Gib dich nicht auf
Breit grinsend saß er im Café Touché und sah zu wie Naomi von einem Tisch zum anderen hetzte. Heute war ein besonders schöner, sonniger Tag und er genoss es vor allem von ihr bedient zu werden. Schon bei der ersten Bestellung hat sie ihn giftig angesehen. So als würde sie sagen „Ist das dein ernst?!“ Aber er ließ sich nicht beirren. Es machte ihm Spaß, sie auf die Palme zu bringen.
„Einen schönen Tag noch.“, sagte sie, als sie einen Tisch neben ihm kassierte und sich dann zu ihm umdrehte, „Was?!“
„Du siehst gestresst aus.“, sagte er ganz beiläufig und er konnte schon sehen, wie ihre Stirnader pulsierte.
„Weißt du. Anstelle hier zu sitzen und mich noch dazu herum zu scheuchen, könntest du auch einfach helfen.“
„Ich bin keine Aushilfe. Ich bin Gast.“, grinste er.
„Du bist ein Parasit.“, knirschte sie gefährlich.
„Jetzt wirst du aber gemein.“, kommentierte er dies.
Sie schnaufte laut aus und versuchte ruhig zu bleiben. Die Gäste schauten schon skeptisch.
„Was machst du eigentlich hier? Fliegt Hiromi nicht heute? Willst du sie nicht verabschieden?“
„Der Flug geht erst in zwei Stunden. Hab also Zeit.“
Sie stöhnte auf und ließ ihn einfach sitzen. Er schaute zu seiner linken Seite, legte seine Arme hinter den Kopf und schaute auf die Straßen. Es war wirklich ein schöner Tag, aber auch ein Tag, der ihn ein klein wenig traurig machte.
Hiromi würde heute zusammen mit Kai nach Russland fliegen und dort auch bleiben. Das sie Japan verlassen würde, wusste er schon früher. Eigentlich war auch geplant gewesen, früher zurück zu fliegen. Hatte zumindest Kai gemeint. Aber sie musste das Ende des Semesters abwarten. Vorher hätte sie nicht wechseln können. Zwei Monate hatte der Graublauhaarige daher hier verbracht, zusammen mit ihr.
Ein sanftes Lächeln überkam ihn. Er freute sich für die beiden aufrichtig. Es machte ihn nur traurig, dass sie wegziehen würde. Immerhin war sie in den letzten Jahren, wie eine Schwester für ihn geworden. Die beste Freundin eben.
Sie hatte gemeint, dass er sie zu jeder Uhrzeit anrufen könnte und das sie im Kontakt bleiben. Wenn nicht über Telefon, dann über Email.
„Takao!“
„Eh...was?“, erschrak er aus seinen Gedanken und saß aufrecht auf der Bank.
Naomi stand einfach so vor ihm und starrte ihn an.
„Was ist jetzt? Ich muss abkassieren. Ich mach gleich Mittagspause.“, sagte sie sauer und er kramte schon sein Portemonnaie aus der hinteren Hosentasche.
„Schon gut, schon gut. Kein Grund zum Schreien.“, sagte er und holte zwei Scheine heraus, „Stimmt so.“
„Das ist viel zu viel... du hast es doch gar nicht so dicke!“, sagte sie und wollte ihm schon das Restgeld rausgeben, als...
„Dann gehst du eben mit mir Mittagessen.“
„W-was?“
„Ich lad' dich ein. Okay?“
„Ehm...“, sie schien mehr als verwirrt zu sein.
Takao lächelte sie an. Es war gut so wie alles passiert war und gut dass Hiromi zu ihren Gefühlen stand und sie seinen Avancen ausgewichen war. Ja, diese sogar aus gehobelt hatte. Sonst hätte er vielleicht nie Naomi in diesem Licht gesehen...
***
»Jemanden zu lieben ist vielleicht das Einfachste was es gibt.
Das Schwierigste dran ist, jemanden zu finden, der dich auch liebt.«