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Bananeneis

von

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Kommunikation

Glückselig setzten wir unsere Reise in den kleinen, aber vollkommenen Teil unserer Ewigkeit fort.“ Mara atmete tief durch und klappte das Buch zu. „Ende.“
 

„Jetzt hast du ihm alle vier Bände vorgelesen und er ist immer noch nicht ausgerastet?“, fragte Farlan belustigt.
 

„Vielleicht solltest du etwas von deinem Kaffee auf den hellen Fußboden verschütten. Sowas treibt den Big Bro doch immer zur Weißglut“, lachte Isabel.
 

„Das hebe ich mir als Notfall-Masterplan auf. Zunächst quäle ich ihn noch ein bisschen“, zwinkerte Mara den besten Freunden ihres Bruders zu. „Ich habe mir die Shades of Grey Reihe bestellt. Mal schauen was der dazu sagt.“
 

„Dafür wird er dich lynchen“, versprach Farlan.
 

Kichernd saßen die Drei an Levis Krankenbett und machten sich über ihn lustig. Es war aber auch komisch. Levi, von dem man sonst meinen konnte, dass ihm alle sozialen Kontakte lästig seien, versammelte nun seine Freunde an einem Ort. Sie lachten und scherzten, als wäre nichts schlimmes passiert und er, wie gewohnt, bei ihnen.
 

Seitdem bestätigt wurde, dass Levi sie hörte und höchstwahrscheinlich auch verstand, war ständig jemand bei ihm und redete auf ihn ein. Sie stimulierten sein Hirn, so wie Dr. Wolf es ihnen empfohlen hatte. Hätte Levi allerdings ein Wörtchen mitzureden, dann würde er sich sicher wünschen, dass alles und jeder einfach Ruhe gab. Denn hatte er keinen Besuch, so babbelte das Fernsehgerät oder das Radio.
 

„Wir müssen dann mal los“, meinte Farlan und stemmte sich aus dem Sessel, in dem er bis dahin saß.
 

„Bis Freitag“, sagte Isabel, wobei sie Levis Hand drückte. Sie zwinkerte Mara nochmals zu, ehe sie mit Farlan das Zimmer verließ.
 

Mit dem Schließen der Tür herrschte augenblicklich Ruhe in dem Raum. Mara saß still da und beobachtete, wie Levis Brust sich regelmäßig hob und senkte, während sein Blick abwesend an die Zimmerdecke gerichtet war.

Anfangs hatte sie es als befremdlich empfunden, wenn er mit offenen Augenlidern da lag und zwischendurch blinzelte. Doch die Ärzte hatten ihr erklärt, das all dies normal sei, da der Augenreflex, so wie die Atmung, unbewusst gesteuert werden.
 

Seufzend erhob sie sich von ihrem Stuhl und trat an das große Fenster. Ihr Blick glitt über die Reihe Birken, deren Blätter sich bereits gelb und rot färbten. „Du hast den ganzen Sommer verschlafen“, murmelte Mara und betrachtete die farbenfrohe Herbstpracht.
 

„Und wir konnten gar nicht zusammen wegfahren“, sagte sie, wobei sie wehmütig an ihre gemeinsamen Urlaube, die sie jeden Sommer unternommen hatten, dachte. „Dafür müssen wir mindestens zwei Mal irgendwo hin, wenn du wieder auf den Beinen bist. Wie wäre es mit einer Safari in Tansania mit anschließendem Strandurlaub auf Sansibar?“
 

Aus dem Bett hinter ihr vernahm sie keine Antwort. Natürlich. Schließlich konnte ihr Bruder auch nicht antworten. Ein schwerer Seufzer entwich ihrer Kehle, während sie niedergeschlagen die Schultern hängen ließ.

Langsam wandte sie sich von der wunderschönen Herbstlandschaft ab, um sich wieder zu ihren Platz zu begeben.
 

„Weißt du“, setzte sie an, brach jedoch abrupt ab und trat geschockt einen Schritt zurück, sodass sie die kalte Fensterbank in ihrem Rücken spürte. Levis Kopf war zur Seite gerutscht, sodass sein Gesicht ihr zugewandt war.
 

„Verdammt Kacke, daran werde ich mich nie gewöhnen“, knurrte Mara und strich sich einige Haarsträhnen aus der Stirn. Noch immer empfand sie es als gruselig, wenn er sich plötzlich bewegte und sie dann ansah.
 

Skeptisch musterte sie ihren Bruder, an dem irgendetwas anders war. Etwas an seinem Blick hatte sich verändert. Unsicher näherte sie sich seinem Bett und beobachtete ihn ganz genau. Direkt neben seinem Kopf ging sie in die Hocke und blickte in seine dunklen Augen, die einen Punkt irgendwo rechts von ihr fixierten.
 

„Levi“, flüsterte sie leise, schwankend zwischen der Hoffnung ihn zu erreichen und einer unerklärlichen Angst, dass er tatsächlich auf sie reagieren würde.
 

Nichts geschah und Mara war drauf und dran sich wieder zu erheben, da zuckten seine Augen und er sah sie unvermittelt an. Vor Schreck stürzte sie nach hinten und landete auf ihrem Hinterteil. Mit heruntergeklappter Kinnlade sah sie ihm einige Zeit entgegen, unsicher, was sie nun tun sollte.
 

„Bist...Bist du wach?“, brachte sie schwach über die Lippen und wartete so gespannt auf eine weitere Reaktion, sodass sie ganz vergaß zu atmen. Doch änderte sich nichts. Weder blinzelte er, noch zuckte er oder gab sonst irgendein Zeichen von sich.
 

Mara ließ die angehaltene Luft ihren Lungen entweichen. Kurz hatte sie gehofft, gar gebetet, er würde ihr antworten, weswegen die Enttäuschung nun umso größer war.
 

Der Illusion beraubt senkte sie den Kopf und kämpfte für einen Augenblick mit den Tränen, die in ihren Augen brannten. Ein dumpfes Klopfen, das kaum wahrzunehmen war, drang zu ihr durch, weshalb sie wieder zu ihrem Bruder blickte. Sie erkannte, dass Levis schmaler Zeigefinger sich langsam hob, ehe er kraftlos zurück auf die Matratze plumpste.
 

Sprachlos starrte sie ihn an, wobei ihr Blick zwischen seinen Fingern und seinem Gesicht hin und her wanderte.

„Mach's nochmal“, forderte sie ihn atemlos auf und betrachtete aufmerksam seine Hand.
 

Es dauerte eine kleine Weile, ehe sich sein Finger wieder schwerfällig anhob. Es schien ihn alle Kraft zu kosten, denn seine ganze Hand zitterte vor Anstrengung.
 

Mara stürzte ans Bett. „Nochmal!“
 

Levis Hand war nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Sie sah erneut deren Zittern, doch zuckte sein Finger nur, ohne sich zu bewegen.
 

War das alles auch nur eine unbewusste Reaktion, oder versuchte Levi gerade tatsächlich mit ihr zu kommunizieren?

Sie wandte ihren Kopf und erkannte, dass sein Augenmerk erneut auf ihr lag. Da war sie sich sicher. Er war wach! Er war geistig da und versuchte sich ihr mitzuteilen!
 

Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf die Füße, flitzte hinaus auf den Flur und kam erst vor Dr. Wolfs Büro zum Stehen. Ungeduldig klopfte sie gegen die massive Holztür zu seinen Räumlichkeiten, bis sich diese öffnete. Wolf tauchte im Türrahmen auf und blickte sie irritiert an.
 

Abgehetzt erzählte Mara von den Ereignissen in Levis Zimmer, was auch den Arzt zum Staunen brachte. Sogleich machten sie sich zu ihm auf und Wolf überzeugte sich selbst von Levis Zustand.
 

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„Und dann meinte Dr. Wolf, dass Levi mit ganz viel Glück Weihnachten zu Hause verbringen könnte.“ Mara lächelte breit, während sie neben Erwin durch den Park schlenderte und vom vergangenen Vormittag berichtete.
 

„Na das wäre mal ein Weihnachtsgeschenk“, meinte Erwin und lächelte, von ihrer Euphorie angesteckt. „Auch die Kinder werden sich freuen, wenn der Gnom wieder seine schlechte Laune verbreiten kann.“
 

Schelmisch grinsend zwinkerte er Mara zu. Diese plusterte die Wangen beleidigt auf.
 

„Du Blödmann!“ Sie griff sich einige der bunten Herbstblätter vom Boden und warf sie gegen seinen Oberkörper. "Ich hab dir doch gesagt, dass das nicht lustig ist!"
 

„Vorsicht mein Fräulein, Sie spielen mit dem Feuer“, warnte er sie mit ausgestrecktem Zeigefinger, jedoch zuckten seine Mundwinkel verräterisch in die Höhe.
 

„Ha, ich mach dir gleich Feuer unterm Hintern“, erwiderte sie darauf und reckte frech die Zunge heraus.
 

„Ich habe dich gewarnt.“ Erwin startete seinen Angriff, indem er ihr in die Seiten pikste, wodurch Mara lachend versuchte ihn abzuwehren.
 

Ein spielerisches Handgemenge brach zwischen ihnen aus und endete erst damit, dass sie beide zu Boden gingen. Erwin drückte Mara auf das mehrfarbige Laub und fixierte ihre Hände oberhalb ihres Kopfes.

„Ich gebe auf“, kicherte sie, wobei ihr Bauch schon schmerzte vom Lachen.
 

Langsam beruhigte sie sich und sah in Erwins Gesicht, das einen zufriedenen Ausdruck trug.

„Was ist?“, fragte sie und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.
 

„Es ist schön dich so lachen zu sehen“, sagte Erwin und es schien, als würde das Blau seiner Augen heller strahlen als je zuvor.
 

„Du machst mich eben glücklich“, flüsterte sie, da es nur für seine Ohren bestimmt war.
 

Schmunzelnd betrachtete er sie einen Moment, ehe er sich zu ihr hinab beugte und ihre weichen Lippen mit den seinen liebkoste.



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