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Schnee der auf die Feenflügen fällt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Allerherzlichsten Dank an meine Beta, Inspiration, gute Freundin und alles, alles, alles iriarty!
Ohne sie wäre Überhauptnichts zur Stande gekommen. Also ein Hooooch auf dich! <3
iriarty!!! on ICE :D Komplett anzeigen

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Seit Tagen hat es geschneit.

Der Schnee lag in den ersten Tagen knöchelhoch, dann ging zum Knie.

Bittere Kälte kroch unweigerlich unter die Knochen. Diese eisige Kälte wenn der Winter anfängt

es ernst zu meinen. Wenn die Hunde gegen die sternklare Nacht jaulten.
 

Wenn der See hinter dem Kornfeld ganz zufror, hieß es früher immer, die Eisfee sei ins Dorf gekommen.

Am nächsten Morgen freute sich der kleine Otabek schon auf die sonderbare Muster aus Atem und Licht

auf den Glasscheiben.

Als Kind war er überzeugt, das die Eisfee seine Großmutter gewesen sein muss. Mit runden, weichen Gesicht. Die weißen Haare im Nacken als Knoten fest gebunden. In der Nacht legte sie leise eine hauchdünne Silberdecke über die Dächer und Bäume. Ihr Kleid glitzerte im Mondlicht in allen Regenbogenfarben. Sie würde ihn warm anlächeln und wie selbstverständlich sofort in einer herzlichen Umarmung schließen. Sie würde ihn sanft über den Kopf streichen und Lokum anbieten.
 

Mittlerweile wusste Otabek das die Wahrscheinlichkeit jemals eine Fee anzutreffen wohl unwahrscheinlich gering war. Vielleicht am Anfang, als er in die weite Welt auszog um nach Glück zu suchen, hatte er noch ehrlich auf ein Wunder gehofft. Doch das Söldnerdarsein trieb jegliche Naivität ganz schnell raus. Spätestens wenn man das erste Mal in einer dunklen Gasse dem Tod in die Augen sah.
 

Sein Pferd Sajsan trug ihn jetzt nach Jahren der Abwesenheit durch die Eislandschaft in die kleine Heimat zurück. Durch die unendliche Stille die nur frisch gefallener Schnee zaubern kann.

Er erwischte er sich bei dem kindischen Gedanken, das wohl die Eisfee in der Nacht da gewesen sein muss.

So philosophierte Otabek noch wie seltsam es war, durch die vertraute und doch längst vergessene Gegend aus seiner Jugend zu reiten.
 

Als Sajsan plötzlich die Ohren aufstellte und zwei Herzschläge später die himmlischer Ruhe mit verzweifelten Schreien zerstört wurde. Sein Pferd fing an zu schnaufen und bockte nach hinten.
 

Otabek schimpfe im Inneren.

Schreie bedeuteten meist eine gewaltsame Auseinandersetzung und Einmischen hieß immer Ärger.

Sein überproportionales Sinn nach Gerechtigkeit hat ihn schon Probleme mit dem neuen König Leroy eingebracht. Am Ende erklärte ihn Jean-Jacques kurzerhand für vogelfrei und Otabek blieb nicht anderes übrig als mit kaputtem Stolz im Heimatdorf ausharren.
 

Wieder Geräusche. Diesmal mehr ein verzweifeltes Jammern.
 

Sein Pferd spürte die Unentschlossenheit, schnaufte wieder laut auf und fing an der Stelle zu tänzeln. Das flaue Gefühl im Magen verstärkte noch mehr den Wunsch ohne umzusehen in die gegenseitige Richtung zu fliehen. Zurück ins Dorf. Ins Warme. Einfach nur nach Hause.
 

Doch aus irgendeinem Grund stellte er sich plötzlich vor, wie die Großmutter Eisfee vor Verzweiflung ihr Gesicht verziehen würde.
 

In nächsten Moment riss Otabeck schon an den Zügeln scharf nach rechts und setzte mit einem riesigen Sprung ins Galopp ein. Je näher er kam, desto deutlicher wurden auch andere, tiefere Stimmen nebenbei

zu hören. Das schwere nasse Kalt der Äste peitschte Otabek ins Gesicht. Es war in Ordnung.
 

Der Wunsch wegzulaufen wandelte sich plötzlich um in das pochende Verlangen zu retten. Irgendwo am Rande des rationales Denken wusste er, das die ganze Aktion noch garantiert viel Leid mit sich bringen würde. Er war seit Tagen unterwegs und inzwischen völlig übermüdet, unterernährt und halluzinierte bestimmt schon.
 

Doch dann brach sein Pferd durch das Unterholz in die Lichtung ein und Otabek sah plötzlich

nur noch Augen. Harte, grüne Soldatenaugen starrten ihn an.
 

Bis sein Gehirn die gesamte Szenerie verarbeitet hatte, war Sajsan praktisch schon auf die andere Seite gesprintet und Otabek musste sein gesamtes Körpergewicht nach hinten werfen um den Gaul um neunzig Grad zurück zu drehen.
 

Mit Schaum vorm Maul wandte sich das Pferd auf den Hinterbeinen, kippte dabei fast auf die Seite, doch fand schnell das Gleichgewicht erneut. Mit dumpfen Aufstoß der Hufen stand es felsenfest wieder auf der Erde. Obwohl jung, war Sajsan an extreme Kampfsituationen gewöhnt und wusste voll und ganz seinen Herrn zu vertrauen.
 

Mitten im Schnee saß ein Mädchen. Für einen kurzen Augenblick dachte Otabek es würde in roten Flammen aufgehen. Nein, nur die Abendsonne spielte ein Streich.
 

Drumherum standen vier Männer mit Äxten und Fackeln gewappnet. Allein an der Haltung war sofort deutlich das es keine Kämpfer waren, sondern entweder übereifrige Ordnungshüter aus dem Dorf oder auch Landstreicher auf der Suche nach leichter Beute.
 

Mit kurzem Aufschrei drückte Otabek seine Fersen die Seiten des Tieres und das Pferd setzte mit voller Wucht nach vorne.
 

Drei von den Männern ging das Geschehen eindeutig zu schnell. Sie standen mit schockiertem Gesichtsausdruck ohne sich zu rühren. Doch der vierte schüttelte kurz mit dem Kopf und ging mit der Axt auf Sajsan los. Er versuchte die Pferdebeine zu treffen. Der Mann mit der Axt stolperte ungeschickt voran.

Er verließ sich eindeutig mehr auf die Körperstärke als irgendwelche Kampftechnik.
 

Jetzt war es wiederum an der Zeit für Otabek seinen Gefährten zu vertrauen. Heute sollte niemand durch sein Schwert sterben. Für komplizierte Ausweichmanöver war die Distanz zu kurz. Fürs Gutreden zu spät.
 

Otabek wollte doch nur das Mädchen retten.

Er schloss kurz die Augen und hoffte die Wärme der Sonne auf seiner Haut zu spüren.

Sie verschwand gerade hinter dem Horizont.
 

Das Pferd wieherte spitz. Schlug mit den Vorderbeinen aus.
 

Der Angreifer ging zwar zu Boden, dafür setzten sich die anderen Drei in Bewegung.

Das Mädchen schien ebenfalls aus der Starre zu erwachen. Es streckte instinktiv die Arme entgegen.

Es gab nur einen Versuch.
 

Otabek kippte aus dem Sattel zur Seite und stand für eine Sekunde still um das Mädchen hoch zu ziehen. In der nächsten, versuchte er schon das neue Gewicht ausbalancieren und Sajsan wenigstens in eine ungefähre Richtung zu lenken.
 

Hinter ihnen schimpfe jemand lautstark.
 

Der Wind pfiff Otabek um die Ohren. Das Adrenalin ließ ihn nicht richtig aufatmen.

Die ganze kalte Welt schrumpfte nur noch auf den bebenden Körper in seinem Arm.
 

So ritt er bis es dunkel wurde und der erschöpfte Sajsan nur noch trabte. Schließlich blieben sie unter einer großen weinenden Weide stehen. Otabek spürte wie der muskulöse Rücken des Tieres mit leichten Tremor zitterte.
 

Er stieg in einer fließenden Bewegung vom Pferd ab. Das blonde Mädchen, halb ohnmächtig, wäre fast dabei herunter gefallen. Otabek stürzte es an den Schultern und sie sanken zusammen in den Schnee.
 

Erst jetzt merke Otabek wie am Ende seiner Kraft er war. Er biss sich in die Innenseite der Wange. Während das Blut seinen Mundraum füllte, erlaube er der Panik sich in der Brust auszubreiten. Allein mit einer Verletzten im Wald, ohne Verpflegung, ohne sicheren Schlafplatz. Zurück ins Dorf konnte nicht riskieren.

Die nächste Stadt lag zwei Tage ununterbrochenes Reiten entfernt. Sogar wenn sie den Weg lebend schaffen würden, war da immer noch die Sache mit Jean-Jacques.
 

So saß er, wie es schien eine Ewigkeit in der dunklen Nacht.

Der Himmel war ganz bedeckt, nicht mal Sternenlicht wollte ihn aufmuntern. Schade eigentlich, er hätte wenigstens ein mal ihr Gesicht richtig sehen wollen. Nur die Nase, dünner Mund und die Augen waren schemenhaft erkennbar.
 

Ihre Fußgelenke waren unnatürlich verdreht. Er strich vorsichtig über die Knöchel.

Der Körper auf seinem Schoß gab eine Mischung aus Stöhnen und ersticktem Gurgeln vor sich. Otabek konnte als Antwort nur schwer seufzten. Sie würden es wohl nicht schaffen, doch hat sie gerade geblinzelt?
 

„Hey, aufwachen!“, er tätschelte leicht gegen die kalte Wange. „Gibt es jemanden der dir helfen kann?

Wo soll ich dich hinbringen?“ Der Kopf lag schwer in seiner Hand. Die Augenlider flatternden tatsächlich. Wenn alles gut lief, würde heute wirklich niemand sterben.
 

Otabek wollte schon noch einmal fragen, als es von unter krächzte: „Bring mich zu Lilia.“
 

„Wo ist sie? Wo kann ich sie finden?“
 

Hinter dem Kornfeld, am See.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2017-01-01T20:25:49+00:00 01.01.2017 21:25
omg, König Leroy XDD ich musste voll lachen

ich mag Fantasy, und dein Schreibstil gefällt mir

und es passt so schön jetzt zur Jahreszeit, perfekt

wenn Leroy König ist, was ist dann Lilia? eine Gräfin oder so? bin schon gespannt
Von: Hinata_Shouyou
2016-12-29T23:07:45+00:00 30.12.2016 00:07

Die FF gefällt mir gut , freue mich auf mehr


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