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Dragonblood

Bound by fate, cursed by blood
von

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Pale broken Wings

Auf den Straßen der Stadt war es zur Mittagszeit wieder unheimlich still geworden.

Eigentlich ist Inuart davon ausgegangen dass das kleine Mädchen apathisch und abwesend einfach nur in ihrer Ecke, hinter dem Tresen, sitzen bleiben würde. Doch dies war nicht der Fall.

Er war erstaunt wie offen und zutraulich die kleine Yonah doch war. Es waren vielleicht gerade mal 15 Minuten vergangen, nach dem Caim und Nier verschwunden waren und da kam sie schon aus sich heraus. So wie man es ihr niemals zugetraut hätte. Sie saß zwar noch immer in ihrer Ecke, hinter dem Tresen, was daran lag das sie noch immer schwach war, aber sie fing schon fröhlich an Dinge zu erzählen ohne das der Ältere nur auf die Idee kommen konnte sie was zu fragen. Sie erzählte das sie mal kürzere Haare gehabt hat und sie wachsen ließ weil sie es toll fand das Nier so lange Haare hatte. Oder was sie am liebsten aß. Oder was ihr Name bedeutete und und und. Inuart stand nur da und wusste nicht was er dazu sagen wollte. Er war förmlich überwältigt von ihr. Vor allem das aus so einem kleinen Mund so viel Geplapper kam. So das er erst mal auf Abstand blieb und sie nur ansah.

Aber nach einer Weile hatte er sich dann doch einen Ruck gegeben und sich zu ihr gesetzt. Immer mehr schmolz die Barriere zwischen ihnen und schließlich saßen sie beide hinter dem Tresen und aßen zusammen Kekse. Es war schön mal wieder etwas lockerer und fröhlicher reden zu können, auch wenn Inuart immer ein Ohr aufgestellt hatte wegen Legion. Er wollte ja nicht dass sie reinkamen und sie angriffen. Das resultierte leider dazu dass er der Kleinen nur halb zuhören konnte. Aber er bekam immer noch genug mit um sich mit ihr zu unterhalten oder zumindest zu antworten. Sie konnte brabbeln wie ein Wasserfall. Aber sie klang so lieb dabei dass man sie nicht unterbrechen wollte. Er sah sie an als sie mal wieder eine etwas längere Geschichte erzählte…

Sie war schon ein süßes und liebes Ding. Und wenn er sie so sah dann wusste er echt nicht wie dieses Mädchen in der Apokalypse nur überlebt hatte. Doch dann wiederrum musste er nicht lange darüber nachdenken und er fand die Antwort von allein: Es war Nier. Er war garantiert der Grund warum sie noch am Leben war. Oder aber sie verbarg unter ihrer lieblichen Art eine Killerin von der man ihr nichts ansah. Aber das dachte er erst mal nicht. Erst wenn sie es zeigen würde kam das in Betracht.

Sie war ebenfalls in kompletter dunkler Kleidung bekleidet. Es schien auch, wie bei Nier, eine Kapuzenjacke zu sein, nur hatte sie noch Pelz an den Rändern der Kapuze und den Ärmeln. Inzwischen hatte sie diese aber auch runter gezogen und zeigte so ihr langes und sehr hellblondes Haar darunter und ihre blaugraue Augenfarbe. Das Blond war offensichtlicher als bei Nier. Obwohl Inuart inzwischen sogar akzeptierte das der Junge einer von diesen seltenen Fällen sein musste die weißes Haar hatten. Albinos. Aber eigentlich haben die rote Augen, was bei ihm nicht so war. Komisch. Also war er keiner oder? Wie auch immer. Yonah aber war ein hübsches Mädchen und jung. Und dadurch, besonders da sie so viel sprach, erfuhr Inuart auch das sie 12 Jahre alt war. Also noch nicht mal wirklich lange in der Geschlechtsreife. Ein blutjunges Ding also. Es tat ihm echt leid dass sie noch so jung war und nicht mal mehr eine richtige Kindheit gehabt haben musste. Sie war, zurückgerechnet, gerade mal sieben Jahre alt gewesen als die Seuche anfing. Da hatte sie sicherlich nicht viel von ihrer Kindheit gehabt.

Endlich holte sie mal Luft von ihrem Geschnatter und schnappte sich einen Keks aus der Dose vor ihrer Nase am Boden. Als sie anfing daran zu knabbern nutze Inuart die Gelegenheit und fing selber mal an Fragen zu stellen, denn er war auch neugierig. So fragte er, noch immer im Schneidersitz vor ihr sitzend:

„Sag mal Yonah…wo sind eigentlich eure Eltern?“

Als er das fragte schien zu leicht zu erstarren und hörte auf auf ihrem Keks rum zu knabbern. Sie hatte echt hunger…aber dennoch verschlug ihr diese Frage offenbar die Sprache und den Appetit. Der Ältere fühlte förmlich das er was falsches gesagt haben musste und sah sie gespannt an. Was würde wohl kommen? Aber Yonah blieb ruhig und biss dann weiter auf ihrem Keks rum. Aß ihn erst mal auf, ohne den Blick vom Boden zu nehmen. Sie schien zu überlegen was sie sagen sollte. Warum musste man da überlegen? Inuart fand das komisch, aber er hatte viele komische Dinge in den letzten Jahren gesehen, also schockte ihn dieses Verhalten nicht wirklich. Sie war sicher genug schockiert und psychisch labil vielleicht auch, wer wusste das schon? Und dann fing die Kleine echt noch an zu reden:

„Meine Eltern…sind tot. Ich habe sie vor 2 Jahren verloren. Diese Monster sie…sie waren plötzlich überall als wir in einen Supermarkt wie diesen gegangen waren. Ich konnte gerade noch so entkommen aber…aber nur weil meine Eltern sie aufgehalten haben.“

Okay, also waren sie von Legion gebissen oder getötet worden. Ersteres war leider wohl eher der Fall.

„Und dein Bruder? Wo war dein Bruder? Ich meine der frisst Legion doch zum Frühstück, wie ich gestern gesehen habe. Konnte der nicht helfen?“

Er sagte das etwas fröhlicher und wollte so etwas das düstere Thema aufhellen, dass er selber losgetreten hatte. Sie sah auf. Schien erschrocken. Warum…war sie erschrocken? Es kam Inuart beinahe so vor als hätte er sie bei etwas erwischt, oder als wäre ihr etwas rausgerutscht, aber was nur? Oder bildete er sich das nur ein? Dann aber schüttelte sie ganz kurz und knapp den Kopf und sprach:

„Ach Nier? Ja…der war in unserem Versteck zuhause…es ging ihm nicht so gut und deswegen blieb er daheim. Er war leicht erkältet. Aber so habe ich ihn wenigstens an dem Tag nicht auch noch verloren…“

Inuart sah sie an. Sie griff sich wieder einen Keks und aß weiter mit dem Blick zum Boden gerichtet. Okay, nun war ihm klar das etwas nicht stimmte. Sie schien was zu verheimlichen. Nier und krank zuhause? Das konnte er sich irgendwie nur schwer vorstellen. Dieser Junge trat Legion in den Arsch wie ein Profi, der würde doch wegen einem Schnupfen nicht zuhause bleiben, oder? Aber vielleicht schoss er auch selbst zu sehr über das Ziel hinaus und interpretierte da zu viel rein. Die Kleine war sicherlich verwirrt. Sie war gerade dem Tod von der Schippe gesprungen und war noch immer nicht außer Gefahr. Es war okay wenn sie gerade Dinge durcheinander warf…Und er fühlte sich plötzlich auch mies. Er hätte das kleine Mädchen nicht sowas fragen dürfen. Das war sehr unsensibel gewesen. Er hatte nicht darüber nachgedacht. Er schnaufte er und sprach freundlich und leiser:

„Tut mir leid. Ich hätte dich sowas nicht fragen dürfen. Das muss noch immer eine sehr schlimme Erinnerung sein. Ich…ich kenne das wenn man jemand wichtigen verliert.“

Sie sah bei der Aussage zu ihm auf und legte den Kopf schief, als sie den Rest des Kekses runterschluckte. Man konnte die Trauer hören, die im letzten Satz von ihm mit nach außen hallte. Aber woher kam diese Trauer? Eigentlich war es nicht ihre Art so neugierig zu sein. Die neugierige Katze kommt um, hieß es ja. Aber sie wollte es schon gerne wissen.

„Ich bin nicht sauer oder so. Du musst dich nicht entschuldigen. Das mit meinen Eltern…das ist passiert und nicht mehr rückgängig zu machen. Aber ich habe ja noch meinen Bruder. Er macht das alles viel erträglicher. Ohne ihn…würde ich nicht mehr leben. Er ist es der mir mein Leben lebenswert macht… Möchtest du darüber reden? Ich höre dass du traurig bist. Wen…hast du denn verloren?“

Als sie das fragte musste der Ältere kurz zur Decke über sich sehen. Erst einmal lauschte er. Wollte sicher gehen dass er keinen Legion hörte und reckte sich sogar noch mal auf um über den Tresen zu sehen. Nichts. Es war still und leer. Dann kam er wieder runter und sah zu der Kleinen, die noch immer auf eine Antwort von ihm wartete. Es war nicht leicht darüber zu reden aber…aber würde es helfen? Wie lange trug er diesen Schmerz mit sich herum? Er hatte es doch tatsächlich vergessen. Würde es ihm helfen darüber zu reden um den Schmerz etwas zu erleichtern? Mit Caim konnte er nicht sprechen. Nicht über dieses Thema…So seufzte er und fing an offen und ehrlich zu sprechen:

„Es ist vielleicht mal ganz nützlich mit jemanden darüber zu sprechen…Ich habe das lange in mir verborgen und konnte nie darüber reden.“

Yonah legte den Kopf in die andere Richtung verwirrt schief.

„Hm? Warum denn? Du hast doch diesen anderen Mann. Konntest du nicht mit ihm reden? Ich denke es ist nicht gut lange etwas mit sich zu schleppen was ausgesprochen werden muss.“

Das war für ihr Alter sehr weise. Er lächelte kurz und schüttelte den Kopf.

„Mit Caim kann ich nicht darüber reden. Weist du…es betrifft ihn noch schlimmer als mich, was schon komisch genug ist bedenkt man die Situation.“

Er gab sich aber einen Ruck. Und dann polterte es ehrlich aus ihm heraus:

„Wir haben auch beide jemanden verloren der uns sehr wichtig war…Es war Caims kleine Schwester.“

Und das schien Yonah sichtlich zu überraschen. So sah sie zumindest aus. Und sie schien sogar etwas schockiert. Caim…hatte eine Schwester? Inuart sprach weiter:

„Sie hieß Furiae. Sie war zwei Jahre jünger als ihr Bruder und der netteste Mensch den ich kannte. Ich habe sie kennengelernt als ich zum ersten Mal bei Caim zu Besuch war. Da war ich gerade mal 6 Jahre alt. Hilfsbereit und liebenswert, so könnte man sie am besten beschreiben. Schon als sie klein war war sie so. Und als wir älter wurden verliebte ich mich in sie. Wir…waren ein Paar. Unzertrennlich. Auch wenn ich immer das Gefühl hatte das sie mehr hinter ihrem Bruder stand als mir. Zumindest wenn es zwischen uns beiden drauf an kam, dann würde sie eher zu ihm stehen als mir. Die beiden hatte etwas Unglaubliches verbunden. Ich kann dir nicht mal sagen was es war, aber ich habe noch nie Geschwister wie diese erlebt. Caim hatte sich mal mit 5 Jungs gleichzeitig geprügelt, weil er dachte sie würden seine Schwerster ärgern und beim anbaggern war es später genauso. Wie oft er schon blaue Flecken und Schrammen wegen ihr hatte. Nicht mal ich und ich schäme mich sehr dafür, wäre so wahnsinnig gewesen mich mit allen für sie anzulegen. Aber Caim hat es getan. Er war ein unglaublicher Bruder. Ein Beschützer und Aufpasser.“

Als Yonah ihm zuhörte und hörte wie er über diesen anderen Mann namens Caim sprach…musste sie kurz sanft lächeln. Das hörte sich nach jemand an den sie kannte. Und das sagte sie dann auch ganz ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen:

„Das hört sich nach Nier an.“

Inuart lachte leicht und kurz auf, als er das hörte und nickte dann.

„Das war auch das erste was ich dachte, als ich euch gestern gefunden habe. Als ich Nier sah, wie er kämpfte und erfuhr dass er alles für dich tat…da dachte ich eine jüngere Version von Caim würde vor mir stehen. Es ist ulkig das sie sich offenbar nicht leiden können. Zumindest machte es vorhin so den Eindruck. Vor allem weil sie sich vielleicht ähnlicher sind als sie glauben. Nur mit dem Unterschied das der Eine seine Schwester hat und der Andere…ja…der halt nicht mehr…“

Er klang als würde er leicht zerbrechen dabei.

„…Was ist mit ihr passiert?“

Fragte Yonah zögerlich und fühlte sich auch gleich danach schlecht dass sie so bohrte. Es fiel Inuart nicht leicht sich daran zurück zu erinnern…aber leider konnte er es. Es kam ihm vor als wäre es erst gestern gewesen. Und dass es noch immer so klar in seinem Verstand war…war erschreckend. Er sah einfach alles was passiert war…Alles. So musste er kurz schniefen und rieb sich über die Nase mit der linken Hand. Und schließlich fuhr er fort:

„Sie ist gestorben…weil wir blind vertraut haben. Deshalb war Caim auch so sauer auf mich, als ich mich euch gestern zugewandt habe und helfen wollte. Er kann das nicht verstehen. Nicht nach der Sache mit seiner Schwester. Aber ich bin es einfach leid, weist du Yonah? Ich möchte helfen und die Welt gerne damit retten, auch wenn es sich blöd anhört. Und ich weis wie blöd das klingt, glaub mir…Es war nicht lange nachdem hier alles den Bach runter ging. Als es draußen richtig los ging und das Militär anfing die Legion offiziell auf den Straßen zu bombardieren. Nicht nur unsere Regierung, sondern auch andere Länder auf der Welt. Ganz Tokyo ist zu einer verdammten Kriegszone geworden und jeder Mistkerl auf dem Planeten dachte sich er muss auch mal seine Waffen hier ausprobieren. Besonders da Japan ein Spielplatz für Krieg und Waffen durch die Legion geworden war. Jeder wollte seinen Senf dazu geben und der „Retter der Welt“ werden. Auch das so glorreiche Amerika. Fakt war aber, dass sie es mit ihrem Abwurf von Bomben und Atomwaffen nicht besser gemacht haben und sich die Scheiße so über die ganze Welt verstreute…Heh…geschieht ihnen recht finde ich. Das ist etwas womit ich kein Mitleid habe. Mitgegangen mitgefangen. Aber was mich besonders wütend machte, auch noch heute…ist das Furiae noch leben könnte, wenn nicht jeder Idiot draußen anfing um sich zu ballern und damit dachte er wäre im Recht! Ich weis nicht was du noch weist, aber als es hier richtig schlimm wurde, besonders mit den Legion, da war sich jeder auf den Straßen der Nächste. Es gab keinen Zusammenhalt mehr.“

Yonah sah auf den Boden vor sich. Sie schien traurig. Ja…ja sie wusste das auch noch. Nur wage, aber sie hatte einiges durch ihre Eltern mitbekommen. Obwohl die versucht haben sie davor zu schützen.

„Es war kurz darauf gewesen. Kurz darauf verloren Caim und Furiae ihre Eltern. Eine Horde von Legion hatte ein Kraftwerk überrollt und die beiden haben zu der Zeit dort noch gearbeitet. Ohne Rücksicht hatte die Regierung beschlossen es mit einer Bombe dem Erdboden gleich zu machen. Dachten sich dass dies fast alle Legion in Tokyo gewesen sein mussten und keiner mehr dort drin leben würde. So ein ausgemachter Schwachsinn! Die haben einfach nur viele Legion gesehen und wollten was drauf werfen um viele auf einmal zu töten, mehr war es nicht…Sie haben alles zerstört. Und ihre Eltern gleich mit. Caim hatte noch mit ihnen telefoniert. Ich war bei ihnen zuhause und habe das mitbekommen. Und als die Verbindung riss und wir den Knall hörten in der Ferne, da wussten wir was los war. Das war der Tag an dem wir in den Untergrund abgehauen sind. Die Straßen waren nicht mehr sicher und wir dachten mehr Glück zu haben wenn wir irgendwo untertauchen würden. Wollten das alles mit einer anderen Gruppe, die auch so dachte, aussitzen. Wie bescheuert wir doch waren. Wir wussten nicht das wir einer Gruppe von Verbrechern beigetreten waren und von Legion-Fanatikern. Die wollten dass sich die Legion weiter verbreiten, weil sie eine Art Heilung der Erde sein würden. Sie würden die Erde von den Menschen befreien und sie damit retten. Als wir erfuhren WER die waren war es aber bereits zu spät. Wir sind vom Militär überrannt worden und…und Furiae…Sie kam bei dem Angriff um.“

Als er das sagte schlich ihm eine Träne aus dem linken Auge und er sah zu der Decke über sich. Man konnte den Kloß sehen, den er im Hals hatte, der sich vor Wut und Leid gebildet hatte. Und Yonah konnte nicht wirklich verstehen was er durchmachte. Sie sah nicht was er wieder vor seinem geistigen Auge vor sich sah…Wie sie da lag. Furiae. Am Boden und angeschossen. Mehrere Löcher in der Brust und Blut spuckend, was langsam ihr weißes Kleid tränkte. Wie Caim sie noch mit sich schleppte und sie auf der Flucht waren. Er sie in seinen Armen trug und als sie endlich in Sicherheit waren…sie sich nicht mehr regte…All das Leid das sie an dem Tag erlitten hatten. Den Schmerz…Inuart sah wieder zu Yonah und beendete:

„Es gibt viele böse Dinge auf dieser Welt. Aber keines...glaub mir, KEINES übertrifft die Bosheit und Grausamkeit die Menschen an den Tag legen können. Es war das Ende der verdammten Welt! Menschen starben rechts und links, weil sie von Legion gebissen wurden und sich in Monster verwandelten! Aber Furiae starb wegen dem Geballer von den Menschen die uns eigentlich beschützen sollten! Das war…der grausamste Witz den ich je miterleben durfte…“

Yonah sah ihn weiter an.

„…Es tut mir so leid.“

Antwortete sie ehrlich und fasste sich dabei mit beiden Händen an die Brust, genau dort wo das Herz lag. Sie stellte sich das alles schrecklich vor. Sie war noch zu klein gewesen und hatte von all dem Leid anderer Menschen nicht viel mitbekommen. Hauptsächlich weil ihre Eltern sie davor zu schützen versuchten. Sie erinnerte sich nur wage an all das Leid. Aber was sie gesehen hatte…das Grausamste was sie jemals sah…war der Tag an dem Nier…

In der Ferne konnten sie schnelle Schritte hören.

Erschrocken riss es Yonah und ganz besonders Inuart aus ihrem Gespräch und der Ältere sprang auf die Füße! Während die Kleine erschrocken zu ihm hoch sah, blickte Inuart bereits um sich und sah rüber zu dem Eingang des Supermarkts. Er sah sie Doppeltür aus Glas, das noch in Takt war und die davor leicht rausgezogene Gitterziehtür um den Laden abzusichern. Draußen hatte es aufgehört zu schneien und es war mitten am Tag. Man konnte genau sehen dass nichts auf der Straße los war. Es war leer. Aber woher kamen diese schnellen Schritte?

Er zückte sein Gewehr neben sich und überprüfte das Magazin. Er hatte noch 6 Patronen im Lauf. Nicht gerade viel. Was auch immer in den Laden kam würde er damit allerdings klingeln lassen! Er sah zu der Kleinen runter und sprach leise, aber angespannt:

„Bleib in Deckung!“

Sie nickte und zog sich ihre Kapuze über. Umschlang ihre beiden Beine und schwieg. Sie hatte Angst und wünschte sich ihren Bruder her. Er war schon so lange fort. Sie…sie hätte ihn niemals gehen lassen dürfen. Ohne ihn fühlte sie sich wehrlos und einsam.

