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Drowning

LawxRuffy
von

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Tour starts

Warum?
 

Diese einfache Frage geisterte unzählige Male durch meinen Kopf, während ich damit beschäftigt war, meine Tasche für den Kurztrip zu packen.

Ich war so überrascht und in Gedanken versunken, dass ich mir wahrscheinlich nicht einmal die richtige Kleidung einpackte. Allerdings konnte ich dies nicht ändern. Immer wieder tauchte Kid vor meinem inneren Auge auf, mit weit aufgerissenen Augen und einem imaginären Fragezeichen über dem Kopf. Die Situation hatte sich immerhin um 180 Grad gedreht und keiner von uns beiden wusste den genauen Grund.
 

Natürlich war ich froh darüber, dass Law es sich anders überlegt hatte – sehr froh sogar. Allerdings hinterließ dies nur weitere Fragen, die sich langsam aber sicher zu einem riesigen Berg anhäuften. Ich war mir verdammt sicher, dass es nicht nur meine Überredungskünste waren, die ihn dazu veranlassten, doch noch mitzukommen. Doch andere Gründe, die ihn zu dieser Entscheidung kommen ließen, fielen mir nicht ein, egal wie viele potentielle Möglichkeiten ich mir ausmalte. Jede Idee, die mir in den Sinn kam, schien nicht wirklich logisch, es sei denn überhaupt möglich.
 

Vielleicht sollte ich mir auch keine Gedanken darüber machen, wenn ich sowieso auf keine Antwort stoßen würde. Es war immerhin ziemlich untypisch für mich, so schrecklich nachdenklich zu sein. So untypisch, dass es mich schon nervte.
 

Ich seufzte laut auf und stopfte das mittlerweile bestimmt schon zehnte Paar Socken in meine Tragetasche, gleich neben das Verbandszeug und die Tabletten. Ich war mir zwar sicher, dass ich es nicht mehr brauchen würde, da meine Verletzung schon längst wieder geheilt war, allerdings hatte Law mir geraten, auf Nummer sicher zu gehen. Er studierte Medizin, also ging ich davon aus, dass er wusste, wovon er sprach. Selbst wenn er es nicht tun würde, hätte ich mit größter Wahrscheinlichkeit auf ihn gehört. Einen genauen Grund gab es dafür nicht, zumindest fiel mir wieder keiner ein.

In der Küche schienen sich meine beiden Mitbewohner inzwischen zu streiten, wie ich durch ihre nun etwas lauteren Stimmen annehmen konnte, die nun durch die dünnen Wände drangen.
 

„Wir nehmen die Sour Cream Onion Pringles!“, hörte ich Kid plötzlich aufgebracht sagen und begann augenblicklich zu grinsen. Als Law mit einem kühlen „Nein, wir nehmen die Orginalen“ konterte, musste ich kichern. `Was für Idioten´, schoss es mir sogleich durch den Kopf, doch ich wusste, dass ich nicht wirklich besser war. Allerdings erleichterte mich die Tatsache, dass ihre Auseinandersetzung keine ernste war, denn so etwas konnten wir gerade heute gar nicht gebrauchen.
 

So ließ ich es mir nicht nehmen, ebenfalls ins Wohnzimmer zu gehen, gleich nachdem ich den Reißverschluss meiner Tasche zugezogen und sie mir über den Arm gehängt hatte. Ich öffnete die Tür und betrat das größere Zimmer, wo die Beiden gerade eine riesige Tüte mit Snacks vollstopften. Beziehungsweise Kid. Law beobachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
 

„Ich bin auch für Sour Cream Onion“, teilte ich ihnen meine Meinung grinsend mit und kündigte damit meine Anwesenheit an. Sofort glitten beide Blicke in meine Richtung. Zwei Augenpaare musterten mich amüsiert, ehe sie wieder zu der Tüte mit den Süßigkeiten strichen.
 

