Es war ein ganz normaler Abend auf der Thousand Sunny, es wurde viel gelacht, gefeiert und getanzt.
Doch im Gegensatz zu ihren üblichen Partys, hatten sie dieses Mal einen Anlass. Ruffy hatte Geburtstag und war ein weiteres Jahr älter geworden. Normalerweise hatten sie sich alle nie viel aus Geburtstagen gemacht, doch in diesem Jahr hatten alle den Eindruck, dass ihre Geburtstage nicht mehr so selbstverständlich waren wie früher.
Die Niederlage auf dem Sabaody Archipel gegen Kizaru vor über zwei Jahren, hatte ihnen allen bewusst gemacht, dass es nicht garantiert war, dass sie noch viele Geburtstage zusammen erlebten. Besonders Ruffy hatte seit dem Tod seines Bruders, viel Wert darauf gelegt, jeden Geburtstag seiner Freunde ausgiebig zu feiern. Doch wie stets wenn sich die Feier dem Ende näherte, war der Kapitän verschwunden. Ein gemurmeltes “Ich werde Wache halten.”, war alles was er sagte, bevor er sich in das Krähennest zurück gezogen hatte.
Zu dem Zeitpunkt waren die meisten eh bereits eingeschlafen. Sanji und Franky waren noch wach und räumten einige Reste weg. Auch Nami und Robin waren noch auf den Beinen und sahen ihrem Käpt’n besorgt hinterher. Chopper lag seelig schlafend in Robins Armen, Zorro lehnte in tiefem Rausch an der Rehling. Brook und Lysopp waren bereits im Zimmer der Jungen verschwunden. Jimbei der seit kurzem auch bei ihnen war, hatte sich gemeinsam mit Zorro und Nami am Wetttrinken versucht und kläglich verloren. Obwohl die anderen ihn gewarnt hatten, sich besser nicht darauf ein zu lassen und dann vor allem um Gottes Willen nicht auch noch mit der Navigatorin darum zu wetten.
Soweit sie alle wussten, hielt er sich
gerade im Bad auf und versuchte seinen Magen zu beruhigen. Sie hatten ihn gewarnt…
Doch Nami hatte jetzt wichtigeres zu tun, als sich um ihr neuestes Mitglied zu sorgen, sie warf einen bedeutungsvollen Blick zu Robin, der ihr sagte, dass sie sich jetzt um den Käpt'n kümmern würde. Denn sie waren sich nicht nur alle ihrer eigenen Sterblichkeit mehr bewusst geworden, Geburtstage erinnerten sie alle auch an diejenigen die sie bereits verloren hatten.
Besonders bei Ruffy war es inzwischen normal, dass er je später der Abend wurde, immer mehr in Erinnerungen an Ace versank. Nami verstand ihn sehr gut in seinem Schmerz. Deshalb machte sie es sich jedes Mal zur Aufgabe ihren Kapitän zu suchen und ihm in seinen Momenten der Trauer beizustehen.
Robin war die Einzige die wusste, das Namis Beistand mehrfach darin bestanden hatte, für körperliche Ablenkung zu sorgen. Sie wusste nicht, wie oft sie sich bereits eng an Ruffy geschmiegt hatte oder wie oft sie seinen hungrigen Kuss erwidert hatte. Sie stellte es auch nicht in Frage, schließlich ging es ihr selbst ebenso. Wenn man sich zu sehr mit dem Tod und den Toten beschäftigte, hatte man das dringende Bedürfnis zu fühlen, dass man selbst
noch am Leben war.
Wenn sie ehrlich war, genoss sie es sogar mehr als sie sollte, Ruffy auf diese Weise nah zu sein. Er war ihr engster Vertrauter - von Robin einmal abgesehen - und sie wollte ihm so nah sein wie es nur ging. Sie war sich nicht sicher, ob man das wirklich schon Gefühle nennen konnte, ob sie wirklich verliebt war.
Alles was sie wusste war, dass sie es nicht aushielt, ihren Käpt’n so traurig zu sehen. Sie wollte seine Trauer vertreiben, so gut es ihr möglich war. Als sie ihm das erste Mal gefolgt war, hatte sie nach Worten gesucht. Doch nach einigen Minuten des Schweigens hatte sie erkannt, dass Worte nicht ausdrücken konnten, was sie ihm gern alles gesagt hätte. So hatte sie ihn aus einem Impuls heraus einfach an sich gezogen und umarmt.
