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Prelude of Shadows

Die Team Shadow Chroniken
von

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Jayden – Akt 3, Szene 4

8 Jahre vor Team Shadows Gründung

 

Jayden rannte los, aber etwas hielt ihn fest. Das namenlose Nebulak erschien direkt vor ihm, seine Augen geweitet und auf ihn fixiert.

„Horrorblick?“, fragte Jayden tonlos. Er schielte an Nebulak vorbei zu Chris, die sich dem neuen Loch im Boden sehr vorsichtig näherte. Selbst Aquana setzte eine Tatze vor die andere, obwohl seine Flosse vor Sorge aufrecht in die Luft stand. Mehr Holz brach ein. Unten winselte Irene vor Schmerzen.

„Alles okay?!“, schrie Jayden ihr zu.

„Mein Bein … urgh …“, kam Irenes gedämpfte Antwort.

„Wir kommen dich holen, beweg dich nicht!“

Nachdem Jayden keine weiteren Anstalten machte, überstürzt loszurennen und noch mehr des Bodens einstürzen zu lassen, ließ Nebulak den Horrorblick fallen. „Danke. Das wäre fast schiefgegangen“, sagte er. Nebulak blinzelte einmal langsam. Jayden zögerte einen Moment, dann tätschelte er dem Pokémon den schwarzen Körper.

„Wir können da nicht runter“, stellte Chris fest und zog Jayden Aufmerksamkeit wieder auf sich. Sie stand über einen Meter von dem Loch entfernt. „Hier bricht gleich alles ein.“

So frustrierend ihre Worte waren, so hatte sie doch Recht. Selbst Aquana traute sich nicht näher heran.

„Sollen wir Hilfe holen gehen?“, fragte Jayden und ließ seine Hand sinken. Er fühlte sich elend. Irene hatte nicht mitkommen wollen und er hatte sie hergedrängt. Jetzt war sie verletzt. „Oder wir versuchen, einen anderen Weg runter zu finden.“

Chris dachte kurz nach. „Ich gehe jemanden holen, du bleibst hier.“ Sie umrundete das Loch und rannte nach draußen.

Vorsichtig näherte Jayden sich dem Loch. Aquana fauchte besorgt, als er sich vor beugte um hinunter zu schauen. Irene saß schniefend inmitten von eingestürztem Schutt. Ihr Fuß schien unter einen Holzbalken geraten zu sein.

„Chris holt gerade Hilfe!“, rief Jayden ihr zu und fühlte sich dabei unglaublich nutzlos. „Wie schlimm ist es?“

„M-mein Fuß ... ich glaube, er ist gebrochen. Mein Rücken tut auch weh.“

„Okay, lass uns einfach zusammen warten, bis—“

Weiter kam Jayden nicht, denn in dem Moment wurde Nebel sichtbar. Das alte Nebulak war mit Abstand das größte in seiner Gruppe. Es schwebte sanft auf und ab und begann mit einem Mal violett zu leuchten.

Plötzlich hörte Jayden das Poltern von schwerem Holz. Hektisch sah er sich um. Brach jetzt der ganze Turm ein? Das namenlose Nebulak stieß ihn leicht an, um seine Aufmerksamkeit zurück auf Nebel zu lenken, das erneut violett glühte. Diesmal quiekte Irene, bevor sie in Zeitlupe aus dem Loch schwebte. Derselbe violette Schimmer umhüllte sie. Nebel ließ sie ganz sanft abseits vom Loch auf den Boden nieder und wurde augenblicklich wieder unsichtbar. Dafür erschien Nora neben ihr und schleckte sie einmal von oben bis unten ab.

Der Schock schien Irene erstmal die Sprache zu verschlagen, da kam ihr Aquana auf sie zugesprungen und begann ihr Fußgelenk vorsichtig mit seiner Schnauze zu betasten.

„Autsch, lass das ...“, beschwerte Irene sich und schnappte sich ihr Pokémon, das sich sofort eng an sie schmiegte.

Jayden lief zu ihr, das namenlose Nebulak weiterhin sichtbar an seiner Seite.

„Es tut mir so leid, Irene!“ Er ließ sich vor ihr auf den Boden sinken. „Das ist alles nur passiert, weil ich Vollidiot mitten in der Nacht in die Turmruine wollte.“

Irene lächelte ihn durch ihre Tränen hinweg tapfer an. Sie zögerte kurz, dann griff sie nach seiner Hand und drückte sie. „Ich bin ein genauso großer Vollidiot, schließlich habt ihr mich nicht gezwungen, mitzukommen. Aber ich habe schon ein bisschen Angst.“

„Wovor denn?“, fragte Jayden, und versuchte dabei sein bestes, die warme, weiche Hand zwischen seinen Fingern zu ignorieren.

„Na, vor Frau Fionas Reaktion.“ Sie deutete auf ihren verletzten Fuß. „Ich werde für eine ganze Weile nicht tanzen können.“

 

 

Es zeigte sich, dass Irene mit ihrer Furcht völlig recht hatte. Nachdem Chris etwas später mit Schwester Joy, Jens und noch ein paar freiwilligen Helfern samt deren Pokémon zurückkehrte, wurde Irene verarztet, ins Pokécenter auf die Krankenstation verfrachtet, geröntgt und gegipst und fand sich am nächsten Morgen direkt in Fionas Kreuzfeuer wieder.

Jayden und Chris, die auf der Besuchercouch im Zimmer übernachtet hatten, entknoteten sich, wobei Pikachu zu Boden fiel, das auf ihnen beiden geschlummert hatte, als Fionas Stimme durch das ganze Zimmer hallte.

„So ein verantwortungsloses Verhalten!“, zeterte sie. „Das Theater hat jedes Wochenende Aufführungen, wir haben keine Ersatztänzerinnen, und du denkst dir, es wäre eine tolle Idee, mitten in der Nacht eine einsturzgefährdete Turmruine zu besichtigen?!“

„Das war meine Schuld!“, empörte sich Jayden sofort und sprang auf. „Ich habe den Vorschlag gemacht und sie dazu gedrängt.“

Fiona drehte sich zu ihm um. „Das ist sehr ehrenhaft von dir, aber falls du sie nicht gerade gefesselt und geknebelt hast, traue ich meinen Mädchen zu, dass sie alt genug sind, erwachsene Entscheidungen zu treffen.“ Sie wandte sich wieder Irene zu. „Offensichtlich jedoch habe ich mich mit dieser Einschätzung getäuscht, und deine Tanzschwestern sind diejenigen, die dafür büßen müssen. Für dich mag das nur ein Hobby sein, Irene, aber die anderen verdienen mit den Aufführungen ihren Lebensunterhalt, und wenn wir nicht auftreten, dann gibt es auch kein Geld.“

Irene wurde aschfahl. „Aber … das ist unfair!“

„Ja, und das gehört leider zum Leben dazu“, entgegnete Fiona bissig. „Mir macht das auch keinen Spaß, aber so ist es nun mal.“

„Ich werde sie ersetzen!“, platzte es aus Jayden heraus. Alle starrten ihn an, inklusive Nebulak, das sich bei seinen Worten neben ihm materialisierte und den Kopf schief legte. Ein leichtes Grinsen formte sich in seinem breiten Gesicht.

Chris nickte anerkennend. „Das ist eine gute Idee, Jayden.“

„In welcher Welt ist das eine gute Idee?“, stöhnte Fiona und rieb sich die Stirn. „Er ist ein Junge, zuerst einmal, und selbst wenn er das nicht wäre, kann er doch immer noch nicht tanzen!“

„Doch, doch das kann er!“ Irenes Augen hellten sich auf. „Chris hat Recht, das ist eine tolle Idee. Jayden fand unsere Proben so beeindruckend, dass er seit zwei Wochen jede Nacht mit mir unsere Choreographien geübt hat. Er ist nicht viel schlechter als ich, und ich wette, er wird hart arbeiten um aufzuholen. Und er kann sich Aquana leihen.“

Aquana, das neben seiner Trainerin im Bett lag, spreizte angewidert seine Gesichtsflossen ab. „Stell dich nicht so an“, schalt Irene ihn sofort. „Und dass er ein Junge ist, sieht man bei dem ganzen Make-Up und den Kostümen eh nicht. Er ist die beste Option, die wir haben, Frau Fiona.“

Fiona sah zwischen ihnen drei hin und her. Jayden spürte, wie er rot wurde. An die Kleider und das Make-Up hatte er gar nicht gedacht, aber wenn schon! Wenn es zu dem Kimonotanz gehörte, würde er sich vor nichts drücken.

„Also schön“, gab Fiona sich geschlagen. „Wir lassen dieses Wochenende ausfallen und nutzen die Zeit für Zusatzproben. Jayden, ich erwarte, dass du alles gibst. Du hast viel nachzuholen. Wenn die Aufführung in zwei Wochen gut läuft, darfst du Irene bis zu ihrer vollständigen Genesung ersetzen.“

„YEAH!“, schrie Jayden und machte einen Luftsprung. „Ich werde Sie nicht enttäuschen, Fi- ich meine, Frau Fiona!“

Frau Fiona schüttelte erschöpft den Kopf und verließ das Zimmer. „Ich werde zu weiche auf meine alten Tage …“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lady_Ocean
2022-01-25T05:29:36+00:00 25.01.2022 06:29
Da lief die Rettung von Irene ja besser, als ich gedacht hätte. Gott sei Dank ist sie nicht so tief und kompliziert gestürzt, dass sie sich den Kopf gestoßen und das Bewusstsein verloren hätte. Aber ich muss Fiona trotzdem recht geben: Mit ihrer Entscheidung, trotz besseren Wissens Chris und Jayden nachts in die Turmruine zu begleiten, hat sie nicht nur sich sondern die ganze Tanzgruppe in Schwierigkeiten gebracht. Da hat sie vorher nicht ausreichend über ihre Verantwortung nachgedacht. Aber ich bin auch ein wenig überrascht, dass die Tanzgruppe dermaßen auf Kante genäht ist. Irene ist doch auch noch nicht so lange dabei, richtig? Was hat die Gruppe denn gemacht, bevor sie zu ihnen gestoßen ist? Hatten sie eine Zeit lang nur Aufführungen zu viert, nachdem die letzte Aquana-Tänzerin die Gruppe verlassen hat?

Interessant war auch, wie die Nebulak sich in die Rettungsaktion eingebracht haben und dass es ausgerechnet das namenlose Nebulak war, das sich als erstes eingeschaltet hat, um Jayden davon abzuhalten, die Situation noch schlimmer zu machen (oder sich ebenfalls in Gefahr zu bringen. Das Ergebnis eines unbedarften Sprints wäre dasselbe gewesen. Aber ich wäre neugierig, welcher von beiden Gründen wohl der ausschlaggebende für Nebulak gewesen ist). Jedenfalls beobachtet Nebulak Jayden sehr genau. Später, als er sich als Freiwilliger für die Tanzaufführung meldet, ja auch wieder. Es gefällt Nebulak sicher, dass Jayden so viel Initiative zeigt und Verantwortung übernimmt. Wer hätte gedacht, dass es sich so auszahlen würde, die letzten zwei Wochen so eifrig mit Irene tanzen geübt zu haben! :D Dass er so eifrig am Ball bleibt, hätte ich ohnehin nicht erwartet. Er hat sich ziemlich in Irene verguckt, oder? Als er ihre Hand nimmt, um ihr aufzuhelfen, bringt ihn das auch ein wenig ins Schwitzen.
Von:  Kerstin-san
2022-01-24T17:15:12+00:00 24.01.2022 18:15
Hallo,
 
uhhh, da ist Nebulaks Attacke echt sehr nützlich. Mir gefällt, wie du sowas immer in deine Geschichten einwebst :)
 
Ich kann verstehen, dass Jayden jetzt von Gewissensbissen geplagt wird, ich nehme an, dass ihn das ganze auch an seine unrühmliche Rolle bei Gluamandas Diebstahl zurückerinnert, weil er da ja auch sehr impulsiv gehandelt hat und am Ende eine ganze Menge Chaos und Schaden angerichtet hat (nicht, dass ich das mit der Situation hier als vergleichbar empfinden würde, immerhin hat niemand Irene gezwungen mit zugehen, aber ich könnte mir vorstellen, dass er sich dann irgendwo doch wieder Sorgen macht, schon wieder mit Recht und Gesetz in Konflikt zu kommen).
 
Ohhh und dann noch so ein cooler Einsatz einer Pokémonattacke (auch wenn ich mir gerade nicht sicher bin, welche Attacke Nebel da eingesetzt hat)! Irgendwie bin ich erleichtert, dass Irene das alles so gefasst wegsteckt und sich hauptsächlich Sorgen um ihr Tanztraining macht. Sie geht eben völlig in ihrem Sport auf und ha! Ich hatte kurz überlegt, ob Jayden wohl ein passabler Ersatztänzer wäre und dann schlägt er das mal eben so vor. Der Junge setzt wirklich alles daran, seine Fehler wieder ausbügeln und seinen Freunden zu helfen, wenn es ihm irgendwie möglich ist. Ich bewundere das total an ihm :)
 
Bahahaha, er kann sich Aquana ausleihen - und Aquana denkt sich: Womit habe ich das verdient? Hahaha, ich kann nicht mehr xD
Ich nehme an, die ganze Performance in einem Kimono abhalten zu dürfen, wird doch nochmal eine ganz andere Herausforderung für Jayden, bin gespannt wie er sich schlägt und vor allem, was die anderen Mädels von ihrer neuen "Tanzschwester" halten.
 
Nur eine Sache noch: Ich finde es ja gut, dass Fiona Irene mal vor Augen führt, was ihr Ausfall für alle anderen bedeutet und wie ernst das für die ganze Truppe ist, aber ist das nicht eine sehr riskante Strategie, ohne Ersatztänzerinnen unterwegs zu sein? Ich meine: Es kann doch immer mal eine krankheitsbedingt ausfallen oder was ist, wenn eine der Tänzerinnen hinschmeißt?
 
Liebe Grüße
Kerstin


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