Zum Inhalt der Seite

Ihr stummes Lied

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schrei

Prolog - Schrei


 

Es stank. Nicht nach verschwitzen Leibern oder Hinterlassenschaften der Menschen. Nein, es stank nach geplatzten Träumen, Armut und Gewalt. Es war einer der Tage, an denen Levi diesen Geruch nur allzu deutlich wahrnahm.

Angewidert rümpfte er die Nase und blickte umher. Es war spät und er war auf dem Weg nach Hause. Bald würde die Nacht herein brechen. Aus wachsamen Augen beobachtete er, wie die Bewohner des Untergrunds nach und nach in ihren Häuser verschwanden und damit Platz für andere, zwielichtige Gestalten machten, die in der Dunkelheit auf den Straßen umherstreunten.

Noch bevor sie überhand nahmen, wollte er in seinen vier Wänden sein, da er keine Lust hatte in eine Auseinandersetzung mit einer dieser Personen zu geraten, denn mit ihnen war nicht zu spaßen.
 

Er war vielleicht noch einen Block von seinem Ziel entfernt, da hörte er einen Schrei, der durch Mark und Bein ging. Unendliches Leid und Schmerzen waren in ihm zum Ausdruck gebracht. Solche Schreie waren leider keine Seltenheit, besonders nicht zu dieser Tageszeit und in dieser Gegend. Üblich nahm er sich ein Beispiel an all den anderen Menschen und ignorierte solches Klagen, da es meist nur Ärger bedeutete. Ärger, den er nicht gebrauchen konnte. Doch genau an diesem Tag konnte er nicht wegschauen, denn dieser Schrei kam aus der Gasse, in der er soeben eingebogen war.
 

Vor Levi bot sich ein Bild der Grausamkeit und der niederen Natur des Menschen. Zwei Männer hatten sich halbherzig hinter einigen gestapelten Holzkisten versteckt. Einer der Beiden drückte eine zierliche Figur zu Boden, während der andere zwischen ihren Beinen rammelte, als gäbe es kein Morgen mehr.

Ekel stieg in ihm auf und unermesslicher Hass. Schnellen Schrittes gelangte er zu ihnen, wo er dem Wüstling hart gegen die Schläfe trat, sodass dieser aus seiner Position geworfen wurde. Der Zweite ließ von der Frau, die er bis dato festgehalten hatte ab, und richtete das Messer, das er zuvor an den Hals des Opfers gedrückt hatte, auf ihn, ehe er auf ihn losstürmte. Mit gekonnten Griffen wehrte Levi ihn ab, entwendete ihm das Messer und drohte nun dem Rüpel damit. Dieser bekam anscheinend kalte Füße und machte sich schleunigst aus dem Staub.

Levi sah ihm kurz nach, ehe er sich dem Komplizen zu wandte. Diesen hatte er anscheinend bewusstlos getreten, denn er lag bewegungslos auf dem Boden. Seine Aufmerksamkeit glitt nun zu der Frau, die sich panisch an die kalte Steinwand gepresst hatte.
 

Mittlerweile hatte sie ihre zerrissenen Kleider einigermaßen gerichtet und sah ihn aus schockiert geweiteten Augen an. Eine tiefe Schnittwunde verlief über ihre linke Wange und ihre Oberlippe war aufgeplatzt. Anscheinend hatte sie einige Schläge einstecken müssen. Und nicht nur diese...
 

Der Vergewaltiger rührte sich leicht, bewegte die Finger und stöhnte schmerzhaft auf. Ohne zu Zögern holte Levi aus und trat ihm abermals gegen den Kopf, was die Frau angesichts seiner Brutalität zusammenzucken ließ. Der Körper des Wüstlings erschlaffte erneut.

Levis Blick wanderte wieder zu dem Opfer. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen, wo sie sich mit ihrem Blut vermischten und von ihrem Kinn tropften.
 

So konnte er sie auf keinen Fall zurück lassen. Ihre Wunden mussten versorgt werden und sie benötigte Schutz.

Schon in dem Moment, in dem er ihren Schrei gehört hatte, war im bewusst gewesen, dass es Ärger geben würde. Nun hatte er den Salat. Angesäuert schnalzte er mit der Zunge, ehe er auf sie zuging und ihr eine Hand anbot.
 

Erschrocken über seine plötzliche Annäherung zuckte sie vor ihm zurück und kniff die Augen zusammen. Als sie vorsichtig den Blick hob und seine dargebotene Hand erkannte, sah sie ihn erstaunt an.
 

„Komm, ich kümmere mich um deine Wunden“, murrte er wenig begeistert.
 

Sie schien erst zu zögern, ergriff dann doch seine Hand und ließ sich aufhelfen. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte er in ihre tiefblauen Augen, bevor er sich zum Gehen umwandte. Humpelnd folgte sie ihm, während langsam ihre Tränen trockneten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück