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30 seconds

ein Kazuha & Heiji OS
von

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One-Shot

Wer kannte dieses Gefühl nicht, dieses Gefühl von Vorfreude und voller Erwartung. Ein wenig Hoffnung, dass immer wieder durchschimmerte. Welches Mädchen kannte nicht jene Art von Herzklopfen, wenn sie ihm eine Nachricht schickte, worauf sie hoffte, dass er sie mit einem Lächeln las und in diesen wenigen Sekunden, in diesen kurzen Augenblick nur an sie dachte und sich überlegte, was er ihr zurückschreiben könnte und mit demselben Lächeln auf das Display schaute und auf ihre Antwort wartete. Gut möglich, dass sich nur Mädchen solche Gedanken über einen zugegebenen recht simplen Textinhalt das Hirn zermarterten, aber so waren Frauen nun mal.

Man machte sich über jede Kleinigkeit seine Gedanken.

 

War der Text nun zu tollkühn?

Habe ich mich nun verraten?

Weiß er nun, was ich für ihn empfinde? 

 

Fragen über Fragen, die man sich stellte und Horrorszenarien ausmalend, wenn dem so war und er sich im schlimmsten darüber kaputt lachte. Oder diese Tatsache schlichtweg ignorierte, um nichts zu verkomplizieren. Zwar wollte man, dass er Notiz von deiner Person nahm, andererseits wollte man gleichzeitig auch nicht, dass er von deinen Gefühlen wusste. Die Kunst bestand darin, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass man existierte, ohne aufdringlich zu werden und ihm auf die Nerven zu gehen. So vergingen meistens Minuten, in dem man an der richtigen Wortwahl der Textnachricht feilte.

 

Schreibt, überlegt, löscht, schreibt, überlegt, löscht. So in etwa würde es unter dem Namen des Absenders in Endlosschlaufe aussehen, wenn man zufällig den Nachrichtenverlauf offen hatte. Wenn jedoch für eine gefühlte Ewigkeit schreibt... stand, war die Erwartung dann umso grösser, dass es sich um einen halben Roman handelte. Oder wie in Kazuha Toyamas Fall nicht.

 

Seufzend löschte sie die zuvor geschriebenen Worte und überlegte sich, was sie ihm stattdessen schreiben könnte. Es sollte nichts Oberflächliches darin stehen. Dieses Geplänkel hatten sie gefühlt in jeder zweiten Diskussion. Und überhaupt kabbelten sie sich auch sonst wegen jeder Kleinigkeit. Eigentlich wollte sie ihm nur Glück für das Kendo Turnier wünschen und ihm gleichzeitig zeigen, dass sie trotz ihrer Abwesenheit an ihn dachte. Jedenfalls indirekt. Keine leichte Sache, so ein einfacher Text, der offensichtlich nicht zu viel offenbaren sollte. Einerseits wollte sie ihm schon längst sagen, was sie für ihn empfand, andererseits wusste sie auch nicht, wie er in solch einer Situation darauf reagieren würde. Es war nicht zu übersehen, dass er beim anderen Geschlecht gut ankam und unter den Mitschülerinnen beliebt war.

Nicht selten kam es vor, dass er in regelmäßigen Abständen einer dieser furchtbaren pastelligen Briefchen en miniature in seinem Fach vorfand. Wenn sie schon an diesen rosa, mintfarbenen und babyblauen Briefen dachte, kam es ihr schon fast hoch. So etwas sollte man doch persönlich sagen können. Zumindest in der Theorie.

So wie er immer umschwärmt und angehimmelt wurde, hatte er eigentlich mehr als genug Auswahl unter den Damen. Innerhalb kürzester Zeit wurde der ellenlange Text, den sie in den vergangenen 15 Minuten formuliert hatte, auf wenige Worte gekürzt: viel Glück beim heutigen Turnier, Heiji!

