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Beyond the Soul

The Truth Within
von

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Farbe

An den folgenden Tagen sah man Aram kein einziges Mal außerhalb des Zimmers. „Aura belliatus“ lag aufgeschlossen vor ihm auf dem Tisch, darüber befand sich ein dickes Lateinwörterbuch, was er immer wieder zu sich zog, um ein unbekanntes Wort nachzuschlagen. Ebenfalls vor Aram lag ein Notizbuch, in das er schon mehrere Stellen in Englisch übersetzt hatte, sowie einige skizzierte, bildliche Darstellungen, die dem Verständnis helfen sollten. Hauptgrund dahinter war Tony, da auch er, ohne lateinische Sprachkenntnisse, die für ihn wichtigsten Stellen verstehen soll, ohne dass Aram ihm alles erklären musste. Als er auf der letzten Seite angelangt war und seine Notizen vervollständigt hatte, schlug er das Buch mit einem lauten Knall zu. Er kippte sich den letzten Schluck seines, bestimmt nicht ersten, Kaffees hinunter, nahm das Buch und das Notizbuch unter den Arm und eilte damit hinaus. Doch schon nach wenigen Schritten wurde er aufgehalten, hielt es jedoch nicht für nötig stehenzubleiben, woraufhin ihm ein gleichaltriger Mann genervt folgte.

„Hey, Aram, wo zum Teufel hast du die letzten Tage gesteckt?“

„Ich war beschäftigt.“

„Beschäftigt? Du hast noch nie ohne Begründung gefehlt. Du bist der beste von uns und plötzlich bist du zu „beschäftigt“ um zu den Vorlesungen zu gehen?“

„Hast du was dagegen?“

„Natürlich. Du könntest von der Uni fliegen. Willst du etwa dein Studium riskieren nur wegen irgendeiner Beschäftigung?“

„Ich werde darüber nachdenken, sobald es soweit ist. Bis dahin wäre ich dir aber sehr verbunden, wenn du dich aus meinen Angelegenheiten raushalten würdest.“

Arams scharfer Ton ließ den anderen zurückweichen, während er selbst seine Schritte beschleunigte. Der Mann schüttelte ungläubig den Kopf und machte, nachdem er ihm ein paar Sekunden lang starr nachgeschaut hatte, kehrt, um wütend in die entgegengesetzte Richtung zu stapfen.

Als Aram den Hof endlich erreicht hatte, entglitt ihm ein genervtes Seufzen, bevor er weiter auf das Gebäude der Musikfakultät zuschritt und sich auf einer Bank davor niederließ. Laut Stundenplan sollte Tony in etwa 20 Minuten seine letzte Vorlesung für heute beendet haben, danach wollte er ihn abfangen und ihm das Notizbuch überreichen. Um die Zeit etwas sinnvoller zu vertrieben, blätterte er die beiden Bücher noch einmal durch und überflog die interessantesten Themen. Bei „Aura belliatus“ handelte es sich mehr um eine Sammlung altertümlicher Geschichten als eine konkrete Fachlektüre, doch schien gerade das, das zu sein, was Aram nicht losließ. Fast schon zwanghaft versuchte er in jeder Geschichte zwischen den Zeilen zu lesen und Verbindungen zwischen ihnen herzustellen, eine fachliche Komponente daraus zu schaffen, welche er eventuell sogar beweisen könnte. Die Aura faszinierte den jungen Mann wie kaum etwas zuvor.

Dass die 20 Minuten mittlerweile schon vergangen waren, bemerkte Aram erst, als die ersten Studenten an ihm vorbeischritten. Er schloss das Buch, blickte hoch und hielt Ausschau nach Tony, der nur wenige Augenblicke danach, aus dem Gebäude trat. Mit einem Winken machte er auf sich aufmerksam und schon kam Tony auf ihn zu getrottet. Anfangs wirkte er nervös, lockerte seine Miene jedoch beim Anblick seines lächelnden Freundes.

„Hey, hast dich ja lange nicht blicken lassen. Dafür siehst du aber eindeutig besser aus als das letzte Mal.“

„Danke, gebe mein Bestes.“

Mit einem Plumps, ließ sich Tony neben Aram auf die Bank fallen und musterte neugierig die Bücher auf dessen Schoß.

„Ist der dicke Wälzer für mich?“

„Keine Sorge, so viel würd ich dir doch niemals antun.“

„Hey! Was soll das heißen?“

Empörung machte sich in Tonys Gesicht breit, während er seinem belustigt grinsenden Freund einen strafenden Blick zuwarf.

Aram schlug daraufhin die erste Seite des Buches auf und hielt sie Tony vor die Nase.

„Du kannst gerne das ganze hier lesen, falls dir Latein nichts ausmacht. Ich dachte nur, englisch wäre dir lieber, darum hab ich dir die wichtigsten Stellen mit Erklärungen und Skizzen übersetzt.“

„Latein?“

Geschockt überflog Tony die ersten Wörter und stieß das Buch wieder zu Aram zurück.

„Du bist echt verrückt, hast du etwa die ganzen letzten Tage damit verbracht, dieses Buch zu lesen?“

„Und es für dich zu übersetzen, vergiss das nicht.“

Tonys Hand klatschte gegen seine eigene Stirn und wanderte zu seiner Schläfe, die er nun langsam massierte.

„Das hättest du nicht tun müssen.“

„Verstehst du etwa Latein?“

„Das ist ni--“

„Ich weiß, das war ein Scherz. Ich hab’s gern gemacht, also nimm es einfach, vielleicht hilft es dir ja.“

Er hielt Tony das Notizbuch entgegen, der es seufzend annahm und aufschlug. Auf der ersten Seite befand sich eine Tabelle, deren erste Spalte in jeweils einer Farbe pro Zeile bemalt wurde. Dahinter standen diverse Bezeichnungen und Beschreibungen der jeweiligen Farbe in den weiteren Spalten.

„Es gibt so viele Farben davon?“

Ungläubig betrachtete Tony die Seite.

„Es gibt noch mehr, das sind nur die Grundfarben. Jede Aura scheint individuell zu sein und die Farbe entscheidet sich nach dem Charakter. Du hast eine Aura Caerula.“

Er deutete auf die blaue Spalte.

„Wärst du zum Beispiel energiegeladener, würde sich gelb in deine sonst blaue Aura mischen und du hättest eine etwas grünlichere.“

„Du kannst daraus meinen Charakter ablesen?“

„Zumindest grob, ja. Du könntest es aber bestimmt besser.“

Er lächelte seinem etwas überforderten Freund zu und deutete auf die Stelle, welche beschreibt, dass ein Auranutzer die Auren sämtlicher Lebewesen um sich herum spüren, sehen und sichtbar machen konnte.

„Willst du’s mal bei mir versuchen?“

„Was? Wie soll ich das denn machen?“

„Konzentrieren vielleicht? Keine Ahnung, ich bin nicht der Auranutzer von uns beiden.“

Tony schluckte, konnte der Versuchung jedoch nicht wiederstehen. Er wandte seinen Blick einmal umher, bevor er mit den Augen auf Aram haften blieb und sich auf ihn konzentrierte. So verharrten die beiden mehrere Minuten, bis sich ein sanfter Schein um Aram bildete.

„Deine ist… weiß?“

Beide betrachteten den weißen Schein beeindruckt, wie er seinen Besitzer schützend umgab. Bei näherer Betrachtung konnte man jedoch eine weitere Farbe erkennen, die vom Inneren hinaus strahlte.

„Und violett.“

„Eine weiß-violette Aura? Ich wusste nicht, dass sie zweifarbig sein können.“

„Scheinbar doch.“

„Aber… Wenn jedes Lebewesen eine Aura besitzt, wieso hat dann nicht jeder diese Fähigkeiten?“

Mit Tonys Themenwechsel, verschwand auch die Aura um Aram und nachdenklich kratzte sich dieser am Kinn. Er hatte sich diese Frage auch schon selbst gestellt, doch noch keine Antwort darauf gefunden.

„Die Fähigkeit wird angeblich vererbt, es muss also einen Unterschied zwischen der normalen Aura und den Auren der Auranutzer geben. Darüber konnte ich jedoch nichts im Buch finden. Ich habe zwar eine Theorie, aber die müsste erst einmal bewiesen werden, bevor ich mit Behauptungen um mich werfe.“

„Als hätte ich etwas anderes von dir erwartet.“

Tonys sanftes Lachen ließ auch Aram schmunzeln und zum ersten Mal seit Tagen schienen beide nicht mehr ganz so angespannt.

„Den Rest les ich mir heute Abend durch, dann können wir morgen darüber sprechen. Jetzt brauch‘ ich nämlich unbedingt erstmal was zu essen, wie sieht’s bei dir aus?“

„Was zu essen wäre wirklich ‘ne gute Idee.“
 

Nachdem sich die beiden in der Universitätskantine niedergelassen und ihre Mahlzeiten beendet hatten, trennten sich ihre Wege erneut, verabredeten sich aber für den nächsten Tag. Tony war direkt auf sein Zimmer gegangen, während Aram noch etwas über den Campus schlenderte. Sein Blick fiel dabei auf das Forschungslabor, wandte ihm jedoch mit einem Achselzucken den Rücken zu und trottete ebenfalls auf das Wohnheim zu. Er genoss eine heiße Dusche, bevor er sich, mit einem Medizinbuch in der Hand, auf sein Bett fallen ließ. Langsam musste für ihn die alltägliche Routine wieder einkehren, denn, so ungern er es auch tat, er musste seinem Kollegen von vorhin Recht geben, er würde das Studium verlieren, wenn er nicht endlich wieder zu den Vorlesungen erschien.

Ab sofort sollte dem Thema Aura nur noch nebensächlich nachgegangen werden.

„Tony hat da bestimmt auch Verständnis dafür.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sunshinera
2016-05-07T16:04:50+00:00 07.05.2016 18:04
Hi erstmal.
Also die FF klingt ganz interessant liest sich auch recht flüssig. Jetzt möchte ich auch wissen was mit Tony los ist. Hoffe du schreibst weiter. ^^
L.g Sunshinera

Antwort von:  Suiya
07.05.2016 18:19
Aww~
Vielen Dank erstmal x3
Freut mich total, wenn jemandem meine Geschichte gefällt.
Ein paar Kapitel gibt es schon vorgeschrieben, die werden auch in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen hochgeladen, während ich an den folgenden weiterschreibe.
So hab ich etwas Puffer, falls ich mal nicht zum Schreiben komme^^


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