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Die Grotten von Necrandolas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin Moin,
toller Titel fürs Kapitel, oder? :D Baut ja mal so gar keine Spannung auf ^^ Ich weiß auch gar nicht, was ich großartig im Voraus sagen soll, außer
Viel Spaß! :) Komplett anzeigen

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Avada Kedavra

„Crucio!“

Severus wand sich immer mehr auf dem Boden, schrie immer lauter und Harry schrie innerlich mit ihm um die Wette. Er musste etwas unternehmen, er musste endlich die Kontrolle gewinnen!

Voldemort spürte, wie Harry sich immer weiter aufbäumte und reagierte darauf, indem er Severus weitere bösartige Kommentare entgegenschleuderte.

„Wie herrlich einfach es doch ist, ihn zu diesem Fluch zu zwingen“, rief er, als er dem Tränkemeister eine kurze Pause gönnte, damit er ihn überhaupt verstehen konnte. „Das alles ist nur möglich, weil du den Hass des Jungen gegen dich bereits genügend geschürt hast.“

'Lüge!'

„Sieh gefälligst hin, damit Harry sich an deinem Blick laben kann!“

Ein Zauber traf Severus wie einen Peitschenhieb und warf sein Gesicht unsanft auf die andere Seite. Wo er vorher noch den Kopf gesenkt und sein Gesicht damit verborgen halten konnte, flog nun sein Haar zurück und er sah zum Gryffindor hoch. Langsam hob er den Blick und sah erstaunlich ruhig in die Augen von Harry. Nasse Spuren zogen sich über Severus' Gesicht und verrieten, wo sich Tränen ihren Weg gesucht hatten. Wo das bereits Harry das Gefühl gab, seine Eingeweide würden sich verdrehen, versetzte ihm der Blick des Tränkemeisters regelrecht einen Messerstich ins Herz. Seine schwarzen Augen flehten Harry direkt an, flehten ihn an ihn zu töten und diese Hölle zu beenden.

'NEIN!'

Der Tränkemeister sah, wie das selbstgefällige Grinsen auf Harrys Gesicht ins Wanken geriet, wie sein Blick anfing ins Leere abzuschweifen und wie er schließlich anfing zu zittern. Harry kämpfte mit aller Kraft gegen Voldemort an, wütete wie ein Berserker in seinem eigenen Geist und gewann endlich die Kontrolle zurück.

„N-Nein“, presste er heraus und seine Beine gaben nach.

Keuchend hockte Harry neben Severus und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Boden, während er versuchte Voldemort zu vertreiben.

„Harry“, hauchte Severus kraftlos und so leise, dass man es kaum hören konnte.

Seine Finger zuckten und deuteten an, dass er vorhatte nach dem Gryffindor zu greifen, dafür aber keine Kraft hatte.

„Nein“, stieß Harry erneut aus, dieses mal mit wesentlich mehr Kraft.

Er hörte, wie Voldemort in seinem Kopf scheinbar gegen Schmerzen anzukämpfen hatte. Schließlich gewann der Gryffindor den Kampf und warf Voldemort aus seinem Geist. Erneut keuchte Harry auf, ehe er seinen Blick entsetzt zu Severus hochschnellen ließ.

„Eine Lüge“, hauchte er, ehe er kraftvoll ausrief: „Das war alles gelogen! Ich hasse dich nicht, hörst du!“

Severus' Blick verriet nicht, ob er seinen Worten glaubte oder nicht. Hektisch krabbelte Harry zu ihm und schüttelte leicht seine Schultern, als könne er ihm so besser einhämmern, was er ihm versuchte zu sagen.

„Ich hasse dich nicht! Das habe ich nie, hörst du! Das war alles eine dumme Lüge!“, rief er immer wieder panisch aus und sah in diese schwarzen Obsidiane, die noch immer viel zu viel Schmerz ausdrückten.

Harry strich mit der Hand sanft über Severus' Wange, wo er ihn vor einigen Stunden noch geschlagen hatte und redete energisch auf den anderen ein: „Ich hasse dich nicht! Im Gegenteil, ich...“

Er stockte kurz, ehe er verzweifelt hauchte: „Ich liebe dich!“

Severus' Augen weiteten sich und endlich wusste Harry, dass er ihn erreicht hatte. Auch in Harrys Augen glitzerten nun Tränen und er schluckte den Kloß herunter, der sich in seinem Hals bildete, ehe er sich ein zittriges Lächeln abrang. Das schien Severus nun endgültig zu überzeugen, denn er öffnete den Mund, nur um Harry dann sprachlos anzustarren. Seine Augen schrien förmlich nach einem Warum, was Harrys Lächeln nur eine Spur breiter werden ließ. Das war so typisch Severus.

