Zum Inhalt der Seite

Tachimukai's White Day

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

White Day – der Tag an dem tausende Jungs in Japan sich für erhaltene Valentinsschokolade bedanken, der Tradition nach in Form von weißer Schokolade.

 

Einer, der dieses Jahr nichts zu verschenken hatte, war Tachimukai Yuuki. Das lag keineswegs daran, dass er zum Tag der Liebe nichts bekommen hatte – im Gegenteil. Die Mädchen aus Fukuoka mochten den schüchternen Jungen, der sich immerhin den Titel des Weltmeisters verdient hatte. Er selbst jedoch hatte an jenem Tag jedes Präsent höflich, aber bedacht, abgelehnt. Er empfand es als nicht akzeptabel, die Schokolade eines Mädchens anzunehmen, wenn er nichts für sie fühlte und sie sich Hoffnungen machen würde.

 

Es gab für Tachimukai schon jemanden in seinem Herzen und diesem Jungen hatte er zum Valentinstag selbstgemachte Schokolade geschickt. Er war sich dabei zwar ein wenig dumm vorgekommen, schließlich war er ja kein Mädchen, aber er vermutete, dass man das dann eben als Junge auch so machen würde. Wie sollte er denn sonst etwas zurückbekommen, wenn er es erst am White Day verschenkte, nur, weil er keine Brüste hatte? Falls er überhaupt etwas zurückbekam.

 

Ein wenig geriet Tachimukai innerlich in Panik.

 

Die Schachtel mit der Schokolade hatte er nur per Post verschicken können, da die Distanz zwischen den Orten, an denen sie lebten und zur Schule gingen, einfach zu groß war. Wahrscheinlich hätte er auch gar nicht den Mut gehabt, sie persönlich zu überreichen, da kam es ihm also irgendwie sogar ein bisschen gelegen, wenn er ehrlich zu sich selbst war.

 

Sicherlich hatte sein Angebeteter auch sehr viel Schokolade von anderen bekommen, dachte sich der Braunhaarige und seufzte. Er war wirklich ein Typ, der bei jedem gut ankam und anziehend wirkte mit seiner positiven, selbstsicheren Art. Manchmal wünschte sich Tachimukai, er könnte auch so sein. Er bewunderte ihn dafür. Und trotzdem gab ihm der Junge auch immer wieder das Gefühl, dass er so wie er war genau richtig wäre. Es war schwer zu erklären für ihn, aber in seiner Gegenwart fühlte er sich einfach großartig.

 

Wahrscheinlich ging es aber nicht nur ihm so. Tachimukai war nicht einmal sicher, wie der passionierte Surfer das mit der Schokolade genau aufgefasst hat. Ein Dankeschön per Telefon hatte er bekommen, aber es war irgendwie schon fast zur Normalität geworden, dass sich auch Freunde etwas schenkten. Es war gut möglich, dass Tsunami nicht einmal wusste, wie es eigentlich gemeint war.

 

„Tachimukai!“

 

Der Torhüter hob den immer noch ein wenig abwesenden Blick, doch bevor er wirklich etwas von seiner Umgebung wahrnahm, machte sich ein starker Schmerz in seinem Gesicht breit. Der Übeltäter in Form eines Fußballes prallte von ihm ab und hüpfte ein paar Meter über den Boden davon.

Die Augen zukneifend griff sich Tachimukai ins Gesicht – verdammt, er hatte nicht aufgepasst. Das hatte er davon, wenn er beim Training abgelenkt war.

 

„Tachimukai, ist alles okay?“, fragte Genkai, der auf ihn zugelaufen kam und ihm schließlich besorgt eine Hand auf die Schulter legte.

 

„Tut mir Leid! Das war meine Schuld!“, meinte Toda und aus seiner Stimmlage war deutlich herauszuhören, wie ernst er seine Entschuldigung meinte.

 

„Nicht doch, mir geht es gut. Ich habe nicht aufgepasst. Verzeiht mir, dass ich mit dem Kopf nicht beim Training war. Ihr gebt euch so viel Mühe und ich- Bitte, verzeiht mir!“

 

Bei seiner letzten Bitte verbeugte sich Tachimukai vor seiner Mannschaft und ballte die Hände zu Fäusten. Das Pochen und die Hitze in seinem Gesicht ertrug er schließlich noch bis zum Ende des Trainings und dieses Mal schweifte er mit seinen Gedanken auch nicht mehr ab. Das konnte schließlich bis später warten.

 

Nachdem er die Umkleide schließlich verlassen und seine Schultasche geschultert hatte, machte sich Tachimukai auf den Heimweg. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass sich Tsunami bislang noch nicht einmal bei ihm gemeldet hatte. Ein wenig enttäuscht steckte er das Gerät in seine Tasche zurück, doch die Hoffnung starb schließlich zuletzt. Vielleicht hatte die Post ihm ja etwas gebracht. Und wenn auch das nicht der Fall war, dann hatte er immerhin Gewissheit, oder?

 

Noch nie hatte sich der Weg bis nach Hause für Tachimukai so lang angefühlt. Er bog in seine Straße ein und auf den letzten Metern wurde ihm flau im Magen. Er hatte wirklich Angst vor dem, was er gleich in seinem Briefkasten finden – oder gerade nicht finden – würde.

 

Und dann stand er da.

 

Tachimukai konnte ihn schon durch das Gartentor hindurch sehen. Tsunami lehnte lässig an der Hauswand und hörte Musik durch die Kopfhörer, die er trug. Erst als er die Bewegung des Gartentores und die damit eintretende Person in Form des Torhüters wahrnahm, drehte sich der Kopf des Surfers und sein Gesicht wurde von einem heiteren Grinsen überzogen.

 

„Yo!“, kam es knapp vom Rosahaarigen, während er sich lässig den Kopfhörer über den Hinterkopf herunter streifte. Er war so braun wie ihn Tachimukai in Erinnerung hatte, vielleicht war er ein wenig kräftiger geworden, das konnte er pauschal nicht so sagen. Tsunami wirkte jedenfalls auf ihn so, als ob er noch einmal einen kleinen Schuss in die Höhe gemacht hätte.

 

„Ts-Tsunami“, kam es verdattert von Tachimukai. Die Anspannung in ihm hatte sich noch nicht so ganz lösen können durch den plötzlichen Auftritt des Surfers. Es musste ihm ins Gesicht geschrieben sein, wie überrascht er gerade war. Irgendwie trugen seine Beine ihn gerade von alleine die letzten Schritte zu Tsunami, ohne, dass er das wirklich mitbekam.

 

„Was tust du denn hier?“

 

„Hä? Was denkst du denn, was ich hier mache? Es ist doch White Day“, stellte Tsunami nochmal klar, doch irgendwie war er sich da jetzt auch nicht mehr so sicher. Er zückte sein Handy und musste sich erst einmal klar darüber werden, welcher Tag heute wirklich war. Und er hatte recht – es war White Day.

 

„Ja, schon, aber-“, setzte Tachimukai an und suchte nach einer Erklärung. Die Worte flogen ihm gerade nicht so zu, wie er es sich wünschte und jeder Satz verlangte einiges von ihm ab. Er hatte so viele Fragen und noch dazu war er so verwirrt, dass in seinem Kopf ein riesiges Durcheinander herrschte.

 

„Wie kannst du hier sein? Du musst doch auch in die Schule und- Es ist doch so weit.“

 

„Ach, das ist kein Thema. Ich hab vorhin mit meinem Lehrer gesprochen und ihm erklärt, dass ja White Day ist und ich es morgen nicht zum Unterricht schaffen werde.“

 

„Und... Das hat er einfach so hingenommen?“, fragte Tachimukai und konnte nicht glauben, was er da hörte. Er war es gewöhnt, dass Tsunami vieles nicht wirklich ernst nahm, aber einfach dem Unterricht fern bleiben? Das ging doch nicht!

 

„Einfach so hingenommen? Hmm, nein, das hat er wirklich nicht. Er hat gesagt, ich soll sie mir schnappen und nie wieder los lassen!“, sagte Tsunami grinsend, so als ob es das Normalste der Welt sei. Tachimukai war erschüttert darüber, dass der Lehrer Tsunami scheinbar auch noch ermutigt hat, die Schule zu schwänzen. Auf Okinawa herrschten offenbar komplett andere Regeln, beziehungsweise schien es dort gar keine zu geben. Die Raimon-Elf durfte ja schon einmal mit Schrecken feststellen, wie locker man auf der Insel so einiges nahm.

 

„Das Inselleben ist echt einzigartig...“, stellte Tachimukai fest und lächelte so gut er konnte. Er wollte ja nichts Böses über die Anwohner denken oder sagen, doch diese Haltung empfand er als nicht korrekt.