 

Kurz und prägnant, da gab es bestimmt keinen Raum für Missverständnisse. So etwas hätte er zumindest geschrieben. Sie dagegen war der Typ, der alles en detail schreiben musste. Wenn da nur ein simples «ok» auf einen ellenlangen Text kam, war für den Zündstoff bereits gesorgt. Und eigentlich wusste sie ja, dass er es nicht so meinte, wie es manchmal über die Nachrichten rüberkam. Trotzdem. Ein bisschen mehr hätte sie meist schon erwartet. Zumindest mehr als nur ein «ok». Ein Frauending eben.

 

Bevor es sich Kazuha noch mal überlegen konnte, den kurzen Text nochmal umzuformulieren, schickte sie die Nachricht einfach ab. Sollte er denken, was er wollte. Ein trockener Husten riss sie aus ihren Gedanken, was er von dieser knapp formulierten Nachricht halten würde. «Wie geht es dir, Kleines?» Ihr Vater reichte ihr ein Glas Wasser, nachdem sich ihr Husten gelegt hatte. «Fieber scheinst du keines mehr zu haben», stellte der Hauptkommissar fest, nachdem er seinen kühlen Handrücken auf ihre Stirn gelegt hatte. «Gut detektiert», sagte sie mit einem kleinen Lächeln, welches ihr Vater sanft erwiderte. Es kam nicht oft vor, dass ihr Vater bei ihr zu Hause blieb, wenn sie mal krank war. Normalerweise würde sich ihre Mutter darum kümmern, diese war derzeit mit einigen Freundinnen in einer Therme. «Ruh dich etwas aus, ich schaue nachher wieder nach dir.» Mit diesen Worten verließ Ginshiro das Zimmer seiner Tochter, um über einige Akten in seinem Arbeitszimmer zu brüten.  

Kazuha hingegen schaute noch mal kurz auf das Display ihres Handys, woraufhin prompt eine Nachricht aufpoppte.

 

Liebe Kazuha, haben gehört, dass du krank bist. Halt dich schön warm und trink genug. Kleiner Tipp meiner Mama: Ingwertee hilft gegen hartnäckige Erkältungen. Die besten Genesungswünsche aus Tokio, Ran und Conan.

 

Obwohl sie sich sehr über die Genesungswünsche freute, war sie doch enttäuscht, dass von Heiji keine Reaktion auf ihre Nachricht kam. Vielleicht hatte er in diesem Moment auch viel zu tun und hatte keine Zeit zu antworten? Die Nachricht jedenfalls hatte er gelesen. Na ja, sie sollte nicht zu streng mit ihm sein. Schließlich hatte jeder nicht immer gleich sofort Zeit, um auf eine SMS zu antworten. Außerdem war heute ein wichtiges Turnier für das Schulteam, da hatte man anderes im Kopf, als sich Gedanken über eine Nachricht von seiner Sandkastenfreundin zu machen. Spätestens zur Mittagspause würde sich Heiji sicher melden. Da war sich Kazuha sicher, bevor sie ihr Handy auf ihren Nachttisch legte und langsam eindöste.  

 

Das regelmäßige und schnelle Trommeln ihrer Fingerkuppel auf dem Esstisch, signalisierten sehr deutlich, dass sie so langsam ungeduldig wurde. Ein Blick auf das Display: nichts. Er hatte ihr nicht zurückgeschrieben. Nicht einmal ein Danke war von ihm gekommen! Wie viel Zeit nahm dieses eine, klitzekleine Wort mit fünf Buchstaben Zeit in Anspruch? Zwei Sekunden, wenn man schnell war. Fünf Sekunden, wenn man die Buchstaben auf der Tastatur nicht auf Anhieb fand. Anscheinend wusste dieser Heini neuerdings nicht mal, wie man auf eine Nachricht eine Antwort gab!

