Neue Zeiten
And I will love with urgency.
But not with haste.
34 Minuten. Sie waren schon 34 Minuten zu spät. Hastig rupfte Yamato an dem Hokage-Gewand, welches Kakashi nur äußerst widerstrebend über seine gewohnte Jonin-Uniform gezogen hatte. Der designierte Rokudaime seufzte wiederholt missmutig. Es war mit Sicherheit das vierzehnte Mal, das er diesen jammervollen Ton von sich gab, seit sie das Gebiet um den Gedenkstein verlassen hatten und zum Hokage-Turm in Kakashis zukünftiges Arbeitszimmer geeilt waren, wo er das Gewand zuvor hingelegt hatte. Vielmehr hatte tatsächlich Yamato den Anderen zur Eile gedrängt, denn Kakashi hatte mal wieder alle Zeit der Welt.
„Jetzt halte endlich mal still“, forderte Yamato den Älteren ungeduldig auf, während er versuchte, die ehrwürdige Robe an ihm ordentlich aussehen zu lassen.
„Ich will das nicht tragen.“ Manchmal konnte Kakashi wie ein kleines, beleidigtes Kind klingen und so war es nun Yamato, der seufzte.
„Ob du es glaubst oder nicht, aber das habe ich schon verstanden, als du es das erste Mal gesagt hast.“
„Und warum habe ich es jetzt trotzdem an?“
„Weil du wenigstens für die Ernennungszeremonie etwas festlich Aussehendes tragen solltest.“
„Sagt wer?“
„Sagen wir, es ist Tradition.“
„Minato hatte das nicht an.“
„Arrrgh.“ Yamato befand sich am Rand der Verzweiflung, während Kakashi ihn mit seinem üblichen Lächeln anblickte.
Plötzlich wurde mit einem Ruck die Tür aufgerissen und eine wütende Tsunade stand - die beiden anschreiend – im Türrahmen: „Da seid ihr ja!! Was macht ihr so lange??! Ich bin kurz davor, Naruto heute zum Hokage zu ernennen, aus dem einzigen Grund, dass er pünktlich da war!!“
„Verzeihung“, antwortete Yamato reflexartig und wunderte sich sogleich, weswegen er sich eigentlich entschuldigte.
Tsunade atmete kurz durch und musterte im nächsten Moment Kakashi. Der Anblick brachte ein sanftes Lächeln auf ihr Gesicht. „Na, das nenne ich ja mal herausgeputzt. Ich hatte befürchtet, Kakashi würde in seiner abgetragenen Uniform vor die Leute treten. Gute Arbeit, Yamato.“
Der Angesprochene wandte sich daraufhin mit einem breiten, selbstgefälligen Grinsen im Gesicht wieder seinem Sempai zu.
„Was heißt denn hier ´abgetragen´?“, erwiderte der zukünftige Hokage dezent verbittert.
„Seid ihr fertig? Wir müssen endlich mal anfangen“, drängte Tsunade, worauf Yamato nach dem auf dem Schreibtisch liegenden Hokage-Hut griff, ihn Kakashi aufsetzte, kurz zurechtrückte und mit in einem Lächeln ein knappes „Ja“ zur Antwort gab, nachdem er „sein“ Kunstwerk bestaunt hatte.
Auf dem Weg zum Dach jammerte Kakashi noch, dass man sich in der Robe nicht schnell fortbewegen konnte, was Yamato nicht daran hinderte, ihn am Arm zu packen und eilig hinter sich herzuziehen. Tsunade stapfte ungeduldig und „Hörst du wohl auf, dich so anzustellen??“ schimpfend vor ihnen her. Sie war schon die Stufen zum Dach empor gestiegen, als Kakashi sich aus dem Griff des Jüngeren befreite und stehen blieb. Verwundert sah dieser ihn an.
„Einen Moment noch“, erklärte Kakashi, atmete kurz durch und sammelte sich währenddesen. „In Ordnung.“ Er nickte mit ernstem Ausdruck im sichtbaren Auge Yamato zu und ging an ihm vorbei die Treppe zum Dach hinauf.
Als Yamato auf dem Dach ankam, war Kakashi bereits an den dort (schon länger) wartenden Clan-Oberhäuptern und Shinobi-Vertretern vorbei geschritten und auf die weiter vorne stehende Tsunade zugegangen. Yamato gesellte sich zum Rest von Team Sieben hinzu, die ein Stück hinter den Oberhäuptern Stellung bezogen hatten. Naruto grinste und kündigte sogleich an, dass er am Tage seiner Ernennung sicher nicht zu spät sein würde. Sakura blickte mit stolzem Ausdruck in den Augen zu ihrem Sensei und selbst Sai ließ ein angedeutetes Lächeln erkennen. Einzig Sasuke war nicht dabei, denn manche Shinobi hatten in einer Besprechung mit Tsunade und Kakashi angedeutet, dass einige Sasukes (straffreie) Anwesenheit in Konoha als Affront betrachteten. Sasuke selbst hatte daher vorgeschlagen, sich am heutigen Tag lieber bedeckt zu halten und nicht in der bei der Zeremonie für Familienmitglieder vorgesehenen Ecke zu stehen. Es wäre Yamato von sich aus niemals in den Sinn gekommen, sich in diese Ecke zu stellen, jedoch hatte Kakashi es für selbstverständlich angesehen, dass er mit dabei sein sollte. „Nur wenn du willst natürlich“, hatte Kakashi in dem Wissen zu ihm gesagt, dass Yamato immer noch nicht ganz wohl dabei war, in der Öffentlichkeit zu stehen. Nun, wo Yamato hier am äußersten Rand der Anwesenden stand und mit einer Mischung aus Stolz und Bewunderung zu Kakashi blickte, der gerade seine Antrittsrede hielt (Tsunades hatte definitiv mehr Elan gehabt, aber inhaltlich stand Kakashi ihr in nichts nach), hatte er das Gefühl, dass er genau hierhin gehörte.