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Not with Haste

von

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Wie eine Naturgewalt

Am nächsten Morgen musste Yamato mit wachsender Verbitterung feststellen, dass ihm dieser eine Moment nicht gereicht hatte. Und dass der Moment nun vergangen war und vermutlich nicht zurückkehren würde. Still war Yamato im Bett liegen geblieben, als Kakashi wortlos aufstand, sich duschte, anzog und, ohne auch nur ein Geräusch von sich zu geben, oder ihn wenigstens flüchtig anzusehen, die Wohnung verlassen hatte.

Verdammt.

Voller Bitterkeit drückte Yamato sein Gesicht in das Kissen. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen. Aber wie konnte ein Fehler sich so wundervoll anfühlen?

Nach einigen Minuten beendete Yamato sein Bad in Selbstmitleid und Grübeleien, stand auf, duschte, zog sich an und … starrte noch einige Zeit lang die Tür an, ehe er tief Luft holend ebenfalls hinausging und sich auf den Weg zur Arbeit machte. Sollte er so tun, als wäre nichts gewesen? Er biss sich auf die Unterlippe, als er bemerkte, dass ihm das wahrscheinlich unmöglich war. Ein wohliger Schauer lief ihm den Rücken hinunter, wenn er an die vorangegangene Nacht dachte. Sein Kopf konnte gar nicht verarbeiten, dass das wirklich geschehen war. Vor allem nicht die Tatsache, dass Kakashi anscheinend tatsächlich etwas für ihn empfand. Sie mussten darüber reden. Ansonsten blieben zu viele Fragen offen, die Yamato sonst wahrscheinlich in den Wahnsinn trieben.

Mittlerweile im Hokage-Turm angekommen, stellte er etwas verunsichert fest, dass der Hokage nicht in seinem Arbeitszimmer war. Und auch nicht im Besprechungsraum. Yamato fand ihn jedoch schließlich im streng geheimen Archiv des Hokage. Welches nur von diesem betreten werden durfte. Es war wohl kein Zufall, dass Kakashi sich nun ausgerechnet hier aufhielt. Unschlüssig blieb Yamato bei der Tür stehen, ehe er eintrat und die Tür wieder hinter sich schloss.

„Eigentlich“, sagte Kakashi, mit dem Rücken zu ihm gewandt, während er scheinbar irgendwelche Dokumente im Regal suchte, „Darfst du nicht in dieses Zimmer.“ Er hatte versucht, es ganz beiläufig klingen zu lassen.

„Ich weiß. Tut mir leid.“ Kurz mit sich hadernd, ob er wieder gehen sollte, entschied Yamato, zu bleiben. „Wir sollten darüber reden.“

Mit einem tiefen Seufzer drehte Kakashi sich zu ihm um. „Ich denke nicht, dass es da etwas zu bereden gibt.“

„Das denke ich schon.“ Yamato schloss die wenigen Schritte, die ihn von ihm trennten, auf.

„Wir sollten es abhaken. Das ist, was wir tun sollten“, erwiderte Kakashi ernst und gereizt. Innerlich bereute er, wie grausam das geklungen hatte.

„Das … nein. Das sehe ich anders.“ Der Jüngere war sprachlos, angesichts Kakashis emotionaler Kälte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich gestern zu nichts davon gezwungen habe, also … also ist da etwas zwischen uns.“

Es tat Kakashi in der Seele weh, in Yamatos große traurige Augen zu sehen. „Hör zu“, begann er weitaus ruhiger und sanfter, „auch wenn da vielleicht etwas ist. Es geht nicht. Du weißt, dass schlimme Dinge den Menschen passieren, die mir nahe stehen ...“

„Führe das bitte nicht als Grund an. Das ist nicht wahr.“

„Ich habe aber trotzdem Angst davor“, brachte Kakashi hervor, nachdem er Luft geholt hatte. „Außerdem, bin ich jetzt der Hokage. Versteh mich nicht falsch, aber wenn jemand hiervon erfahren würde …. Es gibt da draußen Menschen, die … so etwas als eine Schwäche auslegen würden. Ich will mich nicht gegen irgendwelche Idioten verteidigen müssen. Und mir anhören müssen, dass … so jemand nicht geeignet ist, Konoha zu regieren. Bitte, das musst du verstehen. Es geht hier um viel mehr als nur uns beide.“

Es war für den Hokage keine Erleichterung, zu sehen, dass Yamato zögernd einsichtig nickte. Und es brach ihm das Herz, als der Andere mit brüchiger Stimme sagte, dass er es verstand.

Kakashi wollte sich am liebsten selber dafür schlagen, dass er gestern Nacht nachgegeben hatte. Er hatte es nicht vollbracht, ihm zu sagen, dass er nichts für ihn empfand. Sein Kopf hatte die verlogenen Worte vorbereitet, sein Mund hatte es jedoch nicht geschafft, sie auszusprechen. Bevor er sich versah, hatte Yamato ihn geküsst. Und es hatte sich so gut angefühlt. So sehr Kakashis Verstand sich auch dagegen wehrte, der Rest von ihm hatte jeglichen Widerstand aufgegeben und war in dem wohligen Gefühl aufgegangen, dass sich in ihm ausgebreitet hatte. Du musst die Gefühle nur zulassen, hatte Minato damals gesagt und in diesem Moment hatte Kakashi die weisen Worte befolgt.

Beim Anblick seines traurigen Kohais nun aber, fühlte Kakashi sich mehr als schlecht. Er wollte Yamato nicht von sich stoßen, im Gegenteil. Aber sie durften das nicht riskieren …

Einem Impuls nachgebend, der wieder einmal ganz sicher nicht von seinem Verstand ausging, nahm Kakashi den Jüngeren zu dessen Erstaunen in den Arm. Für das, was sich wie eine Ewigkeit anfühlte, hielten sie sich gegenseitig fest, umklammerten sich, als würde ihr Leben davon abhängen.

Yamato war es ein Rätsel, was genau in Kakashi vorging, aber es war ihm nicht mehr so wichtig, als die Umarmung erst in einen zaghaften und dann in einen leidenschaftlichen Kuss überging und bevor sie realisieren konnten, was geschah, beide mal gegen den im Raum stehenden Tisch, mal gegen das Regal stießen und sie sich schließlich eng umschlungen auf dem Boden wiederfanden.

 

„Wir müssen damit aufhören“, sagte Kakashi resigniert, nachdem sie fertig waren und er beim Aufstehen seine Uniform wieder zurechtrückte. Yamato stimmte ihm, noch völlig außer Atem, zu.

Doch sie hörten nicht auf. Beiden war klar, dass sie vollkommen die Kontrolle verloren hatten. Sobald sie alleine waren, fielen sie regelrecht übereinander her. Es war, als wären alle Dämme gebrochen. Yamato wusste vom Hörensagen, dass so etwas wohl recht häufig bei pubertierenden Jugendlichen vorkam, aber anscheinend verschob sich so eine Phase um Jahre, wenn man seine Jugend bei den Anbu verbracht hatte. Sie sprachen nie wirklich darüber, was da geschah. Sie ließen es einfach geschehen und genossen es. Natürlich wussten sie, dass sie aufpassen mussten, um nicht entdeckt zu werden (woran Kakashi einmal erinnerte, während er sich an seinem Schreibtisch sitzend die Hose wieder zuknöpfte. Yamato fand das mehr als ironisch). Im Laufe der nächsten Monate war dies alles schon Routine geworden. Allerdings war es nicht einfach nur rein körperlich, was sie da hatten. Sie schliefen in den Armen des Anderen ein, küssten sich, ohne dass es in etwas ausuferte und … machten alles in allem das, was Yamato sich unter einer Beziehung vorstellte. Hier und da hatte Yamato dem Älteren gesagt, dass er ihn liebte. Kakashi jedoch hatte dies bisher noch nie mit ähnlichen Worten erwidert. Wenn Yamato es ausgesprochen hatte, bekam er einen Kuss zur Antwort oder wurde in eine Umarmung gezogen. Dieses Verhalten ließ den Jüngeren zwar immer ein wenig ratlos zurück, aber er begnügte sich mit dem, was er erhielt. Dass ein derartig distanzierter Mensch wie Kakashi überhaupt eine Beziehung einging, grenzte ja schon an ein Wunder. Und wer war er, dass er Wunder infrage stellen wollte? Es war auch nicht so schlimm, fand Yamato, dass er niemandem davon erzählen konnte. Fast täglich erinnerte er sich selbst daran, dass dies alles wirklich passierte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Jaelaki
2017-04-03T22:41:23+00:00 04.04.2017 00:41
Haha. Ja, sie sollten damit aufhören. Aber mal ehrlich ... sie brechen nicht einmal eine Regel. Sonst hätte es Naruto nicht gegeben ... (Minato und Kushina) ... und auch später keinen Boruto ... ;-D
Ich mag es, wie du die Dynamik zwischen den beiden darstellst. Das ist echt super. Auch die körperlichen Andeutungen.
Die Formulierung, dass es sich nicht nur um etwas Körperliches handelte, hätte ich an deiner Stelle weggelassen und stattdessen einfach nur die Beispiele angeführt, die eben zeigen, dass es mehr als das ist. Leser sind nicht doof. Die können durchaus zwischen den Zeilen lesen ... : )
~LG Jaelaki
Von:  Sensenmann
2016-02-15T14:26:14+00:00 15.02.2016 15:26
Okay, ich konnte doch nicht widerstehen weiter zu lesen...

Beim ersten Absatz bin ich etwas erschrocken D: Kakashi kann doch nicht einfach so kaltherzig sein und Tenzou da wortlos liegen lassen. Und dass er sich dann auch noch vor Tenzou im Archiv verkriechen will ist schon etwas... feige D:

Aber meine Befürchtung war wohl grundlos :D (Okay, ja ich hab zuerst nach unten gescrollt, um zu sehen wie das Kapitel endet und dann habe ich es erst in der richtigen Reihenfolge weiter gelesen) Gut, dass Tenzou diesmal nicht nachgiebig mit ihm war!
Sie führen jetzt also eine geheime Beziehung? ^_~ bin mal gespannt, wie es weiter geht!


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