Zunächst hatte er es noch völlig erstarrt einfach über sich ergehen lassen. Doch nach und nach hatte er die Nähe akzeptiert und sich entspannt. Sein Kopf hatte auf ihrer Schulter geruht, seine Arme hatten ihre Taille umschlossen. Nami war mit jeder Sekunde bewusster geworden, dass sein Körper sich an ihren schmiegte, dass ihre Finger seine harten Muskeln spüren konnten.
Und als sie sich gerade gefragt hatte, wie sie ihre aufkommende Begierde wieder zügeln sollte, hatte sie seine Lippen an ihrem Hals gespürt.
“Nur ein Wort von dir und ich höre sofort auf.”, hatte Ruffy ihr ins Ohr gehaucht.
Doch allein sein Atem an ihrem Ohr und der fester werdende Griff seiner Finger an ihrer
Hüfte, hatten ihr ein deutlich vernehmbares Keuchen entlockt. Natürlich hatte sie nichts
gesagt. Dazu wäre sie auch nicht mehr in der Lage gewesen. Soweit sie sich erinnern
konnte, hatte sie bald darauf nur noch gestöhnt und gekeucht, nicht fähig, überhaupt ein Wort zu artikulieren, abgesehen von seinem Namen.
Zugegeben es hatte sie mehr als nur überrascht, dass gerade Ruffy, der sonst gar nicht so wirkte, als wüsste er überhaupt was Sex war, sie auf den Boden gelegt hatte und ihr die Klamotten vom Leib streifte. Mit keiner Silbe hatten sie den Anderen gegenüber erwähnt was geschehen war. Ihr Verhältnis zueinander hatte sich dadurch glücklicherweise auch nicht verändert. Abgesehen davon, dass Nami ihm seitdem immer folgte, wenn er niedergeschlagen wirkte.
Natürlich hatte Robin trotzdem herausgefunden, was Sache war. Im Nachhinein, war es auch ganz gut so, denn seitdem sie es wusste, kümmerte die Archäologin sich immer darum, den beiden in diesen Momenten etwas Ungestörtheit zu verschaffen.
Noch in Gedanken versunken öffnete Nami die Klappe zum Ausguck, mit integriertem
Trainingsraum. Sie fand Ruffy wie erwartet am Fenster stehend vor, eine Hand auf den
Rahmen gestützt und den Blick auf das weite Meer gerichtet. Er drehte sich nicht um, als sie die Klappe wieder schloss, sprach sie aber dennoch an.
“Ich hoffe jeden Mal das es leichter wird...doch das wird es einfach nicht!”
“Ruffy…”, wie immer schnürte es ihr die Kehle zu und ihr Herz zog sich schmerzhaft
zusammen, wenn sie die abgrundtiefe Trauer in seiner Stimme hörte, “irgendwann wird es sicher besser, aber das braucht Jahre.”
Sie schwiegen einige Minuten. Dann trat Nami näher und wollte ihn berühren, doch anders als sonst, entzog er sich ihr. Verwundert sah sie ihn an. Seine Augen wurden von der Krempe seines Stohhutes verdeckt und sie konnte an seiner Haltung spüren, dass das was jetzt kommen würde ernst war.
Obwohl sie daraufhin versuchte sich für alles Kommende zu wappnen, war sie auf seine Frage nicht vorbereitet.
“Warum hast du es mir nie gesagt?”
Nami zögerte. Sie war sich sicher, auf was er abspielte, wusste jedoch nicht, was sie
antworten sollte. Doch Ruffy wartete nicht, bis sie ihre Gedanken geordnet hatte, er sprach einfach weiter:
“Ich dachte, zumindest nachdem wir miteinander geschlafen hatten, würdest du es mir erzählen. Aber das hast du beim ersten Mal nicht und auch nach jedem weiteren Mal nicht getan. Ich weiß nicht was ich davon halten soll.”, meinte Ruffy noch immer von ihr distanziert.
Nach einem kurzen Räuspern stellte Nami die Frage die ihr jetzt am Wichtigsten erschien:
“Woher weißt du es?”
Ihr Käpt'n schnaubte leise bevor er ihr antwortete.
“Ich wusste es die ganze Zeit. Ich habe euch gesehen, damals in der Nacht. Eigentlich in jeder Nacht, die wir zusammen in der Wüste unterwegs waren.”
Bestürzt schlug Nami die Hand vor den Mund. Es war ihr gut gehütetes Geheimnis
gewesen, dass sie sich damals in Alabaster einige Male mit Ace zum Stelldichein getroffen hatte. Ruffys Bruder hatte die Strohhüte nicht lange begleitet und es war einfach passiert.
Wie sollte man sich auch zusammenreißen können, wenn der Mann ihr täglich seine
trainierten und glänzenden Bauchmuskeln präsentierte?
Noch dazu hatte er damals so reif gewirkt im Vergleich zu ihren Jungs. Als er dann nachts noch alleine am Feuer gesessen hatte, war eines zum anderen gekommen und bevor sie wusste was sie tat, hatte sie ihn bereits an der Hand genommen und hinter einige Felsen gezogen. Nicht im Traum hätte sie gedacht, dass irgendwer aus ihrer Crew etwas mitbekommen hatte. Vor allem nicht der sonst so unbedarft wirkende Käpt'n.
Wäre Nami nicht seit langem mit einer gewissen Schamlosigkeit unterwegs wäre es ihr gewiss peinlich gewesen, dass jemand ihr dabei zugesehen hatte. Doch so war es in diesem Moment eher das Gefühl, Ruffy in irgendeiner Weise hintergangen zu haben, dass ihr zu schaffen machte. Sie wusste nicht genau warum ihr dies die größte Sorge bereitete, doch ihr Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken, dass der Schwarzhaarige ihr vielleicht nicht mehr vertraute.
“Ruffy, es tut mir Leid. Ich hatte erst nicht gedacht, dass es dich überhaupt interessieren würde. Und als ich dann wusste das es anders war, als wir damals zum ersten Mal miteinander…”, sie stockte kurz und zu ihrer eigenen Bestürzung traten ihr Tränen in die Augen, “da wollte ich nicht direkt wieder von Ace anfangen. Beim nächsten Mal hatte ich bereits das Gefühl es wäre zu spät etwas zu sagen. Doch selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte ich nicht gewusst wie ich dir das sagen soll.”
In dem Moment in dem die Worte aus ihr heraus waren, wusste sie, dass sie abgedroschen klangen. Doch nie im Leben hätte sie damit gerechnet, einmal in dieser Situation zu sein.
Nie wäre ihr der Gedanke gekommen, dass sie irgendwann auch mit dem zweiten Bruder schlafen würde.
Ruffy Finger schlossen sich fester um den Rahmen des Fensters, als er die Frage stellte, auf die er eigentlich die ganze Zeit hinaus wollte.
“Hast du ihn geliebt?”
Nami hatte das Gefühl ihr würde ein Kloß in der Kehle stecken. In der augenblicklichen
Stimmung in der ihr Käpt'n war, wusste sie absolut nicht, welche Antwort er jetzt hören
wollte. Sollte sie ihm sagen, dass sie sich mit Ace nur vergnügt hatte? Oder war es ihm, um seines Bruders Willen wichtig zu hören, dass sie durch Gefühle verbunden gewesen waren?
Doch eigentlich spielte es keine Rolle, das Einzige was sie ihm sagen konnte, war die
Wahrheit.
“Nein, wir haben uns nicht geliebt.”
Kaum waren die Worte aus ihr raus, blickte sie auf. Sie musste wissen, was Ruffy jetzt
dachte. Sie musste wissen, ob es irgendwas zwischen ihnen änderte. Ob er sie jetzt für
immer mit anderen Augen sehen würde. Sie vielleicht sogar für eine Frau hielt die sich
einfach den Nächstbesten schnappte. Dabei war sie keineswegs gefühllos - als sie erfahren hatte, dass Ace gestorben war hatte sie um den Menschen geweint, den sie in diesen wenigen gemeinsamen Stunden kennengelernt hatte.
Doch sollte Ruffy sie jetzt verachten...
Sie war sich sicher, dass könnte sie nicht ertragen.
Nicht von ihm.
Bevor sie jedoch dazu kam, noch etwas zu sagen erwiderte er ihren Blick. In seinen Augen loderte eine wilde, leidenschaftliche Gier.
“Gut so!”, war alles was er noch sagte, bevor er sie hart an sich zog und mit einem
hungrigen Kuss ihre Lippen versiegelte.
Nami keuchte Verzückung auf. Mit diesem Blick und seinen simplen Worten, hatte er ein Feuer in ihr entfacht, dass nur er wieder zu löschen vermochte. Begierig presste sie sich näher an ihn. Wie von selbst streiften ihre Hände seine Weste von den Schultern, glitten
hinab über seine muskulöse Brust und den trainierten Bauch. Was haben diese Männer nur,
dass sie ihren Oberkörper so freizügig zur Schau stellten, schoss es Nami für eine Sekunde
durch den Kopf. Dann jedoch spürte sie Ruffys Hände über ihren eigenen Bauch gleiten.
Bei ihren Brüsten angekommen, knetete er diese kurz und fest, bevor er ihr das Shirt über
den Kopf zog und jeden weiteren, klaren Gedanken der Navigation verbannte. Hungrig glitt
ihre Zunge über seinen Hals, saugte leicht, küsste und biss sanft hinein, während ihre
Hände mit dem Knopf seiner Hose kämpften. Unwirsch schoben sich Ruffys Hände
dazwischen um den Kampf zu beenden und streiften unverwandt die restliche, ihn
bedeckende Kleidung herab.
Sofort schoben sich die gleichen flinken Finger in den Bund ihres Rockes und entkleideten
so auch die Frau vor ihm vollständig. So standen sie nun voreinander und anders als die
letzten Male, nahm sich der Kapitän einen Moment Zeit sie vollständig zu betrachten.
Nami wurde bei dem Blick etwas mulmig, vor allem da durch den körperlichen Abstand, ihr
Verstand wieder einsetzte und prompt die Arbeit wieder aufnahm. Sie stellte die
entscheidende Frage, bevor ihre Angst vor der Antwort sie zurückhalten konnte:
“Warum wolltest du das wissen?”
“Hmm?”, Ruffy war noch so sehr in die Betrachtung ihres perfekten Körpers vertieft, der im
Mondlicht sanft und verlockend schimmerte, dass es ihm nur mit großer Mühe gelang, sich
auf ihre Worte zu konzentrieren.
“Warum wolltest du wissen, ob ich Ace geliebt habe? Und warum bist du so zufrieden damit,
dass meine Antwort Nein lautet?” , diesen Frage war wichtig, das spürte sie instinktiv.
“Ich wollte nicht mit meinem toten Bruder um dich konkurrieren müssen, das wäre nicht fair,
er ist schließlich tot.”, war Ruffys Antwort.
Dabei hatte er den Blick auf ihr Gesicht gerichtet, doch bei den nächsten Worten verdunkelte sich sein Blick etwas:
“Ich bin egoistisch Nami, ich will dich für mich allein. Selbst für Ace wûrde ich dich nicht
aufgeben können, verstehst du?”
Während er das sagte, trat er einen Schritt vor. Seine Hand hatte sich in ihren Nacken
gelegt und presste jetzt mit sanftem Druck, ihre Stirn fest an die seine.
“Du machst mich zu einem gierigen und egoistischen Menschen und ich bin bereit das
zuzulassen, wenn ich dich dafür bekomme.”
Namis Herz schlug laut, bei seinen Worten. So laut, dass sie dachte er müsse es hören
können. Das warme Gefühl in ihrem Bauch breitete sich aus, strömte durch all ihre Glieder
und in dem Moment wusste sie, dass es nicht länger nötig war sich selbst zu belügen. Sie
liebte ihn aus ganzem Herzen.
“Wenn das so ist, dann komm und hol dir deinen Preis!”, hauchte sie nah an seinen Lippen,
bevor sie ihn in einen leidenschaftlichen Kuss zog.
Mit einem undefinierbaren Laut der Überraschung und einem Seufzer der Zufriedenheit,
drängte ihr Kapitän sie zurück an die Wand. Es gab nun kein Zurück mehr, doch das stôrte
in diesem Augenblick keinen von Beiden. Die Folgen ihres Handelns könnten sie auch
später noch bedenken.
Sie wussten,dies würde nun das Ende ihrer heimlichen Affäre sein, doch es war gleichzeitig auch der Anfang von Etwas.