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Hüter der Nacht

von

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Der Mond stand hell am Himmel als der Weihnachtsmann, der Sandmann, die Zahnfee und der Osterhase beisammen waren um Jack als neuen Hüter zu feiern.

Endlich hatten sie Pitch aufs neue besiegt und so schnell würde der sich von seinen Alpträumen nicht erholen.

Doch so richtig freuen konnte Jack sich nicht. Irgendwie tat ihm der Schwarze Mann leid, denn er wusste, wie es war, von niemandem gesehen zu werden.

Er selbst war vor kurzem ja auch noch unsichtbar gewesen. Doch konnte er seinem Unmut keinen freien Lauf lassen. Die anderen Hüter würden es nicht verstehen. Also schüttelte Jack die negativen Gedanken ab und machte gute Miene zu bösem Spiel. Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen.

''Hey Keule, jetzt, da du jetzt einer von uns bist gibt es ein paar Regeln, an die du dich mal halten könntest''. Der Osterhase tat zwar immer, als wäre er total unnahbar und cool, doch er war eigentlich ganz in Ordnung. Trotzdem würde er sich lieber in die Pfote stechen als zugeben zu müssen das Jack ein toller Freund ist. Immerhin hatte letzterer den Schalk im Nacken und versuchte immer wieder, den Hasen zu ärgern. Und sei es nur, ihm das Osterfest zu versauen indem er es schneien ließ.

Jack drehte sich zu seinem Freund, stütze sich dann grinsend auf seinen Stab und sah ihn herausfordernd an. ''Achja, und die wären?'' Sein abschätziges, aber nicht böse gemeintes Lächeln brachte den Osterhasen leicht in Rage, doch er schluckte sie runter und tat so, als hätte er die Spitze in Jacks Aussage nicht gehört.

''Zum einen fände ich es sehr nett, wenn du dein loses Mundwerk etwas in Zaum halten könntest. Respekt vor dem Osterhasen. Ausserdem würde ich dich bitten, mein Osterfest nicht mit deinem blöden Schnee einzusauen. Schwer genug, die Eier alle zu verstecken. Dann kommst du mit deinem >ach so tollen Zauberstock < und machst, das die Kinder die Eier kaum finden.''

Jack fing an zu lachen, klopfte dem Hasen auf die Schulter und meinte achselzuckend: ''Das ist aber meine Natur, so bin ich, Känguruh. Ausserdem lieben die Kinder mich dafür, das ich ihnen Kältefrei ermögliche'' ''Ich bin kein Känguruh, duuuu~''

Bevor der Hase dem vorlauten Jungen eine verpassen konnte, mischte sich die Zahnfee ein.

''Hey Jungs, nicht streiten. Wir sind hier zum feiern. Also vertragt euch und gebt euch die Hand.''

Murrend leisteten die beiden der Zahnfee Folge und begruben das Kriegsbeil. Vorerst.
 

Indessen unten in der tiefen Dunkelheit schmiedete Pitch schon einen Plan, wie er wieder in die Freiheit kommen würde. Sein Ziel war es immer noch, Jack auf seine Seite zu ziehen. Auch wenn er jetzt ein Hüter war, so war er viel zu kostbar, um ihn den anderen zu überlassen.

Der schwarze Mann war ganz versessen darauf, sich den Herrn des Winters als Freund zueigen zu machen. Seine Dunkelheit und Jacks Fähigkeit, alles und jeden in Eis zu verwandeln schien ihm unendliche Macht zu verleihen. Und mit dieser Macht könne er seinen ach so sehnlichsten Wunsch erfüllen, endlich, nach hunderten von Jahren, den Mann im Mond zu besiegen. Bei dem bloßen Gedanken alleine musste Pitch grinsen.

''Dieser elende Mistkerl. Damals hätte ich die Gelegenheit packen sollen, als sein Wächter, das Nordlicht, verschwunden war.

Doch er hat ihn vor mir gefunden und ihm einen neuen Namen, gar eine neue Identität und Aufgaben gegeben. Er hat aus dem Nordlicht Jack Frost gemacht.

Doch da sich Jack an nichts mehr zu erinnern scheint, was früher war, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis sein Vertrauen mir gehört. Ich hätte ihn fast soweit gehabt, wären diese blöden Hüter nicht gewesen. Die mit ihrem dummen Geschwafel von Kindern und Liebe und Vertrauen. Wuäh, alles Mist.''

Pitch musste sich schütteln bei dem Gedanken, Kinder dazu zu bringen, ihn zu lieben.

Nur mit Angst konnte man dafür Sorgen, dass jemand an einen glaubt.

Was wäre denn, wenn Santa, dem Osterhasen oder der Zahnfee mal die Geschenke ausgingen?

Doch die Angst vergeht nie. Und das war es, was Jack lernen musste. Er würde es verstehen. Man müsste ihn nur von den anderen trennen. ihm erzählen, dass der Mann im Mond ihn damals alleine gelassen hat. Ihm seiner Kräfte beraubt in einen See gesperrt hat. Ein See voller Dunkelheit und Kälte.

Und so schmiedete der Herr der Dunkelheit seinen Plan. Einen Plan, der das Herz des tapferen Jack Frost auf die Probe stellen würde.
 

Monate waren vergangen und Jack sah seine Freunde nur selten. Wobei er der Zahnfee und dem Sandmann Abends manchmal Gesellschaft leistete, wenn er durch die verschneiten Straßen schlenderte und Eiskristalle an die Fenster zauberte oder Telefonleitungen einfror.

North hingegen sah er einmal im Jahr, wenn er den Kindern zu Weihnachten die Geschenke brachte. Dann fuhr er manchmal mit zum Nordpol, trank eine heiße Schokolade und machte sich weiter an sein Werk, die Welt in eine weiße, kalte Decke zu hüllen.

Die Kinder, die ihm damals halfen, Pitch in seine Schranken zu weisen, wurden allmählich erwachsen und Jack verblasste für sie. Doch ihren Kindern erzählten sie die Geschichte, die sie zusammen mit den Hütern erlebt hatten und es wuchs eine neue Generation auf, die ebenfalls ihren Kindern die Erzählungen weitergab. Und so war Jack nun auch nicht mehr alleine. Er zettelte unzählige Schneeballschlachten und Schlittenfahrten an, ermutigte Kinder zu waghalsigen Schlittschuhfahrten und genoss es, das man ihn wahrnahm. Doch in seinem Herzen- ganz tief drin- merkte er, dass etwas fehlte. Wenn er des Nachts durch die Wälder streifte und gen Himmel sah, schmerzte es in seiner Brust und er fragte sich, was das wohl sein könnte. Was es mit dieser Leere auf sich hatte.

Der Mann im Mond- oder Manni, wie North ihn liebevoll nannte- redete nicht mit ihm. Das stimmte Jack traurig und wütend zugleich. Denn immerhin schien er sich mit den anderen Hütern zu unterhalten. Warum nicht mit ihm- Jack Frost?

Immerhin gehörte er jetzt auch zu seiner Armee...

''Was verheimlichst du mir?'', sagte der Herr des Eises mehr zu sich, als zum Mond. Er wusste, er bekäme sowieso keine Antwort.

Ein Geräusch ließ Jack aufhorchen. Es klang wie ein Flüstern, doch Jack verstand nicht, was es sagte. Er lauschte wieder, doch da war es verstummt.

Um sich schauend sprang der Weißhaarige von seinem Ast und folgte der Richtung, aus der er glaubte, die Stimme gehört zu haben und kam an die Stelle, wo einst der Eingang zu Pitchs Versteck gewesen war.

''Das ist unmöglich'' murmelte er. ''Wir haben Pitch besiegt...'' Eilig ritt Jack auf dem Nordwind zum Weihnachtsmann, um ihn nach Rat zu fragen. Doch dieser lachte laut, rieb sich seinen Bauch und meinte: ''Mach dir keine Sorgen, wenn Pitch wäre frei, Mann im Mond hätte was gesagt.''

Sollte Jack seinem Freund verraten, dass der Mann im Mond noch nie mit ihm gesprochen hatte? Das einzige, was Jack von ihm wusste, war sein Name. Und das war dann auch alles.

''Jetzt guck nicht so besorgt, Jack, alles ist in Ordnung. Wir haben Pitch verbannt in seine eigene Dunkelheit.''

Doch Zweifel nagten in Jacks Herzen. Zweifel, die so langsam immer lauter wurden.
 

Es war Ostersonntag und zum ersten mal seid 20 Jahren traf Jack wieder auf seinen alten Freund, den Osterhasen.

''Hallo Keule, lange nicht mehr gesehn.'' merkte das Schlappohr, als Jack ihm verschmitzt lächelnd entgegen kam.

''Naja, du wolltest ja schneefreie Ostern. Ich hab mein bestes gegeben. Aber heute meinte der Nordwind es nicht gut mit dir.'' Und prompt bedeckte ein fetter Schneeball das Fellgesicht des Osterhasen. Es gab einen regen Schlagabtausch, bis den beiden die Puste auszugehen schien. Nach Atem ringend und dem Sonnenuntergang zuschauend saßen sie auf dem Dach eines Hauses und schwiegen.

Dann- ohne groß darüber nachzudenken- fragte Jack, den Blick in die Ferne: ''Sag mal Hase, hörst du den Mann im Mond ab und an? Ich meine... ach vergiss es.''

Der Osterhase wusste nicht recht, was er antworten sollte.

''Wie meinst du das?''

''Ach, vergiss es, es war nur ein Gedanke''

Und ohne noch groß >Auf Wiedersehen< zu sagen, flog Jack in die Dunkelheit der Nacht davon. Sein Freund blickte ihm sorgenvoll hinterher, machte sich dann aber auf, in seinen Osterbau zurückzukehren.

Der Frühling kam, wurde vom Sommer abgelöst und schließlich folgte der Herbst. In dieser Zeit saß Jack immer in der Eiswüste, baute Gebilde aus Schnee und Eis und heckte neue Streiche aus, flog zur anderen Seite der Welt um ihr den Winter zu bringen oder sah in die Fenster derer, die Weihnachten feierten.

Er konnte sich zwar an sein früheres, menschliches Ich erinnern, doch es verblassten die Gefühle, wie es wahr, eine Familie zu haben. Wenn er es genau nahm, kam es ihm eher wie ein lange geträumter Traum vor, als eine wahre Erinnerung.

Auch konnte er sich an das Gesicht seiner Mutter nie erinnern, an ihren Duft, ihren Namen... Er kannte nur den Teil, den seine Erinnerung ihm damals zeigte. Die eine Erinnerung, die in seiner Zahnbox steckte.

Als in Jacks Heimatort, der mittlerweile zu einer kleineren Stadt angewachsen war, wieder der Winter einkehr hielt, spiegelten sich die Straßen vom Eis, die Nasen und Wangen der Kinder färbten sich Rosa, der Atem malte lustige Gebilde in die Luft und Schneebälle kreuzten die Straße. Die Tage waren allerdings auch kürzer und schon bald sah man keine Kinder mehr auf der Straße Schneemänner bauen oder Festungen aus Eis belagern.

Sie saßen mit Einbruch der Dunkelheit in ihren Zimmern, oder bei den Eltern am Tisch und aßen zu Nacht.

Jack besuchte hin und wieder das Haus von Jamie- er hatte damals geholfen, Pitch zu besiegen, denn er glaubte als einzigstes Kind an die Hüter. und so konnte er auch seine Freunde davon überzeugen, sie nicht aufzugeben.

Jamie war inzwischen erwachsen geworden, hatte selbst Kinder und die hatten Kinder.

Jack hingegen blieb immer der Junge, der er schon vor hunderten von Jahren gewesen war.

Doch heute musste er feststellen, das sein alter Freund nicht mehr unter den Lebenden weilte. Jacks Herz stach und Trauer überkam ihn. So nahm denn die Zeit jeden sterblichen irgendwann mit sich.

In Gedenken an den kleinen Jungen, der sich nicht beirren ließ, als die Lage aussichtslos erschien, zauberte Jack kleine Eisblumen an die Fensterscheiben des Hauses und ließ es sanft schneien.

Dann machte er sich auf zum See, um das Wasser zu bändigen unter eine Decke dicken Eises.

Als er so Gedankenverloren in die Leere starrte, hatte er kurz das Gefühl, eine Anwesenheit zu spüren. Mehr noch-er war sich sicher, Pitchs Schatten in der Tiefe des Sees zu erblicken.

Jack rieb sich die Augen und im nächsten Augenblick war das Hirngespinst verschwunden.

''Du grübelst zu viel'', sagte er sich schließlich, schüttelte die dunklen Gedanken ab und flog durch die Nacht, bis der Morgen graute. Wieder verging das Jahr. Der Sandmann brachte den Kindern den Schlaf, die Zahnfee kleine Geschenke im Gegenzug der Zähne- sie versuchte es des Öfteren, auch an Jacks Zähne zu kommen, doch dieser rang sich immer Meisterlich aus der Situation.

Jack leistete Toothiana (so war denn ihr Name bei den meisten Kindern) Gesellschaft. Und nach und nach verdrängte sie die dunklen Schleier, die in Jacks Herzen Einzug hielten.

Auch sah er ihr gerne bei der Arbeit zu. Wie begeistert- ja fast schon manisch- sie sich um ihre Schützlinge sorgte und freute, wenn jemand Zahnseide benutzte, oder kein Loch im Zahn hatte.

Den Osterhasen hingegen ließ Jack doch lieber seine Arbeit machen. Ab und an traf man sich bei Gelegentlichen Treffen der Hüter, um die neuesten Geschehnisse zu besprechen. Genauso ein Treffen war nun.

Denn durch die rasante Entwicklung der Technik wurde es immer schwieriger, den Kindern Geschenke zu hinterlassen, über die sie sich freuten.

Waren es früher noch Apfelsinen und Nüsse, so kam es über die Jahre immer zu noch mehr Spielzeug bis hin zu teuren Konsolen, Handys oder sonstigem Schnickschnack. Mit einer Münze oder einem bunten Ei ließen sich die Kinder nicht mehr auf die Seite der Hüter ziehen. Im Gegenteil- Es wurde immer antrengender, den Glauben aufrecht zu erhalten. Jack und Sandy waren da gut aus dem Schneider. Der eine sorgte für Schneefrei, der andere für einen ruhigen Schlaf.

''Du hast gut reden Keule, du schwingst deinen Stab und lässt es schneien. Wir müssen hart arbeiten und haben keine Zeit, faul durch die Luft zu fliegen'', der Hase war leicht genervt von der Naivität, die Jack an den Tag zu legen pflegte. Okay, er war der Hüter des Spaßes und der Streiche, aber ein wenig mehr ernst in dieser Situation könnte nicht Schaden. Jack indessen war leicht genervt, das der Hase alles so engstirnig sah. Ging der zum Lachen in den Keller?

''Wie auch immer, ich verzieh mich. Ihr könnt mich ja rufen, wenn euch was eingefallen ist.''

Und somit verschwand der Hüter der Kälte im Dunkel der Nacht.

