.
 

„Tse!“ war alles, was ich noch von ihm hörte, eher er sich seinen Klamotten widmete. Ich ging grinsend an ihm vorbei ins Badezimmer und gönnte mir erstmal noch eine entspannte heiße Dusche, denn die hatte ich bitter nötig, nach der letzten verschwitzten Nacht.
 

Fertig angezogen, ging ich nach unten in die Küche, wo Hilary, Kyoko, Kenny und Kai bereits am Tisch saßen. „Guten Morgen, Maron.“ begrüßten mich Kyoko mit einem fetten Grinsen im Gesicht. „Guten Morgen. Wieso grinst du so?“ fragte ich irritiert und ich wünschte, ich hätte nicht gefragt.
 

„Naaaa… Wie war eure erste gemeinsame Nacht?“ fragte sie unmittelbar, weswegen sich Kai und Kenny grade an ihrem Kaffee verschluckten. Kenny prustete die Hälfte über den Tisch und Kai schaute sie geschockt an, während Hilary und Kyoko lauthals anfingen zu lachen und ich mit einstimmte, weil ich einfach nicht anders konnte. Dass ich mich die Nacht wegen meines Albtraumes, panisch an ihn festgekrallt hatte, verdrängte ich in diesem Moment.
 

Er knurrte und schaute die beiden Mädels mit einem wirklich tödlichen Blick an. Seine Schlagader am Hals pulsierte gefährlich und er stand mit einem Ruck von seinem Stuhl auf und stützte seine Hände, laut knallend auf die Tischplatte. „Haltet die Klappe! Habt ihr nichts Besseres zu tun?“ Unser Lachen verstarb und wir starrten Kai mit großen Augen an. „Getroffene Hunde bellen, Kai!“ gab Hilary nun großmäulig von sich und Kai sah aus, als würde er gleich explodieren. Das war vermutlich etwas zu viel des Guten. Kai nahm sich seine Tasse Kaffee und stapfte wütend aus der Küche in Richtung Veranda.

Dann mischte sich Kenny ein: „Will noch irgendwer Kaffee?“ er versuchte schnell das Thema zu wechseln, schenkte mir und Kyoko noch schnell einen Kaffee ein, doch die Mädels und ich konnten uns ein Kichern nicht verkneifen, beschlossen aber erstmal, das Frühstück zu genießen.
 

Nach dem Frühstück machte ich mich auch auf den Weg auf die Veranda, wo Kai auf dem Boden saß, an der Wand angelehnt, ein Bein angewinkelt und einen Arm darüber gelegt. Er würdigte mich keines Blickes.

„Tut mir leid, Kai.“ entschuldigte ich mich ehrlich. Irgendwie hatte ich direkt nach dem Lachanfall ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber bekommen. Außerdem soll er mich noch trainieren und ich sollte es mir nicht schon direkt am ersten Tag mit ihm verscherzen. Wenn es nicht sogar schon zu spät war…
 

„Bereit für‘s Training?“ fragte er nur kühl, erhob sich und schaute mich von oben herab an.
 

„Klar! Ich freue mich auf das Training mit dir.“ Ich lächelte ihn wieder zuckersüß an.
 

„Hm!“ Er drehte sich von mir weg und ging an mir vorbei und lief zu einer der drei Beyarenen. Ich tat es ihm gleich und lief ebenfalls zu dem Tableau auf dem die Arena stand.
 

„Starte deinen Blade!“ gab er im scharfen Ton von sich und ich war überrascht, dass er selbst nur mit verschränkten Armen da stand und nicht mal den Anschein machte, seinen Starter, geschweige denn seinen Blade raus zu holen. Er schaute mich erwartungsvoll an.
 

„Aber Kai, willst du denn gar nicht..“
 

„Mach schon!“ unterbrach er mich und klang genervt.
 

„Okay, Sensei!“ sagte ich sarkastisch, legte den Blade in den Starter und wartete, dass Kai anzählte. Er schaute mich durchdringend an und sah sehr nachdenklich aus. Ich entschloss, selbst anzuzählen: „Drei.. Zwei.. Eins.. Let ist Rip!“ Mit einem leichten Ruck, beförderte ich den weißen Blade in die Arena und war erstaunt, welch eine Geschwindigkeit mein Blade hatte. Kai starrte auf den Blade und schwieg.
 

„Und was jetzt?“ fragte ich und war verunsichert. Was war wohl sein Plan?
 

„Ruf ihn zurück!“ befahl er harsch.
 

Ich hatte keine Ahnung, wie man das machte. Ich habe es zwar in der Serie immer gesehen, aber in meiner Welt ging so etwas nicht. Aber ein Versuch war es wert. Schließlich wohnte in dem Kreisel ein mächtiges BitBeast inne, dass hoffentlich auf meine Befehle hörte. Also hob ich erstmal schweigend meine Hand, in der Hoffnung, dass WhiteDranzer einfach aus der Arena heraus, in diese springen würde, was aber leider nicht geschah.
 

„Komm zurück, WhiteDranzer!“ befahl ich und siehe da, der Kreisel sprang hoch und bewegte sich mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit auf mich zu. >Oh nein! Das kommt mir bekannt vor..!“ Ich kniff meine Augen zusammen und musste mit Erstaunen feststellen, dass der Kreisel direkt in meiner Hand gelandet war, die ich noch immer offen vor mich hielt.

„Du bist noch nicht soweit um gegen mich zu kämpfen…“ begann Kai, seufzte und griff sich genervt an seinen Kopf: „Du musst erstmal an deiner Haltung arbeiten und die Grundlagen erlernen. Mr. Dickinson sagte zwar, du wärst eine gute Bladerin, aber das was du hier veranstaltest, kann jedes kleine Kind besser als du!“

Das waren harte Worte. Aber ich wusste, dass er recht hatte. Schließlich war ich ja eigentlich nicht Maron, die gute Bladerin. Ich war ein ganz normales Mädchen, dass nicht mal aus dieser Welt stammte und dann gleich mit einem BitBeast loslegen sollte.
 

„Es tut mir leid. Aber es gibt da etwas, was ich dir erzählen muss…“
 

Er erwiderte nichts und schaute mich wieder erwartungsvoll an. Achja, er war nicht sonderlich redselig und erwartete vermutlich, dass ich direkt drauf los plappern würde.

„Nicht hier. Können wir irgendwo ungestört, außerhalb vom Hüttengelände sprechen?“
 

Kai hob fragend eine Augenbraue, ehe er vom Tableau runter auf die Wiese schritt. „Meinetwegen. Aber wir nutzen die Strecke als Lauftraining zum See.“
 

„Okay, danke dir!“
 

Wir machten uns beide auf den Weg und rannten zum See. Kai war wirklich schnell, ich konnte kaum mit ihm mithalten. Am See angekommen, wartete er schon auf mich und ich war ziemlich aus der Puste. Ich ließ mich erstmal vor Kai auf dem Boden in den Sand sinken und streckte meine Beine von mir. Er tat es mir gleich und setzte sich zu meiner Überraschung, neben mich und trank einen Schluck Wasser aus seiner Sportflasche.
 

„Hör zu Kai…“ begann ich, als ich wieder normal durchatmen konnte: „Das was ich dir erzähle, wirst du mir vielleicht nicht glauben, aber es entspricht der Wahrheit.“
 

Er schaute auf den See und sagte nichts. Also redete ich weiter:

„Ich komme eigentlich nicht aus dieser Welt. Ich bin in dieser Welt im Körper von Maron aufgewacht, als ich im Krankenhaus lag. Ich selbst kann eigentlich gar nicht bladen. Ich weiß, dass das total verrückt klingt und du mir vermutlich nicht glaubst, aber das ist leider die Wahrheit oder zumindest… ...das, was ich glaube, die Wahrheit zu sein.“
 

Kai sah weiterhin auf den See und ich konnte nicht wirklich deuten, ob er mir glaubte. Aber was würde er jetzt mit dieser Information anstellen?
 

„Was ist das für eine andere Welt?“ fragte er mich und ich war überrascht, denn mit der Frage hatte ich nun beim besten Willen nicht gerechnet.
 

„Also.. ähm..“ Ich wollte auf keinen Fall erzählen, dass er in meiner Welt eigentlich nur eine gezeichnete Figur und nicht mal real ist. „Also meine Welt, ist eigentlich die Gleiche wir eure, aber es gibt da keine Beyblades und keine BBA und sowas.“ log ich.
 

„Hm. Verstehe.“
 

Was? Er verstand? Das glaubte ich ihm zwar nicht, war aber froh, dass er mich nicht als komplett verrückt abstempelte. Oder war das Gegenteil der Fall und er dachte, dass ich doch komplett durchgeknallt wäre und schmiedete grade insgeheim den Plan, mich in eine Klapse einweisen zu lassen? Ich seufzte.

„Bitte erzähl den anderen nichts davon. Schließlich hat mich Mr. Dickinson nur in euer Team geholt, weil er denkt, dass ich gut bladen kann, was diese Maron vermutlich auch kann, aber ich eben nicht. Ich verspreche dir, dass ich ganz fleißig trainieren werde. Ich tu‘ alles, was du willst, aber bitte schick mich jetzt nicht heim oder weise mich in eine Klapse ein.“ flehte ich ihn an und sah ihn mit meinem größten Hundeblick an, der mir zur Verfügung stand.
 

Er sah mit abschätzig an: „Alles, sagst du?“
 

Ich nickte eifrig und bestätigte: „Alles! Bitte, Kai!“
 

„Na gut. Unter einer Bedingung.“
 

„Welche?“
 

„Wenn die drei Monate vorbei sind, musst du mich vor dem Turnier in einem Match schlagen, um zu beweisen, dass du WhiteDranzer und unserem Team würdig bist. Sonst war’s das, klar?“
 

„Super! Danke dir, du bist der aller Beste!“ jubelte ich und umarmte ihn überschwänglich.

Er hatte damit nicht gerechnet, denn sein ganzer Körper versteifte sich und nach einem kurzen Moment, schob er mich langsam von sich.
 

„Oh, entschuldige! Ich bin nur so glücklich, dass du mir glaubst und ich bei euch bleiben darf!“
 

Er erhob sich elegant aus dem Sand auf seine Beine und ich sah zu ihm hinauf. Wie ich es mir immer gedacht habe, ist er im inneren ein wirklich guter Kerl. Ich hätte aber schon fast damit gerechnet, dass er ablehnt und mich an Mr. Dickinson verraten würde. Es war schwer ihn einzuschätzen, aber es war umso schöner für mich, dass das Gespräch positiv verlief. Aber wieso hatte er nicht weiter nachgefragt? Ich wusste ja, dass er nicht sehr gesprächig war und man ihm alles aus der Nase ziehen musste, aber er hatte sich einfach mit dem, was ich ihm erzählt habe, zufrieden gegeben. Ob da mehr dahinter steckte? Oder es war ihm einfach egal…
 

„Maron!“ rief er und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich erwachte aus meiner Trance und sah, dass er schon einige Meter weit weg war, während ich noch immer im Sand saß.

Ich stand auf und klopfte den Sand von mir ab: „Ja, ich komme!“

Wir rannten wieder zurück zur Hütte und da es schon mittags war, entschlossen wir, erstmal etwas zu essen, bevor es dann an das Grundlagentraining für mich ging. Die anderen waren auch alle inzwischen im Garten eingetrudelt und aus der Hütte kam uns ein leckerer Duft entgegen. Ich begrüßte kurz alle und ging dann zur Küche, um zu schauen, woher dieser Duft kam. Dort traf ich auf Tyson, der am Tisch saß, während er mit dem Besteck ungeduldig auf den Tisch klopfte und Ray, der am Herd stand. Er lächelte mich an: „Hi Maron! Schön, dass ihr zum Essen hier seid. Ich habe uns was leckeres zubereitet!“
 

„Hallo Ray, das riecht wirklich gut! Was hast du denn leckeres gemacht?“ fragte ich neugierig und blieb vor dem Esstisch stehen.
 

„Es gibt Dim Sum mit verschiedenen Füllungen. Lasst euch überraschen.“
 

„Egal, was Ray kocht! Es schmeckt immer klasse!“ grinste Tyson: „Wie war das Training mit Kai?“ Er lächelte verschmitzt und seine Augen wurden zu engen Schlitzen.
 

„Wir sind erstmal nur ein paar Runden um den See gelaufen. Ich bin auch ziemlich fertig, Kai ist wirklich schnell.“
 

Ray unterbrach uns: „Maron, sagst du bitte den anderen Bescheid, dass das Essen fertig ist?“
 

Ich nickte und ging in den Garten und trommelte alle zusammen. Es dauerte keine fünf Minuten, da saßen alle am reich gedeckten Tisch.

Nach dem Mittagessen waren wir alle wieder im Garten. Kyoko kam zu mir: „Hey. Wo wart ihr heute Vormittag? Ihr wart nach dem Frühstück recht schnell verschwunden.“
 

„Wir sind nur um den See gelaufen.“
 

„Wie romantisch!“ ihre Augen funkelten.
 

„Nix da romantisch! Wir sind gerannt und ich konnte kaum Schritt halten mit Kai. Der ist sportlich einfach im Vorteil gegenüber mir. “ schnaubte ich: „Und jetzt hör auf, alles mit Romantik zu verbinden. Wir sind schließlich zum Trainieren hier!“

>Obwohl die Aussicht am See schon irgendwie romantisch war. Nur er und ich…< dachte ich mir, aber ich würde ihr auch vorerst nicht erzählen, was ich mit Kai dort besprochen hatte. Es war einfach besser, wenn nicht zu viele bescheid wüssten, nachher würden sie mich doch noch als durchgeknallt bezeichnen und einweisen wollen.
 

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und drehte mich nach hinten um. Es war Kai und er sah mich kühl an: „Wir sind nicht zum Plaudern hier, sondern zum Trainieren. Wir gehen jetzt in den Wald, wo wir unter uns sein werden.“ Er ließ meine Schulter wieder los.
 

Kyoko verstand natürlich wieder alles zweideutig: „Ohoo.. du willst mit Maron alleine sein ja? Nur du und sie, ganz romantisch im Wald…“ Dann verzog sie ihr Gesicht und spinnte weiter: „Oder willst du sie dort umbringen und irgendwo unter einem Baum verscharren?“ Sie lachte.
 

„Du hast wirklich eine blühende Fantasie.“ entgegnete ich genervt.
 

„Hm. Das Letztere..“ antwortete er daraufhin knapp und Kyoko und mir blieb der Mund offen stehen. Mit solch einem Sarkasmus hätte ich dann doch nicht gerechnet. Sein Blick wirkte allerdings sehr kalt und ich machte mir fast schon Sorgen, dass er das ernst meinen könnte. Er drehte sich wieder um und war dabei, das Gelände zu verlassen. Es war klar, dass er mir die Grundlagen beibringen musste, ohne, dass es alle mitbekamen. Da war also der Wald beziehungsweise ein Training außerhalb des Geländes am sinnvollsten, wenn er mich nicht tatsächlich killen und verscharren wollte.
 

„Ich muss los, Kyoko. Wir sehen uns sicher heute Abend. Bis später!“ verabschiedete ich mich, winkte ihr zu und lief schnell Kai hinterher, der nicht auf mich wartete und seinen Weg fortführte. Sie stand da und sah noch immer etwas verdutzt aus, doch nach einem kurzen Moment lächelte sie und winkte mir zurück.

Im Wald kamen wir an eine kleine Lichtung, die hell war und viel Platz zum Austoben bot. Er blieb stehen: „Stell dich in zehn Meter Abstand vor den Baum dort!“ befahl er mir und zeigte auf einen großen, stämmigen Baum der genau gegenüber von ihm, einige hundert Meter weiter entfernt stand. Ohne weitere Fragen zu stellen, tat ich, was er sagte und stellte mich vor den Baum.
 

Kai stellte sich neben mich: „Wir beginnen mit deiner Starttechnik.“ Daraufhin zog er seinen Starter heraus, setzte seine Reißleine und dann seinen Blade ein und startete diesen gekonnt und elegant direkt auf den Baum. Dranzer flog mit einer rasanten Geschwindigkeit auf den Baum zu und fuhr diesen entlang vom Boden hinauf zur Baumspitze, hob dann über den Baum ab und flog wieder rasant den Baum hinab und über den Boden zurück zu Kai, in dessen geöffnete Handfläche er dann sprang und dort zum Stillstand kam.

Ich staunte. Es sah so einfach aus, aber ich war mir sicher, dass das eine enorme Kontrolle über den Blade voraussetzte. Kai sah mich erwartungsvoll an.
 

„Okay, ich versuche es!“ Ich nahm meinen Starter, setzte meinen Blade und die Reißleine ein und startete meinen Blade, der sich ebenfalls schnell, aber langsamer als Kais Dranzer, auf den Baum zubewegte, am Stamm hinauffuhr und nach der Hälfte wieder herunterfuhr und zu mir zurückkam, mir aber nicht in meine Hand zurück sprang.
 

„Deine Körperspannung ist miserabel!“
 

Ich probierte es nochmal und spannte meine Muskeln mehr an und konzentrierte mich, der Blade fuhr diesmal weiter den Stamm hoch, doch ansonsten passierte das Gleiche, wie vorher. Ich probierte es wieder und wieder, doch ich bekam einfach nicht genug Spin für meinen Blade und erreichte die Krone des Baumes nicht. Kai seufzte genervt auf und griff sich mit einer Hand an seinen Kopf. Dann hob er seinen Starter hoch und hielt ihn mir vor die Nase. Ich hob fragend eine Augenbraue: „Soll ich etwa deinen Starter nehmen?“ Er sah mich nur durchdringend an und hielt ihn mir weiter hin, also nahm ich ihn und steckte meinen Blade ein.
 

Ich fokussierte mein Ziel und konzentrierte mich. Dann zog ich mit aller Kraft an der Reißleine und siehe da, WhiteDranzer schoss den Baum entlang, bis zur Krone, hob ab und kam wieder runter und zurück zu mir. Er sprang sogar in meine Hand zurück. Ich jubelte und sprang in die Luft vor Glück: „Juhuuu! Hast du das gesehen? Dein Starter ist der Wahnsinn!“
 

„Meine Reißleine ist länger und der Starter verfügt über eine äußerst präzise Zielweise.“ sagte er gelangweilt, aber ich hätte schwören können, dass er gelächelt hat, als mein Blade zurückkam.
 

„Ich werde Kenny sagen, dass er dir auch einen Präzisionsstarter geben soll. Du wirst also vorerst mit meinem Starter üben.“
 

„Danke, danke, danke! Ich könnte dich echt abknutschen dafür!“ und musste breit grinsen. Er war wirklich ein toller Trainer. Kai schaute mich verwirrt an und ich merkte, was ich gesagt hatte und er hatte wohl nicht verstanden, wie ich das gemeint hatte. Er räusperte sich.
 

„Freu‘ dich nicht zu früh. Das ist erst der Anfang.“
 

So trainierten wir noch den restlichen Tag immer wieder den gleichen Move, bis ich ihn einwandfrei beherrschte, bis es schließlich dämmerte und wir erste Regentropfen abbekamen.
 

„Kai, lass uns gehen, es fängt zu regnen an. Außerdem ist es schon spät und ich habe Hunger und bin müde. Meine Arme tun auch schon weh, ich habe morgen bestimmt fiesen Muskelkater.“
 

„Meinetwegen.“ Entgegnete er und stapfte los, Richtung Hütte.
 

Ich lief ihm nach, da es aber mittlerweile schon relativ dunkel war, sah ich nicht wirklich viel und stolperte unglücklich über eine dicke Wurzel und knickte mit meinem Fuß weg. „AUTSCH!“ rief ich schmerzerfüllt auf und sackte zu Boden. Ich wollte direkt wieder aufstehen, aber knickte sofort wieder um. „Argh, verdammt!“ Ich hielt meinen Knöchel und merkte, dass ich mir meine Knie beim Sturz aufgeschrammt haben musste.

Kai, der das Dilemma mitbekommen hatte, kehrte um und kam zu mir zurück. Ich sah zu ihm hoch: „Ich kann nicht laufen, das tut wirklich weh. Kannst du mir bitte helfen und mich stützen?“ Er sagte nichts, bückte sich zu mir herab und hob mich auf seine Arme. „Huch…“ entwich es mir vor Verwunderung. Er sah mich kurz an: „Halt dich an mir fest.“ sagte er in einem ruhigen Ton und ich legte daraufhin meine Arme um seinen Hals. So trug er mich den ganzen Weg zur Hütte. Mein Herz klopfte wie wild und ein angenehmer Duft stieg mir in meine Nase. Er roch wirklich gut, nicht nach einem Parfüm, ich konnte nicht beschreiben was es war, aber es war sehr angenehm. Vermutlich das Waschmittel seiner Klamotten oder einfach nur sein Eigengeruch…

„Danke!“ flüsterte ich ihm zu, doch bekam keine Antwort, was ja nichts Neues für mich war. So lehnte ich auch meinen Kopf an seine Brust und hörte seinen gleichmäßigen Herzschlag. Kai wirkte mit seiner Art sehr beruhigend auf mich, weswegen ich meinen Schmerz am Fußgelenk kaum noch wahrnahm.
 

Dort angekommen, kamen auch schon Kenny, Hilary und Kyoko auf uns zu.
 

„Was ist passiert? Wieso trägst du Maron?“ fragte Hilary.
 

„Ich bin gestürzt, weil ich bei der Dunkelheit im Wald eine Wurzel übersehen habe und kann leider nicht richtig mit dem Fuß auftreten.“ antwortete ich, noch immer in Kais Armen, der vor den dreien stehen blieb und keine Anstalten machte, mich herunter zu lassen.
 

„Sollen wir einen Arzt rufen?“ fragte Kyoko.
 

„Sagt Hiro Bescheid. Ich bringe sie auf’s Zimmer.“ entgegnete Kai und ging an ihnen vorbei und brachte mich, wie angesagt, auf unser Zimmer und setzte mich auf meinem Bett ab. Dann hockte er sich vor mich auf seine Knie und zog mir meine Schuhe vorsichtig aus. „Autsch!“
 

„Sei nicht so zimperlich!“ sagte er, sein Ton blieb aber ruhig. Dann sah er sich mein Fußgelenk an, welches leicht gerötet und geschwollen war und bewegte meinen Fuß leicht hin und her und hoch und runter. Bei der letzten Bewegung durchzuckte mich ein leichter Schmerz und ich zog reflexartig meinen Fuß zurück.
 

„Es ist nicht gebrochen. Vermutlich nur eine leichte Zerrung.“ Stellte er fest.
 

„Bist du auch noch Arzt?“ scherzte ich und er reagierte sogar darauf: „Nein, aber wenn es gebrochen wäre, hättest du stärkere Schmerzen und das Gelenk wäre definitiv stärker geschwollen oder sogar offen.“
 

Hiro und Kyoko betraten das Zimmer: „Ich habe gehört, was passiert ist. Ist der Fuß gebrochen? Brauchen wir einen Arzt?“ fragte Hiro und sah sich ebenfalls meinen Fuß an.
 

„Nein.“ Kam es knapp von Kai und Hiro redete weiter: „Der Fuß sollte gekühlt und zwei bis drei Tage nicht belastet werden. Dann sollte es wieder gehen. Maron, ich gebe dir niedrig dosierte Schmerztabletten, wenn du nichts dagegen hast. Hast du irgendwelche Unverträglichkeiten?“
 

„Nein. Du kannst mir was geben. Danke euch.“
 

Hiro und Kai verließen das Zimmer, Kyoko hingegen setzte sich neben mich auf’s Bett. „Ach Maron, hast du ein Glück!“
 

„Das nennst du Glück? Was ist denn daran Glück? Du verwechselst das ja offensichtlich mit Pech!“
 

„Naja, so wie Kai dich getragen und sich um dich gekümmert hat, hast du offensichtlich bei ihm ein Stein im Brett! Ich glaube, er mag dich.“
 

„Hm…“ Ich überlegte kurz: „Naja, er ist wirklich ziemlich fürsorglich, trotz seiner eisigen Art.“
 

Sie lächelte mich an und mir fiel ein, dass sie sich ja mit Tyson ziemlich gut verstand und noch nicht wirklich etwas darüber erzählt hat, ob sie ihm schon näher kommen konnte. Ich wusste ja, dass sie sehr verknallt in ihn war.

„Sag mal, Kyoko. Wie läuft’s eigentlich mit dir und Tyson? Ihr versteht euch ja wirklich gut.“
 

Sie wurde leicht rot und verschränkte ihre Finger ineinander.
 

„Es ist klasse, Maron. Wir haben viel miteinander gesprochen und obwohl es den Anschein hat, dass er außer bladen und essen an nichts anderes denken würde, habe ich mit ihm ausgemacht, dass wir uns nach den drei Monaten, bevor das große Turnier anfängt, daten werden.“
 

„Das ist ja klasse!“ freute ich mich.
 

„Pssst. Das soll erstmal keiner wissen. Vor allem nicht Hilary. Ich glaube nämlich, dass sie auch auf ihn steht.“
 

Die Tür öffnete sich und Kai kam herein und hielt etwas in seinen Händen. Sie stand vom Bett auf und ging zur Tür. „Ich lasse euch dann mal alleine.“ Dann grinste sie, zwinkerte Kai zu und ging an ihm vorbei, hinaus auf den Flur. Kai ignorierte das, kam näher und stellte ein Tablett auf meinen Nachttisch, auf dem Essen, eine kleine Tablette und ein Glas Wasser standen. Das Kühlpad, was er zusätzlich in der Hand hielt, legte er sachte auf mein Fußgelenk und hielt es kurz fest.
 

„Leg deinen Fuß auf’s Bett, dann rutscht das Kühlpad nicht herunter.“
 

Ich tat, was er mir sagte. Kai drehte sich um und wollte grade gehen, als ich ihm an seinem Handgelenk festhielt: „Kai? Was wird aus unserem Training?“ fragte ich. Er drehte sich langsam zu mir um.
 

„Das musst du wohl erstmal aussetzen. Oder willst du im Sitzen trainieren?“
 

„Das ist eine tolle Idee. Aber dann müsstest du mich beim Laufen unterstützen.“
 

Er hob eine Augenbraue, da merkte ich, dass sein Vorschlag nicht ernst gemeint war.
 

„Oh…“ sagte ich knapp.
 

„Ich überlege es mir.“ sagte er dann und verließ wieder das Zimmer.
 

Nun war ich erstmal alleine. Komisches Gefühl. Das war das erste Mal, dass ich alleine war, seit ich in dieser Welt aufgewacht war. Ich aß das Essen und nahm die Tablette mit dem Wasser ein. Dann schaute ich mich vor Langeweile im Zimmer um und öffnete die Schublade meines Nachtisches und entdeckte dort, zu meiner Verwunderung leere Blätter und einen Bleistift. Ich habe in meiner Welt oft Animefiguren gezeichnet. Ob ich das hier auch könnte? Ich nahm mir Stift und Papier, legte das Tablet darunter, das mir als Tisch diente und zeichnete drauf los. Ich zeichnete Kai in einer eleganten Pose, wie er grade seinen Blade in den Starter legte und dabei leicht über seine linke Schulter blickte, während sein Schal seinen Körper leicht umspielte. Auch die Schattierungen gelangen mir sehr gut. Als ich schließlich müde wurde, was mir beim Zeichnen öfters passierte, wenn ich das Abends oder früh morgens tat, legte ich die Zeichnung und den Stift auf meinen Nachttisch, zog mich halbwegs aus, legte mich hin und schlief direkt ein. Ich bekam natürlich nicht mehr mit, wie Kai später am Abend das Zimmer betrat.

Geheimnisse

[Traumsequenz]

Ich irrte umher und rannte, so schnell mich meine Beine trugen. Ich wurde beobachtet, ich spürte die Blicke auf mir, welche mich durch die vielen Kameras verfolgten. Die steinigen Gänge waren schmal und dunkel und beim Rennen fielen mir unzählige leere Zellen auf, in denen hier und da altes und kaputtes Spielzeug und Kuscheltiere zu sehen waren. Ich wusste nicht wohin ich rannte, doch ich wollte hier einfach raus.

Plötzlich stand ich an einer Sackgasse und als ich mich langsam umdrehte, sah ich wieder in diese roten, kalten Augen, die mich anstarrten. Doch diesmal ich erkannte die Person, in dessen rubinrote Augen ich sah und dessen Hand nach meinem Hals griff, während ein süffisantes Grinsen sein Gesicht zierte…

 

„KAI!“ schrie ich auf und saß wieder schweißgebadet in meinem Bett. Ich atmete schwer und der kalte Schweiß lief an meinem ganzen Körper entlang.

„Was ist?“ fragte mich die bekannte Stimme aus dem Nebenbett. Durch meinen Aufschrei war mein Zimmergenosse natürlich ebenfalls sofort wach und suchte verschlafen nach dem Lichtschalter seiner Nachttischlampe, als er diesen schließlich fand und die schwache Birne mit einem Klick zum Leuchten brachte. Ich hielt eine Hand an meinen Kopf und war mich nicht sicher, was dieser Traum zu bedeuten hatte, aber offensichtlich hatte ich diesen Traum immer wieder und diesmal konnte ich klar sehen, dass Kai derjenige war, der mich in meinen Träumen heimsuchte. Aber ich war mir sicher, dass er so etwas niemals tun würde, es gäbe doch keinen Anlass dazu. Oder hatte ich ihm einen Anlass dazu gegeben? Ich schüttelte den Kopf und verdrängte den Gedanken sofort wieder, dass dieser Traum irgendwas mit der Realität zu tun hätte. Soweit man in dieser Welt denn überhaupt von ‚Realität‘ sprechen konnte. Und waren seine Augen nicht eher Bordeaux-Violett?

 

Kai seufzte laut: „Schonwieder ein Albtraum?“ Er klang genervt und ich konnte das gut nachvollziehen. Ich hätte auch keinen Bock darauf, dass mein Zimmergenosse stets und ständig Nachts wach wird und sogar noch rumschreit und ich deswegen nicht vernünftig schlafen könnte.

 

„Ja.. Aber es ist nur EIN Albtraum, es ist immer wieder der Gleiche..!“ antwortete ich leise.

 

Kai hob den Kopf und sah mich an: „Achja? Und was habe ich damit zu tun?“

 

Ich schaute nun auch zu ihm hinüber und sah ihn verwirrt an. „Wieso solltest Du..?“ inmitten des Satzes unterbrach ich mich selbst und mir wurde klar, dass ich wohl seinen Namen im Traum genannt haben muss. Sollte ich ihm davon erzählen?

 

„Es geht um jemanden, den ich sehr mag… der sich aus unerfindlichen Gründen gegen mich stellt… und dann versucht mich zu töten...“ Tränen rannen mir stumm über mein Gesicht, während ich Kai das kurz und knapp erzählte, doch ich merkte es selbst gar nicht.

„Verstehe. Und derjenige bin ich?“ fragte er unvermittelt und ich wendete meinen Blick ab und senkte meinen Kopf. Klar, wenn ich seinen Namen schreie und ihm das erzähle, dass er eins und eins zusammenzählen konnte. Ich vergrub mein Gesicht zwischen meine Beine und fing an, bitterlich zu weinen. Ich wusste nicht, wieso mich dieser Albtraum so fertig machte, aber ich konnte nicht anders, als diesen Gefühlen freien Lauf zu lassen.

 

„Es ist nur ein dämlicher Albtraum. Für gewöhnlich töte ich niemanden, es sei denn, er heißt Tyson und überstrapaziert meine Nerven.“ Sprach er in einem ironischen Unterton, vermutlich um mich zu beruhigen. Kurz danach spürte ich, wie er sich ganz nah zu mir auf die Bettkante setzte. Ich krallte mich auch dieses Mal wieder fest an ihn und heulte einfach weiter. Er sagte nichts mehr dazu und ließ mich einfach gewähren, versteifte sich aber auch diesmal nicht. Was sollte er auch anderes tun? Ich kam mir vor, wie ein Baby, das nachts ständig wach wird und von Mama getröstet werden wollte und ihm ging es vermutlich genauso. Das war auch mit Sicherheit der einzige Grund, weshalb er mich tröstete, damit ich mich beruhigte und er endlich weiterschlafen konnte.

 

Am nächsten Morgen, als ich meine Augen aufschlug, schaute ich in ein vertrautes Gesicht direkt neben mir. >Kai? Wieso liegt er neben mir?< fragte ich mich und erinnerte mich dann direkt daran, dass ich nachts mal wieder rumgeheult hatte. Ich muss wohl in seinen Armen eingeschlafen sein und er war bestimmt so müde, dass er gleich mit eingeschlafen ist. >Auweia! Wenn er wach wird und das peilt, dass er in meinem Bett neben mir eingeschlafen ist, wird er mir den Arsch aufreißen. Schließlich bin ich ja an dieser Situation Schuld!< Ich biss mir auf meine Unterlippe und sah mir den schlafenden, ziemlich attraktiven jungen Kerl neben mir noch eine Weile an, als er plötzlich die Augen aufschlug und mir direkt in meine Augen sah: „Was glotzt du so?“ Dann erhob er sich mit einem kurzen Ruck und stand mit einer eleganten Bewegung aus meinem Bett auf. Wortlos lief er zum Schrank, kramte nach ein paar Klamotten und ging damit ins Bad, um zu duschen. Er hielt an der Badtür kurz inne: „Und eins noch..“ begann er warnend: „…Erzähle den anderen nichts davon!“

Ich nickte und er verschwand im Bad. Ich konnte verstehen, dass er nicht wollte, dass es hier noch zu seltsamen Gerüchten kommen würde. Wir mussten uns auch so schon genug Sprüche von Hilary, Kyoko und Tyson gefallen lassen.

 

Nach dem Frühstück trug mich Kai auf seinem Rücken in den Wald, wieder zu der kleinen Lichtung, um dort weiter an den Grundlagen zu üben und setzte mich dort auf einen rumliegenden Baumstamm ab. Die anderen waren ziemlich erstaunt darüber, dass Kai mich die Treppe runter zum Frühstück in die Küche getragen hatte und Tyson, sowie Daichi konnten sich einige Sprüche nicht verkneifen. Ich freute mich hingegen nur, dass Kai es sich überlagt hatte, trotzdem weiter mit mir zu trainieren und mich zu unterstützen. Er ignorierte die beiden und war auch nicht scheu, als er mich wieder auf seinen Rücken spannte, damit wir zum Training in den Wald gehen konnten. Da kam Kenny angerannt und war völlig aus der Puste.

 

„Hey Maron, ich habe noch etwas für dich!“

 

Kenny kramte in seiner Laptoptasche herum und zückte einen weißen Starter heraus, der dem von Kai ähnelte. Er war noch mit goldgelben und roten Applikationen verziert und wirkte somit sehr Stimmig zu meinem Bitbeast. Er drückte ihn mir in die Hand und erzählte stolz, was der alles konnte:

 

„Dieser Starter ist ein so genannter Präzisionsstarter und du kannst mit einem Knopfdruck hier..“ er zeigte auf einen kleinen Drückmechanismus, den man mit dem Zeigefinger einfach bedienen konnte, „…einen Laserstrahl aktivieren, der dir beim Zielen hilft. Ich habe die ganze Nacht daran gearbeitet. Er wird deinem Blade mehr Spin verschaffen und dir den Start vereinfachen.“

 

„Wow! Das klingt vielversprechend! Vielen Dank, Kenny. Ich danke dir sehr für deine Mühe!“ lächelte ich und sah mir den Starter genauer an.

 

„Na los! Probier‘ ihn aus!“ drängelte Kenny.

 

Ich nahm Kais Starter und hielt ihm diesen hin, den er wortlos wieder an sich nahm, dann setzte ich meinen Blade in meinen neuen Starter und startete meinen Blade, mit Hilfe des Lasers direkt auf den Baum und das, was wir am Vortag geübt hatten, funktionierte Problemlos. Als ich meinen Blade wieder in der Hand hielt, hörten wir ein laut knackendes Geräusch und der Baum, an dem mein Blade hinauf und wieder hinab geglitten war, bekam große Risse.

Ich staunte nicht schlecht und schaute zwischen meinen Starter und den Baum hin und her und war hellauf begeistert.

 

„Kenny, das ist wirklich große Klasse!  Hast du das gesehen?!“ freute ich mich.

 

„Das hast du gut gemacht. Danke dir, Chef!“ stimmte Kai zufrieden lächelnd zu.

 

„Gerne, aber ich muss wieder zurück! Habe noch zu tun. Wir sehen uns dann später!“ verabschiedete sich Kenny und lief wieder schnurstracks zurück zur Hütte.

 

„Habe ich da etwa grade ein Lächeln auf deinen Lippen gesehen? Das steht dir!“ lächelte ich Kai an und kurz darauf, war es auch schon wieder verschwunden.

 

„Tze. Gewöhn‘ dich besser nicht daran!“

 

Während ich mit Kai noch ein wenig weiter verschiedene Übungen zum Start des Blades und dessen Ausgeglichenheit zwischen Angriff und Verteidigung machte, kamen uns plötzlich mehrere unbekannte Blades, aus verschiedenen Richtungen entgegen und griffen unsere Blades an.

 

„WER IST DA?“ rief Kai verärgert und schaute sich um, während Dranzer und WhiteDranzer versuchten, den Angreifern Stand zu halten. Ich suchte auch nach irgendwelchen Personen, die hier irgendwo sein mussten, konnte aber niemanden sehen.

Er bekam keine Antwort und die Blades formatieren sich und griffen nun nicht mehr unsere Blades, sondern die Bäume der Umgebung an, welche einer nach dem anderen umfielen. Ein Baum stürzte direkt in meine Richtung um, da ich nicht laufen konnte, sah ich verzweifelt zu Kai, der ohne zu zögern zu mir sprang und mich mit sich riss und wir dem umstürzenden Baum damit ausweichen konnten.

 

Kai, der noch schützend über mir lag fragte mich kurz angebunden: „Maron? Ist alles in Ordnung?“ Er sah mich besorgt an und als ich auch zu ihm aufsah, stieg mir eine leichte Röte ins Gesicht.
 

„Ja, Danke!“

 

Dann sah er kurz zu dem Baum, der nur knapp neben uns gelandet war und stand dann wieder auf, während ich mich aufsetzte und erstmal geduckt am Boden sitzen blieb. Er packte Dranzer in seinen Starter und stellte sich in Position.

 

„Zeigt euch! Kommt gefälligst raus aus eurem Loch!“

 

Mehrere Gestalten in langen, dunklen Roben tauchten auf. Sie kamen hinter Bäumen hervor, manche sprangen von hohen Ästen herunter, andere blieben auf dicken Ästen sitzen. Die Blades waren inzwischen wohl wieder zurück bei ihren Besitzern, doch auch diese Fremden waren in Startposition und bereit, uns jederzeit wieder anzugreifen.

Kai knurrte und wirkte nicht so souverän, wie ich ihn sonst kannte. Hoffentlich nicht wegen mir, aber ich würde mich schon wehren können, jetzt wo ich Kennys Superstarter hatte.

 

„Ist ganz schön Feige, uns einfach so hinterlistig anzugreifen, findet ihr nicht? Wer seid ihr und was wollt ihr von uns?“

 

Einer der Gestalten kam näher und blieb kurz hinter dem umgestürzten Baum, direkt gegenüber von Kai stehen.

 

„Hallo Kai! Lange nicht gesehen, Kumpel!“ sagte er ruhig und man konnte ein Grinsen erkennen, auch wenn man sein Gesicht schlecht erkannte, da seine Kapuze tief über seine Augen hing. „Wir wollen das Mädchen da!“

 

„Was? Wer bist du?“ fragte Kai entsetzt und man konnte in seinem Ausdruck sehen, dass er grade angestrengt darüber nachdachte, woher die sich kennen könnten.

 

„Gute Frage, Kai. Vielleicht erinnerst du dich noch an mich…“ der Unbekannte setzte mit einer Bewegung die Kapuze ab und Kais Augen weiteten sich ungläubig, als er das Gesicht seines Gegenübers erkannte. Drei weitere Personen zogen sich ebenfalls die Kapuze ab.

 

„Carlos? Stuart, Travor und Casey sind auch hier? Was soll das werden?“

 

Der Angesprochene und seine Verbündeten lachten alle höhnisch. Carlos‘ Gesicht verfinsterte sich. „Unser Auftrag lautet, die Kleine dort drüben zu holen! Wir werden sie mitnehmen. Außerdem hast Du uns damals nur herumkommandiert und ausgenutzt. Wir werden uns hier und jetzt dafür revanchieren!“

 

Kai lachte auf: „Hahahaha! Ihr seid so lächerlich! Versucht es doch, ihr Amateure habt keine Chance gegen meinen Dranzer! Ich werde euch alle vernichten!“

 

Ich war verwirrt. Was wollten denn diese Typen von mir?  >Moment mal. Wenn sie mich mitnehmen wollen, wissen diese Typen vielleicht etwas davon, dass ich nicht aus dieser Welt stamme? Haben sie vielleicht sogar etwas damit zu tun, dass ich hier bin? Oder hat es was mit der Maron zu tun, in deren Körper ich stecke? Ich muss das unbedingt herausfinden.<

Ich schaute vorsichtig an Kai vorbei, über den Stamm und machte mir eine Übersicht über die Situation. Es standen nicht nur Carlos und die alte Blade-Sharks Gang dort, sondern noch gefühlt hundert weitere Blader, die uns aus allen Richtungen umzingelt hatten. Alleine haben wir gegen die keine Chance, egal wie gut Kai ist.

 

„Ich unterstütze dich, Kai!“

 

Kai drehte sich zu mir: „Maron, nicht! Lass mich das alleine Regeln. Offensichtlich gibt es noch eine offene Rechnung zu begleichen!“

 

Der Angesprochene grinste: „Richtig. Aber du wirst untergehen, Kai! Mach dich auf was gefasst!“

 

„Irgendwas stimmt da nicht“ rief ich Kai zu, der mit zustimmend zunickte. Er hatte es also auch schon gemerkt. Alle starteten ohne zu zögern oder anzuzählen ihre Blades und eine Beyblade Armee stürmte auf uns zu. Kai ließ Dranzer los und ich hielt mich vorerst zurück und schaute dem Spektakel gebannt zu. Sein Blade stürmte auf die Gegner zu und kickte einen Blade nach dem anderen blitzschnell vom Feld. Plötzlich wurde mir von hinten eine Hand mit einem feuchten Tuch ins Gesicht gepresst. Ich versuchte mich noch zu wehren, wurde aber von mehreren Leuten festgehalten. Abgelenkt vom Kampf, bekam Kai nicht mit, was hinter ihm passierte. Dann verschwamm die Sicht und alles um mich herum wurde dunkel.

 

Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich in einer Art Lagerhalle, überall standen große Holzkisten. Ich lag, auf dem kalten, harten Betonboden und wollte instinktiv aufstehen, als ich meinen schmerzenden Knöchel spürte und wieder zusammensackte. Ich hielt meine Hand schützend darauf und hoffte, dass das starke Pochen bald wieder nachließ. Ich sah mich um und irgendwie kam mir diese Lagerhalle bekannt vor, es wirkte so, als wäre ich schon mal hier gewesen. Während ich so darüber nachdachte, fiel mir ein, dass es ja die alte Lagerhalle der Blade Sharks aus der ersten Staffel sein konnte, was mit Carlos in der Gang naheliegen würde.

„Ist hier jemand? Hallo?“ rief ich in die dunkle, große Halle hinein und hoffte auf Antwort, doch es schien niemand da zu sein. Einige Minuten vergingen und ich hörte ein leises Summen, was von weiter weg zu kommen schien. Ich hörte genauer hin und es klang wie kreiselnde Beyblades.

Ich schaute in die entsprechende Richtung und in dem Moment wurde das große Tor der Lagerhalle, gegenüber von mir geöffnet.

„Na, endlich wach?“ rief Carlos und kam in meine Richtung, blieb dann aber direkt vor mir stehen, während ich noch immer auf dem kalten Betonboden saß.

„Wo bin ich hier? Ist das die ehemalige Basis der Blade-Sharks?“ fragte ich neugierig, in der Hoffnung, dass Carlos mir meine Frage beantworten würde.

 

„Du bist wirklich gut informiert. Unser Auftraggeber sagte uns schon, dass du vermutlich einiges über uns wissen wirst.“

 

>Verdammt. Dieser Auftraggeber scheint über mich ja auch einiges zu wissen..<

„Wer ist euer Auftraggeber? Was will er von mir?“

 

„Das wirst du noch früh genug erfahren!“

 

„Und wo ist Kai?“

 

„Nicht hier!“

 

Ich wusste nicht, ob mich die letzte Information beruhigen oder beunruhigen sollte. Er müsste ja mein Fehlen inzwischen bemerkt haben und wäre sicher mit den anderen schon auf dem Weg hierher. Es war nicht grade gut durchdacht, mich hierher zu bringen, als ob man nicht eins und eins zusammenzählen konnte, wenn man überlegt, wo sich Carlos verstecken könnte. Es konnte aber auch pure Absicht sein und ein Plan dahinter stecken. Vielleicht war es eine Falle und die Jungs sollten hierher kommen. Ich konnte nicht einschätzen, wie lange ich ohnmächtig war bzw. geschlafen hatte und rechnete daher damit, dass die Jungs hier jederzeit reinplatzen könnten. Aber wieso? Was waren ihre Absichten?

 

„Geht es Kai denn gut?“ fragte ich nun, da ich nicht wusste, was passiert war, nachdem ich weggeschleppt wurde.

 

„Hm. Wieso sorgst du dich denn so um diesen Mistkerl? Ich kann mir nicht vorstellen, dass zwischen euch was läuft, er ist nicht der Typ für romantische Beziehungen. Ich glaube sogar, dass du ihm ziemlich egal bist. Aber seine Kameraden werden nach dir suchen wollen.“

 

>Bingo! Also ist es tatsächlich ihr Plan, die Jungs her zu locken! Ich sollte Zeit schinden und irgendeinen Mist erzählen.<

„Ob du es glaubst oder nicht. Kai wird nach mir suchen! Er wird kommen und mich holen und dann wird er dir ordentlich in den Arsch treten!“ sagte ich laut und bestimmt.

 

„Ist mir ehrlich gesagt auch egal, ob er auftaucht. Steh jetzt endlich auf und komm mit!“ befahl Carlos harsch und ich merkte, dass er ungeduldig wurde.

 

„Ich.. Ich kann nicht. Mein Fußgelenk ist gezerrt und schmerzt. Ich muss den Fuß schonen…“

 

Carlos seufzte genervt, packte mich unsanft am linken Arm und zog mich auf meine Beine. „Autsch!“

Er hielt mich weiter fest und zerrte mich weiter in die Halle rein, zu einer kleinen Metalltür und ich versuchte, hinterher zu humpeln ohne meinen Fuß aufzusetzen, was leider nicht möglich war, da er ziemlich schnell ging. Ich wäre schon mehrfach wieder zu Boden gestürzt, wenn er mich nicht so fest im Griff gehabt hätte.

Er öffnete die Metalltür und schmiss mich dann mit einer Bewegung hinein, sodass ich unsanft bäuchlings auf dem harten Boden landete. Der Schmerz in meinem Knöchel übermannte mich fast, als ich eine männliche, unbekannte Stimme hörte:

 

„Hallo, Maron. Willkommen!“

Ich schaute schmerzverzerrt nach oben und sah einen jungen Mann, der mir gänzlich unbekannt war. Er hatte Lilafarbenes Haar, aber ich hatte ihn noch nie irgendwo gesehen, weder im Manga, noch in der Serie und dennoch hatte ich das Gefühl, dass er mir irgendwie bekannt vorkam.

„Wer.. bist.. du?“ fragte ich, noch immer unter Schmerzen und versuchte mich aufzusetzen.

„Oh, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Mr. Z und ich habe eine Aufgabe für dich.“ Er lächelte und seine freundliche Art wirkte übertrieben gespielt. Ich schaute ihn nur grimmig an.

 

„Du wirst uns BlackDranzer besorgen!“

 

Meine Augen weiteten sich und ich konnte nicht glauben, was er da sagte. Geschockt sah ich wieder zu ihm auf. In dem Moment machte es laut KLACK und ein kurzer Schmerz durchzog mich am Nacken. „AH!“ schrie ich kurz auf und drehte mich um. Ich hatte nicht bemerkt, wie Carlos sich mir hinterrücks genähert hatte. Er hatte eine Art Spitzenpistole in der Hand. Mr. Z sprach währenddessen unbeirrt weiter:

 

„Wir wissen, wer du bist und, dass du nicht aus dieser Welt stammst. Woher ich das weiß, werde ich dir nicht verraten, aber da du Kai sehr nahe stehst, wirst du uns den Bitchip von BlackDranzer besorgen, den er irgendwo versteckt hat. Die Injektion war ein mikroskopisch kleiner Chip, der beim Versuch ihn zu entfernen, explodieren und dich womöglich töten wird. Keine Angst, solange du tust, was wir von dir verlangen, wird dir nichts passieren und wenn der Auftrag erfolgreich ausgeführt wird, entfernen wir das Ding natürlich wieder.“

 

Ich rieb meine Hand in meinem Nacken, die Stelle brannte leicht. Ich musste das gerade Gesagte erstmal verarbeiten. Die Typen verfolgten womöglich das gleiche Ziel, wie Boris damals. Gehörte er sogar zu ihm? Zumindest wusste er von der Existenz von BlackDranzer und auch, dass Kai den Bitchip womöglich noch irgendwo aufbewahrte, der ihm damals vor dem Finale gegen die Demolition Boys von seinem Großvater überreicht wurde. Glücklicherweise hatte er ihn damals nicht eingesetzt, aber es war auch nicht bekannt, was damit passiert war. Ob er ihn wirklich noch hatte?

