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Kintsugi

von

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Until I Die

Mit einem schweren Seufzen warf Tsuzuku einen Blick aus dem Fenster, vermutlich das zehnte Mal in zwanzig Minuten. Seit vorgestern schneite es und so schön die weiße Pracht auch war, sie weckte eine Angst in ihm, von welcher er nicht erwartet hatte, dass sie existieren konnte. Es war grausam. So viel hatte sich in den letzten drei Jahren geändert, aber die Narben der Vergangenheit heilten langsam und er wusste nicht, was er noch tun sollte, um nicht vollständig wahnsinnig zu werden. Vorher war es leichter gewesen, aber nachdem sie beschlossen hatten, ihre Band aufzulösen Anfang des Jahres, war diese Ablenkung weg gefallen und Koichi verbrachte die nächsten drei Wochen mit seinem neuen Freund in Kyoto. Das schien doch irgendwie ernster zu werden, als erwartet und mit einem Schmunzeln schüttelte er den Kopf. So viel zu Koichis Aussage dass das nicht länger als einen Monat halten konnte. Das war vor ungefähr einem halben Jahr gewesen und so sehr es ihn störte, seinen besten Freund teilen zu müssen, so sehr beruhigte es ihn auch zu wissen, dass Koichi endlich jemanden gefunden hatte, der für ihn da sein konnte um ihn abzulenken. Immerhin war es keine leichte Entscheidung gewesen, sich von der Band zu trennen und hätte es einen anderen Weg gegeben, hätten sie diesen sicherlich eingeschlagen. Aber es war die einzige Möglichkeit gewesen um zu gewährleisten, dass sie ihrem Management für immer entkommen konnten. Mit einem leisen Murren fuhr sich Tsuzuku durch die Haare, bevor er seinen Beobachtungsposten am Fenster aufgab und in die Küche verschwand um frischen Tee zu kochen. Immerhin sollte Hazuki bald nachhause kommen und bei dem Wetter gab es nichts besseres als sich zusammen mit Tee einzukuscheln und irgendwelche schlechten, amerikanischen Serien zu schauen.
 

Er hatte gerade das heiße Wasser übergossen, als er hörte, wie ein Schlüssel in das Schloss der Wohnungstür gesteckt wurde und huschte mit einem Lächeln auf den Lippen in den Flur um Hazuki direkt um den Hals zu fallen, als dieser die Tür öffnete. Dieser bekam gerade noch so ein „Ich bin…!“ Heraus, bevor Tsuzuku seinen Liebsten geküsst hatte und sich im nächsten Moment gegen die Wand gedrängt wieder fand. Nur am Rande seiner Wahrnehmung bekam er mit, dass die Tür ins Schloss gekickt wurde und gab im nächsten Moment ein panisches Fiepen von sich, als Hazuki die Finger unter seinen Pullover geschmuggelt hatte und begann Kreise auf der nackten Haut zu ziehen. „Fuck…Hazu! Lass los…“ Tsuzuku wimmerte leise, während er sich im Griff der Eisfinger seines Liebsten wand und er atmete erleichtert aus, als Hazuki wirklich ein Einsehen hatte und die Hände zurück zog. „Wie lang warst du bitte unterwegs, du bist eiskalt…“ Tsuzuku zog demonstrativ eine Schmollschnute, konnte diese jedoch nicht halten, als Hazuki begann zu lachen und wandte sich ab, dass dieser nicht sehen konnte, wie einfach es war, ihn zum lächeln zu bringen. „Du bist doof…“ „Nein, eiskalt! Entscheide dich.“ Während Hazuki sich von Schuhen und Mantel befreite, schüttelte Tsuzuku amüsiert den Kopf und verschwand zurück in die Küche. „Du solltest baden gehen, sonst wirst du krank.“ Fast hätte er die zwei Teetassen fallen lassen, als sein Liebster sich eng an ihn heran schmiegte, aber er streckte den Hals automatisch, während Hazuki das Gesicht in seinen Haaren vergrub. „Nur wenn du mit in die Wanne kommst, sonst wird mir langweilig.“ Dieses Mal war es an Tsuzuku zu lachen, was jedoch schnell zu einem Keuchen wurde, da Hazuki sich entschlossen hatte, zuzubeißen und nach dem zweiten Biss in seinen Hals, hatte er die Teetassen lieber wieder los gelassen. „Hm…Na gut. Ausnahmsweise. Aber nur weil ich sicher gehen will, dass du nicht einschläfst. Ich hab nicht extra nen Kochkurs besucht und mich an den Herd gestellt, dass du mein Abendessen verschläfst!“ Hazuki gab einen zustimmenden Laut von sich, dann verlor Tsuzuku auch schon den Boden unter den Füßen und er schlang die Arme um Hazuki um diesen verlangend zu küssen, während er ins Bad getragen wurde.
 

Am nächsten Tag öffnete Tsuzuku verschlafen die Augen, streckte sich mit der Trägheit einer faulen Katze und gab einen überraschten Laut von sich, als er an der Hüfte gepackt und an einen warmen Körper gezogen wurde. „Warum bist du denn schon wach?“ Hazuki gab ein unverständliches Brummen von sich und er hatte sich eng an diesen geschmiegt und die Augen wieder geschlossen. Sie hatten heute nichts vor, Hazuki hatte sich frei genommen bis zu Silvester und es schneite sicherlich nach wie vor. Es gab also tatsächlich keinen Grund so schnell aufzustehen auch wenn er ihnen hätte Kaffee machen können, das war alles noch nicht wichtig. „Du hast dich bewegt und ich war sicher, du lässt mich allein und es ist einsam ohne dich im Bett…“ Für einen Moment starrte Tsuzuku seinen Freund ungläubig an, dann hatte er ihm einen sanften Kuss auf den Hals gehaucht und die Arme um ihn geschlungen. Sein Herz. „Hazu, ich würde nie…ich könnte nie…“ Was hatte er nur getan? Die Schuldgefühle schienen ihn mit sich reißen zu wollen und unbewusst entkam ihm ein leichtes Schluchzen. Er hatte so viel kaputt gemacht. Wie konnte er das Glück haben, dass Hazuki immer noch bei ihm war?! Ohne dass er es verhindern konnte, begannen die Tränen zu fließen und er hatte sich so eng wie möglich an Hazuki geschmiegt. Dass sein Liebster ihn komplett auf sich zog, ließ ihn kurz erschaudern, bevor er das Gesicht an Hazukis Schulter vergrub und den Tränen freien Lauf ließ. Hazukis Fingern begannen vorsichtig durch seine Haare zu gleiten und zu kraulen und er konnte nicht beschreiben, wie groß der Selbsthass war, welchen er in diesem Moment verspürte.
 

Alles in seinem Inneren verkrampfte sich, das Gefühl nicht mehr atmen zu können, wurde beinahe übermächtig und Tsuzuku blinzelte irritiert, als ihm sanft gegen die Wange getippt wurde. Mit einem leisen Schluchzen sah er auf, blinzelte gegen die Tränen an und als Hazuki ihn küsste, erwiderte er den Kuss sofort, während die Tränen nur noch mehr wurden. Als sie sich irgendwann voneinander gelöst hatten, musste Tsuzuku sich aufsetzen damit er tief durch atmen und sich die Tränen abwischen konnte. Er fühlte sich grauenvoll, da half es auch nicht, dass Hazuki die Arme um ihn schlang und ihn eng an sich gedrückt hielt. „Ich liebe dich, Tsu.“ Mit einem schwachen Nicken bestätigte er, dass er Hazuki gehört hatte, aber er brachte es nicht über sich, ihm zu antworten. „Willst du eine von deinen Tabletten?“ Ein erneutes Nicken folgte, während Tsuzuku sich mit der Hand über die Augen fuhr. Er mochte die Beruhigungstabletten nicht, welche er vom Arzt bekommen hatte um seine Stimmungsschwankungen besser unter Kontrolle zu bringen, aber er verspürte das dringende Verlangen, sich zu schneiden und dass er dem nicht nach geben durfte, war ihm selbst in seinem momentanen Dämmerzustand bewusst. Also hatte er sich eine der Tabletten von Hazuki geben lassen und nach der Wasserflasche neben seiner Bettseite geangelt um mit einem großen Schluck das Medikament hinunter zu schlucken. Danach hatte er die Flasche wieder auf den Boden gestellt, sich erneut in Hazukis Armen vergraben und die Bettdecke über seinen Kopf gezogen. Er war nicht bereit für die Welt welche sich draußen, vor ihrem Schlafzimmerfenster befand. Und noch weniger war er bereit, sich irgendwelchen Menschen zu stellen. Heute nicht.
 

