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Niichan

von

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Kapitel 15

Kapitel 15

 

Krang weiß, was sich gehört und bringt seinen Gast nach erfolgreichem Gelage noch persönlich bis zur Tür. Allein. Seine Untergebenen hat er angewiesen, auf ihn in der Zentrale zu warten.

Durch das geöffnete Schott fällt das schwindende Tageslicht in einem dunklem Rotton, am Horizont zeigen sich zwei Monde und es wird empfindlich kühl. Wenn man, so wie er, ultraviolettes Licht sehen kann, erkennt man in der Ferne die Tarnkuppel der nächstgrößeren Stadt – das Revier seines Gastes.

Diese steht neben ihm und sieht kurz ihren Untergebenen hinterher, wie diese Tische, Bänke und sonstiges Zubehör zurück in das große Lastenfahrzeug bringen, das nur wenige Meter von der Rampe entfernt parkt.

„Das war wirklich ein sehr kurzweiliger Abend. Vielen Dank, Krang.“

„Gern geschehen, Euer Gnaden.“

„Und hör endlich auf mit diesem lächerlichen Titel.“

„Sehr wohl, Zyrska“, grinst Krang vergnügt.

Zyrska gibt ein leises Brummen von sich und wirft dann einen nachdenklichen Blick zurück in das dunkle Innere des Technodromes.

„Hast du jetzt, was du wolltest?“

„Für den Anfang...“

Um ihre Mundwinkel zuckt ein kleines Grinsen. „Alter Kuppler.“ Dann seufzt sie einmal leise auf und schüttelt mit dem Kopf. „Wenn meine Erbtochter wüßte, wofür sie hier mit ihrem guten Namen herhalten mußte... ich versteh immer noch nicht, daß die uns das abgekauft haben.“

Krang zieht eine betont unschuldige Miene. „Nach dem, was du letztes Mal als kleines Guddie zur üblichen Bezahlung haben wolltest...“

Sie wirft ihm einen überraschten Blick zu. „Dabei wollte ich nur so minimalinvasiv wie möglich an neues Genmaterial herankommen.“

„Das hab ich wohl dann vergessen, ihm gegenüber zu erwähnen.“

Zyrska mustert ihn nachdenklich mit allen drei Augen gleichzeitig. „Du betreibst eine seltsame Form der Personalpolitik.“

In einem Äquivalent eines Schulterzuckens, hebt Krang die Tentakel. „Es funktioniert.“

Sie denkt eine Weile darüber nach.

„Und wie geht es jetzt weiter?“ will sie dann neugierig wissen. „Was hast du dir für die beiden Jungs noch so ausgedacht?“

„Och, das entscheide ich ganz spontan. Es ist ja auch abhängig davon, was sie jetzt aus dieser Geschichte machen.“

„Du solltest ihnen ihr eigenes Tempo lassen. Das könnte sonst furchtbar daneben gehen und du möchtest bestimmt keinen Rosenkrieg in deinem Technodrome.“

Aber auf diese Aussage hin lacht Krang nur. „Da mache ich mir keine Sorgen. Du hast den Kuß doch auch gesehen.“

„Den, mit dem Kazuo deinem Shredder über diesen Panikanfall hinweggeholfen hat? Natürlich. Den hat jeder gesehen.“ Sie grinst und zeigt dabei all ihre beeindruckenden Zähne, doch dann wird sie schnell wieder ernst.

„Hat er solche Anfälle öfter?“ erkundigt sie sich besorgt. Wie alle ihrer Spezies hegt sie eine gewisse Sympathie für alles, was niedlich ist, und diese beiden Menschen gehören für sie eindeutig in diese Kategorie. Sie sind schwach und empfindlich und halten sich selbst doch für so tough – so etwas muß man doch einfach knuddelig finden.

„Nein“, erwidert Krang, und wer ihn genauer kennt, sieht und hört hier seine Besorgnis durchschimmern. „Das habe ich bei ihm auch noch nie gesehen. Das muß eine Nachwirkung meines letzten Experiments sein.“ Und auf Zyrskas fragenden Blick hin, erklärt er mit einem Hauch von Schuldbewußtsein: „Er steckte in einem Duplikat, das in einem Kampf tödlich verwundet wurde.“

Nachdenklich tippt sie sich mit einer Klaue an die flache Nase. Über das „tödlich verwundet“ geht sie rücksichtsvoll hinweg. Das Offensichtliche muß man ihrer Meinung nach nicht totdiskutieren, schließlich sind Panik-Anfälle ganz natürliche Reaktionen auf Nahtoderlebnisse.

„Bewusstseinsübertragung?“ hakt sie daher interessiert nach. „Das ist ein kniffliges Thema. Aber ich kenne da jemanden, der damit prahlt, das Problem der eigenständigen, willentlichen Rückübertragung gelöst zu haben. Ich kann euch ja mal miteinander bekannt machen. Aber der Typ ist mit Vorsicht zu genießen. Narzisstisch. Geradezu soziopathisch. Auf alle Fälle aber furchtbar paranoid. Leichter wäre es, seine Forschungsergebnisse zu klauen. Du hast doch ...“

„Nein“, fällt er ihr sofort ins Wort. „Das ist die einzige Mannschaft, die ich habe. Ich werde doch nicht riskieren, sie bei so einem idiotischen Diebstahl zu verlieren. Nein, deren Revier ist die Erde. Da dürfen, können und sollen sie wildern, aber hier... nein.“

Sie nickt verständnisvoll. „Gut, dann werde ich das für dich in die Wege leiten, wenn du möchtest. Und wenn du es bezahlen kannst“, fügt sie verschlagen hinzu.

„Ich will erstmal wissen, was der Typ mir zu sagen hat und dann entscheide ich, ob er zu dem, was er behauptet, überhaupt fähig ist. Und dann reden wir weiter.“

„Klingt fair. Allein die Reparatur des Technodromes wird dich alle deine Kaffeevorräte kosten.“

„Ich lege noch zehn Espresso-Maschinen obendrauf.“

„Espresso?“ wiederholt sie neugierig.

Krang grinst breit. „Ich verspreche dir, das wird dir ganz besonders gut schmecken.“

Sie kichert leise.

„Hoffentlich eroberst du die Erde bald, damit wir noch mehr dieser Spezialitäten genießen können. Dieses Bier war letztens der Renner. Neben dem Kaffee natürlich. Die Goldkettchen aber“, fügt sie seufzend hinzu, „sind eher ein Ladenhüter.“

„Ja“, stimmt er ihr zu, „dieser ansonsten sehr rückständige Planet hat so seine kleinen Vorteile...“

Sie versinken in einem kurzen Schweigen, in denen jeder von ihnen seinen eigenen Gedanken nachhängt. Als das Fahrzeug beladen und ihre Entourage bis auf den Chauffeur, der höflich an der geöffneten Tür auf Zyrska wartet, darin verschwunden ist, faltet sie ihre klauenartigen Hände vor der Brust und verabschiedet sich von Krang mit einer angedeuteten Verbeugung.

„Es ist mir eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen, Krang.“

Krang kann sich zwar nicht selbst verbeugen, aber seine dreibeinige Plastikkugel-Konstruktion schafft einen ziemlich eleganten Knicks.

„Mir ist es ebenfalls ein Vergnügen, mit dir zu verhandeln, Zyrska.“

Sie schenkt ihm noch ein kleines Lächeln, dann rauscht sie mit wehendem weißen Mantel und vergnügt wippendem Schwanz die Rampe hinunter.

 

 

Krang ist mit der Entwicklung der Dinge sehr zufrieden, als er zurück in seine Zentrale kommt. Und seine Stimmung steigt gleich noch um einen Level, als er feststellt, daß seine höchsteigenen Sklaven seinem Befehl Folge geleistet und sich hier versammelt haben.

Auch wenn er findet, daß sich Rocksteady und Bebop nicht so rotzfrech auf den Kommandosessel lümmeln müßten – gemeinsam, daß die da zusammen überhaupt reinpassen grenzt an ein Wunder – und muß Shredder seinem Bruder unbedingt die Bedienelemente der Konsolen erklären?

Aber wenigstens genügt ein Räuspern von ihm und alle vier nehmen so etwas wie Hab-Acht-Stellung ein.

„Es freut euch gewiß zu hören, daß eure kleine Show erfolgreich war“, erklärt er salbungsvoll an die Orokus gewandt und wendet sich dann explizit an Shredder: „Du bist nicht mehr Gegenstand der Verhandlungen.“

Dem fällt sichtbar ein Stein vom Herzen. Krang verbeißt sich ein Grinsen und zieht stattdessen eine betont grimmige Miene.

„Stattdessen musste ich ihr unseren gesamten Kaffeevorrat versprechen. Und zehn Espresso-Maschinen.“

„Aber haben wir das nicht gerade für solche Fälle geklaut?“ wagt Shredder stirnrunzelnd einzuwenden. „Der ganze Laderaum B-12 ist bis oben hin voll mit Kaffee. Und von den Espresso-Maschinen haben wir doch zwei Dutzend...“ Er hält inne, als er Krangs funkelnden Blick bemerkt.

„Ich sagte alle Kaffeevorräte, du Kretin! Das schließt die privaten mit ein. Wegen dir muß ich jetzt auf meinen Kaffee verzichten! Da könntest du wenigstens einmal danke sagen.“

„Danke“, kommt es sofort etwas kleinlauter zurück.

Aber keiner der vier wirkt wirklich betrübt wegen des Kaffees. Nun, das hat Krang auch nicht erwartet. Es ist letztendlich nur Kaffee. Die Alternative wäre für alle wesentlich schrecklicher gewesen.

Wieder verbeißt sich Krang ein Grinsen. Ja, er weiß, wie er seine Pappenheimer zu behandeln hat. Und er weiß auch, daß zumindest Bebop und Rocksteady irgendwo ein geheimes Versteck haben, wo sie garantiert nicht nur ausrangierte Waffen und Süßigkeiten, sondern auch so etwas wie Kaffee bunkern. So viel zum angeblich drohendem Kaffeeentzug.

Langsam läßt er seine Blicke über die vier Männer vor sich schweifen. Sie haben alle eins gemein: sie alle scheinen sich in ihren Galauniformen sehr unwohl zu fühlen, aber sie haben es offensichtlich alle bisher nicht einmal gewagt, sich von ihrer Jacke zu trennen.

Na, wenn das mal nicht beweist, daß sie ihm zumindest den grundlegenden Respekt entgegenbringen.

Also kann er sich jetzt auch großzügig erweisen.

„Ihr könnt gleich gehen und euch aus euren Uniformen pellen – obwohl ich sagen muß, daß sie euch sehr gut stehen. Dann könnt ihr Feierabend machen. Und der wird ein paar Wochen andauern. Morgen früh um acht Uhr schickt uns Euer Gnaden nämlich den ersten Bautrupp vorbei. Die Reparaturen sind diesmal sehr umfangreich, wie ihr selber wisst und werden daher länger dauern. Vier Wochen bestimmt. Und in der Zeit habt ihr Sendepause. Mir egal, womit ihr euch die Zeit vertreibt, so lange ihr die fleißigen Arbeiter nicht behindert. Wenn ihr das Technodrome verlassen und euch irgendwo anders vergnügen wollt, müßt ihr das aber zuerst mit mir absprechen, kapiert? Die DimensionX ist kein Ponyhof.“

Die vier nicken gehorsam.

Ganz kurz ruht Krangs Blick auf den beiden Brüdern und er runzelt enttäuscht die Stirn. Er hätte wenigstens erwartet, daß die beiden Händchenhalten, aber nein – die stehen nur da, als wäre nie etwas passiert. Das ist einfach inakzeptabel.

Er entläßt sie mit einer mürrischen Tentakelbewegung. Die vier murmeln einen Abschiedsgruß und gehen gehorsam zur Tür. Rocksteady und Bebop sind als erste an der Tür, und gerade, als sich diese gehorsam vor ihnen öffnet, tritt Krang kraftvoll mit einer seiner Stelzen gegen die nächste Konsole. Ein helles, metallisches Geräusch durchschneidet die Stille.

Klonk!

Shredder bleibt wie angewurzelt stehen und auch wenn Krang sein Gesicht nicht sehen kann, weil er ihm den Rücken zuwendet, Kazuos Reaktion genügt ihm völlig.

Der junge Polizist ist sofort an Shredders Seite, nimmt dessen Hände in seine und murmelt beruhigend auf ihn ein.

Die beiden Mutanten sind bei dem Geräusch instinktiv herumgewirbelt und nun huschen ihre Blicke zwischen den Brüdern und Krang irritiert hin und her. Wie gewohnt sind sie etwas langsamer, wenn es darum geht, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

„Shredder!“ donnert Krang in einem Tonfall und einer Lautstärke, die nicht nur Shredder zusammenzucken lassen.

Ein wenig tut es Krang ja schon leid, ihm so einen Schrecken einzujagen, vor allem, als sich Shredder sofort zu ihm umdreht und Krang sehen kann, wie bleich er geworden ist, aber Krang überwindet seine kleine sentimentale Schwäche sehr schnell.

„Warum hast du mir das nicht gesagt?“ verlangt er scharf anklagend von ihm zu wissen.

„Ich...“ beginnt Shredder, doch Kazuo ist schneller:

„Es ist nur eine kleine Panik-Attacke, Krang. Nach allem, was er durchgemacht hat, ist das ja auch kein Wunder. Herrgott, es ist gerade mal drei Tage her!“

„Vier“, unterbricht ihn Krang kühl mit einem vielsagenden Blick zur Wanduhr. „Seit zehn Minuten sind es genau vier Tage.“

Vier Tage“, wiederholt Kazuo unbeeindruckt. Genauer darüber nachzudenken erlaubt er sich nicht, sonst würde er genauso zittern wie sein Niichan. „Trotzdem. Das ist nicht genug, um das auch nur annähernd zu verarbeiten. Es wird besser, aber es braucht nun einmal seine Zeit.“

Die letzten Worte richtet er an seinen Bruder, dem er schon zu Beginn seiner kleinen Rede den Arm um die Schultern gelegt und an sich gezogen hat. Dieser nickt nur schwach. Seine zitternden Finger haben sich so fest in Kazuos Jacke verkrallt, als wolle er ihn nie wieder loslassen.

„Er schafft das“, erklärt Kazuo im Brustton der Überzeugung und funkelt Krang herausfordernd an. „Ich helfe ihm dabei.“

„Und wir auch“, fallen die beiden Mutanten mit ein.

„Wenn du uns sagst, wie...“, ergänzt Bebop leise an Kazuo gewandt.

Der nickt nur und schenkt ihnen ein kurzes Lächeln, bevor er sich wieder auf Krang konzentriert.

„Es war nicht richtig von uns, dir das zu verheimlichen“, lenkt er ein. „Und wenn du darauf bestehst, werden wir dir sofort jede Kleinigkeit melden, die uns in der Hinsicht auffällt. Aber mach ihn nicht fertig für etwas, wofür er nichts kann. Das ist unfair und unter deinem Niveau.“

Krang blinzelt erstaunt, während es um seine Mundwinkel schon wieder verdächtig zu zucken beginnt. Wow. Der Junge hat wirklich Feuer.

„Nun gut“, erklärt er und mustert dabei ausdrücklich Shredder. Er scheint sich wieder etwas gefangen zu haben, sein Gesicht hat schon wieder etwas Farbe und der verschreckte Kaninchen-Ausdruck ist aus seinen Augen gewichen. Einigermaßen zufrieden richtet er seinen stechenden Blick auf ihr neuestes Technodrome-Mitglied.

„Dann werde ich das mal deinen fähigen Händen überlassen. Immerhin habt ihr jetzt ein paar Wochen Zeit, um euch darum zu kümmern. Also, Kazuo-kun“, auffordernd deutet er mit dem Tentakel auf ihn, „kümmere dich um deinen Niichan.“

„Ich bin kein verdammter Invalide“, murrt Shredder leise, doch Krang hat ihnen schon den Rücken zugedreht und stakst hinüber zum Hauptbildschirm.

Er wartet, bis er hört, wie sich die Tür hinter ihm öffnet und sie hindurchgehen, aber erst, als sich die Tür hinter ihnen auch wieder geschlossen hat, wagt er das kleine Kichern herauszulassen, das die ganze Zeit über darauf gelauert hat, herauszukommen.

Das mit Shredders Panik-Attacke bereitet ihm natürlich schon ein wenig Sorgen, aber – sind diese beiden Brüder in ihrer Art, sich gegenseitig zu beschützen, nicht einfach nur... nun ja - niedlich?

 



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