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My Heartbeat 2.0

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My Heartbeat - Gedankenaustausch

Laia
 

„Braig, du kannst auch absolut nichts richtig machen, oder? Am besten solltest du einfach verschwinden, du gehst deinen Aufgaben eh nicht nach! So jemanden wie dich können wir hier nicht gebrauchen!“

„Bruder, jetzt hör auf, musst du immer so fies zu ihm sein?“

„Halt dich daraus, Laia! Das geht dich überhaupt nichts an!“

„Ist schon gut, Sweetheart. Du musst mich nicht in Schutz nehmen. Ich habe deine Worte zur Kenntnis genommen, Dilan und werde sie vielleicht beherzigen. Ciao.“

Mal abgesehen von den ganzen Ereignissen, die sich auftaten, bevor und nachdem dieser Xehanort auftauchte, waren wir doch wie eine Familie, die hier und da auch mal Auseinandersetzungen hatten. Es war eigentlich nicht meine Art, dass ich mich für Braig einsetzte. Wenn man bedenkt, wie er mit mir und den anderen umging, war mein Verhalten eher fragwürdig. Vor allem bei meinem Bruder stieß ich dabei immer wieder auf Granit. Aber ich konnte halt gut zwischen den Zeilen lesen und hatte eine gewisse Menschenkenntnis. Auch wenn Braig in dem Moment sein Grinsen aufgesetzt hatte und so tat, als ob ihm das alles egal wäre, sobald er sich umdrehte und ging, spürte ich die Trauer und die Einsamkeit, die von ihm ausging. Er hatte niemanden. Am Ende war er immer alleine. Ich wollte einfach nur nett sein und ihn näher kennenlernen. War das denn so verwerflich?

Als Dilan nicht mehr hinsah und wieder an seinen Posten zurückkehrte, folgte ich Braig und als ich ihn einholte, legte ich ihm meinen Arm über die Schulter. Was er sonst immer bei mir tat wenn er mich ärgern wollte.

Etwas irritiert blickte er mich von der Seite an, doch ich schenkte ihm ein warmes Lächeln.

„Hey, lach ein bisschen! Das steht dir besser als diese Trauermiene.“ Im ersten Moment verdrehte Braig dann immer genervt die Augen und löste sich von mir aber ich wusste, dass er es irgendwie gern hatte wenn ich in seiner Nähe war.

„Sweetheart, du hast gut reden! Du brauchst dir ja keine Sorgen wegen Ärger machen, Dilan ist schließlich dein Bruder.“ Ich schüttelte den Kopf und stemmte die Arme in die Hüften. „Naja, das stimmt auch nicht so richtig. Nur weil ich seine Schwester bin, heißt das nicht, dass ich in Watte gepackt werde. Mich hat er auch schon ein paar Mal getadelt aber da muss ich drüber stehen. Aber der Unterschied zwischen dir und mir liegt darin, dass du in der letzten Zeit wirklich oft von deiner Arbeit abkommst und ihr nicht nachgehst. Ich meine, es könnte mir eigentlich auch egal sein, es ist dein Posten, nicht meiner.“

Während wir durch die Wohnviertel wanderten, drehte sich Braig beim Laufen immer wieder zu mir um. Wenn er sprach, hatte er generell die Angewohnheit viel mit den Händen zu gestikulieren. Ich kaufte bei einem Laden eine Packung Plätzchen und folgte Braig weiter.

„Tss, mir wäre es lieber, es wäre dir egal, was mich angeht. Die kleine Schwester von Dilan will mich aufmuntern. Warum läufst du mir überhaupt dauernd hinterher? Hast du nichts besseres zu tun?“

Ich holte ihn ein und knuffte ihn in die Seite. „Du weißt wirklich immer, wie man Frauen ein Kompliment macht, Braig. Sehr charmant. Und um deiner Frage eine Antwort zu geben, du verhälst dich manchmal wie das letzte Arschloch aber ich habe dich trotzdem gerne und bin trotzdem gerne in deiner Nähe. Akzeptiere es doch einfach. Plätzchen?“

Ich hielt ihm grinsend die Packung mit Keksen unter die Nase. Zuerst blickte er mich skeptisch an, dann wurde sein Blick sanfter und ich sah etwas, wie Erleichterung und vielleicht ein bisschen Freude in seinen Blick.

