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Main hoon na - Ich bin immer für dich da

Yugi x Yami
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So... mit diesem Kapitel endet die Vorgeschichte der FF.

Eigentlich wollte ich die Vorgeschichte nicht so ausführlich gestalten, allerdings in Anbetracht der Tatsache, dass die Vorgeschichte eigentlich das Fundament aller weiteren Ereignisse in der FF sein wird, hielt ich es für besser, etwas mehr Wert darauf zu legen.

Vielen lieben Dank an meine Kommi-Schreiber und vor allem für die vielen Favos!

Bleibt mir treu erhalten, ich gebe mein Bestes! :D Komplett anzeigen

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Der kleine Dieb

Der kleine Dieb
 

Seth stand bei seinem weißen Drachen und lauschte fassungslos dem, was der Drache ihm erzählte. Die Sonne war aufgegangen und jeder im Tal war Aufbruchsbereit. Nur Yugi und Faisal schliefen noch. Es störte jedoch keinen, dass sie warten mussten, denn die Beiden hatten anstrengende Tage hinter sich.

Der weiße Drache hatte einen Narren an den kleinen Dieb gefressen, allerdings wollte er Seth nicht sagen warum. Auf jeden Fall hatte er Yugi beobachtet gehabt und dann auch gesehen, was zwischen Faisal und Yugi passiert ist. „Und du bist dir ganz sicher, dass er ihn geküsst hat?!“ fragte Seth ungläubig. Der Drache grinste breit. „Und hat ihm sogar versprochen, dass er auf ihn warten wird...“ ergänzte der Weiße. Seth runzelte die Stirn. Wenn das mal gut geht...

Da trat plötzlich Yugi aus der Höhle und streckte sich genüsslich. Tief atmete er die Sonnenstrahlen ein und dann blickte er über das Tal. Sofort fielen seine Augen auf Seth. „Hast du Kuriboh gesehen?“ rief er kindlich. Seth runzelte die Stirn. Er setzte gerade zu einer Antwort an, als sich der weiße Drache kraftvoll in die Lüfte erhob und vor den Füßen Yugis landete. „Steig auf.“ Murmelte der Drache. Yugi stutzte. Irgendwas war heute anders an den Drachen. „Ich will dir jemanden zeigen.“ Drängte der Weiße nun sanft. Und schon schwang sich Yugi auf den Rücken des Drachen. Dieser erhob sich majestätisch mit schwungvollen Flügelschlägen in die Luft. Und da war auch plötzlich der Rotauge neben den Weißen. Kuriboh ritt vor Freude gurrend auf dem Rotauge. Yugi lachte hell auf, als beide Drachen ihre Muskeln anspannten und davon flogen. Seth schaute ihnen nach. Wenn Yugi wirklich der Herr der Drachen war, dann würde das Schicksal ein grausames Spiel mit dem Pharao und dem kleinen Dieb spielen. Denn laut den Mythen waren der Herr der Drachen und der Pharao Feinde. Und der Pharao musste den Drachenfürsten besiegen, um das Land unangefochten zu regieren und den Frieden zu erhalten. Ein trauriger Schatten huschte über sein Gesicht, als Seth sich in die Höhle begab, um Faisal zu wecken.
 

Yugi blickte sich um, während sie durch die Lüfte flogen. Die Stadt war fast in der entgegengesetzten Richtung. Es ging tief in die Wüste hinein. Mit fast schon halsbrecherischer Geschwindigkeit. Kuriboh war die ganze Zeit am Surren. Er sang. Yugi beobachtete den kleinen Kobold eine Weile und musste dann doch ganz sanft lächeln über das kleine Wesen. Nie hätte er sich träumen lassen, dass dieser kleine Kerl mit ihm durch Dick und Dünn gehen würde. Wie automatisch streckte Yugi seine Hand nach dem Kleinen aus. Der Rotauge sah die Bewegung des Menschen und näherte sich dem weißen Drachen so sehr, dass Kuriboh mit seinen kurzen Händchen Yugi berühren konnte. So flogen sie ein Stück gemeinsam, sich an den Händen gefasst. Da kam eine Windböe und der Rotauge musste sich wieder entfernen. Yugi blickte Kuriboh nach. Wehmütig wandte er sich wieder nach vorne mit seinem Blick. Er vermisste seine Mama. Der Weiße schloss leicht seine Augen in Angesicht des Schmerzes von diesem kleinen Menschen. Es tat ihm in der Seele weh, dass er den Kleinen nicht helfen konnte. „Wo fliegen wir hin?“ fragte Yugi plötzlich, als er sich wieder gefasst hatte. „Wir fliegen zu einer unserer Höhlen. Da ist ein Gefährte, der aus der Sklaverei der Menschen entfliehen konnte. Allerdings wird er immer schwächer. Vielleicht kannst du ihm helfen?“ antwortete der Rotauge. Yugi blickte rüber und in die blutroten Augen. „Ich werde es versuchen...“ nickte er. Und da tauchte plötzlich eine riesige Felsformation auf. Sie war in einem Halbkreis angeordnet und eine riesige Höhle drang in der Mitte in den höchsten Felsen. Vor dieser Höhle lag ein gelber Drachen.

Der Weiße und der Rotauge landeten auf der freien Fläche und in einigem Abstand von den Drachen. Yugi stieg vom Rücken und näherte sich dem Wesen fasziniert. Noch nie hatte er so einen Drachen gesehen. Der Schädel war wie ein Hammer geformt, dabei hatte er auf der Stirn und am Hinterkopf jeweils ein riesiges Horn. Auch vom Unterkiefer ging ein kleines Horn weg. Aus dem Brustbein und aus beiden Hüften ebenfalls jeweils ein Horn. Der Schwanz war ein zierliches Gebilde nur aus Knochenwirbeln und endete in zwei kleinen Dornen. Die Flügel waren mächtige Knochenplatten, an deren Spitzen ebenfalls spitze Hörner prangten. Das größte an dem ganzen Drachen war der Kopf. Der Körper wirkte eher zierlich. Es war ein Drachenfluch. Der Drachenfluch war ein sehr gefürchteter Drache, da er die dunkle Magie beherrschte.