Ein Ächzen ließ Harry hochschrecken und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie ja nicht alleine waren. Voldemort hatte sich wieder materialisiert und richtete sich gerade mühsam auf. Offenbar hatte er nichts von ihrem Gespräch mitbekommen. Auch Severus sah nun zum Erben Slytherins herüber. Mit entschlossenem Blick drehte er sich und versuchte aufzustehen, während er bereits Harry mit seinem Arm schützend hinter sich schieben wollte. Doch weit kam er nicht, da die Folterflüche sämtliche Muskeln in seinem Körper geschwächt hatten.

Harry schnellte herum und suchte nach seinem Zauberstab. Als er ihn vom Gras aufsammelte, wandte er sich wieder Voldemort zu und wappnete sich für einen weiteren Angriff.

„Wirklich rührend“, leierte Voldemort angewidert und hatte sich nun wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet, den Zauberstab drohend auf Harry gerichtet. „All diese Fürsorge, die du schon letztes Mal deinen Freunden gegenüber gezeigt hattest... einfach nur ekelerregend.“

Die letzten Worte spie Voldemort geradezu heraus. „Wie kannst du es nur in deinem eigenen Körper aushalten.“

„Wie du siehst, komme ich gut damit klar“, antwortete Harry ungerührt und dachte fieberhaft nach.

Severus war nicht mehr in der Lage zu kämpfen und er selbst war nicht stark genug, um es alleine mit Voldemort aufzunehmen. Sie hatten ein großes Problem.

„Harry“, hörte der Gryffindor Severus schwach flüstern, wagte es aber nicht, den Blick von Voldemort abzuwenden. „Lauf zurück zum Schloss.“

„Vergiss es!“, zischte Harry als Antwort.

„Bring dich verdammt nochmal in Sicherheit!“, rief Severus so kraftvoll wie er konnte.

„Ich lasse dich hier nicht zurück!“, blieb Harry stur.

„Dein Leben ist viel wichtiger als meines!“

„Nein!“

„Seid ihr bald fertig?“, meldete sich Voldemort gelangweilt zu Wort. „Ihr streitet wie ein altes Ehepaar.“

„Das ist unser Hobby“, antwortete Harry nur trocken und suchte verzweifelt nach einer Lösung.

In dem Moment stoben große Flammen in einiger Entfernung auf und spendeten schlagartig Licht.

|„Da ist Fang drin, du verdammter...!“|², hörte Harry Hagrids Stimme und wusste sofort, dass seine Hütte von einem Todesser in Brand gesetzt worden war.

Es war beinahe grotesk, dass das Universum gerade nicht nur aus Voldemort, Severus und ihm bestand, sondern dass der Kampf gegen die Todesser hinter ihnen fröhlich weitertobte.

„Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen“, ignorierte Voldemort das Geschehen in der Ferne und machte eine gönnerhafte Geste. „Ich werde euch einfach alle beide töten, damit wäre euer Problem doch gelöst, nicht wahr?“

Er schickte einen Zauber los, den Harry gerade noch abwehren konnte. Voldemort war schnell, das hatte er vorhin schon gemerkt. Im nächsten Moment schoss schon der nächste Fluch auf Harry zu, dem er gerade noch ausweichen konnte. Es folgte ein sehr ungleiches Duell, bei dem Harry mehr mit Ausweichen beschäftigt war, als mit sonst etwas anderem. Schließlich kam, was kommen musste: Harry war zu langsam und konnte nur zusehen, wie ein Fluch auf ihn zuraste... und dann an einem blauen Schild abprallte.

Der Gryffindor merkte erst jetzt, dass er den Atem angehalten hatte und sah nun überrascht zu Severus, der seinen Zauberstab aufgelesen und einen Protego geschickt hatte. Allerdings war er noch zu schwach, um sich vollends aufzurichten. Mit deutlicher Anstrengung im Gesicht hockte er auf dem Rasen und richtete seinen Zauberstab mit konzentrierter Miene auf Voldemort.

