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der Zaun

So gut wie möglich hielt sich der Junge an dem dicken Ast über ihm fest, während er auf einem etwas dickeren Ast in Richtung des nächsten Baumes balancierte. Seine Hände waren eiskalt und verkrampft, ihm war übel und er zitterte vor Kälte und Angst. Wie weit ihn das bisschen Holz tragen konnte wusste er nicht. Er wollte auch gar nicht darüber nachdenken, dass er sich gut fünf Meter über dem Boden aufhielt und nicht in direkter Richtung des Ziels gehen wollte sondern in einem weitläufigen Bogen.

Der Ast knarzte leise unter seinem Gewicht, und zu Sasukes Entsetzen bot ihm auch der obere Ast kaum noch Halt. Unendlich langsam und vorsichtig bückte er sich, und erst als er eine Hand auf die Rinde unter seinen Füßen legen konnte, ließ er ihn los.

Schnell packte auch die andere Hand den unteren Ast und er setzte sich rittlings auf seinen einzigen Halt, um in seine Tasche zu greifen.
 

Er war froh darum, dass man ihm erlaubt hatte, eine Tasche mit Lebensmitteln zu packen. Itachi hatte ihm noch ein paar Seile und Drähte dazugepackt, Messer und andere Waffen, die sie wichtig fanden. Zumindest das dicke Seil und eine Kralle würde Sasuke nun zweckentfremden können. Die Kralle bestand aus mehreren gebogenen Metallstücken, durch ein weiteres Metallstück verbunden. Sasuke hatte einmal zugesehen, wie Fugaku die Kralle einem Monster in den Rücken gerammt und es daran aufgehängt hatte, bevor sie unter dem schreienden Wesen Feuer entzündet und es verbrannt hatten.
 

Sasuke hoffte, dass sie sich um den Stamm des anderen Baumes schlingen und verhaken würde, damit er sich hinüberschwingen konnte. Er wusste nicht, wie er sonst seinen Baum verlassen sollte, und die Fußspuren würden seinen Jäger zu ihm führen. Der Baum war kein Versteck, nur eine Sackgasse.
 

Weit holte der Gejagte aus und schleuderte die Waffe mit aller Kraft zum anderen Baum.

Es gab für ihn nur diesen einen Versuch, das wusste er. Würde die Kralle im Schnee landen, wüsste sein Jäger genau, welchen Weg Sasuke nahm.
 

Die Kralle schwang nur halb um den Stamm und Sasuke musste sich stark zusammen reißen, um nicht verzweifelt aufzuschreien. Immerhin landete sie nicht auf dem Waldboden, und vielleicht konnte sie zurückholen und doch noch einen Versuch riskieren, auch wenn es nun schon fast dunkel war und seine Jäger ihn sicher in den nächsten Stunden hier finden würden.

Doch als er die Kralle am Seil, das er um das Ende der Waffe gebunden hatte, zurückziehen wollte, hakte sie sich fest. Sasuke wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er wusste nicht, wie stabil der Halt war, den das Metall gefunden hatte. Er zog einmal ruckartig daran, doch nichts tat sich. Und so band er das Seil fest um seine Taille und konnte nur hoffen, dass alles gutging, als er sich auf seinen Ast stellte und leicht pendelte. Es würde ein sehr schmerzhafter Tod werden, wenn jetzt etwas schiefging.

Sein Ast pendelte mit und ihm wurde noch übler, auch wenn das kaum möglich schien.
 

Dann verlor er im nächsten Moment den Boden unter den Füßen, wenn man das Holz so nennen konnte, und sprang, in jeder Hand ein Kunai. Er hoffte, dass sich die Klingen der Wurfmesser durch das Holz gruben und er Halt fand. Seine Hände waren mittlerweile so kalt und nahezu taub, dass er nicht glaubte, wirklich weiter zu kommen.
 

Im Moment des Sprungs wurde ihm schwindelig. Er spürte, wie er fiel, und hörte das Blut in seinen Ohren Rauschen. Kaum war der Stamm des anderen Baumes in seiner Reichweite bohrte sich die Klinge eines Kunais tief in Rinde, aber er rutschte noch etwa einen halben grauenvollen Meter voller Angst weiter hinab, bis er Halt fand. Leise stöhnte er auf, seine Schultern und Handgelenke sendeten glühenden Schmerzwellen in den übrigen Körper. Er suchte sich einen nahen Ast, kletterte darauf und zog dabei das Kunai aus dem Stamm. Dann kletterte er mühsam und langsam weiter hoch, um seine Kralle zu holen und die Prozedur zu wiederholen, während der Mond am Himmel stand und er wusste, dass er längst verfolgt wurde. Seine Jäger waren im Vorteil, immerhin war fast Vollmond und eine klare Nacht lag vor ihnen. Der Mond würde Sasuke verraten, wenn dieser nicht schnell genug verschwand oder endgültig keine Kraft mehr in den Armen hätte.
 


 

Eine Ewigkeit später erreichte Sasuke einen Baum, unter dem ein Zaun verlief. Ihm war mittlerweile unheimlich schwindelig und er wusste, er würde nicht mehr weitergehen können. Diese Fortbewegungsmethode verlangte ihm zu viel ab. Er war den ganzen Tag gerannt, bevor er auf die Bäume geklettert war, und hatte nur einmal kurz gerastet. Mittlerweile stand der Mond hoch am Himmel und Sasuke fühlte sich, als wäre er selbst aus Schnee. Kalt genug war ihm jedenfalls. Nicht einmal die Splitter und Risse in seinen Händen spürte er noch. Seine Hände waren so taub, dass er sich fragte, ob sich das jemals wieder ändern würde.

Aber Sasuke sah den Zaun und wusste um dessen Bedeutung. Er war in der Karte eingezeichnet und markierte die Grenze des Jagdgebietes. Sasuke durfte ihn nicht überqueren, aber das hatte er auch gar nicht vor. Der Zaun bestand nämlich nur aus sehr hohen Holzpflöcken, die durch dünne Fäden verbunden wurden, in die Glöckchen eingeflochten waren. Sobald er mit einem Faden in Berührung käme, wüsste sein Jäger davon.

In ihm keimte die Frage, ob den Monstern denn so langweilig war, dass sie solche Zäune errichteten. Die Fäden waren so kreuz und quer, aber straff gespannt, dass es dafür Jahre gebraucht haben musste, dieses riesige Gebiet auf diese Weise vom restlichen Wald abzugrenzen.
 

Er schüttelte den Kopf und beschloss, sich nun endlich auszuruhen. In wenigen Stunden würde es wieder hell werden und er wollte seinen Weg dann fortsetzen. So schlang er das Seil um den Baum, auf dem er sich befand, und fesselte sich daran. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass seine Hände bis zum Morgen nicht abstarben oder er gefunden wurde. Doch kaum hatte er seine Hände mit in seine Jacke geschoben und es sich so gemütlich gemacht, wie es eben ging, schrak er heftig zusammen und wäre ohne seine Fesselaktion wohl heruntergefallen. Sein Herz raste und er sah sich panisch um. Es war wieder ruhig, aber eine ganz andere Stille als zuvor. Eine geladene.

Sasuke wusste nicht, was das für ein durchdringendes, grauenhaftes Geräusch gewesen war, bis es ihm dämmerte: das Monster musste geschrien haben. Sehr wütend.

Wahrscheinlich hatte es das Ende seiner Fußspuren entdeckt.
 

Sasuke seufzte innerlich und erlaubte es sich trotz der Wut des Jägers, seine Augen zu schließen. Das Monster würde vermuten, dass er seinen Weg zum Ziel fortgesetzt hatte. Und obwohl er seinen Weg damit verlängert hatte, war er nun froh, sich davon entfernt zu haben. So fühlte er sich etwas sicherer.

Wenig später schlief er tief und fest ein.
 


 

"Wir haben einen Auftrag bekommen", verkündete Uchiha Fugaku seinen Söhnen nach dem Abendessen.

Sasuke blickte aufgeregt zu seinem Bruder, hoffend, nun endlich selbst ein Monster töten zu können. Der ältere Bruder nickte lediglich und fragte, was das für ein Auftrag sei. Sie wussten alle, dass ihr Vater Sasuke nicht jagen lassen würde, sollte es ein schwieriger Fall sein. Itachi stellte sich darauf ein, Sasuke vielleicht aufbauen zu müssen, der schon seit längerem ungeduldig war und unbedingt beweisen wollte, dass er so gut war wie der ältere Bruder, der schon mehrere Aufträge erfolgreich beendet hatte.

"Ein paar Vampire terrorisieren ein Dorf im Norden. Einmal im Monat zwingen sie die Dorfbewohner, sich zu versammeln. Dann wählen sie einen Menschen aus und nehmen ihn mit. Ihr könnt euch denken, was dann passiert."

Die Brüder nickten, und schon öffnete Sasuke seinen Mund für ein "Darf ich das machen?".

Itachi starrte ihn skeptisch an, während ihr Vater den Kopf schüttelte. "Wir werden dorthin gehen und uns die Lage anschauen. Es sind mehrere, wir müssen vorsichtig sein. Du kannst uns helfen, Sasuke, aber das ist zu schwer für dich. Selbst Itachi lasse ich das nicht alleine machen."

Wütend senkte der jüngere Bruder seinen Blick. Es war einfach unfair, dass er noch nicht jagen durfte. Er war jetzt 16 Jahre alt und wollte eigenes Geld verdienen können und sich beweisen. Ein Monster töten, zeigen, dass er kein kleines Kind mehr war. Itachi hatte auch mit 16 sein erstes Monster ermordet. Und Sasukes siebzehnter Geburtstag war nur noch ein halbes Jahr entfernt.

Wenn Sasuke ehrlich war, war er auch enttäuscht. Sein Vater schien ihn gar nicht ernst zu nehmen.
 

Fugaku sprach weiter, doch Sasuke hörte nur noch mit halbem Ohr hin. "Wir werden uns dort einquartieren und bei der nächsten Wahl wirst du alles daran setzen, damit du ausgewählt wirst, Itachi. Du bist jung, das ist sicher von Vorteil. Und sobald du die Möglichkeit hast, schickst du uns eine Krähe, dann holen wir dich da raus. Sasuke, du wirst dann auch dabei sein. Halte dich aber bitte im Hintergrund, ja?"

Das hatte er gehört. Sasuke grinste. "Mach ich", sagte er sofort zu in der Hoffnung, doch noch ein Monster töten zu können. Es war schon enttäuschend genug, dass Itachi der Köder war. Aber gut, wenn Itachi nach ihnen pfiff, flogen die von ihm aufgezogenen Vögel sofort zu ihm, die sich sonst in den Wäldern herumtrieben. Er war das einzige Familienmitglied, das auf Krähen vertraute. Die anderen nutzten einfach zu händelnde Katzen, die sich ebenso selten bei der Familie blicken ließen wie Itachis Krähen.
 

Einige Wochen später waren sie im Dorf angekommen, und schon nach zwei Tagen stand die Auswahl bevor. Sasuke verhielt sich unauffällig, wie es der Vater der Brüder wollte, während sie in der Dunkelheit der Nacht gemustert wurden, bis ein junger Mann das Dorf betrat. Er war hochgewachsen, sicher einen Kopf größer als Itachi und leichenblass. Die Monster machten ihm Platz. Sofort wusste Sasuke, dass er das Monster war, das hierfür verantwortlich war. Der Anführer dieser Vampire. Neugierig spähte Sasuke über Itachis Schulter und ärgerte sich, dass er ein bisschen kleiner war als sein Bruder.

Der Vampir ging auf die Menschen zu, einige wichen zurück. Sasuke sah die Dorfbewohner, von denen er bisher nur wenige kennen gelernt hatte, und die Angst in deren Augen. Der jüngere der Brüder wurde unruhig und drängte sich neben seinen Bruder, um mehr sehen zu können. Er hatte keine Angst, immerhin sollte er nicht das Opfer sein. Und selbst wenn er ausgewählt werden sollte, sagte er sich, dass er mit diesen Geschöpfen sicher fertig werden würde. Immerhin würde er ihnen nicht alleine gegenübertreten.

Das große Monster drehte sich plötzlich um, als hätte es Sasukes Blicke gespürt. Unverhohlen es ihn an. Itachi versuchte, ihm die Sicht auf den kleinen Bruder zu versperren, doch das interessierte das bleiche Monster nicht. Es trat an den älteren Bruder heran und säuselte beinahe liebevoll: "Mach Platz."

Sasuke spürte die Anspannung seines Bruders, bevor dieser beiseitetrat und den jüngeren einfach mit sich zog.
 

Der Vampir grinste, packte Itachi am Arm und zerrte ihn grob und mit einer Kraft von Sasuke fort, mit der dieser nicht gerechnet haben musste, denn plötzlich stand das Monster vor Sasuke. Es ließ den ziemlich erschrocken wirkenden Itachi los und packte stattdessen Sasukes Kinn. Ein anderes Monster eilte zu ihnen und ergriff den Anführer an der Schulter.

"Madara", sagte es leise. "Das ist keine gute Idee. Nimm den anderen."

"Ich nehme dich mit", sang das Monster und ignorierte den Einwurf des anderen Vampirs. "Du siehst aus wie er. Ich will sehen, wie du dich schlägst."

In dem Moment rutschte Sasuke das Herz in die Hose und Itachi drängte sich zwischen das Monster und seinen Bruder. "Ihr wollt doch eine aufregende Jagd, oder? Ich komme freiwillig mit. Dieses Kind kann euch nichts bieten."

Das Monster lachte auf, verhöhnte Itachis Bemühungen, doch noch das Kind aus dem Brunnen zu ziehen. "Nein. Der Kleine kommt mit. Du musst bis zum nächsten Monat warten. Junge, du darfst dir Essen mitnehmen für drei Tage. Los, hol deine Sachen!"
 


 

Sasuke schreckte aus dem Schlaf. Verwirrt erkannte er die Fesseln und brauchte ein paar Minuten, um sich zu erinnern, wieso er an einen Baum gefesselt war. Und er schrak gleich noch einmal zusammen, als er bemerke, dass es schon Mittag war. Er hatte viel länger geschlafen als gewollt, und das warf ihn in seinem Zeitfenster zurück. Zudem nahm ihm der Traum mit und die Erinnerung daran, wie seine Mutter geweint hatte und Itachi ihm versprach, seine Krähen zu schicken. Fugaku hatte gar nichts gesagt. Er schien bis zu seinem Abschied nicht begriffen zu haben, dass das Monster seinen jüngeren Sohn gewählt hatte. Ausgerechnet den Sohn, der noch nie selbst getötet hatte, sondern immer nur assistiert.
 

Erst nach wenigen Augenblicken nahm der Flüchtige die Krähe wahr, die auf einem Ast neben ihm saß und ihn anstarrte. In ihrem Schnabel hielt sie ein kleines Röhrchen. Vorsichtig löste Sasuke seine Fesseln und seufzte erleichtert. Seine Hände waren zwar zerkratzt und wund und brannten höllisch, aber sie waren auch wieder warm und nicht mehr taub. Er hatte gefürchtet, sie stürben ihm in der Kälte ab.

Er nahm dem Tier das Röhrchen ab und las die Nachricht. Itachi bat ihn um eine Antwort, damit sie ihn holen und die Monster töten konnten. Sasukes Augen brannten, als er die Worte las.

Das winzige Stück Kohle, um das das Papierröhrchen gewickelt gewesen war, musste zum Schreiben ausreichen.

Sasuke hatte seinem Bruder auch schon einmal so ein Stück Kohle geschickt, zusammen mit einem genauso kleinen Zettel, nur war der Bote eine Katze seines Vaters gewesen. Das lag bestimmt schon mehrere Jahre zurück. Damals hatte Itachi seinen ersten Auftrag gehabt, den er ohne Sasukes Assistenz oder Fugakus Beistand hinter sich bringen musste.

Sasuke hatte es nie ausgesprochen, aber damals war er noch jung gewesen und hatte Angst gehabt, seinen großen, tollen Bruder nie mehr wieder zu sehen.
 

Hastig schüttelte er den Kopf und die Erinnerung ab und schrieb von dem eingezäunten Waldstück und der Jagd. Auch, dass ihm der Waldboden zu unsicher war und er sich weiter am Zaun entlang bewegen würde. Es schien ihm der sicherste Weg zu sein.

Für die Kälte und dass er seine Familie vermisste war kein Platz auf dem Zettel. Die Kohle steckte er in seinen Rucksack, den Zettel gab er der Krähe zurück, die sofort wegflog. Sehnsüchtig folgte er ihr mit den Augen und wünschte sich selbst Flügel, um zu seiner Familie zurück zu kehren. Danach frühstückte er einen Streifen Fleisch und einen Apfel, bevor er sich auf den Weg machte.
 

Ihm blieben nur noch anderhalb Tage, um das Ziel zu erreichen.



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