Zum Inhalt der Seite

Neue (und alte) Abenteuer

Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

heute gibt es eine kleine Besonderheit. Wie ihr sehen könnt, gibt es zwei Kapitel. Es ist die gleiche Szene, geschrieben aus zwei Perspektiven, cause, why not^^' Die Reihenfolge könnt ihr beliebig wählen (ich hab jetzt einfach nach Alphabet gepostet) und ich hoffe, ihr habt damit euren Spaß ;-)

Liebe Grüße Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Extrakapitel 10 - Das erste Mal - Mihawk

Das erste Mal

 

-Mihawk-

Tief atmete er aus. Eine innere Ruhe erfüllte ihn, die so widersprüchlich zu all den Gedanken in seinem Kopf war, die so widersprüchlich zu all der Energie in seinem Körper war.

So lange hatte er auf diesen Moment gewartet, konnte spüren, wie unaufhaltsam die Gier in ihm war. Sobald er ihr nachgeben würde, würde er sie nicht mehr kontrollieren können, das wusste er. Die stille Hoffnung, dass sein leidvolles Training mit dem roten Shanks ihm wirklich seine absolute Kontrolle zurückgebracht hatte, wollte er nicht zu groß werden lassen. Er hatte es oft überprüft und dennoch würde erst die nahe Zukunft zeigen, ob Dulacre wirklich das hatte zurückerlangen können, was er vor über 30 Jahren verloren hatte.

Aber all das war einerlei. Ganz gleich, ob er sich kontrollieren können würde oder nicht, heute würde er seiner Gier zum ersten Mal in so vielen Jahren nachgeben, und er freute sich darauf, bei Gott, was freute er sich darauf! Es kostete so viel Energie und Anspannung, dieser Vorfreude, dieser Lust nicht nachzugeben, aber noch konnte er es nicht. Er musste sich zusammenreißen!

Denn wenn er das nicht tun würde, dann… er schloss seine Augen einen Moment, fuhr mit seiner Zunge seine Zähne entlang, doch der süße Schmerz, wenn die Zahnkronen ins Fleisch schnitten, reichte dieses Mal nicht aus.

Es war vergebens, ganz gleich, was Dulacre befürchtete, er wusste, dass er sich nicht würde zurückhalten können; er wollte sich nicht zurückhalten. Als Schwertkämpfer und schlicht als er selbst, wollte er den kommenden Kampf mit all seiner Kraft, all seiner Grausamkeit, all seinem Sein führen, ganz gleich des Preises, ganz gleich, was es kosten würde. Zu lange hatte er warten müssen, zu lange hatte er sich gedulden müssen, auf diesen Kampf warten müssen. Zu oft hatte er seine Gier die vergangenen Jahre herunterschlucken müssen, sich die Freude des Kampfes verwehren müssen.

Dulacre war am Ende seiner Geduld angekommen und heute, wenn er endlich die Möglichkeit bekommen würde, so zu kämpfen, wie er es Jahrzehnte nicht – vielleicht noch nie – hatte tun können, dann würde er sich nicht zurückhalten können, zurückhalten wollen. Heute würde endlich seine Maske fallen, nein, nicht fallen, ungewollt am Boden zerbersten. Er würde sie abnehmen, zu Boden werfen, zertreten. Heute, nach so langer Zeit, durfte Dulacre endlich zeigen, wer er war, was er war, denn endlich gab es jemand, der ihn herausforderte und der hoffentlich auch eine Herausforderung darstellen würde.

Er sah auf.

Bedachtsamen Schrittes kam Lorenor auf ihn zu. Sein ganzer Körper pulsierte unter einer Energie, die Dulacre eine Gänsehaut über den Rücken jagte, und dennoch war sein Blick absolut ruhig.

„Da bist du ja endlich, Lorenor“, grüßte er seinen Herausforderer, der ihn noch einen Moment so unglaublich ruhig ansah, ehe er Dulacre endlich dieses gemeine Grinsen schenkte, welches er am Jüngeren doch so mochte.

„Habe ich dich etwa lange warten lassen?“, fragte er mit einer Dreistigkeit, während er seinen Kopf von einer Seite zur anderen dehnte, bis Knochen knackten. Alles an ihm strahlte Stärke und Selbstbewusstsein aus, dennoch wirkte er alles andere als überheblich. Alles an ihm wirkte… perfekt, er war der perfekte Herausforderer.

„Viel zu lange“, entgegnete Dulacre leise, spürte wie schwer es ihm fiel, sich zurückzuhalten, er wollte endlich kämpfen, „über 20 Jahre habe ich auf diesen Tag hier gewartet.“

Nun lachte Lorenor beinahe auf: „Na, so lange hab ich jetzt aber auch nicht gebraucht, um mich fertig zu machen.“

Einen Moment sahen sie einander nur ruhig an, dann stieß Dulacre sich von seinem Stein ab und neigte leicht den Kopf. Die Gier in ihm war so groß, sie mussten den Kampf bald beginnen, er konnte nicht noch länger warten.

„Ich würde es bevorzugen, wenn wir direkt zur Tat schreiten und das spielerische Geplänkel einfach überspringen“, sprach er aus, doch so sehr er sich auf diesen Kampf auch freute, ihn ersehnte, wie kaum etwas Anderes, so sehr fürchtete er auch, was er mit sich bringen würde.

„Du sprichst mir aus der Seele, lass uns direkt ernst machen!“ Lorenor klang beinahe wie ein kleiner Junge, der seinen allerersten Kampf bestreiten würde. Nun ja, in gewisser Art und Weise stimmte das ja auch. Es würde das erste Mal sein, dass Lorenor einen solchen Kampf bestreiten würde und… vielleicht galt das ja auch für Dulacre.

Während Lorenor einfach seinen hässlichen grünen Mantel hinunterriss und zu Boden warf, nahm Dulacre sich Zeit, seine Sachen geordnet hinter sich auf den Stein zu legen. Es war ein seltsames Gefühl, auf der einen Seite erwartete er diesen Kampf, wie nichts zuvor, doch auf der anderen Seite fürchtete er auch, was er für Folgen haben würde.

Er fürchtete sich davor, was geschehen würde, wenn Lorenor ihn wirklich wahrhaftig sehen würde. Natürlich hatte Jiroushin Recht, Lorenor war stark, er war mutig, und wenn einer Dulacre sehen konnte, ohne ihn zu fürchten, dann war es wohl Lorenor. Aber was war, wenn selbst er sich vor Dulacre fürchten würde?

Die Antwort darauf war denkbar einfach. In einem solchen Fall würde er damit leben lernen müssen, dass sein Sozius ihn fürchten und vielleicht sogar verlassen würde. Vielleicht hatte er Glück und Lorenor würde zumindest den erneuten Kampf mit ihm suchen – wenn er denn diesen Kampf überleben würde – doch selbst wenn nicht, alles, was Dulacre je von Lorenor erwartet hatte, war Ehrlichkeit; Ehrlichkeit und dieser eine Kampf, zu dem Lorenor ihn schon vor Jahren herausgefordert hatte, als er noch nicht mehr gewesen war als ein schwacher Junge aus dem East Blue.

Es stimmte, Dulacre hatte große Angst davor, dass Lorenor ihn fürchten lernen würde, wenn dieser sein wahres Ich sehen würde, gleichzeitig wusste er, dass diese Angst ihn nicht aufhalten konnte. Er war nun mal ein Schwertkämpfer, es floss durch sein Blut, formte seinen Körper, erfüllte seine Seele.

Ganz gleich, wie sehr er Lorenor liebte und wie wenig er ihn verlieren konnte, diese Angst würde ihn nicht lähmen, konnte ihn nicht mal beeinflussen, geschweige denn aufhalten. Denn auch das forderte seine Liebe und seinen Respekt für Lorenor als Partner und als Schwertkämpfer. Aber das forderte er auch von sich selbst für sich selbst. Wenn Dulacre sich zurückhalten würde, diesen Kampf nicht ernstnehmen würde, sein wahres Ich nicht zeigen würde, was für ein Schwertkämpfer wäre er dann?

Er wollte gegen Lorenor kämpfen, er wollte ihn besiegen, ganz gleich, was das für Folgen haben würde, selbst wenn es Lorenors Tod bedeuten sollte, und er wusste, dass Lorenor diese Gefühle verstand, schließlich waren sie beide Schwertkämpfer.

Und dennoch… er fürchtete das Leben danach, nach diesem Kampf, nach diesem Moment, wenn Lorenor sein wahres Ich sehen würde. Aber vielleicht ersehnte er es auch ein bisschen, während er seinen Hut auf das Hemd legte und seine Gier ihn anflehte, doch endlich die Ketten zu sprengen. Ganz gleich, was nach diesem Kampf geschehen würde, nach so vielen Jahren durfte er endlich noch einmal richtig kämpfen.

 „Dulacre?“ Lorenor klang ernst, doch er hatte auch etwas Warnendes in der Stimme, als ob er Dulacres inneren Kampf wahrnehmen konnte.

„Ja?“ Er konzentrierte sich auf seinen Hut, den er immer noch auf das Hemd drückte, doch aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie das Haki um seinen ehemaligen Schüler herum nur so vibrierte vor Energie; er war bereit.

„Du weißt, was du mir versprochen hast?“, erinnerte Lorenor ihn mit einem Knurren, während er sich mit höchster Präzision sein Tuch um den Kopf band. „Kein Zurückhalten, kein Verstellen, keine Maske.“

Einen Moment erstarrte Dulacre. Jetzt würde es also beginnen. Wieder einmal forderte Lorenor ihn heraus, zu mehr als nur einem Kampf. So oft schon hatte er Dulacre aufgefordert, sich nicht zu verstellen, ehrlich zu sein, sich nicht zurückzuhalten, und endlich, endlich, konnte Dulacre diesem Verlangen Folge leisten. Er hoffte nur, dass Lorenor dieser Herausforderung auch gewachsen war, dieses Verlangen auch genießen konnte, diese Forderung nicht bereuen würde.

„Wie du wünschst.“

Dulacre schloss seine Augen und erlaubte den Ketten zu bersten.

Es war, als würde ein jahrtausendealtes Gewicht von seinen Schultern fallen und endlich konnte er wieder frei atmen, seinen Körper richtig bewegen. Als wäre er aus den Tiefen des Ozeanes aufgetaucht, konnte er die Welt wieder so deutlich hören, wie er es für Jahre nicht gekannt hatte, als er sich endlich erlaubte, seine Kraft voll zu entfalten.

Und dann sah er Lorenor an.

Er wusste nicht, was er erwartet hatte – auch wenn er genau wusste, was er befürchtete – aber wieder einmal konnte er Lorenors durchdringenden Blick nicht deuten, der sich so anfühlte, als ob der andere ihm direkt in die Seele stierte. Aber dann war da eine Spannung, die durch Lorenors Körper fuhr, als er es wohl bemerkte, als er Dulacres wahres Sein wohl endlich sah.

„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er ihn und es war wirklich eine Frage, die er sich stellte.

Lorenor hatte es immer gewollt, immer von ihm gefordert, hatte immer hinter Dulacres Maske sehen wollen. Und manches Mal war es ihm gelungen, für Momente, wenn Dulacre unachtsam gewesen war oder wenn er Lorenor unterschätzt hatte. Aber nun versteckte er sich nicht länger und oh, was für eine Anspannung. War es das, was Lorenor erwartet hatte? Was es mehr? War er mehr? War es zu viel? War er zu viel? Wie viel konnte Lorenor aushalten? Wie viel konnte er ertragen? Wie viel von Dulacre wollte er?