Yugi setzte vorsichtig einen Fuß vor dem anderen. Er hörte das schwere Atmen des Drachen. Ja, es war schon ein Kämpfen um jeden Atemzug. Kuriboh folgte Yugi auf den Fuß. Plötzlich hielt der Drachen für einen Augenblick den Atem an. Yugi erstarrte, als er die schwarze Magie, die gesamte Wut und den Hass des Drachen spürte. Mit einer blitzschnellen Bewegung drehte sich der Drachen um und griff Yugi mit gefletschten Zähnen an. Dieser war starr vor Angst. Noch nie hatte er vor einem Drachen gestanden, der ihn ernsthaft töten wollte. Wilde Mordlust, reine Blutgier schlug Yugi entgegen. Selbst Kuriboh war nicht in der Lage zu reagieren, so geschockt waren Beide. Der Drachenfluch wollte gerade zu beißen, als er brutal von dem Rotauge gerammt und zur Seite gestoßen wurde. Der Drachenfluch kam schlitternd zum liegen. Ein schmerzgepeinigtes Brüllen durchraste Yugis Körper. Der Rotauge stand über den Drachenfluch und knurrte mit gefletschten Zähnen. Yugi näherte sich wieder dem Drachenfluch und sah mit Entsetzen, das der Drache blind war. Man hatte ihn geblendet... nein, schlimmer noch, man hatte ihn die Augen komplett entfernt! „Rotauge, runter von ihm!“ fauchte da Yugi fassungslos. Der Rotauge starrte den Menschen an. „Er wird dich zerreißen!“ Yugi schluckte schwer und nickte. „Dann ist es so...“ Zögerlich entfernte sich der Rotauge drei Meter und beobachtete scharf. Yugi näherte sich ganz langsam dem Kopf des Drachen. Er spürte die Wut, den Hass, den Schmerz und auch die Angst vor den Menschen. Yugi wusste, der Drache würde ihn töten, wenn er die Kraft dazu hätte. Er fühlte das Rasen des Herzens und hörte das schwere und tiefe Atmen. Endlich stand Yugi neben den Kopf des Drachen und da fiel sein Blick auf den kurzen Hals. Der Drachenfluch trug ein Halsband, was sehr eng geschnallt war. Vorsichtig legte Yugi seine Hand auf die Stirn des Drachen. Dieser atmete heftig aus. Der Drachenfluch würde ihn töten und zerreißen! Das war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Yugi schluckte schwer, als seine Hand von der Stirn des Drachens langsam über den Kopf hinter zum Nacken glitt. Der Kleine trat nun ganz nah an das große Wesen ran. „Es könnte jetzt etwas sehr weh tun...“ murmelte Yugi entschuldigend, als er nun mit beiden Händen nach dem Halsband griff und versuchte es zu öffnen. Er nestelte eine ganze Weile daran, bis es ihm gelang, das Halsband zu lösen. Fassungslos hielt Yugi das Halsband nun in seinen Händen. Er wusste, dass diese Halsbänder magisch waren und jedes Wesen, was diese Bänder trug, wurde mit Magie gezwungen, dem Besitzer zu gehorchen. Und je weiter das Monster vom Besitzer weg war, desto mehr Macht übte das Halsband, die Magie, auf das Monster aus und schwächte es. Es war eine grausame Erfindung der Menschen, die Monster damit zu zähmen! Doch bei diesem Halsband war noch mehr. Es war auf der Innenseite über und über mit Widerharken bedeckt, die brutal ins Fleisch schnitten, sobald das Halsband angelegt wurden war. Angewidert ließ Yugi das Halsband fallen. „Danke...“ flüsterte es da plötzlich ganz leise in Yugis Gedanken. Dieser blickte auf. Langsam näherte er sich den Drachen wieder und umarmte seinen Hals. Der Drachenfluch ließ es sich gefallen und genoss die Wärme und die freundliche Berührung des kleinen Menschen.
 

Faisal blickte in den Himmel, als er ein trompetendes Brüllen hörte. Der weiße Drache und der Rotauge kamen angebraust. Faisal war gerade dabei sein und Yugis Pferd zu satteln, als die Drachen erschienen. Er entfernte sich etwa drei Schritte von seinem Pferd, als der weiße Drache auch schon auf ihn zu geschossen kam. „Das wagst du nicht!“ forderte sein Blick Yugi heraus, der den Weißen ritt. Dieser erwiderte den Blick spitzbübisch und selbstbewusst. Allerdings fing sein Blick unsicher an zu flackern, als der Drache sich Faisal immer mehr näherte und dieser absolut keine Anstalten machte auszuweichen. Im Gegenteil, er stand hoch erhobenen Hauptes da und harrte der Dinge. Yugi knickte ein und der Drache stoppte seinen Flug eine Handbreit vor Faisal. Ein zynisches Lächeln umspielte Faisals Lippen. „Ich würde sagen, diesmal habe ich gewonnen...“ Yugis Augen verengten sich und schulterzuckend sprang er vom Drachen. „Respekt, du machst dich langsam!“ grinste er breit. Faisal schüttelte nur den Kopf. „Lass uns aufsteigen und los machen. Wir sollten keine Zeit verlieren!“ Yugi nickte, verabschiedete sich von den Drachen und schwang auf sein gesatteltes Pferd. Dankbar lächelte er Faisal zu, als er sich in Bewegung setzte. Faisal und die Wüstenwinde folgten ihn.

Wider Erwarten passierte nichts Außergewöhnliches auf den Ritt. Das einzige, was Faisal störte, war, dass Yugi sehr in sich gekehrt war. Misstrauisch beobachtete er während des Rittes den Kleinen. Jede Bewegung, jedes Muskelspiel, jeden Atemzug. Der Kleine war so still und bedrückt. Irgendwas lag schwer auf seinem Gemüt, seit er mit den Drachen wieder zurückgekommen war. Drachen... Da kam Faisal eine Idee und er wusste, er würde seinen kleinen Dieb heute Abend zu Rede stellen!

Die Truppe hatte eine ordentliche Strecke zurückgelegt und lagerte nun. Mehrere Feuer wurden angezündet und das Essen wurde zubereitet. Yugi war bei den Pferden. Als Faisal dies bemerkte, machte er sich auf den Weg zu dem Kleinen. Auch Seth hatte das beobachtet und er beschloss, ebenfalls zu folgen. Er wollte wissen, was es gleich für ein Gespräch zwischen den Beiden geben wird.
 

Yugi hatte sein Pferd versorgt und saß nun einfach mit angezogenen Knien da. Sein Kinn ruhte auf diesen und er blickte nachdenklich in die Ferne. Kuriboh saß vor Yugi an dessen Schienbeinen gelehnt und starrte auch ins Nichts. Beiden ging das Bild einfach nicht aus dem Kopf, dass der Drachenfluch Yugi ernsthaft hatte töten wollen!

So fand Faisal die Beiden vor. Leise trat er neben Yugi und verharrte. „Was ist passiert?“ fragte er warm. Yugi schüttelte leise den Kopf. Er wollte nicht antworten. Nicht Faisal. „Du warst mit den Beiden weg und seit dem bist du wie ausgewechselt. Sie haben dich zu einem verletzten Drachen geführt?“ sprach Faisal weiter und beobachtete dabei Yugi genau. Der kleine Körper schien zu warten. „Der Drache hat dich angegriffen?“ harkte Faisal vorsichtig nach. Yugis Augen zuckten. Faisal wusste es? „Es war ein Drachenfluch. Er wollte mich töten. Er wollte mich wirklich töten. Wenn Rotauge mich nicht beschützt hätte, hätte er mich zerrissen! Ich habe noch nie ein Lebewesen so voller Hass, Wut und reiner Mordlust erlebt...“ antwortete Yugi ganz leise und bedrückt. Faisal schwieg. „Er ist aus Menschenhand geflohen. Er hatte ein magisches Halsband um und sie haben seine Augen komplett entfernt! – Warum machen sie sowas?“ Faisal atmete tief durch. „Drachen sind gefährliche Bestien. Sie zerstören, morden und vernichten, wo sie nur können. Sie sind allerdings auch sehr machtvoll und ihre Kraft kann sehr sinnvoll genutzt werden. Es ist ganz normal, dass Drachen so gezähmt werden. Man macht sie hilflos und bricht sie dann ein, damit sie gehorchen und noch vom Nutzen sind...“ erklärte Faisal. „Glaubst du daran? Glaubst du, dass es richtig so ist?“ fragte Yugi leise. Faisal schwieg. Wenn Yugi ihn so fragte, konnte er nicht so ohne weiteres antworten. Hatte er doch selber im Schott das genaue Gegenteil erlebt, von dem, was er hier gerade gesagt hatte. Yugi erhob sich. „Ich wusste es...“ murmelte er leise. „Wenn du diese Einstellung vertrittst, denke mal bitte über Folgendes nach: Atemu wird gefürchtet und man will ihn töten, damit er keine Gefahr für Ramses, den aktuellen Pharao da stellt. Würde Ramses nicht besser kommen, Atemu zu fangen, ihn die Augen zu entfernen, zu versklaven und ihn als Marionette zu benutzen anstatt ihn töten zu lassen?“ Mit diesen Worten ließ Yugi Faisal stehen. Diesem wurde schlecht ob dieser Worte und entsetzt über diesen Gedankengang starrte Faisal Yugi fassungslos nach. „Weise Worte...“ murmelte da Seth, der an Faisal ran getreten war. Faisal antwortete nicht. Hatte Seth doch Recht!
 