Tooth sah ihm nachdenklich hinterher. ''Findet ihr nicht auch, das Jack sich in letzter Zeit seltsam benimmt?'' Sie sah in die Runde und niemand musste antworten, denn sie verstand auch so. Den anderen war sein Verhalten auch aufgefallen. ''Früher wirkte er so froh und sorgenfrei. Er begleitete mich oft auf meiner Arbeit. Doch in letzter Zeit kapselt er sich mehr und mehr ab.''

''Das stimmt'', warf der Osterhase ein und erinnerte sich an das Gespräch, das sie vor etlichen Jahren hatten. ''Er hat mich mal gefragt, ob ich den Mann im Mond hören könnte. Doch als ich näher drauf einging, brach er das Gespräch ab und verschwand.''

Die vier sahen sich ratlos an. ''Ihr meint, er hört den Mond nicht zu sich sprechen?'' North sah schockiert in die Runde. ''Aber er spricht doch zu allen Hütern...''

Sie sahen Jack nach, der schon lange verschwunden war und ein Gefühl des Unmutes überkam sie alle.
 

Jack war wütend. Wütend, weil keiner der anderen ihn verstand, wütend auf den Mann im Mond, weil er ihm keine Antworten auf seine Fragen gab und wütend auf sich, weil sein Herz kalt war. Kalt wie das Eis, das ihn umgab. Er landete auf einem Bergrücken- umgeben von Felsen und Gestein, von Kälte und Schnee.

Hatte Pitch am Ende doch recht? Gehörte er gar nicht zu der Gruppe der Hüter? Klar, die Kinder liebten ihn- ihn und seine Streiche. Aber da war etwas tief in ihm, das ihm sagte, es gäbe noch mehr. Ein Teil, der leise flüsterte und ihn in Unsicherheit wägte. Um seinem Ärger freien Lauf zu machen, sammelte er all seine Kraft und lies einen Eisblitz los. Er schrie sich den Kummer von der Seele und bemerkte nicht, wie sich ein Stück des Felsens, unter dem er stand, löste und niederprasselte. Er schlug einen Tiefen Spalt in die Erde vor Jack, der zur Seite sprang und dann wie angewurzelt da stand und die Ohren spitzte. Da war es wieder, das Geräusch. Ein Name. SEIN Name. Er kam als Flüstern aus der Felsspalte vor ihm. Aber wie war das möglich. Hier oben war er schon immer alleine gewesen.

Die Neugier übermannte ihn und Jack flog langsam in das Dunkel der Tiefe hinab. Ein vertrautes, aber zugleich erschreckendes Gefühl umhüllte ihn. Woher kannte er es?

Der Spalt schien endlos lange zu sein und als er begriff wo er war, lief es ihm Eiskalt den Rücken hinunter.

Das war Pitchs Versteck?! Wie konnte das sein? Sie hatten den Eingang doch versiegelt.

Oder war er es-er selbst- Jack Frost- der den Eingang wieder geöffnet hatte?

Der schwarze Mann schien von seinem Besuch gewusst zu haben, denn wie ein Schatten löste er sich aus der Dunkelheit und stand nun triumphierend lächelnd vor dem Jungen.

''Jack, Jack , Jack. Wie lange ist es her, das wir uns das letzte Mal gesehen haben? Hundert Jahre?'' Er machte eine kurze Pause, dann schnellte er hervor und Griff nach seinem Gegenüber, doch dieser wich ihm geschickt aus. ''Pitch, was geht hier vor?''

Doch der Herr der Alpträume lachte leise auf. ''Ach Jack, so lange habe ich diesen Moment herbeigesehnt. Ich beobachtete dich durch die Eisflächen, die du erschaffst. Sag, Hörst du ihn mittlerweile? Hörst du die Stimme vom Mann im Mond?''

Bei den letzten drei Worten war Pitchs Gesicht dem von Jack so nahe gekommen, dass sich ihre Nasen fast berührten. Jack war starr vor Schreck. ''Woher weisst du das?'' Er wich wieder einen Schritt zurück, doch diesmal hinderte ihn die Mauer daran, Abstand zu seinem Widersacher zu gewinnen.

''Ich bin wie der Schatten, der sich Nachts über die Erde legt. Ich habe dich grübeln gesehen, gefangen hinter deinen Eisgebilden, nicht im Stande, daraus zu entfliehen. Ich habe deine Zweifel gehört, die Fragen, die du dem Mond zugerufen hast. Und weißt du was?''

Er rückte ein Stück näher und sah Jack ganz tief in seine Eisblauen Augen. ''Ich kenne die Antworten darauf.''

Das versetzte Jack einen Stich in die Brust. ''Woher'', hauchte er, doch Pitch richtete sich wieder auf. Er tat so, als habe er die Frage nicht gehört und genoss es, den kleinen Schneetreiber in seiner Verzweiflung zu sehen. ''Na, na, na. Und deine tollen Freunde haben dir nichts verraten? Alle wissen sie um deine Vergangenheit. Jeder einzelne. Der Weihnachtsmann, die Zahnfee, Der Osterhase, ja sogar der Sandmann.''

Jack war wie gelähmt. Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben und Pitch sog sie ein, wie jemand, der an einer Rose roch.

''Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen haben sie dir wohl nichts gesagt? Armer Jack. So ganz alleine?''

Pitch versschwand in der Dunkelheit und tauchte auf der anderen Seite der Höhle wieder auf. Seine Stimme wurde durch ein Echo verstärkt, als er sie erneut erhob. ''Und dabei wäre es nur das Richtige, dir zu sagen, wer oder WAS du wirklich bist. Doch selbst der Mann im Mond schämt sich. Weisst du, warum er nicht mit dir redet? Warum er dir keine Antwort gibt?''

Jack hielt seinen Stab zum Kampf bereit und suchte die Dunkelheit nach Pitch ab. Dieser verschwand in der einen Ecke, tauchte in der nächsten wieder auf, um kurz darauf wieder mit den Schatten zu verschmelzen. Nun hörte man nur noch eine Stille die so unangenehm war, das dem Weisshaarigen fast der Kopf platzte.

''Was führst du im Schilde'', schrie Jack und erschrak, als der schwarze Mann direkt vor ihm wieder auftauchte. ''Ich führe nichts im Schilde, Jack. Ich will dir die Wahl geben. Die Wahl, dein Leben zu ändern. Willst du die Wahrheit wissen? Denn ich war dabei. Ich war dabei, als du dein altes ICH verloren hast und das wurdest, was du jetzt bist.''

''Jack sah Pitch trotzig an. ''Ich kenne meine Vergangenheit. Sie ist in der Za-''

''Zahnbox? Denk mal nach Jack. Tief in dir drinnen weißt du, dass es nicht stimmt.

Sie haben dir eine falsche Erinnerung gegeben, damit du auf ihrer Seite bist.''

''Warum sollte ich dir das glauben'' Jacks Augen leuchteten vor Wut. Er schoss einen Eisblitz auf Pitch, doch dieser parierte ihn mit der Kraft der Dunkelheit. ''Du weißt, dass ich Recht habe. Da muss doch noch mehr sein, als das, was sie dir sagten. Das hast du dir selbst gesagt. Warum bist du nur so STUR!''

Pitch schleuderte Jack eine Welle von Alptraum Sand entgegen und traf sein Gegenüber mitten ins Gesicht. Jack taumelte nach hinten. Der Schock über das, was Pitch ihm sagte und das, was er tief drinnen immer gewusst hatte, setzten ihm zu und er war nicht mehr in der Lage, dagegen anzukämpfen.

''Gut so Jack, gib dich der Finsternis hin. Sie wird dich leiten. Du musst es nur zulassen.''

Kraftlos sank Jack zu Boden. ''Also gut, ich höre dir zu'' sagte er leise und Pitchs Gesicht erhellte sich vom Sieg, den er davontrug.

''Vor langer Zeit, im goldenen Zeitalter, als der Mann im Mond noch selbst noch ein kleiner Junge war, hatte er einen Freund namens Nachtlicht. Er war ein Wesen des Lichtes und seine Uniform strahlte Mut und Güte aus. Und die Aufgabe des Nachtlichtes war, dem Mann im Mond den Weg zu leuchten. Wie ein wahrer Freund nun mal so ist, konnte das Nachtlicht fühlen, wenn der Mann im Mond fröhlich oder traurig war, oder wenn dieser Angst hatte. Er versprach den Eltern des Kleinen, ihn zu beschützen und legte einen Eid ab:

Wache über unser Kind. Führe ihn sicher auf allen Wegen und bewahre ihn vor Schaden.

Halte sein Herz glücklich, seine Seele Mutig und seine Wangen rosig. Beschütze seine Hoffnungen und Träume mit deinem Leben, denn er ist alles was wir haben, was wir sind, und alles, was wir je-''

''- sein werden...'' beendete Jack Pitchs Erzählung. ''Ich kenne diesen Spruch. Das ist der Eid der Hüter.''

Pitch nickte. ''Genau. Doch warte ab, denn nun kommt der Grund, warum das Nachtlicht verschwand. Es begab sich, dass das Nachtlicht Freundschaft mit dem Hüter der Nacht schloss. Dieser wanderte einsam am Firmament entlang und besuchte den Jungen, der Strahlte wie kein Stern sonst. Der Mann im Mond jedoch wurde eifersüchtig und ihm war diese Freundschaft ein Dorn im Auge. Er hatte Angst, seinen treuen Spielkameraden und Freund zu verlieren und wollte den Hüter der Nacht für immer auf der Rückseite des Mondes wegsperren. Also setzte er alles daran, ihn zu besiegen. Doch in seinem Wahn war es ihm egal, dass das Nachtlicht dabei sterben würde. Denn die Kraft der Nacht war groß.
 

Und so begegnete ich ihm. Dem Ritter in der Rüstung aus Licht. Da der mutige Kämpfer den Eid geleistet hatte, immer für den Mann im Mond zu kämpfen und ihn zu beschützen, würde er sein Leben aufgeben, um mich zu besiegen. Doch wie konnte er, denn immerhin waren auch wir Freunde. Ich stellte doch keinerlei Gefahr da. Ich hatte meine Aufgabe, die Nacht über die Welt zu bringen, genauso, wie die Zahnfee die Aufgabe hat, Zähne zu sammeln. Oder der Osterhase, Eier zu verstecken.''

Pitch machte eine kurze Pause. Er musste die Geschichte glaubhaft erzählen, sonst würde er Jack nie verunsichern können.

''Du behauptest also, einst nicht bösartig gewesen zu sein?'' Jack kam das komisch vor, doch Pitch wusste, wie man Worte und Taten so drehte, dass es immer plausibel klang.

''Jack, man wird nicht Böse geboren. Böse wird man erst durch schlimme Erfahrungen. Ich wurde erst zu dem, was ich heute bin, weil mich der Mann im Mond dazu getrieben hatte. Aber weiter im Text. Wo war ich stehen geblieben? Achja genau. Also das Nachtlicht erkannte, das es falsch war, was es da tat und wiedersetzte sich dem Befehl des Jungen Mannes und somit auch dem Eid. Zur Strafe verbannte dieser das arme Nachtlicht. Er raubte ihm sämtliche Erinnerungen und nahm ihm das Strahlen, den Mut und die Güte.

Dann sperrte er es in einen dunklen, kalten und tiefen See. Gefangen zwischen Raum und Zeit geriet er in Vergessenheit. Und er wurde zu Jackson Overland Frost ''

Bei dem letzten Wort stand der schwarze Mann nun vor seinem Zuhörer und sah ihn an. Jack zuckte zusammen, als er seinen Namen hörte. ''Das... das kann nicht sein!'' Der Weißhaarige sprang auf und sah entsetzt zu Pitch, der nur mit der Achsel zuckte. ''Du kannst nicht leugnen, dass es seltsam ist, nur diese eine Erinnerung in der Box gesehen zu haben. Genau DIE Erinnerung, die dir zeigen soll, dass du zu den Hütern gehörst. Auch ich war ein Hüter Jack. Ich war der Hüter der Nacht. Auch mich hat der Mann im Mond verraten. Denn er ist mächtig. Er nutzt uns als Marionetten, um sich selbst nicht abmühen zu müssen. Wir sind nur Schachfiguren in seinem Spiel, damit ihm nicht langweilig wird.

Auch ich höre ihn nicht mehr. Seit diesem Tag an habe ich ihn nicht mehr zu mir sprechen gehört. Denn ich habe den Fehler begangen, der Freund seines besten Freundes zu werden.''

Pitch sah Jack in die Augen und dieser bemerkte nicht, dass Dunkelheit sich um sein Herz legte. Eine trügerische, falsche Dunkelheit. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Wieso erinnerte er sich jetzt daran? ''Aber... wieso gab er mir ein neues Leben? Ein neues Dasein?'' Jack taumelte und musste sich auf seinen Stab stützen. ''Ich verstehe das nicht'', hauchte er und war der Ohnmacht nahe.

Dann, noch ehe der schwarze Mann reagieren konnte, stürmte Jack den Spalt, aus dem er gekommen war wieder hinauf und ließ Pitch zurück, der nur triumphierend lachte. Ohne es zu merken, hatte sein AlptraumSand Besitz von Jacks Herz genommen und hüllte es in Schatten und Zweifel. Die Geschichte, die er dem armen Jungen erzählt hatte, wirkte wie das Gift einer Schlange und schon bald würde das Licht in ihm verblassen.
 

Jacks Gefühle spielten verrückt, sein Herz pochte wie wild und durch die unbändige Wut in seinem Inneren wurden Schneestürme losgelöst, die der Herr des Winters noch nie erlebt hatte.

Er hatte alle Mühe, sich zu kontrollieren, doch die Worte seines Widersachers hallten in seinem Kopf immer und immer wieder.

Er lies den Schnee toben, versetzte alles, was ihm unter die Finger kam in Eis und Kälte. Wie konnten sie ihn nur so belügen? Sicher saßen sie alle bei North und amüsierten sich über den dummen Jungen mit den weißen Haaren, der nichts wusste, nichts konnte, außer kleine dumme Eisblumen auf Glas zu malen.

Doch was er nicht wusste war, das die Angst in ihm, nicht zu wissen, wer er sei nur durch die Dunkle Magie des Schwarzen Mannes entstand. Sie verschlang alle Hoffnung, alle Freude und alle Fröhlichkeit aus ihm und ließ ihn in den Zweifel und Hass fallen, den er gerade empfand. Jack flog Richtung Nordpol und da waren sie. Alle vier zusammen.

North bemerkte den tosenden Sturm draußen als erstes und war doch erleichtert, als er Jack sah. Doch seine Miene verfinsterte sich schlagartig, als er den Gesichtsausdruck des neuen Hüters sah. Auch die Zahnfee, der Osterhase und der Sandmann wurden nun aufmerksam auf die Geschehnisse draußen und trauten ihren Augen kaum. Jack kam durch das offene Fester herein gebraust, noch ehe einer reagieren konnte.

''Jack, was ist mir dir passiert?'' Toothiana flog auf ihn zu und wollte ihn in den Arm nehmen, doch Jack machte nur eine kurze Bewegung mit dem Stab und eine Schneewehe schleuderte die Zahnfee gegen ihre Gefährten.

''Ihr wusstet es. Ihr wusstet es von Anfang an und habt mich belogen!'' Jacks Stimme klang klar, wie der erste Tropfen eines Eiszapfens im Sonnenlicht. Doch in ihr lag eine solche Kälte, das es die anderen fror.

''Was du redest da?'', mischte sich North ein, doch Jack ließ ihn nicht zu Wort kommen. ''Sei still, Pitch hat mir alles erzählt. Er hat mir gesagt, wer ich früher war. Und ihr wusstet es.''

''Du hast mit Pitch gesprochen? Das ist unmöglich. Der ist doch verbannt. Der Eingang zu seinem Versteck wurde versiegelt'' Selbst der Osterhase sah jetzt sehr nervös aus. Er und Sandy wechselten beunruhigende Blicke. Sandy ließ irgendwelche Symbole über seinem Kopf erscheinen, doch niemand schien sie zu bemerken. Dann ergriff North wieder das Wort. ''Jack, beruhige dich. WAS hat er dir erzählt.'' Sie mussten versuchen, ihren Freund wieder zur Vernunft zu bringen, ansonsten würde er noch die gesamte Erde mit Schnee bedecken.

''Ich war kein Mensch. Die Erinnerungen wurde manipuliert.'' Jack sah von einem zum anderen in der Hoffnung, Pitch hätte gelogen, doch ihre Blicke sprachen Bände. ''Also hatte er Recht...'' Noch ehe jemand etwas sagen konnte, verließ er die Hüter und den Nordpol.

''Wir durften es dir nicht sagen. Zu deinem eigenen Schutz...'', fing die Zahnfee an, doch Jack konnte es nicht mehr wahrnehmen. Er war schon über alle Berge.
 

Pitchs Plan, Zwietracht zu streuen ging wohl auf. Es war doch so einfach. Doch musste er nun dafür sorgen, das die vier Idioten ihm seinen Plan nicht vereitelten. Nun, da Jack ihm einen Weg in die Freiheit gebahnt hatte, kostete der schwarze Mann die Dunkelheit der Nacht vollends aus. Der Mond war heute nicht zu sehen, doch der Schneesturm hatte sich gelegt. Wo wohl sein Opfer der Einsamkeit war?

Pitch musste nicht lange suchen. Er fand Jack auf dem See wieder, aus dem er vor ein paar Hundert Jahren erwacht war.

Dieser saß auf dem mittlersten Punkt des Sees und starrte in dessen tiefen, getrennt von ein paar wenigen Zentimetern Eis. Pitch ging um ihn herum und war fast schon entzückt, denn in Jacks Augen war das Leuchten erloschen. Wie eine Puppe, die man vergessen hatte aufzuziehen, saß sein Gegenüber regungslos da. Auch schien er nicht mehr ansprechbar.

Der Schwarze Mann wedelte und schnipste vor Jacks Gesicht, doch kein Zucken. Kein Wimpernschlag.

''Endlich. Mein AlptraumSand hat ihm den letzen Willen genommen. Nun gehört der Herr des Winters mir- Mir alleine''

Das Gelächter hallte an den Bäumen wider und klang so diabolisch, das Pitch beinahe Angst vor sich selbst bekam. Doch er genoss diesen Moment der völligen Zufriedenheit, bevor er sich an Jack wandte: ''Komm mein Freund, lass uns die Dunkelheit und Kälte in die Herzen der Menschen bringen.''

Wie eine Marionette, die von unsichtbaren Fäden gesteuert wird, stand Jack auf und folgte Pitch. ''Gemeinsam werden wir die Welt beherrschen!''
 

''Wir hätten ihm die Wahrheit sagen sollen'' Toothiana flog geschwind wie ein Kolibri hin und her. Neben den Sorgen, die sie sich um Jack machte, musste sie ihren Helferlein auch noch Anweisungen geben, wo die nächsten Zähne lagen, wer was und wieviel als Geschenk bekam und welches Kind den letzten Milchzahn verloren hatte. Mit ihrem nervösen Flattern machte sie den Hasen ganz durcheinander, der kurz davor war, die Geduld zu verlieren. ''Wir haben es damals geschworen. Auf unsere Existenz. Es war der Wille des Mannes im Monde...''

North und Sandy stimmten dem Hasen zu.

''Wir müssen Jack finden und ihn zur Vernunft bringen. Und ihm erzählen, was damals passiert ist. Aber solange Manni uns nicht erlaubt es zu sagen, wir können es nicht sagen.''

North klingelte nach einem seiner Yeti. ''Macht den Schlitten bereit.''

An die letzte Schlittenfahrt denkend, wich die Farbe aus des Hasen Fell.

''Was hast du vor Weihnachtsmann?'' fragte er, die Antwort kennend.

''Wir gehen und suchen Jack. Bevor Pitch ihn findet.''

Doch kaum waren sie zum Aufbruch bereit, hörten sie eine zarte Stimme. Der Mann im Mond sprach zu ihnen. Es war eher ein Gefühl, das sie alle hatten. Als würde ein Licht in ihrem Herzen leise flüstern. Nur die Hüter konnten es hören und es füllte ihre Körper mit Wärme.

''Er ist bereit, uns zu helfen'', hauchte die Zahnfee, überrascht der Worte, die sie vernahm.

''Also scheint es ernster zu sein, als wir alle erwartet hatten.''

Und so lauschten sie dem Plan, den der große Runde Mond ihnen verriet.
 

Inzwischen war die Leere in Jacks Augen dem Hass gewischen. Hass, der die Dunkelheit in seinem Herzen anwachsen ließ. Er ließ Menschen gefrieren- Tiere, Wasser. Alles was ihm in die Quere kam, verfiel seinem Eiszauber. Gepaart mit dem schwarzen Sand erschuf er riesige Kristalle, die jeden der sie berührte, erstarren oder in einen tiefen Schlaf fallen ließen. Einem Schlaf voller Alpträume. Kinder schrien und weinten, selbst die Erwachsenen blieben nicht von der Schreckenstat verschont.

''Jeder soll wissen, das es uns gibt. Sie sollen uns fürchten. Auf dass diese dummen Hüter die wahre Macht der Dunkelheit erkennen. Und auf das der Mann im Mond fallen wird.''

Pitchs Triumph ließ ihn euphorisch werden und er lachte lauthals. Auch Jack konnte sich ein diabolisches Grinsen nicht verkneifen.

Sie wurden jäh unterbrochen in ihrem Treiben, als die restlichen Hüter eintrafen. Geschockt von dem, was sie sah, flog Tooth auf Jack zu. Doch dieser entsandte eine Wehe aus Eis, die die Zahnfee mitten ins Herz traf und zu Boden sinken ließ. ''Jack was hast du getan'', hauchte sie entsetzt und rang nach Luft. Ihr Körper gefror von innen Heraus und die drei anderen Hüter mussten machtlos zusehen. Dem Osterhasen platzte der Kragen und er schleuderte seinen Bumerang nach seinem Freund. Der jedoch parierte ihn und antwortete gleich mit einer weiteren Schneewehe. Pitch genoss es, die Freunde gegeneinander kämpfen zu sehen.

''Ja Jack, mach sie fertig. Du bist nun viel mächtiger. Sie können rein gar nichts gegen dich ausrichten''

North und Sandy griffen gleichzeitig an. Nun mischte sich auch Pitch ein. ''Gebt auf ihr elenden Nervensägen. Bald schon werdet auch ihr nicht mehr existieren. Die Kinder werden euch bald vergessen haben. Wenn niemand mehr aufwacht, um an euch zu glauben, dann ist die Herrschaft der Hüter endlich vorbei und ein neues Zeitalter der Finsternis wird anbrechen.''

Pitch erschuf seine Alpträume und ließ diese auf North, Sandy und den Hasen los, doch Sandy startete mit seinem Traumsand einen Konterangriff. Allerdings kreuzte der sich mit dem kalten Wind Jacks und traf North und den Sandmann, die im nächsten Augenblick in tiefen Schlaf fielen. Nun war es an dem Hasen, Jack zur Vernunft zu bringen. Er erinnerte sich an den Plan, den sie ausgeheckt hatten. Sie mussten den Hüter des Winters zum Mann im Mond bringen. Nur dieser war im Stande, die Dunkelheit aus seinem Herzen zu vertreiben.

Der Hase passte einen guten Moment ab, in dem Jack ungeschützt war und erschuf ein Loch im Boden, um im nächsten Augenblick hinter seinem Kumpel aufzutauchen und diesen in einen Klammergriff zu nehmen. Jack ließ seinen Stab fallen, unfähig, sich zu bewegen und wurde sogleich mitgerissen, in ein nächstes Loch, das sich wiederum im Schlitten des Weihnachtsmannes auftat. ''So mein Lieber, wenn du nicht von selbst wieder normal wirst, dann zwing ich dich eben dazu.'' Pitch brauchte einen Moment, bis ihm bewusst wurde, was gerade geschehen war. Er wollte sich schon auf den Schlitten stürzen, als er einen bösen Stich an seinem Hals spürte. Bibifee war zur Hilfe geeilt und versuchte, den schwarzen Mann abzulenken, sodass der Hase mit Jack gen Himmel fliegen konnte. Und nicht nur sie war nun zum Kampf erschienen. Alle Feen, die Yeti und die Ostereier waren versammelt um dem Hüter zur Hilfe zu eilen.

Hase vergeudete keine Zeit und machte sich auf den Weg zum Mann im Mond. Pitch hingegen hatte alle Hände voll zu tun, diese lästigen Biester loszuwerden.

Jack wehrte sich, doch der griff seines Freundes war so stark, dass ihn bald die Kraft verließ. Je näher sie dem Mond kamen, desto größer wurde ein dumpfer Schmerz in Jacks Kopf. Beinahe der Ohnmacht nahe, flehte er, der Hase möge ihn wieder zurück bringen.

Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit kam ihnen ein Licht entgegen. Ein Licht so rein, wie der Morgentau. Es kam näher und in Jacks Kopf erklang eine Stimme. ''Ich kenne diese Stimme'', sagte er leise, doch er konnte sich einfach nicht erinnern. Sein Kopf drohte zu bersten und er windete sich im Klammergriff des Hasen. ''Halt durch Keule, ich will dir doch nur helfen''.

Vor ihren Augen erschien ein Mondsegler- das Schiff des Mannes im Mond.

Jack erstarrte, denn eine Erinnerung schlich sich in seinen Geist ein. Doch verstummte sie direkt wieder, als der AlptraumSand sich fester um sein Herz schloss. Jack schrie auf vor Schmerz und der Hase erschrak so sehr, dass er seinen Freund gehen ließ.

Ohne seinen Stab war Jack machtlos. Er konnte weder fliegen, noch Angreifen. Er war auf dem Schlitten gefangen und das versetzte ihn in Panik. Der Mondsegler kam immer näher und darauf stand ein kleiner, rundlicher Kerl, der eben sosehr strahlte, wie das Licht des Mondes. ''Ja leck mich, Manni!'' Der Hase kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Niemand hatte je das Antlitz des Mondmannes gesehen. Und da stand er nun.

Die Finsternis in Jacks Körper sträubte sich gegen das Licht, dass sie umhüllte und Jacks Seele drohte zu bersten. Er rang nach Luft, lief hin und her, doch er konnte nicht entkommen. Er hielt es nicht mehr aus und fiel auf die Knie. Der Mann im Mond bedeutete ihnen, zu ihm herüber zu kommen und kaum machte er eine Handbewegung, schwebten die beiden Hüter wie durch Zauberei auf sein Boot. Jack verlor das Bewusstsein, sobald seine Füße den Segler berührten und wurde von einem Licht umhüllt, das ihn in einen tiefen Schlaf versetzte.
 

Pitch hatte seine Gegner endlich abschütteln können und erschuf seine Alptraum Galleone. Diese würde ihn dorthin bringen, wo sein größter Feind wohnte.

Er schnitt den anderen den Weg ab, indem er Mauern aus AlptraumSand erschuf und schon bald holte er auf und erreichte den Mondsegler.

Der Hase machte sich zum Kampf bereit, als er Pitch bemerkte, doch der Mann im Mond schüttelte sanft seinen Kopf. ''Dies ist mein Kampf'', klang es wie tausend kleine Glöckchen, sanft und doch Entschlossen. ''Zu lange habe ich mich davor gefürchtet, doch nun wird es Zeit, das Jack seine Erinnerungen wieder bekommt.''

Das Licht, welches Jack umhüllte wurde so hell, das Pitch und der Osterhase geblendet wurden. Die Zeit schien stehen zu bleiben und eine angenehme Stille breitete sich aus.

Jack vernahm eine leise Stimme, sie drang durch die Dunkelheit und leuchtete ihm einen Weg, den er zögerlich beschritt. Bilder flogen an ihm vorbei, Bilder seiner Vergangenheit.

Er hörte eine Stimme, welche eine Geschichte zu erzählen schien. Angestrengt lauschte der Junge mit den weißen Haaren und bemerkte, dass es die Geschichte war, die Pitch ihm erzählte. Doch sie schien nur bis zu einer gewissen Stelle zu stimmen. Er lauschte weiter und eine wundervolle Wärme durchfloss seinen Körper.

''Es war einmal ein bemerkenswerter Junge der niemals erwachsen wurde. Ein Junge, der zwei Leben hatte- und somit auch zwei Namen. Wir kennen ihn unter dem Namen Jack Frost. Aber es war einmal, während des Goldenen Zeitalters, da nannte man ihn Nachtlicht. Er war ein Wesen aus Licht, mit einer leuchtenden Uniform. Und er war erfüllt von Mut und Güte. Sein bester Freund war der Mann im Mond, früher, als dieser selbst noch ein kleiner Junge war. Es war des Nachtlichts Bestimmung, seinem Freund den Weg zu erhellen.

So wie es unter treuen Freunden nun einmal vorkommt, konnte das Nachtlicht fühlen, wenn der kleine Mann im Mond fröhlich war, traurig oder ängstlich. Er versprach den Eltern des Kleinen, ihn immer zu beschützen und leistete einen Eid:

>Wache über unser Kind. Führe ihn sicher auf allen Wegen und bewahre ihn vor Schaden.

Halte sein Herz glücklich, seine Seele Mutig und seine Wangen rosig. Beschütze seine Hoffnungen und Träume mit deinem Leben, denn er ist alles was wir haben, was wir sind, und alles, was wir je sein werden.<

Aber Pitch, der König der Alpträume, erhoffte sich, den Mann im Mond zu stehlen und aus ihm seinen dunklen Prinzen zu machen.

Das Nachtlicht konnte die Angst seines Freundes spüren, als Pitch sie verfolgte. Er würde niemals zulassen, dass der König der Alpträume dem Jungen Schaden zufügte. Nach einem heftigen und tapferen Kampf konnte das Nachtlicht den Mann im Mond vor Pitch beschützen.

Er stürzte Pitch und seine Alptraum Galleone. Doch sein Sieg forderte einen hohen Preis. Das Nachtlicht konnte spüren, das der kleine Mann im Mond sicher war und keine Angst mehr hatte. Das tröstete ihn. Seine helle Uniform zerfiel und er trieb umher für unzählige Tage und Nächte. Und alles, was er über sein Leben wusste und wie sein Name lautete, vergaß er. Er war ein Junge, für immer eingefroren in der Zeit.
 

Jack öffnete die Augen, eine Welle der Energie durchbrach die Dunkelheit und der AlptraumSand in seinem Herzen verschwand. Seine Gedanken waren klar und seine Erinnerungen gaben ihm neue Hoffnung.

So wie sich sein Herz verändert hatte, so änderte sich nun auch sein Eid

>Ich will über die Kinder der Erde wachen, sie führen und vor Schaden bewahren, Ihre Herzen stets fröhlich stimmen, mutig ihre Seelen und rosig sollen ihre Wangen sein.

Mit meinem Leben will ich schützen ihre Hoffnungen und Träume. Denn sie sind alles was ich habe, alles was ich bin und alles, was ich je sein werde<''

Vor ihm erschien sein Stab, mächtiger denn je und Jack griff nach ihm. Sofort wurde er zurück durch die Zeit geschickt, wo er Pitch gegenüber stand. Dieser sah in entsetzt an.

''Was hast du getan, verfluchter Mann im Mond'', schrie der Herr der Alpträume und wollte sein Gegenüber angreifen, doch Jack beschützte seinen Freund aus vergangener Zeit.

''Du wirst ihm kein Haar krümmen''. Jack nahm seine Angriffsstellung ein und es folgte ein heftiger Kampf zwischen ihm und Pitch. Der Osterhase konnte nur zusehen, machtlos und voller Sorge um seinen Freund. Doch übernahm er die Aufgabe, den Mann im Mond in Sicherheit zu bringen.

Pitch war stärker geworden, als beim letzten mal. Jack hatte alle Mühe, seinen Attacken auszuweichen, doch hier und da landete er einen Treffer.

''Jack, warum kommst du nicht mit mir. Gemeinsam beherrschen wir die Welt. Du hättest keinerlei Verpflichtungen, keine Sorgen mehr. Dein Platz wäre an meiner Seite.''

''Niemals. Ich werde nicht zulassen, dass du auch nur einem Menschen, einem Tier oder einem Wesen, das nur den Funken eines Lichtes in sich trägt etwas anhaben kannst.''

Pitch lachte, doch lag darin eine Unsicherheit, die ihn ängstigte. Und genau diese Angst schienen seine Alpträume zu spüren. Wie schon damals, so wandten sie sich auch heute gegen ihn, doch er besann sich schnell wieder und verschmolz mit der Dunkelheit.
 

North und Sandy kamen langsam zu sich. über ihnen tobte ein Sturm, doch rings um sie herum war alles wie gefroren. Die Zeit stand still. Das war die Kraft des Mondmannes, der dafür jedoch einen hohen Preis zahlen sollte.
 

North beugte sich über die Zahnfee, die leblos auf dem Boden lag. Ihr Körper war kalt wie Schnee und alles Leben schien aus ihr geflossen zu sein. Auch Sandy stand nun da und sah betrübt zu ihr hinunter. ''Wir müssen sie hier wegbringen. Noch ist sie nicht verloren'' sagte der Weihnachtsmann zu seinem Freund, hob Tooth hoch und trug sie in Sicherheit. Derweil landete der Mondsegler auf der Spiegelglatten Oberfläche eines Sees und der Osterhase verließ das Schiff, den Mann im Mond zurücklassend.

''Bist du dir sicher, das dies der einzige Ausweg ist?'' fragte er betrübt, doch das Männchen nickte nur und machte sich wieder auf den Weg, seinem alten Freund zur Hilfe zu eilen.

North und Sandy erreichten den Hasen, der besorgt zu Tooth sah. ''Wie geht es ihr?''

Der Weihnachtsmann sah zu ihr herab und schüttelte den Kopf. ''Wir haben nicht mehr viel Zeit, bis sich die Kälte in ihr sich vollends ausgebreitet hat. Jack muss seinen Zauber von ihr nehmen.''

Bei diesen Worten sah der Hase sorgenvoll hinauf.
 

Die Stürme tobten am Firmament, selbst die Sterne schienen geflohen zu sein. Pechschwarz war der Himmel und nur das zarte Licht des Mondes war zu sehen. Es eilte Jack zu Hilfe, der am Ende seiner Kraft angelangt war. Auch Pitch war kurz davor, aufzugeben, doch er war nun so weit gekommen. Er hatte einen Plan.

Noch einmal sammelte er all seine Kräfte, während sich Jack, schwer atmend, zum Gegenangriff bereit machte.

''Warum willst du es nicht verstehen, Jack. Du könntest so viel mehr haben. Ist dir das Leben dieser Kreaturen so viel Wert? Die Kinder werden dich vergessen. Und dann bist du wieder alleine.'' Pitch schwang seine Sense der Alpträume und verfehlte den Jungen nur knapp.

''Ich werde nie mehr alleine sein, Pitch, denn ich habe Freunde. Du hingegen wirst in der Dunkelheit verrotten.''

Jack wollte gerade Angreifen, als Pitch auf einmal verschwunden war. Panisch drehte sich der Weißhaarige hin und her, doch er sah nichts. Er lauschte in den Wind, doch kein Ton war zu vernehmen.

''Was... was geht hier vor? Wo bist du? Zeig dich?'' Doch nichts geschah.

Dann, ganz plötzlich erschien ein gleißender Blitz und traf Jack in den Rücken. Wie ein Stein fiel dieser vom Himmel, betäubt und nicht im Stande, sich zu retten.

Pitch hatte ein Ebenbild aus seinen Alpträumen geformt, der Jack abgelenkt hatte, so das er ihn von Hinten angreifen konnte.

Mit einem dumpfen Schlag prallte Jack auf den Boden und lag reglos da.

Seine Freunde, die das ganze beobachtet hatten, eilten zu ihm. Die Zahnfee lag in sicherer Entfernung hinter einem Felsen und ihre Feen sorgten dafür, dass sie am Leben blieb.

Pitch stand nun triumphierend bei Jack, kniete sich zu ihm und zog seinen Kopf an den Haaren nach oben. Ein leises stöhnen entkam dem Jungen, doch vor Schmerzen konnte er sich nicht rühren. ''Wenn du nicht an meiner Seite herrschen willst, dann werde ich dich und deine ach so tollen Hüterfreunde vernichten. Und danach wird der Mann im Mond sterben''

Pitchs Augen leuchteten vor Hass und als er sich gerade aufgerichtet hatte, um Jack den Gnadenstoß zu verpassen, wurde er von einem Bumerang am Kopf getroffen.

''Lass die Finger von ihm, du blasierter Zirkusaffe''

Pitch schien erst überrascht, doch gewann er schnell wieder die Fassung.

''So habe ich euch denn alle auf einem Fleck. Das erspart mir die Mühe, euch einzeln aufzusuchen. Aber sagt, wo ist denn eure Freundin, die Zahnfee?''

Das Grinsen in Pitchs Gesicht war schon fast entstellend, denn er war sich seines Sieges sicher. Und so vergaß er seinen stärksten Feind- den Mondmann.

Jack unterdessen taumelte zwischen Ohnmacht und Leben. Er wusste nicht, ob er wach war oder schlief. Sein Körper schmerzte und er hatte keine Kraft mehr, aufzustehen. Er flehte gen Himmel, jemand möge ihm die Macht verleihen, diesem Spuk ein Ende zu setzten. Dann vernahm er eine Stimme, die ihm sagte, er solle nicht verzagen. Sie gab ihm neuen Mut und stellte ihm eine Frage, die sein Leben für immer ändern würde.

''Wärest du bereit, alles für deine Freunde, für die Kinder und die Wesen dieser Welt zu tun, wenn du sie damit retten könntest?''

Ein Licht umschloss den Hüter- ein Licht, das nur er wahrnehmen konnte. Es war sein alter Freund. Der Freund, für den er schon einmal sein Leben hingab. Er wollte, das die Dunkelheit keine Gefahr mehr war. Egal zu welchem Preis... Also stimmte er dem Angebot, welches sein Freund aus Kindertagen ihm machte zu.

''Gut. Ich gebe dir nun die Kraft, die Finsternis zu besiegen. Doch bedenke, der Preis ist hoch. Auch ich werde einen sehr hohen Preis bezahlen, denn ich habe meinen Posten am Firmament verlassen, um euch Hütern zu Hilfe zu Eilen. Ich habe die Zeitlinie verändert um noch mehr Unheil abzuwenden. Doch gibt es keinen anderen Ausweg für uns. Und nun erhebe dich, Jackson Overland Frost und erneure deinen Eid, den du einst geschworen hast.''

Wie durch Zauberhand erhob sich Jack und als er die Augen öffnete, erstrahlten sie in dem tiefsten Eisblau. Alles um ihn herum schien zu gefrieren und Eisblumen bildeten sich auf den Oberflächen der Bäume und des Sees. Ein kalter Wind kam auf, aus dem ein Sturm entstand und er wiederholte die Worte, die in seinem Kopf widerhallten.

''Hiermit schwöre ich, Jack Frost, mit meinem Leben, das Böse für immer zu bannen, zu bewachen und Sorge dafür zu tragen, das es nie wieder auf Erden wandeln möge.

Das alle Kinder in Frieden leben, ihre Herzen stets fröhlich, ihre Seelen stets mutig und ihre Wangen stets rosig sind. Denn sie sind alles was ich habe, alles was ich bin und alles, was ich je sein werde.''

Dann, noch bevor der schwarze Mann begriff, wie ihm geschah, wurde er in das Licht, welches Jack umgab, hineingezogen. Er versuchte, sich zu wehren, doch er kam nicht gegen die Kraft an, die in Stück für Stück aufzulösen drohte. Erst jetzt sah er, dass der Mann im Mond hinter Jack stand, seine Hände auf dessen Schulter gelegt, in einer Art Symbiose. Ihre Kräfte verschmolzen zu einer Energie aus Licht und Eis. Pitch wurde in zwei Teile gerissen. Ein Teil verschwand in Jack, das andere im Mondmann.

Die Stürme, die Jack erzeugt hatte, drohten, Sandy, North und den Hasen mit sich zu reißen. Also suchten die Hüter Schutz hinter einer Felsformation und hofften, das dieses Geschehen bald ein Ende hatte.

''Was passiert da?'' platzte es aus North heraus und der Hase sah traurig zu ihm. ''Jack opfert sich, um Pitch ein für alle mal zu bannen...''

Geschockt sah der Weihnachtsmann zu ihm. ''Waaas?'' Doch als er versuchte, seinem kleinen Freund zur Hilfe zu eilen, war es, als würde ihn jemand festhalten. ''Macht euch keine Sorgen, dies ist Jacks Wille. Um das, was er liebt zu schützen, hat er sein Leben geopfert. Doch wird er nicht sterben. Er wird nur sehr lange schlafen.''

Jack sank leblos zu Boden, als der schwarze Mann vollends aufgelöst war. Der Sturm löste sich auf und Der Mann im Mond kniete neben dem leblosen Körper.

Nun kamen auch die andern zu Jack, der in einem ewigen Schlaf lag.

Der Osterhase konnte nicht glauben, dass sein frecher, kleiner Schneetreiber ihm keine Streiche mehr spielen würde. Er musste schlucken und rang mit den Tränen. ''Komm schon Keule, mach die Augen auf.'' Er schüttelte Jack, doch von diesem kam keine Regung.

Auch Sandy und North konnten es nicht fassen. ''Er war ein guter Junge. Nun steht er auf der Liste der Guten ganz oben.'' North legte eine Hand auf die Schulter des Hasen und kämpfte mit der Trauer und Wut, nicht mehr für seinen jüngsten Freund getan zu haben. Sandy ließ seltsame Symbole über seinem Kopf erscheinen und bette den Herrn des Winters in den goldensten Traumsand, den er je hervor gebracht hatte. Durch Jacks Opfer erlosch der Zauber, der über der Zahnfee lag und sie erwachte aus ihrer Starre.

Sie setzte sich auf und schaute sich um. Als sie die anderen erblickte, eilte sie zu ihnen und erstarrte bei dem Anblick, der sich ihr bot.

''Jack, oh nein... Was ist mit ihm?'' Sie kniete sich zu dem schlafenden Jungen und berührte seine Wange. ''Er hat sich geopfert um uns zu retten'', sagte North leise zu ihr. ''Jack....'' Sie wollte nicht wahrhaben, dass er seine unschuldigen Augen nicht mehr öffnen würde. Wie eine Mutter, die ihr Baby im Arm hielt, nahm Tooth Jacks Körper in ihre Arme und wiegte ihn sanft. Tränen liefen ihre Wangen hinab und benetzten Jacks Schneeweiße Haut. ''IDas kann nicht sein... Warum nur.. ich konnte nicht einmal Lebewohl sagen...'' Ihre stimme wurde zittrig und sie hatte einen Kloß im Hals. Doch sagte sie mit letzter Kraft: ''Ich habe dich immer geliebt und ich werde dich immer lieben.'' Sie weinte bitterlich, als der Mann im Mond sich zu ihr wandte und ihr bedeutete, es wäre nun Zeit, Abschied zu nehmen.

Tooth übergab ihm den Jungen, küsste ihn noch einmal auf die Stirn und stellte sich neben North, der ihr Halt gab. Und so stiegen der Hüter des Spaßes und Unfugs und der Mann im Mond ein letztes mal in den Mondsegler und fuhren gen Himmel. In seinen Armen das Nachtlicht haltend, das ruhig und friedlich schlief, ertönte seine Stimme noch einmal und sprach zu den Hütern: ''Zwei Leben bergen die Dunkelheit in sich, auf das sie nie wieder die Freiheit erfahre, doch werden unsere Herzen stets bei euch sein. Fürchtet euch nicht, ihr, die ihr den Kindern die Freude bringt. Denn egal ob wir schlafen, oder wach sind, wir werden immer auf euch hinab sehen und euch auf euren Wegen führen.''
 

Jahre sind seither vergangen und immer noch sorgen der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee und der Sandmann dafür, dass die Kinder den Glauben an sie nie verlieren. Sie bewahren den Eid, den sie einst geschworen haben in Gedenken an ihren treuen Freund.
 

Und manchmal, wenn man ganz leise ist, kann man das Lachen des Jungen, der nie erwachsen wurde noch hören. Denn dann, wenn die Erste Schneeflocke fällt, in einer kalten Vollmond Nacht. Dann vereinen sich die Seelen der beiden, die die Alpträume in sich bergen, auf dass die Dunkelheit nie wieder Schaden anrichten kann.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch. Über Feedback würde ich mich freuen. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten. ^^ Komplett anzeigen

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