Kapitel 4
Kapitel 4
Sakura seufzte auf, als sie von einer Ecke aus Sasuke beobachtete, der circa fünf Meter weiter entfernt stand und Bücher in den Spind legte.
Sie traute sich ihn einfach nicht auf den Vorfall in der Abstellkammer anzusprechen, der sich vor einem Tag abgespielt hatte. Sakura plagte das schlechte Gewissen, nicht einmal schlafen konnte sie.
Sie wollte sich bei ihm entschuldigen.
Das Knallen Sasukes Spindes brachte Sakura aus ihren Gedanken. Sie sah, wie der Uchiha seinen Rucksack schulterte und sich auf den Weg machte.
Die Haruno blickte auf ihre Armbanduhr.
16:10 Uhr , las sie und bemerkte, dass ein weiterer Schultag sein Ende nahm, ohne mit ihm gesprochen zu haben. Das konnte nicht so weitergehen …
Die Rosahaarige seufzte zum erneuten Male auf und folgte ihm.
Nach vielen Schritten und Stufen, fand sich Sakura auf dem Parkplatz der Schule wieder, der vollkommen leer war. Das lag anscheinend daran, dass es schon nach vier war – um Punkt vier flüchteten förmlich ihre Mitschüler und Lehrer aus der Schule.
Sakura sah, wie Sasuke sein schwarzes Auto ansteuerte. Die Züge der Haruno wirkten verzweifelt. Der Tag durfte noch nicht sein Ende nehmen, die Entschuldigung war fällig. Und zwar sehr. Sakura schlug sich innerlich selbst eine herein. Mann, was war sie nur für eine Memme?! Es war nur eine einfach Entschuldigung!
Die Haruno nahm all ihren Mut zusammen und sprach ihn endlich an.
„Sasuke!“ Sie rannte auf ihn zu.
Der Angesprochene blieb kurz stehen, drehte sich aber nicht um. Er trug heute wieder ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Das zeigte mal wieder, dass er viel wert auf Ordentlichkeit legte.
Der Uchiha blickte kurz über seine Schulter, setzte dann aber wieder seinen Weg fort. Na toll, er ignorierte sie.
Sakura lief mit eiligen Schritten auf ihn zu.
„Sasuke, jetzt warte!“ Sie stellte sich vor ihn und fasste ihn an die Brust, damit er stehen blieb.
Er verdrehte die Augen.
„Was willst du?“, fragte er genervt und zuckte seine Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. Sakura wusste nicht wieso, aber sie freute sich, seine Stimme zu hören – auch wenn sie nicht gerade erfreut klang.
„Ich möchte mich entschuldigen!“ Sie schaute ihm in die Augen. Seine Mimik veränderte sich nicht.
„Für was? Das war nicht deine Schuld“, antwortete er und wollte seine Autotür öffnen. Sakura stellte sich wieder schnell vor ihn und knallte die Tür zu.
„Nein, deine Reaktion war vollkommen verständlich, ich meine-“ „Sakura. Nein.“ Mit diesen Worten wollte Sasuke das Gespräch beenden, „kannst du dich jetzt bitte von meinem Auto entfernen?“ Sakura stand immer noch vor der Autotür. Sie wollte noch nicht gehen. Sie wollte diese Angelegenheit noch klären. Unbedingt.
„Nein, ich gehe nicht, bis du meine Entschuldigung angenommen hast“, sagte Sakura und verschränkte die Arme vor der Brust. Dass ihre Stimme ein wenig zickig klang, entging nicht nur ihr.
Sie merkte, wie Sasuke langsam die Geduld verlor.
„Sakura, ich will jetzt endlich meine Ruhe. Kannst du also bitte aus dem Weg gehen?!“ Okay, seine Stimme hörte sich wirklich ungeduldig an.
Ohne dass Sakura wirklich nachdachte, tat sie etwas, das wieder einmal untypisch für sie war. Dieser Junge bewirkte in letzter Zeit vieles Untypisches an ihr.
Sie legte ihre Hände in seinen Nacken und drückte ihre Lippen auf seine. Sakura merkte, wie Sasukes harte Züge weicher wurden. Das wunderte die Haruno ein wenig – sie hatte nicht mit solch einer schnellen Erwiderung gerechnet.
Er legte seine Hände auf ihre Taille und drückte sie gegen das Auto. Seine Lippen schmeckten nach Minze, was wohl an dem Bonbon lag, das er noch im Mund hatte. Sasuke merkte, wie dieses störte und schluckte es während des Küssens herunter. Nach einer Zeit wurde die Luft knapp und Sakura brach den Kuss ab.
Sasuke lehnte sich gegen sie und stützte die Hände links und rechts am Auto ab, sodass die Haruno zwischen diesen stand. Er kam ihr nahe und schaute sie ernst an.
„Hör zu“, begann Sasuke und Sakura spitzte die Ohren, „du kannst nicht einfach jemanden küssen, wenn du etwas als Gegenleistung verlangst.“ Dass der Kuss ihn verrückt gemacht hatte, erwähnte er nicht …
„Das weiß ich. Ich bin kein Kind, Sasuke!“
„Warum tust du es dann?!“, fragte er und erhob ein wenig die Stimme.
„Weil ich mich bei dir entschuldigen will!“, antwortete sie mit einem ebenfalls lauteren Unterton.
„Machst du das bei jedem?!“
„Natürlich nicht!“
Sakura merkte, dass sie so nicht weiter kam. Die Stimmung war echt im Keller …
Eine unangenehme Stille setzte ein …
Sasuke ließ langsam von ihr ab und lehnte sich gegen das Auto hinter ihm. Er legte kurz den Kopf in den Nacken und schien zu überlegen. Danach schaute er sie wieder an.
„Um eines klarzustellen … ich brauche keine Entschuldigung von dir. Ich müsste mich allerhöchstens bei dir entschuldigen“, sprach er, während er seine Hände in die Hosentaschen gleiten ließ.
Sakura schaute ihn nur an. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Offensichtlich bemerkte dies auch Sasuke …
Er seufzte auf. Ihm würde diese Sache auch nicht mehr aus dem Kopf gehen, wenn sie sich hier und jetzt nicht aussprechen würden. Deshalb bot er ihr etwas an.
„Als Wiedergutmachung kannst du Samstag auf eine kleine Feier kommen, die ich veranstalte.“
Der Uchiha ließ von dem Auto ab und packte Sakura an den Oberarmen und schob sie zur Seite, damit er in seinen Wagen hineinsteigen konnte, „alles weitere wirst du noch auf meiner Facebook Seite sehen.“ Er stieg ein.
Sakura beobachtete das Geschehen irritiert. Moment … war diese sogenannte Wiedergutmachung auch eine Andeutung auf ihr Angebot? Machte er wieder mit?
Sie hörte, wie er den Motor startete. Schnell klopfte sie gegen die Autoscheibe.
„Hey, heißt das, dass alles wieder gut ist? Bist du auch wieder dabei?“
Er ließ die Scheibe herunterfahren. Zwei schwarze Gläser schauten sie an. Er hatte sich seine Sonnenbrille aufgesetzt.
„Mach, was du willst“, war das einzige, was er dazu sagte. Danach fuhr die Autoscheibe wieder nach oben und Sasuke parkte aus, um mit Vollgas davon zu düsen.
Hieß dieses „Mach, was du willst“ etwa, dass sie ihn weiter dazu bringen sollte, auf ihr Angebot anzuspringen? War das Sasukisch? Eine Sprache, die Sakura neu erlernte?
Die Haruno schaute dem schon längst verschwundenem schwarzen Auto hinterher.
Sakura war sich eins sicher: sie würde diesmal nichts falsch machen. Und schon gar nicht an seinem Können zweifeln.
Der Tag heute nahm -mal von gewissen Umständen abgesehen- doch noch ein gutes Ende. Wie der Samstag wohl aussehen wird …