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Ich bleibe nicht zum Frühstück

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
ungebetat :) Komplett anzeigen

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„Das kannst du definitiv nicht tragen.“

Ich schürtzte die Lippen und warf einen Blick in den Spiegel. Auf meiner Stirn prangte ein großes leuchtendes Fragezeichen. Wortlos formten ich ein Warum und ich fegte mir den unsichtbaren Staub von der Bluse. Ich sah fantastisch aus!

„Sakura… dir ist klar, wo du arbeiten wirst?“ Inos Lippen kräuselten sich amüsiert und sie lehnte sich gegen den Türrahmen. Dabei kicherte sie kurz und deutete mit dem Zeigefinger auf das große Loch der Jeans, das sich unmittelbar über meinem rechten Knie befand. Ich schwöre, wäre das Loch etwas weiter unten, hätte ich mich sicher mit meinen abgetragenen Chucks verfangen und wäre bei jedem zweiten Schritt gestolpert. Ich war schon immer ein wenig Chaotisch und Tollpatschig.

„Ich arbeite als Empfangsdame.“

Sie nickte und hob dabei einer ihrer Brauen. „Du bist das erste Gesicht, welches die potentiellen Klienten erblicken. Willst du nicht seriöser wirken?“

Ich schnappte nach Luft und deutete auf meine schneeweiße Bluse. Und die Jeans? Das war jetzt so modern. In jedem Modemagazin konnte man das nachschlagen. „Wichtig ist, was oben zu sehen ist“, brummte ich verstimmt. „Alles, was die Kunden zu Gesicht bekommen werden, ist mein Kopf und ein bisschen der Oberkörper. Ich hab den Empfangstresen gesehen.“

„Hm. Ich bin unsicher. Ganz ehrlich? Es sieht aus als seist du eine Studentin, die unbedingt cool aussehen will.“

„Ok, Ino. Erstens, streng genommen wäre ich jetzt eine Studentin. Ich kleide mich meinem Alter entsprechend. Und zweitens… vergiss zweitens. Es geht hier nicht um mein Aussehen. Ich begrüße die Kundschaft mit einem Strahlen im Gesicht, klicke ein wenig auf dem PC herum, bestätige Termine und fertig.“

„Schätzchen, gewöhn es dir am besten an, die Kunden als Klienten zu bezeichnen. Ein wenig Jargon ist nicht verkehrt.“ Sie lachte und tippte sich gegen das Kinn. „Es ist seltsam, dass du gar nicht wirklich ein Gespräch geführt hast. Was ist, wenn du Kaffee kochen musst? Das zwingt dich dazu aufzustehen. Dann sehen doch alle deine zerrissene Jeans. Und diese echt hässlichen Schuhe.“

Ich rollte mit den Augen.
 

„Okay-okay. Lass das so an. Ich zweifle daran, dass du gleich am ersten Tag raus geworfen wirst. Aber ich bin dennoch der Meinung, du solltest etwas seriöser daher laufen. Ich könnte dir einen Bleistiftrock leihen. Ich wette, dass deine ellenlangen Beine damit perfekt zur Geltung kommen würden.“ Ihre Augen funkelten und ich kam mir bereits wie eine Barbiepuppe vor.

„Nie und nimmer. Ich will ganz sicher nicht aufs Äußere reduziert werden“, knirschte ich. Dabei verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

„Dir ist klar, dass du nicht in einem Club bist?“

„Ino. Lass es einfach.“

„Gut. Aber nimm wenigstens ein paar schickere Schuhe mit. Ich hab noch ein paar schicke schwarze Pumps. Die werten im worst case dein Outfit nochmal auf.“

„Einverstanden.“
 

Etwas außer Atem starrte ich auf meine Uhr und knabberte nervös auf meiner Unterlippe herum. Wäre Ino einfach einverstanden mit meinem Äußeren gewesen, wäre ich nie in die Lage gekommen, den Bus zu verpassen. Wie sollte ich jetzt noch rechtzeitig eintreffen? Rennen? Niemals würde ich pünktlich sein. Am ersten Tag zu spät, laut Ino schrecklich unpassend gekleidet und hungrig. Ich hatte nichts gefrühstückt, was mehr an mir selbst als an Ino lag. Immerhin war ich es nicht gewohnt, so früh aufzustehen. Ich wog meine Möglichkeiten ab. Der nächste Bus käme in dreißig Minuten, die Bahn war viel zu weit weg. Ein Fahrrad besaß ich nicht. Ich brummte verstimmt und kramte meine Geldbörse aus der braunen Umhängetasche. Ich stieß entnervt einen Seufzer aus. Okay, wenn ich länger drüber nachdachte, kam ich mir hier schon wie eine Studentin vor. Vielleicht war es nicht ganz so verkehrt, dass Ino mir ihre schicken Schuhe mitgegeben hatte. Ein kurzer Blick genügte, um mich wütend auf den Fußboden stampfen zu lassen. Ich konnte mir das jetzt wirklich nicht leisten ein Taxi zu nehmen. „Okay, Sakura. Das ist absolut nicht dein Tag.“

Nervös befeuchtete ich meine Lippen und zückte das Handy. „Dann heißt es beichten und zu spät kommen.“

Während ich ungeduldig darauf wartete, dass jemand in dieser bescheuerten Kanzlei das Telefon abnahm, marschierte ich in Richtung Bahn. Immerhin könnte ich es schaffen, nicht allzu spät zu kommen, wenn ich die Bahn benutze. Ich starrte auf meine Uhr, knirschte mit den Zähnen und versuchte erneut anzurufen. Ging denn keiner an dieses vermaledeite Telefon?
 

Dann ertönte ein Klicken und ein verwirrtes „Uzumaki?“ drang durch den Hörer. Ich japste erfreut nach Luft. Gottseidank war es der nettere Kerl! Ich grinste dümmlich und erklärte ihm meine prekäre Situation und ich schwöre, ich mochte diesen Kerl schon beim ersten Augenblick. Attentäterchen hätte mich wahrscheinlich schon am Telefon wieder gekündigt.

„Kein Problem, Sakura. Es ist noch nichts los. Aber wenn Sie ohnehin noch unterwegs sind, wäre ich Ihnen überaus dankbar, wenn Sie noch einen Kaffee mitbringen könnten. Ich habe heute Morgen ein kurzes Gespräch mit Sasuke geführt und meine Güte, er ist wieder mal so schlecht gelaunt, dass wohl nur ein Kaffee beruhigend auf ihn einwirken kann.“ Er lachte laut.

„Ehm, ok? Wissen Sie denn, wie Mr. Uchiha seinen Kaffee trinkt?“

„Schwarz, bitte ohne Zucker und Milch.“

Natürlich. Ich rollte mit den Augen. „Alles klar. Ich versuche so schnell wie möglich da zu sein.“

„Nehmen Sie ruhig ein Taxi, Sakura. Sie sollten schauen, dass Sie in den nächsten Minuten da sind. Ich habe einen Termin in einer halben Stunde.“

„Ja, Sir.“

Er lachte erheitert am Telefon und sorgte damit, dass die Anspannung ein wenig geringer wurde.
 

So konnte der erste Tag doch eigentlich ganz gut starten. Ich hatte Glück! Grinsend steuerte ich den Starbucks an, bestellte den Kaffee und entdeckte das gelbe Taxi, das gerade auf der anderen Straßenseite hielt. Ich winkte lächelnd und registrierte dankbar, dass er auf mich wartete. „Yes!“

Es gelang mir, die breite Straße schnell zu überqueren und eilte zum Fahrzeug. Erleichtert wollte ich die Türe öffnen. Doch statt des Griffs umschloss ich eine große Hand. Verwirrt blickte ich auf die breite Männerhand. Mein Blick folgte einem langen Arm bis hoch zu den breiten Schultern und einem mir allzu bekannten Gesicht. Mürrisch verzog ich die Mundwinkel.

„Schon einmal etwas von Pünktlichkeit gehört?“, fragte er mit einer tiefen, rauen Stimme.

Ich schnitt eine Fratze. „Musste Kaffee holen.“ Zur Bekräftigung meiner Aussage hob ich den Kaffeebecher, auf dem in großen Lettern mein Name aufgedruckt war. Gut, das war vielleicht nicht der brillanteste Einfall, aber so lief das nun mal bei der Kaffee-Kette.

Sein Mund war ein einziger Strich und den Morgenmuffel konnte man ihm sehr gut ansehen. Was nicht unbedingt hieß, dass ich ausgerechnet jetzt den Becher aushändigen wollte. Ich rümpfte die Nase. „Also, Sasuke. Wir müssen in dieselbe Richtung, und da wir wohl beide zu spät dran sind, schlage ich vor, wir teilen uns das Taxi. Ok?“ Ich versuchte ein nettes Lächeln auf mein Gesicht zu bringen, allerdings spürte ich, dass ich dabei scheiterte. Seine dunklen Augen glitten über mein Gesicht und über meinen Körper. In seinen Augen lag Amüsement. Aufgeblasener Sack.

Im nächsten Moment öffnete er die Türe und seine warme Hand berührte mich am Rücken und schob mich sacht vorwärts. Dann fuhren wir bereits los.

Mein Herz pochte aufgeregt in meiner Brust und ich warf scheue Blicke zu ihm. War er verärgert? Gott, Ino würde mich killen, wenn ich schon am ersten Tag gefeuert werde. Sein Blick richtete sich auf sein schwarzes Blackberry und ich schien komplett vergessen zu sein. Naja, immerhin musste ich das Taxi jetzt nicht zahlen, oder? Ich schielte erneut zu ihm. Sollte ich eigentlich einen Dank aussprechen? Wenn ich länger darüber nachdachte, war ich diejenige, die dreist nach seiner Hilfe verlangte. Und er gab sie mir – ohne mich überhaupt richtig zu kennen. Ich schielte zu ihm und betrachtete seine römische Nase und das zerzauste Haar, das überhaupt nicht zu seinem Designeranzug passte. Seine Haut war glatt und ich kam nicht umhin, mir vorzustellen wie er wohl aussah, wenn er sich nicht rasierte. Er schnaubte und blickte auf. Direkt in mein Gesicht, was ein Ziehen in meinem Unterleib auslöste. Okay, sowas war mir neu. Ich befeuchtete meine Lippen. Hatte ich schon diesen Designeranzug erwähnt? Von dem, was sein dreiteiliger Anzug gekostet hatte, hätte ich vermutlich Monate Essen kaufen können. „Also“, begann ich nervös. „Guten Morgen?“

Okay. Hin und wieder war ich ein Plappermaul. Und das brach eigentlich immer aus mir heraus, wenn eine unangenehme und peinliche Stille im Raum herrschte. Außerdem musste ich den ersten und zweiten Eindruck revidieren.

Sein Mundwinkel zuckte.

„Bist wohl auch nicht der Pünktlichste, oder?“ Ich kicherte dabei. Ein bisschen Konversation war nie verkehrt. „Ich habe angerufen, um zu sagen, dass ich mich verspäte. Hat nur verdammt lange gedauert, bis jemand dran ging.“ Nervös spielte ich mit einer Strähne, die sich aus meinem Dutt gelöst hatte. „Ich hab mich schon etwas geärgert, weil keiner ran ging.“

Er hob erneut eine Augenbraue. „Dir ist bewusst, dass es seit 34 Minuten dein Job ist, Telefonate entgegenzunehmen.“ Es war keine Frage, eher eine Feststellung.

Ich entschied mich zu schweigen, als er auf sein Blackberry blickte.
 

Keine fünfzehn Minuten später standen wir endlich in diesem bescheuerten Gebäude. Der Weg bis hinauf verlief schweigend und ein wenig unangenehm, aber was tat man nicht alles für ein wenig Geld am Ende des Monats?

Ich stellte mit einem tiefen Seufzen meine Tasche auf den Stuhl hinter dem Empfangstresen und stellte erfreut fest, dass jemand bereits meinen neuen Arbeitsplatz eingerichtet hatte.

„Oh, Sasuke. Beinahe hätte ich den Kaffee-“ Ich drehte mich um, allerdings war mein neuer Chef bereits verschwunden. Ich brummte. War es nicht eigentlich üblich, dass man mich einwies? Willkommen hieß? Ich knirschte.
 

Schöner Start. Die ersten zwei Minuten in diesem bescheuerten Gebäude waren schon furchtbar. Der Rest konnte ja nur noch besser werden, oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Lady_Eternal
2016-12-08T13:00:06+00:00 08.12.2016 14:00
Die arme Sakura - muss sich ja vollkommen hilflos vorkommen da in dem riesigen Gebäude, hinter dem einsamen Empfangsthresen. ;-) Bin gestannt wie es weiter geht.

LG^^
Von:  XxGirlyxX
2016-11-07T20:55:06+00:00 07.11.2016 21:55
Haha geil Sasuke Antwort auf ihre Frage, Warum keiner ans Telefon ging 😂
Das kann ja heiter werden 😁
Bin schon gespannt, wie es weiter geht
LG XxGirlyxX
Von:  ReverdeLune
2016-10-30T19:40:04+00:00 30.10.2016 20:40
Dieses Gespräch im Taxi, einfach herrlich :')
Von:  Kleines-Engelschen
2016-10-30T19:04:52+00:00 30.10.2016 20:04
ein tolles kapitel. bin gespannt wie es weitergeht

greetz
Von:  Miss_Uchiha-Lorenor
2016-10-30T05:40:52+00:00 30.10.2016 06:40
Uhh, es geht weiter und ich schwöre beim lesen dachte ich nur : wow klingt fast nach mir xD manchmal hab ich echt so tage wo nichts klappen will :3
Find die story echt super :3 freue mich schon auf die Fortsetzung <3


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