Das war typisch für Heiji, wahrscheinlich kümmerte er sich lieber um seine Fans, als der einzigen Person, die ihn über Jahre schon aushält, wenigstens ein klitzekleines Danke zu schicken. Er hatte sich auch nicht sonderlich bemüht ihr zu schreiben und nachzufragen, wie es ihr ging. Sie hatte schon seit drei Tagen nichts mehr von ihm gehört. So jemand nannte sich ihr bester Freund, pah! Er wusste bestimmt, dass sie krank war, sie hatte ihren Vater mit Heizo Hattori am Telefon darüber reden hören, dass er wegen ihr zu Hause blieb und deswegen nicht ins Polizeihauptquartier kommen könne.

Dieser Trottel von Detektiv war doch nicht so gescheit, wie sie alle immer dachten. Er hatte nicht einmal realisiert, dass seine beste Freundin krank im Bett lag. «Ach, mir doch egal», murrte sie und tat das, was jedes Mädchen tat, wenn so ein Fall eintrat: Sie schrieb einer Freundin.

 

Dieser Trottel hat anscheinend einen Schlag zu viel auf seinen Schädel bekommen, der ihn wohl hat vergessen lassen, dass er noch eine beste Freundin hat!

 

Wenige Minuten später hatte ihr Ran zurückgeschrieben. Natürlich. Auf Ran Mori war Verlass.

 

Vielleicht hatte er einfach viel zu tun. Er wird sich bestimmt bald melden.

 

Wie immer fand ihre Freundin aus Tokio die richtigen Worte. Wenn sie sich schon wegen zwei Tage über kein Lebenszeichen von Heiji aufregte, wie ging es dann Ran, die manchmal Tage, wenn nicht sogar Wochen nichts von Shinichi hörte?

 

Tut mir leid, ich führe mich wie ein kleines Kind auf. Er wird seine Gründe haben, wieso er noch nicht zurückgeschrieben hat.

 

Seufzend betrachtete sie wieder ihr Handy und fragte sich zum wiederholten Mal, wieso er ihr nicht zurückschrieb. Ja, sie hatten sich einige Tage zuvor wieder einmal gestritten, was bei ihnen zugegebenermaßen schon zur Tagesordnung gehörte. So oft sie sich auch fetzten, so versöhnten sie sich schnell wieder. Sie konnten irgendwie nicht miteinander und ohneeinander ging es auch nicht. Wenn sie sich mal nicht stritten, dann konnte etwas nicht in Ordnung sein. Auf einer Art waren ihre kleinen, harmlosen Streitereien auch eine Art der Kommunikation.

 

Von Minute zur Minute schritt der Tag immer weiter fort. Wo vorher noch Mittagszeit war, so schlug die Uhr bereits 20 Uhr. Der Herbst war bereits ins Land gezogen, draußen war es mittlerweile schon dunkel. Ihre grünen Augen suchten nach einem Zeichen von ihm auf dem Display. Immer noch nichts. Mit angewinkelten Beinen und einer Tasse heißen Ingwertee saß sie auf der Fensterbank und starrte nachdenklich in den dunklen Garten hinaus. Bevor sie sich versah, hatte sie plötzlich den gesamten Nachmittag bis zum Abendessen verschlafen. Vielleicht sollte sie einfach über ihren Schatten springen und ihn anrufen und nachhaken, was los war. Wobei... vielleicht war es doch keine gute Idee. Er würde ihr vielleicht an den Kopf werfen, dass sie nicht so anhänglich sein sollte. Nein. So etwas würde ihr Sandkastenfreund nie zu ihr sagen. Wieder ein Szenario, dass sie sich in ihrem Kopfkino ausmalte. Wer war sie eigentlich schon, dass sie von ihm eine Antwort verlangen konnte? Rasch legte sie ihr Handy neben sich, um nicht in Versuchung zu kommen, ihn anzurufen und Klarheit zu verlangen. Ein Leises vibrieren, ließ sie wieder auf ihr Smartphone schauen.

 

Ich habe mich schon gewundert, wieso du seit Tagen nicht auf meine Nachricht reagiert hast.

 

Darunter folgte ein Screenshot mit der Nachricht auf seinem Display, dass das Zustellen seiner Nachricht fehlgeschlagen war. Ein kleines Lächeln zierte auf ihren Lippen, als sie sah, dass eine weitere Nachricht zugestellt wurde.  

 

Wollte dir deswegen schon heute Morgen schreiben, Akku war dann leer.

 

«Du Trottel», flüsterte sie lächelnd und wartete, während er weiterschrieb.

 

Habe mir schon Sorgen um dich gemacht. Du warst heute Nachmittag ganz schön weggetreten. Was hatte dir dein Vater für einen grünen Cocktail eingeflößt?  

 

Sie stutzte. Woher wusste er davon? Langsam dämmerte es ihr. Er war hier gewesen, um nach ihr zu sehen. Mit wackligen Beinen stand sie langsam auf und ging auf ihren Schreibtisch zu. Ingwerbonbons, dachte sie erstaunt. «Werde schnell wieder gesund! - Heiji».

 

So ein Idiot. Na gut, für dieses eine Mal ließ sie ihn davonkommen. Aber nur dieses eine Mal. Mit einem kleinen Lächeln nahm sie ein Bonbon aus der Verpackung, während sie mit ihrer rechten Hand eine Nachricht an ihn tippte. Er hatte sich diesmal mehr Zeit für eine Nachricht genommen. Die kleine Geste mit den Hustenbonbons war auch ganz süß von ihm. Und auch irgendwie typisch für Heiji.

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Inspiriert wurde ich indirekt von meinem besten Freund, der mir schon des öfteren Screenshots von nicht zugestellten Nachrichten geschickt hatte und sich immer wunderte, wieso ich nie auf seine Nachrichten antworte #facepalm. Daraus gelernt hat er bisher immer noch nicht, aber das ist ein anderes Thema... ;)

Wenn du das liest: grazie mille!

Ich hatte diesen OS bereits seit dem 9. November '15 angefangen und fertig getippt und dann... hatte ich den einfach vergessen. Als mir dieses Zitat wieder in die Hände gefallen war, musste ich an den verstaubten OS denken, den ich vor einiger Zeit geschrieben hatte: It takes 30 seconds to type a text message that will make her smile for hours.

Und irgendwie hat dieser Satz etwas, oder etwa nicht?

Herzlichst, Schneehasi Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lily_Toyama
2016-12-19T16:13:42+00:00 19.12.2016 17:13
Wirklich sehr süßer OS :)
Kommt mir aber irgendwie total bekannt vor, nur das Ende war anders. Hast du ihn hier schon mal hochgeladen oder irgendwo anders?
Lg Lily
Antwort von:  Schneehasi
21.12.2016 14:47
Hallo Lily
Vielen lieben Dank für deine Worte! :)
Hochgeladen habe ich den OS noch bei detektiv-conan.ch... kann sein, dass jemand so eine ähnliche Idee auf Papier gebracht hat oder man kann sich in diesem Moment ganz gut mit Kazuha identifizieren ;)

liebe Grüsse
Hase
Von:  MissImpression
2016-06-07T18:40:26+00:00 07.06.2016 20:40
Hallo Maerchenhase,

der OS ist dir sehr gelungen! Schön erzählt, ich konnte perfekt mit Kazuha mitfühlen.
Solch ewigen Wartereien auf Antworten kenne ich auch, man hibbelt richtig, wenn es um eine ganz bestimmte Person geht. ;)

Mir hat die kleine Lektüre jedenfalls sehr gefallen!
Danke, dass du sie mit uns geteilt hast. :)

LG
Tanja
Antwort von:  Schneehasi
10.06.2016 21:43
Hallo MissImpression,

vielen lieben Dank für deinen lieben Kommentar :)
Ja, wer kennt dieses Hibbeln denn nicht? Und wenn es dann ewig und drei Tage dauert, dann wird man schon etwas ungeduldig :D

lg
Von:  kimmyedogawa
2016-06-03T23:05:00+00:00 04.06.2016 01:05
Schöner Oneshot! Gefällt mir wirklich richtig gut. weiter so!
Antwort von:  Schneehasi
05.06.2016 09:35
vielen Dank! :)


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