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Neue (und alte) Abenteuer

Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen,

diese Extraszene ist tatsächlich schon ziemlich alt und war mal der ursprüngliche Epilog des dritten Parts, daher dachte ich, ich könnte ihn euch noch zeigen.

Liebe Grüße^^ Komplett anzeigen

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Extrakapitel 21 - Der frühe Morgen

Der frühe Morgen

 

Am Morgen nach dem letzten Epilog

 

-Mihawk-

„Lorenor, was tust du denn hier? Und dann auch noch um diese Uhrzeit?“

Offensichtlich überrascht, wandte Lorenor sich ihm zu.

„Was bist du schon auf?“, murmelte er. „Du bist doch erst vor ein paar Stunden ins Bett gegangen.“

Zweifelnd schloss Dulacre die Türe hinter sich. „Die Frage ist doch, bist du überhaupt ins Bett gegangen?“

Er mochte nicht, wie Lorenor sich anhörte, so nachdenklich, so in sich gekehrt. Nun zuckte der Jüngere mit den Schultern.

„Ich bin noch nicht müde. Um diese Zeit bin ich normalerweise eh immer noch auf.“

„Du hast wirklich einen ungesunden Lebensstil auf hoher See gepflegt.“ Gemächlich schritt er zum anderen hinüber, der am Fenster stand und in die Dunkelheit hinausstarrte.

„Es wird ungewohnt sein“, kam es nun schlussendlich doch noch über Lorenors Lippen. „Ich weiß, es ist an der Zeit - Ruffy selbst hat es gesagt – aber ich weiß nicht, ob ich schon bereit dafür bin.“

Es waren diese Momente, die ihn erinnern ließen, wie sehr Lorenor sich über die Jahre verändert hatte. Früher hätten sie in einer umständlichen Unterhaltung herausfiltern müssen, was ihn bedrückte. Nun wusste er es und nun sagte er es so ganz unverhohlen, wie er alles immer so direkt ausdrückte.

„Willst du mit ihnen weiterreisen?“, fragte Dulacre also die Frage, die ihn schon beim Aussprechen schmerzte. „Wenn du noch nicht bereit bist, dich hier nieder…“

„Das ist es nicht.“ Lorenor seufzte und wandte sich ihm dann vollends zu, die Arme verschränkt. „Du weißt, dass ich hier sein will.“

Er hatte es vermutet – gehofft! – aber sicher gewusst nie. Trotz all der Zeit, trotz all dem, was geschehen war, nahm er Lorenor nie als Selbstverständlichkeit hin, wohingegen dieser ihre Gefühle scheinbar nie anzweifelte.

Lange sahen sie einander an, als er versuchte zu verstehen, was in dem Jüngeren vorging.

„Du vermisst sie jetzt schon“, stellte er schließlich fest, „obwohl sie noch da sind. Obwohl sie gerade alle friedlich in den Gästezimmern schlummern.“

„Ja“, gestand Lorenor schamlos ein. „Obwohl ich weiß, dass sie noch ein paar Tage bleiben und obwohl ich weiß, dass weder die Fischmenscheninsel noch der East Blue weit weg sind, so… Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir je über so etwas Gedanken machen würde, oder dass es mir so schwerfallen würde.“

Dulacre stellte sich neben ihn ans Fenster und sah in die vertraute Dunkelheit hinaus. Am fernen Horizont zeugte ein schwaches Glimmen davon, dass irgendwann ein neuer Tag anbrechen würde.

„Habt ihr darüber gesprochen?“, fragte er, erinnerte sich an seine Zeit, nachdem er seine Crew aufgelöst und seine Untergebenen fortgeschickt hatte. Allerdings waren die Gefühle wohl anders gewesen, der Schmerz nicht bittersüß, sondern schlicht kalt.

„Oh ja“, schnaubte Lorenor verächtlich, „so viel. Die anderen reden so viel darüber, wie sie alle vermissen werden und was wir alles erlebt haben und dass wir in Kontakt bleiben und all der Kram.“

Lorenor bemühte sich offensichtlich, genervt zu klingen, aber er war schon immer ein schlechter Lügner gewesen. Also entgegnete Dulacre überhaupt nichts, sondern begutachtete den anderen einfach nur, der irgendwann den Blick abwandte.