Die Sonne war so eben aufgegangen, da war die ganze Truppe schon unterwegs. Sie legten ein scharfes Tempo vor, da sie heute noch bei Zeiten die Stadt erreichen wollten. Yugi ritt allen voran. Er wollte mit Niemanden sprechen. Gerade mal Seth hatte ihn kurz abfangen können, um ihn aufzuklären, dass er Subaru aus der Stadt holen sollte. Yugi hatte kurz überlegt und genickt. Seit dem war keiner mehr an ihn rangekommen. Auch Faisal hielt sich auffällig zurück. Die letzten Worte Yugis hatten ihn sehr hart getroffen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er es nie wirklich verstanden, warum man ihn töten wollte anstatt zu versklaven. Plötzlich ritt Seth an seiner Seite. „Über was zerbrichst du dir den Kopf, mein Pharao?“ Faisal blickte zuerst zu Yugi und dann zu Seth. Dieser grinste breit. „Keine Sorge, selbst wenn er neben dir reiten würde, würde er es nicht mitbekommen. Der ist total in seinen Gedanken versunken.“ Faisal nickte. „Mir gehen Yugis Worte nicht aus dem Kopf.“ Seth schwieg und blickte nachdenklich auf Yugis Rücken. „Beängstigend, die Dinge mal von einer anderen Seite zu betrachten, hm? Das ist eine Gabe... ohne Vorurteile zu leben, sich vorher alle Seiten zu betrachten, und sich dabei immer treu bleiben. Ich empfehle dir, Yugi an deine Seite zu holen, so bald du den Thron wieder inne hast. Er wird dir sehr helfen können.“ Faisal nickte. „Wenn...“ murmelte er und ritt zu Yugi. Es war seine Pflicht, den Kleinen aufzumuntern!

Yugi bemerkte, das Faisal neben ihn ritt, aber er reagierte nicht. Er hatte keine Lust, schon wieder mit Faisal darüber zu reden, wo er doch genau wusste, wie dieser zu den Drachen stand. Faisal beobachtete den kleinen einen Moment, dann blickte er auf den Weg vor sich und begann:

