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Neue (und alte) Abenteuer

Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben
von

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Extrakapitel - Erste Version

Erste Version der Geschichte

In dieser Version findet Mihawk in der Nacht, in der die G6 gefallen ist, ein Kind im Wald, welches sich an nichts erinnern kann.

Zwei Tage später - Auf dem Markt von Sasaki, Mihawks Heimatinsel

 

-Mihawk-

„Warum sind alle so aufgebracht?“

Überrascht sah er hinab. Er hatte nicht damit gerechnet, dass seine sonst so schweigsame Begleitung doch den Mund aufmachen konnte.

„Der Brunnen ist defekt“, erklärte er ruhig und nickte zur Marktmitte hinüber. „Für ein verschlafenes Völkchen, wie dieses hier, ist so etwas ein kleiner Weltuntergang.“

„Mhm“, stimmte das Mädchen ihm nur zu und beobachtete mit großen Augen den Trubel um sie herum, während sie den Marktplatz entlangschritten. Doch im nächsten Moment lag dieser durchdringende Blick, der nicht zu diesem kindlichen Gesicht passen wollte, auf ihm. Aber was auch immer seine Begleitung dachte, sie sprach es nicht aus, sondern sah wieder auf den Weg vor ihnen.

Sie war ein seltsames Geschöpf, manche Sekunde schien sie naiv und unwissend, als wäre mit ihrer Erinnerung auch ihre gesamte Erfahrung über das Leben verschollen gegangen, und dann gab es diese anderen Momente, wenn sie ihn so ansah, als könnte sie in seine Seele schauen.

Noch eine Sekunde länger betrachtete Dulacre sein unfreiwilliges Mündel, dann wandte auch er seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne, als ein großgewachsener Mann in Marineuniform eiligen Schrittes auf sie zu kam.

„Dulacre“, grüßte er ihn dünnlippig.

„Jiroushin“, entgegnete er und nahm den dargebotenen Unterarm in einen festen Griff, ehe er sich seiner Begleitung zuwandte, die den Soldaten beinahe schon misstrauisch begutachtete. „Loreen, dies ist mein alter Freund, Jiroushin. Jiroushin, Loreen.“

„Guten Tag, es freut mich, Sie kennen zu lernen, junge Dame“, bemerkte Jiroushin und verbeugte sich knapp. Das Mädchen hingegen bewegte sich nicht, sondern sah ihn weiterhin mit diesen kindlich großen Augen ernst an.

Dulacre seufzte.

„Es ist unhöflich, so zu starren, Loreen“, murrte er, „also verbeuge dich und begrüße ihn.“

Einen langen Moment sah sie ihn an und wieder mal wusste er diesen Blick nicht zu deuten. Dieses Kind war wirklich eigenartig, kannte die einfachsten Gepflogenheiten nicht. Dann sah sie den Soldaten wieder an und langsam senkte sie den Kopf.

„Guten Tag.“

Nichts an ihrer Verbeugung erinnerte an eine junge Dame, keine Eleganz oder Anmut, nun ja, schließlich war sie auch noch viel zu jung für eine Dame. Aber auch Schüchternheit oder Unsicherheit, die man bei einem Kind vielleicht erwarten könnte, fehlten. Der schmale Körper strahlte eine Anspannung aus, die Dulacre nur von hervorragenden Kämpfern kannte und ihr Rücken war so gerade, wie der eines Soldaten, als sie sich wieder aufrichtete.

Gleichwohl war sie doch alles andere als eine Kriegerin, mit diesem weichen, zerbrechlichen Körper und diesem ruhigen, sanften Gemüt.

„Ich werde etwas mit Jiroushin besprechen müssen und möchte dich darum bitten, in der Zeit die Dinge einzukaufen, die auf Kanans Liste stehen.“ Er reichte dem Mädchen den Korb, den er bisher getragen hatte. „Aber ich möchte, dass du in der Nähe bleibst. Geh mir nicht verloren, verstehst du?“

Für einen Augenblick begegnete sie nur ruhig seinem Blick, dann nickte sie und nahm den Korb entgegen. Im nächsten Atemzug drehte sie sich einfach um und ging, zog bereits die Liste aus dem Korb hervor, und wandte sich nicht einmal um. Sie war wirklich ein eigenartiges Kind.

„Das ist es also“, murmelte Jiroushin neben ihm. „Das seltsame Kind, welches du von deinen Reisen mitgebracht hast. Weißt du, dass bereits gemunkelt wird, sie sei dein eigen Fleisch und Blut?“

„Ich habe sie nicht mitgebracht“, entgegnete Dulacre, ignorierte den spitzen Kommentar, und bedeutete seinem ehemaligen Crewmitglied, ihm zu einem Café zu folgen, „ich habe sie hier am Abend meiner Ankunft gefunden.“

„Sie ist ein seltsames Kind“, wiederholte der andere missbilligend und ließ sich Dulacre gegenüber nieder, „irgendwie wirkt sie unglaublich abwesend auf der einen Seite und hochkonzentriert auf der anderen. Als wäre sie ein Hai in einem Aquarium oder ein Raubtier hinter Glas.“

Als der Kellner kam, bestellten sie; Kaffee für Dulacre, grünen Tee für Jiroushin.

„Warum hast du dich dieses Kindes angenommen, Dulacre?“, fragte der andere dann direkt und sah ihn kalt an. „Wenn es keine Familie hat, bring es in ein Heim oder gib es in Kanans Verantwortung. Wir beide wissen, dass du kein Interesse daran hast, ein Mündel aufzunehmen, und du eignest dich auch nicht dazu, ein Kind zu erziehen. Dieses Kind unter deine Fittiche zu nehmen, wird weder ihr noch dir zugute kommen.“

„Denkst du, dass sie mit ihrer Art irgendwo Anschluss finden würde?“

Sie sahen einander an.

„Was interessiert es mich? Sie ist hübsch anzusehen und scheint folgsam und ruhig, vielleicht etwas wenig erzogen. Sie wird schon überleben.“ Dann neigte der Soldat den Kopf und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an, während sie ihre Bestellungen entgegennahmen. „Aber seit wann interessiert dich so etwas, Dulacre? Sag bloß, du fühlst dich verantwortlich für ein dahergelaufenes Balg? Wann bist du denn nur so weich geworden, Kapitän?“

Unbeeindruckt hielt Dulacre dem Blick des anderen stand.

„Ich habe meine Gründe“, erklärte er nur und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sein Mündel sich an einem Stand genauso verbeugte, wie er ihr vor wenigen Minuten erst erklärt hatte und dann mit der Verkäuferin sprach, „und ich bin schon lange nicht mehr dein Kapitän."

„Deine Gründe also“, wiederholte Jiroushin zweifelnd und ließ vier Tropfen Milch in seinen Tee fallen, ehe er mit den Schultern zuckte. „Nun ja, was auch immer du damit bezweckst, wir beide wissen, dass sie dich nur für ein paar Tage wird unterhalten können und du danach einsehen wirst, was für eine Albernheit dies ist.“

Dulacre entgegnete nichts, sondern beobachtete, wie sie sich von der Verkäuferin verabschiedete. Diese rief ihr etwas nach und plötzlich war es da, dieses Lächeln, so ehrlich und rein, wie Dulacre es noch nie bei einer Person gesehen hatte, mit Ausnahme vielleicht wenn er an den Roten und den Jungen mit dem Strohhut dachte.

Dies erinnerte ihn allerdings auch daran, warum er gerade hier war.

„Hast du sie dabei?“, fragte er daher und sah den Soldaten an.

„Meinst du, ich trage diese hässliche Tasche als Statement mit mir herum?“, entgegnete Jiroushin nur und warf die schwarze Tragetasche auf den Tisch. „Die Informationen sind derzeit allerdings noch unvollständig. Keiner hätte damit gerechnet, dass so etwas geschehen würde.“

„Mhm“, antwortete Dulacre nur und zog eine der Akten hervor. Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, dann entschied er, dass er seiner Intuition folgen musste.