Inuart dagegen kam um den Tresen herum und positionierte sich hinter einem Umgefallenen Getränkeautomat, der vor langer Zeit extra so von ihm gelegt wurde. Er ging in Position und zielte durch das Visier seines Gewehrs. Hatte vor sich genau den Eingang des Ladens im Blick. Schnell schraubte er noch den Schalldämpfer an seine Waffe und wartete dann ab. Was auch immer vor dem Laden aufkreuzte, er war bereit und war es ein Legion hagelte es Blei! Aber etwas womit er überhaupt nicht gerechnet hatte kam schließlich in Sicht. Und so sah er Caim.

Er kam die Treppen zum Supermarkt hochgerannt und sah einmal schnell hinter sich dabei. Dann kam er oben an und schmiss die linke Tür des Ladens auf. Yonah zuckte auf vor Schreck und hielt sich die Ohren zu. Inuart dagegen sah ihn verwirrt an, kam hinter seinem Visier hervor und rief:

„Caim! Was ist los?!“

Der aber reagierte nicht und hielt die Tür des Ladens auf und sah hinter sich zur Straße. Inuart dagegen war noch mehr erschrocken als vorher…wo war Nier? Wo war der Junge?! Er konnte ihn nicht sehen! Hatte er ihn etwa…!? Alle möglichen Horrorszenarien spielten sich in seinem Kopf ab was Caim mit ihm angestellt haben könnte! Er hätte mit ihm gehen sollen! Caim war viel zu labil bei Fremden und…! Aber dann entspannte er sich. Ein Stein viel ihm vom Herzen als der Weißhaarige gleich hinterher gerannt kam und auch die Stufen rauf flitzte, während Caim zu ihm fauchte:

„Beweg deinen Arsch hier rein!“

Er hatte das sehr laut gebrüllt. Was schon mal nicht klug war. Doch was ihn mehr besorgte war wie seine Stimme dabei klang. Es machte Inuart sehr unruhig. Er konnte in seiner Stimme Nervosität und Hektik hören. Und das bedeutete in der Regel nichts Gutes, vor allem wenn es von Caim kam, der sonst immer gefasst war und in der Regel nur sauer wurde und nicht panisch.

So stolperte Nier schließlich auch in den Laden und Caim lief noch mal kurz raus. Er zog das Gittertor, vor dem Laden, von links komplett nach rechts und ließ es einrasten. Konnte es nicht abschließen, weil er keinen Schlüssel hatte, aber es war besser als nichts. Dann kam er wieder in den Laden und schmetterte die Tür zu, sah sich hektisch um und suchte etwas womit er die Türen blockieren konnte. Nier kam in die Mitte des Ladens und atmete schnell, stand etwas gebückt dabei weil er außer Puste war. Er fing sich aber wieder erstaunlich schnell und rief nach seiner Schwester als er sich nebenbei noch hektisch umsah:

„Yonah!“

Als sie seinen Ruf hörte zuckte sie auf und ließ ihre Hände von ihren Ohren gleiten. Die Stimme kannte sie zu gut. Dann sah sie über sich zur Tresenkante und rief zurück:

„Hier! Ich bin hier!“

Nier sah da hin woher der Ruf kam. Sofort rannte er los und kam um die Ecke zu ihr. Inuart dagegen sah dem Allem nur zu. Er wusste nicht was los war, aber jede Aktion machte ihn nervöser. Etwas Schlimmes war passiert, ganz bestimmt. Der Weißhaarige kam zu seiner Schwester um die Ecke des Tresens und auf die Knie, dann wollte er ihr auch gleich schon hoch helfen. Es ging alles sehr schnell und dadurch wusste auch Yonah das etwas definitiv nichtstimmte. Er drehte sich um und buckelte, mit der Intension dass sie sich an ihm festhalten und er sie tragen konnte. Sprach dabei laut und aufgebracht:

„Kletter auf meinen Rücken und halt dich gut fest!“

„Was? Aber warum denn?“

„Tu es einfach Yonah!“

Sprach er lauter und bestimmend. Nun konnte sie auch in seiner Stimme hören dass er schrecklich aufgebracht und hektisch war. Es machte ihr schreckliche Angst, aber dennoch gehorchte sie ihm einfach instinktiv. So dass sie auf seinen Rücken kletterte, ihn mit den Armen um den Hals umschlang und er sie unter den Beinen packte. Er hob sie locker hoch, als würde sie für ihn nichts wiegen und lief mit ihr aus der Ecke. Caim fand dagegen endlich einen dicken Holzbalken und zerrte ihn vor die Tür. Verriegelte die Doppeltür damit und warf dann noch zusätzlich den Getränkeautomaten links von der Tür um. Die langen Ladenfenster links und rechts dagegen musste er nicht bearbeiten. Die wurden schon früher vernagelt als die Apokalypse langsam losging und er konnte nur hoffen dass sie halten würden.

Nier kam wieder in die Mitte des Raums gerannt und sah erschrocken vor zu Caim, der erfolgreich den Ein- und Ausgang verriegelt hatte, so dass er eine harte Bremse einlegte. Yonah sah ihm über die Schulter und wusste einfach nicht was los war und da war sie nicht die Einzige, denn Inuart kam rechts neben den Jungen und sah zu ihnen. Es wurde alles zu hektisch. So das sich Yonah, in der Sekunde, fest an ihren Bruder drückte der zu Caim fauchte:

„Was machst du da?!“

Der Ältere vor ihm verriegelte weiter und warf noch mehr Dinge vor die Tür. Alles was er finden konnte und nützlich zum verbarrikadieren aussah. Alles was blockte konnte nun helfen. Dann sah er immer mal wieder zu dem Jungen und seiner Schwester und sprach aufgebracht:

„Wonach sieht es denn aus Klugscheißer!? Wir brauchen Schutz!“

Doch Nier schüttelte den Kopf.

„Nein IHR braucht Schutz! Nicht wir! Lass Yonah und mich gehen! Sofort!“

„Sei nicht albern Knirps! Dafür ist es längst zu spät!“

„Das war keine Bitte du blödes Arschloch! Lass uns gefälligst raus, oder…!“

Es eskalierte und Caim fauchte:

„Du hast gesehen was…!“

„AUFHÖREN!“

Brüllte aber schließlich Inuart laut durch den Laden und stellte sich zwischen die Beiden. Erschrocken und überrascht sahen sie zu ihm und wurden doch tatsächlich still, auch wenn es nur von kurzer Dauer sein sollte. Der Orangehaarige sah abwechselnd zu ihnen und sprach nun selber etwas aufgebrachter:

„Kann mir einer erklären was der Scheiß soll?! Was ist hier los verdammt?!“

Und natürlich war es Caim der zuerst wieder seine Stimme anschaltete:

„Ich kann dir sagen was los ist: Wir haben eine Horde Legion im Nacken! 50 Stück, oder vielleicht sogar mehr! Die einzige Möglichkeit, das zu überleben, ist uns zu verbarrikadieren und hoffen dass sie verschwinden wenn sie uns nicht mehr hören oder sehen! Wir haben noch etwas Abstand zwischen ihnen gehabt. Aber sie werden in wenigen Minuten hier eintreffen und dann müssen wir bereit sein!“

Inuart sah ihn schockiert an. Das war in der Tat schlimmer als er es sich hätte vorstellen können.

„Was?! Wie zum Teufel habt ihr das denn hinbekommen?! Wo findet man heute noch so viele Legion auf einem Haufen?!“

Das war eine berechtigte Frage. In der Regel tummelten sie sich nicht mehr in großen Massen. Besonders da es kaum noch Menschen gab die als Beute fungierten und alle anlockten. Das Schwärmen war seit einigen Jahren eigentlich vorbei. Wenn dann standen sie vielleicht noch in Massen irgendwo in Kellern oder Schluchten, aber davon hielt jeder, der klar im Kopf war, eigentlich Abstand.

Caim sah schnell atmend vor Zorn zu Nier, der auch schnell atmete vor Aufregung. Woher sie so viele an den Hacken hatten?…Das wussten sie beide leider nur zu gut. Und reden wollte keiner wirklich darüber. Sie hatten beide scheiße gebaut doch keiner würde es zugeben.

Nach der Aktion in der Apotheke kamen sie gerade so mit dem Leben davon. Die Apotheke hatte einen Mitarbeitergang der hinten aus dem Lager führte und zu einer Art zentraler Gänge für Mitarbeiter fungierte. Schafften es so gerade noch raus, als sie bereits hinter sich das Glas springen und Legion in die Apotheke stürmen hörten. Alle Läden in dem Gebäude waren hinten rum damit verbunden und so kamen sie über die Notfalltreppen raus aus ihrer Misere. Was allerdings nicht nach Plan lief war die Horde die ihnen seit der Apotheke durch exakt diese Gänge folgte und die nächste Horde, die in einem Hinterhof abgestellt stand und ihnen fast den Weg versperrt hatte. Über einen Zaun kletternd konnten sie entkommen, aber kurz darauf hörten sie wie alle Legion gegen den Zaun schepperten, heulten und der Zaun schließlich niedergerissen wurde durch die schiere Masse an Monstern. Zwei Horden taten sich zusammen und naja dann waren leider extrem viele geworden. So viele wie Caim sie lange nicht mehr gesehen hatte und vor allem so nah. Und diese jagten sie durch die Straße.

Caim war erstaunt gewesen wie gut Nier drangeblieben ist und sich nicht abhängen ließ von ihm. Und das obwohl er vorher noch so den Schreck in den Gliedern hatte wegen seiner…

Caim sah zu Inuart.