„Gerne.“ Wenn ich dann das Lächeln in Braig's Gesicht sah, was er so selten zeigte und wenn, dann auch nur mir, dann machte mich das glücklicher als alles andere auf der Welt. Auch wenn wir zusammen die Wache an kalten Tagen übernahmen zeigte er mir öfters seine sanfte Seite. Er musste gesehen haben, wie ich zitterte, denn es war an dem Tag sehr frisch gewesen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, dass Zittern meines Körpers zu kontrollieren, da spürte ich auf einmal, wie mir jemand etwas um den Hals legte. Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass es sich um Braig's Halstuch handelte.

„Da kann man ja nicht hinsehen, so wie du frierst. Hier, damit du dich aufwärmen kannst.“ Ohne eine Miene zu verziehen, stellte er sich wieder neben mich. Ich schaute zu ihm, erstaunt über diese liebevolle Geste und lächelte. Ich schloss einen Moment die Augen und atmete seinen Geruch ein, der an dem Tuch haftete. Als ich wieder zu ihm rübersah, bemerkte ich das Herzemblem, was auf seiner Uniform prankte.

„Sieh an, du hast ja doch ein Herz.“ Natürlich hatte ich das zweideutig gemeint. Braig schaute etwas verlegen zu mir rüber und kratzte sich am Hinterkopf. „Gib es mir nachher einfach wieder.“ Typisch Braig, war nie in der Lage seine Gefühle offen zu zeigen. Ich schenkte ihm ein weiteres Lächeln. „Danke.“

Ich merkte, dass er mit meiner Art, wie ich auf ihn zuging, überfordert war aber ich liebte es, wenn er mich ansah, als wüsste er nichts mit meiner Reaktion anzufangen. Selbst als wir Wache im tiefsten Schnee schieben mussten und ich ihm einen Kakao mit Marshmallows reichte.

„Ich hätte zwar lieber einen Kaffee gehabt aber trotzdem vielen Dank.“ Ich setzte mich ohne ein Wort neben ihn und kuschelte mich an seine Schulter. Natürlich musste er wieder rumnörgeln aber das kleine „Vielen Dank“ reichte mir schon. Natürlich gab es und gibt es immer noch vieles, was ich nicht über ihn weiß und vielleicht werde ich es auch nie erfahren. Dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass ich Braig mittlerweile besser kenne als jeder andere hier im Schloss. Sollen sie ruhig sagen, dass er immer nur Nummer zwei bleiben wird. Auch wenn ich es ihm noch nicht zeigen kann, soweit bin ich leider noch nicht aber in meinem Herzen ist er schon lange die Nummer eins. Wir bleiben für immer zusammen. Stimmt doch, oder Braig?
 

Braig
 

Niemand hat sich je für mich interessiert. Sie alle dachten immer, ich bin zu nichts in der Lage, ich würde mich immer wieder Regeln widersetzen und meinen Aufgaben nicht nachkommen. Ich sollte mehr Dankbarkeit dafür zeigen, dass mir Ansem der Weise die Gelegenheit gab, in Radiant Garden zu leben. Als ob! Andauernd höre ich sie immer hinter meinem Rücken reden, ich gehöre nicht hierher. Sie sind doch alle gleich! Sie wissen nicht, was in mir vorgeht. Ich habe andere Pläne für meine Zukunft.

Ich habe gelernt, nur mich selbst zu respektieren und nur für mich einzustehen. Alle anderen waren mir egal. Ich wäre gerne so viel mehr als das. Habe ich mich schon immer als mehr angesehen als das, was ich jetzt war. Ein kleiner Teil von etwas ganz großen. Als ob! Ich wollte Macht, ich wollte viel mehr!

Menschen sind so herrlich manipulierbar. Nur ein falsches Wort und du regst sie zum Nachdenken an. Ich war schon immer ein Meister der Worte, ich weiß, wie man Menschen brechen kann. Ich hatte meine Ziele klar vor Augen...und dann...dann kam diese Frau.

Man sagt, die Dunkelheit kann noch so sehr von den Herzen der Menschen Besitz ergreifen, solange noch ein bisschen Gutes im Herzen der Menschen lebt, wird ihr Licht auch niemals erlöschen. Genauso ging es mir wenn ich die kleine Schwester von Dilan sah. Laia...ein reineres und unschuldigeres Herz hätte ich mir nie träumen lassen. So naiv, voller Lebensfreude, ein Wesen, das in allem immer noch das Gute sah...wie in mir. Sie war das komplette Gegenteil zu ihrem Prinzipienreiter von Bruder. Kaum zu glauben, dass so ein reines Wesen Gardistin wurde. Sie war eine gute Kämpferin, flink und ihr Kampfstil hatte gewisse Eleganz.