„Sag mal, Dulacre“, meinte der andere und nippte an seinem Tee, „der Pirat, der gestorben ist, dieser Lorenor Zorro, war er nicht dieser Bengel aus dem East Blue, den du verschont hattest?“

Ohne aufzusehen, nickte Dulacre und durchforstete die Berichte und das Bildmaterial.

„Aha“, machte der andere nur.

„Höre ich da noch mehr Missbilligung?“, fragte er nach, als er den urteilenden Blick des anderen auf sich fühlte. „Du scheinst meine Entscheidungen nicht gutzuheißen, Jiroushin?“

„Ich wunder mich nur, was du dir denkst, Dulacre“, erklärte der andere. „Eine Torheit alle paar Jahre mag vertretbar sein, aber nach diesem Bengel kommst du jetzt mit diesem Balg an. Was ist los mit dir? Entwickelst du auf deine alten Tage plötzlich väterliche Gutmütigkeit? Muss ich mir Sorgen machen?“

„Vor allem solltest du dich nicht lächerlich machen“, widersprach Dulacre, ohne aufzusehen. „Wir beide wissen, dass ich weder von Güte noch von törichten Handlungen etwas halte.“

„Und dennoch ist dieses Kind nun hier und du möchtest Informationen über den Tod dieses Piraten.“

Dulacre wollte etwas entgegnen, doch schallendes Gelächter ließ sie beide aufblicken. Mehrere kleine Kinder hatten sich um sein Mündel gescharrt und schienen sich aufgeregt mit ihr zu unterhalten. Langsam ließ Dulacre die Akte sinken. Da war sie wieder, genau wie mit Kanan am vergangenen Abend. Nun lachte sie wie das Kind, was sie war, kicherte leise, strich sich lose Haarsträhnen hinters Ohr und neigte verlegen den Kopf.

Sie war wirklich eigenartig.

„Dulacre“, murrte der andere nun und forderte seine Aufmerksamkeit ein, „du magst meine Sorgen als belanglos abtun, aber du musst verstehen, dass aus meiner Sicht du dich überaus ungewöhnlich verhältst.“

„Ich bin ein Mihawk, Jiroushin, ich habe sie aufgenommen, ich bin für sie verantwortlich.“

„Ach bitte“, entgegnete der andere und winkte ab, „seit wann scherst du dich um diesen alten Spruch?“

Kopfschüttelnd nickte der Soldat zu der Kinderansammlung am leeren Brunnen hinüber.

„Nein, mir kannst du nichts vormachen. Irgendetwas stimmt mit diesem Kind nicht. Du hast aus irgendeinem Grund Interesse an ihr und ich will wissen warum.“

„Du willst?“, wiederholte Dulacre mit hochgezogener Augenbraue. „Welch ungewohnt fordernden Töne von dir. Warum sollte ich dir irgendetwas verraten?“

„Sieh es als Bezahlung hierfür an“, sagte der andere und tippte mit seinem Fingerknöchel auf die zweite Akte. „Also?“

Für einen Moment sahen sie einander nur an, dann schnalzte Dulacre mit der Zunge und entschied, seinen Freund nicht unnötig verärgern zu wollen.

„Sie hat ihr Gedächtnis verloren“, erklärte er also großzügig. „Sie hat keine Ahnung, wer sie eigentlich ist.“

„Oh.“ Nun zeigte Jiroushin ehrliche Verwunderung. „Aber nanntest du sie eben nicht Loreen? Ist das nicht ihr Name?“

„Nein“, widersprach er und zuckte mit den Achseln. „Kanan und sie haben diesen Namen wohl ausgesucht. Wie du dir sicher vorstellen kannst, entspricht es nicht Kanans Vorstellungen eines gepflegten Haushaltes, einen Gast nicht mit Namen anzusprechen.“

Jiroushin machte einen nachdenklichen Laut und folgte Dulacres Blick Richtung Marktplatzmitte, wo die Traube von Kindern um Loreen herumtanzte und lachte. Dann jedoch sah er Dulacre wieder an.

„Nun gut, dann hast du halt ein Kind mit Amnesie gefunden, na und? Immer noch kein Grund für dich hier einen auf Erziehungsberechtigten zu machen.“

Missbilligend richtete Dulacre nun ebenfalls seinen Blick auf sein ehemaliges Crewmitglied.

„Was denn? Sei nicht überrascht, Dulacre. Du bist derjenige, der sich seltsam verhält, nicht ich.“

Seufzend wandte Dulacre sich wieder der Akte zu.

„Sie kann Yoru hören“, erklärte er dann.

„Was?“

„Ja, ich war auch überrascht.“

„Du verarschst mich doch!“

„Tze“, schnalzte er mit der Zunge über solch Kraftausdrücke, „aber nein, ich sage die Wahrheit.“

„Du willst mir sagen, dass dieses Kind Eisen schneiden kann?“

„Ich will dir gar nichts sagen“, widersprach er, „außer, dass dieses Kind Yoru hören kann und Yoru zu ihr spricht und wir beide wissen, wie außergewöhnlich das ist.“

Der andere schnaubte laut auf und warf sich in seinem Stuhl zurück.

„Diese Balg soll Schwertkämpfer sein? Das ich nicht lache! Sieh sie dir doch an! Sie ist so schwach, sie könnte bei einem Sturm umknicken.“

„Das ist mir durchaus bewusst.“ Doch Dulacre hörte ihm kaum noch zu, als er endlich gefunden hatte, wonach er gesucht hatte.

„Darum also“, murrte Jiroushin unzufrieden, „wirklich ein eigenartiges Kind.“

„Nicht wahr?“

Im nächsten Moment sah er auf, als Loreen auf sie zu kam, eine Blumenkrone auf dem leuchtend grünen Haar, welches so gut zu ihrem kindlichen Gesicht passte und so überhaupt nicht zu ihrer ernsten Miene. Nichts war mehr von dem Lachen geblieben, von der Fröhlichkeit, der Leichtigkeit, wie immer, wenn sie ihm nahe kam.

„Hast du alles bekommen, was auf der Liste stand?“, fragte er sie und sie nickte nur, sah ihn unverhohlen an. „Dann ist es wohl Zeit für uns aufzubrechen.“

„Warte, was?“ Jiroushin erhob sich ebenfalls. „Du willst schon gehen? Was ist mit…?“

„Ich habe herausgefunden, was ich wissen wollte“, entgegnete Dulacre, während er seine Tasse leer trank und Geld auf den Tisch legte. „Du kannst die Akten wieder mitnehmen. Meinen Dank, Jiroushin, und auf Wiedersehen.“

Mit großen Augen sah sein Freund ihn an und für einen Moment erinnerte dieses leuchtende Grün ihn an die Augen seines Mündels. Nein, das stimmte nicht, dieser Blick erinnerte ihn an…

„Was habe ich dir gesagt, Loreen? Sei nicht so unhöflich. Das gehört sich nicht.“

Unbeeindruckt schaute sie zu ihm auf, wandte sich dann Jiroushin zu und verneigte sich erneut auf diese steife Art, die so überhaupt nicht zu einem Kind passen wollte. Dann richtete sie sich wieder auf und folgte Dulacre.

Aus dem Augenwinkel sah er zu ihr hinab, doch sie sah stur geradeaus, obwohl sie seinen Blick spüren musste. Sie war wirklich eigenartig und Dulacre entschied, seine Hypothese zu überprüfen.

„Was hältst du von Jiroushin?“, fragte er sie unvermittelt. „Nein, lass mich meine Frage umformulieren. Was war dein erster Gedanke, als er auf uns zukam?“

Ohne stehen zu bleiben, sah sie nun zu ihm hinauf, zeigte sich so ungewohnt unbeeindruckt von seinen Augen.

„Dass ich wachsam sein muss“, antwortete sie geradeheraus, wie auf jede seiner Fragen, die er stellen musste, da ihr Verstand nicht so offen lag, wie er bei einem Kind ihres Alters eigentlich sollte. Nein, so harte Mauern hatte er nur selten erlebt und er könnte sie nur mittels Gewalt überwinden, was er derzeit noch nur als ultima ratio in Betracht zog.

„Warum?“, hakte er also nach.

„Ich weiß es nicht“, sagte sie mit einem saloppen Schulterzucken.

„Weil er ein Soldat ist?“

Nun wandte sie den Blick ab und schien darüber angestrengt nachzudenken, während sich tiefe Furchen in ihre Stirn gruben.

„Ich… ich glaube schon.“

Dulacre spürte, wie seine Fingerspitzen zu kribbeln anfingen, wirklich interessant.

„Hast du das gleiche Gefühl, wenn du mich ansiehst?“

Sie blieb stehen und neigte leicht den Kopf, als sie ihn fragend ansah.

„Hast du auch das Gefühl, wachsam sein zu müssen, wenn du mich ansiehst?“, erläuterte er seine Frage.

Langsam verengten sich ihre Augen, als sie wohl über die Beweggründe hinter seinen Fragen nachdachte. Dann nickte sie.

„Und bei Kanan?“

Sie schüttelte den Kopf.

Langsam verstand er, darum also, darum war sie so anders, wie zwei verschiedene Charaktere in einem Menschen. Entweder sie benahm sich wie ein einfaches Kind, was noch nie etwas Negatives erlebt hatte, dem nie etwas Schlimmes widerfahren war, was schlicht nichts wusste und nicht mal einfachste Umgangsformen kannte. Aber dann gab es diese anderen Momente, immer wenn sie ihm nahe war, da mochte sie sich zwar an nichts erinnern und dennoch waren ihre Reaktionen geprägt von Erfahrungen. Wann immer irgendetwas passierte, was mit diesen Erfahrungen verknüpft war, dann war sie nicht mehr dieses kleine Kind, und anscheinend war eine Verknüpfung die Marine.

„Hältst du die Marine für deinen Feind?“, fragte er unvermittelt und neigte leicht den Kopf.

Erneut musste sie einen Moment über diese Frage nachdenken, dann nickte sie und sah ihn an.

„Und mich? Bin ich auch dein Feind?“

Überraschend schnell schüttelte sie den Kopf.

„Nein“, flüsterte sie und rieb sich dann den Hinterkopf, ignorierte die zu Boden fallende Blumenkrone, „es ist ein anderes Gefühl. Du kommst mir nicht wie ein Feind vor.“

„Und dennoch bist du mir gegenüber wachsam.“

Sie nickte.

„Kann es sein, dass du mich als einen… Rivalen ansiehst.“

Ihre Augen wurden groß, noch größer, als sie so oder so schon waren, doch zum ersten Mal in seiner Gegenwart zeigte sie ein leichtes Schmunzeln und Dulacre erkannte es.

„Ja.“

„Möchtest du mich besiegen?“

„Ja.“ Doch dann rieb sie sich die Schläfen und wandte den Blick ab. „Zumindest glaube ich das. Aber ich weiß es nicht. Ich…“

Plötzlich wurde sie unterbrochen, als nur wenige Meter vor ihnen die Haustür zum alten Herrenhaus aufgerissen wurde und Kanan herausgestürmt kam, um Dulacres Mündel den Korb abzunehmen.

Er hingegen beobachtete das Kind recht neugierig. Es war nicht mehr als ein Gedanke gewesen, eine wahnwitzige Hypothese, ein verzweifelter Wunsch. Obwohl sie nichts wusste, einfachste Verhaltensmuster nicht kannte, hatte sie ihn erkannt, hatte seinen Namen gekannt und war ehrfürchtig vor Yoru stehen geblieben, hatte dessen Namen geflüstert und auf dessen Fragen geantwortet.

Obwohl sie so schwach war, glaubte sie wohl wirklich, was sie gesagt hatte, und obwohl sie ihren eigenen Namen nicht kannte, hatte sie diesen einen Steckbrief viel zu lange angesehen, als würde sie ihn kennen.

All das hatte ihn stutzig werden lassen, doch dann hatte er mitbekommen, wie Kanan ihr in der Küche von dem großen Unglück der Marine erzählt hatte, dem Fall der G6, und beinahe beiläufig hatte dieses Kind den Namen Homura fallen lassen.

Es war eine Sache, Dulacre zu kennen. Als weltbester Schwertkämpfer und einer der sieben Samurai war er nun mal berühmt. Homura Nataku auf der anderen Seite war zwar unter Schwertkämpfern kein unbeschriebenes Blatt, gehörte jedoch nicht zu den Namen, die von der Allgemeinheit erkannt werden würden, und mehr noch hatte es überhaupt keinen Sinn ergeben, diesen Namen im Zusammenhang mit dem Sturz der G6, verursacht durch die Strohhutpiratenbande, zu nennen, obwohl er nichts mit diesem Stützpunkt zutun hatte.

Zumindest hatte Dulacre das gedacht, aber dann hatte er entschieden diese irrationale Vermutung zu überprüfen und nun hatte er sie bestätigt bekommen. Obwohl der Name Homura nicht in einem einzigen Zeitungsartikel gefallen war, hatten die marineinternen Berichte erklärt, dass er wohl maßgeblich an der Verhaftung der Strohhüte beteiligt gewesen war.

All diese kleinen Zufälle und Ungereimtheiten ließen nur einen Schluss zu, nur eine einzige Lösung, so wahnwitzig sie auch sein mochte.

Dieses Kind vor ihm, welches nun mit einem fast schon sanften Lächeln Kanan ins Haus folgte, konnte niemand anderes sein als das Balg, welches die G6 zu Fall gebracht hatte und dessen Körper zwischen den Trümmern und den Leichen der Soldaten nicht hatte geborgen werden können.

Dieses Kind dort vor ihm, so naiv und unbeschwert, ohne jegliche Erinnerung und doch ihm gegenüber wachsam, der Marine gegenüber wachsam, war niemand anderes als Lorenor Zorro.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dasy
2022-09-20T07:17:53+00:00 20.09.2022 09:17
Ja, ein interessanter Ansatz, dass Zorro sich selbst nicht mehr kennt. Aber ein "kleines Kind"? Da ist dann ein etwas größeres Mädchen doch zu mehr Aktionen fähig. Je jünger die Kinder sind, desto behutsamer muss man in der Geschichte sein, damit es nicht völlig unglaubwürdig wird, was die Verhaltensweisen und Fähigkeiten anbelangt.
Wobei: wir sind hier im OnePiece-Universum, da ist so vieles unglaubwürdig...
Ich freue mich, dass Du die "Holzwege" auch veröffentlichst, es ist interessant, Deine Entscheidungen über den Verlauf der Geschichte nachzuvollziehen.

Schöne Woche noch, Dasy
Antwort von:  Sharry
24.09.2022 16:49
Hey^^
schön dich hier zu sehen.
Ja, das war tatsächlich auch einer der Gründe, warum es sich irgendwann anders entwickelt hat. Es war mir einfach zu wenig Zorro in der Geschichte, weil dann alles aus Mihawks Sicht passiert wäre und er sich halt auch so untypisch für Zorro verhalten hätte. (außerdem ist Kinder schreiben echt nicht easy, wobei es mir mittlerweile leichter fällt, weil ich mich mehr mit denen auseinandersetze^^')

Danke dir für deinen Kommi und ein ganz schönes Wochenende noch ;-)


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