Dieser lachte kurz auf und sah wieder zu Harry. Einen Moment betrachtete er ihn, als würde sein Anblick ihn faszinieren.

Schließlich sagte er: „Du weißt, dass es zwecklos ist, Harry. Wenn ich will, kann ich all das hier mit einem Streich beenden. Eine Demonstration gefällig?“

Ohne auch nur seinen kalten Blick von Harry abzuwenden, richtete er seinen Zauberstab auf Severus.

„Avada Kedavra!“

„NEIN!“

Sofort war Harry in Bewegung. Mit einem großen Satz sprang er zur Seite und stellte sich schützend vor Severus. Bevor er überhaupt wusste, was er getan hatte, traf ihn bereits der Fluch an der Schulter.

„HARRY NEIN!“

Alles ging so schnell. Harry spürte einen stechenden Schmerz an seinem Schlüsselbein, und wie ein heftiger Stromschlag schoss der Fluch durch seinen Körper. Ihm wurde blitzartig weiß vor Augen und für einen Moment spürte er nichts mehr. Er sah nichts, hörte nichts, fühlte nichts... war nichts. Er wusste nur eines: Er durfte nicht sterben. Wenn er jetzt aufgab, würde Voldemort Severus ebenfalls töten und das musste er um jeden Preis verhindern. Der Gedanke an Severus war alles, was noch existierte und auch der war nur noch so dünn wie ein Spinnfaden, der drohte zu reißen. Ein einziger Spinnfaden, der ihn an das Hier und Jetzt kettete. Ein seltsames Geräusch erklang in Harrys Ohren. Ein Wehklagen, ein Jammern. Doch je mehr Harry sich an diesen Faden klammerte, umso weiter weg schien dieses Wehklagen zu sein. Es bereitete ihm Furcht, sagte ihm, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte. Er musste es loswerden und doch schien es sich an ihn zu klammern. Er musste zurück, zurück ins Leben, zurück zu Severus.

 

Severus starrte fassungslos zu Harry hoch, der sich ohne zu Zögern vor ihn geworfen und den Todesfluch abgefangen hatte.

„HARRY NEIN!“, schrie er, mobilisierte seine letzte Kraft und stand auf, doch es war zu spät.

Harrys Knie gaben nach und Severus stürzte nach vorne, um den Gryffindor aufzufangen.

„HARRY!!“, rief er verzweifelt, während Harry in seine Arme fiel.

Sämtlicher Schmerz des Cruciatus war vergessen, denn was sich gerade in Severus' Innerem breit machte, war tausend mal schmerzhafter. Entsetzen jagte eiskalt sein Rückgrat hinunter, ließ pure Panik durch seine Adern schießen und zerfetzte ihm das Herz.

„DU VERDAMMTER IDIOT!!“, schrie Severus seinen Schmerz hinaus, legte seine Hand in Harrys Nacken und schüttelte den anderen. „HARRY!“

Tatsächlich runzelte Harry die Stirn und völlig fassungslos starrte Severus auf ihn hinab. Wie war das möglich? Er lebte? Aber... wie...? Langsam öffnete der Gryffindor die Augen und sah mit verschwommenem Blick zum anderen, der nur ein lautes Keuchen von sich geben konnte.

„Harry? Harry! Was...“, stotterte Severus noch immer mit leichter Panik in der Stimme und konnte es nicht fassen, was gerade geschah.

Harry hingegen fühlte sich unglaublich schwerfällig und matt, wusste aber, dass er dagegen ankämpfen musste. Er führte damit den Kampf fort, der ihn auch zurück ins Leben geholt hatte. Nur langsam nahm er wahr, wo er war und das Severus ihn im Arm hielt. Sofort sah er sich nach Voldemort um, der einige Meter entfernt von ihm auf dem Boden lag und sich gerade aufrappelte. Offenbar hatte der Todesfluch nicht nur Harry umgehauen.

Während Severus vor lauter Fassungslosigkeit nicht wusste, was er tun sollte, zog sich Harry an ihm ein Stück hoch und versuchte auf die Beine zu kommen. Seine Augen waren finster auf Voldemort fixiert, als er sich mühsam so weit erhob, dass er Severus schützend hinter sich halten konnte.

„Bleib hinter mir“, murmelte Harry leise und verkrallte seine Hand in Severus' Ärmel, womit er sich zum einen selbst Halt gab und zum anderen Severus davon abhielt aufzustehen und damit seine Deckung hinter Harry aufzugeben.

„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich...“

„Bleib hinter mir!“, unterbrach Harry Severus' Protest energisch und verstärkte seinen Griff in seine Kleidung.

Inzwischen war Voldemort wieder auf den Beinen und sah grimmig zu Harry herüber, der seinen Blick ebenso finster erwiderte. Ein stummes Blickduell fand zwischen ihnen statt und Harry wusste, dass Voldemort nur so ruhig war, weil er keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging und was er nun tun sollte.

„Nur zu, greif mich an“, rief Harry ihm provozierend zu. „Mal sehen, ob du so dumm bist, einen Fehler ein drittes Mal zu begehen.“

Voldemorts Gesicht zuckte und es war ihm deutlich anzusehen, dass er vor Wut kochte. Der einzige Grund, warum er davon nichts zeigte, war der, dass er gerade scharf nachdachte.

„Du kannst mich nicht töten, sieh es ein“, rief Harry erneut in die Stille hinein. „Diesen Kampf kannst du nicht gewinnen.“

Dass Voldemort nicht hämisch protestierte, war Beweis genug. Er wusste, dass Harry Recht hatte und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Sein Blick huschte zu den letzten Todessern, die gerade die Grenze passierten und dann entdeckte er die Gestalten, die aus dem Schloss gerannt kamen. Sicherlich die Mitglieder des Ordens. Damit stand sein Entschluss fest.

„Du hast Glück, Severus“, sagte er kühl, „dass du einen solch treuen Freund hast. Das nächste Mal zerquetsche ich dich, bevor dir irgendjemand zu Hilfe eilen kann.“

Damit wandte Voldemort sich ab und ging auf das große Tor zu. Grimmig sah Harry ihm hinterher und erst als er sah, wie er apparierte, gab er den Kampf gegen seinen eigenen Körper auf.

Völlig kraftlos sackte er in sich zusammen und Severus musste ihn erneut auffangen.

„Harry?“, fragte der Slytherin beunruhigt und strich dem Gryffindor die Haare aus der Stirn.

Angst machte sich erneut in Severus breit und seine Hand huschte als nächstes zu Harrys Halsschlagader. Puls hatte er und zu atmen schien er auch. Als sein Blick auf ein Brandloch in Harrys Umhang fiel, stockte ihm der Atem. Zögerlich schob er Harrys Hemd beiseite und entdeckte kurz unter seinem Schlüsselbein eine frische Wunde in der Form eines Blitzes.

„Du verdammter Idiot“, flüsterte Severus kopfschüttelnd und zog Harry schließlich in eine Umarmung.

Sanft wiegte er ihn hin und zurück, setzte ihm einen Kuss aufs Haar und versuchte zu realisieren, was gerade geschehen war. Der Schrecken saß ihm so tief in den Knochen, dass es ihm schwer fiel klar zu denken. Harry hatte den Todesfluch überlebt... schon wieder. Er hatte sich vor Severus geworfen und den Fluch abgefangen. Hatte Harry gewusst, dass er das überleben würde? Er würde doch überleben, oder?

Erneut sah Severus besorgt auf den anderen herab. Krankenflügel. Er musste Harry sofort in den Krankenflügel bringen. Entschlossen wuchtete er Harry auf seine Arme... und scheiterte bei seinem ersten Versuch auf die Beine zu kommen. Leise fluchte der Slytherin über seinen Körper, der ihm in einer solch wichtigen Situation den Dienst verweigerte. Er brauchte zwei weitere Anläufe, ehe er wackelig zum Stehen kam und langsam einen Fuß vor den anderen setzen konnte. All seine Willenskraft war darauf fokussiert, Harry ins Schloss zu bringen, egal wie sehr seine Muskeln schmerzten und zitterten.

Während er über die Wiese lief, warf er Hagrids Hütte einen kurzen Blick zu. Er sah gerade, wie der Halbriese unversehrt mit Fang auf dem Rücken die brennende Hütte verließ und so machte Severus sich keine weiteren Gedanken darum. Hagrid würde gut alleine klarkommen.

Er hatte fast das Schloss erreicht, als ihm jemand entgegenkam, den er schon bald als Syndia identifizieren konnte.

„Sev! Alles in Ordnung?“, rief sie alarmiert und trat besorgt auf ihren Bruder zu.

Ihr Blick huschte zwischen ihm und Harry hin und her und sie schien sich gar nicht entscheiden zu können, um wen sie sich mehr Sorgen machen sollte.

„Lass mich dir helfen...“

„Nein, ich schaffe das schon“, erwiderte Severus sofort scharf und ging weiter Richtung Schlosstor.

„Aber du kannst dich selbst kaum auf den Beinen halten. Benutze doch wenigstens einen Schwebezauber“, protestierte Syndia, wusste aber auch nicht, wie sie gegen Severus' Einverständnis helfen sollte.

„Sag mir lieber, wie die momentane Situation aussieht“, sagte Severus ruhig ohne den Blick vom Schloss abzuwenden.

„Einen Gesamtüberblick haben wir noch nicht“, berichtete Syndia sofort und lief neben ihrem Bruder her, den Arm vorsorglich um ihn legend. „Aber Tote scheint es auf unserer Seite nicht zu geben. Minerva hat alle Ordensmitglieder angewiesen, sich im Krankenflügel zu versammeln. Sev... Greyback hat Bill Weasley angefallen.“

Zuerst antwortete Severus nicht. Wie sollte man auch auf eine solch schreckliche Nachricht antworten.

„Es ist kein Vollmond, vielleicht machen wir uns umsonst Sorgen“, versuchte er also seine Schwester zu beruhigen.

„Ja. Vielleicht“, erwiderte Syndia kleinlaut.

Plötzlich regte Harry sich in Severus' Armen und sofort sah der Slytherin besorgt auf ihn herab.

„Harry.“

Der Gryffindor öffnete die Augen, schien im ersten Moment aber nichts wahrnehmen zu können. Harry fühlte sich, als sei er eng in Watte verpackt und sämtliche Sinneseindrücke würden kaum bis gar nicht zu ihm durchdringen. Seine Gliedmaßen fühlten sich an, als würden sie jeweils eine halbe Tonne wiegen und ihm entwich ein schmerzerfülltes Stöhnen.

Sofort blieb Severus stehen und setzte Harry auf dem Boden ab.

„Syndia?“, verlangte er von seiner Schwester nach einer Erklärung, die den Gryffindor besorgt betrachtete.

„Er ist sehr schwach und sein Geist ist vernebelt. Aber das wird schon wieder“, berichtete sie ernst und hockte sich ebenfalls hin.

Harry hingegen nahm langsam wahr, dass er in Severus' Armen lag. Er sah als erstes seine schwarzen Augen, spürte seine Wärme und hatte seinen Geruch in der Nase. Schwerfällig sah Harry sich um und erkannte nach einigem Blinzeln das Schloss. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu erinnern, was passiert war. Voldemort... Todesser... Dumbledore.

Mit aller Kraft versuchte Harry sich aufzurappeln, doch das ließ Severus nicht zu.

„Nein Harry, schone dich“, wies Severus ihn an, doch Harry wehrte sich gegen ihn.

„Aber ich muss... Astronomieturm... ich muss zum...“, murmelte Harry und wurde immer klarer im Kopf, was leider zur Folge hatte, dass er sich immer besser an die Geschehnisse erinnerte und ihn die Angst packte. „Dumbledore... ich muss... ich muss...“

„Du musst gar nichts, außer von Poppy verarztet zu werden“, sagte Severus entschieden, doch Harry schüttelte energisch den Kopf.

„Nein, ich muss erst... der Turm...“

„Severus“, sagte Syndia mit deutlicher Unruhe in der Stimme und besorgt sah der angesprochene zu ihr auf.

Ihr Blick war fest auf Harry geheftet.

„Was ist denn?!“

„Wir sollten Harry gehen lassen.“

„Was?! Nein!“

„Severus, bitte!“, sah Syndia ihren Bruder eindringlich an. „Ich verstehe zwar nicht, was Harrys zusammenhangslose Gedanken zu bedeuten haben, aber es scheint sehr wichtig zu sein.“

In ihrem Blick war eine dunkle Vorahnung zu erkennen und das erstickte jeglichen Protest seitens Severus im Keim.

Er schluckte hart, ehe er nickend sagte: „Okay.“

Damit half er Harry auf die Beine zu kommen, der sich an seiner Schulter festkrallte und so versuchte Halt zu finden. Sein Blick glitt über die Wiese vor dem Schloss, wo sich immer mehr verunsicherte Schüler hinauswagten und ängstlich umherschlichen. Dann sah er zum Fuß des Astronomieturmes, wo sich inzwischen mehrere Schüler versammelt hatten. Entschlossen ging Harry darauf zu, gestützt von Severus und Syndia, die neben ihm herliefen und angespannt Harrys Blick folgten. Immer näher kamen sie den Schülern, die flüsternd und verängstigt beieinanderstanden und mit jedem Schritt wurde der Druck in Harrys Brust größer. Wie in einen Traum versetzt, ging er immer weiter, während ein kleiner Funke in ihm betete, dass dies alles tatsächlich nur ein böser Traum war, dass er sich die letzte Stunde nur eingebildet hatte. Doch diese Hoffnung wurde in dem Moment zerstört, als er, sich durch die Menge schiebend, den leblosen Körper im Gras vorfand.

Syndia schnappte nach Luft und auch Severus blieb geschockt stehen. Vor ihnen lag Dumbledore, mit gebrochenen Gliedmaßen und leichenblassem Gesicht. Harry war der einzige, der nicht stehen blieb, sondern bis zum Leichnam ging und sich neben ihm hinkauerte. |Bereits in dem Moment, wo der Körperklammerfluch von ihm gewichen war, hatte er schon gewusst, dass es keine Hoffnung mehr gab. Er hatte gewusst, dass das nur geschehen war, weil der Urheber des Fluchs nicht mehr am Leben war. Und trotzdem traf den Gryffindor dieser Anblick nun mitten ins Herz. Hier lag er: Albus Dumbledore. Der größte, mächtigste und weiseste Zauberer, den Harry je gekannt hatte.

Dumbledores Augen waren geschlossen und Harry streckte die Hand aus, um ihm die Brille gerade auf die Nase zu rücken. Blutstropfen glitzerten auf seiner Lippe und Harry wischte sie mit seinem Ärmel fort. Die Botschaft schien sich nicht so recht in sein Bewusstsein drängen zu können. Dumbledore würde nie wieder mit ihm sprechen, ihm nie wieder helfen können...

Erst jetzt fiel Harry auf, dass er auf etwas hartem hockte. Er tastete unter sein Knie und entdeckte das Medaillon. Doch etwas stimmte damit nicht... wo war das Symbol von Slytherin? Mit einem mulmigen Gefühl öffnete Harry es und fand ein Stück Pergament darin.

 

„An den Dunklen Lord

Ich weiß, ich werde tot sein, lange bevor du dies liest, aber ich will, dass du weißt, dass ich es war, der dein Geheimnis entdeckt hat. Ich habe den echten Horkrux gestohlen und ich will ihn zerstören, sobald ich kann. Ich sehe dem Tod entgegen in der Hoffnung, dass du, wenn du deinen Meister findest, erneut sterblich sein wirst.

R.A.B.“|²

 

Ein humorloses Lächeln schlich auf Harrys Lippen. Das hier war nicht der Horkrux. Dumbledore hatte sich völlig umsonst diesen Trank angetan und hatte Draco vollkommen sinnlos so schwach gegenübertreten müssen. Wie grausam konnte das Schicksal nur sein?

 

Severus stand, wie viele andere auch, in vollkommener Schockstarre da und sah auf den ehemaligen Schulleiter herab. Er hatte gerade so viel Leid durchstehen müssen, dass dies hier nun zu viel für ihn war. Er wollte einfach nur hier stehen bleiben und sich in einen vollkommenen Schockzustand retten, um bei Verstand zu bleiben.

Er nahm gar nicht wahr, wie Syndia sich an seinen Arm klammerte und mit Tränen in den Augen ihren Kopf an seinen Oberarm lehnte, während sie Harry beobachtete. Er nahm auch nicht wahr, dass Ginny und Hermine zu Harry traten und ihm besorgt über den Rücken strichen.

|„Komm her, Harry.“

„Nein.“

„Du kannst nicht hier bleiben, Harry... nun komm schon...“

„Nein.“|²

Erst das riss Severus aus seiner Starre. Fast schon mechanisch trat er ebenfalls auf Harry zu und hockte sich mit zittrigen Beinen neben ihn.

|„Harry, komm mit“|², flüsterte er sanft, griff nach Harrys Arm und tatsächlich ließ der Gryffindor sich von ihm aufhelfen.

Mit besorgten Blicken traten seine Freunde einen Schritt zurück und sahen Severus dabei zu, wie er Harry stützte, als dieser fast wieder zu Boden gestürzt wäre.

„Du musst in den Krankenflügel“, legte Severus fest.

„Es ist nicht so schlimm, wie es...“, wehrte Harry ab, doch im gleichen Moment brach er bewusstlos zusammen.

Sofort fing Severus ihn auf und ächzte.

„Doch, ist es“, kommentierte er Harrys letzte Worte trocken und hob ihn erneut auf seine Arme.

„Was ist mit ihm passiert?“, fragte Hermine besorgt und auch Syndia trat nun neben Severus, um fragend zwischen ihm und Harry hin und herzusehen.

Severus gab ein unwilliges Knurren von sich, ehe er leise murmelte: „Das sind Folgen des Avada.“

Syndia riss die Augen auf, während Hermine keuchend die Hände vor den Mund schlug.

„Er hat schon wieder einen überlebt?“, fragte sie entsetzt und das Raunen um sie herum verriet, dass die Gryffindor und Syndia nicht die einzigen gewesen waren, die Severus' Worte gehört hatten.

Man konnte praktisch dabei zusehen, wie das Gerücht von Person zu Person weiterwanderte.

„Ihr müsst so schnell wie möglich in den Krankenflügel. Ihr beide“, fasste Syndia sich als erstes, doch auch ohne ihre Worte hatte Severus sich bereits in Bewegung gesetzt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooo... soll ich das mit dem Avada und Harry schon an dieser Stelle erklären...? Hm. Also solange Voldemort lebt, kann Harry ja eh nicht von ihm getötet werden (Lilys Blutschutz in Voldemorts Adern und so, nech), oder hat zumind die Wahl. Die hätte er hier an der Stelle auch schon gehabt, so wie im Buchfinale, aber ich wollte nicht, dass Voldemorts Seelenteil stirbt. Deswegen dachte ich mir, dass Harrys Wunsch zu leben in dem Moment so stark ist, dass er gar nicht erst in diesem Raum gelandet ist, während das Seelenteil sich an ihn klammerte. Ist das nachvollziehbar? ^^ Ich hab ewig drüber gegrübelt, ob das im HP-Universum so einigermaßen hinhaut :D
Bis Donnerstag! ^^

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2. Rowling, Joanne K. (2005): Harry Potter und der Halbblutprinz. Hamburg: Carlsen Verlag GmbH. S.607, 613-614, 616, 616. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Im_Whats_Left
2016-11-21T21:02:03+00:00 21.11.2016 22:02
Voldemort wäre viel zu früh gestorben (zumal von sterben ja aufgrund der Horcruxe keine Rede sein kann). Bin nur froh, dass Mr.-Ich-bin-zu-stur-ins-Gras-zu-beißen mal wieder so unverschämt viel Glück hatte. Mal gucken, ob er morgen noch weiß, dass er Sev seine Liebe gestanden hat - und das die Antwort eigentlich noch aussteht, auch wenns voll offensichtlich is... ;)
Antwort von:  -wolfsmoon-
24.11.2016 18:29
Ich denke was Harrys Glück angeht, habe ich ihn ganz gut getroffen XD Naja, wissen tuns beide noch... es zur Sprache bringen is ne andere Sache :D
Von:  Salatgurke
2016-11-21T20:51:29+00:00 21.11.2016 21:51
Wieso wolltest du denn nicht das das Seelenteil von Voldemort stirbt?
Echt spannend das Kapitel.
Bin mal gespannt wie du das enden lässt XD
Dachte ja schon Voldemord stirbt in diesem Kapitel.
Bis Do.
Antwort von:  -wolfsmoon-
24.11.2016 18:26
Voldemorts Seelenteil sollte überleben, weil ich das große Finale ausm Buch nicht zu sehr verfälschen wollte. Es hätte einfach viel zu viel Spannung weggenommen :D


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