 

„Oh ja, es ist großartig! Sowas muss man fühlen. Der Sand, die Bäume, die Wellen und der Wind, das zeigt einem, was wichtig ist! Und sie haben mich hergeschickt, damit ich dir dein Geschenk geben kann“, sagte Tsunami voller Begeisterung und grinste dem Torhüter dabei ins Gesicht.

 

„Mein... Geschenk?“, fragte Tachimukai daraufhin ein wenig ungläubig, doch Tsunami ließ sich nicht beirren und nickte ihm zu. Das Grinsen schien auf seinem Gesicht festgewachsen zu sein, denn selbst als er sprach, waren seine Mundwinkel nach oben gezogen. Und dass er überhaupt einfach so einen Schwall aus Worten hervorbringen konnte, ohne angespannt zu wirken, beeindruckte den Torhüter nur noch mehr. Er wäre in der Hinsicht wirklich auch gerne so.

 

„Natürlich! Es war total schwer, sich was passendes zu überlegen. Ich hab nachgedacht und nachgedacht – tagelang. Am Ende musste ich sogar meinen Kopf im Meer abkühlen gehen. Und dann hab ich es kapiert! Das Meer hat es mir gezeigt – Wenn man eine Welle reiten will, dann muss man ans Meer! Und dann muss man sich einfach treiben lassen!“

 

Tachimukai verstand mittlerweile kein Wort mehr von dem, was Tsunami sagte. Also die Sätze, die er formulierte, verstand er oberflächlich. Aber er hatte keine Ahnung, was er ihm damit sagen wollte. Verdattert guckte der Braunhaarige zu dem Älteren auf und blinzelte mehrfach mit seinen großen, erwartungsvollen Augen.

Das wurde jetzt scheinbar auch für Tsunami zu viel.

 

„Wenn du mich so ansiehst, dann kann ich das nicht“, kam es fast ein wenig klagend vom Surfer, der einen Schritt auf Tachimukai zumachte und ihm mit einer Hand die Augen verdeckte. Zu seinem Glück war der Torwart eh schon verdattert genug und diese Geste half ebenfalls dabei, dass er sich kein Stück mehr rührte und nicht einmal protestierte. Wenn Tsunami nicht wollte, dass er das Geschenk vorher sieht, war das aber auch okay für Tachimukai.

 

Und dann war da plötzlich ein Lippenpaar auf seinem. Den Braunhaarigen durchfuhr es wie ein Blitz und er musste überlegen, ob es wirklich das war, was er vermutete. Doch es konnte nichts anderes sein. Ihm wurde heiß und kalt auf einmal und sein ganzer Körper spannte sich an. Nach dem Treffen mit Endou hatte er nicht gedacht, dass er noch einmal so die Kontrolle über seine Gliedmaßen verlieren würde, doch dieses Mal war es schlimmer. Er konnte sich nicht einmal mehr bewegen. Die Hände hatten sich zu Fäusten geballt, die Arme waren durchgestreckt und auch in seinen Beinen und seinem Oberkörper war jeder noch so kleine Muskel angespannt.

 

Der Kuss kam ihm vor wie eine Ewigkeit, obwohl es sich nur um wenige Sekunden gehandelt haben konnte. Als Tsunami sich schließlich löste und ihm die leicht verschwitzte Hand von den Augen nahm, konnte Tachimukai nur auf den Boden gucken. Kein Wort verließ seine Lippen und sein Körper gehorchte ihm immer noch nicht. Stattdessen rebellierte auch noch sein Gesicht, das sich in ein tiefes Rot gefärbt hatte.

 

„Das... war vielleicht doch nicht so eine gute Idee“, stellte Tsunami fest und er schluckte kurz. Seine Gelassenheit war für diesen Moment wie verflogen. Er hatte sich nicht gedacht, dass Tachimukai es vielleicht nicht gefallen könnte. Schließlich war er doch in ihn verliebt, oder? Jetzt kamen ihm Zweifel, ob er die Geste des Jungen richtig gedeutet hatte.

 

Der Surfer brachte etwas mehr Abstand zwischen sie und fuhr sich aufgebracht durch die Haare. Sogar sein Grinsen war ihm vergangen.

