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I'll let you go

Ruki x Aoi
von

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Let it be

Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht.

Nicht mehr.
 

Wütend laufe ich durch die Straßen. Ich kann doch jetzt nicht nach Hause! Das wäre doch erste Ort an dem du nach mir suchst. Wenn du überhaupt nach mir suchst. Ich habe dich vor den Kopf gestoßen. Einfach weil ich es nicht ertragen kann das du mit diesem Takeru zusammen bist. Sauer balle ich die Hände zu Fäusten und als ich es nicht mehr zurückhalten kann fliegt eine Faust mit voller Wucht gegen eine Hauswand. Ein Pärchen das grade an mir vorbeiläuft schaut ziemlich geschockt aber das ist mir gleich. Ein schmerzverzerrter Laut entweicht meinen Lippen und ich halte mir die schmerzende Faust. Meine Knöchel fangen an zu bluten und ich fluche leise. So ein Mist! Ich schüttle die Hand ein paar Mal als könne ich so die Wunden heilen und gehe weiter.

Ich vergesse völlig die Zeit. Ziellos laufe ich umher, nicht wissend wo mein Weg mich hinführen soll, rauche eine Zigarette nach der anderen und finde mich schließlich doch zu Hause wieder. Draußen ist es bereits dunkel und von dir habe ich nichts mehr gehört. Vielleicht vergisst du mich ja doch. Aber würde es das besser machen?

Am völligen Tiefpunkt angekommen sitze ich auf dem Boden und lehne mich mit dem Rücken an mein Bett, lasse den Kopf in den Nacken sinken und kann es einfach nicht mehr aufhalten. Leise rinnen warme Tränen über meine Wangen und ich presse die Lippen aufeinander.
 


Warum?

Warum muss ich eigentlich immer alles kaputt machen?
 

Mein Körper bebt und wieder balle ich meine Hände zu Fäusten. Mit aller Kraft grabe ich meine Fingernägel in die Haut meiner Handinnenflächen. Schmerz. Doch das ist es, was mich grade beruhigt. Meine Gedanken spielen verrückt und es kommen Erinnerungen in mir hoch. Erinnerungen an früher. Da war es genauso. Schmerz beruhigt. Langsam öffne ich meine Hände wieder und starre auf die kleinen, halbmondförmigen, dunkelroten Abrücke die sich in abzeichnen. Ein trauriges Lächeln liegt auf meinen Lippen.

Was habe ich zu verlieren?

Dann wandert mein Blick durch den Raum und bleibt an der Tür meines Badezimmers hängen. Langsam stehe ich auf, gehe durch den Raum und öffne die Tür zu dem kleinen Raum. Suchend sehe ich mich um und werde fündig. Mit zittrigen Händen nehme ich meine Zahnbürste aus dem Glas auf dem Waschbecken und lege sie zur Seite ehe ich das Glas auf den Boden fallen lasse. Mit einem lauten Klirren zerspringt es auf dem Fliesenboden und ich gehe in die Knie um die Scherben aufzusammeln. Wie in Trance werfe ich einige der Scherben in den Müll, hebe aber ein paar der Größeren auf und beobachte die durchsichtigen Stücke die ich in der Hand halte.


Schmerz beruhigt.

Und ohne weiter darüber nachzudenken schiebe ich den Ärmel meines Pullis hoch, lege alle Scherben bis auf eine auf den Waschbeckenrand und drücke das gläserne Etwas in die Haut meines Unterarmes. Meine Lippen öffnen sich zu einem stummen Schrei und ich presse die Scherbe fester in meine Haut bis sich ein dünnes, blutiges Rinnsal bildet was sich den Weg über meinen Arm bahnt und schließlich ins Waschbecken tropft. Flashbacks durchzucken meinen Kopf und inzwischen sind mir auch die Tränen egal die mir über die Wangen laufen.
 

Ich bin allein.

Also wen kümmert es?

Es ist wie früher.
 

Immer wieder fahre ich mit der Scherbe über meinen Unterarm bis ich kraftlos auf die Knie sinke und leise weine. Die Scherbe lasse ich einfach fallen und betrachte das was ich da angerichtet habe. Dunkles Blut fließt aus den sauberen Schnitten und ich bin wie gelähmt. 
Es gehen einige Minuten ins Land bis mein Hirn langsam wieder anfängt zu arbeiten und ich nach einem der Handtücher greife und es auf die Wunden drücke um die Blutungen zu stoppen. So stehe ich wieder auf, halte das Handtuch unter fließendes Wasser und wische auch die restlichen Spuren von der hellen Haut ehe ich mich auf die Suche nach meinem Verbandskasten mache. Gut das ich auf der Arbeit Hemden tragen muss. So kann ich meinen Nervenzusammenbruch verstecken. Inzwischen sind auch meine Tränen versiegt und ich verbinde meinen Arm sporadisch. Die Scherben aber verstecke gleich mit im Verbandskasten und kümmere mich um das restliche Chaos das ich im Bad hinterlassen habe.
 

Was hab ich mir dabei eigentlich gedacht?
 

Seufzend kehre ich in mein Schlafzimmer zurück das gleichzeitig mein Wohnzimmer ist. Mein Arm schmerzt. Aber es ist okay. Es fühlt sich gut an. Vertraut.

Meinen kleinen Ausbruch ignorierend nehme ich mein Handy zur Hand. Es zeigt keine Neuigkeiten. Wie es dir wohl geht?

Ich habe dich verletzt.

Aber ich schreibe dir nicht. 

 

»Vergiss es einfach! Vergiss mich einfach!«
 

Das waren meine Worte.
 

Die folgenden zwei Wochen laufen genauso weiter. Du meldest dich nicht. Ich melde mich nicht. 
Ist es vorbei? 
Inzwischen zieren meinen Unterarm noch einige Wunden mehr, Einige sind schon einigermaßen verheilt, die Anderen sind frisch. Ich habe Gefallen daran gefunden. Ob das nun gut oder schlecht ist? Das ist mir egal. Mir ist alles egal. Ich muss damit klar kommen und es ist mein Körper. Also tue ich damit was ich will.

Dann ein Vibrieren. Misstrauisch beobachte ich mein Handy ehe ich es in die Hand nehme und die Nachricht öffne die mir angezeigt wird.
 

»Hey. Ruki es tut mir so leid. Wirklich. Ich wollte nicht das wir uns streiten und ich weiß auch garnicht was ich sagen soll. Können wir reden?«
 

Ich starre die Worte an die da auf dem kleinen Bildschirm aufleuchten. Dann sperre ich ihn wieder und lege das Handy zur Seite.

Ich will nicht reden.
 

So gehen die nächsten Tage weiter. Ich habe mich auf der Arbeit vorerst krank gemeldet. Zwar sieht das mein Chef nicht gerne aber die paar Tage wird er wohl verkraften. So sitze ich am Fenster und rauche wie so oft als es an meiner Tür klingelt. Ich lasse fast die Zigarette fallen und fahre erschrocken zusammen. Wer ist denn das nun wieder? Gleich überkommt mich ein ungutes Gefühl und ich zögere einen Moment ehe ich mich von der Fensterbank erhebe und zur Tür gehe. Meine Hand legt sich auf den Türgriff und ich beiße mir auf die Lippen. 
Als ich die Tür schließlich öffne bereue ich die Entscheidung prompt. 
Du stehst vor mir. Und du weinst.

Direkt erstarre ich zu Stein und sehe dich an.
 


„Ruki…“ deine Stimme ist leise und dann trittst du herein und nimmst mich in den Arm. Du lehnst deinen Kopf an meine Schulter und ich spüre wie du zitterst. Noch immer stehe ich wie angewurzelt da bevor ich langsam meine Arme hebe und sie um dich lege.
 

„Was…ist passiert…?“ fragte ich leise. 

Dein Kopf hebt sich und du siehst mich an. Dann löst du dich von mir und ich ergreife die Chance und schließe die Tür hinter dir.
 


„Ich…weiß du willst es nicht hören aber…ich hab mich mit Takeru gestritten. Ganz..schlimm… ich weiß nicht was ich machen soll. Er ist so sauer…“ Du gehst an mir vorbei und setzt sich auf mein Bett. Meine Wohnung gleicht einem Schlachtfeld aber das scheint dich grade nicht zu kümmern. Ich schließe die Augen für einen Moment und atme tief durch ehe ich mich zu dir umdrehe, auf dich zugehe und mich dann zu dir setze.

Ich kann das nicht. Ich will das nicht.
 

„Er sagt ich mache nichts und er Wohnung ….er ist völlig überarbeitet und immer so gereizt wenn er nach Hause kommt und dann bekomme ich es ab. Und er lässt mich nichtmal ausreden! Als er heute nach Hause kam war er so sauer und ich hab auf der Couch gesessen da ist er einfach ausgerastet. Er hat mich angeschrien und gesagt ich wäre nicht das was er will.“
 

Mein Blick ist gesenkt und ich sitze einfach nur schweigend da. Was soll ich dazu sagen?
 

„Das…tut mir leid..“ bringe ich es dann heraus, sehe aber nicht auf.
 

„Kann ich..bei dir bleiben…wenigstens heute Nacht?“ vernehme ich dann deine Worte und erst jetzt sehe ich langsam auf.

Meinst du das ernst?
 

Ein stummes Nicken ist meine Antwort und auch wenn die Stimmung grade mehr als unterkühlt ist rückst du näher und legst wieder deine Arme um mich. Wir reden. Oder besser gesagt du redest und ich lasse dich einfach gewähren. Ich kann es einfach nicht ertragen das es dir so schlecht geht und so sitzen wir Stunden später noch immer auf dem Bett, haben fast eine ganze Flasche Whiskey geleert und die Stimmung wird, auch wenn die Basis nicht die beste ist langsam besser. Allerdings habe ich kein Gästezimmer, oder gar eine zweite Matratze was zur Folge hat das wir in einem Bett schlafen müssen. 
Meinen Pullover lasse ich wohlwissend an und bin froh das du es einfach nicht weiter thematisierst. Und obwohl ich wollte das du mich vergisst, so ist mir deine Nähe so vertraut und ich lasse mich durch deine Anwesenheit vollkommen einlullen. Was machst du nur mit mir?

Weit nach Mitternacht liegen wir schließlich im Bett und du siehst mich an. Du hast dich beruhigt und es geht dir etwas besser. Du willst am nächsten Tag nochmal mit Takeru reden und alles wieder grade rücken. Schließlich liebst du ihn. Das gibt man nicht einfach auf.
 

Welch Ironie.
 

„Danke.“ höre ich deine leise, müde Stimme und ein trauriges Lächeln ziert meine Lippen.
 


„Schon okay. Wir sind doch Freunde.“
 


Und dann streckst du deine Arme aus, ziehst mich an dich und im nächsten Moment spüre ich deine Lippen auf meinen.

Das ist falsch. Das ist so falsch! Und doch lasse ich es zu. Meine Augen fallen zu und ich schlinge meine Arme um deine Hüften. Der Kuss hält einige Sekunden an und mein Wärme flutet meinen Körper. Direkt steigen wieder Tränen in mir auf und ich löse mich von dir.
 

„Aoi ich kann das nicht. Das ist nicht richtig und das weißt du…“ hauche ich und rutsche etwas von dir weg. Dein Blick ist traurig, aber du nickst verstehend.
 

„Ich weiß…“
 

Wie gut das es dunkel ist und du meine Tränen nicht sehen kannst.
 



„Schlaf jetzt, morgen sieht die Welt schon viel besser aus.“
 

Meine Worte gleichen mehr einem Flüstern und dann kehrt Stille ein. Lange liege ich noch da, beobachte dich dabei wie du schläfst. Aber dann kann ich es nicht mehr ertragen. Deine Nähe. Ich kann sie nicht ertragen.


So leise wie möglich stehe ich auf, bedacht darauf dich nicht zu wecken und stehe etwas verloren in dem Zimmer. Meine Hand krallt sich in meinen Unterarm und ich seufze leise.

Damit hat sich das Schlafen dann auch erledigt. 
Ich beschließe dich einfach schlafen zu lassen und an die frische Luft zu gehen. Fast zwei Stunden laufe ich durch die nächtlichen Straßen und zerbreche mir den Kopf. Du hast mich geküsst. Und ich habe es zugelassen. Aber warum? Warum hast du das getan? Was hast du dir dabei gedacht?


Irgendwann verschlägt es mich dann doch zurück in meine Wohnung wo du noch immer tief und fest schläfst. Ich bin müde. Aber ich will mich einfach nicht zu dir legen und so führt mich mein Weg wieder einmal ans Fenster. 
Dort sitze ich noch als es Draußen bereits wieder hell ist und ich höre wie du langsam wach wirst. Dein Arm tastet sich langsam durch das Bett und als du scheinbar feststellst das ich nicht da bin öffnest du die Augen und siehst dich suchend um.
 

„Guten Morgen.“ kommt es von dir als du mich schließlich mit deinem Blick fixierst. „Hast du nicht geschlafen?“
 

„Nein. Aber kümmere dich nicht um mich. Ich leg mich einfach später etwas hin.“
 

Du kuschelst dich in die Decke. Wie schön du doch aussiehst.
 

Wir frühstücken zusammen, reden noch etwas und am späten Vormittag machst du dich dann auf den Weg zurück zu Takeru. So richtig wohl ist dir dabei noch nicht, aber du willst es klären.
 

„Ich melde mich später bei dir ja? Also…wenn wir geredet haben.“
 

„Ist gut. Viel Erfolg.“ wünsche ich es dir und bald bin ich wieder allein. Und du bist wieder bei ihm. Leere füllt mich und ich entscheide mich dazu den Schlaf nachzuholen der mir in der Nacht verwehrt wurde. Lange dauert es nicht bis ich Bett liege und meinen Kopf im Kissen vergrabe. Es riecht nach dir.

Und dann schlafe ich endlich ein.
 

19:39 Uhr


»Hey Ruki. Ich hab alles klären können. Takeru hatte nur einen super schlechten Tag und hat das alles nicht so gemeint. Wir haben uns wieder vertragen und er hat mir versprochen das er seine Laune nicht mehr so an mir auslässt. Danke das du für mich da warst! Hab dich lieb!“ :-* «



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