„Hast du ihnen gesagt, dass du sie vermissen wirst?“

„Das wissen sie doch“, entgegnete er kurzangebunden, „und als würde das irgendetwas ändern.“

„Aber hast du es ihnen gesagt? Hast du es je ausgesprochen?“ Nun sah Lorenor ihn an, die Überraschung ins Gesicht geschrieben. „Glaub mir, wenn mein Alter und meine Beziehung zu dir mich eines gelehrt haben, dann, dass es manchmal das Beste ist, Dinge einfach anzusprechen, als sie mit sich selbst auszumachen.“

Darauf hob Lorenor nur eine Augenbraue an.

„Warum bist du wach?“, fragte er jedoch anstatt das zu sagen, was auch immer er dachte.

Dulacre schenkte ihm ein schiefes Schmunzeln.

„Ich schlafe nicht gut, wenn Fremde im Haus sind“, gestand er ein, „und deine Crew ist wirklich laut, selbst im Schlaf.“

Nun überraschte es ihn beinahe, als Lorenor ihn mit großem Auge anstarrte.

„Das wusste ich gar nicht“, murmelte er. „Unterwegs hast du nie…“

Er machte einen Schritt nach vorne und legte eine Hand an Lorenors Halsbeuge, was dieser geschehen ließ.

„Du warst immer eine Ausnahme, mein Wildfang, nicht nur, dass ich mit dir im Bett überhaupt schlafen kann, nein, mit dir bei mir stört es mich nicht mal, was um mich herum passiert. Mit dir an meiner Seite schlafe ich deutlich fester als alleine“, erklärte er unter einem warmen Lächeln, „außer natürlich, wenn du so laut schnarchst, als wolltest du die Erde erbeben lassen.“

Doch Lorenor lächelte nicht, sah ihn einfach nur an, als würde er etwas in Dulacres Blick suchen.

„Warum hast du mir das all die Jahre nicht gesagt?“, fragte er nach ein paar Sekunden, nicht vorwurfsvoll, fast schon zögerlich.

„Aus dem gleichen Grund, warum du ihnen jetzt nichts von deinen Gefühlen erzählen möchtest. Was hätte es geändert? Du hättest doch an der Situation nichts ändern können – nicht, dass ich gewollt hätte, dass du wegen so etwas Lächerlichem deinen Weg vernachlässigst – und dein schlechtes Gewissen hätte weder dir noch mir etwas gebracht.“ Nun legte er seine andere Hand auf die andere Halsbeuge des Jüngeren, strich mit den Daumen über die warme Haut. „Und es ist nicht so, als wäre es ein furchtbarer Zustand für mich gewesen. Die meisten Nächte schlafe ich gut und die Nächte in der zweifelhaften Gesellschaft deiner Crew, hatte ich dich meist an meiner Seite. Also gibt es nichts, worüber du dir Gedanken machen musst. Nur gerade, da habe ich dich vermisst, wobei ich davon ausgegangen war, dass du in deinem Zimmer schlafen würdest, aber nicht, dass du die ganze Nacht aufbleiben wolltest.“

Mit beiden Händen griff Lorenor seine Handgelenke, drückte sie einfach nur, nichts sonst; eine Geste, die Dulacre nicht wirklich einordnen konnte.

„Ich bin froh, endlich wieder auf Kuraigana zu sein“, sagte er dann klar, „ich habe die Zeit hier sehr vermisst. Ich habe dieses Leben hier vermisst… und dich.“

Wie konnte er solche Worte sagen, ohne dass seine Stimme die Sachlichkeit verlor, ohne einen Hauch von Zärtlichkeit? Aber genau deshalb waren seine Worte so bedeutsam, weil sie die simple Wahrheit waren, nicht mehr, nicht weniger.

„Aber jetzt, da ich endlich hier bin… wird es immer so sein? Kann ich nicht einfach beides haben? Warum muss ich mich denn immer entscheiden?“ Lorenor senkte den Blick. „Diese kindischen Gedanken gehen mir durch den Kopf, obwohl sie nichts ändern, obwohl ich es besser weiß. Bis auf Brook werden sie alle nicht weit weg sein – sofern er wirklich auf Dauer am Kap bleibt – und das Sargboot ist schnell, und Robin und Chopper bleiben hier, und so wie ich, so wollen sie doch alle jetzt Nachhause. Es ist richtig so, das weiß ich, und wir werden uns alle oft sehen, und irgendwann werden wir wieder die Segel setzen. Das weiß ich, aber dennoch…“

„Du vermisst sie.“

Er nickte.

„Das verstehe ich.“ Er lehnte seine Stirn gegen Lorenors, begegnete diesem tiefen Blick „Es wird besser werden, das verspreche ich dir. Aber es ist in Ordnung, wenn es jetzt schmerzt.“

Plötzlich ging die Türe hinter ihnen auf und verwirrt schauten sie auf. Ebenso verwirrt starrte der Smutje sie an, der seine Hand nach der Zigarettenschachtel ausgestreckt hatte, die am anderen Ende des Esstisches lag. Augenblicklich lief er puterrot an, als hätte er einen intimen Moment unterbrochen, was absolut der Wahrheit entsprach.

„Was seid ihr denn auf?“, murmelte er.

„Solltest du dich nicht lieber entschuldigen?“, entgegnete Dulacre, ließ von Lorenor ab und nickte ihm bedeutungsvoll zu. Dieser starrte ihn an und schüttelte energisch den Kopf. „Nun denn, ich werde mich noch etwas hinlegen. Lorenor, du solltest die Gelegenheit nutzen.“

Er nickte noch dem Smutje zu, der ihn fragend anstarrte, dann ging er, wissend, dass er nicht schlafen würde.

 

-Zorro-

„Was war das denn?“, murmelte der Koch, der nun hineinkam und nach seinen Zigaretten griff. „Hab ich da etwa einen kleinen Flirt unterbrochen.“

„Red doch nicht so einen Mist“, murrte er nur.

„Ach stimmt, ich vergaß, als würdet ihr zwei miteinander flirten.“ Der andere schenkte ihm ein fieses Grinsen, während er sich eine Zigarette ansteckte. „Was seid ihr denn überhaupt schon auf? Seid doch eigentlich beide keine Frühaufsteher.“

„Wer nicht ins Bett geht, muss auch nicht früh aufstehen“, entgegnete Zorro, ehe er wieder mit verschränkten Armen zum Fenster hinaussah.

„Wirst du nicht langsam zu alt dafür, dir die Nächte um die Ohren zu schlagen?“ Der Koch stellte sich neben ihn, es war offensichtlich, dass er zwischen den Zeilen gelesen hatte. „Na spuck‘s schon aus. Was für eine Gelegenheit sollst du nutzen? Mihawk lässt sowas doch mit Sicherheit nicht ohne Grund fallen.“

Zorro schwieg, zwischen ihnen nur der Qualm der Zigarette.

„Willst nicht drüber reden? Na, mir soll’s recht sein. Dann rauch ich hier jetzt einfach meine Zigarette und leg danach mit dem Frühstück los.“ Wieder war es still zwischen ihnen. „Ach komm schon, Marimo! Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist los?"

„Nichts ist los", murrte Zorro abwehrend. „Es ist nur…"

„Ja?"

Eigentlich hatte Zorro überhaupt keine Lust mit dem Koch darüber zu reden und dennoch suchte er nach den richtigen Worten.

„Kennst du dieses seltsame Gefühl?", murmelte er. „Als wären da zwei Welten und du irgendwie dazwischen, aber nie in beiden? Und dann stellst du dir vor, dass du nur die Tür zum Badezimmer öffnen brauchst und plötzlich ist da diese andere Welt auf der anderen Seite." Er schnaubte resigniert auf und rieb sich den Nacken. „Ach, was rede ich für einen Stuss. Es ergibt nicht wirklich Sinn und…"

„Manchmal…", fing der Koch langsam an, „lasse ich absichtlich beim Kochen die Türe auf, weil ich diese Stille beim Arbeiten einfach nicht gewohnt bin, selbst jetzt noch nicht. Wenn wir in einer Stadt sind und ich viel Zeit habe, wander ich durch die Gassen mit den Hinterausgängen der Restaurants, nur um die Hitze und die hitzigen Gespräche nochmal zu hören. Und wusstest du, dass ich in meinem Notizbuch eine Liste mit Sprüchen habe, die der Alte mir mal gedrückt hat? An ganz schlimmen Abenden trinke ich manchmal ein Glas Wein und ahme ihn nach, wie er mich immer angeschnauzt hat."

Zorro entgegnete nichts. Das alles hörte sich schon etwas seltsam an, auf der anderen Seite war wusste schon, wie er reagiert hätte, wenn er die kleine, weiße Teleschnecke nicht gehabt hätte.

„Ich weiß genau, was du mit dieser Tür meinst, und manchmal habe ich mich wirklich nach ihr gesehnt", meinte Sanji dann fast schon versöhnlich, „und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir bald eine Tür wünschen werde, die zurück in die Kombüse der Thousand Sunny führt. Wenn ich ganz ehrlich bin, so sehr ich mich auf das, was kommt, auch freue, ich… ich vermisse das Leben an Bord jetzt schon; inklusive dir, Moosbirne."

Wieder schwieg Zorro, wusste immer noch nicht, was dieses Gespräch bringen sollte. Langsam sah er zur Seite, begegnete dem Blick des anderen. „Hast du je darüber nachgedacht, nicht zu gehen und an Ruffys Seite zu bleiben?"

Er konnte sehen, dass diese Frage Sanji überraschte, ehe er mit dem Schatten eines Lächelns den Blick senkte.

„Ganz ehrlich?"

Zorro nickte.

„Bis Ruffy die Entscheidung fällte, hätte ich mir nicht eine Sekunde vorstellen können, von Bord zu gehen. Aber seitdem… es fühlt sich richtig an. Ich bin bereit und… es wird nicht für immer sein. Ja, ich werde es echt vermissen - ich hab jetzt schon Heimweh, ganz ehrlich - und vielleicht gab es zwischendurch mal diesen flüchtigen Gedanken, aber nein, ernsthaft habe ich nie drüber nachgedacht. "

Zorro sah in die Dunkelheit der Nacht vor ihnen, während die ersten dunkelblauen Baumwipfel den neuen Tag ankündigten.

„Aber du schon, oder?", fragte der Koch nach. „Wenn wir schonmal ehrlich sind… es fällt mir sehr schwer, mir vorzustellen, dass ihr getrennte Wege geht. Wir anderen kennen Ruffy ohne dich doch gar nicht. Hätte nie gedacht, dass… Wenn es nicht für Mihawk wäre, hätte diese Möglichkeit wohl nie im Raum gestanden, oder?"

Zorro entgegnete nichts. Der Koch hatte Recht. Wenn er dieses Leben hier nie kennengelernt hätte, nie dieses Zuhause kennengelernt hätte, dann hätte es nie zur Diskussion gestanden.

„Hat Ruffy dich gefragt? Hat er dich gefragt, ob du bleiben wirst?"

Diese Frage überraschte ihn. Dass Sanji überhaupt auf die Idee kam, überraschte ihn. Aber nach einer Sekunde wusste er warum. Das war vielleicht dieser Unterschied, den der Koch schon das ein oder andere Mal erwähnt hatte, abends oder spät nachts, bei zu viel Alkohol, etwas bedauernd, etwas neidisch, meistens genervt. Zorro wusste, dass Ruffy ihn das nie fragen würde. Ruffy hätte nie auch nur darüber nachgedacht, ihn zu bitten, an seiner Seite zu bleiben.

„Nein", antwortete er schließlich, merkte diese leise Spannung in sich, „und wenn, dann würde ich es nicht tun. Dann würde ich gehen und nicht zurückblicken."

„Was?" Der andere klang fast erschrocken. „Das war aber jetzt unnötig harsch von dir."

Er verstand es also wirklich nicht.

Zorro neigte leicht den Kopf und verschränkte die Arme, überlegte, wie er dem Koch verständlich machen konnte, dass es nicht unnötig harsch gemeint war.

„Wenn Ruffy mir befehlen würde, ihm zu folgen, würde ich mich von ihm abwenden", erklärte er kalt. „Wenn Dulacre mich manipulieren würde, zu bleiben, dann würde ich gehen. Aber weder Ruffy noch Dulacre würden je auf die Idee kommen, das zu tun. Also bleibt es meine Entscheidung."

Der Koch sah ihn an, als hätte er Kopfschmerzen, entgegnete jedoch nichts. Nach einigen Sekunden nickte er langsam.

„Ja, das sind die Momente, wenn du einfach keinen Sinn machst", seufzte er, ehe er stockte. „Ach so", murmelte er und senkte den Blick. „Egal ob Kapitän oder Partner, du lässt dir von niemandem eine Entscheidung aufzwingen, und wenn sie es versuchen sollten, dann…"

Zorro nickte: „Dann gäbe es für mich keinen Grund mehr zu bleiben."

Erneut seufzte der Koch: „So hart. Damit machst du es dir doch nur noch schwerer."

Ja, damit hatte er Recht. Es gab keine magische Tür, welche die Welten verband, nichts weiter als ein kindlicher Wunsch. Und diese Welten waren zu verschieden, als dass man sie einfach verbinden könnte. Ruffy, der das Abenteuer liebte, jeder Tag aufregend, neu, voller Überraschungen, fremde Menschen, Freunde und Weggefährten. Dulacre, der die Beständigkeit bevorzugte, feste Tagesabläufe, routiniert mit schönen Momenten des Alltags, enge Vertraute, ab und an ein paar alte Feinde und neue Herausforderer. Es war unmöglich diese Welten zu verbinden, es gab nichts, was sie einte.

Fast nichts.

„Als ich auf Sasaki war, habe ich oft an euch gedacht", gestand Zorro dann ruhig, „und als wir dann zusammen in See stachen, hätte ich Dulacre am liebsten sofort angerufen. Du hast Recht, manchmal ist es schwierig, manchmal tut es auch weh. Aber das macht mir nichts aus. Ich war immer schon bereit, den schwierigen Weg zu nehmen und Schmerzen machen mir keine Angst. Am Ende ist es das trotzdem wert."

„Man, klingst du gruselig gerade", murrte der Koch. „Hab es noch nie gemacht, wenn du dich plötzlich gebildet anhörst."

„Ach, leck mich doch."

„Und auf die Gefahr hin, dass du gleich noch mehr wie eine schlechte Kopie von Mihawk klingst, was meinst du damit? Was ist das alles wert?"

Fast schon überrascht sah er den Koch an.

„Tage wie heute", antwortete er schlicht, „wenn ich es schaffe, beide Welten für einen kurzen Moment zu vereinen. Ich entscheide mich, nicht zu wählen. Nicht, weil ich mich nicht entscheiden kann, sondern weil ich es nicht will. Ich will alles haben und dafür nehme ich das bisschen Schmerz in Kauf."

Er wandte sich wieder der Dunkelheit zu, dunkles Rot glitt langsam über die Baumwipfel. Der Tag war nahe. Leise lachte der andere auf.

„Das ist also deine Lösung? Stoisch beide Türen festhalten und eine Flurparty veranstalten?“

Zorro schmunzelte. „Wir waren schon immer gut im Partyschmeißen, nicht?“

„Aye.“ Der Koch seufzte. „Wenn ich ehrlich bin, beneide ich dich ein bisschen.“

Mit hochgezogener Augenbraue sah Zorro zu ihm hinüber, doch nun hielt der andere den kommenden Morgen im Blick.

„Mag sein, dass es nicht immer leicht ist, aber irgendwie hast du doch vieles richtig gemacht, oder? Ich weiß zwar nicht wirklich, wie das überhaupt klappt, aber du scheinst glücklich zu sein, mit ihm, und jetzt noch Roshan, sie himmelt dich regelrecht an – von Ray mal ganz zu schweigen – könntest es echt schlechter getroffen haben, was?“

Leichtfertig nickte Zorro. „Tja, vielleicht hatte ich einfach nur viel Glück.“

„Und wenn dir das alles noch nicht reicht, hast du noch eine Crew, die nur auf den Anruf wartet, und Ruffy.“

„Und Ruffy“, stimmte Zorro zu. Kurz sah er auf, Richtung Steinwand, als hätte ihm jemand geantwortet. „Echt seltsam, dass ausgerechnet der Vollidiot unseres Käpt’ns es ruhiger angehen lassen will. Ich wette, spätestens nächsten Monat steht er vor der Tür, in einem Fass angespült.“

Der Koch lachte leise: „Das Schlimme ist, ich weiß gar nicht, ob du es befürchtest, oder vielleicht sogar drauf hoffst.“

Ja, darauf hatte auch Zorro keine Antwort.

„Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich mich darauf freue, wenn alles etwas ruhiger wird“, meinte der andere und streckte sich. „Ich glaube, langsam bin ich zu alt für jeden Tag ein neues Abenteuer.“

Auch da hatte Zorro keine Antwort drauf. Ja, er freute sich auf die Beständigkeit Kuraiganas, aber nein, er fühlte sich nicht zu alt für Abenteuer, nicht, an der Seite seines Kapitäns.

„Ich werde es vermissen“, murmelte er nachdenklich. „Alles, die Abenteuer, die fremden Orte, die Tage auf See, selbst diese dämlichen Gespräche mit dir, Kringelbraue.“ Er seufzte leise. „Ich freue mich auf mein Leben hier, aber ich werde das alles vermissen, euch alle.“

Die ersten Sonnenstrahlen brachen über die Baumwipfel herein.