Das nächste Mal, als Tsuzuku die Augen aufschlug, war es bereits dunkel draußen und er brauchte etwas um zu verstehen was ihn geweckt hatte, sah Hazuki schließlich mit großen Augen an, welcher neben ihm saß und ihm ein unschuldiges Lächeln schenkte. „Guten Morgen, Liebling.“ Die Hand an seiner Wange verharrte jetzt still, anstatt sanft darüber zu streicheln und er schmiegte sich mit einem leisen Laut dieser entgegen. „Wie spät ist es?“ Hazuki zuckte mit den Schultern und Tsuzuku verdrehte leicht die Augen, hatte sich schließlich auch die Hand seines Liebsten genommen um einen sanften Kuss in dessen Handinnenfläche zu platzieren. „Ungefähr neun Uhr abends, du hast verdammt lang geschlafen, aber ich wollte dich nicht wecken.“ Hazuki lächelte sanft und er konnte spüren, wie sein Herz einen kleinen Hüpfer machte. Wie sehr er dieses Lächeln doch liebte. „Tut mir Leid…“ „Schon gut.“ Damit wurde er in die Arme seines Liebsten gezogen und schloss erneut die Augen, kuschelte sich enger an Hazuki heran und drückte diesem einen Kuss auf die Wange. Es war für ihn teilweise immer noch schleierhaft, wieso Hazuki sich das alles an tat. Warum dieser nicht wütend wurde, wenn er so lang schlief, oder wenn seine Stimmung sich so rasant änderte wie am Morgen. Die Therapie schlug zwar an, aber die Spuren welche Toki hinterlassen hatte, würden wohl nie wieder komplett verschwinden können. „Wenn du fit bist, wollen wir ins Wohnzimmer? Ich hab unser Abendessen geholt und einen Film raus gesucht.“ Hazukis Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und Tsuzuku schenkte seinem Liebsten ein dankbares Lächeln, gefolgt von einem Nicken. Auch wenn er sich etwas schwach auf den Beinen fühlte, nach dem Essen würde sich das hoffentlich gelegt haben. „Lass mich nur schnell ins Bad.“ Damit hatte er Hazuki erneut auf die Wange geküsst und sich umständlich aus der Decke befreit in welcher er sich versteckt hatte. Er bekam nicht mit, wie Hazuki ihn liebevoll musterte oder dass dieser ihm nachsah, als er das Zimmer verließ, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass jetzt nichts mehr passieren konnte, was die nächsten Stunden ruinieren würde.
 