„Ich war glaube so alt, wie du es jetzt bist, als meine Pflegeeltern und ich in die Berge einem Jagdausflug machten. Fast eine Woche waren wir unterwegs, da gab es plötzlich ein Unwetter. Es regnete und stürmte die ganze Nacht. Am nächsten Morgen schien die Sonne wieder so friedlich, als ob nichts gewesen wäre. Ich durfte an diesen Morgen alleine durch die Wälder streifen. Da hörte ich plötzlich ein klägliches Wimmern und ein verzweifeltes Bellen und Knurren. Langsam näherte ich mich den Geräuschen und entdeckte eine Wölfin, die halb unter einem umgeknickten Baum lag. Ich weiß nicht, wie lange sie schon dort lag, aber sie war fertig und abgekämpft. Ihre Welpen leckten ihr das Maul, versuchten sie zu ermutigen. Doch sie kam nicht unter dem Baum hervor. Ich legte alle meine Waffen ab, damit sie sehen konnte, dass ich ihr nichts Böses wollte. Langsam und beruhigend auf sie einredend, näherte ich mich der Wölfin und begutachtete den Baum. Sie hatte Glück im Unglück. Ich brauchte den Stamm nur etwas anheben, und dann konnte sie raus schlüpfen. Ich suchte mir einen starken Ast, um den Stamm etwas anzuheben. Es dauerte lange, bis ich eine Stelle gefunden hatte und ganz langsam und unterm Aufgebot all meiner Kräfte, schaffte ich es, den Stamm etwas anzuheben. Sie hatte mich die ganze Zeit beobachtet gehabt. Sie wollte so eben unter dem Baum hervorkriechen, als sie sich noch mehr zurück verkroch. Ich wunderte mich, warum sie das tat und im selben Moment hatte ich drei große ausgewachsene Wölfe an mir hängen. Sie verbissen sich regelrecht in mir, wollten mich töten, versuchten alles, um an meine Kehle zu kommen. Irgendwie hatte ich es geschafft, sie abzuwerfen, dabei war ich sehr nah an die Wölfin getreten. Die Wölfe wagten es nicht mich erneut anzugreifen, aus Angst, der Wölfin könnte was passieren. Da winselte sie leise auf und die Wölfe legten sich hin, mich jedoch scharf beobachtend. Langsam trat ich wieder an den Stamm und versuchte erneut mein Glück. Doch ich bekam den Stamm nicht mehr hoch. Die Wölfe hatten mir die Schulter zerfetzt und ich hatte keine Kraft mehr in dem Arm. Verzweifelt sank ich in die Knie. Wie sollte ich denn der Wölfin helfen, wenn ich keine Kraft hatte, den Stamm zu bewegen?! Ein letztes Mal stemmte ich mich hoch. Es durfte nicht sein. Ich begann erneut, den Stamm hoch zu hebeln und irgendwie schaffte ich es tatsächlich, den Stamm so anzuheben, dass die Wölfin raus schlüpfen konnte. Erschöpft sank ich sofort wieder in die Knie. Und plötzlich waren die Wölfe wieder neben mir. Ich dachte, es wäre aus mit mir. Doch sie leckten meine Wunden und begleiteten mich bis zu meinen Pflegeeltern...“ Faisal hielt inne. Yugi hatte mittlerweile Faisal direkt angeschaut. „Warum erzählst du mir das?“ – „Die Wölfe wollten mich töten, weil sie ihr Familienmitglied beschützen wollten. Außerdem hatten sie Angst, dass ich irgendwas Böses wollte. Meinst du nicht, dass es genau so war mit deinem Drachenfluch? Dass er einfach nur Angst hatte, verstärkt von der Erfahrung, dass die Menschen ihn immer nur Schmerzen bereitet haben?“ Yugi schwieg ungläubig. „Genauso war es doch auch mit dem weißen Drachen im Schott. Er hatte dich angegriffen, und wollte dich um alles in der Welt vernichten, aus Angst, dass du dem hilflosen Schwarzen schaden könntest. – Nimm es dir nicht so zu Herzen, Yugi. Wenn er wirklich so eine Bestie gewesen wäre und sich nur von der Wut und den Hass und der Mordgier hätte lenken lassen, dann wärst du jetzt nicht hier!“ – „Er hat sich bedankt, als das Halsband ab war...“ murmelte Yugi leise. „Na, siehst du... Kein Grund sich also den schönen Kopf zu zerbrechen. Du wirst noch des Öfteren mit solchen Situationen konfrontiert werden. Außerdem hast du einen starken Beschützer an deiner Seite!“ Endlich musste Yugi doch grinsen, als Faisal bei den letzten Worten zwinkernd zu Kuriboh blickte. „Ich dank dir!“ meinte er, doch Faisal schüttelte seinen Kopf. „Nicht dafür, mein kleiner Dieb!“ Yugi grinste nun schelmisch und blickte nach vorn. Er parierte sein Pferd durch. Hier standen sie noch im Schatten der Felsen und da vor ihnen lag die Hauptstadt. „Wir sind da...“ murmelte er.

„Ich werd, da mal los reiten...“ setzte Yugi sich in Bewegung, während der Rest verharrte. Seth ritt an Faisals Seite. „Egal, was jetzt gleich passieren wird, du rührst dich auf gar keinen Fall vom Fleck! Yugi wird nichts passieren!“ Widerwillig nickte Faisal und gespannt beobachteten alle den kleinen Dieb, der sich langsam der Stadt näherte.