Sein Herausforderer zog seine Schwerter und ging in Position. Es war schon beeindruckend. Für den unwissenden Zuschauer mochte es wirken, als ob Lorenor genau dieselbe Position einnahm wie damals, als er Dulacre das erste Mal herausgefordert hatte. Aber Dulacre hatte seine Schwächen ausgebessert, all diese Feinheiten in jene Haltung eingearbeitet und mittlerweile hatte Lorenor sie perfektioniert; es gab schlicht keine Lücke mehr in seiner Defensive.

Dulacre tat es ihm gleich, erlaubte seiner Kraft, frei zu fließen, während er Yoru zog und zu Boden richtete. So stand er da und hieß Lorenor willkommen, in der Welt der Schwertkämpfer.

Doch dieser starrte ihn nur an, als hätte es ihm die Sprache verschlagen. Hatte er etwa doch Angst bekommen? Nun denn, dann sollte es wohl so sein. Dulacre hoffte nur, dass er ihm zumindest einen interessanten Kampf bieten würde, und er hoffte, dass er seinen geliebten kleinen Wildfang am Leben lassen konnte. Es war schon in Ordnung, zumindest konnte er endlich seine Fesseln abstreifen, zumindest für diesen Moment, schon jetzt hatte Lorneor ihm mehr gegeben, als er je zu hoffen gewagt hatte.

Wenn er denn nur den Kampf endlich eröffnen würde.

„Was ist denn, Lorenor? Willst du mich nicht angreifen? Oder wartest du wirklich darauf, dass ich den ersten Schritt mache?“ Vielleicht musste es so sein, vielleicht musste es so zwischen ihnen sein, dass Dulacre immer als Erster das Wort ergriff, wenn Lorenor erstarrte. Das war in Ordnung, es war schon in Ordnung, zumindest würde er jetzt endlich kämpfen können.

„Dulacre.“

„Ja?“

Würde er nun vom Kampf zurücktreten? Nein, selbst, wenn er sich fürchten wollte, war dies hier Lorenors großer Traum, er würde nicht zurückweichen, selbst, wenn er es mit der Angst zutun bekommen hatte. Aber vielleicht konnte er nicht mehr bieten, ihm nicht mehr bieten als diesen Kampf. Dieser Kampf auf den Dulacre sich mehr als alles freute. Ganz gleich was passieren würde, Dulacre war glücklich, selbst, wenn es nur dieses eine Mal sein sollte.

Für diesen Kampf war er bereit, alles, selbst Lorenor, zu verlieren.

„Ich liebe dich.“

Oh.

Es musste ein Missver… Nein, Lorenor meinte es ernst. Er sah Dulacre einfach nur an, so wie er ihn immer ansah, während die Energien um sie herum pulsierten. Ausgerechnet jetzt sagte er solche Worte, die für ihn doch keinerlei… ach so, er… er verstand nun die Bedeutung. Die Bedeutung dieser drei so simplen Worte.

Dulacre schloss seine Augen und senkte den Kopf.

Er hatte befürchtet, fast schon erwartet, dass selbst Lorenor vor ihm zurückweichen würde – ihn schlussendlich doch fürchten würde – wenn er Dulacres wahres Wesen sehen würde. Und ausgerechnet jetzt, ausgerechnet jetzt…

Fast schon zitternd holte er Luft, dann sah er Lorenor wieder an, seinen Lorenor, seinen Verfolger, seinen ehemaligen Schüler, seinen Rivalen, seinen Freund, seinen Herausforderer, seinen Sozius, seinen Gegner.

Wie Feuer brannte das Blut in seinen Adern, als hätten Lorenors Worte – drei doch so simple Worte – die Mauern des Schlosshofes bersten lassen und endlich, endlich war Dulacre wirklich frei.

Ganz langsam nickte er.

Und Lorenor griff an.

 

 

 



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück