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The Girl

Hunted
von

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Was dauerte das so lange? Ungeduldig trommelte der Doc mit den Fingern auf seinem Schreibtisch herum. Seit er die zwei Soldaten mit dem Mädchen losgeschickt hatten, war bereits mehr als eine halbe Stunde vergangen. Selbst wenn sie sich gründlich duschte um wieder halbwegs wie ein normaler Mensch auszusehen, brauchte sie doch sicher nicht so lange. Fluchend erhob er sich und stapfte zur Tür.

„Immer muss man hinter diesen inkompetenten Idioten her sein, damit die ihre Aufgaben ordentlich erledigen.“

Der Doc lief mit großen Schritten über den Gang. Als er in den Korridor abbog, in dem sich eines von fünf Bädern befand, prallte er bei dem Anblick der sich ihm bot entsetzt zurück. In einer riesigen Blutlache lagen die übel zugerichteten Leichen der Vampire. Dem einen wurde die Kehle zerbissen und dem anderen ein großes Stück aus der Schulter gebissen. Von dem Mädchen hingegen gab es weit und breit keine Spur. Ein schriller Schrei und das Knallen von Gewehrfeuer hallte durch die Gänge. Alarmiert machte der Doc auf dem Absatz kehrt und stürzte den Geräuschen entgegen. Er bog um eine Ecke und stieß dabei um ein Haar gegen die Wand. Die Szene die sich vor ihm auftat, warf ihn dann doch aus der Bahn. Das Mädchen hockte mit gefletschten Zähnen am Boden und funkelte die Gruppe aus Soldaten an, die allesamt ihre Waffen auf sie gerichtet hielten. Ihr Gesicht war blutverschmiert und aus ihren Augen sprach pure Mordlust. Die Soldaten hingegen schienen ratlos, beinahe ängstlich. Sein Blick glitt weiter nach hinten. Er hielt den Atem an und sein Herz setzte einen Schlag lang aus. Ein einzelner Vampir lehnte mit dem Rücken an der Wand und umklammerte mit verzerrtem Gesicht seinen rechten Oberarm. Seine Uniform war auf dieser Seite blutgetränkt und sein Blut bis an die Decke hinauf gespritzt. Die Waffe lag mit verbogenem Lauf knapp zwei Meter von ihm entfernt auf dem Boden. Das Mädchen fauchte bedrohlich. Sie hatte ihr Haar gesträubt und verdeckte so gut es bei ihrer geringen Körpergröße ging ihr Opfer. Beinahe so als betrachtete sie dieses als... Der Doc schnappte unwillkürlich nach Luft und riss die Augen auf. Natürlich... Die toten Soldaten, ihre ungewöhnlich geformten Zähne. Er war sich sicher das wenn er Abdrücke nahm und mit den Bisspuren von den Leichen verglich, diese miteinander übereinstimmen würden. Ein Kichern das von seiner linken Seite aus an sein Ohr drang, ließ ihn zusammenfahren.

„Nett, oder? Endlich ist hier mal was los.“

Ein blonder Junge mit dunklen Katzenohren stand wie aus dem Nichts erschienen neben ihm und betrachtete das Mädchen mit leuchtenden Augen. Wie immer war der Neko beim Anblick von Chaos und Unruhe Feuer und Flamme.

„Sie haben ein wahres Großereignis verpasst.“, frohlockte Schrödinger und zuckte aufgeregt mit seinen Ohren.

„Sie hat regelrecht Jagd auf die Soldaten gemacht. Anscheinend ist sie scharf auf deren Fleisch und Blut.“, fuhr der Junge fort, noch immer in vergnügter Tonlage.

„Faszinierend, finden Sie nicht?“

Zunächst wusste der Doc nichts darauf zu erwidern. Erst nach einem langen Kampf mit seiner Faszination und dem Entsetzen das ihn bei der Vorstellung eines Vampir fressenden Mädchens umfing, wandte er sich an die unverletzten Soldaten.

„Schafft das da“, er deutete mit einer wagen Handbewegung auf ihren inzwischen totenbleich gewordenen Kameraden, „in mein Labor und bringt das Mädchen in eine der Zellen!“

Seine Stimme klang trotz seiner Aufregung fest und barsch. Dennoch rührten sie sich nicht von der Stelle. Ihnen schien die Vorstellung sich dem kleinen Monster zu nähern ganz und gar nicht zu behagen.

„Sofort!“, bellte er, woraufhin sich die Truppe endlich, wenn auch zögerlich, in Bewegung setzte.

Als das Mädchen sich aufrichtete, verharrten sie allerdings wieder. Doch anstatt sich zum Angriff zu entschließen, machte sie keinerlei Anstalten auch nur eine einzige bedrohliche Bewegung zu machen. Dadurch ermutigt, traten die Soldaten näher. Zwei von ihnen packten ihren Kumpel und der Rest umzingelten das Mädchen, um es abzuführen. Sie wehrte sich nicht dagegen. Der Doc konnte nur vermuten woran ihre Kooperationsbereitschaft lag. Ihre Wunde war zwar bereits dabei gänzlich zu verheilen, nur schien das Mädchen nicht bereit eine weitere Verletzung zu riskieren. Wenn er Recht hatte, dann wurde sie wahrscheinlich auf der Jagd verwundet. Vielleicht hatte sie sich überschätzt und sich mit zu vielen Gegnern auf einmal angelegt. Näheres würde er vermutlich erst erfahren sobald er Zeit bekam sie zu befragen. Eine Hand zupfte an seinem Kittel. Milde überrascht wandte er den Blick und sah in Schrödingers rosafarbene Augen.

„Was werden Sie jetzt mit ihr machen? Sie sezieren, grausame Experimente?“

„Hast du nicht irgendetwas zu erledigen?“, wollte der Doc wissen, ohne die neugierigen Fragen des Jungen zu beantworten.

Schrödinger zog einen Schmollmund und verschwand ohne ein weiteres Wort im Nichts, um sonst wo wieder aufzutauchen. Ihm sollte das Recht sein. Die Gesellschaft dieser Nervensäge konnte er in der jetzigen Situation gar nicht gebrauchen. Ihm entfuhr ein geräuschvolles Seufzen. Er würde den Major wohl oder übel über die aktuelle Situation unterrichten müssen. Ihm graute es jetzt schon davor. Leider half es nichts. So machte er sich mit einem flauen Gefühl im Magen zu seinem Boss auf.
 

Man sperrte sie in eine der Zellen, die sich unten im Kellergewölbe befanden. Dort war es feucht und roch muffig. Wenigstens hatte sie ihren knurrenden Magen besänftigen können. Doch zu welchem Preis? Grunzend ließ sich das Mädchen auf dem Boden nieder und streckte sich dort aus. Blinzelnd starrte sie an die Decke und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ein ganzes Gebäude voller Vampire... Eigentlich ein Glückstreffer für ein vampirfessendes Wesen wie sie. Der Schock auf den Gesichtern dieser Blut saufenden Monster war ein Bild für die Götter. Was ihr jedoch ein Rätsel war, warum Vampire mit Menschen zusammen lebten und sich von diesen auch noch Befehle erteilen ließen. Das Mädchen schnaubte verächtlich. So eine Schande! Monster wie Vampire, Werwölfe und auch sie selbst, sollten sich solch einer niederen Rasse nicht unterordnen. Schämen sollten sich diese Viecher.

Plötzlich drang ein seltsamer Geruch in ihre empfindliche Nase. Eine Mischung aus Mensch und...Katze? Sie runzelte leicht die Stirn und schlug die Augen auf, um direkt in das Antlitz eines blonden Jungen zu schauen.

„Guten Abend.“, lächelte dieser.

„Eine wunderschöne Nacht um Jagd auf Beute zu machen, nicht wahr?“

Sie starrte ihn mit regungslosem Blick an und gab keinen Laut von sich. Das Einzige was sich an ihr bewegte, waren ihre Augen. Diese wanderten über sein Gesicht hinweg nach oben und blieben an den dunklen Katzenohren hängen, die unter seinem Blondschopf hervorschauten. Daher rührte also der Katzengeruch. Der Junge plapperte währenddessen munter weiter, ohne sich an ihrem Desinteresse zu stören.

„Sag mal, wie heißt du eigentlich?“, beendete er seinen unendlichen Monolog.

Sie legte den Kopf leicht schief. Ihr Name? Dieser Freak wollte wissen wie sie hieß? Was sollte man davon halten. Alles Fragen die nebensächlich waren. Was sie sich hauptsächlich fragte war, wie der Junge wohl schmecken würde. Bei ihm handelte es sich weder um einen Menschen, noch um einen Vampir. Er war ein Hybrid aus Katze und Mensch. Ob er wohl mehr nach Katze schmeckte?

„Hallo, jemand zu Hause?“, fragte der Junge und beugte sich ein gutes Stück vor.

Das Mädchen schaltete unverzüglich auf Angriff. Sie sprang mit gefletschten Zähnen auf, woraufhin er erschrocken nach hinten sprang. In beschwichtigender Geste hob der Blondschopf die Hände.

„Schon gut, du willst nicht reden. Ich habe es kapiert. Ich...komme besser wieder wenn du bessere Laune hast.“

Mit diesen Worten verschwand er im Schatten. Sie schnaufte und ließ sich zurück auf den Boden fallen. Ein Glück war diese Nervensäge weg. Sie hatte Haustiere noch nie leiden können. Gähnend lehnte sich das Mädchen zurück und schloss die Augen.

„Ihr habt keine Ahnung was euch erwartet.“, murmelte sie leise.

„Ich werde euch alle fressen. Das schwöre ich.“
 

Der Major starrte ihn über den Rand seines Weinglases hinweg an. Mit jeder Minute in der sein Boss nichts sagte, wurde der Doc nervöser. Er begann bereits wieder auf seinen Fingern herumzukauen. So stark das es blutete. Endlich stellte der Major sein Glas ab und erhob die Stimme.

„Sind Sie sich zu 100 Prozent sicher?“, wollte er wissen.

Der Doc nickte ernst. Sein Boss rieb sich nachdenklich das Kinn und fixierte seinen Wissenschaftler mit scharfem Blick. Ein Mädchen das Vampire fraß... Davon hörte man nicht alle Tage. Und jetzt hatten sie auch noch so ein Monster hier bei Millennium... Der Major konnte sich gut vorstellen das ein Ort wo so viele Vampire herumliefen für die Kleine das Paradies sein musste. Zum Glück konnte man sie fangen bevor sie ernsthaften Schaden hatte anrichten können. Doch was sollte man nun mit ihr anstellen...

„Ich würde sie gerne hierbehalten und näher untersuchen wenn Sie erlauben.“, sprach der Doc das Thema zuerst an und warf seinem Boss einen hoffnungsvollen Blick zu.

„Vielleicht ist sie ja sogar nützlich für uns.“

„Nützlich...“, wiederholte der Major, „hm, kann sein. Meinetwegen machen Sie Ihre Forschungen aber wehe Ihnen das Mädchen bricht aus. Ich will keine weiteren Verluste hinnehmen müssen. Egal wie klein und unbedeutend diese zu sein scheinen. Haben wir uns da verstanden?“

Der Doc nickte entschieden. Daraufhin wurde er durch eine Handbewegung seines Bosses entlassen.
 

Unten in ihrem Gefängnis stand das Mädchen auf dem Kopf. Ihr Gesicht war bereits rot angelaufen doch es interessierte sie nicht. Es war einfach langweilig hier unten in diesem feuchten Loch. Das Einzige was man hier tun konnte war entweder die Wand anzustarren oder im Kreis zu laufen. Beides keine besonders befriedigende Option. Plötzlich sprang oben die Tür auf und fünf bewaffnete Vampire kamen die steinerne Treppe herunter, welche zu ihr hinabführte. Sie stieß sich von der Wand ab und begab sich instinktiv in Abwehrstellung. Die Kerle blieben gut einen Meter von ihr entfernt stehen und richteten ihre Waffen auf sie. Das Mädchen fletschte die Zähne und knurrte. Wie zur Hölle kam jemand auf die Idee ihre Beute mit Gewehren und Munition ausstatten? Das war bieder der Natur und obendrein machte es ihre Aufgabe nicht gerade leichter. Das musste auf den Mist von Menschen gewachsen sein. Wer sonst kam auf solch eine absurde Idee? Als die Vampire ihre Waffen mit einem Klicken entsicherten, zog sie ihre Lippen so weit zurück, das man ihr rosiges Zahnfleisch sehen konnte. Der Geruch von Schweiß der den Vampiren bei diesem Anblick ausbrach, füllte binnen Sekunden den Raum. Noch immer benahmen sie sich wie Kaninchen vor der Schlange und genau da lag ihre Chance. Wenn sie die Hindernisse die ihrer Freiheit im Weg standen überwand und durch die Tür gelangte, könnte sie vielleicht fliehen... Unerwartet setzte sich einer der Vampire todesmutig in Bewegung. Er streckte eine Hand nach ihr aus um nach ihr zu greifen. Das Mädchen entschied sich in Sekundenschnelle für den Angriff. Sie schoss geradewegs nach vorne, bereit ihm die Hand abzubeißen. Ein lauter Knall und der darauf folgende brennende Schmerz welcher ihre Schulter entflammte, ließ sie unwillkürlich aufschreien. Diese Idioten hatten es tatsächlich gewagt abzudrücken. Von der Feststellung beflügelt das sie weder unverwundbar noch Immun gegen Schmerzen war, stürzten sich die Vampire auf das Mädchen. Dieses wehrte sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften. Leider erfolglos. Dennoch hatten ihre Gegner Mühe die wutschäumende Kleine unten zu halten. Als dann auch noch ein ihr wohl bekanntes Individuum auftauchte, nahm sie noch einmal alle Kraft zusammen. Ihr Fuß traf einen der Vampire so hart ins Gesicht, das dessen Nasenbein unter scheußlichem Knirschen nachgab. Es gelang ihr für kurze Zeit freizukommen, doch am Ende nagelte man sie erneut fest.