 

„Ich.. ich weiß nicht.. wie ich das anstellen soll und ob der BitChip überhaupt noch in seinem Besitz ist. Was wollt ihr überhaupt mit BlackDranzer? Selbst wenn ihr das Ziel verfolgt, damit alle BitBeasts zu fangen, könnt ihr das nicht ohne Kai bewerkstelligen, denn er ist der Einzige, der ihn kontrollieren kann und er wird euch sicher nicht damit unterstützen, geschweige denn euch verraten, wo das Ding ist oder es mir einfach aushändigen!“

 

Mr. Z grinste süffisant: „Das lass mal unsere Sorge sein! Hehe! Du musst uns nur BlackDranzer und am Besten auch gleich Dranzer bringen. Deinen WhiteDranzer haben wir schon analysiert, der ist aber ohne Dranzer völlig nutzlos und daher kannst du den vorerst wieder haben.“

 

„Hast du etwas mit Boris Balkov zu tun?“ fragte ich ihn und er lachte auf.
 

„Ja, das ist mein Vater!“

 

>Boris hat einen Sohn? Ausgerechnet DER Typ? Ich glaub’s ja nicht. Aber das erklärt, die Ähnlichkeit und wieso er von BlackDranzer und Kai Bescheid weiß.“

 

„Du wirkst überrascht. Scheinbar wurde von mir in deiner Welt nicht so viel preisgegeben. Ist aber auch egal, du wirst tun, was wir von dir verlangen, wenn du nicht draufgehen willst! Außerdem haben wir mit Kai noch eine Rechnung offen, daher wird unsere Rache umso schöner für uns, wenn seine kleine Freundin die Drecksarbeit für uns erledigen muss…“

 

Ich hielt wieder meinen Knöchel fest und spürte, dass dieser ziemlich geschwollen sein musste. Er brannte und ich konnte den Schmerz kaum noch aushalten. Ich musste mich zusammenreißen, nicht ohnmächtig zu werden und hoffte, dass die Jungs endlich hier auftauchen und mich holen kommen würden.

 

„Bringt sie wieder in die große Halle. Es könnte sein, dass die BBA-Revolution hier bald auftauchen und uns rund machen wollen. Ich und meine Leute werden verschwinden, ihr haltet hier die Stellung und tobt euch ein bisschen aus!“ befahl Mr. Z, stand auf und verschwand mit zwei weiteren schwarz gekleideten Männern durch die Tür, die noch offen stand. Meine Sicht verschwamm langsam und ich merkte Schweißtropfen überall auf meiner Haut. Carlos packte mich abermals am Arm und schleifte mich wieder in die Halle zurück, wo er mich diesmal nicht auf den Boden schmiss, sondern wenigstens an einer Kiste anlehnend absetzte. Ich schloss kurz die Augen und verlor vermutlich für kurze Zeit mein Bewusstsein. Meine Erinnerung setzt an, dass ich einen lauten Knall hörte und einige Kreisel um mich herumflogen, als ich meine Augen langsam öffnete. Ich hörte dumpf einige Stimmen, die laut umher riefen und sah von weitem, wie jemand auf mich zu gelaufen kam.

„..ron…“ Ich verstand erst nicht, was derjenige rief: „MARON!“ kam es nochmal lauter und als die Person sich zu mir niederkniete, erkannte ich, dass es Kai war.

Erschöpft und erleichtert beugte ich mich nach vorne und ließ ich mich in seinen Arm fallen.

 

„Kai! Hast du sie gefunden? Wir müssen hier weg!“ hörte ich Rays Stimme aus der Ferne rufen. Kai hob mich auf seine Arme und ich verlor endgültig das Bewusstsein.

 

Als ich meine Augen öffnete, lag ich in einem weichen Bett in einem Zimmer, das mir unbekannt war. Durchs Fenster schien die Sonne hell und gnadenlos auf mein Gesicht. War ich etwa schon wieder im Krankenhaus gelandet? Ich setzte mich auf und fühlte mich schon um einiges besser. Die Decke, mit der ich zugedeckt wurde, zog ich zur Seite und begutachtete mein Fußgelenk, welches nicht mehr so angeschwollen und mit einem Verband umwickelt zu sein schien und auch nicht mehr so sehr schmerzte. Dann schaute ich mich um. Es war ein Zimmer, dessen Umgebung ich schon mal irgendwo gesehen hatte und überlegte angestrengt, wo das gewesen sein konnte. Zumindest war es kein Krankenhauszimmer, was mich sehr beruhigte. Es war ziemlich einfach eingerichtet und die Wände wirkten etwas heruntergekommen. Hinter mir befanden sich große Gitterfenster, links von mir eine kleine blaue Couch, über der ein Bild von den ehemaligen Bladebreakers hing, gegenüber vom Bett war eine Metalltür und direkt rechts daneben, also ebenfalls gegenüber vom Bett, befand sich eine kleine Holzvitrine mit einer Glasfront, in der sich etliche Medaillen und ein paar verschiedene Blades befanden. Mein Blick wanderte nach rechts, wo ich weiter hinten im Raum eine kleine rote Beyarena sah und der Boden war mit Holzdielen bedeckt. An der Wand waren große Kratzer zu vernehmen, als ob hier mal ein Kampf stattgefunden hätte. Wo war ich denn hier bloß?

 

Die Tür öffnete sich und Kyoko kam herein und sah besorgt aus: „Hallo, Maron. Wie geht´s dir?“

„Oh Kyoko. Schön, dich zu sehen.“ Ich lächelte und war erleichtert, sie zu sehen. „Sag mal, wo sind wir hier? Irgendwie kenne ich diese, nennen wir es mal, Behausung…“

 

Kyoko grinste: „Das ist Kais Behausung, wie du es so schönst nennst. Soweit ich weiß, nur eine Art alter Unterschlupf, den er vor Jahren mal angemietet hatte. Wir dachten es wäre besser, dich hierher zu bringen, weil sicher niemand vermutet, dass du hier sein könntest. Im Krankenhaus wäre die Gefahr zu hoch, dass dich diese Typen wieder finden könnten…“

Ich senkte meinen Kopf. „Danke, dass ihr mich gerettet habt. Kai und die anderen sind bestimmt ziemlich angefressen, weil sie das Trainigscamp unterbrochen haben.“

 

„Nicht doch. Wir waren alle sehr besorgt, als Kai angerannt kam und erzählte, was passiert war. Wir haben alle sofort unsere Sachen gepackt und sind auf direktem Wege zurückgekommen und die alte Müllhalde war der erste Ort, an dem wir gesucht haben. Was wollten denn diese Typen eigentlich von dir?“

 

Was sollte ich ihr erzählen? Ich schaute sie mit Tränen in den Augen an und hatte keine Idee, wie ich ihr das erklären sollte. Außerdem war die Chance hoch, dass Kai irgendwo wieder um die Ecke stand und lauschte. Die Tür war noch geöffnet und er war nirgends zu sehen und weil das hier schließlich sein Unterschlupf war, konnte ich nicht einfach drauf los erzählen, ohne das Kai davon Wind bekommen und mich vielleicht direkt aus dem Team verbannen würde. Also entschied ich mich, ihr irgendeine Story aufzutischen, die einigermaßen logisch klang: „Sie wollten eigentlich nur Kai zu sich locken, um gegen ihn zu kämpfen. Sie haben mich nur aus reiner Provokation mitgenommen, weil sie denken, dass ich…“ Ich unterbrach mich kurz selbst, in dem Wissen, dass er mich vermutlich hörte und lief leicht rot an: „…dass ich seine feste Freundin bin und hofften, dass er dann außer Rand und Band in deren Falle stapfen würde und sie ihn fertig machen könnten. Also eigentlich wollten sie nur Rache, weil er sie damals so schlecht behandelt hatte und mir nichts, dir nichts einfach mit den Bladebreakers abgehauen war.“

 

„Wie kamen die denn auf den Trichter, dass du seine feste Freundin bist? Hast du das nicht aufgeklärt?“

 

„Nein..“ gab ich zu. Ich schaute zur Tür und es war noch immer kein Kai zu sehen.

 

„Ist Kai nicht da?“ fragte ich dann unvermittelt.

 

„Doch, aber der lungert draußen irgendwo rum. Ich wollte erstmal nach dir schauen und ihm dann später Bescheid geben, ob du schon wach bist und wie es dir geht. Er hat sich große Sorgen gemacht, auch wenn Mr. Mir-ist-alles-egal das niemals zugeben würde.“

 

„Und wo sind die anderen?“

 

„Die sind bei Tysons Großvater im Dojo und warten auf meinen Anruf. Denen habe ich natürlich auch versprochen mich zu melden, aber du solltest dich erstmal ausruhen. Ich wollte nicht, dass dich gleich die ganze Meute, kurz nach dem Erwachen, mit Fragen löchert.“

 

„Danke dir. Danke, dass ihr euch so gut um mich kümmert.“ Ich lächelte und freute mich, dass erstmal alles gut ausgegangen war. Doch wie ich meinen Auftrag ausführen sollte, war mir völlig unklar. Ich müsste sie alle unfreiwillig hintergehen und vor allem Kai… Was sollte ich nur tun?

Gefühle

„Worüber denkst du nach? Du wirkst geknickt.“

Aus meinen Gedanken gerissen, sah ich Kyoko mit einem gequälten Blick an. Es war nicht einfach, das zu verarbeiten, was geschehen war und ihr nicht die Wahrheit zu sagen, aber ich wollte nichts riskieren, solange ich noch keinen Plan hatte.

 

„Sag mal, Kyoko.. Was war eigentlich in der ehemaligen Basis der Bladesharks passiert? Ich erinnere mich nur daran, dass ich von euch da rausgeholt wurde, aber nicht, wie. Carlos und seine Gang haben doch sicherlich gegen die Jungs gekämpft oder?“

 

„Hmm. Ich war selbst nicht dabei. Aber Kenny erzählte uns, dass Max und Ray gegen zwei Typen verloren hatten und nicht die geringste Chance hatten, während Kai und Tyson nur knapp gewinnen konnten. Sie hatten wohl starke Bitbeasts, die wie Clone von anderen Bitbeasts aussahen und sehr stark zu sein schienen. Es war sehr merkwürdig und sie konnten sich nicht erklären, woher sie diese Bitbeasts haben. Nachdem diese Typen aber gegen Kai und Tyson verloren haben, sind sie einfach abgehauen und so konnten sie dich da rausholen.“

 

Ich biss mir auf meine Unterlippe. Das war in der Tat merkwürdig, denn Carlos und seine Leute hatten eigentlich keine eigenen Bitbeasts. Die haben sie aber bestimmt von diesem Mr. Z bekommen. Ob die sich schon wieder irgendwelche eigenen Bitbeasts züchteten?

 

„Danke, dass du mir das gesagt hast. Ich denke, ich werde mich noch etwas ausruhen wollen.“

 

„Alles klar..“ verstand Kyoko sofort. „Dann lasse ich dich mal alleine und werde erstmal zu den anderen gehen. Ich komme dann morgen wieder und werde nach dir sehen. Kommst du denn klar, wenn ich dich mit deinem Freund alleine lasse?“ kicherte sie.

Sie betonte die Worte „deinem Freund“ nur, weil sie genau wusste, dass sie mich damit auf die Palme bringen würde. Ich sah sie mit großen Augen an und ein Rotschimmer legte sich unweigerlich auf mein Gesicht. Dann ballte ich meine Hände zu Fäusten.

 

„Man Kyoko, lass doch dieses Geschwätz. Er ist nicht mein Freund und wird es vermutlich auch nie sein. Der Typ hat doch nun wirklich andere Dinge im Kopf als irgendwelche romantischen Liebesbeziehungen.“ knurrte ich verärgert.

 

„Schon gut, schon gut.“ Kyoko hob beschwichtigend ihre Hände vor sich. „Aber wer weiß?! Ich bin mir sicher, dass Mister-Eiskalt Augen im Kopf hat und nicht am anderen Ufer schwimmt, also wird ihn deine Anwesenheit sicher nicht ganz kalt lassen. Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Ich gehe dann jetzt. Ruh dich aus und komm wieder zu Kräften, ja?!“ Sie lächelte mich kurz an, drehte sich zur Tür und verließ dann den Raum.

 

Als Sie die Tür geschlossen hatte, dachte ich noch kurz über ihre Worte nach. „Ach man.. als ob er sich jemals überhaupt für Mädchen interessieren würde.“ murmelte ich vor mich hin. >Ich weiß, dass er am Ende des Mangas einen Sohn namens Gou hatte, was bedeutet, dass er ja schon irgendwann eine Frau gefunden haben muss, aber über sie ist nichts bekannt. Ach, was solls…<

Ich drehte mich zu Seite, hob meine Beine aus dem Bett und tippte mit dem verletzten Fuß auf den Boden. Dann erhob ich mich vom Bett und stand auf meinen Füßen. Zu meiner Verwunderung tat mein Fußknöchel gar nicht wirklich weh. Außer einem leichten Ziehen, spürte ich nichts. Lag vermutlich am Verband, aber ich sollte trotzdem den Fuß so wenig wie möglich belasten. Aber ich wollte die Gelegenheit nutzen und mich mal im Zimmer umsehen, vielleicht würde ich ja doch den BitChip von Black Dranzer zufällig hier irgendwo entdecken. So humpelte ich mit erhobenem Bein zu den Vitrinen und schaute durch die Glasfronten hindurch, aber so offensichtlich würde er den Chip sicher nicht hinterlegen. Ich durchforstete also sämtliche vorhandene Schubladen und schaute auch nach, ob es in diesen oder unter diesen noch zweite Böden gab oder zweite Wände, in denen man so etwas Kleines gut verstecken könnte, doch ich fand nichts. Wo würde ich so ein kleines Ding verstecken, wenn ich nicht wollen würde, dass es jemals wieder gefunden wird? Oder hatte er es vielleicht zerstört? Nein. Dann würde es doch WhiteDranzer nicht geben. Wenn mein Bitbeast das Pendant zu BlackDranzer sein sollte, musste er noch existieren.

 

„Was suchst du denn so eifrig?“

 

Vor Schreck erstarrte ich kurz in meiner Bewegung und erlitt gefühlt einen kleinen Herzinfarkt. Ertappt schaute ich nach links zur Tür und entdeckte Kai im Türrahmen stehen, der mich abschätzig ansah. >Auweia! Was sage ich denn jetzt?< Die geöffnete Schublade, die ich grade noch in der Hand hielt, schob ich langsam wieder zu und drehte mich in seine Richtung um.

 

„Ähm.. ich äh.. war einfach nur neugierig…“ Ich lächelte verlegen, aber es fiel mir schwer, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er jede meiner Bewegungen genau beobachtete. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie er die Tür öffnete - wie lange stand er denn da schon?

 

„Hm.“

 

Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf die kleine blaue Couch. Er stützte seine beiden Arme auf seinen Knien ab und beugte sich leicht vor. Ich humpelte zurück zum Bett und setzte mich auf die Bettkante gegenüber von ihm. Draußen war es inzwischen dunkel geworden und ich hatte gar nicht mitbekommen, wie der Abend angebrochen war, weil so viel heute passiert war.

 

„Was wollten diese Typen von dir?“ fragte er und seine Stimme klang ziemlich eisig.

 

Was sollte ich ihm antworten? Das Gleiche, was ich Kyoko erzählt habe? Was anderes fiel mir nicht ein, ich konnte ihm ja schlecht die Wahrheit sagen. Als ob er mir dann Black Dranzer auf dem Silbertablett servieren würde und seinen Dranzer würde er mir sicher auch nicht freiwillig rausrücken. Wieso sollte er auch?

 

„Ich habe Kyoko bereits alles erzählt. Hat sie dir nichts gesagt?“

 

„Die Wahrheit!“

 

>Verdammt!< Ich biss mir wieder auf die Unterlippe, denn er ahnte bereits, dass da mehr dahinter stecken musste. Nun rutschte ich auf der Bettkante nervös hin und her und spielte mit meinen Fingerspitzen herum. Dann blickte er auf und sah mich erwartungsvoll an, doch diesmal konnte ich seinen Blick nicht deuten. Verzweifelt sah ich zu Boden. Ich fragte mich, was wohl in ihm vorging. Also überlegte ich, ob ich doch reinen Tisch machen sollte, das wäre nur fair. Bisher konnte ich ihm immer vertrauen und er hatte bisher fest zu mir gehalten, obwohl er mich kaum kannte und ich ihm immer nur zur Last gefallen bin.

 

„Ich suche den Bitchip von Black Dranzer…“ begann ich vorsichtig und Kais Augen weiteten sich ungläubig. Doch er sagte nichts und ich erzählte weiter: „Ich habe einen Chip in meinen Nacken implantiert bekommen, der explodiert, wenn man ihn versucht zu entfernen oder wenn ich mich weigere. Ich soll Black Dranzer und auch Dranzer an einen Mr. Z aushändigen, der der Auftraggeber von Carlos und seiner Gang ist. Außerdem… ist der Typ auch der Sohn von Boris Balkov…“

 

„Boris?“ fragte er und er wirkte kurz so, als wäre er für einige Sekunden Abwesend, doch er fing sich schnell wieder. Er stand wieder auf und ballte seine Hände zu Fäusten: „Das erklärt alles!“ knurrte er.

„Grrr… So ein mieser Hund! Vermutlich bin ich sein eigentliches Ziel, denn ich bin der Einzige, der Black Dranzer kontrollieren kann!“

 

„Ja, das habe ich denen auch gesagt.. Aber ich möchte nicht, dass sich die Geschichte von damals aus Russland wiederholt.“

 

„Was? Woher weißt du davon?“

 

„Das weiß ich aus meiner Welt. Mehr kann ich dir dazu leider nicht sagen… Es tut mir leid.“

 

„Hmpf! Diese Geheimnistuerei nervt!“ Er packte mich diesmal unsanft an meinen Armen und drückte mich mit dem Rücken aufs Bett, sodass er über mich gebeugt war.

„Warum bist du hier? Wieso hast du ein Teil der Macht von Dranzer erhalten? Wieso ausgerechnet du? Und kaum sind wir uns begegnet, klebst du mir am Arsch und nichts ist mehr so wie vorher. Ich weiß langsam nicht mehr, was ich noch davon halten soll!“

 

Mein Herz fing an zu rasen, weil er mir so nah war, aber seine Worte taten weh. Er sprach aus, was mir schon die ganze Zeit durch den Kopf ging, nämlich, dass ich ihm lästig war. Die ganze Zeit kümmerte er sich um mich und kam sich vermutlich wie eine Nanny vor, dass dauernd auf ein kleines Kind aufpassen musste. Ich kam mir wirklich erbärmlich vor. Kais Blick schien mich zu durchbohren und ich wäre am liebsten einfach weggerannt, doch das war leider grade nicht möglich. Mein Körper machte auch keine Anstalten mir zu gehorchen. Was hatte er denn jetzt vor? Wollte er mir was antun? Langsam bekam ich Angst.

 

„Kai, ich.. ich weiß, dass ich dir zur Last falle und du keinen Bock auf mich hast.  D-Du hast sicher besseres zu tun, als dich um jemanden wie mich zu kümmern und…“

 

„Du weißt gar nichts!“ unterbrach er mich harsch. „Denkst du, du kennst mich, weil du in deiner Welt irgendwelche Informationen über mich hast? Denkst du wirklich, dass du mich durchschaut hast, Maron?“ Knurrte er verärgert. Ich schüttelte langsam den Kopf.

 

„Grrr..“ Er presste plötzlich seine Lippen auf meine. Sein Kuss war hart und fordernd, aber ich konnte nicht anders, als meine Augen zu schließen und seiner Zunge Einlass zu gewähren. Seine Lippen waren weich und seine raue Zunge umspielte die Meine. Ich ließ es zu, noch bevor ich realisierte, was hier eigentlich grade geschah. Ich war völlig überrumpelt und trotzdem wollte ich diesen Kuss nicht unterbrechen, zu gut fühlte es sich an, diese tausend Schmetterlinge in meinem Körper einfach flattern zu lassen. Ein leichtes Ziehen durchzog meinen Unterleib. Da wurde mir bewusst, dass ich nicht einschätzen konnte, wie weit er gehen würde.

 

Als er nach einigen Minuten abließ, kam es mir wie eine Ewigkeit vor, die der Kuss gedauert hatte. Nun konnte ich auch auf seinem Gesicht einen Rotschimmer vernehmen. Wir beide schwitzten leicht – verdammt, irgendwie schien die Temperatur im Raum stark angestiegen zu sein – und wir rangen beide leicht nach Luft. Doch er machte nicht weiter, sondern erhob sich schwer atmend wieder auf seine Beine und ging zwei Schritte rückwärts, als wolle er wieder Abstand gewinnen und hielt sich dabei seinen Arm vor den Mund. Keiner von uns beiden sagte ein Wort. Damit hatte ich beim besten Willen niemals gerechnet. Was passierte hier grade?

 

„Das hätte … nicht passieren dürfen!“ sagte er dann langsam und hielt seine Hand vor sein Gesicht.

Ich lag immer noch völlig überfordert von der Situation, rücklings auf dem Bett, meinem Blick an die Decke gerichtet und nahm seinen letzten Satz gar nicht richtig wahr. Mir war heiß und innerlich verlangte ich nach mehr. Ich wollte nicht, dass das endete, doch Kai war schon dabei, Richtung Tür zu gehen, als ich mich schnell erhob und ihn am Arm festhielt: „Bitte geh nicht, Kai!“

 

Er dreht sich nicht zu mir um: „Wenn ich jetzt nicht gehe, dann…“ Er beendet den Satz nicht, zog seinen Arm aus meiner Hand und verließ den Raum. Ich blieb noch kurz wie angewurzelt sitzen und legte meine Finger auf meine Lippen. War das gerade wirklich geschehen? Und was meinte er mit seinem letzten Satz?

 

Tausend Gedanken rasten mir durch den Kopf und ich ließ mich wieder aufs Bett fallen. >Wieso hat er mich einfach geküsst?< Das passte nicht zu ihm, er hasste die Nähe von anderen Leuten und war nicht der Typ, der sich einfach seinen Gefühlen hingeben würde. Oder wollte er mir damit nur beweisen, wie unberechenbar er war? Ich habe wirklich gedacht, dass ich ihn kenne und ihn gut einschätzen konnte, aber er überraschte mich doch immer wieder. Kai war wirklich vielschichtig. Da musste ich doch direkt an einen Buchtitel aus meiner Welt denken und konnte mir ein Schmunzeln bei dem Gedanken nicht verkneifen. Das sind also die „Fifty shades of Kai Hiwatari“. Er konnte wirklich verdammt gut küssen, das war also sicher nicht sein erster Kuss. Doch dann schüttelte ich meinen Kopf, um mich von diesen Gedanken zu befreien.

 

Da ich mir sicher war, dass er sich bestimmt nur irgendwo draußen mit seinem Blade abreagieren würde, entschied ich mich erstmal zu schlafen, es würde nichts bringen mir weiter den Kopf über das Geschehene zu zerbrechen und die ganze Nacht wach zu bleiben. Es war doch inzwischen schon recht spät und ich merkte die Müdigkeit in mir aufsteigen, also zog ich mich bis auf die Unterwäsche aus, zog mir die Decke bis unters Kinn und schlief mit seinem Geruch in der Bettwäsche recht gut ein.

 

Als mich die Sonnenstrahlen früh am Morgen weckten, weil die großen Fenster den ganzen Raum mit Tageslicht durchfluteten, fühlte ich mich wie gerädert. Ich hatte leichte Kopfschmerzen und leider auch wieder diesen Albtraum gehabt, der mich jede Nacht plagte. Wieder war ich schweißgebadet aufgewacht, aber diesmal bin ich auch direkt wieder eingeschlafen. Tja, man gewöhnt sich wohl an alles. Ich setzte mich auf und konnte in dem Raum niemanden entdecken. Er war nicht da. War er die ganze Nacht weg? Oder war er wieder gegangen, bevor ich aufwachte? Wie spät war es eigentlich? Ich schaute auf meine Uhr im Handy und musste feststellen, dass es nicht mal sieben Uhr war. So wie ich ihn kannte würde er mir jetzt sicher aus dem Weg gehen, dabei war er doch derjenige, der mich geküsst hatte. Aber was würde dann aus meinem Training und dem Plan werden, an Black Dranzer zu kommen? Ich musste unbedingt einen Weg finden, an den BitChip zu kommen, denn ich wusste noch immer nicht, ob Kai mir nun helfen und BlackDranzer aushändigen würde oder nicht.

 

Ich wollte grade aufstehen, als ich innehielt, weil mein Handy klingelte. Ich schaute auf das Display – es war Kyoko. >Verdammt, wieso ruft die mich so früh morgens schon an? Kann sie riechen, dass ich schon wach bin?< Ich verzog das Gesicht und hob ab:

 

„Guten Morgen, Maron! Wie geht´s dir oder besser gesagt, deinem Knöchel? Ist er noch geschwollen?“

 

„Morgen, Kyoko. Hast du mal auf die Uhr geschaut?“

 

„Klar, du bist doch immer so früh wach. Wieso so gereizt? Ist alles in Ordnung?“

 

„Nein!“ fuhr ich sie an: „Nichts ist in Ordnung!“ Tränen kamen hoch und liefen mir übers Gesicht. „Es ist.. einfach alles zu viel für mich! Ich… Ich weiß nicht mehr weiter. Es ist so viel passiert gestern und seit ich in dieser Welt bin, habe ich das Gefühl nicht mehr ich selbst zu sein..“

>Mist, jetzt habe ich mich verplappert!<

 

„Maron.. Was meinst du mit In dieser Welt? Und was ist denn passiert, dass du so aufgelöst bist. Hat Kai dir etwas angetan? Soll ich vorbeikommen?“

Was sollte ich ihr sagen? Ich wollte auf ihre Frage einfach nicht eingehen und ihr nur von gestern Abend erzählen. Es war mir im Moment auch egal, ob sie es jemanden erzählen würde, aber ich fühlte mich grade so hilflos und einsam, dass ich einfach jemanden zum reden brauchte und da war sie gerade meine beste Anlaufstelle. Ich hatte doch sonst niemanden außer sie. Während ich anfing zu heulen, erzählte ich weiter:

 

„Ich.. ich weiß nicht, was ich tun soll. Das was bei der Entführung geschehen ist, war schon schlimm genug für mich, doch als mich Kai gestern Abend einfach so… geküsst hatte, war es um mich geschehen…“

 

„WAS? KAI HAT DICH GEKÜSST?“ unterbrach sie mich ungläubig: „DER Kai? Mister-ich-zeige-niemals-Gefühle-Kai?“

 

„Hör zu, Kyoko. Das ist… k-kein Spaß mehr!“ Schluchzte ich weiter: „Ich bin dabei…, mich in ihn zu v-verlieben und d-das ist nicht gut. Ich s-sollte keine Gefühle für ihn entwickeln, d-das läuft alles völlig… aus dem Ruder für mich!“

 

„Was ist nur los mit dir? Die Maron, die ich kenne, wäre vor Freude völlig aus dem Häuschen! Du warst doch schon immer verknallt in ihn…“

 

>Das ist es!< dachte ich mir. Die echte Maron war total in ihn verknallt und vermutlich wirft mich Kai deswegen so aus der Bahn. Es sind wahrscheinlich ihre Gefühle und ihr Verlangen, das ich ihm gegenüber spüre und nicht meine eigenen Empfindungen. Aber das machte das Ganze natürlich nur noch komplizierter für mich.

Kyoko unterbrach mein kleines Gedankenkarussell: „Irgendwas stimmt mit dir nicht. Du hast dich seit dem Unfall in Madrid wirklich stark verändert. Die Verletzung am Kopf hatte also doch größere Auswirkungen, als ich dachte. Ich hoffe sehr, dass du bald wieder die Alte wirst, denn ich finde es echt schade, dass du mir nicht mehr so viel erzählst, wie früher.“

 

„Es t-tut mir leid..“ Dann legte ich auf, weil ich vor lauter Geheule nicht mehr klar sprechen, geschweige denn Denken konnte. Ich setzte mich auf die blaue Couch, zog meine Beine an, hielt meine Hände vors Gesicht und ließ meinen Gefühlen mal wieder freien Lauf.

 

Die Tür fiel ins Schloss und ich vernahm Schritte, die auf mich zu kamen. Als ich zwischen meinen Händen hindurchlugte, sah ich auf Kais Schuhe. Ich hatte wieder mal nicht mitbekommen, wann er kam und es war mir auch egal, wie lange er schon da stand und wieviel er wohl vom Gespräch mit Kyoko mitbekommen hatte.

„Was ist los?“ fragte er und seine Stimme klang ziemlich kühl.

Ich antwortete nicht und zwang mich, mich zu beruhigen. Diesmal würde ich ihm nicht in die Arme fallen und mich trösten lassen. Ich musste mich von ihm fernhalten, um die Gefühle, welche nicht meine waren, nicht zu verstärken.

 

„Hier, nimm!“ sagte er und hielt mir seine linke Hand hin, in der sich der BitChip von Black Dranzer befand. Ich riss meine Augen auf und löste mich aus meiner Haltung. Er hatte mir wirklich den BitChip gebracht, den ich brauchte, um mich von diesem Chip in meinem Nacken zu befreien. Ich berührte den kleinen schwarzen Chip auf seiner Hand und plötzlich leuchteten White Dranzer und Dranzer hell auf. Ich hielt nochmal kurz inne und nahm den Chip dann in meine Hand. Ich spürte plötzlich eine heftige Macht, die mich durchströmte und der schwarze Chip leuchtete auf, sodass er Kai und mich kurz blendete. Das Leuchten verblasste wieder und ich hatte das Gefühl, dass mich eine enorme Kälte durchströmte und der Chip sehr schwer wurde.

 

„Black Dranzers Macht ist nicht zu unterschätzen! Wir brauchen einen Plan und du solltest ihn schnellstmöglich wieder loswerden, da er sonst die Kontrolle über dich übernehmen könnte!“ Warnte er mich und schien auf eine Reaktion meinerseits zu warten.

 

„Danke…“ flüsterte ich und starrte noch immer auf den schwarzen BitChip in meiner Hand. Es war unfassbar für mich, dass so ein kleines Ding, eine so große Auswirkung hatte.

 

„Wir brechen heute Abend auf! Jetzt sollten wir noch unbedingt trainieren, damit du auf alles vorbereitet bist!“ sagte er entschlossen und ich schaute ihn nun doch an und nickte zustimmend. Dann verließ er den Raum, während ich den schwarzen Chip in meiner Hosentasche verstaute, meinen Blade und mein Handy griff und ihm dann mit einem großen Abstand folgte. Ich fragte nicht, wohin wir gehen und folgte ihm stumm. Ich versuchte einfach, den Drang zu unterdrücken, ihm nach dem Kuss zu fragen und immer wenn ich kurz daran denken musste, setzte mein Herz für eine Sekunde aus, weil es nicht einfach für mich war, Marons Gefühle nicht zuzulassen und das Verlangen, ihn erneut zu küssen und anzufassen verstärkte sich, je näher ich ihm war. Kai schien es auch nicht weiter zu interessieren, wieso ich Abstand hielt und nichts sagte, er lief unbeirrt weiter und führte mich an den altbekannten Platz bei der Brücke am Fluss, wo auch er das erste Mal Tyson begegnet war. Die anderen aus seinem Team waren auch alle da, sogar Kyoko, die mich traurig ansah.

 

„Hey, da seid ihr zwei ja endlich!“ begrüßte uns Ray und die anderen lächelten ebenfalls zu uns rüber. „Deinem Fußgelenk geht es wohl endlich wieder besser, das freut mich!“

 

„Hallo Ray, danke dir. Ja, es tut nicht mehr weh, aber ich versuche erstmal noch nicht so doll aufzutreten.“

 

„Maron! Schön, dass es dir wieder gut geht!“ stimmte sich nun auch Max mit ein. Ich nickte ihm dankend zu. Kai setzte sich auf die Wiese am Wegesrand und schloss seine Augen. Aus dem Team schien niemand etwas von dem zu wissen, was zwischen mir und ihm vorgefallen war. Das erleichterte mich enorm.

Kenny kam auf mich zu: „Maron! Ich habe hier übrigens etwas für dich!“ Er hielt mir einen Blade hin, der genauso aussah, wie Kais Dranzer G, nur eben in weiß, statt in Dunkelblau. „Er basiert auf der Technik von Dranzer Gigs, weil Dranzer bestimmt gleiche oder ähnliche Angriffsmuster wie Kais Dranzer haben wird.“

 

„Danke, Kenny! Der Blade sieht wirklich stark aus!“ Ich freute mich wirklich sehr darüber. Ich kannte diesen Blade gut, hatte ich doch eine Nachbildung davon in meiner Welt erworben. Ich nahm meinen alten Blade aus meiner kleinen Gürteltasche, nahm den Bitchip ab und drückte ihn Kenny in die Hand. Dann steckte ich den BitChip von White Dranzer auf den neuen WhiteDranzer G und schaute ihn mit leuchtenden Augen an: „Dann lass ihn uns doch direkt mal ausprobieren!“

Ich habe mein BitBeast selbst noch nie live und in Action erlebt, das wäre doch mal DIE Gelegenheit, mir das anzusehen und auszuprobieren, was er so draufhatte. Die Grundlagen beherrschte ich dank Kai ja zum Glück ganz gut. „Na, wer traut sich?“ fragte ich voller Enthusiasmus und natürlich meldete sich Tyson direkt zu Wort: „Ich fordere dich heraus! Das lasse ich mir doch nicht entgehen!“

Alle jubelten, nur Kyoko sah noch immer traurig aus, doch darum würde ich mich nach dem Match kümmern.

Tyson und ich stellten uns also startklar an die mobile Beyarena, die Kenny mitgebracht hatte und ließen uns von ihm anzählen. Ich war sehr aufgeregt, denn ich wusste, dass Tyson wirklich stark war. Aber ich hatte einen Plan und wollte versuchen, ihn umzusetzen, dafür musste es mir nur gelingen White Dranzer zu kontrollieren.

 

„3.. 2.. 1.., Let it Riiiiiip!“

Tyson und ich ließen unsere Blades mit aller Kraft in die kleine Arena brettern und tasteten unsere Blades erstmal gegenseitig ab, indem sie mehrfach aneinander krachten und dabei einige Funken sprühten. „Also gut, Maron! Dann zeig mal, was du drauf hast und greif mich volle Kanne an!“ forderte Tyson und ich tat ihm den Gefallen: „Los White Dranzer! Gib ihm volle Breitseite!“

Mein Blade leuchtete kurz auf und donnerte mit Vollgas auf Dragoon zu, der ihm aber Paroli bot, indem er ihn abblockte und mit einem Gegenangriff startete. White Dranzer wurde bis an den Rand zurückgedrängt und als Tyson sich sicher fühlte, startete er seinen Spezialangriff: „Los Dragoon, zeigen wir ihr mal, was du wirklich kannst! Dragoon Storm Attaaaaack!“ Ein Tornado wurde erzeugt und Dranzer wurde in diesen eingesogen und nach oben geschleudert! >Perfekt, er hat angebissen!< dachte ich mir und wollte jetzt mal den Spezialmove von Kai ausprobieren, den ich aus der Serie kannte: „Los, White Dranzer, Blazing Giiiiig Tempeeeest!“ White Dranzer zeigte sich kurz in voller Pracht und stürzte auf Dragoon zu, welcher binnen einer Sekunde mit einer enormen Wucht aus der Beyarena geschleudert wurde und außerhalb direkt im Sand stecken blieb.

 

„Wow! Das war echt Krass!“ staunte ich und freute mich riesig, über den Sieg und, dass ich den Blade und das BitBeast beherrschen konnte. Adrenalin flutete meinen Körper.

Tyson und die anderen sahen mich erstaunt an. „Wa.. was war denn das?“ fragte Tyson schockiert. Man konnte ihnen ansehen, dass sie alle nicht glaubten, was da gerade passiert war. „Das war Kais Spezialattacke.. Wie hast du das gemacht?“ fragte Kenny neugierig.

 

„Naja, ich habe mir einfach gedacht, dass White Dranzer bestimmt die gleichen Moves wie Dranzer beherrscht, da er ein Teil von ihm ist. Also habe ich es einfach riskiert, dass Tyson mich unterschätzt und White Dranzer meinen Befehlen folgt.“

 

„Das war ziemlich riskant, aber auch echt genial!“ lobte mich Kenny und die anderen freuten sich mit mir. „Glückwunsch, du hast grade inoffiziell den Weltmeister besiegt!“ witzelte Max.

 

Ich drehte mich zu Kyoko und sah, dass sie noch immer ziemlich enttäuscht von mir zu sein schien, also entschuldigte ich mich ausführlich bei ihr und sie nahm mich in den Arm. „Du hast viel durchgemacht, mir tut es auch leid!“ sagte sie und lächelte dann endlich wieder.

 

„Und jetzt sollten wir ernst machen!“ sagte Kai und sah mich interessiert an. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und stellte fest, dass er inzwischen selbst vor der Beyarena stand. Da lief es mir wieder eiskalt über den Rücken, denn vor einem ernsthaften Kampf gegen Kai hatte ich in Wahrheit ziemlich schiss. Ich wusste, wie Kai spielt und man konnte ihn schlecht einschätzen. Ich wusste zwar, welche Strategien er verfolgte, aber man konnte nie genau sagen, wann und wie er angreifen würde. Wie könnte ich mich da jetzt nur rausreden?

 

„Was ist? Wird es heute noch was?“ Er klang gereizt und wurde langsam ungeduldig, ich hatte noch immer nicht darauf reagiert.

 

„Ich möchte eigentlich nicht gegen dich ernsthaft bladen..“ sagte ich schüchtern und fingerte an meinem Blade herum.

 

„Was?“ zischte er und funkelte mich böse an.

 

„Naja, ich habe einfach zu großen Respekt vor dir.“ Versuchte ich mich zu erklären: „Du bist der Weltbeste Beyblader, den ich kenne und ich eine blutige Anfängerin. Da wirst du keinen Spaß haben…“ Tyson schaute mich, nach meinen Worten, entsetzt an. War er denn nicht der beste Beyblader? Immerhin war ER doch schließlich der Weltmeister… Doch Hilary schüttelte ihren Kopf und hielt ihn davon ab, sich da einzumischen. Sie signalisierte ihm damit, dass es das Beste wäre, meine Worte einfach so hinzunehmen.

 

„Hier geht es nicht um Spaß, Maron! Sondern um ein ernsthaftes Problem. Oder willst du den Typen von gestern wieder wehrlos gegenüberstehen, wenn sie wieder auftauchen?“

Kai hatte Recht. Ich musste mich denen stellen und da wäre ein ernster Kampf gegen Kai, das beste Training. Selbst wenn ich nicht gewinnen könnte, so würde ich stärker werden und neue Erfahrungen sammeln. Also ging ich schließlich wortlos auf die Beyarena zu und machte mich und meinen Blade startklar. Alle anderen standen neben der Arena und schauten uns gebannt zu.

Kai und ich starteten unsere Blades und ich ließ White Dranzer erstmal ruhig um Kais Blade herumkreiseln, während sein Blade nur in der Mitte kreiselte und vermutlich darauf wartete, dass ich den ersten Schritt machte.

„Na los, greif mich an!“ forderte er mich auf. Ich versuchte schnell meine Gedanken zu ordnen und wusste, dass er mir ausweichen wird, wenn ich das tue und dann vermutlich gleich zum Gegenschlag ansetzen würde. Welche Strategie konnte ich hier nutzen?

„Na gut, los White Dranzer, zeig ihm, was du drauf hast!“ Mein Blade raste auf Dranzer zu und rammte ihn mehrfach heftig, doch Kai schien wenig beeindruckt.

„Was soll das? Ist das alles?“ versuchte er mich zu provozieren, doch ich rechnete damit, dass er mich aus der Reserve locken wollte. Ich war auf alles gefasst, also versuchte ich, einen Großangriff zu starten: „Okay, White Dranzer, zeig ihm deinen Blazing Giiiiig!“ Mein Blade raste auf die Kante der kleinen Arena zu und hob dann ab, während der weiße Phönix aus meinem Blade empor stieg und sich bedrohlich aufbaute. Schließlich brasselten weiße, stramme Federn auf Dranzer zu, der diesen aber gekonnt auswich und, womit ich schon rechnete, zum Gegenangriff ansetzte. Kai grinste und seine Augen funkelten: „Los Dranzer, zeigen wir ihr mal, wie man das richtig macht! Attaackeeee!!“ Dranzer schoss mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit auf meinen Blade zu, während er von einem blau leuchtenden Feuer umgeben war und rammte White Dranzer mit voller Wucht. „White Dranzer, gib Konter mit der Blazing Fire Attack!!“ Mein Blade wurde von einer hellen Aura umgeben und konnte sich grade davor retten, aus dem Ring zu fliegen und griff Dranzer direkt erneut mit voller Power an und drängte Dranzer zurück, welcher bei dem Aufprall direkt gegen die Arenawand geschleudert wurde.

„Hehe.. nicht schlecht, Maron! Du hast mehr drauf, als ich dachte.“ Kais Augen funkelten mich an und ich konnte das lodernde Feuer in seinen Augen sehen, was mir signalisierte, dass er doch Spaß am Kampf mit mir hatte. „Dann pass mal auf, jetzt zeige ich dir was!“  Meine Augen wurden groß und ich schaute wieder in die Arena, als Dranzer nicht zu sehen war.

„Was? Wo ist dein Blade?“ fragte ich und schaute mich um und als ich nach oben schaute, merkte ich, dass er den einen Moment meiner Unachtsamkeit genutzt hatte, um eine seiner ersten Moves auszuführen – sein Blade stürzte auf mein Blade hinab und ich konnte nicht mehr ausweichen. Es regnete rote, spitze Federn und mein Blade wurde davon getroffen, als schließlich sein Blade auf der Kante von meinem landete und White Dranzer damit aus der Arena beförderte.

 

„Sieg für Kai!“ brüllte Kenny und die anderen fingen wieder an zu jubeln. „Das war ein wirklich gutes Match, ihr zwei!“ lobte uns Tyson, doch ich schaute nur zu meinem Blade auf den Boden und war geknickt, dass ich verloren hatte. Andererseits konnte ich nicht stolzer sein, dass ich Kai, länger als gedacht, Paroli bieten konnte. Ich sah Kai verdutzt an, der mir ein stolzes Lächeln schenkte. Ich errötete augenblicklich, lächelte aber zurück und lief dann zu meinem Blade und hob ihn auf. Er kam auf mich zu:

 

„Du hast wirklich eine gute Kontrolle über White Dranzer, aber versuche deine Verbindung zu ihm zu vertiefen. Er ist nicht nur einfach ein BitBeast, sondern dein Partner.“

 

„Ja, du hast Recht. Danke.“

 

Kai drehte sich zu den anderen um, doch ich hielt im am Arm fest: „Kai?“

 

„Hm?“ er schaute mich über seine Schulter fragend an.

 

„Können wir reden? Wegen… wegen gestern Abend?“

 

Er zögerte erst zu antworten: „Später vielleicht.“ Dann wendete er seinen Blick wieder ab und ging zurück zu den anderen.

 

Wir ließen die Kämpfe von Kenny auswerten und ich ließ mir ausführlich erklären, was ich noch verbessern konnte und anders machen sollte. Den Nachmittag verbrachten wir damit, Strategien zu entwickeln, um die Techniken von unseren Blades zu verbessern und die Verbindung zu unseren BitBeasts zu stärken. Ray, Tyson, Daichi und Max kämpften noch zwischendurch gegeneinander und ich mischte auch mit, um mir noch einige Tricks und Kniffs zeigen zu lassen.

Als es schließlich zu dämmern anfing, verabschiedeten sich Kai und ich von den anderen, um zum alten Schrottplatz zu laufen und erzählten ihnen auch nichts von unserem Plan. Wir waren beide der Meinung, dass wir sie nicht mit in meine Probleme reinziehen wollten, zumal sich Kai für das Problem mit Black Dranzer verantwortlich fühlte. Allerdings wusste er nicht, dass ich Kyoko inzwischen doch eingeweiht hatte, für den Fall, dass wir doch Hilfe benötigen würden. Sie versprach den anderen nichts zu erzählen, außer im äußersten Notfall.

 

„Kai? Können wir reden?“ fragte ich erneut.

 

Er seufzte: „Worüber?“

 

„Über.. du weißt schon.. warum du mich einfach geküsst hast..“

 

„Das hätte nicht passieren dürfen!“

 

„Ja, das sagtest du bereits.. Aber wieso hast du es dann getan?“

 

„…“

 

Toll, jetzt schwieg er wieder. Was habe ich auch erwartet; als ob er darauf antworten würde. Vermutlich kannte er die Antwort selbst nicht. Und falls doch, wäre vielleicht: „Um dich zum schweigen zu bringen.“ oder sowas die Antwort. Ich seufzte ebenfalls. >So ein Dreck!< Also blieb ich abrupt stehen, denn ich wollte es unbedingt wissen: „Antworte mir, Kai!“ sagte ich nun etwas lauter und sah ihn entschlossen an. Er blieb tatsächlich ebenfalls stehen, drehte sich aber nicht um.

 

„Was willst du hören, Maron? Es war ein Fehler und es wird nie wieder passieren!“

 

„Hör zu, Kai! Ich habe kein Problem damit, dass du es als Fehler ansiehst und es nicht mehr machen wirst, aber das beantwortet nicht meine Frage! WARUM? Warum ist es überhaupt so weit gekommen?“ Mein Herz schlug mir bis zum Hals vor Aufregung.

 

„Ich weiß es selbst nicht. Es ist einfach passiert. Tut mir leid, wenn ich dir damit zu nahe getreten bin.“ Dann lief er weiter.

 

Ich ärgerte mich innerlich sehr. Ich hatte ja insgeheim damit gerechnet, dass er mir keine zufriedenstellende Antwort liefern würde. Aber in einem Punkt hatte er recht: Was wollte ich denn hören? Was erhoffte ich mir denn, was er sagen würde? Ich sollte doch froh sein, dass er wohl nur im Affekt gehandelt hatte und es ihm offensichtlich auch nichts bedeutete, aber wieso tat es dann so verdammt weh? Es nervte, diese Gefühle von Maron nicht abstellen zu können.

 

Nach einiger Zeit kamen wir schließlich am alten Schrottplatz an und ich wurde immer nervöser. Ich bekam es mit der Angst zu tun, denn ich kannte Kais Plan nicht und hoffte, dass er Black Dranzer gegenüber nicht wieder schwach werden würde. Da fiel mir ein, dass ich den BitChip noch immer in meiner Hosentasche hatte. Ob ich Black Dranzer zur Not einfach selbst nutzen und gegen diese Leute verwenden könnte? Da ich nicht aus dieser Welt stammte, könnte es doch sein, dass er nicht Besitz von mir ergreifen könnte, wie es bei Kai in Russland der Fall war. Das müsste ich ausprobieren und herausfinden, aber ich war mir bewusst, das wirklich nur als allerletztes Mittel einzusetzen.

gefährliche Begegnungen

Kai stellte sich an der großen Einfahrt zum Schrottplatz mit dem Rücken an die Mauer und lugte seitlich hinein, ich tat es ihm gleich und stellte mich ebenfalls hinter ihm an die Wand. „Was siehst du?“ flüsterte ich ihm zu, doch eine Antwort blieb mal wieder aus. Dann nahm er plötzlich meine Hand und hielt diese ganz fest, was mich zwar überraschte, ich beließ es aber dabei, da er das sicher nicht tat, weil er jetzt unbedingt einfach nur Händchen halten wollte. Und ich sollte Recht behalten; Er rannte los und zog mich hinter sich her, bis wir zwischen dem großen Rolltor und dem Eingang zur Halle, ebenfalls an der Wand standen. Das Rolltor war geschlossen und es war kein Mucks zu hören, man hätte eine Stecknadel fallen hören können.

Er schaute kurz über die Schulter zu mir und legte seinen Finger auf seine Lippen. Ich nickte, um ihm zu signalisieren, dass ich verstanden habe.

Er ließ daraufhin meine Hand wieder los und öffnete langsam die schwere Stahltür, die in das Innere der Halle führte. Er gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen und ich schlich ihm hinterher. Die Tür hinter mir schloss ich so leise, wie möglich und als sie zu war, schauten wir uns vorsichtig um. Es war niemand zu sehen, doch wir ahnten, dass wir nicht alleine waren und vermutlich sogar beobachtet wurden. Überall standen große Holzkisten verteilt rum und es gab verschiedene Schrotthaufen, die sich bis zu Decke türmten, die allerlei alte und kaputte Beyblade-Einzelteile enthielten.

 

„Kai.. Es ist unheimlich hier. Ich habe das Gefühl, dass wir nicht alleine sind.“ flüsterte ich und Kai schaute in dem Moment nach oben, zu der Reling, welche nur durch eine Metalltreppe erreicht werden konnte.

 

„Nanu, nana.. sieh mal einer an, wen haben wir denn da?“ sagte eine uns bekannte Stimme, die oben an der Reling stand. Carlos grinste breit und schaute zu uns hinab. Es wirkte so, als hätte er uns schon erwartet.

 

„Hab mir schon gedacht, dass du hier bist!“ rief Kai zu ihm hoch: „Ich bin mir sicher, dass du nicht alleine bist!“

 

„Tze, wüsste nicht, was dich das angeht..“ Carlos grinsen verschwand und er kam die Eisentreppe hinuntergelaufen und stellte sich in einem großen Abstand uns gegenüber auf.

 

„Hey Kleine! Gut, dass du Kai gleich mitgebracht hast! Hast du besorgt, was wir haben wollen?“

 

Ich musste schlucken und griff in meine Hosentasche und spürte den Chip zwischen meinen Fingern, doch ich wollte ihn auf keinen Fall hergeben. Zu gefährlich wäre es, was passieren könnte, wenn er in falsche Hände gerät. Kai bemerkte dies und hielt plötzlich seinen rechten Arm vor mich, als wolle er mich daran hindern, den Chip aus meiner Hosentasche zu holen.

 

„Nicht so schnell!“ Kai funkelte Carlos gefährlich an: „Erst befreit ihr Maron von diesem Ding!“

 

„Ha! So läuft das nicht, Kai! Du besitzt keine Macht hier über uns. Ihr habt keine andere Wahl -Entweder ihr gebt uns den Chip und deinen Dranzer oder wir jagen deine geliebte Freundin ganz einfach in die Luft! Hahaha..“

 

Maron errötete leicht, bei seinen Worten.

„Grr.. du mieser Hund!“ knurrte Kai. Dann ließ er seinen Arm sinken und sein Blick senkte sich gen Boden: „Maron… tu was er sagt!“

 

Da wurde mir bewusst, dass Kai ganz irrational handelte. Wieso war es ihm so wichtig, dass ich nicht sterbe? Es konnte ihm doch eigentlich egal sein, schließlich kannte er mich kaum und ich war ihm sowieso nur ein Klotz am Bein. Wieso also riskierte er, Black Dranzer auszuhändigen, wenn er selbst doch eine Wahl hatte und es einfach ablehnen konnte. Wenn ich sterben würde, hätten sie kein Druckmittel mehr und er könnte den Chip einfach zerstören. Doch dann fielen mir Kyokos Worte wieder ein >“Kai mag dich, sonst würde er sowas nicht tun!“<

 

Kais Worte rissen mich aus meinen Gedanken: „Warum zögerst du? Gib ihm den Chip!“

 

„Nein, auf keinen Fall! Es muss doch eine andere Möglichkeit geben!“ protestierte ich.

 

Carlos grinste erneut süffisant: „Wie Interessant, dass sich der große Kai Sorgen um das Leben eines Mädchens macht.. Ist ja wirklich herzallerliebst. Dabei war ich mir sicher, dass du gar keine Gefühle hast..“

 

„Halt die Klappe, Carlos!“ sagte Kai abrupt: „Wie du willst, Maron..“

Kai schaute zwischen ihm und mir hin und her: „Carlos, ich werde mit Black Dranzer für euch kämpfen, dafür lasst ihr Sie auf der Stelle laufen!“

 

„Das klingt eigentlich nicht schlecht!“ erwiderte Carlos: „Wartet hier, ich werde den Boss informieren! Lauft ja nicht weg!“

 

Als er sich umdrehte und zur kleinen Metalltür unterhalb der Reling lief, in der er mich das letzte Mal hineingestoßen hatte, wurde mir klar, was Kais Plan war.  

 

„Kai, tu das bitte nicht!“ flehte ich ihn an. „Ich bin es nicht wert, dass du so weit gehen musst! Das ist viel zu Riskant. Dann händige ich den Chip lieber aus!“

 

Da packte er mich am Arm, zog mich an sich heran und schaute mir tief in die Augen. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren und mir wurde augenblicklich heiß, während mein Herz anfing wie wild zu schlagen.

„Hör zu, Maron. Ich werde dich auf keinen Fall sterben lassen! Es ist mir nicht egal, was mit dir passiert und wenn ich mit Black Dranzer für diese Kerle kämpfen muss, um dein Leben zu retten, dann werde ich das tun!“

 

„Ach wie herzzerreißend!“ unterbrach uns eine mir bekannt Stimme, ehe ich was erwidern konnte. Mr. Z stand nun gegenüber von uns, wo vorher noch Carlos stand und sah uns mit einem süffisanten Grinsen an.

 

„Ich wusste, dass du da bist!“ knurrte Kai. Er erkannte die Ähnlichkeit zu Boris und ein Hauch von Furcht war in Kais Augen zu lesen. Er ließ mich wieder los und stellte sich schützend vor mich. Ich war wirklich gerührt von Kais Beschützerinstinkt und, dass er bereit war, dies alles für mich zu tun.

 

„Tehehe.. Ich habe schon viel von dir gehört, Kai! Mein Vater war sehr enttäuscht, als du ihn verraten hast. Jedoch wäre er bereit darüber hinweg zu sehen, wenn du uns dafür deine Fähigkeiten zur Verfügung stellst.“

 

„…“

 

Kai war bereit, alles für mich zu opfern und so war ich ebenso bereit, für Kai alles zu geben. Ich war schließlich diejenige, die nichts mehr zu verlieren hatte. Ich hatte im Hintergrund schon heimlich eine kurze Nachricht vom Handy an Kyoko gesendet und wusste, Hilfe ist unterwegs. Nun war ich an der Reihe zu handeln und ich hoffte, dass Black Dranzer nicht die volle Kontrolle über mich übernahm. So steckte ich hinter meinem Rücken den schwarzen BitChip in meinen weißen Dranzer, schnallte ihn an meinen Starter und hielt den Starter dann schließlich ausgetreckt nach vorne.

 

„Ich werde nicht zulassen, dass ihr Kai wieder ihn eure Finger bekommt und ihn manipuliert! Lasst mich an seiner Stelle mit Black Dranzer für euch kämpfen!“

 

Kai drehte sich um und sah mich entsetzt an, während Mr. Z und Carlos ebenfalls überrascht von meinem plötzlichen Auftritt waren. „Maron, was tust du da?“ fragte Kai mit aufgerissenen Augen.

 

„Kannst du ihn denn überhaupt kontrollieren?“ fragte Mr. Z ruhig.

 

„Nein, tu das nicht!“ rief Kai, doch ich zog mit aller Kraft an der Reißleine, um zu beweisen, dass ich es könnte, obwohl ich mir nicht sicher war. Aber ich hoffte, dass es klappen würde, da ich White Dranzer auch so einfach kontrollieren konnte. In den Moment, als der Blade sich aus meinem Starter löste, umgab mich eine seltsame Energie und eine eisige Kälte durchfuhr wieder meinen ganzen Körper. Mein Kopf fing an zu schmerzen, doch ich konzentrierte mich darauf, Black Dranzer unter Kontrolle zu bringen.

 

Ohne etwas zu sagen, hatte ich das Gefühl, dass Black Dranzer meine gedanklichen Befehle entgegennahm und er raste auf die Kisten in der Halle zu und zerschlug eine nach der anderen problemlos. Danach kehrte er wieder zu mir zurück und landete in meiner Hand. Ich spürte wie mich eine dunkle Energie durchströmte und mich mit einer unbändigen Macht erfüllte. Mein Verstand sagte mir, dass das der Einfluss von dem BitBeast wäre, doch ich hätte nie gedacht, dass es sich so gut anfühlen würde. Jetzt konnte ich nachvollziehen, wieso Kai sich so einfach dem BitBeast hingegeben hatte.

 

„Also gut, wir entfernen das Ding und du wirst für uns BitBeasts sammeln. Uns ist es egal, wer von euch beiden mit Black Dranzer für uns kämpft. Das heißt aber auch, dass du mit uns mitkommen musst.“ Das süffisante Grinsen von Mr. Z wurde immer breiter. Er bekam was er wollte, egal ob er mich oder Kai dafür benutzen musste.

 

Kais entsetzter Blick sprach Bände: „Ma.. Maron…“ Doch es war mir plötzlich egal was er dachte oder was er von meiner Entscheidung hielt. Es war mir mit einem Schlag einfach egal. Marons Gefühle für ihn schienen wie ausgelöscht und ich war froh darüber, endlich davon befreit zu sein. Ich starrte auf meinen weißen Blade mit dem schwarzen BitChip und sah, wie sich schwarze Streifen, wie dunkle Adern vom BitChip aus, auf meinen weißen Blade ausbreiteten. Noch den weißen BitChip in der anderen Hand, drehte ich mich zu Kai und schmiss ihm den Chip vor seine Füße, ehe ich mich zum Gehen umdrehte, als sich schlagartig das große Tor öffnete und Kais ganzes Team davor stand.

 

„Hey, wo wollt ihr hin?“ rief Tyson laut und die Männer und ich hielten inne. Wir drehten uns alle zu ihnen um und warteten darauf, dass sie gleich angreifen würden. Kai sackte auf den Boden und landete auf seinen Knien, er wirkte abwesend.

 

„Kai!!“ rief Ray: „Was ist denn passiert?“

 

„Maron, was ist hier los?“ fragte auch Tyson. Sie kamen näher und Tyson erkannte den schwarzen BitChip in meinem Blade: „Grrr.. du bist also eine Verräterin, ja? Steckst du etwa mit denen unter einer Decke? Hast du Kai nur benutzt, um an Black Dranzer zu kommen?“

 

„Ja, das habe ich!“ log ich, auch wenn der Vorwurf mir unerwartet einen Stich in meinem Herzen versetzte. Selbst wenn ich es nicht freiwillig getan habe, ist es im Grunde aber genauso gelaufen. „Es tut mir leid, Tyson. Ich habe Kai nur ausgenutzt. Ich brauche ihn und auch euch nicht mehr!“ Ich hoffte, dass sie sich nicht weiter einmischen würden, denn sonst würde ich noch gezwungen werden, die BitBeasts der anderen zu stehlen und an Black Dranzer zu verfüttern. Ich wollte in jedem Fall einen Kampf vermeiden. Kai saß weiterhin regungslos auf dem Boden, den Kopf gen Boden gesenkt während mich Tyson und die anderen fassungslos ansahen.

 

„Ich glaube, ich habe ein Déjà-vu!“ sagte Tyson langsam und ich wusste genau, was er meinte.

 

„Schön, dass ihr alle da seid!“ mischte sich nun auch Mr. Z ein: „Dann brauchen wir euch nicht mehr aufsuchen. Maron, du kannst dich hier gern etwas austoben und mir dann die BitBeasts mitbringen. Je mehr, desto besser. Carlos wird dich in unsere Basis führen. Ich werde schon mal gehen.“

 

„Sie gehen nirgendwohin, verstanden?!“ rief Tyson, doch ich stellte mich angriffsbereit meinem ehemaligen Team in den Weg.

„Was soll das, Maron? Wieso tust du das?“ fragte mich Tyson.

 

„Ich hatte leider keine andere Wahl!“

 

„Bullshit! Man hat immer eine Wahl!“

 

 „Nein, Tyson. Ich hatte leider keine Wahl..!“ Ich wollte ihm gerne erzählen, dass Boris vermutlich immer noch hinter allem steckte und durch seinen Sohn agierte, dass ich eigentlich nur herausfinden wollte, wo sich deren neue Basis befindet und was seine Pläne waren. Aber Carlos beobachtete mich ich musste aufpassen, was ich sagte. Außerdem stieg mein Drang, sie zu bekämpfen und meine neu gewonnene Macht an ihnen auszuprobieren immer weiter – Black Dranzer machte es mir nicht einfach, diesen Drang zu unterdrücken. Ich wollte ihn nicht einsetzen, nicht gegen Tyson und sein Team.

 

„Was ist, Kleine?“ mischte sich Carlos jetzt ein und wurde ungeduldig: „Besorge uns ein paar BitBeasts! Worauf wartest du noch?“

 

„Halte dich da gefälligst raus! Das ist meine Sache, gegen wen ich kämpfe, klar?“ zischte ich zurück.

 

„Nein, ist es nicht! Wenn du nicht sterben willst, solltest du uns BitBeasts liefern, klar? Denk dran, dass du das Ding in deinem Nacken noch nicht los bist!“

 

Tyson und die anderen schauten mich verwirrt an: „Was meint er, Maron? Was ist hier los?“

 

„Oh, du hast es ihnen nicht erzählt? Dann weiß also nur Kai davon? Hahahaha, was für ein Schauspiel!“

 

„Hör zu Tyson! Ihr solltet jetzt abhauen, ansonsten vergesse ich mich noch und lasse Black Dranzer auf euch los!“

 

„Wir haben keine Angst!“ rief er entschlossen und startete seinen Blade Dragoon: „Let it Riiip!“ Mir blieb also schon wieder keine Wahl. Ich steckte Black Dranzer in den Starter und ließ ihn ebenfalls auf Dragoon los düsen. Ich setzte grade zum Angriff an, als ein weiterer blauer Blade dazwischen flog und Black Dranzer kurzzeitig zurückdrängte. Ich schaute nach rechts – Es war Kai mit seinem Dranzer, der sich in den Kampf einmischte. Er hatte sich also wieder gefangen.

 

„Wenn du ein Bitbeast willst, nimm Dranzer! Aber ich werde ihn dir nicht kampflos übergeben!“ rief er und funkelte mich an. Er wollte verhindern, dass Tyson oder einer der Anderen sein BitBeast verlieren würde und wäre bereit, dafür Dranzer zu opfern. Ich wusste das, aber ich hatte nicht vor den Kampf abzubrechen: „Also schön! Wie du willst, Kai! Los Black Dranzer, Schnapp ihn dir!“

 

Black Dranzer leuchtete auf und setzte erneut zum Angriff an und traf Dranzer mit voller Wucht und zerstörte ihn fast dabei. „Dranzer, Blazing Giig!“ rief Kai, doch Dranzer fing an zu schlingern und konnte die Attacke nicht mehr ausführen. „Los, setz dem ein Ende!“ erwiderte ich und erneut traf mein Blade Dranzer und zerstörte diesen endgültig. Aus unerfindlichen Gründen, freute ich mich sogar etwas darüber, obwohl mir bewusst war, dass es echt ein mieser Sieg war. Dranzers BitChip leuchtete auf und sein Licht wurde direkt in meinen Blade gesogen. „Dranzer…“ murmelte Kai und ich konnte die Fassungslosigkeit in seinen und den Augen seiner Freunde erkennen.

 

„Wie mies von dir, Maron!“ rief Ray und ich drehte mich wortlos weg und ging zu Carlos.

„Lass uns gehen, Carlos! Das reicht für’s erste!“

 

Carlos lachte höhnisch auf und lief dann voran, an Kais Team vorbei. Ich ging ihm wortlos hinterher. Tyson wollte grade protestieren, als Kai ihm zurief: „Lass sie gehen, Tyson! Sonst bringt ihr sie nur unnötig in Gefahr!“ Tyson schnaubte verächtlich, aber ließ uns vorbei.

 

„Ich verstehe nicht, wieso du sie auch noch in Schutz nimmst, nachdem was sie dir angetan hat, Kai!“

 

„Ihr Leben steht auf dem Spiel, Tyson. Ich erkläre es euch später.“ Er fühlte sich hilflos und ärgerte sich darüber, dass er ihr den BitChip überhaupt gegeben hatte. Er ballte seine Hände zu Fäusten und blickte auf den Boden, auf denen die Einzelteile seines Blades lagen.

 

Während ich Carlos hinterherlief, machte ich mir Gedanken darüber, wie ich wieder aus der Situation rauskommen und vor allem, wie ich verhindern könnte, dass ich alle BitBeasts einsammeln müsste. Ich merkte, wie Black Dranzer immer mehr meine Gedanken vernebelte und versuchte, die Kontrolle über mich zu übernehmen. Die Versuchung, sich dem einfach hinzugeben, war groß, doch glücklicherweise war ich noch genug bei Verstand, dass ich noch in der Lage war, einigermaßen rational zu handeln. Mit jedem Einsatz von dem dunklen Blade wurde es aber zunehmend schwerer für mich. Kai stand ganz klar weiterhin hinter mir, denn er wusste, dass ich in Gefahr gerate, wenn ich Black Dranzer weiter einsetzen müsste und damit die Kontrolle über mich selbst verlieren könnte. Er hatte es schließlich schon am eigenen Leib erfahren.

„Wie weit ist es eigentlich?“ fragte ich Carlos, der noch immer vor mir lief.

 

„Wir kommen gleich an einen Helikopterplatz, der Hubschrauber wird uns dann zur Basis bringen. Allerdings…“ er zögerte kurz, blieb stehen und drehte sich zu mir um: „…wirst du eine Augenbinde tragen. Wir vertrauen dir nicht und werden dir sicher nicht zeigen, wo sich unsere Basis befindet.“

 

„Das macht Sinn.“ Stimmte ich ihm zu und war weiterhin zuversichtlich, da ich mein Handy noch bei mir hatte.

 

Der Flug dauerte etwa eine Stunde und war damit sehr lang. Als wir gelandet waren, führte mich Carlos in die Basis, indem er mich am Arm festhielt und mit sich zog. Als mir endlich die Augenbinde abgenommen wurde, befanden wir uns in einer Art Untergrundbasis, die sehr groß war. Hier war nichts weiter, außer kahle, kalte Steinwände ohne Fenster. Mr. Z und sogar Boris begrüßten uns.

 

„Willkommen, Maron!“ sagte Mr. Z: „Darf ich vorstellen? Das ist mein Vater, Boris. Du solltest ihn ja bereits kennen.“

 

Die Nervosität stieg und ich wusste, dass Boris ein sehr gefährlicher Mann war. Man sollte ihn nicht unterschätzen. „Ja!“ antwortete ich knapp und merkte, wie mein Körper leicht anfing zu zittern.

 

„Endlich lernen wir uns mal persönlich kennen!“ sprach Boris ruhig: „Unser Plan, dich für uns zu gewinnen, ist also voll aufgegangen, hahaha..“

 

Ich erschrak über seine Worte und riss ungläubig meine Augen auf: „Was? Ihr habt das alles von Anfang an geplant?“

 

„Ja! Du kommst aus einer anderen Dimension. Wir haben dich hierhergeholt und jetzt können wir dein Wissen und deine Macht, die du uns bereits demonstrieren konntest, für uns nutzen und damit die Weltherrschaft endlich an uns reißen! Allerdings hatten wir bei unserem Plan auch etwas Hilfe..“

 

Ich konnte nicht glauben, was er da sagte. Sie haben mich hergeholt? Aber wie war das Möglich? „A-aber..“ Noch bevor ich weitersprechen konnte, öffnete sich plötzlich eine Tür vor mir und Tysons Bruder trat herein.

 

„Hiro? Wa-was machst du denn hier? Was läuft hier?“

Ich erinnerte mich daran, dass er auch in der Serie G-Revolution zur Bega über gelaufen war, allerdings ging es ihm ja dabei eigentlich nur um Broklin und Tyson, doch dies hier war anders.

 

„Hallo, Maron.“ sagte er ruhig und sah mich durchdringend an. Er hatte keine Brille auf und trug schwarze Kleidung. Er wirkte anders als sonst. Obwohl er sonst einen vertrauenswürdigen und freundlichen Eindruck machte, wirkte er jetzt eher kalt und distanziert.

 

„Nun, wir haben von Anfang an geplant, dich auf Kai anzusetzen, damit du ihm näher kommst und ihm Black Dranzer abnehmen kannst.“ antwortete Hiro gelassen.

 

Ich konnte nicht fassen, was er da sagte. Ich war mir nicht sicher, ob Hiro das tat, um Boris und seinen Schergen zu unterwandern und ihn somit aufhalten wollte oder ob er tatsächlich für ihn arbeitete. Sollte ich also mitspielen?

 

„Wie konntet ihr mich aus einer anderen Dimension in diese Welt bringen? Könnt ihr mich auch wieder zurückbringen?“

 

Boris mischte sich wieder ein: „Wie wir dich hergebracht haben, bleibt vorerst unser kleines Geheimnis, aber wir können dir gern verraten, dass du nicht mehr zurück in deine Welt kannst. Dieses Ereignis war endgültig.“

 

Meine Gedanken rasten und ich konnte nicht mehr klar denken. Das war alles zu viel für mich, aber ich wusste jetzt wenigstens, dass es für mich kein Zurück mehr in meine Welt gab. Also war sterben keine Alternative mehr für mich und sie hatten mich voll in ihrer Hand. Verdammt. Somit lief nun doch alles aus dem Ruder und bei meinem Gedankenkarussell ließen meine Beine nach und ich sackte auf meine Knie.

 

„Wie soll es nun weitergehen? Was habt ihr mit mir vor?“ fragte ich kleinlaut, meinen Blick gen Boden gesenkt. Dann spürte ich, wie mich jemand am Arm packte und nach oben zog: „Du kommst erstmal mit mir mit. Ich zeige dir deine Unterkunft und erkläre dir später alles.“ Ich sah zu demjenigen hinauf und erkannte Hiro, der mich festhielt und stützte. Ich nickte stumm, woraufhin er mich losließ. Boris und Mr. Z erwiderten nichts weiter, nickten ihm aber ebenfalls zu und er verließ den Raum aus der Tür, aus der er gekommen war. Ich ging ihm hinterher.

 

Wir liefen ein paar dunkle Gänge entlang und blieben dann vor einer schweren Holztür stehen. „Das hier ist dein Zimmer. Hier kannst du schlafen und dich für heute erstmal ausruhen. Morgen um sechs Uhr beginnt dein Training. Ich werde dich trainieren und dir dann alles erklären.“ Er öffnete die Tür und gab mir ein Zeichen, dort einzutreten. Ich ging an ihm vorbei und betrat das Zimmer, woraufhin er augenblicklich die Tür hinter mir schloss und ein Klicken verriet mir, dass er diese von außen absperrte.

 

„Verdammt.. Jetzt bin ich hier eingesperrt.“

Ich schaute mich um. Das Zimmer war relativ klein. Es enthielt aber ein weiches, großzügiges Bett rechts von mir, einen großen Kleiderschrank direkt daneben und eine Duschzelle, sowie ein Waschbecken gegenüber davon. Es gab sogar einen Schreibtisch, der direkt links von mir stand, auf dem eine kleine Schreibtischlampe leuchtete. Ich ließ mich mit dem Rücken auf’s Bett fallen und starrte an die Decke. Sie wollten mich also Trainieren. Ich ging davon aus, dass sie dennoch planten, die BEGA zu gründen und mich dafür einzusetzen. Das hieße aber auch, dass ich früher oder später auf Broklin und die anderen Blader treffen würde.

 

Ich fragte mich, wie spät es wohl war. Der Tag war vollgepackt mit so vielen Ereignissen, dass ich nicht gemerkt hatte, wie die Zeit verging. Da es leider keine Fenster gab, konnte ich auch nicht sehen, ob es draußen hell oder dunkel war. Mein Handy hatte mir Carlos nach der Landung direkt abgenommen. Müdigkeit übermannte mich und ich schloss meine Augen und wollte versuchen zu schlafen. Es blieb mir ja nichts anderes Übrig und morgen sollte der Tag ja schon früh losgehen.

Ein lautes Klicken ließ mich aus meinem Schlaf aufschrecken. Was war das? Noch völlig desorientiert setzte ich mich auf, als ich Hiro an der Tür lehnen sah, welche aber hinter ihm geschlossen war.

 

„Hiro? Ist es schon Zeit für’s Training?“ fragte ich halb verschlafen und rieb mir meine Augen.

 

„Nein…“ sagte er ruhig, kam auf mich zu und setzte sich auf meine Bettkante.

 

„A-aber was willst du dann hier? Verrätst du mir jetzt endlich, wieso du hier bist? Du willst doch sicher die BEGA unterwandern und ihre Machenschaften aufdecken, richtig?“

 

Entgegen meiner Erwartung schüttelte er langsam den Kopf und schaute mich abschätzig an. Ich verstand nun gar nichts mehr. „Wie spät ist es?“ fragte ich und ehe ich mich versah, schnappte er sich meine Handgelenke und zog mich zu sich heran.

 

„Wa-was soll das?“ fragte ich, doch dann spürte ich seine Lippen auf meinen und seine Zunge drang wild fordernd in meinen Mund ein und umspielte Meine. Völlig überrumpelt von dieser Aktion, versuchte ich mich aus seinem festen Griff zu befreien und ihn von mir wegzustoßen, doch er war ziemlich stark. Allerdings fuchtelte ich weiter mit meinen Händen herum, konnte eine Hand aus seinem Griff befreien und gab ihm mit aller Kraft eine schallende Ohrfeige.

 

Fassungslos sah ich ihn mit großen Augen an und bekam Angst. Was war mit ihm? Er würde doch so etwas nicht einfach tun, zumal er um einiges älter war als ich. Zumindest in dieser Welt. Er schaute mich an und ich konnte seinen Blick nicht deuten, doch dann lächelte er leicht: „Interessant. Ich stehe auf unbändige Wildkatzen.“

 

Mit einem Ruck beugte er sich über mich und drückte mich mit dem Rücken auf die Matratze. Er lag nun auf mir mit seinem Gewicht und hielt meine Hände über meinem Kopf mit einer Hand fest.

 

„Was soll das werden? Lass mich los, du Irrer! Was haben die hier nur mit dir gemacht?“

 

Er reagierte nicht auf meine Fragen und küsste mich am Hals. Tränen stiegen in meinen Augen auf und ich versuchte wieder mich mit aller Macht zu befreien. Dann wanderte seine andere Hand unter mein Oberteil, schob es dabei leicht nach oben und umgriff dann meine Brust, während er mein Dekolleté leicht mit seiner rauen Zunge ableckte. „Nein, bitte lass das!“ bettelte ich panisch.

 

„Du bist wunderschön, Maron. Ich kann verstehen, dass Kai sich von dir angezogen fühlt. Allerdings brauchen wir ihn auch für unsere Pläne..“

 

„A-aber was hat das mit mir und dem hier zu tun?“ fragte ich und Tränen rollten über mein Gesicht. Ich zitterte am ganzen Leib und ich spürte die panische Angst in mir, die immer mehr zunahm: „Hiro, was auch immer die hier mit dir gemacht haben, das bist nicht du!“

 

Dann blickte er zur Seite und ich folgte seinem Blick. Jetzt erst erkannte ich, dass neben der Tür eine Videokamera auf dem Schreibtisch aufgestellt war. Das kleine rot blinkende Lämpchen bedeutete, dass sie alles aufzeichnete, was hier grade passierte. Dann ließ er meine Hände einfach wieder los, löste sich von mir und stand auf. Geistesabwesend beobachtete ich wie er zur Kamera ging, einen Knopf drückte und sie in seiner Hosentasche verschwand. Dann öffnete er die Tür und verließ wortlos den Raum.

 

Noch immer unter Schock, konnte ich mich nicht rühren und lag weiterhin auf dem Bett. Meine Tränen liefen hemmungslos und ich atmete schwer. Niemals im Leben hätte ich damit gerechnet, dass Tysons Bruder so abgebrüht war, dass er so etwas tun würde. Ich war erleichtert, dass er nicht weiter gegangen war und wieder abgelassen hatte. Aber wieso hatte er es überhaupt getan und wieso hatte er das Geschehen auf Kamera aufgenommen? Sein Satz, dass sie Kai für ihre Pläne brauchten, ließ mich nicht los. Wo war da der Zusammenhang?

 

Ich krümmte mich nun auf dem Bett zusammen, zog meine Beine eng an meinen Körper und umschlang diese mit meinen Armen. Ich fühlte mich wie ein Häufchen Elend. Endlich hatte ich seit einiger Zeit nicht mehr diese Albträume von Kai und seinen gefährlich rot leuchtenden Augen, die mich zu verschlingen drohten und dann passierte so etwas. Lieber würde ich, wie in diesen Albträumen, durch Kais Hände sterben wollen, als nochmal solch eine Begegnung mit Hiro zu haben.

 

Ich glaubte fest daran, dass Kai nach mir suchen würde, doch würden die anderen das auch tun, nach allem, was ich ihnen an den Kopf geknallt hatte? Sie hassten mich doch sicher jetzt, dabei wollte ich Kai doch nur schützen und verhindern, dass sich die Vergangenheit wiederholt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass mir noch schlimmeres bevorstehen würde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Joa ziemlich kurz gehalten, aber ist ja auch nur ein Prolog. Hoffentlich kann ich genug Spannung aufbauen. Ich werde die Story auf jeden Fall regelmäßig erneuern, was mir leichter fällt, als Dōjinshi Seiten zu zeichnen (Falls das jemand adaptieren will, gerne xD). Das erste Kapitel ist schon in der Mache und wird die nächsten Tage fertig gestellt (Die Hälfte habe ich schon). Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooo... das war auch schon das zweite Kapitel. Ich bitte um Nachsicht, wenn es nicht flüssig geschrieben ist. Ich habe, wie gesagt, noch keine Erfahrung und auch bisher noch keine Rückmeldung, was ich besser machen könnte.
Kommis also ausdrücklich erwünscht. Das dritte Kapi ist auch schon in Arbeit.^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffentlich liest es sich einigermaßen gut^^ Ich freue mich auch immer gern über Rückmeldungen. Kap. 5 ist in Arbeit.. aber da haperts grade etwas mit der Fortsetzung.. Aber sie wird kommen :3

Freue mich immer über Feedback ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Joaa.. ich weiß nicht wie streng die Regeln hier mit dem Adult-Content sind. Es ist ja nicht wirklich viel "sexueller" oder "gewalttätiger" Inhalt, aber ich habe es vorsichtshalber mal als adult markiert^^ Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Hoffe, die Forstsetzung ist okay. Irgendwie bin ich hier mit meinem Schreibstil und dem Inhalt noch nicht so ganz zufrieden, aber bevor ich wieder tausend Passagen ändere/umschreibe, lade ich es jetzt so hier hoch und werde erstmal die Story fortführen^^

Viel Spaß :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  novemberschnuppe
2024-03-08T21:07:00+00:00 08.03.2024 22:07
Hey ich mag deine Geschichte sehr. Und hoffe du schreibst weiter. 😀lg
Antwort von:  GoSaKu
10.03.2024 01:42
Vielen Dank.. ja, mache grade noch andere Projekte, wie z.B. einen Short-Doujin, das viel Zeit in Anspruch nimmt^^ Entschuldigt die Verzögerung, aber das nächste Kapitel ist eigentlich schon geschrieben, habe es ein paar mal geändert und muss es noch zusammenfügen und Korrekturlesen, danach wird es online gestellt. Ich schätze mal im Laufe der kommenden Woche :) Es freut mich sehr, dass es die gefällt <3
Von:  devil-angelXD
2024-02-19T10:06:42+00:00 19.02.2024 11:06
Super interessant und mal eine ganz andere Idee der Geschichte! Gefällt mir sehr und ich bin gespannt wie sich das ganze entwickelt. Deine Bilder zu der Story sind übrigens auch super... perfekte Vorstellung von Kai 🤭🫣
Antwort von:  GoSaKu
19.02.2024 12:31
Vielen Dank. Es freut mich, dass überhaupt jemand die Story liest. Habe noch eine weitere Story angefangen, aber eine ganz andere Schreibweise. Naja mal sehen.. Das nächste Kapi ist schon fast fertig, aber hatte noch keine Zeit es ganz fertig zu stellen und es nochmal zu überfliegen. Werde ich aber demnächst mal in Angriff nehmen^^ Und danke für deine Komplimente zu meinen Bildern <3
Antwort von:  devil-angelXD
23.02.2024 14:16
Ich lese deine Geschichte sehr gerne 😊❣️ welche Geschichte hast du denn noch online? Auch Beyblade? Dann schaue ich sehr gerne vorbei. Liebe Grüße und bis zum nächsten Kapitel 🤭
Antwort von:  GoSaKu
23.02.2024 20:44
Vielen Dank, das ist wirklich schön zu wissen.
Noch ist keine zweite Story online, ich arbeite parallel daran, muss aber mal sehen, wann ich sie hochladen werde ;) Es bleibt im Beyblade-Genre


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