„Hah, gewonnen!“, Kid streckte Law triumphierend die Zunge heraus und wedelte mit der grünen Verpackung herum, was diesen leicht die Augen verdrehen ließ. „Wie alt bist du, Eustass? Zehn?“, fragte er den momentan leicht kindisch wirkenden Kid. Eine wirklich unpassende Erscheinung, wie ich fand. Heute war er den ganzen Tag über sehr... wechselhaft. Auch wenn das so klang, als würde ich das Wetter beschreiben. Jedenfalls war das die beste Beschreibung, die mir einfiel. Vielleicht sollte ich aber auch an meiner Kreativität arbeiten, was Dinge wie diese anging.
 

„Willst du das wirklich wissen?“, stellte dieser belustigt die Gegenfrage, welche Law nur seufzend den Kopf schütteln ließ. Eine weitere Diskussion mit dem Größeren wollte er scheinbar nicht eingehen. „Wir sollten bald los“, stellte er mit einem Blick zur Wanduhr fest und beendete damit die mehr oder weniger amüsante Auseinandersetzung mit einem Mal. Kid nickte darauf und packte die Chips in die große Plastiktüte, die nun vollkommen überfüllt war. Das Grinsen war fast schon sofort von seinem Gesicht verschwunden, weshalb ich meine Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpresste. In diesen Momenten merkte man wieder, wie sehr ihn diese Fahrt beschäftigte. Und man merkte vor allem, dass ich mit der Beschreibung 'wechselhaft' ins Schwarze traf. Allerdings hatte Law recht. Es war bereits nach vier und die Fahrt würde ziemlich lange dauern. Wir würden sicherlich spät in der Nacht ankommen.
 

„Weiß dein Vater auch, dass wir kommen?“, fragte ich etwas unsicher nach. Es würde Kid meiner Meinung nach ziemlich ähnlich sehen, seinen Besuch nicht anzukündigen. Auch, wenn es meines Wissens nach schon lange feststand, dass er in absehbarer Zeit zu ihm fahren würde. Die Vorstellung wie Kid ohne Vorwarnung das Haus seines Vaters aufsuchte und unangekündigt bei ihm vorbei sah, so, wie es ihm gerade passte, schien perfekt zu ihm zu passen. Zumindest meiner Meinung nach.
 

Kid warf mir nämlich einen missmutigen Blick zu. „Natürlich habe ich Bescheid gesagt! Für wie bescheuert hältst du mich? Ich tauche nicht einfach nach einem Jahr mit einem 'Bin mal zufällig die 550 Meilen von Zuhause weggefahren und dachte, ich komme mal kurz vorbei' auf.“
 

Law begann bei diesen Worten ein wenig zu schmunzeln. „Ich finde, das würde ziemlich gut zu dir passen“, gab er seine Meinung preis und wich daraufhin geschickt dem Kissen aus, welches nach ihm geworfen wurde und bei der Landung gleich hinter ihm ein paar Bücher aus dem Regal riss.
 

„Nach deiner Meinung hat allerdings keiner gefragt, Idiot“, knurrte Kid immer leiser werdend und nahm das restliche Gepäck vom Boden. Mit diesem beladen verschwand er durch die geöffnete Wohnungstür. „Beeilt euch“, rief er noch mehr oder weniger freundlich, ehe man das Hallen seiner Schritte im Flur hören konnte. Ich grinste und schüttelte leicht den Kopf. Die Fahrt würde sicherlich ziemlich lustig werden, so wie die Beiden heute drauf waren. Es war sicher die Aufregung. Gemischt mit Kids Angriffslust, der plötzlichen Empfindlichkeit und seinem Drang, Law zu nerven, ergab dies ein wirklich... komisches Ergebnis, wie ich fand.
 

„Ist das alles?“, fragte ich Law, welcher einen Rucksack und eine kleinere Reisetasche auf seine Schulter lud. „Den Rest haben wir eben schon ins Auto gebracht“, entgegnete mein Mitbewohner kurz. Ich nickte darauf und blickte ihm instinktiv in die Augen. Zum ersten Mal am heutigen Tag sah ich richtig zu ihm hinauf und beinahe sofort zogen sich meine Mundwinkel ein Stück nach unten. Ich versuchte die Sorgenfalte, die sich an meiner Stirn bilden wollte, zu unterdrücken.
 

Aus der Nähe wirkte nämlich das Lächeln, welches er mir vorhin noch geschenkt hatte, nicht mehr so echt. Man sah erst jetzt, dass es seine Augen kaum erreichte. Außerdem waren seine Augenringe heute extrem dunkel und tief, so, als ob er nach unserem Spaziergang keine Minute Schlaf mehr bekommen hatte. Er erwiderte meinen Blick nach wenigen Sekunden mit ein wenig stumpf wirkenden Augen. Ein Austausch, der nicht lange stattfand. Dann hob er seine tätowierte Hand und wuschelte durch mein dunkles Haar. Eine Geste, die ich von ihm kannte.
 

„LAW, RUFFY! BEWEGT EURE VERFICKTEN ÄRSCHE ENDLICH HIER RUNTER!“, die kurzzeitige Stille zwischen uns beiden wurde von einer lauten, aufgebracht klingenden Stimme durchbrochen. Ich zuckte leicht zusammen, während Law seine Hand von meinem Kopf gleiten ließ.
 

Er schüttelte den Kopf und seufzte kurz auf. „Lass uns runter gehen, bevor er seine Aggressionen an meinem Auto auslässt“, schlug er schlauerweise vor. Ich lachte bei der Vorstellung, wie der Rothaarige das teure Modell zertrümmerte und stimmte ihm damit zu. Während Law die ersten Treppen hinunterstieg, schloss ich die Wohnungstür gleich hinter uns ab und verstaute den Schlüssel danach in der Hosentasche meiner knielangen Jeans. Von oben hallten die Stimmen der anderen Mieter durch das Treppenhaus, sodass man sie nur zu deutlich hören konnte. Es waren mehrere zu hören, jedoch stach eine ganz besonders heraus.
 

„Schatz“, hörte ich diese rufen, dem Klang nach gehörte sie zu einer älteren Dame, „da draußen steht schon wieder dieser Rocker und brüllt herum!“

Law hielt an und drehte sich etwas verstört wirkend zu mir um, während ich laut loslachen musste. Der Schwarzhaarige fuhr sich gespielt frustriert durch das Gesicht, ehe er die nächsten Treppen nach unten nahm.
 

„Dieser Rocker steht schon wieder draußen?“, fragte ich Law kichernd und betonte das „schon wieder“ etwas mehr. So verängstigt wie die Oma klang, schien ihr nicht wirklich wohl bei dem Anblick von unserem überaus freundlichem Mitbewohner zu sein. Nun gut, bei der ersten Begegnung mit ihm, hatte ich auch nicht wirklich anders reagiert. Auch wenn mir das Substantiv „Rocker“ nicht in den Sinn gekommen war. Wie gesagt, ich sollte an meiner Kreativität arbeiten. In Momenten wie diesen wäre es sicherlich hilfreich.
 

„Die Polizei war schon ein paar Mal wegen Ruhestörungen hier“, der Student seufzte auf, als er mir von Kids Taten innerhalb dieses Gebäudes erzählte. „Partys, Musik, Auseinandersetzungen, Leute von denen er sich Kohle geliehen hat – Es war schon alles dabei. Er macht uns bei unseren Nachbarn wirklich furchtbar beliebt.“
 

Ich grinste weiterhin, während wir die Treppen nach unten nahmen. Kid war wirklich einmalig. Allerdings war ich froh darüber, dass ich noch keinen Polizeibesuch dieser Art miterleben musste. Polizisten erinnerten mich nun mal an meinen Großvater und mein Großvater erinnerte mich wiederum daran, dass er mir den Kopf abreißen würde, wenn ich auch nur die kleinste Anzeige am Hals hätte. Oder auch nur den kleinsten Fehler machte. Nami sagte immer, dass er wie ein freundlicher, liebevoller Großvater aussah, doch, dass sie damit nicht einmal annähernd recht hatte, wollte sie nicht wahrhaben. Wahrscheinlich weil sie ihm dankbar für seine Notfall-Kreditkarte war, die ich eigentlich nicht für Alkoholeinkäufe hatte...
 

Wir gingen nach draußen, wo uns bereits die brühende Hitze mit einem Schlag erfasste. Das Sonnenlicht stach unangenehm in meine Augen und ich freute mich jetzt schon auf die Klimaanlage in Laws Sportwagen. Auch wenn ich mich immer wieder fragte, wie sich ein Student so ein Teil leisten konnte und trotzdem in einer WG wie dieser wohnte. Allerdings waren das nur die kleinsten und unwichtigsten Fragen meinerseits, die sich in diesem riesigen Haufen befanden. Ich konnte nicht einmal was dagegen tun – der Haufen wurde bei jedem Gespräch, jedem Aufeinandertreffen, fast schon bei jedem Blickwechsel größer. Es war nervtötend und unglaubwürdig zugleich.
 

„Da seid ihr ja“, rief Kid uns ein wenig genervt klingend zu, als wir am Parkplatz ankamen. Er hatte bereits den Kofferraum des schwarzen Mercedes geöffnet und ein paar Taschen hineingestellt. Nun stand er mit verschränkten Armen vor der Fahrertür, während sein Fuß wartend auf dem gepflasterten Asphalt wippte.
 

Ich nickte kurz und lud zusammen mit Law die restlichen Taschen in den Wagen. Währenddessen lehnte sich Kid an das teure Auto und deutete dem Schwarzhaarigen mit einer Handbewegung, dass dieser ihm die Schlüssel geben sollte. „Ich fahre“, erklärte er, als der Student eine seiner Augenbrauen nach oben zog und Kid mit seinen stahlgrauen Augen musterte. Das spöttische Grinsen auf Laws Lippen war nicht zu übersehen, als der Rothaarige diese Worte ausgesprochen hatte.
 

„Das ist mein Auto“, erklärte er und betonte es mehr, als eigentlich nötig. „Warum solltest du es also fahren?“, der Student lehnte sich ebenfalls gegen die geschlossene Tür. In seinen Händen baumelte der Schlüsselbund, an welchem zahlreiche kleine Anhänger befestigt waren.
 

Kid verdrehte als Antwort die Augen und legte sich anschließend den Zeigefinger an das Kinn, als würde er angestrengt über diese Frage nachdenken müssen. „Vielleicht, weil du wie eine Frau fährst?“, kam seine Antwort schließlich ziemlich direkt. Nur wenige Sekunden danach verzog er sein Gesicht und ahmte Law nach. Zumindest versuchte er es.
 

„Oh, hier darf man 80 fahren! Ich fahre trotzdem 30, nur zur Sicherheit!“, meinte er, mit übertrieben hoher Stimme. Seine Hände ruderten hysterisch durch die Luft, was mich zum Lachen brachte. Der Versuch Law realitätsgetreu zu imitieren schlug damit wohl ziemlich fehl. Er beleidigte den Studenten damit wohl eher. Der Anblick von Kids miserablen Nachahmung war jedoch zu lustig, sodass ich meine Zeit brauchte, um nicht mehr loszuprusten.
 

Law reagierte allerdings kaum darauf. Er verschränkte lediglich seine Hände vor der Brust und schenkte Kid einen leicht verbitterten Blick. „Ist das so?“, fragte er etwas düster klingend. „Nun ja, wenn dir mein 'weiblicher' Fahrstil nicht gefällt, kannst du natürlich auch männlich zu Fuß gehen“, konterte er und wedelte provokant mit dem Autoschlüssel herum, welcher bei dieser Bewegung klimperte.
 

Kid verengte darauf seine bernsteinfarbenen Augen. Wahrscheinlich verfluchte er Law gerade in Gedanken dafür, dass er immer so gut zu kontern wusste. Verständlich. Der Ältere wusste nun wirklich immer eine Antwort und diese schienen so gut durchdacht, als hätte er sie Minuten zuvor in seinem Kopf formuliert, bevor er sie aussprach.

„Klar, ich laufe 550 Meilen“, hörte ich den Rothaarigen noch murren, ehe er die verschiedensten Beschimpfungen murmelnd zur anderen Seite des Autos ging und sich damit ergab.
 

„Ich will vorne sitzen“, schmollte ich, als er kurz darauf die Beifahrertür öffnete. Seine bernsteinfarbenen Augen fokussierten mich darauf mit einem strengen Blick, der Akainus fast schon Konkurrenz machen konnte. Allerdings schüchterte mich dieser nicht ein. „Und ich will, dass dieses Auto einmal einen männlichen Fahrstil genießen darf“, er seufzte theatralisch auf und setzte sich in das Innere des Fahrzeuges. „Aber leider kann ich ihm diesen Gefallen nicht tun. Ist es nicht traurig, dass niemand das bekommt, was er will?“
 

Law warf Kid erneut einen bösen Blick zu, den dieser allerdings nicht mehr sehen konnte. Dann schüttelte er den Kopf, als wäre er äußerst frustriert über das Verhalten seines besten Freundes und zeigte auf die hintere Tür. „Steig ein, bevor ich es mir anders überlege“, kam es von ihm, womit er wahrscheinlich die Teilnahme an dieser Fahrt meinte. Trotz der etwas härter klingenden Worte hörte man, dass er es nicht böse meinte. Nun ja, ich konnte auch verstehen, dass Kid ihm ein wenig auf die Nerven ging. Er war den ganzen Tag über schon merkwürdig, mit vielen bis zu fast schon pubertären Stimmungsschwankungen. Ich schob es auf das Wiedersehen mit seinem Vater, was sicherlich auch wirklich der Grund war. Er war aufgeregt, auch wenn er das wahrscheinlich niemals zugeben würde.
 

Ich setzte mich also in den Wagen und schnallte mich an. Als die beiden Anderen dies ebenfalls hinter sich gebracht hatten, startete Law schließlich seinen ziemlich beneidenswerten Wagen und wir fuhren los. In der Stadt war heute viel los, was wahrscheinlich mit dem überdurchschnittlich gutem Wetter zu tun hatte. Die Straßen waren voller Menschen, Radfahrer und Autos, an den Eisdielen standen unglaublich lange Schlangen, in die ich mich zu gerne eingegliedert hätte. Schon der Gedanke an Eis an diesem übertrieben heißem Tag, war unglaublich gut.
 

Kid sah nur wenige Sekunden nachdem wir losgefahren waren auf die digitale Uhr des Autos. „Jetzt sind es noch genau acht Stunden und neunundfünfzig Minuten. Wir kommen Tennessee immer näher“, meinte er ironisch klingend. Seine Augen strichen über die Gehwege und Läden, an denen wir vorbeifuhren.
 

Laws konzentrierte Augen ließen nicht von der Fahrbahn ab. „Weißt du, wir sind nicht einmal annähernd aus Georgia raus.“ Natürlich war Kid dies ebenfalls bewusst. Ihm ging es wohl eher darum Law zu nerven, was er auch anschließend die ganze Zeit über tat. Nun ja, er versuchte es zumindest. Immer wieder machte er Witze über seinen, meiner Meinung nach gar nicht schlechten Fahrstil und schaltete Schlagersender im Radio an, bei dessen Lieder er lauthals mitsang. Und glaubt mir, ihm war es egal, dass sein Text nicht mit dem des Rentnersängers übereinstimmte, ganz im Gegenteil. Nachdem er das Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ beendet hatte, welches er übrigens mit sich selbst gespielt hatte, sah ich bereits, wie der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen am Steuer immer düsterer wurde. Es ging ziemlich lange so weiter. Ich bewunderte Laws Durchhaltevermögen wirklich.
 

Als Kid allerdings begann, Wolkenformen zu deuten und Law mit einem spöttisch klingendem „Diese Wolke ist ja genauso klein, wie dein Pimmel“ indirekt beleidigte, reichte es dem Studenten und er bremste so stark, dass ich fast einen Herzinfarkt bekam. Law funkelte Kid an, welcher bereits ein siegessicheres Grinsen auf den Lippen hatte. Zwischen den Beiden fand ein kleines Blickduell statt. „Du hast gewonnen“, ergab der Ältere von den Beiden sich schließlich und stieg aus. Ganz nach dem Motto „Der Klügere gibt nach“.
 

Etwas perplex verfolgte ich anschließend, wie die beiden Streithähne die Plätze tauschten und die Fahrt gleich danach weiter ging, als wäre nichts gewesen. Allerdings mit ungefähr der doppelten, schwindelerregenden Geschwindigkeit, einem Rock-Sender und keiner nervenden Stimme mehr, die Wolken deutete. Auch wenn diese wenigstens ein bisschen unterhaltsam gewesen war.
 

Denn nun begann mich die Langweile langsam oder sicher einzunehmen. Was sollte auch jemand wie ich neun Stunden lang in einem Auto tun? Wie Nami schon immer sagte, kurz bevor sie mir eine Kopfnuss verpasste: Du bist so ein schlimmes, hyperaktives, unausstehliches Kind, Ruffy. Bleib einmal still sitzen! Und kurz darauf trafen mich ihre Fäuste mit voller Wucht. Wahrscheinlich kannte ich ihre Worte genau aus diesem Grund auch auswendig. Sonst hatte ich es nämlich nicht gerade mit dem Zuhören, inklusive Merken.
 

„Wann sind wir da?“, fragte ich nach einer mir unendlich lang vorkommenden Zeit. Beinahe sofort hörte ich, wie meine beiden Mitbewohner synchron aufseufzten. Irgendwie erinnerte mich die Situation gerade an ein Ehepaar und dessen Kind, die gemeinsam eine Autofahrt bestritten. Beleidigt über den Gedanken, dass ich somit das Kind war, plusterte ich meine Backen ein wenig auf. „Wenn Kid weiterhin wie ein Bescheuerter fährt in ungefähr acht Stunden“, antwortete Law schließlich.
 

Ich seufzte leise auf. Meine Augen glitten immer wieder aus dem Fenster und ich beobachtete die Bäume dabei, wie sie an uns vorbeizogen. Die Klimaanlage kühlte das gesamte Auto und ließ nicht einmal vermuten, wie heiß es in Wirklichkeit war. Währenddessen drang auf höchster Lautstärke „The Final Countdown“ aus dem Radio, dessen Melodie Kid mit pfiff. Man konnte sich nicht einmal wirklich unterhalten, so unglaublich laut hatte er das Radio inzwischen angestellt. Das war auch der Grund dafür, dass er nicht Laws warnendes „Pass auf!“, hörte und wir alle kurz darauf ein helles Blitzlicht wahrnahmen.
 

In diesem Moment endete das Lied wie auf Kommando und der Radiosprecher begann irgendeinen unsinnigen Gag, den Kid wieder leiser schaltete. Ich musterte den Rothaarigen, der sich allerdings keiner Schuld bewusst war und genauso schnell wie vor wenigen Sekunden weiterfuhr.
 

„Weißt du, wie teuer das wird?“, fragte Law kühl. Jeder andere wäre wahrscheinlich aufgebracht, während das Gegenteil bei dem Schwarzhaarigen auftrat. Allein diese Tatsache verschaffte einem großen Respekt vor ihm. Diese Ruhe, die er ausstrahlte war einfach unglaublich.
 

„Ich kann es mir denken“, meinte Kid nur, ohne die kleinsten Anzeichen von Reue in seiner Stimme. „Doch ich bin mir sicher, dass deine Mummy das finanzieren wird“, fügte er spöttisch klingend hinzu. Damit traf er zu hundert Prozent einen ziemlich wunden Punkt. Ich war mir mit dieser Annahme sicher, da ich kurz darauf hörte, wie der Ältere scharf die Luft einsog. Auch, wenn er es nur ganz leise tat. Gleichzeitig interessierte mich seine Reaktion, weshalb ich darauf wartete, was Law nun antworten würde. Auch wenn ich nicht wusste, warum Kid plötzlich eine derartige Bemerkung einwarf.
 

Er ließ sich einige Zeit, ehe er mit der gewohnten, ausdruckslosen Miene zu Kid herübersah. „Du weißt, dass ich das nicht ausnutze“, kam es schwach von ihm. Diese Antwort reichte nicht an seine vorherigen heran. Nun merkte man, dass er sich seine Antwort nicht minutenlang zurechtgelegt hatte, obwohl er sich mehr Zeit genommen hatte, als sonst.
 

„So war das auch nicht gemeint“, meinte Kid seufzend, da sein bester Freund ihn scheinbar missverstanden hatte. Seine bernsteinfarbenen Augen wechselten ständig den Fokus zwischen Law und der Fahrbahn. „Das war kein Vorwurf an dich. Es regt mich nur auf, dass Camilla nach den ganzen Jahren immer noch versucht, deine Zuneigung mit Geld und ohne Nachgiebigkeit kaufen zu wollen“, kam es zerknirscht über seine Lippen. Ich sah die Wut, die ihn in diesem Moment überkam nur zu deutlich.
 

„Ich weiß“, kam es daraufhin von Law. Seine Stimme klang ziemlich rau. Dann wand er seinen Blick von dem Größerem ab und blickte aus dem Fenster, wo die zahlreichen Tannen eines Waldes an uns vorbeizogen.
 

Camilla. Der Name dieser Frau zog gefühlte tausend Mal durch mein Gehirn. Ich hatte die Beiden noch nie zuvor über jemanden mit diesem Namen reden hören. Bei dieser Sache war ich mir ganz sicher. Zwar war mein Erinnerungsvermögen nicht das Beste, allerdings sagte mir mein Gefühl nun, dass ich keine Ahnung hatte, wer diese Frau war, auch wenn Kid sie zuvor als die Mutter von Law bezeichnet hatte. Der Ton seiner Stimme war voller Abneigung gewesen.
 

Ich öffnete meinen Mund, da ich gewillt war, mehr über diese Camilla herauszufinden, als mich plötzlich Kids Blick im Rückspiegel traf und ich sofort innehielt. Es war einer dieser Blicke, bei denen man sofort verstand, was sie aussagen sollten, ohne auch nur ein Wort zu hören. Die Art, wie seine Augen funkelten und wie energisch sie wirkten, zeigte mir wie von selbst, dass ich es lassen sollte. So schloss sich mein Mund beinahe wie von selbst. Aber irgendwie kam mir dabei auch das Gefühl, dass ich die Antworten auf meine Fragen bald selbst herausfinden würde.
 

Ganz bald.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Letzte Woche konnte ich leider kein Kapitel hochladen, da ich aus familiären Gründen kurzfristig nach Irland musste :/
Im nächsten Kapitel werden die Drei dann endlich ankommen und es werden sich viele Fragen klären :) Wie immer hoffe ich, dass euch dieses Kapitel zugesagt hat. Ich würde mich sehr über Kommentare freuen :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Bloodstained_Phoenix
2016-03-22T13:28:59+00:00 22.03.2016 14:28
Ja, das Kapitel hat mir zugesagt. Sehr sogar! Wirklich toll, wie du die Atmosphäre immer und immer wieder einfängst!

Die Vorstellung von Kid auf dem Beifahrersitz, wie er Law triezt, ist echt genial! Als die Wolkendeutung kam, musste ich echt lachen! Aber mir tut Ruffy ja echt leid... so lange still sitzen...keine Beschäftigung...armer Junge...XD
Bin echt gespannt wie es weitergeht!
Von:  Kyuubi19
2015-08-09T20:30:22+00:00 09.08.2015 22:30
Hey echt gutes Kapitel
Freue mich schon wenn du weiterschreibst :-)
Antwort von:  attackonpsycho
13.08.2015 21:12
danke, das freut mich :)
Von:  _TomTom_
2015-08-07T17:16:27+00:00 07.08.2015 19:16
Uh, dann freue ich mich aufs nächste Kapitel ... und noch mehr freue ich mich auf mehr Luffy und Law xD
Und lebt deine Familie in Irland?
Antwort von:  attackonpsycho
13.08.2015 21:12
Ja, die nächsten Kapitel werden auf jeden Fall sehr viele Annäherungen hergeben :D
Wir sind vor ein paar Jahren nach Deutschland gezogen und meine Großeltern leben noch dort :)
Von:  Vilja
2015-08-06T19:43:24+00:00 06.08.2015 21:43
Hallöchen ;)

Ich bin heute mal zufällig über diese Fanfiction gestolpert und habe sie sogleich verschlungen wie Ruffy Fleisch. x)

Beim Lesen sind mir einige wenige Komma- und Rechtschreibfehler aufgefallen, die aber in der allgemeinen Masse untergehen.
...und das war alles an negativer Kritik. x'D

Die Charaktere sind in der AU schön umgesetzt und nicht zu übertrieben dargestellt worden. Nett fand ich Choppers Wandlung in einen liebenswürdigen (menschen-)Kerl :D Lyssops Schmollen und Namis durchtriebener, aber liebevoller Charakter haben mir besonders gefallen.

Aus persönlichen Gründen kenne ich die Situation, wenn eine Person in der tiefsten Nacht plötzlich anfängt zu schreien. Wenn man es nicht gewohnt ist, dann ist der Herzinfarkt beinahe vorprogrammiert. Diese Szene erinnerte mich direkt daran und ich konnte mich sehr gut in Luffy hineinversetzen, der arme Junge. ID"

Außerdem weißt du, wie Spannung erzeugt wird. Ich konnte das Lesen nicht einstellen. ;) Die Eigenarten von Kid und Law, genauso wie Zorros Kampfhahn-Getue, verlangen eine Begründung! Ich freue mich schon in naher Zukunft die Gründe zu lesen. :)

Gut, normalerweise verfasse ich Kommentare mit flüssigem Inhalt, jedoch wirkt dieser hier ziemlich abgehackt. Entschuldige. ^^"

Frohes Schreiben weiterhin!

PS: Mathe und Physik waren meine Lieblingsfächer in der Schule, ich habe mich oft gefragt, wie Leute sowas "simples wie Mathe" nicht verstehen können. x) Hahaha
Antwort von:  attackonpsycho
13.08.2015 21:17
Hey :)

Erstmal danke für so ein langes Kommentar :D

Ohje, das kommt davon wenn man die FF auf zwei Seiten hochlädt x.x Ich habe eigentlich alles noch einmal überarbeitet, aber nur bei FF.de verändert - das muss ich unbedingt noch nachholen xD

Das mir die Charaktere gelungen sind, freut mich natürlich :D

Oh, dass du so etwas kennst, tut mir sehr Leid :/

Die Begründungen wird es auf jeden Fall noch geben, versprochen! Die ersten Antworten kommen schon bald ;)

Nein nein, ich habe mich sehr über dein Kommentar gefreut! Danke für alle Komplimente, ich bin froh darüber, dass es dir gefällt :)

Und waaaas? Mathe und Physik? x.x Nein.. Mathe ist noch gerade so in Ordnung aber bei Physik hört es dann echt auf :D Ich bevorzuge dann doch Sprachen xD


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