Tsuzuku fühlte sich zwar immer noch schwindelig, aber das schien mit einem Schlag verflogen zu sein, als er ins Wohnzimmer kam und Hazuki auf dem Sofa sah. Dieser wirkte so entspannt und glücklich, es war als würde ihm ein großes Gewicht von den Schultern genommen. Schmunzelnd hatte er sich auf den Schoß seines Liebsten fallen lassen, die Arme um ihn geschlungen und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gedrückt. „Ich liebe dich.“ Hazuki lachte leise, hatte die Finger dann jedoch auch schon durch seine Haare gleiten und er konnte nicht widerstehen, ihn erneut zu küssen. „Das sagst du doch nur weil ich mich dran erinnert hab uns dieses Jahr rechtzeitig was bei KFC zu reservieren und abzuholen.“ Tsuzuku verdrehte die Augen, keuchte jedoch erschrocken auf als Hazuki ihn küsste und boxte diesem spielerisch gegen die Schulter. „Als ob ich Essen je dir vorziehen könnte! Außerdem fand ich die Burger mit Pommes letztes Jahr auch nicht sooo schlecht, ist nur halt nicht das Gleiche…“ Jetzt war es an Hazuki die Augen zu verdrehen und lachend schmiegte sich Tsuzuku enger an seinen Liebsten um ihn erneut zu küssen. Ja das letzte Jahr war ihr Weihnachtsfest nicht ganz so verlaufen, wie es hatte sein sollen, aber da war es auch hektischer und schwerer gewesen, etwas zu organisieren wegen der Band. Und eigentlich war es ein Wunder, dass sie den Weihnachtstag frei gehabt hatten. Allerdings verdrängte er diese Gedanken wieder und es dauerte nicht lange, bis sie es sich zusammen bequem gemacht hatten, ihre Aufmerksamkeit halb auf den laufenden Film im Fernseher gerichtet und halb auf das frittierte Hühnchen im Eimer zwischen ihnen. Ab und an sah Tsuzuku zu seinem Freund auf aber er musste den Blick jedes Mal schnell wieder abwenden, da sein Herz viel zu schnell zu schlagen begann und mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen hatte er den Kopf gegen Hazukis Schulter gelehnt. Wann war das letzte Mal, dass er sich so glücklich und so überaus schrecklich verliebt gefühlt hatte?
 

Nach dem Film hatten sie zusammen das Wohnzimmer aufgeräumt und sich danach auf ihren Balkon zu einer wohlverdienten Zigarette zusammen gekuschelt. Keiner von ihnen hatte groß Lust gehabt, sich etwas überzuziehen, so standen sie eng zusammen, mit einer der Kuscheldecken vom Sofa über sich geschlungen. Es hatte erneut begonnen zu schneien und sie rauchten schweigend, während Tsuzuku in Gedanken versuchte, die Schneeflocken zu zählen, welche auf das Balkongeländer fielen, aber viel zu schnell wieder aufgab weil es einfach zu viele waren. „Tsu, erklärst du mich für verrückt wenn ich mit dir spazieren gehen will?“ Kurz warf er einen skeptischen Blick zu Hazuki welcher ihn breit angrinste, dann schüttelte er amüsiert den Kopf. „Sofern du mir die Chance gibst, mich vernünftig anzuziehen, geh ich mit dir überall hin.“ Damit hatte Tsuzuku die aufgerauchte Zigarette auch schon im Aschenbecher ausgedrückt, Hazuki einen Kuss auf die Wange gedrückt und sich enger an ihn heran geschmiegt. „Ok, vielleicht nicht überall hin und definitiv nicht für Stunden, aber sonst, ja.“ Hazuki schmunzelte nur und Tsuzuku schloss die Augen als ihm ein Kuss auf die Stirn gedrückt wurde. Vor fünf Jahren hatte er den Schnee noch gehasst und jetzt würde er sich sogar freiwillig in die weiße Flockenpracht begeben. Verrückt. Aber wie hätte er Hazuki je etwas abschlagen können? Außerdem, es war Weihnachten. Wer war da um diese Uhrzeit denn noch draußen unterwegs? Dann würde er Hazuki dessen Geschenk eben später überreichen, das war auch in Ordnung, weglaufen konnte es immerhin nicht und mit einem lautlosen Summen hatte sich Tsuzuku von seinem Freund gelöst, diesem die Decke komplett um die Schultern geschlungen, dass er sich umziehen konnte. Wenig später befanden sie sich wirklich draußen und während Hazuki ihm den Schal zurecht zupfte, starrte Tsuzuku in den dunklen Nachthimmel über ihnen. Es schneite nach wie vor aber kein Lüftchen regte sich, dass es tatsächlich beinahe angenehm war, an der frischen Luft zu sein. „Wenn dir kalt wird, sag was, dann gehen wir wieder nachhause, ja?“
 