Yugi fühlte sich überhaupt nicht wohl bei der Sache. Ausgerechnet in dieser Stadt hatte er einen Offizier des Pharaos ganz böse vorgeführt gehabt. Das war wohl jetzt etwas mehr als ein Jahr her und Yugi hatte sich seit dem nie mehr in der Stadt blicken lassen. Der Offizier hatte Kuriboh beim Stehlen erwischt gehabt und der kleine Kobold wusste sich nicht anders zu helfen, als Schutz bei Yugi zu suchen. Ein hitziges Wortgefecht entspann sich zwischen Yugi und dem Offizier, welches Yugi nur mit ganz viel Glück gewann. Der Offizier hatte Yugi blutige Rache geschworen... Und ausgerechnet in diese Stadt musste er, um Subaru zu holen. Leicht gefrustet erhöhte Yugi das Tempo seines Pferdes und näherte sich immer mehr den Stadtmauern. Er konnte das Stadttor und die Torwachen bereits erkennen, als – „Wo soll es denn hingehen, kleiner Dieb?“ Yugi erschrak und sein Kopf flog zur Seite, von wo die Stimme kam. Dort sah er den Offizier auf einem Pferd. Neben ihm ritt ein Priester und hinter ihm eine Vielzahl an Reitern... Soldaten! Das Gesicht des Kleinen wurde aschfahl und er geriet in Panik. Mit einem scharfen Ruck im Zügel riss Yugi sein Pferd herum und jagte davon. Der Offizier nahm die Herausforderung grinsend an und befahl einen Teil seiner Leute, um Yugi herum zu reiten und diesen wieder in die Richtung des Offiziers zu treiben. Dieser, der Priester und der Rest seiner Männer setzten ihre Pferde ebenfalls in Galopp und verfolgten Yugi.