 

„Tut mir leid. Ich dachte, das Geschenk würde besser ankommen. Dass es dir unangenehm ist, das wollte ich nicht “, versuchte er sich schließlich irgendwie zu erklären. Und durch diese Entschuldigung schien wieder Leben in den Jungen vor ihm zu kommen. Sein Gesicht war immer noch rot, doch sein Blick war fest entschlossen und die hellen Augen glitzerten verdächtig im Licht der untergehenden Sonne.

 

„Es ist mir nicht unangenehm, ganz und gar nicht! Das war das beste Geschenk, das ich jemals zum White Day bekommen habe. Nein – das ich überhaupt jemals bekommen habe! Ich danke dir, Tsunami!“

 

Die Worte kamen wie aus der Pistole geschossen und seine Haltung war steif wie die eines Soldaten vor seinem Kommandanten, sodass es Tsunami ein Lachen entlockte. Als sich der Braunhaarige dann auch noch verbeugte, wie es für ihn üblich war, griff der Surfer ihm in die strubbeligen Haare und wuschelte durch diese.

 

„Hey, hey, du musst nicht so förmlich werden“, sagte Tsunami amüsiert und schaute ihm ins Gesicht, als Tachimukai sich wieder komplett aufrichtete. Die Röte in seinem Gesicht war ein wenig abgeklungen, dafür konnte man auf der dunklen Haut des Surfers ebenfalls einen leichten Rotschimmer erkennen.

 

„J-ja. Willst du mit reinkommen, Tsunami?“

 

„Nenn mich Jousuke. Aber nur zu gerne will ich das!“

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Runas
2018-07-22T23:26:26+00:00 23.07.2018 01:26
Zucker pwp ♡
Gawd das ist so süss dass meine Wangen von dem ganzen Grinsen noch weh tun xD
Ich liebe deinen Schreibstil, den Aufbau der Spannung und vor allem wie du Tsunami und Tachimukai dargestellt hast. Alles was mein Fangirl Herz glücklich macht ♡
Also thank YOU dass ich so ein süsses One-Shot zu lesen bekommen konnte ♡
♡♡♡
Von:  Puppenspieler
2016-03-14T23:33:51+00:00 15.03.2016 00:33
Schön!*^*
Es ist ultrakitschig, aber sooooooooo wahnsinnig süß! xD Und ich finde die Charaktere herrlich getroffen!*^* Tsunamis Gebrabbel war der Hammer, ich hab kein Wort verstanden... xDDDDDD Aber schön, dass es ihm geholfen hat, äh, das Meer, und die Wellen, und Zeug halt. û__u" Solange er zu seiner Erleuchtung kommen konnte, ist ja recht egal, wie.
So nen Lehrer wie Tsunami hätte ich btw auch gerne.
Ich mag!*^* ♥ Viel Liebe!
Antwort von:  Aphrodi
15.03.2016 00:47
Ich hatte es schon heute Nachmittag geahnt, der Kitsch hat mich einfach überkommen und war ein Must-Have, wenn es um die beiden ging XD Tsunamis Gebrabbel war sogar für mich eine Herausforderung, weil... Es musste ja irgendwie sinnlos klingen aber Sinn machen. Der Junge ist einfach super anstrengend :'D Aber ich glaube, ich habe es auf den Punkt gebracht. Egal worum es geht: Meer! XD
Komm, lass uns nach Okinawa, da scheint alles besser zu sein! Erinnerst du dich noch an den Trainer, der gefeiert und getanzt hat und dann betrunken das Spiel verpasst hat, das dann nicht stattfinden konnte? Und niemanden hats gestört XDDDDDDDD Keine Regeln mehr! Jeder kann machen, was er will *^* Lass uns da hin!

Aber ich bin froh, dass es dir gefallen hat und ich ein bisschen White-Day-Spirit versprühen konnte |3 ♥
Antwort von:  Puppenspieler
15.03.2016 00:48
Aber ich dachte, wir müssen nach Phoenix und die Kakteen bewundern!!! XDDDDDDDDDDDDDD Okinawa kann sich hinten anstellen, ich will die Softeisgeister besuchen!

Jaaa, es ist awesome!*^* Und die Hürde Tsunami hast du echt gut gemeistert!
Antwort von:  Aphrodi
15.03.2016 00:54
Stimmt, wir wollten doch einen Roadtrip durch die USA machen. Immerhin müssen wir auch nach Brooklyn... X'D Und ich darf nicht fahren und so .... XD

Hach, ich freu mich schon auf Tsunamis nächsten guten Ratschlag :'D Die helfen immer! Surferehrenwort û__u


Zurück