Geburtstag
28. November
"Schieb deinen verhurten Arsch hier her. Ich hab Geburtstag!"
"Du bist nicht der verdammte Nabel der Welt, Hiro. Und wenn hier einer einen verhurten Arsch hat, dann bist du das. Ich hatte schon ewig keinen Sex mehr", drang es ungerührt aus seinem Handy.
Der Sänger lachte heiter. "Wenn du Bedarf hast, ich opfer mich gern."
"Das wird niemals passieren."
Wieder lachte Hiro schallend über den Ernst in Natsus Stimme, bevor er sanft versuchte, den Drummer doch noch davon zu überzeugen, auf seiner Party zu erscheinen: "Komm her. Bitte. Alle würden sich riesig freuen, wenn du kämst!"
Natsu seufzte. "Sind viele Leute da?"
Hiro zögerte kurz, bevor er sich für die Wahrheit entschied: "Schon, aber verteilt auf die ganze Wohnung und es läuft laute Musik. Du musst dich nicht unterhalten, wenn du nicht willst."
"Was soll ich dann da?"
"Mir gratulieren?"
"Ich hab dir geschrieben."
"Mir haben hunderte Menschen geschrieben."
"Kann ich doch nichts dafür, dass du so beliebt bist."
"Bitte."
"Hiro..."
"Bitte..."
Der Drummer seufzte wieder. "Ich schaue nachher vielleicht mal vorbei", presste er leise heraus.
Hiro glaubte ihm nicht. "Super! Dann sehen wir uns gleich!", heuchelte er aber trotzdem.
"Bis dann."
Natsu kam nicht.
Auch wenn er es nicht anders erwartet hatte, traf es Hiro trotzdem hart. Nachdenklich ließ er seinen Blick über das nächtliche Tokyo schweifen, das er von seinem Balkon aus ein Stück weit überblicken konnte. Nicht, dass es ein nennenswertes Stück war, die gewaltige Größe der Stadt machte das schier unmöglich.
Sehnsüchtig starrte er, bis das Lichtermeer vor seinen Augen verschwamm, in die Richtung, in der Natsus Wohnung lag und zog an seiner Zigarette. Leise knisternd verbrannte der Tabak und die hell aufleuchtende Glut tauchte seine nähere Umgebung kurz in oranges Licht. Tief inhalierte er den Rauch, bevor er ihn langsam wieder ausstieß, als würde er sich nur ungern von ihm trennen. Nur zögerlich gab Hiro dem Schmerz in sich Raum, denn seine Sehnsucht schien ihn zu zerfressen, auszuhöhlen. Jedes Mal ein wenig mehr. Er erkannte sich in diesen Momenten selbst nicht wieder, wenn seine typische laute, fröhliche Art einfach von ihm abfiel und diese erdrückende Schwermut ihre Klauen in ihn schlug. Er war dann ein Anderer. Er mochte diesen Anderen nicht und doch war dieser neue, schwache Hiro irgendwann einfach da gewesen. Ungefragt. Ungewollt. Und doch unantastbar.
Ein kleiner Windstoß zupfte an der Glut seiner Zigarette und unzählige leuchtende Funken stoben in das Dunkel der Nacht, bevor sie verglühten, bevor ihr hübsches Glimmen erlosch und sie nur noch ein weiteres graues Fetzchen in einer gigantischen grauen Stadt waren. Hiro hatte das Gefühl, noch nie so einsam gewesen zu sein wie in diesem Moment.
Ob Natsu wohl noch wach war?
Ob er auch gerade rauchte?
Ob er es wohl eine Sekunde ernst gemeint hatte, her kommen zu wollen?
Ob jemand bei ihm war?
Hinter ihm öffnete sich die Schiebetür.
"Alles klar, Hiro?", wehte Masas ruhige Stimme zu ihm herüber.
"Hmmm", brummte er nur unbestimmt. Vor Masa musste er sich nicht verstellen.
"Er meint es nicht so. Du weißt, er mag keine Menschenmengen."
"Aber er..." Hiro verstummte. Wusste selbst nicht, wie der Satz weiter gehen sollte.
Aber er hat gesagt, dass er kommt? Lächerlich.
Aber er... er...
'... fehlt mir', vollendete jene schwache, verhasste Stimme in seinem Kopf den Satz. Es stach in seiner Brust.
Ärgerlich schloss er die Augen und nahm einen weiteren tiefen Zug von seiner Zigarette. Er hatte sich diese Scheiße nicht ausgesucht. Er wollte ihn nicht lieben. Und doch tat er es. Ausgerechnet Natsu! Selbst nach all den Jahren, die sie jetzt gemeinsam in einer Band waren, war er ihm immer noch ein Rätsel. Ein dunkles, stilles Rätsel.
Seine Mutter hatte Mal zu Hiro gesagt, er sei wie ein kleines Kätzchen, dass mutig und neugierig jedes Geheimnis lüften wollte. Sie hatte offenbar Recht. Er liebte Rätsel und von diesem einen namens Natsu konnte er einfach nicht lassen.
Da spürte Hiro Masas Hand auf seinem Unterarm. "Sei ihm nicht böse. Er ist einfach so."
Sein Gegenüber kannte den Drummer seit seiner Schulzeit und war auch der Einzige, der wusste, was mit Hiro los war. Der beherrschte Bandleader hatte etwas Vertrauenswürdiges an sich und so hatte sich ihm der Sänger während eines gemeinsamen Trinkgelages offenbart. Der Bassist hatte Hiros Verliebtheit entspannt hingenommen, ihn aber ermahnt, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen, da die Band nicht für ein wenig Spaß gefährdet werden durfte. Das war vor fünf Jahren gewesen. Masa hatte ihn von Zeit zu Zeit darauf angesprochen und jedes Mal war der Sänger unendlich dankbar gewesen, dass er darüber reden konnte und niemals verurteilt wurde für seine irrationale, unangebrachte Schwärmerei. War Masa anfangs besorgt um die Band gewesen, galt seine Sorge inzwischen nur noch Hiro. Der Bandleader tröstete ihn, wann immer er die Chance dazu hatte. Erklärte, so gut er konnte, was der komplizierte Natsu wann und warum tat. Manchmal war es regelrecht beschämend, wie sehr er sich engagierte, um es Hiro einfacher zu machen. Inzwischen äußerte er auch immer öfter Bedenken darüber, wie der Sänger mit seinen Gefühlen umging.
Denn Hiro sperrte seine besondere Zuneigung zu Natsu in sich ein, war er sich doch absolut sicher, dass sie nicht erwidert wurde und auch niemals erwidert werden würde. Er begnügte sich damit, ihn aus der Ferne zu bewundern. Seine Gefühle als eine Schwärmerei zu sehen, Kraft für die Songs und Zuversicht für schwere Stunden daraus zu schöpfen. Das hatte all die Jahre hervorragend geklappt, doch vor ein paar Monaten hatte sich etwas in ihm geändert. Es hatte angefangen, weh zu tun. Wo er sich früher an den Glücksgefühlen, die die Anwesenheit seiner heimlichen Liebe auslöste, erfreut hatte, da vermisste er ihn nun schmerzlich, wann immer er nicht da war. Und selbst wenn er bei ihm war, trübte die Sehnsucht danach, ihm näher zu sein, seine freudige Aufgeregtheit.
Warum das so war, konnte Hiro sich selbst nicht erklären. Vielleicht wurde er alt? Wollte zur Ruhe kommen und sehnte sich nach jemanden, den er wirklich liebte?
Allerdings hatte er inzwischen das Gefühl, gar nicht in der Lage zu sein, eine funktionierende Partnerschaft zu führen, als würde ihm etwas Grundlegendes, Unabdingbares fehlen, das Voraussetzung für echtes gemeinsames Glück war. Er hatte in den vergangenen Jahren unzählige Dates gehabt, aus denen sich zwei längere Beziehungen ergeben hatten, wie sie verschiedener nicht sein konnten und doch hatte keine geklappt. Weder mit dem entzückenden Model, mit der er pausenlos Partys und Action genossen hatte, noch mit dem ruhigen Makeup-Artist, mit dem er hatte trainieren und danach gemütlich Filme in Jogginghosen auf der Couch hatte sehen können. Mit beiden war er jeweils über zwei Jahre zusammen gewesen. Beide hatten sich von ihm getrennt und ihm am Ende das Gleiche vorgeworfen: Er wäre nicht bei der Sache gewesen. Wenn Hiro ehrlich war, hatten sie Recht. Natürlich war er stets charmant und aufmerksam gewesen, aber sein Herz hatte nie wirklich geflattert, wenn er sie angesehen hatte, wenn er ihre Namen gedacht hatte. Sicher, er war erfüllt von warmer Zuneigung gewesen, aber vor Aufregung fast explodiert war er nie wegen ihnen. Bei Natsu schon. Von ihm reichte ein Blick, um Hiro in Flammen stehen zu lassen, eine zufällige Berührung, um ihn völlig durcheinander zu bringen. Manchmal genügte sogar eine Nachricht oder nur der Gedanke an ihn. Über die Jahre schien seine Schwärmerei unbemerkt immer größer geworden zu sein, schien sich untrennbar mit seiner Persönlichkeit verflochten zu haben.
Manchmal fragte sich Hiro, wie er wohl wäre, wenn diese seltsame Liebe nicht in ihm wäre. Wäre er dann auch so aufgedreht und laut?
"Vielleicht solltest du es ihm sagen", meinte Masa ruhig, doch Hiro lachte nur bitter. Genau. Es ihm sagen. Er würde sich einen rechten Haken einfangen oder ausgelacht werden oder noch schlimmer: für immer von ihm gemieden werden.
Nach einem letzten Zug von seiner Zigarette, drückte er diese im Aschenbecher aus, atmete tief durch und knipste sein Lächeln an. "Schwamm drüber. Vielleicht kommt er nächstes Jahr! Lass uns rein gehen, mir ist verdammt kalt."
Masa sah ihn zwar zweifelnd an, folgte ihm aber kommentarlos zurück auf die Party. Minuten später rann schon der erste Shot heiß durch Hiros Kehle. Er würde sich jetzt betrinken und sich jemanden für die Nacht suchen. Man wurde schließlich nur einmal 31!
"Wer gibt dem Geburtstagskind einen Kuss?!", brüllte er in sein übervolles Wohnzimmer und wildes Gegröle war die Antwort. Und viele, viele Küsse.
+++
Hiro war gerade dabei, die unzähligen Müllsäcke voller Überreste von seiner Geburtstagsparty in den Flur zu räumen, als es an der Tür klingelte. Vielleicht jemand, der gestern etwas vergessen hatte? Doch aus der Gegensprechanlage drang Natsus Stimme und im Kopf des eitlen Sängers brach sofort der Notstand aus.
Er war weder geduscht, noch hatte er mehr als eine gammelige Jogginghose an! Er stank bestimmt wie eine Schnapsleiche. Wir eine verschwitzte Schnapsleiche! So konnte er Natsu doch nicht entgegen treten.
Hektisch huschte er ins Bad, versuchte mit der einen Hand irgendwie seine Haare in den Griff zu kriegen und sprühte sich mit der anderen Deo und die Achseln und nach einem misstrauischen Schnüffeln auf den ganzen Körper. Danach versuchte er noch irgendwie die Reste der Schminke von gestern notdürftig zu entfernen, was allerdings nicht den gewünschten Effekt hatte, da unter dem verschmierten Kajal Augenränder zum Vorschein kamen. Er sah aus, wie ein Panda. Unzufrieden musterte der eitle Mann sein Spiegelbild, als es schon an der Tür klopfte, zu der hastig zurückkehrte und sie aufriss.
Und da war er. Natsu. In seiner ganzen zermürbenden Schönheit. Sprachlos sah er ihn an, während ihm das Herz ungewollt bis zum Hals schlug. Selbst wenn er darauf vorbereitet war, ihn zu sehen, schien sich sein Körper doch immer irgenwie vor dem Drummer zu erschrecken. In Rekordgeschwindigkeit rauschten gewaltige Mengen Adrenalin durch seinen Körper und er verkrampfte automatisch ein wenig.
Natsus Blick wurde immer kälter, während er Hiro von Kopf bis Fuß mit seinen großen Augen musterte.
"Verdammte Scheiße, hast du denn nie ein Oberteil an?", murrte er schließlich, schob sich an Hiro vorbei in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich.
"Hallo Natsu. Ich find's auch schön, dich zu sehen. Du bist einen Tag zu spät", zischte Hiro, als er seine Sprache wieder gefunden hatte.
"Jaja. Alles Gute nachträglich. Hier." Mit diesen gemurmelten Worten drückte er Hiro eine Präsenttüte in die Hand, die dieser sofort neugierig beäugte.
"Was ist das?", fragte er reichlich dämlich.
"Ein Geburtstagsgeschenk. Was sonst?"
Das Rascheln, als Hiro ein hübsch verpacktes Päckchen aus der Tüte fischte, brachte natürlich sofort Nyappi und Nyasu, seine beiden Katzen, auf den Plan, die mit einem leisen Mauzen angeflitzt kamen.
Natsus Gesichtsausdruck veränderte sich sofort. Mit einem zärtlichen "Heeeeeeey ihr Süßen" ging er in die Hocke und streichelte die beiden ausgiebig. Das tat er mit einem derart sanften Lächeln, das in Hiros Herz mal wieder eine Kernschmelze auslöst wurde. Entrückt betrachtete er den Drummer, wie er seine beiden Lieblinge verwöhnte. Er würde sich nie daran satt sehen können.
"Ich hab euch was mitgebracht", schnurrte Natsu regelrecht und holte ein paar Leckerlis aus seiner Hosentasche, die er an Hiros Haustiere verfütterte, die ihm begeistert um die Beine strichen. Die beiden Katzen liebten Natsu offenbar ebenso innig wie ihr Besitzer. Nur, dass der nicht gekrault wurde.
Wie sich Natsus Hände wohl anfühlen würden? Rau? Packte er fest zu oder würde er sanft sein? Ein kleines Seufzen entkam Hiros Lippen. Er würde es nie erfahren, warum sich also Gedanken darüber machen?
Da hob sich Natsus Blick wieder und gewohnt genervt fragte er: "Willst du wohl endlich deine Geschenke auspacken? Und dir was anziehen? Und aufhören, hier Löcher in die Luft zu starren? Bist du noch besoffen oder was?"
Das katapultierte Hiro aus seiner Starre und er begann, vorsichtig, das Papier von dem weichen, leichten Päckchen in seinen Händen zu lösen, bis es schließlich den Blick auf ein Paar dicke Wollsocken freigab.
"Du schenkst mir Strümpfe?", fragte er entgeistert.
"Ja. Du frierst immer", antworte Natsu ungerührt, während er Nyappi, die sich schon auf den Rücken geworfen hatte und lautstark schnurrte, ausgiebig den Bauch kraulte. "Das sind Unikate. Extrem hoher Alpaka-Anteil. Und sie hat Totenköpfe reingestrickt, also sei gefälligst dankbar."
Da zog Hiro das Paar auseinander und tatsächlich: da waren Totenköpfe drauf. "Cool! Danke!", freute er sich und warf Nyasu das Papier zu, die sich sofort daran machte, es fachgerecht zu zerlegen, während er das zweite Päckchen aus der Tüte nahm und begann, das Papier zu lösen. Es war ziemlich schwer. Er hatte keine Ahnung, was es sein könnte und als er schließlich ein Glas Manuka-Honig in den Händen hielt, war es vorbei mit der Beherrschung. Gerührt schnappte er nach Luft. "Natsu..."
"Du magst den doch noch oder?", fragte dieser beunruhigt und kam wieder aus der Hocke hoch.
Mögen? Er liebte ihn! Dass er sich daran erinnerte! Es musste Jahre her sein, dass sie darüber geredet hatten. Sein Herz klopfte viel zu schnell und der Drummer war viel zu nah mit seinen verdammten Katzenaugen und dem irritiert schräg gelegtem Kopf. Wie konnte dieser mürrische Typ nur so schön sein? Als er sich dann auch noch unsicher am Kopf kratzte, überkam es Hiro.
"Danke!", rief er schon fast und riss den schockierten Drummer in eine Umarmung. Natsu versteinerte augenblicklich und keuchte gepresst: "Schon gut. Schon gut. Lass mich los. Du hast nichts an, verdammt."
Doch Hiro dachte nicht daran, schloss ihn nur noch fester in seine Arme und sog tief seinen Geruch nach Shampoo, Parfum und Kippen ein. "Seit wann stört dich sowas denn?", hakte er frech nach, um seine alberne Kuschelattacke zu überspielen.
"Schon immer", maulte Natsu und befreite sich von dem anhänglichen Sänger.
"Keine Angst, Schätzchen. Bisexualität ist nicht ansteckend", setzte Hiro nach, worauf hin Natsu aber nur spöttisch die Augenbrauen hochzog. "Was weißt du schon über meine Sexualität!"
"Gar nichts", gab der Ältere offen zu. Nicht einmal Masa und Cazqui, die Natsu schon seit der Mittelschule kannten, wussten, auf was der Drummer stand.
"Willst du es denn wissen?", fragte er da auch noch lauernd und Hiro glitt ein Schauer über den Rücken. Verdammt, er wollte es so sehr wissen, kannte Natsu aber gut genug, um sich keine Hoffnungen zu machen, dass er es jetzt erfahren würde. Trotzdem wurde ihm bei dem Blick in diese geheimnisvollen Katzenaugen ganz anders. Hoffentlich bekam er keine Gänsehaut. Das würde Fragen aufwerfen.
"Ich bin drumsexuell", kicherte Natsu da gemein, nahm Nyappi auf den Arm und brach Richtung Wohnzimmer auf. "Ich will übrigens einen grünen Tee, danke der Nachfrage und zieh dir endlich ein verdammtes Shirt an, du hast schon eine Gänsehaut!", meinte er noch über die Schulter, bevor er hinter der Flurecke verschwand. Hiro war wie ausgeschaltet. Starrte einfach nur mit hängenden Schultern und irgendwie beschämt auf die Ecke, hinter der er verschwunden war, bis Nyasu ihm das Papier des zweiten Paketes aus der Hand fischte, um auch das in kleine Fetzchen zu zerpflücken.
Da fing er sich und tat wie ihm befohlen.
"Was verschafft mir eigentlich die Ehre deines Besuchs?", fragte er und stellte eine volle Teekanne und Tassen auf den Tisch.
"Ich bin hier um dir dein Geschenk zu geben", meinte Natsu entspannt, während er sich den dampfenden Tee einschenkte. Das leise Plätschern fesselte Hiros Aufmerksamkeit sofort und sein Blick glitt von der Tasse über die Kanne zu Natsus Hand, seinen Arm hinauf über seine Schulter, hin zu seinem Hals, bis er ihm schließlich in sein Gesicht sah. Wie immer, wenn er seine harten Züge bewusst bewunderte, wusste er wieder, warum er so empfand, wie er es nun Mal tat. Trotz Natsus voller Lippen, der kleinen Nase und der großen Mandelaugen sah er nicht niedlich aus. Er wirkte immer ein wenig arrogant. Mal gelangweilt, mal herausfordernd, aber niemals süßlich oder gar unschuldig. Egal, wie sehr sie ihn manchmal versuchten, auf Mädchen zu stylen, der böse Junge schimmerte immer durch. Fuck, er liebte diese Augen, die ihn gerade so fragend musterten.
"Wofür ich sehr dankbar bin", antwortete er schließlich und zwang ein Grinsen in sein Gesicht.
"Das solltest du auch sein. Weißt du, wie schwer es ist, eine nette, ältere Frau davon zu überzeugen, Totenköpfe in ein Paar Socken zu stricken?", lachte er und Hiro musste mitlachen. Wie vermisste er es, so zwanglos mit ihm herumalbern. Wie vermisste er die Zeit, in der er nicht über alles, was er sagte, hatte nachdenken müssen. Die Zeit, in der er sich nicht zwingen musste, ihn nicht permanent anzustarren, dass keiner was merkte.
Aber es war nun mal, wie es war und daran ließ sich leider nichts ändern.
Und so brachten sie gemeinsam den Müll runter und schauten dann ein paar Animes, bevor Natsu wieder aufbrach.
Hiro sah ihm vom Balkon aus rauchend nach.
Er konnte es ihm nicht sagen. Niemals. Er würde ihn verlieren.