Langsam nickte er, dann hatte er Hazuki vorsichtig einen Kuss auf die Lippen gedrückt und nach dessen Hand gegriffen damit er ihre Finger miteinander verschränken konnte. Immerhin, es war dunkel, sie trugen beide schwarze Handschuhe, niemand würde ihnen lange genug einen Blick schenken um sie verurteilen zu können. Sofern sie wirklich noch auf andere Menschen treffen würden, aber er bezweifelte das. Dafür war es viel zu still. Zwar drangen immer noch entfernt Geräusche zu ihnen, aber diese schienen weiter weg zu sein, aber sie hatten ihre Nachbarschaft auch sorgfältig ausgewählt gehabt. Während sie so Hand in Hand durch die Straßen liefen, wurde Tsuzuku erst so richtig bewusst, wie einfach er hier atmen konnte. Es schien fast ein Wunder zu sein, aber er hatte endlich einen Ort gefunden, welchen Toki ihm nicht zerstören konnte. „Hey, Tsu…Meinst du, Koichi hat mir mittlerweile vergeben, dass er uns beim Umzug helfen musste?“ So verzweifelt, wie Hazuki ihn ansah, musste er an sich halten, nicht zu lachen, immerhin es gab nicht viel vor dem sein Freund Angst hatte, aber Koichi schien einen wirklich mehr als bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. „Da musst du ihn selbst fragen, wenn er zurück ist. Er meinte, er hat sein Handy aus solange er mit Hakuei unterwegs ist. Aber nachdem du so nett warst und ihm danach das Nagelstudio bezahlt hast, bin ich sicher, dass er dir gar nicht mehr allzu böse ist.“ Damit hatte er Hazuki zugezwinkert und dessen Hand sanft gedrückt. Ja der Umzug in ihre neue Wohnung war anstrengend gewesen, vor allem weil Hazuki erst kurz davor umgezogen war, aber sie hatten beide einen kompletten Neuanfang haben wollen. Und das hatte eben nur funktioniert in einer Wohnung, welche ihnen beiden gehörte. Es hatte gedauert, aber schlussendlich hatten sie ihr perfektes Zuhause gefunden und er würde dieses nie wieder hergeben.
 

In einer kleinen Nebenstraße hatte Hazuki ihnen heißen Kakao aus einem Verkaufsautomat geholt und während sie an diesem nippten, waren sie weiter die Straße entlang gelaufen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken aber nach wie vor Hand in Hand. Es schien beinahe unwirklich wie friedlich und still die Nacht war, es schneite zwar nach wie vor aber mittlerweile war es nur noch ein leichtes Rieseln und unbewusst hatte Tsuzuku begonnen, zu summen. Er merkte gar nicht, wie überrascht Hazuki ihn an sah, noch registrierte er, dass es seit Monaten das erste Mal war, dass er wieder summen konnte. Erst als Hazuki stehen blieb, drehte sich Tsuzuku verwirrt zu diesem um und fand sich im nächsten Moment in den Armen seines Liebsten wieder, welcher ihn so sanft küsste, als wäre er aus Glas und könnte unter jedem unbedachten Kontakt zerbrechen. Tsuzuku war so perplex, dass er den Kuss kaum erwidern konnte, sich jedoch reflexartig an Hazuki festgeklammert hatte. „Ich liebe dich, Tsu.“ Etwas irritiert blinzelte er seinen Freund an, dessen Gefühlsausbruch war so unerwartet, dass er gar nicht wusste, wie er reagieren sollte, aber schlussendlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Ich liebe dich auch, Hazu.“ Damit hatte er sich eigentlich wieder von seinem Freund lösen wollen, hob jedoch überrascht eine Augenbraue als Hazuki keine Anstalten machte, ihn gehen zu lassen, sondern stattdessen nach seiner Hand griff und auf die Knie sank. Es dauerte bis ihm wirklich bewusst wurde was passierte und er spürte, wie er begann zu zittern. Ob das hier doch alles nur ein Traum war? „Tsuzuku, du bist das Beste, was mir passiert ist im Leben. Ich weiß, dass wir unsere Höhen und Tiefen hatten und unsere Beziehung nicht perfekt ist. Aber ich schwöre bei meinem Leben, dass ich an deiner Seite sein will, bis ich sterbe. Ich liebe dich so sehr, dass ich es nicht vernünftig in Worte fassen kann.“
 