„Das spielt keine Rolle! Fakt ist: wir müssen uns verteidigen!“

Nier sah ihn sauer an und brüllte:

„ICH muss meine Schwester in Sicherheit bringen! Also lass uns verdammt nochmal raus!“

Er machte ihn rasend! Wütend wand sich der Dunkelhaarige an ihn:

„Sei doch nicht bescheuert! Sie sind fast hier! Und mit der Kleinen auf dem Rücken kannst du sie niemals abhängen! Geschweige denn ihnen davon rennen!“

Nier konterte vor Wut:

„Was interessiert es dich denn?! Spiel hier nicht jemand der sich um uns sorgt, wenn es dir doch von Anfang an scheiß egal war was aus uns wird! Ich werde meine Schwester jetzt hier raus bringen!“

Inuart sah abwechselnd zu ihnen. Das konnte doch wirklich nicht ihr beider Ernst sein! Sie keiften sich an wie zwei Hunde die sich um einen Knochen schlugen und vergaßen förmlich was hier gleich passieren würde! Er sah Yonah auf dem Rücken ihres Bruders und wie sie ängstlich die Augen geschlossen hatte. Das arme Ding. Und da stand es für ihn fest. Das musste aufhören. Sofort. Er hatte plötzlich den Mut etwas zu tun…was er noch nie zuvor getan hatte. So lief er wütend und mit schweren Schritten zu Caim und verpasste ihm eine! Es kam unerwartet und aus dem Nichts. Er schubste ihn schließlich so heftig das der neben der Tür an die Wand knallte und sein Gegenüber erschrocken ansah. Sogar Nier war erschrocken über diesen plötzlichen Ausbruch und schwieg augenblicklich. Das hätte er ihm nicht zugetraut. Sicher kannte er Inuart nicht lange, aber er wirkte immer wie der Zurückhaltende und gefasste der Beiden. Dann zeigte Inuart auf seinen besten Freund und sprach:

„Hey! Hör gefälligst auf ihn anzubrüllen! Weist du was dein Problem ist: Immer musst du Leute anbrüllen und kannst nicht normal mit ihnen reden! Er hat Angst okay?! Und es ist sein verdammt gutes Recht um seine Schwester Angst zu haben! Das solltest DU besser verstehen als jeder andere! Also reiß dich zusammen! Nur ein Mal!“

Er sollte das besser verstehen? Nier verstand diese Worte nicht. Was meinte Inuart? Doch er kam nicht weiter dazu darüber nachzudenken, denn der Ältere wand sich dann auch an ihn und sprach selbstsicher und laut:

„Und DU bist auch nicht besser! Ich weis dass du dich um die Kleine sorgst! Aber einfach da raus zu rennen, während dutzende von Legion dir auf den Fersen sind, ist dumm und rücksichtslos! Und falls du es nicht bemerkt hast, sie hängt auf deinem Rücken und hat schreckliche Angst! Du solltest sie schützen und nicht ins Chaos da draußen stürzen, nur weil IHR beide ein Problem miteinander habt!“

Caim und Nier sahen sich an. Aber es hielt nur kurz und dann sahen sie wieder voneinander weg. Inuart war stinksauer und sprach abwechselnd zu ihnen:

„Ja genau! Habt ihr gedacht ich merke das nicht?! Ich weis nicht was für eine Art von Schwanzvergleich ihr beide gerade habt, aber ich lasse nicht zu das dieser Bullshit unser und das Leben der Kleinen in Gefahr bringt! Also reißt euch gefälligst zusammen und denkt euch mit mir einen Plan aus! WAS machen wir jetzt?!“

Und dann wurde es verdammt still im Laden. Noch nie zuvor war Inuart so aus der Haut gefahren. Nicht mal bei dem Tod von Furiae. Caim war sichtlich beeindruckt davon, aber wusste auch nicht wirklich was er sagen sollte. Er hatte ja recht. Es knisterte zwischen ihm und Nier, aber nicht gerade im positiven Sinne. Und daran war er deutlich mehr schuld als der Kleine. Doch niemals würde er das zugeben. Und auch der Kleine sah ein dass er bescheuert handelte. Aber wenn er mit Yonah rauskäme dann würde er entkommen. Daran gab es keinen Zweifel, denn er würde einfach…Aber hier drinnen war er eingekesselt und wehrlos.

Das plötzliche laute Kreischen von draußen riss sie aus ihren Gedanken und sie sahen zu der Glastür des Ladens. Es war soweit. Sie waren gleich da. Sie brauchten wirklich einen klaren Kopf. Inuart hatte recht. Caim fing sich als erster und sprach zu den Anderen:

„Sie sind gleich hier.“

Während Inuart zu seiner Waffe hinter rannte und all seine Munition aus seinem Rucksack holte, die er gebunkert hatte und diese dann zählte, sah Nier sich mit dem Kopf genauer im Laden um. Es gab keinen Ausweg. Zwar waren alle möglichen Fenster verbarrikadiert, auch die kleineren weiter oben an der Decke, aber auch da war es nur eine Frage der Zeit bis diese nachgeben würden und diese Monster reinkamen. Er drehte sich um und fragte Inuart:

„Gibt es wirklich keinen anderen Ausweg für Yonah und mich?!...Für uns alle?!“

Caim schüttelte den Kopf genervt und verriegelte weiter die Eingangstür. Er hatte es echt nicht gescheckt was? Er kam nicht mehr rechtzeitig raus. Und dann sah er kurz rechts über seine Schulter nach hinten bei der Frage die an Inuart gestellt war. Der sah von seinen Knien aus auf, da er auf dem Automaten die Patronen zählte und sprach dann:

„…Es gibt im Keller eine Notfallluke in die Kanalisation. Aber weit würdet ihr nicht kommen, es ist ein dunkles Labyrinth da unten, voller Sackgassen und Barrikaden. Und die Legion vor dem Laden sind zu zahlreich. Das ist ne Todesfalle da unten.“

„Ich muss es wenigstens versuchen!“

„Wir schaffen das hier!“

Sprach Caim plötzlich zuversichtlich und alle sahen zu ihm. Was hatte er da gesagt? Er legte ein weiteres Brett beiseite und machte ein Schaufenster etwas freier. Er hatte offenbar angefangen Bretter von einem Fenster zu reißen. Inuart verstand nicht ganz was das sollte. Sollten sie nicht Bretter dran machen anstatt sie ab zu nehmen? So stand er auf und kam näher. Stellte ihm genau diese Frage auch schließlich. Caim kam dann auf ihn zu und nahm aus der Seite des Rucksacks die Machete raus. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl er würde sie brauchen und es wäre besser als die Stange. Dann lief er wieder zu dem Fenster und schlug es ein! Nier fuhr der Schock in die Glieder, als das Glas splitterte und er fauchte:

„Was machst du da?!“

„Bleib locker!“

Brüllte Caim zurück und sah dabei raus. Dann sah er wieder zu dem Rest.

„Wir machen sie einfach fertig! Verstecken würde nichts bringen. Sie wären dennoch auf den Straßen und würden nicht mehr weg gehen. Sie würden uns hier drin einsperren ohne es zu wissen. Wir können sie nur los werden indem wir sie alle erledigen! Aber anstatt es mit allen gleichzeitig aufzunehmen, knöpfen wir sie uns einzeln vor! Einer nach dem Anderen! Ich lasse immer einen rein und enthaupte ihn gleich! Inuart übernimmt die die sich versuchen von hinten vorzudrängeln und verpasst ihnen ne Kugel! Und du übernimmst die Aufgabe aufzupassen ob sie wo anders versuchen reinzukommen! Die knöpfst du dir dann vor! Bring deine Schwester nach unten in den Keller und in Sicherheit! Sie kann uns hier nicht helfen und wäre nur eine Last!“

Das war nicht nett ausgesprochen, aber leider die Wahrheit. Nier gefiel das nicht. Es gefiel ihm so gar nicht. Es ging gegen seinen Willen. Er wollte Yonah nur in Sicherheit und weg bringen, aber inzwischen musste auch er realisieren das dies nicht mehr so einfach sein würde. Und so sehr er es auch nicht wollte…er musste wohl das tun was Caim sagte und mit ihnen kämpfen. Er wurde sich bewusst…dass er immer nur weggerannt war. Vielleicht wurde es wirklich mal an der Zeit zu kämpfen. Und was auch immer passieren würde…er würde Yonah beschützen.

So nickte er entschlossen, wenn auch unfreiwillig und lief mit Yonah hinter zu der Tür die in den Keller führte. Inuart atmete aus. Zum Glück ließ er sich überzeugen. Wenn es stimmte und wirklich gleich extrem viele Legion hier aufschlagen würden, dann brauchten sie jede Hilfe die sie kriegen konnten. Vor allem von jemand der wusste wie er zu kämpfen hatte und das konnte Nier. Dennoch war die Situation sehr ernst und vielleicht sogar aussichtslos.

Der Weißhaarige öffnete die Tür mit der rechten Hand und stütze Yonah komplett mit einer unter ihrem Po weiterhin auf seinem Rücken. Er lief die dreckigen Stufen dahinter runter und kam schließlich in einem leicht beleuchteten Raum an, der so eingerichtet war als würde man hier schon länger ausharren. Zwei Schlafsäcke und Proviant sah er und setzte sie dann auf einem der Säcke ab. Sie sah ihn aufmerksam an, bis er zu ihr runter in die Hocke kam und etwas aus seiner Jackentasche wühlte. Yonah sah das Packet von einem Medikament, was er aus der Tasche zog und ihr dann schließlich reichte. Sie nahm es ohne zu fragen an und er sprach zu ihr:

„Du kannst lesen wie viel du zu nehmen hast. Also ließ bitte und nimm die Medizin zu dir. Ich bin oben und lass nicht zu das dir etwas passiert.“

Sie sah kurz runter auf die Verpackung und dann wieder hoch zu ihm.

„Ich möchte nicht dass dir etwas passiert! Bitte bleib bei mir.“

Sprach sie flehend vor Angst zu ihm, aber ihr Bruder schüttelte nur den Kopf und fasste sie dann sanft an der linken Schulter.

„Du bist hier unten sicher Yonah! Ich lasse nicht zu dass einer zu dir runter kommt und dir wehtut! Aber das kann ich nur wenn ich oben bin und helfe! Es…es tut mir leid.“

Ihm wurde plötzlich etwas bewusst und er sah auf den Boden vor sich. Hatte noch immer seine Hand auf ihr ruhend.

„Mir ist eben klar geworden wie recht Inuart doch hat. Ich wäre unbedacht mit dir da raus gestürmt. Ich hätte uns beide in noch schlimmere Gefahr bringen können und vielleicht hätte ich sogar…Ich hätte…Nein…ich war bereit zu tun was ich nie mehr tun wollte…“

Sie wusste sofort was er damit meinte und legte die Verpackung mit dem Medikament daneben sich auf den Schlafsack. Dann fasste sie ihn leicht mit beiden Händen an die Wangen und brachte ihn so dazu sie anzusehen. Sie sahen sich einige Sekunden an, bis Yonah dann leise sprach:

„Was auch immer du tust…bitte tu es nicht. Ich…ich möchte dich nicht verlieren.“

Er sah ihr die Trauer an die sich in ihren Augen spiegelte.

„Ich habe es bereits einmal gesehen…und es hat mit mehr Angst gemacht als jeder Legion da draußen auf den Straßen. Versprich es mir Nier…“

Er sah sie nur weiter stumm an und nickte schließlich sanft lächelnd zu ihr. Gab ihr damit die Bestätigung dass alles gut werden würde. Aber in seinem Hinterkopf wusste er…dass er dieses Versprechen vielleicht nicht halten könnte. Denn nichts war für ihn wichtiger als Yonah ihre Sicherheit und ihr Leben. Er ging bis an seine Grenzen für sie. Würde für sie da sein. Denn das war sie auch gewesen, als es kein anderer war.

Er nahm ihre Hände von seinen Wangen und sprach sanft:

„Es wird alles gut Yonah. Nimm deine Medizin und warte bis ich dich hole.“

Dann ließ er sie los und stand auf. Ohne noch viel zu sagen wand er sich von ihr ab und rannte die Stufen hoch. Ließ sie komplett alleine in der Stille des Kellers, als er die Tür hinter sich in Schloss fallen ließ. Und sie fing an zu beten. Faltete die Hände vor sich und schloss die Augen. Betete dass ihm nichts passieren würde. Und vor ihrem Inneren Auge sah sie ihn blutüberströmt. Sein Blick wild wie der eines Tieres und wie er zu ihr sah. Nie wieder…wollte sie ihn so sehen wie damals. Wie in dem Moment als er…
 

Kaum als Nier die Tür geschlossen hatte schossen ihm viele Gedanken durch den Kopf.

Das Einrasten des Metalls holte ihn nicht aus seiner Starre und wie in Trance sah er zur Tür und verriegelte damit den Weg runter zu seiner Schwester. Sie war sicher. Aber was sollte er nur tun? Er hatte keine Ahnung was auf sie zu kommen würde. Und wenn er etwas nicht mochte dann war es nach Instinkt zu entscheiden, denn dann landete er vielleicht auf einem Weg den er nicht einschlagen wollte. Brachte Aktionen die vielleicht unangebracht sein würden. Und vielleicht…brachte er so auch Yonah in Gefahr. Was sollte er tun wenn alles eskalieren würde? Er wusste es einfach nicht. Er war sich so unsicher.

Inuart riss ihn aber gleich aus seinen Gedanken als er zu ihm rüber sprach:

„Hey! Alles okay?“

Nier zuckte kurz auf, als er das hörte und sah zu ihm hinter. Mit einer gefassten und schon leicht aufgelegten Mine nickte er und kam auf ihn zu. Er war innerlich alles andere als okay.

Inuart war bereits in Position und so aufgestellt das er geduckt hinter dem umgefallenen Getränkeautomat saß und die Waffe auf das zerschlagene Fenster neben Caim gerichtet hatte. Er sah neben sich zu dem Jungen hoch, der den Blick auf den Boden gerichtet hatte. Was zum Teufel ging ihm durch den Kopf? Klar waren sie gerade in einer äußerst beschissenen Situation. Da konnte man sich Gedanken machen. Aber es wirkte als wären die Gedanken nicht unbedingt wegen ihrer Situation so. Keine Ahnung, aber so hatte er es im Gefühl. Seine Augen verrieten ihn. Es schien beinahe so als machte er sich wegen etwas anderem Sorgen. War es wegen der Kleinen? Was auch immer es war, er musste sich konzentrieren und mit ihnen das Ding über die Bühne bringen. Denn sonst könnte das alles noch schlimmer werden als es eh schon war.

„Wir bekommen das hin. Wir müssen einfach, okay?“

Sagte Inuart zu ihm auf und Nier nickte darauf leicht abwesend. Wand seinen Blick vom Boden ab und zu Caim rüber, der bereits ebenfalls auf Position stand und neben den Fenster rechts ausharrte. Es war eigentlich simpel: Sobald ein Legion den Kopf reinsteckte, hackte er ihn ab und die Ausreißer, die drüber klettern wollten, übernahm Inuart dann aus der Ferne. Nier dagegen sollte die restlichen Fenster im Auge behalten und dort dann einschreiten wenn es nötig werden würde. Wenn sie das ohne Probleme durchziehen könnten, dann hätten sie das Ding im Sack. Aber das wundervolle an dem Unbekannten war seine Unberechenbarkeit…

Inuart reichte dem Weißhaarigen plötzlich etwas rauf, so das der wieder zu ihm sah. Er reichte ihm eine Feuerwehraxt. Sie war etwas kleiner, weil ein Teil des Stiels fehlte, aber somit genau richtig um eine Art kleines Tomahawk zu sein. Mit genug Kraft konnte man damit auch ordentlich Schaden anrichten. Legion ließen sich sehr schlecht aufhalten, wenn man auf andere Teile des Körpers zielte als den Kopf. In der Hinsicht waren sie einem fiktionalen Zombie sehr ähnlich. Zerstöre das Gehirn, oder Trenne es vom Rest des Körpers und der Alptraum ist vorbei. Da sie aber so schnell waren erwies sich dies als nicht immer so einfach. Wie gesagt sie waren hartnäckig und robbten sich auch ohne Beine weiter an ihr Ziel. Alles was sie am „Leben“ hielt, wenn man das so noch nennen konnte, war etwas in ihrem Kopf. Keine Ahnung was. Wahrscheinlich war es nur ein Impuls und ein neuer Instinkt von was auch immer das für eine Krankheit war. Aber leider war es sehr effektiv wie man über die Jahre gesehen hatte.

Nier nahm die kleine Axt und sah zu Inuart.

„Ich denke die ist effektiver für diese Situation. Zumindest besser als deine Eisenstange.“

Damit hatte er leider recht. Der Junge nickte und sah dann vor Schreck auf und vor zu Caim, als er ein Fauchen hörte. Es hatte somit offiziell angefangen.

Der erste Legion kam angerannt und schmiss sich zum Fenster. Er versuchte durch das zersplitterte Glas und durch die Lücke die von Caim geschaffen wurde, sich in das Gebäude zu drängen. Das Glas schnitt in die bleiche Haut am Bauch und hinterließ tiefe Wunden die auch gleich bluteten. Das faszinierte Inuart immer wieder. Sie waren doch angeblich tot. Aber wie konnten sie dann noch bluten? Ohne ein schlagendes Herz und einen Blutkreislauf, konnte man nicht bluten. Und dennoch taten sie es. Die dickflüssige Masse quoll aus dem Fleisch und der Legion griff fuchtelnd in der Luft zu ihnen. Er hatte Nier im Visier, oder sah ihn zumindest weil er gegenüber von ihm im Raum stand. Er krisch und fauchte nach ihm. Wollte seine Zähne in das Fleisch schlagen und ihn anstecken. Doch daraus wurde nichts. Caim war links von ihm am Fenster und holte aus. Er ließ die Klinge niederpreschen und trennte den Kopf sauber ab. Feierabend. Kurz darauf schmiss sich schon der Nächste auf den vorherigen Kadaver und wollte ebenfalls rein. Inzwischen konnte man sie auch schon deutlich hören. Man hörte sie heulen und Jammern. Es verwandelte sich in Kreischen als sie sich dem Laden näherten und förmlich Schlange standen. Die die nicht an das offene Fenster konnten, rannten an anderen Stellen des Gebäudes gegen die Scheiben und Wände. Die Ersten schmissen sich auch schon gegen die verbarrikadierte Tür und es schepperte laut, so das Nier erschrocken dahin sah. Und nun verstand Inuart noch besser den Ernst der Lage. Es waren viele. Scheiße es waren verdammt viele. Er konnte sie von links und rechts hören. Durch die Wände hören. Noch nie zuvor hatte er so engen Kontakt mit einer berüchtigten Horde gehabt. Hatte nur von ihnen gehört oder sie im Fernsehen gesehen, als es den noch gab. Und nun verstand er auch was das Militär damals erlebt haben musste. Den blanken Horror. Das Kreischen, Heulen und Fauchen machte einen verrückt. Nun wusste er wie schlimm es war einer Horde zu begegnen. Das war nicht mehr natürlich. Alles an ihnen war so unnatürlich. Es war als würden sie aus einer anderen Welt kommen.

Der nächste Kopf eines Legion rollte in den Raum und Inuart sah wieder zu Caim. Reagierte sofort und schoss einem Legion, der sich über einen anderen drängeln wollte, sauber in die Stirn und beendete damit sein Leid. Kaum als der zur Seite klappte sah Inuart bereits die Schar nur für einen Bruchteil einer Sekunde die da draußen auf sie wartete…Er hatte noch nie so viele gesehen. Und wenn er ehrlich war…sah es verdammt mies aus für sie.

Caim erledigte den Nächsten. Zum Glück hatten Legion die Angewohnheit sich nach einer Weile In Asche aufzulösen. So musste er sich keine Sorgen machen dass sein Plan nicht weiter so gut funktionieren würde. Er musste nur hoffen dass ihm nicht die Kraft ausging, denn Köpfe abschlagen ist nicht so einfach. Inuart sah zu seinem Kumpel und brüllte, über das Kreischen der Legion hinweg:

„Ich will dir ja nicht den Tag vermiesen Caim, aber das sind verdammt viele da draußen!“

Der schlug einen weiteren Kopf ab und fauchte dann zu ihm rüber:

„Bilde dir nichts darauf ein! Mein Tag war auch ohne deine Aussage eben schon scheiße genug!“

Sofort und überraschend sprang ein Legion auf den Kadaver und gelangte zum Schrecken des Dunkelhaarigen fast in den Laden! Er wich einen Schritt zurück, weil der Legion nach ihm griff und ihn sogar erwischen würde, aber dann zuckte dieser schreiend auf und sackte schließlich zusammen. Machte Caim die Sicht frei auf Nier, der dem Biest in den Hinterkopf geschlagen hatte und mit der Axt auf der anderen Seite des zerbrochenen Fensters stand. Er sah Caim entschlossen an und nickte. Ohne Witz…der Junge hatte ihn vielleicht gerade gerettet. Also zumindest vor einer unangenehmen Situation gerettet und nicht mehr versteht sich.

„Bist ja doch zu was zu gebrauchen.“

Sagte Caim zu ihm kühl rüber und beide sahen erschrocken hinter Nier zu einem Fenster das splitterte. Einer der Legion wollte da rein, doch die vernagelten Bretter davor hielten ihn noch davon ab. Er griff zwischen diesen mit den Armen durch und krisch. Ewig würden die nicht halten. Inuart schoss ein weiteres Mal auf einen Legion der vor ihm ins Visier kam und beendete dessen Leid. Caim dagegen ging wieder auf seine Position und brüllte zu Nier:

„Kümmer du dich um den Ausreißer da hinten! Ich mache hier weiter!“

Der Junge nickte nur und rannte zu dem Fenster hinter sich am Ende des Ladens. Es war etwas weiter höher im Raum, so das er auf eine Theke steigen musste um überhaupt da ran zu kommen. Er wusste was er zu tun hatte, auch ohne dass ihm Caim das sagen musste. So kam er oben an, fing seine Balance und holte mit der Axt in der rechten Hand aus. Er schlug dem Monster beide Arme sauber ab und es fiel kreischend von dem Fenster weg und dahinter in die Seitengasse. Dort lag es auf dem Rücken und wand sich spastisch. Sie empfanden keinen Schmerz, aber offenbar Verwirrung wenn sowas passierte. Und es war als würde ihr Programm kurz aufhören zu funktionieren. Nier wartete noch kur ab ob sich ein weiterer an dieses Fenster verirren würde. War aber nach einigen Sekunden offenbar nicht der Fall und er sah wieder zu den anderen Beiden rüber.

Sie kämpften tapfer weiter und hielten ihre Position. Doch Nier konnte ihnen ansehen das es enger wurde. Caim verließen immer mehr die Kräfte und er atmete schon sichtloch schwerer. Inuart überprüfte immer wieder sein Magazin und seine Munition schwand. Die Schlinge zog sich langsam aber sich zu. Es waren…zu viele Legion.

Hinter ihm krachte plötzlich ein weiterer Legion an das Fenster und holte den Weißhaarigen erschrocken aus seinen Gedanken. Er wich leicht den grabschenden Händen nach hinten aus und fiel fast vor Schreck von dem Tresen runter auf dem er stand! Doch fing er sich gerade so noch und sprang freiwillig runter. Sah zum Fenster vor sich hoch, wo das Monster versuchte rein zu kommen. Er schüttelte den Kopf. Drehte sich langsam und sah sich um. Es waren zu viele…Er, sah wie in Zeitlupe, was alles um sich herum passierte. Der Legion hinter ihm am Fenster, was Caim tat und weiter versuchte zu töten, Inuart der immer wieder mal schoss und nervös schien, wie hinter Caim an der anderen Seite des Laden bereits gegen die Holzbretter über den Fenstern gehämmert wurde und wie schrecklich laut es war. Sie waren überall um sie herum. Sie hatten den kompletten Supermarkt belagert und würden bald eindringen. Es war nur eine Frage der Zeit. Und wenn das passierte dann würden sie alle…sie würden in den Keller kommen und Yonah…

„HEY! Reiß dich zusammen!!“

Nier erwachte und sah zu Caim der zu ihm gebrüllte hatte. Schwer zog dieser die Klinge vom Boden hoch die voller Blut verschmiert war. Er war langsam auch erledigt, das konnte er nicht verbergen. Hatte sicherlich schon extrem viele getötet und sie kamen einfach immer weiter. Ein weiterer Legion lag wieder im Fenster und Inuart schoss ihn weg. Caims und Niers Blicke ruhten aufeinander. Es waren nur Sekunden in denen der Jüngere spüren konnte das dieser Mann kämpfte bis zum bitteren Ende. Es hätte ihn auch gewundert wenn es nicht so gewesen wäre.

„Mach deine Arbeit! Oder geh in den Keller zu deiner Schwester! Ich brauche hier niemanden der Löcher in die Luft starrt! Mach dich nützlich oder vom Acker!“

Und dann holte er wieder auf und schlug erneut einen Legion nieder. Seine Kraft ließ nach und er brauchte inzwischen zwei Schläge um den Kopf abzutrennen. Er gab nicht auf. Egal wie eng es wurde er würde nicht aufgeben. Eher starb er bei dem Versuch und im Kampf, als sich hinzusetzten und es geschehen zu lassen. Das lag nicht in seiner Natur. Und auch nicht in der von Nier. In der Hinsicht waren sie sich sehr ähnlich…

„Caim es sind zu viele!!“

Brüllte Inuart und sah neben sich auf den Getränkeautomaten wo seine Munition lag.

„Ich habe kaum noch Munition!!“

Er hatte wirklich nur noch gute 5 Schuss und dann war Feierabend. Und zu allem Übel sprang nun doch, obwohl es lange gehalten hatte, das Glas der beiden Eingangstüren. Nier sah erschrocken hin und registrierte die Horde von Monstern die sich immer weiter gegen die Türen drückte und bald alles was sie blockierte aus dem Weg geschoben haben würde. Und dann war es vorbei. Dann würden sie wie eine Flutwelle in den Laden strömen und es gab kein Entrinnen…Und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er sah einfach alles in Zeitlupe.

Sah wie Caim und Inuart weiter verzweifelt kämpften. Das Pochen seines eigenen Herzens war alles was er noch hören konnte. Seine Ohren waren für all den Lärm und das Chaos um ihn unempfänglich geworden. Ihm wurde heiß und so ließ er plötzlich die kleine Axt aus seinen Händen gleiten. Das Scheppern des Metalls ließ Caim rüber sehen und er sah mit etwas Schrecken zu wie der Junge sich von der Stelle bewegte und mitten in den Raum lief. Langsam und wie in Trance vor Angst. Ihm wurde bewusst dass sie ein Problem hatten. Er sollte kämpfen! Er musste kämpfen oder sie waren alle im Arsch!

„NIER!“

Fauchte er rüber.

„Nimm die verfluchte Axt und kämpfe!!“

Ein Legion biss nach Caim und der hielt die Machete schützend vor sich. Das Monster biss in die Klinge und der Dunkelhaarige stellte sich mit seinen letzten Kräften vor das Loch des Fensters und hielt sie draußen. Hielt sie vom Eindringen damit ab. Inuart sah ihn erschrocken an und regte sich endlich. Er kam hoch auf die Beine und rannte, mit der Waffe in der Hand, zu seinem besten Kumpel hin. Er drückte sich von hinten an ihn und gab ihm mit Halt. Caim schien verwirrt und brüllte:

„Was machst du da?! Schieß lieber weiter! Ich schaffe das schon!“

„Das schaffst du niemals allein!! Und ich habe keine Munition mehr!!“

Sie hielten beide dagegen und Caim musste plötzlich etwas lachen. Nur leicht und kurz, aber er tat es. Tat es wegen dieser beschissenen Situation in der sie waren. Es hätte echt nicht schlimmer werden können. So sollte es enden? So elend? In diesem Drecksloch? Er schüttelte den Kopf und stemmte weiter gegen die Masse die rein wollte, als er sprach:

„Du…hast mir echt die Woche versaut Inuart. Das weist du hoffentlich.“

„Echt jetzt?!“

Brüllte Inuart und stemmte ebenfalls weiter gegen den Rücken seines besten Freundes. Er wollte nicht sterben. Aber es war okay. Immerhin starb er nicht alleine. So egoistisch das auch klang.

Nier dagegen war in der Mitte des Raumes angekommen. Er drehte sich langsam und mit einem müden Blick zu den Legion die versuchten durch die Eingangstür einzudringen. Er sah sie genau an…Diese Kreaturen. Wenn er sie sah regte sich etwas in ihm. Es war schon immer so. Es war seit zwei Jahren so. Bei jedem Einzelnem regte sich etwas tief in seinem Innern. Doch es war noch nie so intensiv wie in dem Moment. Es waren so viele…und jeder einzelne heizte das Feuer ein das in ihm loderte. Das tief in seiner Brust brannte und er einfach freilassen wollte. Sie waren verflucht. Sie waren der Tod. Und vor allem waren…sie seine Feinde. Sie wollten alle töten. Caim, Inuart und Yonah…Und Nier reichte es. Vielleicht waren sie der Tod…aber er war das Feuer. Sein Herz schlug von Sekunde zur Sekunde schneller und das Feuer brannte in ihm. Es fing an ihn zu verschlingen. Und seine Gedanken wurden dunkel. Er konnte sie kaum noch fassen. Sie entglitten ihm. Alles was menschlich in ihm war…es fühlte sich an als würde es ihm entgleiten wenn er diese Monster sah. Er spürte wie sein Körper um ihn herum zerfiel und starb. Es fühlte sich an als würde seine menschliche Hülle um ihn zerfallen und sein Blick wurde bösartig. Er fletschte die Zähne und knurrte. Und in jener Sekunde hatte er alles vergessen was ihn ausmachte. Alles was ihn menschlich machte. Und vor allem…hatte er das Versprechen an Yonah vergessen. Und so geschah es das er es schließlich brach.

„Ich vergebe…niemals…Ich vergebe…niemals…“

Sagt er plötzlich sehr leise zu sich selbst. Wie in Trance, als wären es nicht seine Worte. Als wären es Erinnerungen die Ausgesprochen wurden. Caim hatte es vernommen. Nicht was er sagte…sondern was der Junge ausstrahlte. Er sah links neben sich zu dem Jungen rüber. Und war erschrocken. Strahlte das wirklich Nier aus? Er konnte es spüren. Eine Bosheit und einen Hass wie er ihn noch nie wahrgenommen hatte. Man konnte den Blutdurst und das Blutrünstige förmlich riechen und Caim war erschrocken. Dieser Junge…Es war bei ihm schlimmer als es Caim je erlebt hatte. Schlimmer noch…als bei ihm selbst. Inuart schien das auch wahrzunehmen und sah in die selbe Richtung in die auch Caim sah, als er fragte:

„Was ist los?!“

Doch dann sah er ebenfalls was passierte…und er war genauso erschrocken darüber wie Caim.

Nier ließ seine Finger durch eine klauenartige Bewegung laut knacken und grinste plötzlich bösartig über beide Ohren. Es war ein Blick des Wahnsinns den er aufgesetzt hatte. Man dachte er würde anfangen zu lachen, aber dies tat er nicht. Er brüllte zu den Legion:

„IHR WERDET BRENNEN!“

Und dann rissen alle Ketten und der Damm brach endgültig. Alles was ihn hielt war weg. Er war frei. Lange hatte er sich zurückgehalten. Lange hatte er das Feuer in sich versucht zu löschen. Doch er konnte es nicht. Er war machtlos dagegen. Nein…das war seine Natur. Und er ließ ihr endlich freien Lauf und brach sein Versprechen was er Yonah gegeben hatte. Er brach es um sie zu beschützen. Das würde man denken. Aber so war es nicht. Sonder er tat es…weil er es wollte.

Und kurz darauf krisch der Junge. Er brüllte auf vor Wut und Schmerz und ging auf die Knie. Umschlang sich dabei selbst und zitterte. Er hatte vergessen wie sehr es schmerzte. Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte. Er hörte sie brechen und das Feuer in ihm brannte noch heißer und verbrannte sein Fleisch. Und dann schrie er. So laut wie schon lange nicht mehr und beide Jungs sahen zu ihm. Verstanden nicht was los war.

Inuart dachte er würde einen Anfall haben oder so, aber dann passierte etwas womit sie nie gerechnet hätten. Etwas was nicht sein konnte. Sie sahen wie die Kleidung des Weißhaarigen an den Ärmeln zerriss. Seine Haut wurde sehr bleich und an den Armen schossen Knochen raus. Es wuchsen neue Knochen und die wurden immer länger. Die Hände verformten sich und aus den Fingern rissen Klauen aus der Haut und wurden größer. Zwischen den neuen Knochenauswüchsen wuchs eine dünne Flughaut und aus dem unteren Teil des Rückens rissen weitere Knochen und wurden immer länger. Haut formte sich darum und am Ende sah es aus wie ein…Schwanz? Seine Arme wurden zu blassen Flügeln und der Junge wurde immer größer. Verformte sich weiter und schrie wie am Spieß dabei. Es musste höllisch wehtun. Durch die ganzen Wunden und das Wachsen neuer Gliedmaßen floss Blut aus ihm und er saß in einer Lache seines eigenen Saftes. Alles verzerrte und verzog sich an ihm. Auch sein Schrei am Ende, der tief und laut wurde und schließlich ein Brüllen einer Bestie war.

Und in Schrecken sahen die zwei Menschen zu ihm hin und erkannten etwas dort saß…was aber nicht sein konnte. Was nicht existieren konnte. Sie sahen…einen Drachen. Einen schneeweißen Drachen, mit langen, grauen Hörnern am Hinterkopf und einem leichten grauen Fell das sich den Rücken runter zog und bis an das Ende des Schwanzes, der dort eine Klinge besaß. Die Klauen an den Füßen und Flügelarmen waren gelblich und er saß einfach nur da. Hatte die Augen geschlossen.

Inuart und Caim sahen nur stumm zu ihm. Waren geschockt von dem Anblick. Aber es erwartete auch keiner von ihnen dass sie jetzt über den wortwörtlichen „Drachen“ im Raum sprachen, denn kurz darauf öffnete dieser seine schwarzen Augen die beide eine rote Iris besaßen und eine Schlitzpupille wie eine Schlange. Und dann brüllte er und streckte seine Flügel dabei. Caim und Inuart sahen und fühlten den Luftsog der sich um das Maul der Bestie aufbaute, das leicht geöffnet war und wussten irgendwie was passieren würde ohne jemals einen ECHTEN Drachen gesehen zu haben. Doch konnten sie nicht von ihrer Position abweichen! Es wurde stärker und stärker und dann warf der Drache seinen Kopf in den Nacken und holte aus. Jeder wusste was kam. Und als er wieder vorschnelle und das Maul weit aufriss…krachte es auch schon.

Es wurde hell und sie schlossen die Augen. Hitze breitete sich in dem Laden aus und Funken flogen danach durch die Luft. Er hatte einen Feuerball geschossen…Genau an den Eingang des Ladens. Das Ergebnis, was die Jungs dann erblickten, war ein verschwundener Vordereingang und nur noch ein großes Loch klaffte dort, dass glühte und brannte. Quatsch nur Vordereingang war weg, Teile der Wände fehlten und auch alle Legion waren zu Asche verbannt die sich dahinter gesammelt hatten. Eine gewaltige Feuerspur hatte sich bis raus auf die Straße in den Boden gebrannt und beide Jungs hatte es auch noch von den Füßen gehauen. Ehrlich gesagt hatte es ALLE von den Füßen gehauen, selbst die Legion die noch vorher versucht haben sich durch das Fenster zu kämpfen wanden sich nun neben dem Laden am Boden und wollten wieder hoch. Es war der Luftdruck gewesen der sie umgerissen hatte. Das zeigte was für eine Power der Angriff hatte. Und was für eine Zerstörung er verursachte war danach ja schwer zu übersehen.

Caim war der Erste der von seinem Rücken hoch kam und sitzend zu dem Drachen sah der vor wenigen Sekunden noch ein Junge gewesen war. Er sah die Flammen die im Zorn an den Seiten des Mauls flackerten und brannten, heißer als alles andere auf dieser Welt. Sah das böse knurren und die gefletschten Zähne und fühlte es sogar in seinem Körper so tief vibrierte es.

„Was zum Teufel…“

Sagte er leise und konnte seine Augen nicht von diesem Biest lassen. Wie es da stand. Umgeben von seinen Flammen die langsam loderten und einige Möbel des Ladens verschlangen. Die weißen Schuppen die im Licht der Flammen leuchteten und funkelten wie Diamanten. Und die Augen die so voller Bosheit und Hass waren…das es wunderschön und anziehend wirkte. Caim verschlug es die Sprache. Noch nie…hatte er etwas Schöneres gesehen.

Der Drache sah nicht mal zu ihm rüber und rannte auf beiden Beinen und mit den Flügeln zusammengefaltet aus dem Laden. Floh aus dem Loch das er selber in die Wand vor sich gerissen hatte und kam raus ins Freie. Dort blieb er oben an der Treppe stehen und brüllte. Derweil versuchten dich die restlichen Legion rechts von ihm, die durch das Fenster wollten, wieder auf die Beine zu kämpfen. Er blickte nur kurz hin und holte dann mit seinem Schwanz aus. Mit voller Wucht ließ er ihn auf die dort liegenden Legion niederschmettern. Es waren 5 an der Zahl und jedem zertrümmerte er mit dem Hieb alle Knochen im Leib. So das sie zwar noch lebten, aber nicht mehr aufstehen konnten. Danach wand er sich ab und rannte vor sich die Treppe runter. Spannte seine Flügel und erhob sich in die Lüfte. Als würde man einen Vogel aus dem Käfig lassen genoss er jeden Flügelschlag der ihn höher in die Lüfte hob. Zu lange war es her gewesen. So kreiste er über der Straße wenige Meter über den Boden und sah die ganzen anderen Legion dort die nun wieder aufstanden. Den Rest der Horde und die zu ihm hoch krischen. Und er brüllte zurück.

Inuart kam endlich auch wieder zur Besinnung und fasste sich an die rechte Schläfe. Sein Kopf hämmerte als würde jemand darin neu sanieren. Als er wieder klarer wurde sah er zu Caim neben sich, der endlich aufgestanden war und noch immer auf die blutige Stelle sah an der Nier vorher gesessen hatte. Wie in Faszination sah er hin. Das fiel Inuart auf, der sich auch endlich erinnerte und aufschrie:

„Ach du scheiße! Das kann nicht sein!“

Dann sprang er auf die Beine und rannte zu dem Loch in der Wand rechts vor ihm. Stand auch draußen und lehnte sich etwas stützend neben sich an die Wand. Das konnte nicht sein. Es…es gab keine Drachen! Und dennoch sah er einen. Sah ihn wie er über den Legion kreiste und sie in einem Meer aus Flammen ertränkte. Am Ende auf den Boden donnerte und somit sogar einige Legion unter sich zerquetschte und brüllte. Abgrundtief brüllte, als wäre er in einer Tobsucht. Seine Klauen rissen sich in das Fleisch seiner Opfer unter sich und dann näherten sich ihm Legion von hinten. Mit einem einfachen Hieb seines Schwanzes fegte er sie gegen die Autos und Hauswände um sich. Noch nie zuvor hatte Inuart so eine Wut gesehen. Nicht mal bei Caim. Der inzwischen neben ihn kam und sich den rechten Arm hielt. Er hatte sich diesen böse angehauen und er tat noch etwas weh, aber es brachte ihn nicht davon ab weiterhin fasziniert und verzaubert dem Massaker zuzusehen was der Drache veranstaltete. Es war wunderschön…

„Das gibt es nicht…Es gibt keine Drachen.“

Sprach Inuart.

„Und doch räumt hier gerade einer gewaltig auf.“

Antwortete Caim und sein bester Freund sah zu ihm. War…verstört als er das Lächeln auf den Lippen des Dunkelhaarigen sah dem das alles zu sehr zu gefallen schien. Dieser Blick von Caim…jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Besonders als er dann noch sagte:

„Hast du jemals etwas Schöneres gesehen um Legion zu töten?“

Das konnte er nicht ernst meinen…oder? Dann sah er rechts von sich die verkrüppelten Legion liegen. Sie lagen da zusammengefaltet und versuchten dennoch noch nach ihnen zu greifen. Das war die Definition von Hartnäckig. Inuart nahm Caim die Machete aus der Hand und rammte sie einem nach dem Anderen in die Stirn um sie endlich zum Schweigen zu bringen. Was ihn aber erschrak war…er hatte sie nicht getötet. Der Drache hatte sie nicht getötet sondern sie leidend liegen lassen. Das war grausam. Das war…nicht Nier. Und dann kam er wieder neben Caim und sah links von sich in den Laden rein. Sah jemanden aus den Schatten auf sie zukommen…Es war Yonah.

Sie hatte sich nach dem lauten Knall doch tatsächlich aus dem Keller gewagt und wollte wissen was los war. Hatte plötzlich ein sehr ungutes Gefühl bekommen und dieses hatte sie nicht enttäuscht. Das sie überhaupt genug Kraft hatte verwunderte Inuart sehr. Sie kam langsam und sich mit Schrecken umsehen auf sie zu. Sah die Zerstörung um sich und das Feuer. Und sie wusste…was passiert war. Sie hatte dies verhindern wollen, aber nun war es passiert und sie musste sich der bitteren Realität stellen. So kam sie näher zu den Jungs und sah nur weiter nach vorne. Bis sie zwischen den Beiden stand und auf die Straße vor sich sah. Sah was dort passierte und es stach ihr einen Dolch ins Herz das zu sehen. Zu sehen wie der netteste Junge den sie kannte einfach in Tobsucht um sich schlug. Wie sich einige Legion in seinen Beinen verbissen hatten und Nier sie einfach brüllend von sich riss und weg warf. Er spie nicht mal mehr Feuer. Er schlug nur noch in Rage um sich. Als würde er es genießen zu zerfleischen, zertrümmern, brechen und im Blut der Legion zu baden. Er spürte nicht mal mehr den Schmerz, auch wenn sie ihn bissen. Er fühlte nichts mehr. Nur noch Zorn. Und Yonah fasste sich mit beiden Händen an die Brust und fing an zu zittern. Sie wollte ihn nie mehr so sehen…

Caim ignorierte sie nicht und sah sie schließlich auch an. Doch im Gegensatz zu Inuart sagte er nichts zu ihr. Sein Kumpel fasste sie sanft an einer Schulter und sprach:

„Warum bist du hier oben?! Es ist gefährlich für dich Yonah!“

Sie aber sah nicht zu ihm und schlurzte. Sah weiter zu ihrem Bruder in seiner Tobsucht als sie sprach:

„Ich…ich wollte ihn nie wieder so sehen…“

Und da stellte Caim die Ohren auf und sprach lauter zu ihr:

„Was?! Das heißt du wusstest davon?! Willst du mir sagen dass er sich hätte jederzeit verwandeln können und es nie getan hat?! Obwohl er wusste wie sehr die Kacke am Dampfen war?!“

Inuart sah zu ihm und fauchte:

„Hey! Komm mal wieder runter!“

Aber Caim fuhr gleich wieder hoch und brüllte zu ihm:

„Ich soll runter kommen?! Er hat unser verdammtes Leben riskiert obwohl er es locker damit schützen konnte! Er hätte von Anfang an alle in Stücke reißen können aber musste erst warten bis alles eskalierte! Und da soll ich mich nicht aufregen?!“

Yonah sah zu ihm und sprach lauter und traurig:

„Er wollte das nicht! Du verstehst das nicht! Er ist nicht er selbst!“

Caim sah zu ihr.

„Ja das sehe ich! Denn er ist ein verdammter Drache!!“

„Das meine ich nicht!“

Jammerte Yonah zurück. Keiner von den Beiden konnte das verstehen. Verstehen wie er sich fühlte. Wie es ihm immer ging nachdem er sich verwandelt hatte. Sie aber schon und…Caim machte einen Schritt näher zu ihr und sprach laut:

„Gibt es bei dir auch etwas was wir wissen sollten?! Willst du dich nicht auch gleich verwandeln und ihm helfen?! Wie es eine gute Schwester tun sollte!? Los! Geh und hilf deinem Bruder! Los verwandel dich!“

„Ich kann nicht! Ich bin nicht wie er!“

Das wagte Caim zu bezweifeln, doch Inuart sprach zu der Kleinen, die dann auch zu ihm hoch sah:

„Wie meinst du das?“

Sie kam aber nicht dazu sich zu erklären, denn sie hörte plötzlich ihren Bruder brüllen. Alle hörten ihn tief und wütend brüllen und sahen somit zu ihm.

Der Drache stand noch immer auf der Straße vor ihnen. Vielleicht gute 5 Meter entfernt und es kamen immer mehr Legion auf ihn zugerannt. Es waren so viele. Ohne ihn würden sie das nie überleben, dass wurde ihnen nun auch endlich bewusst. Nier litt. Er war so in Tobsucht und brannte innerlich und er fühlte wie das Feuer aus ihm raus wollte. So spreizte er seine Schwingen und erhob sich mit einem mächtigen Schlag in die Lüfte. Einige Legion hingen noch an seinen Beinen, weil sie sich dort verbissen hatten, aber er schüttelte sie ab und die klatschten auf den Boden unter ihm. Seine ganzen Beine waren blutig und zerbissen. Es war faszinierend. Er fühlte offenbar keinen Schmerz. Und noch interessanter war: das die Legion so auf ihn fixiert waren. Warum waren sie so auf diesen Drachen fixiert? Das fiel Inuart sofort auf. Keiner achtete auf die Menschen oben am Laden. War es weil er größer war? Nein, so simpel konnte es nicht sein. Aber was dann?

Und dann sahen sie wie sich wieder ein Luftsog an dem geöffneten Maul des Drachen bildete. Es schien als würde es ein größerer Feuerball werden als vorher! Die Jungs wussten sofort was passieren würde und das war schlimm! Aus der Entfernung konnte keiner wissen was passierte! So schnappte sich Inuart Yohna und hob sie hoch, trug sie in den Laden um in Deckung zu gehen und sprach laut:

„Er wird Feuer spucken!“

Yonah aber sah über seine Schulter hinter zu ihrem randalierenden Bruder und brüllte zu ihm:

„Nicht! NIER! NIER HÖR AUF! NIER!“

Und dann war Inuart schon in der hintersten Ecke des Raumes in Deckung gegangen und drückte das Mädchen schützend an sich. Schloss dabei die Augen denn gleich würde es knallen, aber nicht so dass es allen gefiel. Caim dagegen sah noch kurz zu. Es war faszinierend. Aber dann wurde ihm auch klar dass es gefährlich werden würde und er ging in den Laden und ebenfalls hinter der Theke von Yonah und Inuart in Deckung. Und kurz darauf gab es einen Knall. Er war so unmenschlich und laut. Es war ähnlich wie wenn eine Bombe einschlagen würde und es vibrierte auch genauso stark. Straub und Dreck fiel von der Decke durch den Knall und das Beben was erzeugt wurde und es war still…Es war verdammt still geworden. Alles was man noch hören konnte waren in der Ferne Schläge.

Laute Flügelschläge in der Luft waren zu hören und Caim sah über die Theke. Nicht rührte sich, so das er über sie kletterte und auf den Ausgang zulief. Der Griff von Inuart löste sich leicht um Yonah und sie machte die Augen ebenfalls wieder auf. Sah ihn mit Schrecken an und löste sich dann von ihm. Nutze die Sekunde um zu fliehen. In Sekunden war sie auf den Beinen und rannte von ihm weg. Rannte sogar an Caim vorbei und aus dem Laden.

Sie blieb draußen stehen und sah sich voller Schrecken um. Ein…ein kleiner Krater hatte sich auf der Straße gebildet. Genau dort wo der Feuerball eingeschlagen war und genau da drüber flog der weiße Drache und sah runter. Keiner der Legion, die überall verstreut und verbannt lagen, rührte sich mehr. Ein widerlicher Geruch von verbranntem Fleisch hing in der Luft und diese Knisterte sogar. Rauch quoll vom Boden zum Himmel und der Drache brüllte. Er brüllte laut und im Zorn. Und Yonah sah ihm nur zu. Das war…nicht ihr Bruder. Er würde niemals sowas tun. Er hatte doch versprochen…

Aber dann sah sie wie er sich langsam vom Himmel herab ließ. Er sah schwach und erschöpft aus und landete auch so auf den Hinterbeinen. Es dauerte auch nur wenige Sekunden und der Drache brach zusammen, was einen Schlag gab. Er lag mitten auf der Straße und rührte sich nicht mehr. Es hatte zu viel Kraft gekostet. Es hatte an ihm gezerrt und das sorgte dafür…dass er die Form nicht mehr halten konnte.

Der regungslose Körper wurde immer kleiner und verformte sich. Yonah hatte das schon mal gesehen und wusste was passierte. Er verwandelte sich zurück. Und kurz darauf sah sie ihn auch schon. Sah einen Jungen mitten auf der Straße liegen wo vorher der Drache war. Sah Nier dort liegen. Sein langes, weißes Haar war offen und hing an ihm runter und auch über seine Schulter nach vorne. Er lag seitlich. Völlig ohne Kleidung und sich nicht bewegend. Sie fing an zu weinen und rannte zu ihm hin. Jeder Schritt kostete sie Kraft aber sie musste dennoch zu ihm. Ließ sich nicht abbringen. Sie schrie seinen Namen laut und kam endlich bei ihm an. Kniete sich neben ihn und rüttelte an seiner Schulter auf der er nicht lag. Sie bekam aber keine Antwort. Er war bewusstlos.

Caim war auch endlich draußen angekommen und sah zu den Geschwistern runter. Es war vorbei? Einfach so? Inuart kam neben ihn und sah nun auch was passiert war. Konnte es sogar nicht fassen. Er war wieder ein Junge. Wie…wie war so etwas möglich? Und während ihm viele Fragen durch den Kopf rannten lächelte Caim nur. Er konnte nicht anders. Wer hätte das gedacht? Waren ihnen die Götter zugewandt? Sowas würde Inuart vielleicht denken, aber nicht er. Er sah darin etwas ganz anderes. Eine Sorge mehr, ganz ohne Zweifel und etwas was er noch abschätzen lernen musste. Aber auf der anderen Seite: hatten sie vielleicht die beste Waffe der Welt gefunden. Nun musste man nur noch dafür sorgen…dass sie gehorchen würde.



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