Zum Inhalt der Seite

Geburtstage am Heiligen Abend

24.12 Fanfiction-Adventskalender 2021
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kindheitserinnerungen

Am Morgen des 24. Dezembers schlief Martina sehr lange. Da es so aussah, als wenn sie diesen Tag alleine verbringen würde, sah sie keinen Sinn darin, so früh wie sonst am Wochenende aufzustehen. Daher war es nicht verwunderlich, dass sie noch im Bett lag, als ihr Telefon klingelte. Noch im Halbschlaf griff sie nach dem Handy. „Hallo?“, nuschelte sie, als sie das Gespräch annahm.

 

„Happy Birthday to you. Happy Birthday to you. Happy Birthday liebe Martina. Happy Birthday to you.“, erklang es mehrstimmig und schief von der anderen Seite. Mindestens eine Person war nicht in der Lage, auch nur annähernd die richtige Tonhöhe zu treffen.

 

Martina öffnete die Augen, um feststellen, wer sie gerade anrief. Der Name Meike leuchtete unter dem Bild ihrer älteren Schwester. „Morgen Meike, danke fürs Wecken. Warum bist du denn so früh schon wach?“

 

„So früh? Es ist schon halb zehn.“ Im Gegensatz zu Martina hatte Meike für heute noch einiges geplant. Aber trotz ihres gestrigen Gespräches kannte sie den Plan ihrer kleinen Schwester nicht. Um sie nicht bei irgendetwas zu unterbrechen, wollte sie diese vormittags anrufen, was sie dann auch tat: „Muss noch einkaufen. Du kennst ja das Gedränge in den Geschäften an heilig Abend. Weißt du denn schon, was du heute vorhast?“

 

„Auf jeden Fall nicht einkaufen gehen.“ Martina richtete sich langsam auf. Ihre Einkäufe hatte sie schon zwei Tage zuvor erledigt. Ihre Bettdecke hielt sie allerdings weiterhin um sich gewickelt, da dies so wunderbar warm und kuschelig war.

 

Noch bevor Martina sagen konnte, dass sie nicht wusste, was sie heute machen würde, ertönte ein hohes „Halli hallo Tante Marie.“ auf der anderen Seite.

 

„Und welche Nichte bist du denn?“ Martina konnte die Stimmen ihrer Nichten nicht unterscheiden. Und beide waren noch nicht in der Lage, ihren Namen richtig auszusprechen, weshalb sie ihr den Spitznamen Marie verpasst hatten.

 

„Wer ist das?“, kam statt einer Antwort die nächste Frage über das Telefon. Etwas leiser konnte Martina die Stimme ihrer Schwester hören, die sich offenbar an ihre Nichte richtete: „Gibst du mir jetzt das Telefon wieder?“ „Na-ein!“ „Anna, los jetzt“

 

„Jetzt weiß ich, wer von euch das Telefon hat, Anna.“ Martina wechselte das Handy von einer Hand zur nächsten.

 

„Zu spät, inzwischen habe ich mir das Handy zurückgeholt.“ Meike keuchte etwas, weil sie ihrer Tochter nachgelaufen war, um dieser das Handy wegzunehmen. Zu ihrem Glück war ihre Tochter nicht dazu gekommen, das Gespräch zu beenden oder eine andere Nummer zu wählen.

 

„Und hältst du es jetzt auch die ganze Zeit fest?“ Martina konnte sich nicht daran erinnern, dass auch sie früher so mit ihren Geschwistern um das Telefon gestritten hatte, wie es jetzt ihre Nichten taten.

 

„Klar, will ja nicht, dass eines der Kinder eine andere Nummer wählt. Und nun? Du hast immer noch nicht gesagt, was du heute vorhast.“ Meike beobachtete ihre Töchter beim Anziehen ihrer Jacken, weil sie diese noch vor dem Einkaufen bei deren Freundinnen absetzen wollte. Immerhin sollten ihre Töchter nicht mitbekommen, was sie ihnen schenken würde.

 

„Hab noch nichts konkretes geplant. Immerhin hat keiner der anderen Zeit.“ Dass Phillip ihr durchaus angeboten hatte, mitzukommen, verschwieg Martina bewusst. „Daher hast du mich ja auch geweckt.“

 

„Aber dennoch wirst du den Tag doch hoffentlich nicht alleine zu Hause verbringen, oder? Wenn das der Fall ist, komm lieber zu uns.“, bot Meike ihrer Schwester an.

 

„Feiert ihr mit euren Kindern nicht heute schon Weihnachten?“ Martina wollte heute an keiner Weihnachtsfeier teilnehmen, weshalb sie ihre Schwester vorsorglich fragte.

 

„Klar. Mein Mann sieht nicht ein, erst am 25. zu feiern. Außerdem gibt es für uns keinen Grund dazu. Du kannst es dir noch überlegen. Wenn ich nicht bald losfahre, bekomme ich nicht mehr alles. Aber ab eins bin ich wieder erreichbar. Wenn du doch noch dazukommen willst, kannst du ja kurz anrufen. Bis dann.“ Meike schaute auf die Uhr. Inzwischen war es wirklich spät genug, so dass sie befürchten musste, ins Gedränge zu geraten. Nicht nur die Supermärkte würden überfüllt sein, auch die Geschäfte für das Kinderspielzeug. Daher brachte sie das Gespräch mit ihrer Schwester schnell zu Ende.

 

„OK, bis dann.“ Martina war etwas überrascht über das plötzliche Gesprächsende. Sie hörte ein Tuten, das Anzeichen, dass ihre Schwester einfach aufgelegt hatte, ohne das dann abzuwarten. Sie ärgerte sich darüber. Erst wurde sie von ihr geweckt und dann legte sie einfach auf.

 

Der Ärger war groß genug, um die Hoffnung aufzugeben, wieder einschlafen zu können. Außerdem konnten noch weitere Anrufe am Vormittag folgen. Daher beschloss Martina, jetzt doch aufzustehen.

 

Nach dem Frühstück, dass ausnahmsweise aus Waffeln mit heißen Kirschen bestand, setzte sie sich mit ihrem Fotoalbum auf die Couch. Ihre Decke nahm sie mit, und ihr Handy lag in Reichweite, falls noch jemand anrufen würde.

 

Eingekuschelt und mit einem heißen Kakao vom Frühstück in Griffnähe auf dem Tisch öffnete sie das Fotoalbum und schaute sich die Bilder aus ihrer Kindheit an. Auf einigen der Bilder war sie zu klein, um sich an die jeweiligen Situationen erinnern zu können. Doch andere Begebenheiten kannte sie noch, auch wenn sie die Geburtstage und andere Feiertage durchaus durcheinanderbrachte.

 
 

******

 

Früher wusste Martina nicht, dass die meisten auch am 24. Weihnachten feiern. In ihrer Familie war dies anders geregelt. Dass ihre Familie diesbezüglich ein Sonderfall war, erfuhr sie in ihrem ersten Ausbildungsjahr. Denn erst dort kam sie mit anderen jungen Menschen zusammen, die sie nicht schon ihr Leben lang kannte.

 

Ihr Blick fiel auf ein Bild von ihrem fünften Geburtstag. Dass es sich dabei um ihren fünften Geburtstag handelte, las sie eher, als dass sie sich an diese Situation wirklich erinnern konnte. Einige der Kinder erkannte sie, bei anderen fiel ihr nicht einmal mehr der Name ein.

 

Damals startete ihr Geburtstag immer damit, dass sich die ganze Familie, natürlich mit Ausnahme des Geburtstagskindes selber, vor dem Kinderzimmer versammelte und singend eintrat. Meist brannten die Kerzen schon auf der Torte, die ihre Mutter mit ins Zimmer brachte, damit sich das jeweilige Geburtstagskind schon am Morgen etwas wünschen konnte.

 

Vormittags ging es meist auf dem Spielplatz. Nur wenige Kinder waren dort, weil es den meisten zu kalt war. Auch sie war immer dick eingepackt, mit Mütze und Schal. Ihr Stiefvater saß währenddessen auf der Bank, um alle drei Kinder im Auge behalten zu können. Dies war teilweise auch nötig, denn immerhin waren sie in verschiedenen Altersgruppen.

 

Ihre ältere Schwester hatte sich scheinbar mit ihrer besten Freundin verabredet. Oder war es Zufall, dass Isabel ebenfalls dort spielte? Auf jeden Fall sorgte dieser Umstand dafür, dass Meike sich mit ihrer Freundin beschäftigte, statt mit ihrer Schwester zu spielen.

 

Ihr kleiner Bruder hingegen war noch zu klein für viele der Spielgeräte. Während Martina versuchte, möglichst hoch zu schaukeln, und eigentlich von ihrem Vater angeschubst werden wollte, hielt er Maurice in dem Arm, während beide zusammen wippten.

 

Innerhalb des Spielplatzes durften die Kinder sich frei bewegen. Martina wechselte zwischen Schaukel und Rutsche hin und her. Immer wieder versuchte sie ihren Vater dazu zu bringen, dass er sich mit ihr beschäftigte. Ob er sie nun auffing, wenn sie die Rutsche herunterkam oder sie anschaukelte, war ihr dabei egal. Eigentlich nicht, ihr wäre es am liebsten, wenn er beides machen würde.

 

Aber leider beschäftigte dieser sich die ganze Zeit mit ihrem kleinen Bruder Maurice, der aktuell noch zu klein war, um alleine zu schaukeln oder zu wippen, und auch noch nicht in der Lage war, den Kreisel eigenhändig anzudrehen. An Klettern war mit seinen zwei Jahren erst recht nicht zu denken.

 

Wenn der Kleine mit der Hand auf eines der Objekte zeigte, folgte der Blick seines Vaters dem Fingerzeig des Kindes. Dann ging er mit dem Kleinen auf das entsprechende Spielgerät und hielt Maurice weiterhin im Arm, während er gemeinsam mit ihm wippte, schaukelte oder sich im Kreis drehte.

 

Für seine beiden Töchter hatte er erst Zeit, als Maurice etwas im Sand bauen wollte. Dann kam er dazu, auch Martina auf der Schaukel anzuschubsen, die immer höher hinauswollte.

 

Maurice genoss die Zeit mit seinem Vater, während Martina fand, dass ihr als Geburtstagskind mehr Zeit mit ihm zustand, als ihr kleiner Bruder oder ihr Vater ihr offenbar gewähren wollte. Meike hingegen interessierte der Vaterzeit-Wettkampf der Geschwister nicht. Sie spielte ohnehin die meiste Zeit mit ihrer Freundin Isabel außerhalb seines Sichtbereiches.

 

Als sie am späten Mittag nach Hause kamen, hatte ihre Mutter schon die von Martina gewünschten Spagetti Bolognese zubereitet. Es war in der Familie eine kleine Tradition, dass das Geburtstagskind das Mittagsessen aussuchte, sobald es in der Lage war, das entsprechende Mahl auch zu benennen.

 

Auch wenn es sonst üblich war, dass die Kinder sich nach dem Spielen draußen und vor dem Essen umzogen, verzichteten sie dieses mal darauf. Beim Drehen der Spagetti würden die Kinder ohnehin eine Sauerei veranstalten. Den beiden kleineren Kindern traute ihre Mutter es einfach noch nicht zu, beim Essen sauber zu bleiben.

 

Und Florentines Ahnung wurde bestätigt. Martina spritzte mit ihren Übermut beim Spagetti-Drehen nicht nur sich selbst mit der Bolognese-Sauce voll, sondern auch ihre anderen Familienmitglieder. Und Maurice fand dieses Bild so klasse, dass er ihr dies sofort nachmachen wollte. So wurde nicht nur die Sauce, sondern auch die Nudeln durch den Raum verteilt.

 

Am frühen Nachmittag klingelte es. Die Kinder waren inzwischen umgezogen, und die Spagetti-Spuren aus der Küche sowie alle zerbrechlichen Gegenstände aus dem Wohnzimmer entfernt. Platz gemacht hatten die Vasen, Blumentöpfe und der Fernseher für Sitzkissen, eine Piñata und diverse andere Sachen, die sich auf die gleich folgende Kindergeburtstagsfeier bezogen.

 

Innerhalb einer halben Stunde klingelte es noch mehrfach. Die Eltern der kleinen Partygäste verabredeten mit Florentine eine Abholzeit zwischen halb sieben und sieben Uhr abends. Die halbe Kindergartengruppe und zwei von den Nachbarskindern wurden zu Martinas Geburtstagsfeier gefahren oder gebracht.

 

Martina durfte elf Kinder einladen, weil es keinen Platz für weitere Personen in deren Wohnzimmer gab. Sie hatte sich für Semra und Jacky aus der Nachbarschaft entschieden, und für Benny, Verena, Julia, Ines, Britta, Emil, René, Vanessa und Sarah aus der Kindergartengruppe. Dies waren die Kinder, mit denen sie auch in dieser Gruppe meist spielte.

 

Da Semra und Jacky, die eigentlich Jaqueline hieß, die Kinder aus der Kindergartengruppe nicht kannten, beschloss Martinas Mutter Florentine, mit den Kindern einen Kreis zu bilden und einen Ball in die Mitte zu werfen. Derjenige, der den Ball fing, sollte kurz seinen Namen sagen mit der Frage, und wer bist du? Dann sollte der Ball an das nächste Kind abgegeben werden, ob nun der Reihe nach oder quer durch den Raum war die Entscheidung des jeweiligen Kindes.

 

Nach nicht einmal fünf Minuten änderte Florentine die Spielregeln. Jetzt sollten die Kinder auch ihr Lieblingstier nennen, dann ihr Lieblingsessen, und dann fand Florentine, dass die Kinder sich gut genug kannten, um ohne Kennenlernspiele auszukommen.

 

Florentine stellte ein paar Stühle in der Mitte des Raumes auf, alle mit dem Rücken in den Kreis hinein. Sie hatte ein paar Spiele rausgesucht, die sie die Kinder gemeinsam spielen lassen würde. Dabei sollten die aktiven Spiele sich mit den passiven abwechseln.

 

Das erste war Reise nach Jerusalem, bei dem die Kinder um einen Stuhlkreis liefen. Florentine als Spielleiterin startete ihren CD-Player mit dem Titelsong der Fernsehserie Biene Maya. Die Kinder liefen um die Stühle herum. Jacky wechselte immer zwischen denselben zwei Stühlen hin und her. Verena pflanzte sich beinahe schon auf den nächstliegenden Stuhl, auch wenn die Musik noch weiterlief und sie sich daher weiter bewegen musste.

 

Bei dem Text „weit und“ stoppte sie den CD-Player. Alle versuchten, einen Stuhl zu ergattern. Verena ließ sich einfach auf einen Stuhl fallen. Und während Benny und René um denselben Stuhl kämpften, hatten die anderen bereits einen gefunden. Da René stärker war, drängte er Benny von dem Stuhl runter. Benny war damit in der ersten Runde raus geflogen.

 

Florentine startete die Wiedergabe des Liedes. Sie ließ den Refrain erklingen, ohne diesen zu stoppen. Die Kinder blieben ihre Taktik beim Ablaufen der Stühle treu. Irgendwie schaffte Verena es, sich halb im Sitzen weiter fortzubewegen. So ergatterte sie beim nächsten Stopp, der Anfang der zweiten Strophe kam, locker einen Stuhl.

 

Bei diesem Stopp kämpften sowohl Semra und Vanessa, wie auch Britta und Ines um einen Stuhl. Dass noch ein weiterer Stuhl frei war, sah keines der vier Mädchen. Solange nicht, bis Jacky anfing zu lachen. Denn es war ihr Nachbarsitz, der noch frei war. Durch das Lachen bemerkten es auch die anderen vier. Vanessa stürzte zu dem freien Platz, womit Semra sich ebenfalls schnell setzen konnte. Britta überlegte kurz, ob auch sie den Kampf um den anderen Stuhl aufnehmen wollte, doch Vanessa hatte eineinhalb Stühle Vorsprung. Kurz durch diese Überlegungen abgelenkt gewann Ines den Kampf um den Stuhl.

 

So flogen mehrere Kinder in mehreren Runden und verschiedenen Liedern raus, weil ein Lied natürlich nicht reichte, bis nur noch Julia und Verena übrig waren. Das Geburtstagskind Martina war vor zwei Runden rausgeflogen. Gemeinsam schauten die Kinder zu, wie die letzten beiden um den Stuhl kreisten.

 

Bei Verenas teilweise kunstvollen Sitzversuchen mussten sie alle lachen, als sie es beinahe nicht mehr schaffte, auf den Beinen zu bleiben, und sie den Stuhl fast zu Boden riss. Florentine wartete noch, bis der Stuhl nicht mehr wackelte, und beide ähnlich weit von den Sitzfläche entfernt waren. Dann stoppte sie das Lied. Verena versuchte, sich nach vorne fallen zu lassen. Julia ließ sich nach hinten fallen. Diese Taktik hatte sie sich von ihrer Konkurrentin abgeschaut.

 

Beide saßen nun auf dem Stuhl. Beide versuchten, die andere mit dem eigenen Hintern wegzudrängen. Etwa eine Minute lang schaute Florentine sich diese Situation an, bis sie entschied, Julia als Siegerin zu verkünden. Immerhin hatte diese sich die größere Sitzfläche erkämpft.

 

Es folgten noch vier weitere Runden Reise nach Jerusalem. Beim zweiten Mal schaffte Verena es mit ihrer Taktik, alle anderen zu schlagen. Auch Vanessa, Semra und Benny, die in der ersten Runde raus geflogen war, schaffte es, einen Durchlauf zu gewinnen.

 

Als sie nach dem fünften Durchlauf die Stühle wieder aufstellten, befanden sich die Rückenlehnen außerhalb des Kreises, so dass die sitzenden Kinder sich gegenseitig anschauen konnten.

 

Bevor die Kinder sich in dem Kreis setzten, nahmen sie sich etwas zu trinken. Florentine erklärte ihnen das nächste Spiel: „Nun, dass, was jetzt kommt, habt ihr bestimmt schon einmal gespielt. Ihr steht oder sitzt alle im Kreis. Einer sagt dem Nachbarn etwas ins Ohr. Und derjenige, der etwas ins Ohr geflüstert bekommen hat, flüstert dies dem anderen Nachbarn ins Ohr. Der Text geht dann so lange im Kreis, bis ...“

 

„Wie kann denn ein Text im Kreis gehen?“ Jackys Gesichtsausdruck bildete ein extragroßes Fragezeichen, größer, als es angebracht gewesen wäre.

 

„Der Text selber dreht sich nicht im Kreis. Ihr gebt es innerhalb des Kreises weiter. Es ist so, als wenn du eine Tafel Schokolade dem Nachbarn gibst, und diese wieder bei dir ankommt, weil auch dein Nachbar die Schokolade weitergibt.“ Eigentlich hätte Florentine wissen müssen, dass Kinder manche Sätze sehr wörtlich nahmen. Immerhin hatte sie selbst so ein Exemplar auf die Welt gebracht. Aber bei der Erklärung des Spiels dachte sie nicht daran.

 

Bei dem Wort Schokolade wurden alle Kinder hellhörig. Grinsend schauten diese die einzige Erwachsene innerhalb des Raumes an. Florentine legte ihren Kopf schief und sah die Kleinen an. Die Kinder grinsten weiter, bis eine von ihnen meinte: „War da nicht was von Schokolade?“ Wobei die Vokale sehr lang gezogen wurden.

 

„Gibt es nach dem übernächsten Spiel. Versprochen.“ Florentine wusste ja, was sie sonst noch für die Geburtstagsfeier ihrer Tochter geplant hatte. Nach einigen weiteren Versicherungen, dass auch gleich Schokolade verteilt werden würde, setzte sie wieder bei der Erklärung des nächsten Spieles an. „Wenn der Text die Runde gemacht hat, sagt der Letzte den Text laut auf, und derjenige, der den Satz ursprünglich gesagt hat, ebenfalls. Dann können wir sehen, wie sehr sich der Satz innerhalb der Runde verändert hat. Dabei ist es ungemein wichtig, dass jeder wirklich genau das den anderen mitteilt, was er verstanden hat.“

 

Als Geburtstagskind war Martina dran, sich den ersten Satz auszudenken. Sie flüsterte in Vanessas Ohr: „Ein kleiner roter Elefant läuft durch den Zoo.“

 

„Ein kleiner rot Herr Elefant läuft durch den Zoo.“, gab Vanessa den verstandenen Satz weiter.

 

„Ein klein Erroterter Elefant läuft durch den Zoo.“, versuchte René den Satz zu wiederholen.

 

„Ein kein erotischer Elefant läuft durch mich zu.“ Den ersten Teil des Satzes hatte Benny zwar nicht falsch verstanden, konnte sich aber keinen Reim daraus machen. Die einzigen Wörter, die annähernd passten, waren erröteter und erotischer, auch wenn sie beim zweiten Wort nur wusste, dass es irgendwie versaut war. Und versaute Wörter waren lustiger, weshalb sie sich bei der Weitergabe des Satzes für dieses Wort entschied.

 

„Ein fein erotischer Elefant läuft auf mich zu.“, wurde der Satz von Julia aufgefasst.

 

„Ein rein erotischer Elefant läuft auf mich zu.“, schlich sich die nächste Änderung des Satzes bei Semra ein.

 

„Ein rein erotischer Elefant säuft auf mich zu.“ Britta war sich sicher, nicht alles richtig verstanden zu haben. Denn diesen Satz konnte sie sich nicht vorstellen.

 

„An rein erotischer Elefant säuft auf mich zu?“ Emils Betonung des Satzes glich eher einer Frage.

 

„An Lein erotischer Elefant säuft auf mich zu?“, gab auch Verena eine Frage anstelle eines Satzes weiter, ohne größer über die Bedeutungen nachzudenken.

 

„An ein erotischer Infant säuft auf mich zu?“, baute Ines gleich zwei Unterschiede in den Satz ein.

 

„An fein erotischer Infant säuft auf mich zu?“ Bei einem Teil der Wörter kannte Jacky nicht einmal die Bedeutung, aber dies war das, was sie verstanden hatte.

 

„An mein erotischer Infant säuft auf mich Zug?“, verkündete Sarah laut und voller Stolz den verstandenen Satz.

 

Florentine fragte sich, wo genau der „erotische Infant“ hergekommen war, nachdem ihre Tochter den ursprünglichen Satz nannte. Alle fingen an zu lachen, auch wenn, oder gerade weil keiner den Satz richtig verstanden hatte. Und weil der Satz, der am Ende der Runde raus gekommen war, so gar nichts mehr mit dem Originalsatz zu tun hatte. Auch war die Vorstellung eines saufenden Zuges einfach zu komisch.

 

Sie spielten noch einige weitere Runden. Aus „Ein Riesenberg Schokolade liegt auf dem Tisch.“ wurde „Ein fieser Berg Schokokacke fliegt auf mich.“, „Brummige Bären im Wald angeln arglose Fische“ änderte sich in „Bummelige Beeren in Kalt angeln ratlose Frische.“. Der komplizierteste Anfangssatz „Große weiße Mäuse tanzen meiner Katze scheinbar auf der Nase herum.“ verwandelte sich in einen Satz mit deutlich mehr Tieren „Lose Meise Läuse tanzen meiner Katze Schwein Bar auf der Vase um.“

 

Jedes der Kinder durfte sich einen Satz ausdenken, der innerhalb der Runde weitergegeben wurde. Sie stellten fest, dass keines der Sätze dem Originalsatz glich, auch wenn nicht alle Ergebnissätze lustige Bilder im Kopf erzeugten.

 

Florentine räumte die Stühle zur Seite, um Platz für das nächste Spiel zu schaffen. Es war wichtig, dass es nichts mehr in dem Raum gab, an dem man sich Stoßen konnte. Um selbst für die Vorbereitungen genug Platz zu haben, schickte sie die Kinder zur Toilette, damit diese nicht während des nächsten Spiels mussten.

 

Sie holte einen kleinen Tritthocker aus dem Schrank, wie auch eine kleine Piñata. Diese band sie an dem Haken, an dem sonst die Lampe hing. Die Lampe selber baute sie zuvor ab. Denn auch die Lampe war ein zerbrechlicher Gegenstand, der bestenfalls nicht von den Kindern zerschlagen wurde.

 

Als Florentine die Tür wieder öffnete und die Kinder erneut in das Wohnzimmer eintreten ließ, konnten alle das Einhorn mitten im Raum betrachten. Sie verband ihrer Tochter Martina die Augen, und drehte diese mehrfach um die eigene Achse, so dass diese nicht mehr in der Lage war, sich im Wohnzimmer zu orientieren. Anschließend gab sie ihr einen nicht allzu stabilen Gummiknüppel, mit dem Martina das Einhorn zerschlagen sollte. Um zu verhindern, dass sie eines der Kinder verletzte, war dieser in Schaumstoff gehüllt.

 

Ihre Freunde sollten ihr die Position des Einhorns so beschreiben, dass Martina in der Lage war, den Inhalt des Einhorns auf alle zu verteilen. Alle stellten sich im Kreis um Martina. Als sie mit den Richtungsbeschreibungen begannen, mussten sie feststellen, dass alle Martina in unterschiedliche Richtungen verwiesen.

 

Nachdem Florentine damit stoppte, Martina im Kreis zu drehen, befand das Einhorn sich hinter ihrer Tochter. Semra rief „Rechts“, Emil rief „Links“. Einige schlossen sich Semra an, während andere Emil unterstützten.

 

Martina wusste daher nicht, in welche Richtung sie sich bewegen musste. Sie drehte sich immer wieder von rechts nach links, von links nach rechts, so dass sie am Ende wieder an der Anfangsposition stand. Nur wusste sie es nicht aufgrund der verbundenen Augen.

 

Nachdem Martina aufgrund der vielen Drehungen auf den Hintern gefallen war, erkannten die Kinder, dass es nichts brachte, wenn alle durcheinander redeten. Jeder von ihnen wollte den anderen den Vortritt lassen, weshalb es für kurze Zeit recht still wurde. Zumindest hatte Martina aufgrund dessen die Gelegenheit, wieder aufzustehen, auch wenn die Augenbinde auch dabei eher hinderlich war.

 

„Und, wo lang jetzt?“, fragte Martina, als sie wieder auf ihren Beinen stand und die anderen immer noch keine Richtungsangaben machten. Sie beschloss, eine ihrer Freundinnen explizit anzusprechen: „Ines?“

 

„Umdrehen nach Rechts.“, gab Ines vor.

 

Martina war noch etwas wackelig auf den Beinen. Und da sie rechts und links nicht so gut unterscheiden konnte, drehte sie sich zuerst nach links. Doch keiner der anderen korrigierte sie.

 

„Weiter“, sagte Ines, und wiederholte dieses Wort so oft, bis Martina sich halb umgedreht hatte. Erst dann kam das „Stopp.“

 

„Drei Schritte nach vorne.“, schätze Emil die Entfernung ein.

 

„Wohl eher zwei Schritte.“, mischte sich Vanessa ein.

 

„Also Martina, erst einmal zwei Schritte laufen.“, meinte dann auch Semra. Die anderen hielten sich weiterhin zurück.

 

Martina ging zwei Schritte nach vorne. Die Schritte waren deutlich kleiner, als alle vorher geschätzt hatten, weil sie sich aufgrund der fehlenden Sicht nicht traute, normale Schritte zu machen.

 

„Noch ein Schritt“, sagte Verena. Martina ging noch einen kleinen Schritt vorwärts.

 

„Noch zwei Schritte.“, meinte nun auch Emil, nachdem er gesehen hatte, wie klein Martinas Schritte waren.

 

Martina fragte sich, wie viele Schritte dies wohl noch werden würden, weshalb sie beschloss, etwas mutiger zu werden und ihre Schritte vergrößerte. Nun befand sie sich aber nicht mehr hinter dem Einhorn, sondern leicht vor diesem.

 

Die Kinder erkannten, dass es wenig bringen würde, Martina einfach nur zum Umdrehen zu bewegen. Sie hatten aber auch keine bessere Idee.

 

„Ein Schritt nach zwei Uhr.“, versuchte nun Julia ihr Glück mit dem Dirigieren von Martinas Schritten.

 

„Wie, nach zwei Uhr? Wie kann man Schritte nach Uhren machen?“, fragte Martina verwirrt.

 

„Na, ganz einfach. Stell dir eine Uhr vor, und du bist auf der Position, wo die Zeiger anfangen. Und dann machst du einen Schritt dahin, wo die Zwei wäre.“, erklärte René.

 

Martina ging einen Schritt nach vorne rechts. Allerdings glich die Richtung eher halb zwei als zwei Uhr.

 

„Umdrehen nach 9 Uhr.“ Benny fand die Idee mit der Uhrzeitangabe richtig gut, und versuchte es deshalb ebenso mit dieser Variante.

 

Martina drehte sich um. Dieses Mal konnte sie die Drehung besser einschätzen.

 

„Ein kleiner Schritt geradeaus.“, setzte Benny ihre Führung fort.

 

„Wie klein?“, fragte Martina, die nicht mehr ständig hin und herlaufen wollte.

 

„Eine Fußlänge dazwischen?“ Benny war etwas unsicher bei der Antwort, weshalb diese eher nach einer Frage klang.

 

Martina stellte ihren rechten Fuß direkt vor dem Linken, so nah, dass ihre Ferse ihre Fußspitzen berührte. Dann hob sie den linken Fuß hoch, und stellte diesen direkt vor dem Rechten ab. Damit sollte die Entfernung zu ihrer vorherigen Position genau eine Fußlänge betragen.

 

„Noch einmal umdrehen auf 9 Uhr.“, schlug Vanessa vor. Martina drehte sich wieder um.

 

„Und jetzt einen kleinen Schritt nach vorne.“, sagte Jacky, und wartete, bis Martina diesen Schritt getan hatte, bevor sie weitersprach: „Und jetzt stehst du genau davor.“

 

Martina nahm den Gummiknüppel, hob ihn hoch und schlug zu. Der Schlag ging ins Leere. Sie verfehlte das Einhorn um wenige Zentimeter. Die Kinder um sie herum redeten durcheinander, als sie ihr sagen wollten, dass sie etwas mehr nach links schlagen musste.

 

Einige Versuche später ermittelte sie die Position des Einhorns. Dann schlug sie so fest sie konnte auf das Einhorn ein. Die anderen Kinder feuerten sie an. Eines der Schläge, das, was das Einhorn zum Platzen brachte, war so fest, dass der Knüppel Martina aus der Hand flog. Erschrocken sprangen sowohl René, wie auch Benny zur Seite, weg von der Flugbahn des Knüppels, welcher von der Wand abprallte und zu Boden fiel.

 

Es regnete Bonbons. Sowohl Sahnebonbons, wie auch Kaubonbons oder Schokoladenstückchen, fielen auf den Boden. Die Kinder versuchten, einen Teil aufzufangen, bevor diese den Boden berührten. Aber nur Julia gelang es.

 

Nachdem Martina etwas ihre Schultern streifen spürte, beschloss sie, den Schal abzunehmen. Vor ihr verteilt sah sie die Bonbons, neben sich ein Bein von dem Einhorn, nahe der Wand den Gummiknüppel, über sich noch den Kopf und den größten Teil des Körpers. Die drei anderen Beine befanden sich weiter vorne auf dem Boden.

 

Die Kinder gingen in die Hocke, um möglichst viele Bonbons aufsammeln zu können. Florentine hatte für jedes der Kinder ungefähr zwei Hände voll Süßigkeiten geplant, und diese Menge auch mit den anderen Eltern abgesprochen. Immerhin würden die Kinder später am Abend noch einmal Nachtisch bekommen.

 

Nachdem die Kinder die Süßigkeiten aufgesammelt hatten, bauten Florentine und ihr Mann Paul eine kleine Kasperletheater-Bühne auf. Die Reste des Piñata-Einhorns würde sie später von der Decke holen. Die Kinder setzten sich vor die Bühne, die beiden Erwachsenen knieten dahinter und zogen ihren Händen verschiedene Socken an, welche verschiedene Personen darstellen sollten.

 

Eine grüne Socke stellte Kroko dar, ein kleines Krokodil, eine schwarze Socke das Rabenmädchen Rabia. Die Namen waren zugegebenermaßen recht einfach gehalten, aber Florentine ging davon aus, dass dies den Kindern gefiel. Bei diesem Stück übernahm Florentine die weiblichen Rollen, während ihr Mann Paul die männlichen Rollen sprach.

 

Die Bühne stellte einen Strand mit Meer dar, im Hintergrund sah man ein paar Palmen. Die grüne Socke schaute aus dem Wasser empor, und drehte sich zu den Kindern um.

 

„Hallo Kinder, ich bin Kroko. Ich suche einen Hasen, oder etwas anderes zum Fressen. Habt ihr einen gesehen?“ Paul gab dem Krokodil eine langsame und sehr tiefe Stimme. Immer mal wieder ließ er ein Grummeln zwischen den Worten ertönen.

 

„Nein“, riefen die Kinder einstimmig.

 

„Und wir würden dir auch nichts sagen, wenn wir ein Häschen gesehen hätten.“, ergänzte Julia frech.

 

„Boah, seid ihr gemein.“ Ein Grummeln ertönte. „Habt ihr gehört, was für einen Hunger ich habe.“

 

„Keinen Grund, ein Häschen zu jagen.“, stieg auch Emil in das Gespräch mit ein.

 

Eine weitere Socke, diesmal eine weiße mit zwei Löchern, tauchte auf der Bühne auf. Zwei Finger sprießten aus den Löchern. Diese Socke schaute sich kurz um. Als sie das Krokodil erblickte, versteckte sie sich hinter einer der Palmen.

 

Auf einer der Palmen, einer anderen als die, hinter der sich die weiße Socke versteckte, zeigte sich eine schwarze Socke und lachte. Das Lachen klang mädchenhaft.

 

„Hallo Kinder, ich bin das Rabenmädchen Rabia. Wollen wir zusammen das Krokodil ein bisschen ärgern?“ Die schwarze Socke richtete ihren Blick auf die Kinder.

 

Diesmal antworteten die Kinder einstimmig mit: „Ja“ Die Kleinen machten sich keine Gedanken darüber, dass es Kroko wehtun könnte, wenn sie ihn ärgerten. Ihnen war nur klar, dass Kroko in diesem Stück der Böse war.

 

Kroko und Rabia verließen die Bühne, während die weiße Socke wieder zum Vorschein kam. Auch diese stellte sich, wenn auch verspätet, den Kindern vor: „Hallo Kinder, ich bin Bunny, ein kleines Hasenmädchen.“

 

„Hallo Bunny.“, kam es von den Kindern.

 

„Danke, dass ihr Kroko nicht verraten habt, als ich aufgetaucht bin. Werdet ihr mich auch weiterhin vor ihm verbergen? Und werdet ihr mich vor ihm beschützen?“ Die Hasenohren, dargestellt von Florentines Fingern, wackelten hin und her.

 

„Aber klar doch.“, antworteten die Kinder wieder im Chor.

 

Die Hasensocke verbeugte sich von den Kindern, und suchte nun ebenfalls nach etwas Essbaren. Sie fand etwas, zog es heraus und murmelte: „Ah, ein Möhrchen.“, bevor die Möhre in der Socke verschwand.

 

Das Grün der Möhre war noch sichtbar, als etwas anderes, ebenfalls grün, wieder auftauchte. Kroko schaute sich demonstrativ um.

 

„Achtung, Bunny, Kroko in Sicht.“, riefen einige Kinder wild durcheinander.

 

Auch Bunny begann, sich hektisch umzusehen. Dann sah sie, wo die Kinder hinzeigten, und schaute zu dem Meer hinaus. Erschrocken hoppelte die Hasensocke wieder hinter die Palme.

 

„Ah, verpasst! Verpasst! Du hast das Häschen verpasst!“, trällerte die schwarze Socke Rabia Kroko entgegen. Die Kinder lachten. Einige der Kinder zeigten sogar auf Kroko, damit er erkennen konnte, dass er explizit ausgelacht wurde.

 

Grummelnd zog Kroko sich zurück. „Ich werde schon noch meine Chance bekommen.“

 

Rabia flog lachend von einem Ast zum anderen. „Wirst du nicht! Wirst du nicht!“

 

Die Kinder stimmten in das „Wirst du nicht“ mit ein.

 

Als das Krokodil nicht mehr zu sehen war, traute der Hase sich wieder in den Vordergrund. Fröhlich hüpfte Bunny zwischen den Palmen hindurch. Auch sie wiederholte die Wörter „Wirst du nicht“.

 

Nach einiger Zeit ebbte das „Wirst du nicht“ wieder ab. Die Hasensocke schaute sich um. Irgendein Gedanke machte sie nervös, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, was es war. Doch dann kam sie drauf.

 

Bunny schaute sich nach Rabia um. Zwar waren Raben auch eher Jäger als Beute, aber deren Beute war kleinerer Natur.

 

„Hey Rabia.“, rief Bunny daher nach oben. „Hilfst du mir, Kroko von hier fernzuhalten?“

 

„Wie willst du ihn denn fernhalten?“ Rabia flog zu der Palme, die näher an der Häsin lag.

 

„Bin mir noch nicht sicher. Aber zusammen werden wir es schon irgendwie schaffen.“, erklärte die Hasensocke hoffnungsvoll.

 

„Ein Hase und ein Rabe gegen ein Krokodil. Ha! Na dann viel Glück.“, lachte Rabia: „Ich kann zwar einfach weg fliegen, bin aber definitiv zu klein, um wirklich etwas gegen Kroko zu unternehmen.“

 

„Da hast du recht.“ Bunny konnte dagegen nichts sagen. Beide, sowohl Hase wie auch Rabe, steckten ihre Köpfe zusammen. Dann sagte Bunny: „Wir brauchen noch jemanden auf unserer Seite, jemand größeres.“

 

Etwas graues tauchte an dem Rand auf, verfolgt von einem Krokodil. Die graue Socke verschwand immer wieder unter Wasser. Und wenn sie die Wasseroberfläche erreichte, rief sie um Hilfe.

 

„Der Graue ist jemand größeres.“, meinte Rabia, als sie sich wieder in die Lüfte erhob und dem Krokodil näherte. Sie flog so nah an das Krokodil heran, dass er sie fast greifen konnte. Aber eben nur fast, denn er versuchte es einige Male und schnappte dabei nur Luft. Dann verschwand das Krokodil von der Bildfläche.

 

„Danke für eure Hilfe. Er hätte mich fast erwischt, wenn du nicht gekommen wärst. Ich bin übrigens Flippy.“, stellte sich der junge Delfin vor.

 

Nun hatten der Rabe und der Hase einen Dritten im Bunde. Gemeinsam tüftelten sie einen Plan aus, um das Krokodil von diesem Strand zu vertreiben. Als das Krokodil das nächste Mal auftauchte, versteckten die drei sich. Sie warteten, bis das Krokodil an Land ging.

 

Dann stürmten sie von allen Seiten auf das Krokodil zu. Der Delfin schnitt ihm den Weg zum See ab. Rabia segelte zu seinem Kopf, wobei sie darauf achtete, nicht zu nah an seine Schnauze zu fliegen. Auch Bunny stürzte sich auf ihn, allerdings eher von hinten.

 

Gemeinsam kloppten die drei Tiere auf das Krokodil ein. Dieser hatte keine Chance, auch wenn er bei einem Kampf eins gegen eins deutlich überlegen gewesen wäre. Aber die Drei hatten sich gut genug abgesprochen. Rabia und Bunny sprangen auf seinem Maul herum. Flippy schlug permanent mit der Flosse gegen seinen Schwanz. Sie ließen erst von ihm ab, als er versprach, nie wieder in diese Gegend zu kommen.

 

Die drei Verbündeten sorgten dafür, dass dem Krokodil nichts anderes übrig blieb, als sich zu verziehen. Zwischenzeitlich tauchten auch andere Tiere am Strand auf und sahen der Niederlage des Krokodils zu. Als das Krokodil weg war, jubelten die anderen Tiere, und der Vorhang schloss sich.

 

Es war inzwischen kurz nach sechs, so dass die Kinder nach und nach abgeholt wurden. Meike sollte auf ihre kleinen Geschwister aufpassen, während ihre Mutter das Abendessen für alle vorbereitete. Mit alle war nicht nur die Kernfamilie gemeint, sondern auch zwei Tanten und ein Onkel inklusive zwei Cousins.

 

Von dem Abendessen wusste Martina nicht mehr allzu viel. Sie wusste nur noch, dass die Schwester ihrer Mutter bereits ankam, noch bevor alle Kinder abgeholt wurden, weshalb es ein Foto von ihr mit Tante Nicki gab, auf dem auch Julia und Jacky zu sehen waren.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück