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Schnee der auf die Feenflügen fällt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine fleißige Beta war wieder unglaublich fleißig! Kriegst eine Handvoll Moltebeeren dafür! :D
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„Celestino!“, hallte es durch den Marmorsaal. „Celestino verdammt nochmal!“
 

Verschreckte Hausdiener kuschten nacheinander zur Seite, denn niemand wollte im Weg eines wütenden Königs stehen,

sogar solchen gutherzigen wie Jean-Jacques.
 

„Celestino!!“ Goldverzierte Tür donnerte gegen die Wand.
 

Celestino atmete tief durch und blicke von seinen Papieren zu einem schnaufenden jungen Mann hoch. Der knallte, mitten in den scheinbar endlosen Haufen von Dokumenten, einen Brief auf dem Tisch. Im kleinen Zimmer wurde es ganz ruhig.
 

Eine große Standuhr zählte die Sekunden mit ihren kompliziertem Uhrwerk ab. Von außen konnte man durch das Glas reinschauen und die feinen Rädchen und Spiralen erkennen, die sich ununterbrochen bewegten. Er hatte die Uhr aus seiner ersten Expedition mitgebracht.
 

Mit der großen Hand strich Celestino das etwas in Mitleidenschaft gezogenes Blatt nochmal aus.

Er überflog kurz den Text und las aus unterem Teil laut vor.
 

„ ...des Weiteren, sehe ich mich darin bestätigt, die Pläne von V. richtig gedeutet zu haben.

Die ersten Vorbereitungen werden gerade getroffen und die Hochzeit findet tatsächlich statt. Mein Einfluss schwindet zunehmend. Die Zeiten der Trauer um Yurio sind offensichtlich vorbei und jetzt wird mir die Audienz nur noch im Beilauf gestattet.

Alles wen er sehen und hören will, ist nur noch sein Verlobter.
 

Ich kann nicht behaupten das die Menschen im Norden von der Verbindung begeistert sind. Jedoch füllen sie sich so sehr mit ihrem König verbunden, das sie offensichtlich sogar einen Halbblut als Konsul akzeptieren. Es wird, wie gesagt zunehmend schwieriger. Zu unserer Unannehmlichkeit ist er nämlich genau so vernarrt in V. wie andersrum, das heißt einen Handel vorzuschlagen ist zur Zeit unmöglich. Ich werde versuchen durch das Elternhaus oder Geschwister etwas auszukundschaften, dennoch dafür werde ich eine bessere finanzielle Unterstützung benötigen, wie Ihre Majestät sicherlich versteht...“.
 

Celestino kneife die Augen etwas zusammen: „Er will also Geld?“
 

„Geld?“, Jean-Jacques knirschte mit den Zähnen. „Der Eiskönig heiratet! Einen Menschen! UND ICH?

BIN ICH KEIN KÖNIG? MUSS ICH MICH EINER HAND VOLL VON BASTARDEN FÜGEN, JA!?“
 

Bei jedem Wort schlug Jean-Jacques mit der Faust auf den Tisch.

Der neue König war jung und impulsiv. Celestino hatte natürlich Verständnis dafür.
 

Beschwichtigend hob er die Hände vor sich.
 

„Mein Lieber. Ich weiß wie sehr du Isabela liebst und das du der König bist, der selbstverständlich über alles entscheiden kann.“ Celestino zählte innerlich bis drei. Was für ein Kindergarten!

„Wir müssen jedoch bedenken, wie sicher deine Position gerade ist. Wir alle, müssen daran arbeiten um deinen Namen zu sichern und dazu gehört eben nicht, sobald man auf dem Thron sitzt jahrhundertlange Traditionen zu vernachlässigen.“
 

„Ich brauche keine Lehrstunden alter Mann! Glaubst du ich weiß nicht über meine Verpflichtungen Bescheid?“

Er fing an durch das kleine Zimmer hin und her zu tigern.
 

„Hör doch mal zu! Du heiratest erstmals Sara, der Süden ist zufrieden und deine Kleine kannst du dir später als Mätresse...“

„NEIN!“, Jean-Jacques spucke das Wort förmlich aus. Sein Gesicht war ganz rot.

„Was bin ich den für ein Monarch wenn sogar mein hochheilige Wort nichts zählt!? Und ich lasse Isabela von niemanden

so erniedrigen! Nur weil es für deinen Vater gang und gäbe war!“
 

Celestino lehnte sich scharf nach vorn, seine Gesichtszüge wurden hart.

Der junge Mann vor ihn schien selbst erschrocken zu sein. Mit falscher Bravour rede er schnell weiter.
 

„Es gibt doch genug legitime Junggesellen im Land um eine Prinzessin zu heiraten. Wie wäre es mit dem Nekola Spross?

Emil muss doch schon mittlerweile alt genug sein!“
 

„Das ist absurd! Ist dir eigentlich bewusst was du da anrichten kannst?

Ich habe drei große Monarchien durch versäumte Pflichten wegen persönlicher Schwäche, untergehen sehen. Du darfst dir nicht die selben Fehler erlauben“, sagte er mit unerwartetem Nachdruck. „Die Krone muss gewinnen. Muss immer gewinnen.“
 

„Alter Mann“, sagte Jean-Jacques und schaute seinen gegenüber direkt in die Augen.

„Bevor der Flieder blüht, wird Isabela meine Königin sein.“
 

Ohne auf eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und floh mit großen Schritten aus dem Raum.
 

Celestino stand auf und sah sich um als wäre er zum ersten Mal hier.
 

Das Zimmer hatte eine gewölbte Decke, in der Mitte eine Säule als Stützte.

Einst waren da zwei Zimmer gewesen, eine Schlafkammer und ein Ankleideraum. Vor sehr langer Zeit, hatte er als einen Akt

der Selbstverwirklichung, die Trennmauer einreißen lassen. Nur die Säule, die den mittleren Deckenbogen trug blieb als ewige Erringung an seiner Herkunft.
 

Damals war das hintere, dunklere Zimmer, dessen Fenster auf den Garten ausgingen, das Zimmer seiner Mutter, wo er auch zu Welt gekommen war. Das hellere, luftige Vorderzimmer diente als Ankleideraum für die zurecht eifersüchtigen Gräfin. Eine Patronin der Künstler und selbst gefeierte Dichterin. Die Grand Dame ihrer Zeit sperrte das Zimmer der Kammerzofe jeden Abends persönlich ab und jede Nacht wurde sie vom Grafen wieder aufgeschlossen.
 

Ohne die Wand, entstand ein großer, dämmriger Raum. Dreiundzwanzig Schritte zur Tür und zwanzig Schritte von der gegenseitigen Wand zum Balkon. Genau gezählte Schritte. Wie ein Kranker, der an eine bestimmte Raumgröße gewöhnt war,

so lebte er hier. Es vergingen Monate, ohne dass er den anderen Flügel des Schlosses betrat, wo ein Salon dem nächsten folgte. Blaue, grüne, weiße Salons mit goldenen und silbernen Lüstern.
 

Wo die Fenster auf die große Parkanlage gingen. Auf die übergroßen Fliederbäume, die sich im Frühling über die Balkongeländer neigten und rosa und lilanen Kerzen zusammen mit der dunkelgrünen Pracht die Welt in ein Blumenmeer verwandelten.
 

Solche Pflanzen gab es nur im königlichen Garten. Vor Generationen wurden diese als Zeichen des ewigen Friedens aus Süden hergebracht und am Tag der Hochzeit vom jungen Königspaar eingepflanzt.

Nach Jahren scheinbar endlosen Krieges mit Tausenden von Toten, war die letzte vernünftige Lösung zwischen West und Süd,

ein erzwungener Frieden gewesen.

Alle Übereinkommen wurden schließlich mit der Ehe der Königskinder von beiden Seiten versiegelt.
 

Nach Generationen war es eine Selbstverständlichkeit geworden wenigstens einen Thronerben in das jeweils andere Königshaus zu verheiraten. Die Tradition überstand sogar Hofintrigen und Palastrevolutionen.

Ganz im Gegenteil, sobald sich eine neue Familie sich erfolgreich ins Amt geputscht hat, war oft die erste außenpolitische Handlung eine üppige Hochzeitfeier gewesen.
 

Celestino schwankte und setzte sich zurück in den harten Ledersessel mit der abgewetzten Lehne.
 

Auf dem Tisch in Reichweite lag eine silberne Glocke, mit der er klingelte.

„Schickt nach Seung-gil“, sagte er zum Diener.
 

Eine Lösung musste her und zwar schnell.



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