Ab dem Tag, wo sie den Gardisten und dem Wissenschaftsteam von Ansem beitrat, veränderte sich alles.

Ich dachte, ich käme damit zurecht, immer alleine zu sein. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich niemanden hatte, der sich um mich sorgte. Deswegen ging ich diesen Weg. Den Weg der Dunkelheit und niemand hielt mich auf. Es war mir egal, was mit den Menschen um mich herum passierte. Aber...diese Frau...wie hatte ich es geschafft, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen?

Ich habe nie Anstalten gemacht, sie in meine Nähe zu lassen. Am Ende kam sie von ganz alleine zu mir. Ich verstand nicht, was sie dazu bewegte, in meine Nähe zu kommen. Am liebsten hätte ich sie fortgejagt. Aber egal, wie sehr ich sie mit meinen Worten verletzte, sie kam immer wieder auf mich zu und...kleine, naive Laia. Sie öffnete mir ihr Herz wie kein anderer Mensch jemals zuvor und ließ mich in ihre kleine unbekümmerte Welt. Am Anfang interessierte sie mich kein Stück. Sie war mir egal wie die anderen hier. Was sollte so ein Wesen von solcher Reinheit schon ausrichten? Ich sollte eines besseren belehrt werden.

Im Gegensatz zu den anderen von Ansem's Schülern war Laia einer der wenigen Menschen gewesen, die nett zu mir war. Als ob sie schon früh mein Wesen erkannt hatte, wich sie mir irgendwann nicht mehr von der Seite, verbrachte, wo es nur ging, Zeit mit mir und...schaffte es tatsächlich mit ihrer liebenswerten Art mir ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Ich hatte schon ganz vergessen, wie das ging.

Ich verstand es nicht. Ich verstand nicht, was sie dazu bewegte, in meiner Nähe zu bleiben. Es fiel mir schwer zu akzeptieren, dass sie gerne in meiner Nähe war und...ich musste zugestehen, dass ich ihre Nähe genoss, auch wenn ich es ihr nicht zeigte und wenn nur unterschwellig. Sie war...wieso brachte sie mich so aus dem Konzept? Wenn ich in diese blauen Augen schaute...Augen, so tief blau wie das Meer...dann sah ich etwas in ihr, was in mir schon lange verloren schien. Liebe, Wärme, Zuneigung, Vertrauen. Alles Dinge, die ich nie kannte. Was sah sie in mir, was sie immer wieder in meine Arme trieb?

Ich wollte nie einen Menschen zu nah an mich rankommen lassen. Spätestens ab dem Moment, wo dieser alte Kauz Xehanort in mein Leben trat. Er bot mir die Möglichkeit, mehr Macht zu erlangen, als wie ich es mir je erträumt hatte. Alles war mir egal, ich ließ ihn sogar einen Teil meines Herzens einnehmen, um mir Zugang zu seiner Kraft zu verschaffen. Ich war bereit alles aufzugeben nur für ein bisschen Macht. Doch Laia...sie sah viel mehr in mir als wie ich war. Sie sah...etwas Besonderes in mir. Sie sah...Familie in mir. Einen Menschen an ihrer Seite, der ihr wichtig war. Dieses dumme Kind. Als ob ich ein Teil ihrer Familie, ein Teil ihres Lebens sein könnte.

Ich hatte Macht und mein Ziel klar vor Augen. Doch sie hatte etwas, was ich niemals besitzen würde. Diese Ehrlichkeit, diesen Mut...den Mut zu sagen, dass sie mich liebte. Warum tat sie das? An dem Tag, wo sie ihre Gefühle mir offenbarte und ich das erste Mal den Geschmack ihrer süßen Lippen auf meinen fühlte, war sie ehrlicher und schöner gewesen als jeder Mensch, dem ich seit jeher begegnet bin. Unfähig ihr eine Antwort zu geben, flüchtete ich mich zurück in Schloss, umgeben von einem einzigen Gefühlschaos. Wieso tat sie das? Dann trat einmal ein Mensch in mein Leben, der nicht unauffälliger sein könnte und dann mit einem Mal berührte sie auf eine Art mein dunkles Herz, wie es noch nie ein anderer Mensch zuvor getan hatte? Ich wollte ihr nicht glauben. Ich durfte mich nicht von ihr ablenken lassen. Sie stand mir im Weg und ich konnte nicht zulassen, dass mich ihre Gefühle aus dem Konzept brachten. Ich hatte Ziele! Wollte meinen Weg gehen und sah meine Zukunft klar vor Augen! Auch wenn ich alles, mein Leben und meine Existenz aufgeben müsste und dann kam da wie aus dem Nichts dieses eine Wesen, was alles veränderte? Das war nicht fair!

Ich wünschte, ich hätte sie umgehen können. Ich wollte sie ignorieren, wollte ihr Schmerzen zufügen. Seelische Schmerzen, damit sie sich von mir losriss. Hatte sie mich durchschaut? Mich und meine Absichten? War es die Einsamkeit, die mich umgab, die sie so anzog? Was war es?

Was hätte ich dafür gegeben, wäre sie doch einfach verschwunden. Aber sie kam immer wieder zu mir. Dieses törichte, dumme Kind! Sie war doch nur ein naives, gutgläubiges Kind! Die Welt war viel grausamer und ich würde ihr eines Tages ihr reines Herz aus diesem unschuldigen Körper reißen!

Ich konnte es nicht.

An dem Abend, wo sie mich in meinem Zimmer aufsuchte und ich über vieles nachdachte, tat ich so, als ob ich schlafen würde. Als ich ihre Lippen erneut auf meinen fühlte, spürte ich etwas in meiner Brust, was keine Dunkelheit der Welt je schaffen könnte. Glück, Freude, ein süßer Schmerz, den ich packen und nie mehr loslassen wollte. Ich öffnete die Augen und sah in diese strahlenden blauen Kristalle, die auf mich herabschauten. Sie war...so wunderschön. An dem Abend...war es Schwäche? War es die Einsamkeit? Oder wollte auch ich ihr mein Herz öffnen? Gefühle, die ich tief verborgen hielt weil ich Angst vor ihnen hatte? So ein Quatsch, ich hatte vor nichts Angst! Und doch...wieso ging mir das Herz so auf wenn sie in meiner Nähe war? Ich wollte es ihr zeigen. Wollte ihr zeigen, dass sie mir auch wichtig war. Wollte, dass sie bei mir blieb.

Ich habe sie beschmutzt. An dem Abend nahm ich ihr die Unschuld aber ihr reines Herz würde immer weiter schlagen. Sie war so wunderschön. Ich wollte ihr nicht mehr weh tun. Ich wollte sie glücklich machen. Einmal in meinem Leben war ein Mensch gut zu mir und brachte mich und meine Ideale vollkommen aus dem Konzept. Während ich sie liebte, hörte ich immer wieder diese Stimme in meinem Kopf.

„Du gehörst mir! Ich lasse dich nicht mehr gehen! Bleib für immer bei mir! Ich will, dass du mir gehörst!“ Ihre Lustschreie, ihre süßen Seufzer und wie sie meinen Namen schrie entfachten in mir eine Lust, wie ich sie vorher noch nie gefühlt habe. Sie brachte in mir Gefühle hevor, zu denen ich nie dachte, in der Lage zu sein, diese zu empfinden. Ich hatte Angst. Angst, sie loszulassen. Ich wollte sie halten. Wollte gut zu ihr sein. Wollte ihr all das zurückgeben, was sie mir gab. Jede Berührung meiner Hände auf ihrer Haut glühte wie Feuer, ich spürte sie mit jeder Faser meines Körpers. So wie ich war auch ihr Körper schmächtig, ich hatte das Gefühl, etwas zerbrechliches in den Händen zu halten, was mit äußerster Vorsicht zu berühren galt. Und dennoch konnte ich meine Lust nicht kontrollieren. Wenn ich ihre Lippen verlor, suchte ich sie wieder, nur um sie wieder innig zu verschließen. Meine Hände gruben sich in ihren Rücken, hielten sie so, feste dass ich Angst hatte, sie würde sich mir entziehen wenn ich sie losließe. Ihre Beine schlungen sich um meine Hüften, ihre Nägel kratzten über meinen Rücken. Ich konnte, nein, ich wollte sie nie wieder loslassen. Wenn sie gegen meine Lippen stöhnte, verlor ich mich in der Melodie ihrer Stimme. Der Duft und der Geschmack ihrer Haut war so berauschend, ich wollte sie komplett mit meinen Lippen und meiner Zunge in mich aufnehmen.

Ich konnte ihre Worte nicht erwidern, ich wusste nicht, wie ich es tun sollte. Ich konnte es ihr nur auf die Art zeigen. Wenn ich sie so glücklich machen konnte, wenn meine Lippen sich auf ihre legten, wenn meine Hände oder meine Zunge sie an ihren empfindlichsten Punkten berührten, wenn sie sich an mich drückte und ihre Arme um mich schlung, wenn sie sich unter mir vor Lust wandt, wenn ich ihr Lächeln sah und die Tränen vor Glück in ihren Augen und ihre Stimme meinen Namen wisperte, dann war mir das mehr wert als alles andere auf dieser Welt.

Von dem Tag an änderte sich mein ganzes Leben. Nichts war mehr wie zuvor. Als wir unsere Experimente in die Tat umsetzten, unzählige Menschen aus Radiant Garden entführten, unter der Führung des neuen Schülers Xehanort, der im Körper dieses jungen Kriegers Terra nun sein Dasein fristete, und sie für unsere Experimente am menschlichen Herzen missbrauchten, tat ich alles, um Laia von mir fortzujagen. Sie sollte mich hassen. Ich hatte mich verändert, ich dachte, ich sei nicht mehr der Mann, den sie einst liebte. Aber ich hatte sie unterschätzt. Ein weiteres Mal in einer Nacht verlor ich mich in ihren Lustschreien, wollte noch einmal den Geschmack ihrer Lippen auf meinen fühlen. Nur dieses eine Mal noch...bevor alles seinen Lauf nahm und wir die Tür zur Dunkelheit öffneten.

Wieviele Jahre sind seitdem vergangen? Es müssten mittlerweile 10 sein. Wir sind nun eine Gruppe von insgesamt 13 Mitgliedern. Ich stehe am höchsten Punkt des Schlosses, das niemals war in der Welt, die niemals war. Wir sind Niemande, der Anführer und ich lassen die restlichen Mitglieder im Glauben, wir könnten nicht fühlen weil wir keine Herzen haben. Sie nennen mich nun Xigbar, Nummer II der Organisation XIII, der Freischütze. Warum? Weil wir alle ein Teil von Xehanort sind. Sobald Kingdom Hearts komplett ist, werden sie alle die exakt selben Gedanken und Herzen besitzen. Sie werden alle zu Xehanort. 13 Gefäße für den Meister. Ich bin eines davon. Ein Grinsen huscht mir über die Lippen. Ich? Ich bin nur halb Xehanort. Aber ich verfolge weiterhin meine eigenen Pläne. Irgendwann wird sich alles erschließen und meine Stunde wird kommen. Keiner wird mehr ein schlechtes Wort über mich verlieren! Dann bin ich die Nummer eins!

Ja...die Nummer eins...ohne sie. Warum denke ich immer wieder an Laia? Ein König ohne seine Königin? Ich sollte sie vergessen, sie bedeutet mir nichts mehr! Nein, wir lügen nur die anderen an, es ist nur eine zeitliche Beschränkung, wo das Herz vom Körper getrennt ist. Wir haben alle Herzen aber habe ich nicht bereits gesagt, dass ich gut darin bin, meine Mitmenschen mit Worten zu manipulieren? Das ist meine Spezialität!

Was sie gerade wohl macht? Ob sie auch von der Dunkelheit in Besitz genommen wurde? Warum juckt mich das so? Sie war nur ein gewisser Zeitvertreib, am Ende war ich es, der ihr alles genommen hat. Ihre Familie, ihren geliebten Bruder...

Warum schmerzt mich der Gedanke an sie so sehr? Was hat sie nur mit mir gemacht? Die Geschichte ist ins Rollen gekommen, sie kann die Zukunft nicht mehr aufhalten! Was sollte ein kleines, unbedeutendes Licht wie sie schon tun? Ich sollte die Reinheit ihres Herzens nicht unterschätzen. Ein Mensch kann noch so schwach sein, solange das Licht in ihm brennt, kann er zu allem fähig sein. Laia, wenn du noch lebst, wenn du irgendwo da draußen bist, du wirst mich nicht aufhalten, oder? Wahrscheinlich hasst du mich für das, was ich dir angetan habe! Vielleicht...doch, ich bin mir sicher, es ist besser so.

Warum senke ich den Blick? Sie ist mir egal. Ich muss sie vergessen. Meine Hand wandert zu meiner Augenklappe. Laia gab sie mir als ich damals durch Terra mein Auge verlor. Nein, sie bedeutet mir nichts mehr. Da ist nichts mehr.

Laia, du hast mich schwach gemacht. Ich bewundere dich für deine Stärke und deinen Mut. Du warst aufrichtiger in deinem Leben als ich es jemals war. Du hast ein gutes Herz und solltest du irgendwo da draußen sein, wünsche ich mir, dass du das Licht in dir nicht verlierst. Verzeih, ich bin nicht der Mann, der an deiner Seite sein soll. Du hast jemand besseres verdient. Vielleicht sehen wir uns auf dem Schlachtfeld wieder. Wenn du es sein solltest, die mich aufhalten sollte, dann soll es so sein. Dann stehe ich dir gerne gegenüber. Auch wenn ich deinen ganzen Zorn zu spüren bekomme. Wenn ich doch...nur noch einmal dein Gesicht sehen kann...deine blauen Augen, die mich so in ihren Bann gezogen haben. Laia, du hast dich immer unterschätzt, du bist stärker als du denkst. Ich habe dir viele Schmerzen zugefügt aber am Ende war ich nicht in der Lage gewesen, dir dein reines Herz aus der Brust zu reißen. Nein, das hätte ich nie gewollt. Du hast es nicht verdient, ein Niemand zu werden. Du solltest leben.

Ich erschaffe ein Portal, mit dem ich mich in die dunkle Stadt dieser Welt teleportiere. Ich bin auf der Suche nach eventuell neuen Mitgliedern, dabei ist es nun nicht mehr nötig. Wir sind 13 Mitglieder, für Xehanort als Gefäß mehr als genug. Es fehlen nur noch die sieben Prinzessinnen des Lichts. Doch da! Ich spüre eine Aura nicht weit vom Wolkenkratzer der Erinnerungen entfernt. Ich gehe zum dortigen Platz, das Gesicht zum Himmel gerichtet. Es fängt an zu regnen. Ich spüre, dass jemand sich mir nähert. Nein, es ist niemand! Ein neues Mitglied? Das kann nicht sein!

Ich drehe mich ruckartig um, ziehe meine beiden Waffen. Wer ist das? Eine Gestalt kommt auf mich zu, die schwarze Kapuze des Organisationsmantels tief ins Gesicht gezogen. Etwas ist anders als sonst. Wieso wird mir auf einmal so komisch? Die Gestalt kommt näher auf mich zu. Warum kann ich nicht schießen? Wer ist das?

Eine Weile halte ich meine Waffen noch auf dieses Wesen gerichtet, es ist, als ob es mir unter der Kapuze bis tief in meine Seele schaut und mich angrinst. Auch nachdem es sich direkt vor dem Abzug meiner Waffe aufgebaut hat, ich sehe keine Anzeichen von Furcht oder Zeichen eines geplanten Angriffs. Seine Fingerspitzen legen sich auf den Abzug meiner Waffe und drücken sie leicht herunter. Dann ertönt diese Stimme. Die Stimme, die mir einen Schauer abwärts meinen Rücken laufen lässt. Meine Vergangenheit holt mich ein! Das kann nicht sein!

„Braig...lange nicht mehr gesehen.“

Langsam schiebt sie die Kapuze ihres Mantels nach hinten. Sie öffnet ihre Augen und ich sehe wieder dieses strahlende Meerblau umgeben von einer Mähne aus ungebändigten schwarzen Haar. Ihre Züge sind härter, sie ist älter, reifer, erwachsener geworden. Ihre Lippen, so üppig und füllig wie vor zehn Jahren schon, legen sich zu einem Lächeln. Als ich meine Fassung zurückgewinne, lasse ich meine Waffen verschwinden und nehme einen Schritt abstand.

„Laia, wie kann das sein? Was tust du hier?“

Sie schaut auf, ihr Blick feste und gerade auf mich gerichtet. „Braig, du hast dich verändert, alter Mann.“

Das beantwortet nicht meine Frage. Ich werde nervös.

„In dieser Welt heiße ich Xigbar. Und ich frage dich nochmal, was möchtest du hier? Bist du...ein Niemand?“

Alle meine Hoffnungen haben sich innerhalb von wenigen Sekunden in Luft aufgelöst. Ich habe mir das nie für sie gewünscht aber in mir keimt der Gedanke, dass sie es sein wird, die meiner Existenz eines Tages ein Ende setzen wird und wenn es der Fall ist, dann soll es so sein.

Ihr Lächeln wird breiter als sie mich aus diesen strahlenden blauen Augen ansieht und die Worte ausspricht, die ich nie hören wollte.

„Ich weiß, Xigbar. Mein Name ist Xiala. Beantwortet das deine Frage?“



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