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My Heartbeat 2.0

von

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Xiala - Bericht I

Wenn man sich lange genug als eine Person ausgibt, die man in Wirklichkeit gar nicht ist, fängt man an zu denken oder zu fühlen wie diese Person. Man verdrängt auf eine gewisse Weise sein altes Leben aber in dieser unendlichen Dunkelheit lernt man damit umzugehen bis es irgendwann normal ist.

Ich habe begonnen, meine Berichte unter falschem Namen zu schreiben und obwohl ich weiß, dass ich kein Niemand bin, habe ich mittlerweile das Gefühl mich immer mehr wie einer zu verhalten.

Niemande entstehen aus der leeren Hülle, die zurückbleibt wenn einem Körper das Herz entzogen wird. Dementsprechend existieren Niemande auf eine gewisse Art überhaupt nicht und...fühlen nichts. Ja, sie fühlen nichts weil sie kein Herz haben. Jegliche Emotionen, Trauer, Schmerz, Freude...so etwas existiert in ihrem...nennen wir es mal vorsichig „Leben“ nicht.

Diesen schwarzen Mantel zu tragen fühlte sich anfänglich schlichtweg falsch an. Mir war durchaus bewusst, dass ich immer noch ein eigenständig denkender Mensch mit einem Herzen war, der Emotionen empfinden konnte, doch als ich das Tor im Keller des Herrenhauses durchschritt und in die Welt...die Welt der Niemande betrat, beschloss ich meine Emotionen tief in meinem Herzen wegzuschließen um mich möglichst unauffällig in dieser Welt bewegen zu können.

Entgegen all meiner Prinzipien und alles, was ich einst war und nun bin fand ich mich mit dem Gedanken spätestens ab als meine Augen das riesige Schloß erblickten, was die Niemande in der Welt, die niemals war ihr Zuhause nannten. Meine Stimme versagte als ich über dem überragenden Konstrukt dieses riesige mondartige Herz am dunklen Firmament erblickte, was sich in die tiefe Schwärze des Himmels dieser Welt erstreckte. Beinahe schon geistesabwesend verfolgten meine Augen die freigesetzten Herzen, die hin und wieder ihren Weg zu der außergewöhnlichen Monströsität eines Herzens fanden. Der Anblick schnürte mir die Luft ab. Als mein Blick sich senkte, wurde mir erneut bewusst, wie sehr ich versagt habe. Das alles, diese ganze Welt, die sie sich über Jahre geschaffen hatten, all das hätte ich eventuell verhindern können, wäre ich nur mutig genug gewesen und sonst wie immer auf mein Herz gehört hätte.

Ich war schwach und wusste, dass mein Bruder oder Braig stärker waren als ich aber ich hatte nie vor etwas Angst. Angst ist der erste Schritt der Dunkelheit Zugang zum Herzen zu verschaffen. Warum nicht versuchen zu kämpfen? Selbst wenn der Gegner übermächtig ist, solange man es nicht probiert hat kann man auch nicht sagen, dass er nicht zu besiegen ist. Im ausschlaggebenden Moment habe ich entgegen all meinen Prinzipien gehandelt und meine Mitmenschen im Stich gelassen. Eigentlich hätte ich es auch verdient gehabt, zu einem Niemand zu werden. Vielleicht ginge es mir dann ohne ein schlechtes Gewissen über die Vergangenheit zu haben besser. Aber dann würde ich vor der Verantwortung weglaufen und feige war ich auch nicht.

Mein Blick klärte sich und ich blickte auf zu Kingdom Hearts. Ich beschloss in dem Moment meine Gefühle tief in mir zu verschließen und die Emotionen aufzugeben, bis der Tag kommt, wo ich wieder lachen konnte. In dieser dunklen Welt, wo jegliche Existenz vergang, gereichte es mir nur zum Vorteil wenn ich mit meinen Emotionen brach und so dachte wie ein Niemand. Ohne diese Gefühle war ich fürs erste besser dran. Mit diesem Entschluss trat ich meinen Weg in die Dunkelheit an. Ich hoffte nur inständig, dass ich mich auf meinem Weg nicht selbst verlieren würde, denn mir war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, wie lange ich in dieser Welt verweilen würde.
 

Entgegen der Welt des Lichts scheint die Zeit in der Dunkelheit eingefroren zu sein. Man empfindet nie eine Art Vorankommen der Zeit wenn man sich in der Dunkelheit aufhält und wird stetig von dem Gefühl begleitet, nur in eine Richtung zu laufen. Einem Weg, der nie endet. Zumindest kam es mir erst nach einer gewissen Zeit in dieser Welt zu vor.

Die Welt, die niemals war war somit meine erste Anlaufstelle, wo meine Reise durch die Dunkelheit ihren Anfang nahm. Auf meinem Weg, der mich dem Schloß immer näher brachte, passierte ich enge dunkle Gassen, schlug mich an gen Himmel wachsenden Hochhäusern vorbei, deren Köpfe sich den Firmament entgegenstreckten und einen selbst wie ein Nichts dastehen ließen sowie an kleineren Herzlosen, die wohl zu gerne sich an meinem Herzen zu schaffen machen wollten. Sie waren kein Vergleich zu den riesigen Herzlosen, die mit Emblemen gekennzeichnet waren und wirklich Kingdom Hearts als Nahrung dienten, dennoch sollte man sie in einer größeren Masse nicht unterschätzen. Ich war froh, dass mir meine Stiefel so gute Dienste erwiesen sonst wäre mir ein frühes Ableben sicher gewesen.

Nachdem ich gefühlt unzählige Straßen durchschritten hatte erreichte ich schließlich einen relativ großen Platz, auf dessen Mitte ein Wolkenkratzer ragte, der alle anderen Gebäude mit seiner Größe in den Schatten stellte. Heute weiß ich, dass die Niemande ihn den Wolkenkratzer der Erinnerungen nennen. Ich betrat den Platz mit einem unguten Gefühl im Magen, mein Gesicht streckte sich gen Himmel und ich merkte, dass es anfing zu regnen. Regen in dieser Welt? Tatsächlich! Irgendwie tat diese leichte Nässe gut auf der Haut, so hatte man das Gefühl noch am leben zu sein und wenigstens etwas an Menschlichkeit zu fühlen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich Gesellschaft kriegen und meine Vergangenheit mich einholen sollte.

Bereits bei meiner Ankunft in diese Welt hatte ich bewusst die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit ich bei erstem Kontakt mit einem der Niemande nicht direkt erkannt werde. Ich stand still in der Mitte des Platzes und nahm plötzlich eine unglaublich mächtige Aura in meiner Nähe wahr. Sie war nicht weit entfernt. Genauer gesagt über mir. Unglaublich was man auf einmal alles wahrnimmt wenn man die Dunkelheit akzeptiert. Jeder meiner Sinne war bis zum Anspannen geschärft und ich hatte das Gefühl jede Bewegung und jedes kleinste Geräusch sowie mächtige Kräfte in meiner Gegend zu spüren. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Ich vernahm das Geräusch als ob jemand eine Sicherung lösen würde. Wie bei einer Waffe. Erneut schaute ich zum Himmel Tatsächlich erblickte ich nicht weit von mir eine Kreatur, die kopfüber am Himmel entlang ging aber ich konnte sie nicht direkt erkennen.

Ich brauchte einen Moment, um mir klar zu werden, wer dort oben am Firmament nunmehr auf mich mit einem breiten Grinsen herabblickte und seinen Finger am Abzug hatte, bereit zu feuern. Um nichts in der Welt könnte ich dieses Grinsen vergessen.

Ich blieb schweigend ohne jegliche Regung an Punkt und Stelle stehen, ich wollte dem Risiko entgehen, dass er jeden Moment auf mich feuern könnte und da ich ihm anscheinend bisher unbekannt war, ging er wohl nur auf Nummer sicher. Dann allerdings verschwand er und tauchte genau vor mir auf. Teleportation, ich wusste es! Und die Waffen, zwar etwas größer aber unverkennbar. Immer noch das Gesicht im Schatten meiner Kapuze gehüllt schaute ich auf und blickte den Mann, den ich einst so sehr geliebt hatte in das stechende gelbe Auge, was mich unaufhörlich im Blick hatte und festhielt. Dieses irre Grinsen verstärkte den Blick seines Auges noch mehr und verlieh ihm einen Ausdruck von Wahnsinn.

„Sieh einer an, da bin ich bereits auf der Suche nach neuen Rekruten für die Organisation und finde direkt einen! Aber keine Sorge, ich gehe nur auf Nummer sicher! Wäre zu schade, wenn ich ein potenzielles neues Mitglied abknallen würde. Zeig mir dein Gesicht!“

Wenn es eine Aufforderung war ging ich diese alles andere als nach. Ich merkte, dass er skeptisch wurde als ich mich nach wie vor nicht rührte aber ich konnte den Schock in meinem Gesicht nicht verschwinden lassen. Ich wollte nicht, dass er mich so sieht.

„Hmmm schwer von Begriff, oder? Oder kannst du nicht sprechen? Ach herrje, nicht noch so ein lebloser Körper wie unsere Nummer 13. Tu uns beide einen Gefallen und nehm die Kapuze runter. Oder bist du ein Spion? Ich warne dich, überlege dir besser gut, was du tust.“

Mein Herz beruhigte sich langsam. Ich atmete tief durch und setzte ein Lächeln auf die Lippen.

„Lange nicht mehr gesehen, Braig. Du hast dich sehr verändert.“

Ich sah, wie die Selbstsicherheit aus seinem Gesicht schwandt und seine Waffen auf einmal zitternd in seiner Hand lagen. Vorsichtig legte ich einen Finger auf den Lauf seiner Waffe und drückte sie nach unten. Daraufhin ließ er sie perplex verschwinden.

„Das kann nicht sein! Es sollte nicht so sein!“ Vorsichtig ergriff ich meine Kapuze und ließ sie nach hinten fallen und ließ ihn sehen.

„Laia...ich wusste es!“ Ich ging einen Schritt näher auf ihn zu und betrachtete ihn. Ein Grinsen legte sich auf die Lippen, die er einst so geliebt hatte.

„Du bist alt geworden, Braig.“

Der Schock wich fürs erste nicht aus seinem Gesicht aber ich bemerkte, wie er langsam die Fassung wieder gewann. „Braig? Den Namen habe ich schon lange abgelegt. In dieser Welt heiße ich Xigbar. Aber was ist geschehen, Laia? Du solltest aus Radiant Garden verschwinden! Bist du...bist du etwa auch ein Niemand?“

Er hatte mich anscheinend noch nicht durchschaut, das sollte mir einen Vorteil verschaffen. Mein Grinsen legte sich zu einem sanften Lächeln.

„Mein Name ist Xiala. Beantwortet das deine Frage?“ Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch ich sah deutlich, dass es ihn mitnahm. Eine intensive Kälte ging von ihm aus, er war nicht mehr der Braig, den ich einst liebte. Ich musterte ihn einen Moment und versuchte mich mit seinem Äußeren vertraut zu machen.

Seine Haare waren immer noch schwarz, doch am Scheitel wurden sie von einem grau bis fast silbernen Stich durchzogen. So alt war er doch noch gar nicht? Eindeutig gewachsen war seine Haarpracht, trug er sie mittlerweile in einem Zopf, da sie ihm bis zum Steißbein reichten. Hager war er nach wie vor, seine dünne Statur zeichnete sich deutlich unter dem hautengen Mantel ab. Auf seiner Wange stach deutlich die gezackte Narbe hervor und die leere Höhle, wo einst sein rechtes Auge war wurde nach wie vor von einer schwarzen Augenklappe bedeckt. Die Jahre hatten ihre Spuren an ihm hinterlassen und ich versuchte mir die Trauer nicht anmerken zu lassen, doch konnte ich die Erinnerungen an den Braig, wenn er mich anlächelte aus diesen wunderschönen braunen Augen hinaus nicht vermeiden. Ich spürte, wie sich ein dünner Schleier vor meine Augen legte, ich musste mich zusammenreißen! Nur einen Moment der Schwäche, eine dumme Emotion und meine Tarnung würde auffliegen.

Braig...nein, ich nenne ihn wohl für dieses Kapitel meines Lebens besser Xigbar, versuchte die Situation mit einem Grinsen zu überspielen und stemmte die Hände in die Hüften.

„Tss, Xiala also. Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns unter diesen Umständen wiedersehen würden. Wieviele Jahre sind es nun her? Fast zehn Jahre! Junge, das ist eine lange Zeit. Aber ich muss sagen, dass du im Gegensatz zu mir von deiner Schönheit nichts eingebüßt hast.“

Er versuchte mich mit Worten zu umschmeicheln, anscheinend wollte er mir etwas entlocken, doch ich gab ihm keine Gelegenheit.

„Xigbar...der Name passt irgendwie zu dir. Du bist ein Mitglied der Organisation XIII, nicht wahr?“

Skeptisch musterte er mich, doch er antwortete mir ruhig. „Aha, du hast also schon von uns gehört. Ja, das bin ich. Nummer II der Organisation XIII, der Freischütze. Aber es wundert mich. Kennt man uns in den Welten da draußen schon so gut?“

Ich denke, Xigbar empfand dieses Gespräch als eine Art Spiel. „Nunja, es ist nicht zu vermeiden von den Niemanden zu hören wenn sie in den Welten auftauchen und Chaos stiften. Ich selbst habe mich auf den Weg in die Dunkelheit gebracht, um einen Platz zu finden, an dem ich noch hingehören kann.“ Ich fragte mich, ob meine Maskerade Bestand hatte. Ich konnte in Xigbar's Blick deutlich das Misstrauen lesen aber er spielte nach wie vor mit.

„Dann ist es gut, dass du deinen Weg hierher gefunden hast. Wenn du mir folgst, hast du die Möglichkeit eines Tages wieder vollkommen zu sein! Siehst du das dort oben? Unser Kingdom Hearts? Unsere einzige Möglichkeit, dass wir eines Tages wieder Herzen besitzen werden!“

Was redete er da? Sie erschufen doch die Herzlosen, damit der Krieger des Schlüsselschwertes loszog, die Herzlosen vernichtete und damit die gefangenen Herzen freisetzte, um Kingdom Hearts zu nähren! Meine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Komm mit mir, Sweetheart! Trete unserer Organisation bei und wir können eines Tages wieder existieren!“

Er griff nach meiner Hand, doch ich schlug sie grob beiseite. Ein wahrlich großer Fehler.

„Wie...wie kannst du es wagen? Wie kannst du es überhaupt wagen, mich noch so anzusprechen? Nach allem, was du getan hast? Was du...zerstört hast?“

Ich schaute auf und ließ es ihn sehen, meine Tränen! Wie jämmerlich, schon jetzt konnte ich mich nicht an das halten, was ich mir feste vorgenommen hatte und ich war mir sicher, dafür mit dem Leben zu bezahlen.

„Braig...oder Xigbar, wer auch immer du jetzt bist! Ich verstehe es nicht! Wieso sammelt ihr Herzen von Wesen, die ihr selbst erschaffen habt? Das ergibt keinen Sinn! Um vollkommen zu werden? Du warst vollkommen so wie du warst! So...wie ich die geliebt habe! Aber jetzt...ich erkenne dich nicht mehr wieder! Du bist nicht mehr der Mann, den ich einst geliebt habe! Du hast mir alles genommen! Meine Familie, meine Freunde, meinen Bruder! Ich sehe dich an und spüre nur noch das Verlangen nach Vergeltung! Was ist nur aus dir geworden, Braig?“

Xigbar wich erschrocken zurück, doch dann fasste er sich wieder und fing lauthals an zu lachen. „Typisch Laia! Habe ich es mir doch gedacht! Ich wusste doch, dass ich mich nicht verhört habe. Ist das das kleine Herz in deiner Brust, was so aufgeregt pocht? Tut mir leid, Sweetheart aber ich weiß wohl am besten von allen, welche Knöpfe bei dir gedrückt werden müssen, damit ich Emotionen bei dir auslöse. Denkst du etwa, ich hätte es nicht bemerkt? Du bist genauso naiv wie damals. Aber das habe ich immer so an dir gemocht, die leichtsinnige Art. Dein gutes und reines Herz.“

Ich schaute Xigbar geschockt an, also hatte er es die ganze Zeit gewusst und nichts gesagt, bis er einen einzigen Schalter betätigen konnte, um mich zum schreien zu bringen. Ich bekam kein Wort heraus.

„Ich weiß nicht, warum du hierher gekommen bist, Laia aber ich möchte, dass du eins weißt. Trotz meiner Absichten habe ich nie gewollt, dass du den Weg der Dunkelheit gehst. Wenn es nach unserem Anführer ginge, müsste ich dich auf der Stelle auslöschen. Du könntest versuchen zu fliehen aber ich weiß, dass du gegen meine jetzigen Kräfte nicht ankommst. Deswegen...verschwinde von hier. Geh dahin zurück, woher du gekommen bist. Du kannst das Schicksal nicht mehr aufhalten. Unser Schlüsselschwertträger sammelt schon fleißig Herzen für uns, unsere Nummer XIII der Organisation, Roxas. Ich gebe dir diese eine Chance, Laia. Wenn dich die anderen Mitglieder finden, werden sie dich auf der Stelle töten. Überlege dir deshalb gut, was du tust.“

Warum wurde es mir so schwer ums Herz? Ich sollte ihn hassen! Ich sollte es sein, die ihm ein Ende setzen müsste! Stattdessen...ging ich auf ihn zu und ergriff seine Hand während er mir den Rücken zudrehte. Wieso konnte ich diese Gefühle nicht kontrollieren? Wieso konnte ich ihn nicht einfach hassen?

„Stimmt es, Xigbar? Dass ihr nicht fühlen könnt? Irgendwie...stimmt der Gedanke mich traurig. Da ist also nichts mehr? Empfindest du gar nichts mehr für mich? Es würde mich nicht wundern, wenn du mich allgemein nie geliebt hast. Aber...ich fände es traurig, wenn du das alles vergessen hättest.“

Ich weinte. Warum war ich nur so schwach? Ein leichtes Opfer und gefundenes Fressen für die Herzlosen. Ich wusste nicht, warum aber als mir die Tränen kamen, flossen sie nicht nur vor Trauer, sondern irgendwo auch aus Erleichterung und vielleicht ein bisschen Freude. Ich fühlte, dass da etwas an ihm fehlte. Nichtsdestotrotz und trotz allem, dass er sich verändert hatte, ich habe Braig wiedergesehen und...ich liebte ihn immer noch. Von ganzem Herzen.

„Warum habt ihr das alles getan, Xigbar? Diese ganzen Experimente...die Versuche an den Menschen, die ganzen Bewohner von Radiant Garden...warum mussten so viele Menschen sterben? Du wirst es mir nicht sagen, das weiß ich.“

Langsam drehte Xigbar sich zu mir und musterte mich mit einem kühlen Blick. Ich wurde nur mit Schweigen belohnt. „Ich weiß nicht, was ihr vorhabt und ich weiß nicht, warum du so weit gegangen bist aber ich bereue es, dass ich euch damals nicht aufgehalten habe! Ich habe alles verloren, was mir wichtig war. Du gehörtest dazu, Xigbar! Ich habe dich so sehr geliebt. Aber du hast nicht an uns geglaubt. Du hast nicht an mich geglaubt! Du hast dich immer nur als Nummer zwei gesehen, nicht wahr? Ein Nichts, was von anderen verachtet wird. Doch sieh dich an! Wenn ich dich ansehe, sehe ich nicht mehr den Mann, der mir einst alles bedeutet hatte! War es das wert, Xigbar? So viele Leben für ein bisschen Macht? Du sagtest, du bist immer noch die Nummer zwei? Das solltest du auch besser bleiben! Ein Nichts bist du nun wirklich! Eine leere Hülle, die nur Chaos verursacht!“

Sein Auge weitete sich zu einem irren Blick, doch ich hielt ihm stand! „Halt mich ruhig weiter für schwach! Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich nicht so stark bin wie du oder die anderen Mitglieder, wer auch immer sie sein sollten! Aber lass dir eins gesagt sein, ich werde nicht noch einmal zusehen, wie du etwas zerstörst! Ich werde nicht noch einmal versagen! Und wenn ich gegen dich kämpfen und dich töten muss!“

Ein breites Grinsen legte sich auf Xigbar's Gesicht. „Sweetheart, dieses Feuer in deinen Augen. Lange ist es her seit ich dieses zu Gesicht bekommen habe. Auch wenn du von deinen Fähigkeiten nicht so stark warst wie wir anderen, so hattest du immer sehr viel Mut und auch eine gewisse Stärke bewiesen. Ich achte dich dafür und ob du mir glaubst oder nicht, ich habe nie gewollt, dass du diesen Weg einschlägst. Lass dir eins von diesem alten Mann gesagt sein, der kein Herz hat. Du weißt nicht, mit wem du dich hier anlegst.“

Nun musste ich über seine Aussage grinsen. „Kein Herz? Bitte, hattest du jemals davor schon ein Herz gehabt? Nein, hast du nicht. Ich habe mich in dir getäuscht, Xigbar. Solche Worte kann nur jemand sagen, der kein Herz hat. Du bist kalt, arrogant und hast dich kein bisschen verändert. Wenn es soweit ist, werde ich bereit sein gegen dich zu kämpfen! Auch wenn es mich dabei mein Leben kostet!“

Sah ich da einen Hauch von Schrecken und Betroffenheit in seinem Blick? Ich musste mich getäuscht haben. Er kam auf mich zu fuhr mit seiner Hand über meine Wange. „Du hast wirklich Mut, Sweetheart. Ja, wenn es soweit ist, werde ich gegen dich antreten! Bis dahin...enttäusche mich nicht und bleib am leben, okay? Du solltest gehen. Die anderen spüren bereits, dass etwas nicht stimmt.“

Warum löste diese eine Berührung so viel in mir aus? Warum konnte es nicht einfach aufhören? Er drehte sich um und wollte gehen. „Du bist...wirklich alt geworden. Du hast dich...so wahnsinnig verändert. Denkst du...denkst du manchmal an damals zurück?“

Bevor Xigbar durch das dunkle Portal ging, welches er sich soeben geöffnet hatte, drehte er sich nochmal zu mir um. „Als ob! Ich habe mit meinem alten jämmerlichen Leben von damals abgeschlossen, Laia. Und wenn ich ehrlich bin, bereue ich es auch nicht. Es würde mir vielleicht noch etwas bedeuten wenn ich irgendein alter Mann wäre. Das bin ich allerdings nicht. Ich bin ein Teil der Organisation, nichts altes über mich.“

Diese Worte zu hören schmerzten. Ich spürte den Riss in meiner Brust nur zu gut und hätte mir das Herz am liebsten herausgerissen.

„Nun, das macht es mir einfacher dich zu vergessen. Dann...warst du einst ein Jemand, den ich mal kannte. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder. Nur hoffe ich vorher, dass jemand anderes kommt und euch aufhält und eure düsteren Pläne!“

Ich drehte mich um und wollte verschwinden. „Wenn du angegriffen wirst, kann ich für nichts garantieren. Ich werde nicht immer bei dir sein können, um dich zu beschützen. Wohin dich deine Reise führt, Laia. Die Dunkelheit ist gefährlich. Ich bin ein Teil von ihr aber du hast ein reines Herz. Für die Herzlosen ein gefundenes Fressen. Nimm dich in Acht.“

Ich schaute ihn nicht an als er das sagte, doch antwortete mit ernster Stimme. „Ich lege überhaupt gar keinen gesteigerten Wert darauf, dass du mich beschützt! Ich kann selbst auf mich aufpassen! Ich brauche keinen Beschützer! Ich werde euren dunklen Machenschaften schon auf den Grund gehen und eines Tages werde ich euch vernichten!“

Es fiel kein Wort mehr. Ich hörte, wie Xigbar durch das Portal verschwand und sich dieses anschließend schloss. Es dauerte nicht lange bis er fort war, da strömten die Tränen über meine Wangen. Wieso das alles? Wir hätten alles sein können. Ich hätte ihm alles gegeben! Ich wollte, dass er glücklich ist. Jetzt wollte ich ihn hassen! Für seine verletztenden Worte! Für all die schönen Momente, die nichts mehr wert waren! Und doch...hing mein Herz so sehr an ihm. Ich liebte ihn. Ich liebte ihn von ganzem Herzen und egal, wohin ich auch gehen würde, diese Gefühle würden mich immer verfolgen! Er war mein Fluch.

Als meine Tränen versiegt waren, trat ich meinen Weg in die unendliche Dunkelheit an. Es sollte nicht lange dauern, bis ich Xigbar wiedersehen sollte. Ich verbannte diese Gefühle tief in meinem Herzen und war bereit, meinen Weg zu gehen. Den Weg in die Schatten. Ich wusste nicht, wie lange ich fort sein würde aber egal, wie lange es dauern würde, eines Tages würde ich zurückkehren und die Organisation zusammen mit den Trägern der Schlüsselschwerter besiegen. Die Türe zur Zukunft stand weit offen und ich war bereit, sie zu betreten.



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