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That magic tea time

von

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Sebastian: Teilzeit-Teufel

Wie ein Kind, das gerade den Weihnachtsmann gesehen hat, starrte ich den Butler an, doch das konnte er im Dunkeln natürlich nicht erkennen. Hatte er gerade wirklich von mir verlangt, dass ich ihn unter meine Fittiche nehme?

Am liebsten hätte ich jetzt laut schreiend auf Sebastian eingeprügelt, doch das blieb mir aufgrund dessen, was er ist und der Nachtruhe verwehrt. 

„Wieso sollte ich dir helfen?“, knurrte ich etwas schnippisch und verschränkte dabei die Arme. 

Mein Bettgenosse schwieg eine Weile lang, dann kam er wieder zu Wort: „Ich werde von den Shinigami verfolgt. Sie haben beschlossen, jeden meiner Art Gefangen zu nehmen, da wir bei ihnen im Allgemeinen als "Ungeziefer" gelten.“

„Ach, und warum soll gerade ein ganz normaler Mensch wie ich deinen Arsch retten?!“ Meine Entrüstung war ganz offensichtlich, trotzdem bemühte ich mich, nicht sofort zu hyperventilieren.

„Shingamis besitzen trotzdem Regeln. Zum Beispiel, dass unschuldige Menschen nicht in dämonische Angelegenheiten verwickelt werden dürfen und Menschen, die nicht auf der Liste stehen, auch nicht getötet werden können. Solange du den Schein des Unschuldigen wahrst, wird uns beiden nichts passieren.“

Die Nase rümpfend darüber, dass ein starker, ja teuflischer, Butler die Hilfe einer Schülerin in Anspruch nehmen will, hinterfragte ich noch einige Dinge. Sehr detailgetreu erzählte er mir, wie die Shinigami immer mehr an Macht gewannen und Sebastian durch sie in echte Schwierigkeiten kam, seinen Herrn zurücklassen musste und damit seinen Vertrag verletzte. Auch seine Wunden heilten nicht mehr in ein paar Sekunden, sondern innerhalb eines Tages. Kurz bevor ich eingeschlafen war, stellte er mir eine Frage, die ich in meiner müden Benommenheit kaum wahrnahm: „Werdet Ihr mich also nun hier aufnehmen? Als Gegenleistung werde ich Euer treu ergebener Butler sein, bis sich unsere Wege trennen... junge Herrin.“

Es störte mich, dass Sebastian mich so überspitzt untergeben ansprach, als wäre ich seine Domina oder etwas in der Art, nuschelte aber nur noch: „Wir werden sehen...“
 

Am nächsten Morgen wurde ich unsanft geweckt, denn man hörte meine schreienden und sich zoffenden Nachbarn.

„Ich hasse die.“, gähnte ich verschlafen und sah auf die Handyuhr: Fünf Uhr morgens.

Das fahle Licht meines Smartphones strahlte auch Sebastian an, welcher konsequent auf meine Zimmerdecke starrte.

„Sag mal, hast du überhaupt geschlafen?"

Der Michaelis schüttelte mit dem Kopf. „Ich schlafe nicht.“

Etwas desorientiert wandte ich mich von ihm ab. 

„Na schön. In einer halben Stunde musst du hier weg sein, denn da kommt meine Mutter, um mich zu wecken. Warte, ich schaue mal in meinem Schrank, ob ich Klamotten für dich finde.“

Das war kein leichtes Unterfangen, da er mit seinen 1,85 m ziemlich groß war. Ich dagegen, mit 1,63 m gewallter Muskelkraft, kam neben ihm gar nicht richtig zur Geltung.

„Probier' das mal an!“, flüsterte ich und warf Sebastian eine Jacke ins Gesicht, die mir selbst zu groß war. Der Butler zog sie sich schweigend über, und es war ein Wunder, dass er sich gerade noch dort hineinpressen konnte. Schnell öffnete ich das Fenster und erklärte ihm etwas ungeduldig, dass er nach draußen springen muss, damit meine Mutter ihn nicht zu Gesicht bekommt. 

„In einer Stunde hole ich dich ab, sprich bloß keine anderen Menschen an!“, befahl ich ihm, als er im Hintergarten stand. Ich fragte mich schon jetzt, was zum Teufel ich mir dabei gedacht hatte, ihn mit auf meine Schule nehmen zu wollen. Allerdings verblieb auch keine andere Möglichkeit, schließlich konnte ich ihn auch nicht in der Wohnung lassen, da ich sonst jedes Mal mit schlechtem Gewissen an die frische Luft gehen würde. 

Schnaufend schlug ich meine Bettdecke zurück, nur, um voller Panik feststellen zu müssen, dass Sebastian eine deutlich sichtbare Blutspur auf meiner Matratze hinterlassen hatte. 

Hätte der nicht sein verschmiertes Jackett ausziehen können, bevor er sich hinlegt?!, dachte ich voller Zorn, bis meine Zimmertür plötzlich von meiner Mutter geöffnet wurde. 

„Guten Morgen, Schatz! Warum bist du denn schon wach? Du bist doch normalerweise eine Langschläferi-“, sie bemerkte das Blut auf der Matratze, „Sag mal, hast du über Nacht deine Tage gekriegt?!“

Eine einzelne Schweißperle lief mir die Stirn herunter, ich schluckte hart, aber um Sebastians Existenz zu vertuschen, musste ich nun mal in den sauren Apfel beißen.

„K-kann sein...“ Ich biss mir energisch auf die Unterlippe, um nicht gleich vor Peinlichkeit zu sterben.

„Ach, Lea! Du brauchst dich doch nicht zu schämen! Du wirst nunmal zu einer Frau!“
 


 

Wutentbrannt schnappte ich mir meinen Schulrucksack und trat das Gartentor auf, um auf Sebastian zu stoßen, welcher mir mit dämonischem Lächeln zuwinkte.

„Da seid Ihr ja, junge Herri-“

„Dein Grinsen kannst du dir sparen, Arschloch!“, fauchte ich und drückte ihm einen zweiten Ranzen – fast schon gewaltsam – auf den Oberkörper. Dabei war es mir egal, ob er mehrere Längen größer als ich war.

„Junge Herrin? Wohin lauft Ihr?“ Er klang fast schon unschuldig, doch ich spürte genau, wie er mich belächelte.

„Halt die Klappe und komm mit.“
 


 

Nach einem zwanzigminütigen Fußweg standen der Teufel und ich vor dem Schulgebäude, welches manches Mal so groß erschien, dass man meinen könnte, es würde seinen Betrachter jeden Moment erschlagen.

„Wenn jemand fragt, wieso du so groß bist, dann antworte, dass du einen seltenen Genfehler hast. Um alles andere kümmere ich mich.“

Sebastian nickte schweigsam und musterte die obersten Etagen der Schule. Schnell fanden wir den Weg in mein Klassenzimmer, und als ich die Tür öffnete, wurde der Schwarzhaarige von fünfzehn überraschten Augenpaaren gemustert, wobei die Mädchen sofort einen verliebten Blick im Gesicht hatten und die Jungen ihn als eine Art Konkurrenten betrachteten.

Flink erhob sich Laura von ihrem Stuhl, prüfte ihr Aussehen in einem rosa-glimmernden Handspiegel und trat nahe an Sebastian heran.

„Hey, Süßer!“, sie blinzelte liebenswert mit ihren langen Wimpern. „Woher kommst du?"

Sofort begann der Angesprochene, sich mit einer Hand auf der Brust und leichter Verbeugung vorzustellen: „Ich werde Sebastian gerufen, und ich bin ein einfacher But-“

Unwirsch stieß ich ihm in die Rippen. Erst nach einer kurzen Überlegung kam er wieder zu Wort. 

„... Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Mylady.“

Wie auf Kommando war Sebastian nun der Liebling aller Mädchen – was mich persönlich eigentlich nicht wunderte – und wurde von allen erdenklichen Seiten angeschmachtet. Eine merkwürdige Gruppendynamik meiner Klasse war plötzlich zu erkennen, denn fast jede Schülerin begann, sich zu stylen oder auf eine andere Weise hübsch zu machen. Nur ich stand etwas beschämt da, und beobachtete das Theater mit gemischten Gefühlen.

„Ähm, Sebi... Gehst du eigentlich mit der da?,“ hinterfragte Johanna und deutete dabei etwas niederlassend auf mich. 

„Sehr wohl, ich gehe dorthin, wo sie hingeht.“

„Nein, ich meinte...“, stammelte sie. „Bist du mit ihr zusammen?“

Ein hasserfülltes Schweigen legte sich über das Klassenzimmer. Acht feindselig starrende Augenpaare trafen mich. Wenn Blicke nun töten könnten, würde ich mit haargenauer Sicherheit nicht mehr hier stehen und nervös dreinschauen.

„Ach, Quatsch! Er ist nur mein Nachbar und ist heute mitgekommen, um sich unsere Klasse anzusehen, denn er überlegt, die Schule zu wechseln, da er wegen seiner Größe gemobbt wird.“

„Wie kann man jemanden wie ihn nur mobben? Sebi, willst du dich neben mich setzen? Du kannst mit mir über alles reden, ich werde immer ein offenes Ohr für dich haben!“ Isabell fuhr mit ihrem Finger durch ihr lockiges blondes Haar, doch bevor Sebastian antworten konnte, schob ich ihn auf den leeren Platz neben mir.

