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Rescue

hier kann Ihnen keiner helfen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Türchen Nr. 23 der Adventskalender-Aktion 2020 vom YuKa-Zirkel ;)
Ich bin etwas zu spät, aber immerhin noch im Jahre 2020.

Viel Spaß mit den Chaoten~ Komplett anzeigen

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Schneeballschlacht

Blade – 16:53 Uhr
 

Väterchen Frost hatte die Welt in Schnee gehüllt und obwohl die Sonne bereits untergegangen war, stiefelten Kinder mit ihren Schlitten durch die weiße Pracht. Sie sausten den schneebedeckten Hang hinunter oder schlitterten mit atemberaubendem Tempo auf Autoabdeckplanen zu dritt oder zu viert den Rodelberg hinab.

Von der Rettungswache nebenan hatte man einen 1A-Blick auf das lustige Treiben – wenn man denn dazu kam diesem eine Weile beizuwohnen.
 

Die heutige Tagschicht schoben Yuriy, als Notfallsanitäter und Kai, welcher sich in dieser Konstellation nur allzu gern zurücklehnte und als Rettungssanitäter fungierte.

Sie waren gerade von ihrem 5. Einsatz zurückgekehrt - natürlich alles Fahrten die witterungsbedingt notwendig geworden waren.

Eine einzelne Schneeflocke hatte die Macht die Menschheit wahrlich ins Chaos stürzen.

Nun gut, dies mag durchaus übertrieben wirken, doch hin und wieder fragten sich die Retter: Warum!?

Warum musste die betagte Dame bei Wintereinbruch auch zur Kaufhalle, gestützt auf ihren Rollator, welcher freilich keine Winterbereifung besaß?

Nein, es war nicht der Wocheneinkauf, der sie nach draußen trieb. Sie war bereits vor zwei Tagen – bei schönstem Sonnenschein an einem kalten (schneefreien) Wintertag einkaufen. Es war das Sonderangebot für Heizdecken. Oh, sie hatte definitiv schon 5 Stück dieser Sorte, wie sie Yuriy auf der Fahrt ins Krankenhaus erzählte, aber eben nicht jene in der Farbe Mocca.

Oder warum musste der ältere Herr ausgerechnet bei überfrorenen Wegen nochmal zur Garage tippeln, wo er doch und das zum Glück, gar nicht vor hatte mit seinem PKW zu fahren?

Die Antwort darauf blieb er den beiden jedoch schuldig. Denn der gebrochene Oberschenkelhals des 81jährigen hatte ihm so erhebliche Schmerzen beschert, dass der Notarzt in kurzerhand sedierte.
 

„Hier dein Kaffee – noch heiß.“ Der Silberhaarige reichte Yuriy eine dampfende Tasse. Dankbar nahm der Rotschopf das Getränk entgegen und nippte daran. Genüsslich ließ er sich die koffeinhaltige und vor allem wärmende Flüssigkeit auf der Zunge zerfließen.

Kais Blick fiel indes auf den Rodelberg gegenüber. „Na hoffentlich ziehen sich die Knirpse keine Verletzungen zu. Am Abend vor Weihnachten kommt das nicht so gut an.“ Er schmunzelte bei den Gedanken an völlig entnervte Eltern und gönnte sich ebenfalls einen Schluck aus seiner Tasse.

„Och, vielleicht bringt der Weihnachtsmann dann ja noch ein paar Trostgeschenke zusätzlich.“ Grinsend sah Yuriy den Jüngeren über den Rand seiner Kaffeetasse an. Doch von seinem Partner erntete er nur einen skeptischen Blick.

„Was denn?“

„Na ja, wenn du hysterisch im Kreis laufen willst, dann rufe ich jetzt augenblicklich meine Mutter an.“

„Wieso? Was sollte Misaki schon anstellen, damit ich SO reagiere? “ fragend glitt eine rote Augenbraue nach oben.

„Ich werde ihr sagen, dass du Trostgeschenke an Gou verteilen willst. Ergo würde ich sie anweisen, dass sie unseren Sohn vom Schlitten werfen soll, damit er sich beim Rodeln den Arm gebricht -

sofern sie auch auf einer Rodelpiste unterwegs sind.“

Grummelnd „…ja klar, als ob sie das tun würde…“ wand sich der Ältere wieder den bunten Treiben auf dem Hügel gegenüber zu.
 

Blade – 17:55 Uhr
 

Blade – 83 – 1 es geht zum Einsatz nach Borg. Hausarzt Einweisung. Hypertonus seit einer Woche!
 

„Ernsthaft!?“ Genervt knallte Yuriy seine Kaffeetasse auf die Fensterinnenbank, während Kai einfach nur resigniert den Alarm auf seinem Einsatzpager quittierte.

„War doch klar, dass sowas kurz vor Feierabend noch rein kommt.“ Kais restlicher Kaffee fand seinen Weg in den Abfluss.

„Ja, aber ausgerechnet nach Borg!?“ beinahe klagend, schloss der Rothaarige das Fenster.

„Tja, mir stellt sich eher die Frage, ob Sergej und Boris mal wieder mit dem RTW in Beycity rumtingeln, anstatt in ihrem Gebiet zu retten.“ Der Silberhaarige angelte nach dem Schlüssel des RTWs.

„Bei der Leitstelle ist das gar nicht so abwegig.“ Sie verließen den Aufenthaltsraum, liefen die Treppen hinunter und schlossen die Eingangstür hinter sich ab.

Glücklicherweise hatte die Stadt ihren Hof am Morgen geräumt und gestreut. Denn zu Schichtbeginn lagen noch gut 15cm Neuschnee und der Weg zur Fahrzeuggarage glich einer Eisbahn.

Doch nun konnten sie zügig ihr Einsatzfahrzeug in Betrieb nehmen.

Yuriy betätigte – Status 3 – Einsatz entgegengenommen – auf dem Funkhörer und begann mit der Dokumentation der Alarmzeit, Einsatznummer und –grund.

Kai hingegen aktivierte das Blaulicht und grüßte die Kinder, welche sich mit freudig glitzerenden Augen auf dem Hügel versammelt hatten und ihnen aufgeregt zuwinkten. Für die kleinen Knirpse waren sie Superhelden.
 

Das blaue Licht des Rettungswagens war in der Dunkelheit gut zu sehen. Das Signal der Sirene hallte über die vom Schnee verwehte Landstraße. Kai fuhr, den winterlichen Gegebenheiten angepasst. Oberstes Ziel war unversehrt anzukommen. Denn was nütze es dem Patienten, wenn die Retter mit Vollspeed unterwegs waren, aber am Ende dann verunglückten?! Richtig – gar nichts.

Yuriy ließ den Blick immer wieder nach rechts und nach links gleiten. Er wollte den Silberhaarigen unterstützen. „Augenscheinlich haben wir eine Sorge weniger. Weit und breit keine Rehe zu sehen.“

„Na zum Glück. Auf einen Wildunfall hab ich reichlich wenig Lust.“

Der Rotschopf lehnte sich entspannt zurück. „Och komm schon. So ein schöner Rehbraten für morgen zum Fest!?“ er grinste.

„Ha ha, sehr witzig“ sagte Kai angespannt und grummelte vor sich hin. Die Straße war kaum noch zu erkennen. Lediglich die Leitpfosten ließen noch erahnen, wo die Asphaltdecke sein sollte.

Der Wind hatte auf den Feldern ordentlich für Schneeverwirbelungen gesorgt und die Schutzzäune regelrecht nieder gedrückt.
 

Sie fuhren gerade die Serpentinen entlang, als um eine der scharfen Kurven ein kleines Fahrzeug schlitterte. Ob der Fahrer zu schnell war oder nicht, die Situation war für den Silberhaarigen einfach zu bekannt. Die beiden Retter fluchten und Kai bremste so scharf, dass Yuriy sich an der Armatur abstützten musste.

„Können die Leute nicht einfach daheim bleiben!!!“ fauchte der Jüngere und wich dem entgegenkommenden Auto aus.

Der Rettungswagen schlitterte um einen Leitpfosten, verließ die verschneite Straße und blieb schließlich in einer Schneewehe stecken.

„So eine verfickte Scheiße!!!“ Wütend deaktivierte Kai das Blaulicht und die Sirene, während der Rotschopf den Warnblinker aktivierte.

„Alles ok bei dir?“ ermittelte der Ältere und erhielt ein entnervtes Nicken.

„Gut, dann lass uns mal sehen, ob wir hier wieder raus kommen.“ Der Rotschopf schnallte sich ab und ließ sein Fenster runter. Kai schaltete die Rundumbeleuchtung des Fahrzeuges ein und startete den Motor neu. Er versuchte das 4 Tonnen schwere Fahrzeug aus der Wehe zu bugsieren.

„Kannst du vergessen.“ Yuriy beugte sich weit aus dem Fenster. „Das hintere Trittbrett liegt auf und die Vorderräder graben sich immer tiefer in den Schnee.“ Er lehnte sich wieder in den Sitz und schloss das Fenster.

„Mit anderen Worten: Wir stecken fest.“ War Kais Fazit, als er zum Funkhörer griff.
 

Leitstelle Beycity für Rotkreuz Blade 83-1
 

Hier Leitstelle Beycity. Sprechen Sie, Blade 83-1
 

Blade 83-1 ist von der Straße abgekommen – keine Verletzten, aber wir stecken fest und benötigen Unterstützung.
 

Leitstelle Beycity verstanden. Frage nach Standort?
 

Yuriy und Kai sahen sich fragend an. „Tja, gute Frage.“ Sie zuckten mit den Schultern.

Der Rotschopf wand den Kopf und spähte nach draußen. Er kniff die Augen etwas zusammen. „Wirklich viel kann ich nicht erkennen.“

„Ja bei mir sieht es ähnlich aus.“ Bestätigte Kai.
 

Blade 83-1 konnten Sie aufnehmen?

„Gib mal den Funkhörer.“ Der Silberhaarige überließ den Funk Yuriy.

Blade 83-1 hat verstanden. Erkunden kurz die Lage.
 

Leitstelle Beycity verstanden, Ende.
 

Kai sah seinen Teampartner an. „Was hast du jetzt vor?“

„Ich erkunde mal die Gegend.“

„Bist du noch ganz dicht!? Rundum ist es dunkel und ich weiß nicht ob dir irgendein Wildtier Auskünfte erteilt.“ Yuriy stöhnte.

„Ich liebe ja deinen Sarkasmus, aber grade im Moment…“ Sie sahen einander an. Dies war wahrlich nicht der richtige Zeitpunkt um zu streiten.

„Ok, welche Optionen haben wir?“ Fragend sah der Silberhaarige zu dem Älteren.

„Hm, also wenn zum nächsten Dorf laufen keine Option ist, dann vielleicht zu dem Letzten, durch welches wir gefahren sind?“ Kai verzog das Gesicht. „Yura, das wäre doch dasselbe.“

Der Russe seufzte, doch dann fiel sein Blick auf das Navi.

„Schalt, bitte den Motor wieder ein.“

„Wieso? Ist dir kalt?“ Dennoch kam der Sanitäter der Aufforderung nach.

„So schnell nicht, keine Sorge.“ Der Ältere wühlte in der Ablage nach dem Diensthandy.

„Hab’s!“ rief er schließlich triumphierend und schaltete es ein. Mit geübten Fingern wischte er durch das Menü und startete das gesuchte Programm.

Kai lehnte sich etwas zu Yuriy. „Ah, gute Idee!“ nickte er anerkennend und der Notfallsanitäter grinste siegreich. Er hatte Google Maps geöffnet und damit ihren Standort ermittelt, welchen er augenblicklich über Funk an die Leitstelle weiter gab.
 

Leitstelle Beycity verstanden. Wir schicken euch Unterstützung – Ende.
 

Kurz darauf konnten die beiden über Funk die Alarmierung des RTWs Bison vernehmen.

„Die Leitstelle hätte gleich Bison schicken sollen.“

„Ach, Kai…“ Yuriy seufzte. „..du weißt doch, dass unsere Leitstelle nicht so gern ‚fremde‘ Landkreise mit einbezieht.“

„Ist mir egal. Hätten die gleich den RTW geschickt, würden wir nicht hier fest sitzen und…“ Kai sah auf seine Uhr. „…wären schon auf dem Weg zu Gou.“

„Ich weiß, aber Gou ist bei Misaki gut aufgehoben. Genießen wir einfach die Zweisamkeit.“

„Zweisamkeit!? Wir stecken im Schnee fest und es ist arschkalt!“ Daraufhin öffnete der Rothaarige die Beifahrertür.

Kalter Wind strömte in die Fahrerkabine und noch bevor der Jüngere seine Einwände aussprechen konnte, war der Rotschopf schon aus dem RTW geglitten.

„Hey, wo willst du hin?“ Die Türe klappte zu und der Silberhaarige erhielt keine Antwort – er stöhnte genervt. „Warte gefälligst.“

Kai öffnete die Fahrertür und glitt ebenfalls aus dem RTW. Knirschend gab der Schnee unter seinen Arbeitsschuhen nach.
 

KLATSCH

Wie ein Reh im Scheinwerferlicht, blieb der Halbrusse stehen. Seine roten Augen glitten zu der Innenseite der Scheibe.

Drohend langsam rutschte eine weiße Halbkugel an dieser herab. „Was zum Fick!?“

„Achtung!“ Die Stimme seines Partners riss den Silberhaarigen aus seinen Gedanken.

Er sah in dessen Richtung und seine Augen weiteten sich entsetzt. „Wage es ja nicht!“ Doch der Rotschopf grinste nur und holte aus.

Gerade noch rechtzeitig, mit einem beherzten Hechtsprung, duckte sich Kai unter dem nächsten Schneeball hinweg. Er strauchelte und nur mit Müh‘ und Not blieb er auf den Beinen.

„ALTER!!!“ brüllte der Jüngere dem Anderen entgegen. „Wie alt bist du!? Ich hätte mich beinahe auf die Fress-“

KLATSCH

Eisige Kälte breitete sich auf der Haut des Silberhaarigen aus. Der 3. Schneeball hatte gesessen, den Halbrussen mitten im Gesicht getroffen und nun lief ihm das geschmolzene Wasser in den Kragen seiner Jacke.

„Ups...“ murmelte Yuriy und kratze sich am Hinterkopf. „Sorry, der sollte eigentlich deinen Oberkörper treffen. Da habe ich wohl falsch kalkuliert. Du bist aber auch ganz schön in den Schnee gesunken.“Mit dieser Aussage machte der Rothaarige es nicht wirklich besser.
 

Doch Kai wischte sich in aller Seelenruhe den Schnee aus dem Gesicht, ehe er sich wortlos abwand.

„Ach, komm schon!“ rief Yuriy. „Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt. Das war doch nur Spaß, Mann!“ Er kam näher – definitiv ein Fehler.

Denn Kai hatte die weiße Halbkugel von der Scheibe gesammelt, sie kurz in seinen Händen wieder in Form gedrückt und….

KLATSCH versenkte sie mit einer gewaltigen Portion Genugtuung in der Visage seines Freundes.

Irritiert und überrumpelt blinzelten ihm die eisblauen Augen entgegen.

„Was denn? Ist doch nur Spaß.“ Äffte Kai ihn nach.
 

______________ keine 2 Minuten später _____________
 

Eine ‚brutale‘ Schlacht war zwischen ihnen entbrannt. Yuriy presste sich mit den Rücken an die seitliche Schiebetür des RTWs. Stoßweise glitt der Atem ihm über die Lippen, denn sie schenkten sich nichts und nur die Karosserie des Einsatzfahrzeuges bot Schutz bei diesem Krieg.

Vorsichtig tastete er sich in Richtung Heck. Der Rotschopf würde den nächsten Schneeball abwarten und dann – ja dann, würde er Kai mit einem erneuten Treffer ins Gesicht besiegen.

Das Rücklicht hatte er bereits erreicht. Noch einmal atmete er durch, bevor er hervor sprang.

„Triffst mich nicht~“ rief der Ältere übermütig und prompt kam ein Schneeball als Reaktion seitens des Silberhaarigen. Jedoch hatte der Russe damit gerechnet und war blitzschnell wieder hinter dem Fahrzeug verschwunden.

//1…2…3// zählte Yuriy gedanklich ab und sprang erneut hervor. Wenn seine Rechnung aufging, dann würde sein Partner in diesem Moment einen neuen Schneeball formen und war ergo noch unbewaffnet.
 

Zügig überwand er die Distanz und rannte am Heck vorbei zur anderen Seite des RTWs.

Yuriy holte aus und hatte seinen Siegessatz schon auf der Zunge. Doch was war das!?

Von dem Jüngeren fehlte jede Spur. Wo war er hin?

Der Rotschopf sah sich um, schritt vorsichtig durch den Schnee zur Fahrerkabine. War sein Partner zurück in den RTW gestiegen? Zögernd lugte er durchs Fenster. Aber auch hier war der Silberhaarige nicht.

„Kai?“ fragend hallte Yuriys Stimme in die Dunkelheit.

//Wo steckt der nur!?// Etwas ratlos sah der Notfallsanitäter sich um. Er umrundete ihr Fahrzeug zweimal. Aber der Sanitäter blieb verschwunden und in der Ferne konnte er nichts erkennen. Yuriy ging zurück zur Fahrerseite und stieg ein. Seine Finger glitten über die Mittelkonsole und betätigten die Schalter für die Rundumleuchten. Anschließend verließ der Rothaarige den RTW wieder.

Nochmals umrundete er den Rettungswagen.

„KAI!!!!“ rief er erneut. „KAI, WO BIST DU!?“ Aber wie schon davor – keine Antwort.

Lediglich in der Ferne konnte er nun das Blitzen von Blaulicht ausmachen. Vermutlich die nahende Feuerwehr, welche zu ihrer eigenen Rettung anrückte und wenn nicht, dann vermutlich ein weiteres Rettungsmittel, das einen Einsatz hatte. Am Ende war es Yuriy egal. Denn was ihn viel mehr beschäftigte war die Frage, wo der Jüngere abgeblieben war. Ihm wurde mulmig.

„Bin ich jetzt in einen dieser schlechten Horrorfilme, oder was!?“ leicht genervt stemmte der Russe die Hände in die Seiten.
 

Und als hätte Yuriy mit diesen Worten das Unheil selbst herauf beschworen, erhob sich der Wind und fauchte. Dünne Schneeverwehungen flogen über das Feld, auf welchem sie festsaßen und was war das für ein Geräusch!?

Der Rotschopf lauschte. Es klang, als würde etwas den Schnee unter sich zusammen quetschen.

Vielleicht war er ja doch in einem Splatter gefangen – Verrückte gab es auch hier und vielleicht lag Kai irgendwo im Wald und-

Yuriy schüttelte den Kopf um die aufkommenden Gedanken und Bilder zu vertreiben.

Doch das Geräusch wurde immer lauter. Der Russe wich zurück und lehnte sich mit den Rücken an den Rettungswagen.

„KAI, LASS DIE SPIELCHEN UND KOMM RAUS!“ brüllte er nochmals in der Hoffnung, endlich ein Lebenszeichen von dem Sanitäter zu bekommen, als ihn plötzlich etwas an den Knöcheln packte.

Wie vom Blitz getroffen schnellte sein Blick nach unten. Er konnte nur noch die filigranen Finger erkennen, die an seinen Beinen rissen, ehe er mit dem Gesicht voran – der Länge nach im Schnee landete.

„…ch b..in..d..ch..m!!“

Ächzend drehte der Rotschopf sich um und wischte sich mit einer Handbewegung den Schnee aus dem Gesicht.
 

Schallendes Gelächter ertönte unterhalb des RTWs und langsam kroch der Silberhaarige unter diesem hervor.

„Ich hab dich‘ leider‘ nicht verstanden, Yura.“ Grinste Kai, während er sich aufrichtete und den Schnee von der Dienstkleidung abklopfte.

Anschließend zog er seinen Partner ebenfalls auf die Beine.

„Ich sagte: Ich bring dich um!“ murrte Yuriy und entfernte die weißen Schneemassen aus seinen Haaren und von seiner Kleidung.

Der Silberhaarige grinste. „Ach komm…war doch witzig…“

„Hahaha…selten SO gelacht.“
 

Scheinwerferlicht umhüllte sie und die beiden wandten sich ihrer nahenden Rettung zu.

Die Feuerwehr hatte es endlich zu ihnen geschafft und augenscheinlich kam die große Drehleiter wesentlich besser mit der Witterung klar. Die beiden Rettungsdienstler konnten ihren ersehnten Feierabend bereits riechen.

Doch die Freude währte nicht lange. Als die Türe des roten Fahrzeugs sich öffnete, wehte langes silberfarbenes Haar und beim Anblick dessen, entglitten Kais Gesichtszüge.

„Ganz ruhig, ja?“ wisperte Yuriy vorsorglich und trat einen halben Schritt vor Kai.

„Wen haben wir denn da!? Na, habt ihr Blinzen vom Rettungsdienst euch verfahren?“ Garlands Blick glitt an Yuriy vorbei zu dem Halbrussen. Sein Grinsen wurde breiter. „Ah, ich sehe schon…nicht vorhandene Fahrkünste und ein mieser Orientierungssinn!“

„Den mach ich kalt.“ Zischte Kai bedrohlich, schob die Ärmel seiner Jacke hoch und marschierte auf sein Gegenüber zu. Allerdings kam er nur eine knappe Armlänge weit. Denn wohlwissend, dass es wohl Tote geben würde, ergriff Yuriy seinen Hitzkopf am Kragen und hielt ihn fest. Gedanklich atmete er jedoch ebenfalls tief durch. Es gab Feuerwehrleute mit denen sie Hand in Hand arbeiten konnten, sich blind vertrauten. Tja und dann gab es dann noch den Langhaarigen dort.

Mit strengem, aber professionellem Ton, richtete sich der Rothaarige an Garland.

„Du liegst wie immer falsch, denn wir wurden abgedrängt. Jedoch tut dies jetzt nichts zur Sache. Verrate mir lieber, warum ihr über 45 Minuten bis hierher brauchtet. Hat euch der Helm das Hirn abgeschnürt, sodass der Sauerstoffmangel euch lahmarschiger als Zombies macht?“ Der Langhaarige schnappte nach Luft, kam aber nicht zu Wort. „Ach schon gut. Wir wissen ja: Helm auf – Hirn aus, ist euer Motto. Dennoch könntest du deine Kameraden so langsam anweisen, dass sie sich mal drehen und endlich unser Fahrzeug auf die Straße ziehen.“

Mit diesen Worten wandte sich Yuriy ab, legte einen Arm um Kai und schob ihn sanft, aber bestimmt zurück zum RTW.

Sie stiegen ein und überließen alles andere den Kameraden der Feuerwehr.

„Wie ich diesen eingebildeten Schnösel hasse!!!“ brach es aus Kai heraus, als sie wieder in der Fahrerkabine saßen.

„Ich weiß.“ Seufzte Yuriy und klappte die Blende herunter. „Dabei ist mir schleierhaft, was das jedes Mal zwischen euch ist.“ Er zupfte an seiner Frisur, doch es war hoffnungslos. Der Schnee hatte das Haarspray aus seiner Frisur gespült, welche nun so langsam in sich zusammen fiel.

„Der ist einfach so ein Angeber-Typ. Ein Schnösel, der denkt er wäre der King. Ja, seine Tätigkeit ist ehrenamtlich und sowas respektiere ich, aber seine Art –aargh!!!! Auf sowas reagiere ich allergisch.“ Kais Finger massakrierten das Leder des Lenkrades.

„Vielleicht steht er einfach nur heimlich auf dich und versucht dir zu imponieren?“ warf der Russe ein und klappte die Blende in ihre ursprüngliche Position zurück.

„WAS!?“ stieß der Jüngere entsetzt aus. Zeitgleich ruckte ihr Fahrzeug weiter nach hinten. Anscheinend hatte die Feuerwehr begonnen sie zurück auf die Straße zu ziehen.

„Würde doch seinen Gockelauftritt, welchen er jedes Mal an den Tag legt, sobald du dabei bist erklären.“

Sprachlos sah der Silberhaarige seinen Nebenmann an.

//3…2…1…// zählte Yuriy gedanklich und zeigte wie ein Dirigent auf Kai, welcher just in diesem Moment sich erneut aufregte.

„Dieser Lackaffe!!! Ist es schon zu spät, mir vom Weihnachtsmann zu wünschen, dass der von der Oberfläche verschwindet!?“ Der Notfallsanitäter prustete. „Jetzt wirst du aber kindisch! Vom Weihnachtsmann wünschen…“ Yuriy sah in den Seitenspiegel. „Oh, hey! Wir sind wieder auf der Straße und…“ er grinste wölfisch. „..dein Lackaffe kommt.“ Durch Kais Körper ging ein Ruck und die Nackenhaare stellten sich ihm auf. Sein Blick glitt in seinen Seitenspiegel. „Er ist nicht mein Lackaffe.“ Der Silberhaarige sah zu seinem Partner. „Ich hab ja dich.“ Der Ältere verzog den Mund zu einer Schmollschnute. Jedoch nicht lange, denn das diebische Lächeln Kais ließ ihn stutzen.

„Was…ähm…hast du vor.“ Fragte er daher irritiert.

„Warts ab.“ Der Sanitäter startete den Motor und ließ das Fenster herunter. Er beugte sich raus und sah zu den Langhaarigen.

„Hey Garland…“ Kai spielte mit dem Gas. „…danke für die Hilfe und…“ er ging leicht von der Kupplung. „…frohe Weihnachten!!“ Der Silberhaarige trat das Gaspedal voll durch. Die Räder des Rettungswagens quietschten und drehten durch bis sie Gripp bekamen.

Yuriy und Kai beobachteten in ihren Seitenspiegeln wie eine Welle an Schnee aufgewirbelt wurde und den Feuerwehrmann mit voller Wucht traf. Die Schneemassen rissen Garland zu Boden und sein Fluchen brachte die beiden zu Lachen.

Der Sanitäter schloss das Fenster wieder und lenkte das Fahrzeug zurück zur Wache. Sein Beifahrer lehnte sich entspannt zurück und atmete durch. „Ok, mit dem Move eben hast du definitiv die Schneeballschlacht gewonnen.“

„Danke!“ Grinste Kai. „Dieser Schachzug war mir auch ein persönliches Vergnügen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe keine Ahnung, warum es zwischendurch ein bisschen in Richtung Horror ging XD
Dennoch bin ich vorsichtig optimistisch, dass es euch vielleicht gefallen haben könnte. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  WeißeWölfinLarka
2021-01-06T20:25:54+00:00 06.01.2021 21:25
Eine Frage vorweg: Basiert die Geschichte auf wahren Begebenheiten oder war das diesmal größtenteils eigene Fantasie? Also die Frage ist: ist die Schneeballschlacht "wirklich" passiert?

Ich möchte schon zu Beginn sagen, dass mir der Einstieg mit der Metapher "Väterchen Frost" für den Winter gefällt :)
Es ist sehr authentisch, wie über das Wetter geschimpft wird - aus Retterperspektive. Ich habe ein bisschen über die Oma mit dem Rollator und den Opa und seinen Garagengang geschmunzelt. Ziemlich nachvollziehbar und echt :)

Ich mag auch die Interaktion am Anfang zwischen Kai und Yuriy. Diese Heimeligkeit ("HIer, dein Kaffee"), dieser Alltagseinblick gefällt mir.
Und du hast Misaki miteingebaut, Yay!

Spannend war die Fahrt nach Borg, was gar nicht ihr Einsatzgebiet war. Das Ausrutschen auf der Straße hat mich erschrocken. Es war sowohl amüsant aber auch ein wenig düster, wie Kai und Yuriy mit dem kleinen Unfall umgingen. Ich hatte anfangs etwas Angst, dass es so dunkel wird, wie in dem Traumakapitel zuvor.
Die Idee mit dem Standort schicken ist sehr schlau!

Yuriy ist so tot - dass er Kai so ins Gesicht trifft. Aua. Aber an Yuriys Stelle hätte ich - allem Schock zum Trotz - sehr gelacht ... und vermutlich auch wie er die Retourkutsche abbekommen.
Für mich ist trotzdem eine gewisse Distanz zwischen Yuriy und Kai, aber das bin vermutlich nur ich. Vermutlich empfinde ich den Begriff "Alter" in diesem Zusammenhang distanziert für Liebende oder weil sie sich ein bisschen angiften - aber das liegt wohl daran, dass ich im Schmusemodus durch Türchen 24 bin^^°
ABer ach, mein Herz geht auf bei diesem kindischen "Triffst mich nicht" omg XD
Aber gleich dazu kommt ein mulmiges Gefühl, weil Kai plötzlich weg ist - ich denke noch, dass Kai ihn vermutlich nur verarscht - aber weil du im Autorenkommentar was angedeutet hast, habe ich Angst, dass Kai in einer Schneeverwehung versunken ist :(
OH Gott, WAS DENKST DU DIR HÄnde aus dem Schnee, mein erster Gedanke in so einer Siutation wäre ich schreiend weggelaufen. Zombies! OH Gott - ich hab was ganz anderes gedacht, ich dachte Kai war eingebuddelt und war eingesperrt und er spuckt diese Töne aus. Zack, verlesen. Man, bin ich erschrocken.

Garlands Auftritt mit Wind in seinem schlehenwei´ßen Haar - hab ich gelacht XD Ich bin sehr gespannt, welchen Grund der Groll von Kai gegen Garland ist. (FAlls du das in vorigen Kapiteln schon getan hast, dann verzeih, ich hab das wieder vergessen!!)
Ich habe mich sehr amüsiert über die Art und Weise, wie Kai wegen Garland an die Decke geht, umso mehr, als Yu einfach vermutet, Garland könnte auf ihn stehen XD
Aber das Ende war schon en wenig diabolisch, wenn das kein schlechtes Licht auf die beiden wirft, auch wenn es nur gegen Garland war, aber wenn er ehrenamtlich arbeitet, und Feuerwehren ja (nach amerikanischem Vorbild zumindest) immer kameradschaftlich zusammen halten... ich hoffe nicht, dass das irgendwie böses Backlash gibt für Yuriy und Kai :(
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
01.02.2021 14:54
Larka, vielen VIELEN Dank für dein Kommi.
Ich war so niedergeschlagen, dass es lange kein Kommi gab.
Fragen wie: "Ist es so mies?!" oder: "Soll ich es wieder entfernen" schwirrten durch meinen Kopf. Doch du hast mich gerettet. :)

Also die Geschichte basiert teilweise auf wahren Gegebenheiten. Die lustigen, patientenorientierten Sequenzen gibt es durchaus. Der Rest allerdings war doch eher erfunden.
Sehr gefreut habe ich mich über dein Lob zum Anfang der FF. Bei mir steht und fällt sehr viel mit dem Anfang. Wenn der nicht ordentlich ist, läuft die ganze Fic nicht. Daher Dankeschön für das Lob. *~*
Die Szene mit dem Kaffee gefällt mir ebenfalls sehr. Ich habe sie aus meinem Arbeitsalltag übernommen. Denn mein Lieblingskollege und ich reichen den uns gegenseitig auch sehr gern. In meinen Augen schafft das tatsächlich eine tolle friedliche Atmosphäre.

Ohhhh...ok..
Also ich muss gestehen, dass ich meinem Mann gegenüber auch oft mal die Bezeichnung: "Alter" verwende. ^^"
Wahrscheinlich ist das für mich so normal, dass ich mir dabei keine Gedanken gemacht habe, wie das für andere wirken könnte.
Aber ich kann dir versichern, dass ich meinen Mann liebe und ihn dennoch manchmal mit dem Ausruf: "Alter, dein ernst!?" oder ähnlichen bewerfe.

Der Zwist zwischen Kai und Garland...ähm...ich muss mir noch nen Grund überlegen!! XD
Aber ich habe einfach jemanden gebraucht, den Kai nicht sehr sympathisch findet. An sich bieten sich da ja so einige Charaktere an...aber joa...dank unserer kleinen Support Group bin ich ein bisschen auf Garland getriggert und nein, die beiden bekommen wegen ihrem diabolischen Abgang keinen Ärger - ich schwöre~


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