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A Sky full of Stars

von

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25


 

Das Mädchen verengte die Augen und sah den Neuankömmling misstrauisch an.

„Ich bin Jamie und wer bist du? Du räumst doch nicht unsere Bude aus, oder?“, fragte sie und beäugte ihn von oben bis unten.

Seine langen weißen Haare fielen ihm strähnig ins Gesicht, er trug eine abgetragene Lederjacke zu zerrissener Jeans und dreckigen Stiefeln. Er sah aus wie ein Obdachloser, aber Jamie sprach es nicht laut aus, auch wenn sie es am liebsten getan hätte. Der Fremde setzte sich neben sie an den Küchentisch, während ihre Stiefmutter ihren Mantel wegbrachte. Ihr Vater war gerade dabei gewesen Essen zu kochen, aber als seine Frau wieder reingekommen war, hatte er damit aufgehört.

Genervt verschränkte Jamie die Arme vor der Brust und wartete bis sich die allgemeine Aufregung gelegt hatte.

 

„Sein Name ist Sebastian“, sagte Grace zu ihrer Stieftochter. „Er ist mein Sohn und es wäre schön, wenn ihr euch vertragen würdet. Wenn es in Ordnung ist, dann wird er ab und zu vorbeikommen.“

„Ich habe nichts dagegen“, sagte Grace‘ neuer Mann und stellte sich wieder an den Herd, um das Essen fertig zu kochen. „Ich würde mich freuen, wenn ich deinen Sohn kennenlernen kann.“

Er sah zu seiner Frau und konzentrierte sich dann wieder darauf, was er gerade tat.

Sebastian wusste noch nicht, was er von Jamie halten sollte, aber er war froh, dass er endlich mal auf andere Gedanken gebracht wurde und nicht immer nur nachdenken musste.

Nachdem das Essen auf dem Tisch stand und er endlich, das erste Mal seit Tagen, wieder etwas vernünftiges gegessen hatte, lehnte er sich zufrieden nach hinten und schloss für einige Sekunden die Augen. Er seufzte wohlig auf und bemerkte dann, dass seine Mutter und Thomas aus dem Raum verschwanden. Er sah zur Seite und sah, wie Jamie ihn noch immer beobachtete.

„Was?“, ging er sie viel zu hart an. „Soll ich dir ein Passbild schenken? Was willst du von mir?“

 

„Ich kenne dich“, stellte Jamie fest und verengte wieder die Augen. „Du warst mit Elena auf der Abschlussparty bei Aaron.“ Sebastian sah sie etwas erstaunt an. „Du kennst Elena?“, fragte er ein Stück zu interessiert. Etwas in seiner Stimme schien Jamie hellhörig zu machen. „Ja, jeder kennt Elena. Immerhin heiratet sie einen Herzog. Ich mache zwar erst nächstes Jahr meinen Abschluss, aber wenn es soweit ist angle ich mir auch einen reichen Prinzen. Dann muss ich nicht studieren.“

Sebastian funkelte sie wütend an. Mit ihren Worten riss sie Wunden auf, die er sich immer noch mühsam leckte. „Allerdings hat Sarah gesagt, dass sie sich kaum noch irgendwo blicken lässt, seit der Abschlussfeier.“ Jamie plapperte einfach weiter vor sich hin, ohne auf irgendeine Reaktion zu warten. „Du kennst Sarah?“, unterbrach Sebastian sie. Sie nickte eifrig und fuhr unbeirrt fort. „Sarah trainiert im Sommer das Cheerleaderteam. Max, mein Freund, hat erzählt, dass Jacob nur noch auf die Hochzeit wartet, damit er Elena endlich flachlegen kann. Das ganze Footballteam zerreißt sich darüber das Maul. Eigentlich ist es wirklich traurig für sie, dass er sie nur heiratet damit er an seine Kohle kommt. Sicher liebt sie ihn wirklich.“

Tief in Gedanken versunken registrierte sie gar nicht, wie Sebastian vor Wut förmlich schäumte.

 

"Sie liebt ihn mit Sicherheit nicht!", stand Sebastian wütend auf und warf dabei den Stuhl rückwärts um. "Ich kenne Elena schon viele Jahre und ich kann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass sie diesen Typen nicht liebt. Wenn ich jemanden so sehr lieben würde, dann würde ich mich auch mit ihm in der Öffentlichkeit zeigen und mich nicht zu Hause verstecken!"

Er ballte die Hände zu Fäusten und presste die Kiefer aufeinander. Er konnte seine Wut nur schwer unterdrücken, geschweige denn sie kontrollieren.

"Wenn du jetzt noch ein Wort über Elena verlierst, dann..., wurde Sebastian unterbrochen, als seine Mutter den Raum betrat.

"Ich habe Elenas Namen gehört. Wie geht es ihr denn und was macht sie jetzt, nachdem die schule vorbei ist?", meinte Grace freundlich, ohne damit aufdringlich zu wirken.

"I-Ich... S-Sie...", begann Sebastian leise und sah dann zum Boden, damit er nicht weiter sprechen musste.

Er hatte zumindest die Hoffnung, dass er nicht antworten müsste.

Jamie nahm Sebastian allerdings die Last von den Schultern: "Elena wird einen Herzog heiraten."

Damit hatte Jamie erneut Salz in seine Wunder gestreut. Sie wusste nicht, wie es in ihm aussah und wie er sich fühlte. Und, wenn es nach ihn ginge, dann wäre es theoretisch auch nur dabei geblieben, dass er sich nichts hätte anmerken lassen müssen.

 

Grace schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund. „Heiraten? Elena? Wie ist das denn passiert“, fragte sie. Dann war es soweit, die mühsam aufgestaute Frustration brach aus Sebastian heraus. Mit voller Wucht warf er den noch voll gedeckten Tisch um und stapfte wütend ins Wohnzimmer. Seine Mutter und Jamie folgten ihm auf den Fuß. Er hatte sich auf einen der weichen Sessel geworfen und hielt seine Tränen zurück.

Grace setzte sich auf seine Armlehne und tätschelte ihm leicht die Schulter. „Was ist los, Schatz. So habe ich dich noch nie gesehen“, flüsterte sie und wartete auf seine Antwort.

Und so erzählte Sebastian ihr alles. Von dem Abend wo sie von zu Hause weggelaufen war, bis zu den Tagen, die sein Vater ihn misshandelt hatte und wie Elena ihn da raus geholt hatte, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Wie sie miteinander geschlafen haben und wie er sich fühlte seit er sie nicht mehr sah. Grace und Jamie sahen ihn beide mit weit aufgerissenen Augen an.

Als er mit seiner Erzählung fertig war, fühlte Jamie sich schrecklich, weil sie die ganze Zeit so ein Miststück war. „Und ihre Eltern lassen das einfach so zu?“, fragte Grace verständnislos und runzelte die Stirn, während sie ihren immer noch weinenden Sohn musterte. Sie kannte Elena seit sie noch ein kleines Baby war, dass sie nun gegen ihren Willen heiratete fiel ihr schwer zu glauben. Aber wenn sie darüber nachdachte, was sie selbst für ihren Sohn nicht tun konnte, spürte sie nichts als tiefe Dankbarkeit für die beste Freundin ihres Kindes. Sie hatte ihn selbstlos gerettet, ohne darüber nach zu denken, was das für ihre Zukunft bedeutete.

„Du musst sie aufhalten“, platzte Jamie hervor. Sebastian funkelte sie wütend an, aber sie hob abwehrend die Hände. „Du liebst sie doch, wie kannst du zulassen, dass sie jemanden anderes heiratet?“ Er seufzte als sie das offensichtliche aussprach. „Sie hat eine neue Handynummer. Ich kann sie nicht mal anrufen“, flüsterte er und räusperte sich. Jamie kam eine Idee wie sie ihm helfen könnte.

Sie sprang auf und holte ihr Handy aus der Küche. „Hey Sarah, hier ist Jamie ...ja genau.... Ich hab mal eine Frage..ja, also...es geht um Elena, könntest du mir ihre Telefonnummer geben? Ja, nein es geht darum auf der Party hatte ich ihr etwas in die Tasche gelegt, weil sie sagte sie passt darauf auf, aber dann ist sie früher gegangen und ich hätte es jetzt gern wieder....Was es ist? Ähm...das ist nicht so wichtig....Ja, wirklich? Danke schön. Ja bis dann“, hörte Sebastian sie aus der Küche sagen. Als sie das Wohnzimmer wieder betrat reichte sie ihm einen kleinen Zettel, wo sie mit Hand etwas drauf gekritzelt hatte.

 

Sebastian sah erwartungsvoll zu dem Zettel, den Jamie in der Hand hielt. Er wollte diese Nummer haben und Elena anrufen, aber gleichzeitig hatte er Angst davor. Er hatte sie gefragt, ob sie ihn heiraten wollte, doch sie hatte abgelehnt. Sein Herz wurde mit einem Mal extrem schwer und er fühlt sich, als würde ihm die Luft zum Atmen fehlen.

Jamie lief zu ihm und grinste ihn breit an, denn sie wusste mittlerweile alles über ihn und seine Gefühlswelt. Sie hielt ihm den Zettel entgegen, und so schwer es ihm auch fiel, er nahm ihn trotzdem entgegen. Er hielt im Moment das Wichtigste für ihn in der Hand und er wusste, wenn er diese kleine Notiz verlor, würde er nie wieder mit Elena sprechen können.

"Danke", flüsterte er, und war nicht fähig, irgendetwas anderes zu sagen oder zu tun.

Er ließ sich im Wohnzimmer auf das Sofa sinken und wischte sich mit dem Handrücken die restlichen Tränen aus den Augenwinkeln. Er sollte sich nie wieder so gehen lassen, wenn andere Personen bei ihm waren. Es war das letzte Mal, dass er zugegeben hatte, dass Elena seine größte Schwäche war. Und somit hatte er sich verletzlich und angreifbar gemacht.

Nachdem es außerhalb des Hauses dunkel geworden war, verabschiedete sich Sebastian von seiner Mutter, ihrem Mann und Jamie. Er wusste allerdings immer noch nicht, was er von ihr halten sollte und ob er sie mochte oder nicht. Es fiel ihm schwer, sie zu beurteilen.

Er lief zur nächsten Straßenbahnhaltestelle und wartet dort, damit er nach Hause fahren konnte. Sein Motorrad stand bei der Scheune und am Nachmittag, als er sich mit seiner Mutter getroffen hatte, hatte er sich entschieden dorthin zu laufen. Jetzt in diesem Moment bereute er es etwas. Er hasste überfüllte Orte, vor allem die Straßenbahn oder andere öffentliche Verkehrsmittel, wo sich Körper an Körper pressen konnten und man keine Möglichkeit der Flucht hatte.

 

Elenas Hände zitterten als sie auf ihrem Handy die Telefonnummer eintippte. Schon lange hatte sie nicht mehr mit der Person gesprochen, die sie gleich anrufen würde, aber es war wichtig.

Nach zwei Freizeichen ging jemand dran. „Ja?“, fragte Sarah und räusperte sich. Elena seufzte schwer. „Hey, ich bin´s. Können wir reden?“, fragte sie ebenfalls und die Nervosität übermannte sie fast. Sie hatte ihrer besten Freundin nach wie vor nicht erzählt, dass sie heiraten würde. Schon alleine der Gedanke daran, brach ihr das Herz. Am anderen Ende der Leitung hörte sie nichts mehr, bis Sarah schließlich einwilligte.

Am Nachmittag ging Elena zögernd in das Café, wo sie sich mit ihrer Freundin treffen wollte. Sarah saß bereits am Fenster und rührte in einer Tasse, während sie wartete. „Hey...danke das du es einrichten konntest“, sagte Elena und lächelte leicht. Sarah nickte „Wenn du mich mit deiner hochheiligen Präsenz beehrst, muss ich ja wohl kommen“, sagte sie bitter. Elena nickte. Was sollte sie auch anderes erwarten. Seit ihrem Abschluss hatte sie sich nur ein paar Mal bei Sarah gemeldet und da ging es nur um ganz alltägliche Dinge. „Ok, hör zu Sarah, ich weiß auch, dass ich mich bei dir öfter hätte melden müssen, aber es war soviel los. Mit meinen Eltern....und ….mit Sebastian...Ich muss dich was fragen und das hätte ich nicht so lange vor mich herschieben dürfen“, sagte sie und nahm über dem Tisch die Hand ihrer besten Freundin. „Du weißt, dass ich heiraten werde....und du bist wie eine Schwester für mich und ich liebe dich fast so sehr wie Sebastian. Also …würdest du meine Brautjungfer sein?“ Sarah sah sie überrascht an, nickte dann aber heftig.

Nachdem die erste Hürde überstanden war, unterhielten sich die beiden Frauen noch eine ganze Weile über die bevorstehende Hochzeit. Sarah kam nicht umher sich zu fragen, weshalb sie selbst sich mehr über die Hochzeit ihrer besten Freundin freute, als die Braut selbst. Jedes Wort was Elena an sie richtete, war trauriger als das davor. Sarah hörte sich geduldig alles an, aber sie merkte sofort das hier irgendwas absolut gar nicht stimmte.
 



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