„Ich weiß“, antwortete der Koch warm. „Wir alle wissen das.“

Zorro nickte nur, dann klopfte der andere ihm kräftig auf die Schulter.

„Aber es tut gut, dich das sagen zu hören.“

Überrascht sah er den anderen an, der ihn breit angrinste.

„Was? Manchmal vergisst du, dass wir anderen dir nicht in den Kopf gucken können. Du und Ruffy, ihr versteht euch blind, taub, stumm, was auch immer. Vermutlich kriegt der eine von euch Nasenbluten, weil der andere sich auf der anderen Seite der Welt in einer Bar prügelt. Aber mit dem Rest von uns musst du halt reden, ob du willst oder nicht, wenn du sichergehen willst, dass wir wissen, was in dir vorgeht.“

Nun schnaubte Zorro auf und winkte ab. „Ach komm schon, was machen wir hier denn gerade?“

„Hat ja auch nur eine halbe Ewigkeit gebraucht.“ Der Koch wandte sich um. „Naja, ich muss mal langsam loslegen. Willst du mitkommen?“ Er blieb stehen und sah Zorro fragend an. „Ist doch dein Heim, oder? Hilfst du mir in der Küche?“

„Tze, du weißt genau, dass weder Dulacre noch Perona mich in die Küche lassen“, murrte er, folgte dem anderen jedoch.

„Ach, keine Sorge, Marimo, ich pass schon auf, dass du den Herd nicht nochmal in die Luft jagst.“

Er entgegnete nichts.

„Sag mal, Zorro, du hast doch ein Ohr auf ihn, oder?“

Kurz sah er auf, dann nickte er: „Immer.“

„Mhm“, machte der Koch dieses seltsame Geräusch, wie jedes Mal, wenn sie darüber sprachen. „Kannst du mir was versprechen? Kannst du mir Bescheid geben, wenn was passiert?“

„Nein. Ich mache keine Versprechen, die ich nicht beabsichtigte zu halten“, murrte er kühl, während der Koch bereits entrüstet den Mund öffnete: „Aber ich werde Robin und Dulacre sagen, dass sie dich informieren sollen, wenn ich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abhaue. Dulacre wird mit Sicherheit seinen Spaß daran finden, dich unnötig wie ein unliebsames Kindermädchen durch die Gegend zu jagen.“

Der andere schnaubte auf.

„Du könntest ja auch Robin und Chopper einfach mitnehmen?“

„Seien wir realistisch, Koch. Sollte ich es machen? Wahrscheinlich. Werde ich es machen? Wahrscheinlich nicht.“

„Bist halt genauso ein Vollidiot wie unser Kapitän. Kannst es nur besser verbergen.“

„Aber nicht ganz so gut wie du.“

Sie sahen einander an.

„Heute ist der Tag“, sagte der Koch dann, „heute ist der Tag, an dem die Crew sich auflösen wird.“

„Schwachsinn“, widersprach Zorro grob und trat in die Küche. „Ob du willst oder nicht, egal wo wir auf der Welt sind, wir sind so lange Mitglieder dieser Crew, bis der Kapitän es anders entscheidet. Also machen wir jetzt alle für ein paar Jahre unser eigenes Ding und dann geht es wieder gemeinsam auf hohe See.“

Ein tiefes Aufatmen ließ ihn innehalten. Er wandte sich um. Der Koch hatte die Augen geschlossen, zusammengekniffen, und dann zeigte er ein beinahe schmerzhaftes Lächeln.

„Danke“, flüsterte er und nickte, Tränen in den Augen. „Danke, Zorro.“

Wieder war es einer dieser Momente, die er nicht ganz verstand, aber auch nicht verstehen musste.

„Also? Was soll ich tun?“

„Reis kochen, kriegst du das hin?“

„Wir werden sehen.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: RuffysKreationen
2023-07-30T08:40:24+00:00 30.07.2023 10:40
Das ist auf jeden Fall auch ein toller Epilog!
Das Gespräch zwischen Zorro und Sanji, das endlich mal stattgefunden hat, wären ein perfekter Abschluss :)
Antwort von:  Sharry
12.08.2023 11:01
Danke dir^^
Ja, ich mag es auch. Ist ganz nett, wenn die zwei sich mal nicht die Köpfe einschlagen ;-)


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