„Halten Sie sie ja gut fest und passen Sie auf ihre Zähne auf!“, kommandierte der Kerl im Kittel und beugte sich zu ihr hinunter.

„Pass du besser auf deine dreckigen Pfoten auf, niederer Mensch!“, fauchte das Mädchen, das ihr beschlossenes Schweigegelübde diesem Mann gegenüber in diesem Moment völlig vergaß.

Der Mann ignorierte ihre bissige Bemerkung und begann ihren Arm abzubinden. Ihre Augen weiteten sich als sie sah wie er anschließend eine Kanüle mit gefährlich langer Nadel aus den Taschen seines Kittels zu Tage förderte. Er hielt sich nicht damit auf die Punktierungsstelle in ihrer Ellenbogenbeuge zu desinfizieren, sondern stach direkt zu. Sie zischte leise und zuckte zurück, ein sinnloses Unterfangen. Am liebsten würde sie ihn dafür umbringen.
 

Es gelang ihm ganze drei Röhrchen mit dem Blut des Mädchens zu füllen. Dann löste er den Stauschlauch und verstaute seine Beute in der Kitteltasche.

„Ihr könnt sie loslassen.“, meinte er und richtete sich auf.

Die Vampire taten wie ihnen befohlen und der Doc wandte sich ab. Ein Schrei voller Schreck und Schmerz ließ ihn jedoch ruckartig den Kopf wenden. Wie angewiesen hatte man von dem Mädchen abgelassen. Leider kam einer der Soldaten wohl nicht schnell genug außer Reichweite seiner Kiefer. Der Unglückliche zappelte in ihrem Griff, jedoch vergebens. Seine Kameraden wollten ihm zur Hilfe kommen, doch der Doc winkte ab.

„Lasst nur, es ist eh zu spät. Außerdem dürfte ein voller Magen ihr ganz gut tun.“

Er bemühte sich zwar möglichst beiläufig zu klingen, allerdings fragte er sich wie er das dem Major erklären sollte.
 

Kaum hatten alle den Rückzug angetreten, ließ das Mädchen von ihrer Beute ab. Mit wogender Brust und funkelnden Augen starrte sie ihnen nach. Ihr gelüstete es nach Rache. Wie kam dieser Bastard dazu etwas von ihrem wertvollen Blut zu stehlen? Was versprach er sich davon? Das Mädchen senkte den Blick auf ihre Beute herab. Wenigstens etwas Gutes war bei dieser Aktion für sie herausgesprungen. Wie aufs Stichwort gab ihr Magen ein drängendes Knurren von sich. Der herrliche Duft des Fleisches ließ ihren Mund wässern. Ohne noch länger zu zögern, begann sie sich über die Leiche herzumachen. Genau das richtige Verhältnis von Fett zu Muskeln. Kombiniert mit dem süßen Geschmack der Blutgruppe B ergab es ein wahrhaft prächtiges Mahl.

Bei der Hälfte des Vampirs angelangt, besann sie sich. Es konnte gut sein das diese Mahlzeit für längere Zeit ihre Letzte gewesen war. Es wäre sicher sinnvoll etwas davon aufzuheben. Zum Glück wurde ihr Verdauungssystem selbst mit der widerstandsfähigsten Nahrung fertig. Am Ende würde nicht mal mehr Knochen übrigbleiben. Außerdem konnte sie verwestes Fleisch essen ohne sich den Magen zu verderben. Auch wenn es ihr dann nicht besonders schmeckte, aber besser als zu hungern.

Gähnend und mit vollgefressenem Bauch, rollte sich das Mädchen in einer Ecke des Raumes zusammen. Obwohl es ihr nicht wie eine gute Idee vorkam hier zu schlafen, fielen ihr rasch die Augen zu. Wenige Augenblicke später befand sie sich auch schon im Land der Träume.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2016-02-02T21:19:27+00:00 02.02.2016 22:19
Spitzen Kapitel
Mach weiter so


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