„Ich glaube, er mag es nicht, wenn ihr ihn mit so vielen Fragen durchlöchert.“

„Was kannst du denn schon über ihn wissen?!“

Er ist vielleicht mein vorübergehender Butler? Ich presste meine Lippen fest aufeinander, um nicht ein unangebrachtes Wort zu sagen, das mir schon auf der Zungenspitze lag und nur darauf wartete, ausgesprochen zu werden.

Bevor es so weit kam, öffnete meine Mathelehrerin die Tür und kündigte ohne Umschweife an, die Hausaufgaben zu vergleichen.
 


 


 

„Junge Herrin, glaubt Ihr, dass niemand Verdacht geschöpft hat?“, sprach der Teufel mich an, als wir auf dem Weg nach Hause waren.

„Eigentlich schon, wenn du mich nicht ständig so untergeben ansprechen würdest. Rede einfach per Du mit mir, und drück dich nicht so geschwollen aus, das macht in unserer Welt nämlich niemand mehr. Außerdem darfst du doch nicht sagen, dass du mein Butler bi-“ Kurz darauf wurden meine Tadel von einem hingerissenen "Miezmiezmiez!" unterbrochen.

Sebastian hatte eine Straßenkatze aufgegabelt, um sie nun mit stiller Begeisterung zu kraulen.

„Verzeiht, diese Katze ist ein so anmutiges Wesen. Die zarte, rosafarbene Nase und ihr genüssliches Schnurren, wenn sie gestreichelt wird.“, er hob das Tier auf seine Arme und trug es in meine Richtung. „Ihr werdet verstehen, was ich meine, wenn Ihr ihr weiches Fell berührt.“

„Nimm das Vieh da weg!“, stieß ich voller Ernsthaftigkeit aus, als der Schwarzhaarige direkt vor mir stand. Ich flüchtete ein paar Meter weiter weg, sodass der Butler mich leicht irritiert beäugte. 

„Aber sie ist so...“

„Sebastian, das ist ein Befehl! Also respektier' meine Autorität!“

Kurz warf er mir einen dämonischen Blick zu, der eindeutig sagte: "Nicht schlecht für jemanden, der fünfzehn Kilo leichter und tausend Jahre jünger ist, als ich.", doch dann tat er widerwillig das, was ich von ihm verlangte, und setzte die Katze auf dem Boden ab.

„Ich kann Leute, die diese wundervollen Tiere hassen, nicht verstehen.“ Trotz seiner Bemühung, keine Emotion zu zeigen, spürte ich, wie die von Enttäuschung geprägte Wut etwas an seiner Rationalität nagte. Schlussendlich besann er sich darauf, wortlos neben mir her zu laufen, was ich nicht wirklich begünstigen konnte. 

„Rück' mir bitte nicht so auf die Pelle. Du bist voller Katzenhaa... Ha... Hatschi!“

Schnell rieb ich mir die Nase, doch es artete abermals in einem verzweifelten Niesen aus. 

„Ich verstehe“, Sebastian nahm etwas Abstand. „du hast eine Katzenhaarallergie.“
 

Mit flinker Hand schloss ich die Haustür auf und schmiss meinen Rucksack in die nächstbeste Ecke.

„Keine Sorge, meine Mutter arbeitet tagsüber und kommt erst Abends zurück.“

Der Butler nickte und lief voran.

„Ach, und Sebastian...“, hielt ich ihn auf. Meine Wangen wurden etwas rot, so sehr schämte ich mich und ich brachte es kaum über das Herz, den folgenden Satz auszusprechen: „Es war nicht in Ordnung von mir, dich so anzuschnauzen, also... ähm... Entschuldigung.“

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, doch es war nicht das übliche, dämonische, sondern lag nun etwas Sanftes in der Luft.

„Ich kümmere mich um den Haushalt, Lea.“

Mit diesen Worten war er gegangen, er hatte mich zum ersten Mal mit meinem Namen angesprochen. Ohne es bewusst zu merken, fing ich an, ihn wirklich zu mögen.

 

 
 

„Ich kann doch nicht ernsthaft darüber nachdenken, ihm wirklich zu helfen, er ist ein Dämon! Ich sollte mich bloß nicht von ihm einlullen lassen, schließlich habe ich seinem Deal noch nicht zugestimmt! Wer weiß, in welche Schwierigkeiten ich mich bringe! Am besten, ich werde ihn sofort los!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kitty_san
2015-11-07T19:49:42+00:00 07.11.2015 20:49
Schönes Kapitel ^^ Freu mich auf das nächste
Lg


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