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Klassenausflug

von

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Kapitel 5

Weit musste Aqua nicht laufen. Der Meister kam ihr schon entgegen und er sah nicht amüsiert aus. Er wollte auch keine Erklärung von Aqua, er ließ sich von ihr direkt an den Ort des Geschehens führen. Er trat um die Ecke und sah seine beiden Schüler zwischen den Scherben auf dem Boden sitzen.

Terra hatte in blaues Auge und die Handflächen bluteten. Vens Unterarme waren voll mit kleinen Schnitten und das Blut lief ihm aus der Nase. Sie trauten sich nicht, ihn anzusehen. „Aqua, hol einen Besen.“, sagte er leise und als die Blauhaarige losgelaufen war, rief er laut: „Xion!“ Er wusste, dass seine Tochter nur zwei Räume weiter war und einen Kurs gab. Diese kam auch sofort aus der Tür geeilt. „Rufst du bitte einen Krankenwagen? Die beiden müssen ins Krankenhaus.“

Ven und Terra tauschten einen Blick. Sie waren sich einig, keinen Krankenwagen zu brauchen. Aber sie sagten nichts. Xion fragte auch nicht weiter nach. Sie schien die Situation auch so aufgefasst zu haben. Sie sprach ein paar Worte an ihre Gruppe und lief dann ebenfalls los.

Ven warf einen kleinen Seitenblick auf seinen Meister. Meister Eraqus war immer ruhig. Er war der Meinung, dass man mit Schreien keine Lösungen fand. Aber Ven konnte jetzt ganz deutlich sehen, dass die Augenbrauen zusammengezogen waren und dass er tief Luft holte. Und dann polterte er tatsächlich los: „WAS HABT IHR EUCH DABEI GEDACHT?“ Terra und Ven zogen die Köpfe ein. Sie trauten sich jetzt aber auch nicht mehr, wegzusehen. Es war ein Zeichen des Respekts, jemanden in die Augen zu sehen, wenn er mit einem redete… oder schrie. „Wisst ihr eigentlich, wie gefährlich das war? Ihr könnt Gott weiß wo Scherben haben, in den Haaren, in den Wunden! Ihr hättet euch den Kopf aufschlagen können, euch was brechen können! So wie ihr dasitzt, geht es euch gut. Aber ich dulde keine Prügeleien in meinem Haus! Und dann seid ihr auch noch so geistesgegenwärtig und schmeißt euch durch die Scheibe! Es gibt niemals einen Grund sich zu schlagen und schon gar nicht, jemanden durch eine Scheibe zu werfen!“

Er machte eine Pause. Eine sehr eindrucksvolle Pause. Ven hatte schuldbewusst den Blick gesenkt, Terra ebenso. Sie murmelten beide eine Entschuldigung.

 

Roxas stand mit seiner Gruppe abwartend im Trainingsraum. Xion hatte auf den Ruf ihnen gesagt, dass sie hier warten sollten, bis jemand etwas anderes sagte. Was wohl passiert war? Dann hörten sie, wie der Besitzer des Dojos anfing, zu schreien. Da bekam jemand gehörigen Anschiss. Hayner befand sich der Tür am nächsten und lugte vorsichtig um die Ecke. Nach nur ein paar Sekunden drehte er sich mit großen Augen zu Roxas um.

„Was ist denn?“, fragte er. Hayner entfernte sich etwas von der Tür und es bildete sich sofort eine Traube. „Dein Bruder und so ein anderer Typ sitzen in einem Haufen Scherben und kassieren richtig. Die sehen aus, als hätten die sich geprügelt.“, erklärte Hayner schnell. Sofort lugten alle um die Ecke. Roxas war etwas geschockt. Da saß sein Bruder tatsächlich auf dem Boden, neben ihm Terra und der Meister hatte sich vor ihnen aufgebaut und las ihnen die Leviten. Ven blutete aus der Nase, sein halbes Gesicht war rot. Es schien ihn aber nicht so zu stören, außer dass er durch den Mund atmen musste.

Vens Freundin Aqua lief an ihnen vorbei mit einem Besen und einem Kehrset. Der Meister trat zur Seite und sie begann das Gröbste zur Seite zu fegen. Auch Xion kam wieder. „Der Krankenwagen kommt gleich.“, sagte sie. In der Gruppe entstand leises Gemurmel. Was hatte Ven getan, fragte Roxas sich. „Bitte warte auf sie draußen und zeige ihnen den Weg.“, sagte ihr Vater zu ihr. Damit lief sie wieder davon.

Dann ging alles ganz schnell. Die Sanitäter kamen und begutachteten die Verletzungen. Recht zügig führten sie die beiden Verunfallten nach draußen zum Rettungswagen. Der Meister hatte ihnen noch mit auf den Weg gegeben, dass er sie heute nicht mehr sehen wollte und sie morgen aber gefälligst hier aufzutauchen hatten. Danach scheuchte der Meister sie aus dem Trainingsraum in die Halle, wo sie mit Xion ihre Übungen zu Ende machen sollten. Es klappte auch so semi-gut, denn der Unfall oder was es gewesen war, sprach sich schnell herum und es kamen immer wieder andere vorbei, die fragten, ob Ven und Terra wirklich durch eine Scheibe gesprungen waren. Xion war es sehr unangenehm, aber sie führte die Stunde zu Ende.

 

Geschafft lag Ven in seinem Bett. Im Krankenhaus hatte man ihre Wunden desinfiziert und gereinigt. Zum Glück musste keiner von ihnen in den OP, um dort die Splitter chirurgisch entfernt zu bekommen. Auch hatten sie ihm Watte in die Nase gestopft, nachdem festgestellt wurde, dass sie nicht gebrochen war. Allerdings pochte seine Lippe ordentlich. Als das ganze Blut aus seinem Gesicht gewaschen war, stellte sich raus, dass er auch eine aufgeplatzte Lippe hatte. Terra hatte zu seinem blauen Auge, dass sich über seinen linken Wangenknochen erstreckte, eine Rippenprellung.

Nachdem sie behandelt worden waren, durften sie gehen… beziehungsweise Terra durfte gehen. Ven war noch minderjährig und musste auf seinen Vater warten. Dieser hatte ihn angesehen mit einem komischen Blick und ohne Kommentar zum Auto gebracht. Erst zu Hause hatte er gefragt, was passiert war. Ven hatte es ihm kurz erzählt. Überraschenderweise hatte es keinen Ärger gegeben. Sein Vater war der Meinung, er sah schon schlimm genug aus.

Nun lag er in seinem Bett und daddelte am Handy. Mit Terra hatte er ausgemacht, dass dieser ihn morgen von der Schule abholen würde und sie dann zusammen direkt ins Dojo gehen würden. Immerhin hatte Meister Eraqus gesagt, dass sie morgen wiederkommen sollten. Ven überlegte schon die ganze Zeit, wie teuer so eine große Scheibe war. Es würde bestimmt eine Menge kosten. Er sah sein Taschengeld dahingehen.

„Veni?“, ploppte eine Nachricht auf. Er öffnete sie, sie war von Roxas. „Hey.“, schrieb er zurück. „Was hast du gemacht!?!“, es folgte ein entsetzter Smilie. Ven schmunzelte. „Terra und ich haben uns gestritten, da hat er mich am Ende durch die Scheibe geschmissen.“ Der Text fasste es ziemlich kurz zusammen, klang aber auch so abgeklärt, als wäre es normal bei ihnen. Es folgte auch prompt ein Smilie mit aufgerissenen Augen und „Hat er sie noch alle???“ Ven gluckste. „Naja… Er hat Vanitas ein Arschloch genannt, da hab ich zuerst zugeschlagen. Dann ging irgendwie alles ganz schnell.“ „Aber er kann dich doch nicht durch die Scheibe werfen!!!“ „War ja nicht mit Absicht. Er hat auch ordentlich was abgekriegt.“ Es dauerte kurz, bis Roxas antwortete. „Was hat Papa gesagt?“ „Irgendwie nichts…“ „Wie nichts?“ „Ja, er hat gar nichts dazu gesagt. Nur, dass ich die Scheibe selber zahlen muss.“ „Okay…“ Ven konnte genau hören, wie sein Bruder dieses „Okay…“ aussprach, langgezogen und mit totalem Unverständnis. „Kommst du morgen wieder ins Dojo?“, folgte noch eine weitere Nachricht von Roxas. Ven seufzte. „Muss ja.“ Er setzte noch einen Smilie mit zusammengekniffenen Augen dahinter. „Gut, dann seh ich dich ja morgen. Ich geh schlafen, bin voll fertig.“ „Gute Nacht, bis morgen.“

 

Endlich ertönte die Schulklingel und sie konnten ihre Sachen zusammenpacken. Zum Glück war heute nicht einer dieser Ich-beende-den-Unterricht-und-nicht-die-Klingel-Tagen. Es war für Ven schon schlimm genug gewesen mit den verbundenen Unterarmen zur Schule zu gehen. Die meisten hatten ihn in Ruhe gelassen, aber so ein bis zwei Kommentar à la Ritzkind und Selbstmord verkackt musste er sich schon anhören.

Vor dem Gebäude sah er sofort Terras Auto und ging darauf zu. Auf dem Weg konnte er ein paar jüngere Mädchen hören, die tuschelten, wie gut der Typ in dem Auto aussah. Er wusste nicht, ob er die Augen verdrehen oder schmunzeln sollte. Terra sah aus wie immer und daddelte auf seinem Handy rum. Aus ihrer Perspektive konnten sie den dunklen Fleck in seinem Gesicht auch nicht erkennen. Der Blonde klopfte an die Scheibe und setzte sich dann auf den Beifahrersitz.

„Hey.“, sagte er. „Na.“, erwiderte der Dunkelhaarige und legte sein Handy in die Mittelkonsole, „Hättest du dich nicht etwas beeilen können?“ „Hallo? Ich bin sofort los.“ Terra winkte ab. „Ich weiß, aber die schauen mich schon alle die ganze Zeit komisch an und mit diesem Gesicht ist das voll peinlich.“ Ven lachte leise. „Also die dahinten-“, er zeigte auf die Gruppe der Mädchen, „Die finden dich total heiß.“ Das brachte Terra ein müdes Grinsen auf das Gesicht. „Na immerhin.“

Er startete den Motor und sie fuhren los. Sie merkten, dass sie beide ordentlich Muffensausen vor dem Treffen mit Meister Eraqus hatten. Ven erzählte von seinem Tag und den Kommentaren der anderen, worauf Terra lachen musste. Allerdings fing er sofort an zu husten, was Ven zum Lachen brachte. „Gott, wir sind im Arsch.“, sagte Terra. Lachend bestätigte Ven dies: „Das war die dümmste Aktion, die wir je gebracht haben.“

Sie fuhren auf den Parkplatz und stiegen langsam aus. Zusammen schlichen sie zur Eingangstür und gingen in die große Halle. Dort spielten die beiden Klassen Völkerball gegeneinander. Xion saß am Rand und beaufsichtigte es. Mit eingezogenen Köpfen gingen sie zu ihr. Sie stand auf und begrüßte sie. „Hey, wie geht es euch?“ „Ganz gut.“, sagte Terra. „Was ist denn passiert gestern?“, fragte die Schwarzhaarige. Sie erzählten ihr die Kurzfassung, ließen aber aus, dass es angefangen hatte, weil Terra Vanitas beleidigt hatte. Ein bisschen belustigt grinste Xion. „Ihr habt sie doch nicht mehr alle. Papa war gestern noch richtig sauer.“ Die Jungs zogen die Köpfe ein. „Am besten geht ihr direkt zu ihm. Er ist in seinem Büro.“ Sie nickten und gingen durch die Mensa zum Büro.

Dort durften sie sich eine halbe Stunde anhören, was sie alles falsch gemacht hatten, wie sie ihn enttäuscht hatten und dergleichen. Am Ende kam heraus, dass sie die Scheibe nicht bezahlen mussten, aber sie mussten sie quasi abarbeiten. Sie sollten jeden Tag, soweit es ihre Schule und Universität zu ließen, ins Dojo kommen und kleinere Arbeiten verrichten, angefangen mit heute, Terra sollte die Fitnessgeräte putzen und Ven den Geräteraum aufräumen. Morgen ging es dann weiter, da würden sie vor ihrer Kendostunde bereits kommen. Alles im allen waren sie gut weggekommen. Meister Eraqus hatte ihnen geglaubt, dass es ihnen wirklich leidtat und es bestimmt auch nicht noch einmal tun würden. Sie mussten auch versprechen, sich nicht mehr im Dojo zu prügeln.

Deutlich erleichtert traten Terra und Ven wieder in den Flur. Zu laut wollten sie sich aber nicht freuen, nicht dass der Meister es noch hören würde. Sie grinsten sich an. „Ich hol mir dann mal das Putzzeug.“, sagte Terra und bog nach links ab. Ven nickte und ging nach rechts Richtung Mensa. Dort saßen einige von der Klassenfahrt. Aus den Augenwinkeln konnte er genau erkennen, wie Vanitas an einem der Tische saß und mit einer Blondine herumschäkerte. Das Mädchen hatte sich auf seinen Schoß gesetzt und hatte einen Arm um seine Schultern gelegt. Es saßen noch die Freunde von Vanitas mit am Tisch, die Ven schon am Sonntag gesehen hatte, und sie unterhielten sich. Schnell schritt Ven durch den Raum und begab sich direkt in den Geräteraum.

 

Zack ging durch den Flur zum Geräteraum. Er hatte von Xion gehört, dass Ven dort aufräumen musste. Die Geschichte von der Prügelei gestern hatte natürlich bereits die Runde gemacht. Er wollte aber selbst von Ven hören, wie es ihm ging. Terra hatte er schon kurz gesehen und sie hatten ein paar Worte gewechselt. Aber dieser hatte nicht viel zum Grund gesagt, nur, dass sie eine Meinungsverschiedenheit gehabt hatten.

Vor der Tür zum Geräteraum traf Zack auf einen schwarzhaarigen Jungen. Dieser erschreckte sich, versuchte es aber zu verbergen. Das musste bestimmt einer dieser Urlauber sein. „Kann ich dir helfen?“, fragte er freundlich. Der Junge machte einen Schritt rückwärts, um ihm Platz zu machen und sagte: „Nein, ich… ich bin wohl falsch abgebogen.“ Mit einem letzten Blick auf die Tür ging er wieder. Zack zuckte mit den Schultern.

Er öffnete die Tür und sah Ven die Medizinbälle in einen Kasten räumen. Dabei wirkte er alles andere als ruhig, er warf die Bälle mehr von sich, als dass er sie legte. „Hey Ventus.“, grüßte er. Der Blonde schrak zusammen und drehte sich um. „Zack.“, antwortete er. „Hab‘ ich dich erschreckt?“ Ven zuckte mit den Schultern. „Ich war in Gedanken.“ „Habe ich gesehen.“ Ven hob einen weiteren Medizinball auf und legte ihn den Kasten. „Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht.“, sagte Zack und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. „Gut, wieso?“, fragte der Blonde und räumte weiter auf ohne Zack anzusehen. „Naja, inzwischen habe alle von eurer Aktion gestern gehört. Und die Pappe an der Scheibe ist auch nicht zu übersehen.“ Wieder zuckte Ven mit den Schultern. „Ich hab‘ nur ein paar Kratzer. Alles okay.“

Sie schwiegen und Zack beobachtete den Blonden. Dann sagte er: „Du siehst aber nicht okay aus.“ Ven seufzte und wandte sich dem Schwarzhaarigen zu. „Es ist alles okay. Ich muss zur Strafe den Geräteraum aufräumen und morgen dann irgendetwas anderes. Es ist wirklich alles okay.“ Zack musterte ihn. „Du siehst trotzdem nicht glücklich aus.“ Genervt drehte Ven sich halb weg. „Was hältst du davon-“, lenkte Zack schnell ein, „wenn wir morgen ein Eis essen gehen. Der Sommer kommt so langsam und ich kenne da eine tolle Eisdiele.“ Ven schaute ihn an und zog etwas die Augenbrauen zusammen.

Zack setzte sein charmantestes Lächeln auf. Er sah, wie Ven überlegte und schließlich sagte er doch zu. Sie verabredeten sich für drei Uhr an der Eisdiele für den nächsten Tag. Fröhlich lief Zack in die Halle zu der Gruppe, die er unterrichten sollte. Er half Meister Eraqus aus, solange die Krankheitswelle noch rollte.



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