Hazuki atmete tief durch und Tsuzuku musste schwer schlucken. Alles um ihn schien sich zu drehen, bevor die Welt mit einem Schlag still stand, als Hazuki eine kleine Schatulle aus der Tasche zog und ihm den darin enthaltenen Ring zeigte. „Tsu…Willst du mich heiraten?“ Die Worte hallten in seinem Kopf wieder, zogen Kreise, bis sie keinen Sinn mehr ergaben, während der Ring sich in seine Gedanken zu brennen versuchte. Schwarz an einer Stelle durchzogen von einer dünnen goldenen Linie, welche gegen Ende hin breiter wurde. Auf eine einzig artige Weise schlicht und doch wunderschön. Mit einem leisen Schluchzen sank Tsuzuku auf die Knie, sah zu Hazuki auf nachdem er es endlich geschafft hatte, den Blick vom Ring abzuwenden und erschauderte unter all der Liebe welche im Blick seines Freundes lag. „Ja…Ja ich will dich heiraten.“ Ein erneutes Schluchzen entkam ihm, gefolgt von einem leisen Lachen als Hazuki ihm behutsam den Handschuh auszog um ihm den Ring anzustecken. Dieser passte so perfekt, als hätte Hazuki die Größe abgemessen und er war sich beinahe schon sicher, dass sein Freund das getan hatte. „Oh Gott, Hazuki.“ Tsuzuku spürte kaum, wie ihm die Tränen über die Wangen zu laufen begannen und er hatte seinen Freund eng an sich gezogen um ihn verlangend küssen zu können. Mit so einer Überraschung hätte er niemals im Leben gerechnet. Wie lange sie zusammen um Schnee saßen und sich küssten, konnte er gar nicht mehr sagen, aber als sie zurück in der Wohnung waren, waren sie Beide bis auf die Knochen durchgefroren. Tsuzuku zitterte am ganzen Körper und Hazuki hatte ihn den Rückweg über tragen müssen, weil er viel zu sehr geschwankt hatte um selbst laufen zu können, aber das Lächeln auf seinen Lippen war nicht mehr weg zu bekommen.
 

Aus den halb gefrorenen Klamotten zu kommen, war ein Kraftakt an sich und als sie endlich nackt zusammen in der Badewanne lagen, fühlte sich Tsuzuku komplett erschlagen. Aber wenigstens hatte er endlich aufgehört zu zittern. „Weißt du…wir scheinen aus unseren Fehlern absolut nicht zu lernen.“ Tsuzuku blinzelte irritiert, jedoch hatte Hazuki dann auch schon weiter gesprochen und er hatte langsam die Augen geschlossen. „Wir sitzen bei dem schlimmsten Wetter immer viel zu lange draußen.“ Hazuki lachte leise, Tsuzuku stimmte ein und ließ langsam die Fingerspitzen über Hazukis Oberschenkel gleiten. Der Ring schien im Wasser zu funkeln und als Hazuki ihre Finger miteinander verschränkte, gähnte Tsuzuku leise auf. „Willst du mir sagen, dass das alles meine Schuld ist?!“ Von Hazuki kam ein Brummen, gefolgt von einem Biss in seinen Nacken welcher Tsuzuku heftig erschaudern ließ. „Hazu!“ Ein zweiter Biss folgte, dann ein dritter Biss, ab dem vierten Biss hatte er sich umgedreht und war auf Hazukis Schoß geklettert um die Finger in dessen Haaren zu vergraben und ihn verlangend zu küssen. Es war egal. Alles war egal, solange er diesen wunderbaren Mann in Zukunft an seiner Seite haben durfte. Nach dem Sex hatte Hazuki ihn ins Bett tragen müssen, weil er in der Badewanne eingeschlafen war und Tsuzuku blinzelte müde, während sein Liebster noch mal durch die Wohnung huschte um sicher zu gehen, dass die Lichter aus waren sowie Türen und Fenster verschlossen. Tsuzuku streckte seine Hand aus um den Ring erneut betrachten zu können und im nächsten Moment saß er leise fluchend senkrecht im Bett. Fuck. Er kam jedoch nicht dazu, aufzustehen, weil Hazuki auch schon ins Zimmer trat und er sah diesen beinahe panisch an.
 

„Hazu…Ich hab vergessen dir dein Geschenk zu geben! Das steht noch im Abstellraum! Du musst das heute noch auspacken!“ Hazuki hob nur eine Augenbraue bevor er die Schlafzimmertür hinter sich geschlossen hatte, sich aufs Bett sinken ließ und Tsuzuku starrte ihn höchst irritiert an. „Das ist mein Ernst, ich hab mir so große Mühe gegeben, Yusuke gefragt und mich extra noch mal beraten lassen…Wieso willst du deine neue Angel nicht auspacken?“ Es ergab für ihn einfach keinen Sinn und als Hazuki sich lachend neben ihn fallen ließ, zog Tsuzuku eine Schmollschnute. „Tsu. Liebling. Ich hab mir schon das beste Geschenk geangelt, das ich je hätte haben können. Dich. Ich pack dein Geschenk morgen aus, wenn du wach genug bist um das richtig mit zu bekommen, ja?“ Tsuzuku brummte leise, hatte schlussendlich jedoch genickt und sich in Hazukis Arme gekuschelt, kaum dass dieser es sich richtig unter der Bettdecke bequem gemacht hatte. Fast wäre er erneut eingeschlafen, schreckte jedoch hoch als ihm noch etwas bewusst wurde, dass er davor einfach so hingenommen hatte. „Hazuki? Wieso ist mein Ring eigentlich schwarz-gold?“ Die Antwort ließ so lange auf sich warten, dass er beinahe sicher war, dass sein Freund eingeschlafen war und er zuckte dementsprechend zusammen, bevor er ihre Finger miteinander verschränkt hatte und den Kopf auf Hazukis Schulter ablegte. „Du weißt, was Kintsugi ist, oder?“ „Ja. Dabei wird zerbrochene Keramik an den Bruchstellen mit Gold versehen und wieder zusammen geklebt.“ Hazuki gab einen zustimmenden Laut von sich, ließ die Finger durch Tsuzukus Haare gleiten und gähnte selbst leise auf. „Ein Verlobungsring ist immer ein Versprechen an sich, aber ich wollte sicher gehen, dass du weißt, egal was noch passiert, ich bin immer da um deine Bruchstücke zusammen zu fügen. Ich bin dein Gold für die Ewigkeit und ich werde dich zusammen halten, wenn dir die Kraft ausgeht. Ich werde dich fangen, wenn du fällst und du wirst nie wieder einsam sein. Ich liebe dich, Tsuzuku. Jetzt und für alle Ewigkeit.“ „Darf ich dann auch dein Gold sein, Hazuki?“ Jetzt war es an Tsuzuku zu gähnen und er bekam kaum die liebevollen Worte mit, welche sein Liebster ihm noch ins Ohr flüsterte, als er sich schon halb im Traumland befand. „Du warst schon immer mein Gold, Tsu. Und du wirst es auch immer sein.“



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Von:  EndlessRain
2023-01-09T20:23:40+00:00 09.01.2023 21:23
JKBASBKBJWQ!!!
Mein Herzilein!! T________________________T


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