Yugi stellte sich in die Steigbügel und ließ seinen Schecken weit ausgreifen. Mit Entsetzen bemerkte er, dass der Schecke nicht mehr so konnte. Er war am Ende seiner Kräfte. Hinzu kam, dass sie durch tiefen Wüstensand ritten. Da waren die zierlichen Pferde der Soldaten den kräftigen Schecken weit überlegen. In den Augenwinkeln registrierte Yugi auch schon, dass ein Teil der Soldaten dabei war ihn zu überholen. Ihm blieb nur die Flucht durch die Felswüste. Dort war er unschlagbar! „Gib auf, kleiner Dieb!“ rief da der Offizier, doch Yugi schüttelte nur den Kopf. Niemals! Er lenkte seinen Schecken also von der Stadt weg und wieder in Richtung der Felsenwüste. Und je flacher der Sand wurde, desto mehr griff der Schecke aus. Yugi und seine Verfolger näherten sich im rasenden Tempo, wo Seth, Faisal und die Wüstenwinde standen. Faisal wurde unruhig, doch Seth ermahnte ihn mit einem Stirnrunzeln. Etwa 200 Meter bevor Yugi die Truppe erreichte, standen plötzlich Soldaten vor ihm. Yugi riss sein Pferd zurück. Es kam schlitternd und schrill auf wiehernd zum Stehen. Yugi war der Fluchtweg versperrt. Also riss er wieder seinen Schecken herum und jagte davon, gefolgt von seinen Häschern. Mit Entsetzen stellte der kleine Dieb fest, dass er in der Falle saß. Er war komplett eingekreist. Yugi parierte sein Pferd endlich durch und der Kreis der Soldaten blieb auch verharren. Langsam löste sich der Offizier und näherte sich dem Kleinen. Vor ihm blieb er stehen. „Gibst du auf?“ fragte er sanft. Yugi starrte in die Augen des Offiziers. „Lass mich passieren. Ich muss jemand eine Nachricht überbringen. Danach kannst du mit mir machen was du willst!“ Der Offizier stutzte und blickte in Yugis Augen. Tränen der Wut und Machtlosigkeit glitzerten da drin. „Zu wem willst du?“ fragte der Offizier leise. Yugi schwieg. Konnte er einem Offizier des Pharaos einfach so den Namen eines Mannes nennen, der sich gegen den Pharao stellen würde? Yugi biss sich auf die Lippen. Unschlüssig stand er da. Der Offizier ritt nun vollends neben den Kleinen. Er nahm das Gesicht des Jungen in seine Hand und blickte tief in seine Augen. „Antworte! Zu wem willst du?“ Yugi zitterte leicht. „Subaru.“ Der Offizier ließ Yugi los und wandte sich ab. Er gab seinen Leuten einen Befehl und diese lösten die Umklammerung auf. Der Priester näherte sich den Beiden. „Was willst du von Subaru?“ wollte der Offizier wissen. Yugi schüttelte nur verbissen den Kopf. „Du musst es mir schon sagen, kleiner Dieb, sonst kann ich dir nicht sagen, wo Subaru zu finden ist.“ Grinste der Offizier. Yugis Augen verengten sich trotzig. „Die Nachricht ist nur für Subaru bestimmt!“ Da lachte der Priester warm auf, als er bei den Beiden angekommen war. „Lass gut sein. Er wird nicht reden!“ sprach er zu dem Offizier. Dieser nickte bestätigend und wandte sich mit ganz warmen Augen an Yugi. „Kleiner Dieb... Ich bin Subaru.“ Yugi starrte sein Gegenüber fassungslos an. „Du bist Subaru?!“ Dieser nickte leicht verwirrt über Yugis beißenden Tonfall. Yugi wandte einfach sein Pferd um und ließ Subaru stehen. Es war ihm gleich, ob der Offizier folgen würde oder nicht! Fast schon Wutschnaubend hielt Yugi sein Pferd vor Seth, der fleißig am Lachen war. „Na? Tolle Verfolgungsjagd war das...“ Yugi überhörte den Kommentar geflissentlich und knurrte gefährlich leise. „WANN wolltest du mir sagen, WER Subaru ist? – Weißt du eigentlich, was ich für eine Angst hatte, diese Stadt zu betreten, geschweige denn überhaupt in ihre Nähe zu kommen und du machst dir einen Spaß daraus..?!“ Seths Augen wurden ernst. „Betrachte es als kleine Rache dafür, dass du uns das letzte Mal so hintergangen hast. Außerdem konnte ich es dir jetzt nicht sagen, weil jeder weiß, dass Subaru dir blutige Rache geschworen hat. Und somit wirkt es alles andere als auffällig, dass Subaru sich hinreißen lässt und dir nachjagt, sobald er dich sieht.“ – „Du hast mich als dein Spielzeug missbraucht!“ fauchte Yugi empört. „Nun beruhig dich wieder, kleiner Dieb.“ Erklang die warme Stimme Subarus. Sein Blick war über die Leute geflogen und er hatte Atemu sofort erkannt. Dieser hatte unmerklich mit dem Kopf geschüttelt. Yugi sollte immer noch nicht erfahren, wer Faisal wirklich war. „Lass uns erst einmal wieder in die Felsenwüste reiten. Es ist zu gefährlich, so nah an der Stadt zu sein!“ meinte Subaru und setzte sein Pferd in Bewegung.
 

Er war gekommen. Der Moment, vor dem es Yugi so gegraut hatte. Der Moment des Abschiedes. Yugi hatte seine Aufgabe erfüllt. Faisal war in der Stadt... also fast. Aber die paar Meter zählten nicht mehr.

Als die Truppe Rast machte, entfernten sich Faisal, Seth, Subaru und der Priester. Sie suchten das Gespräch unter sich. Yugi folgte mit seinem Blick der Gruppe, bis er sie nicht mehr sah. Dann fütterte und tränkte er sein Pferd. Ein Blick in den Himmel ließ ihn erkennen, dass es Mittagszeit war. Also sattelte er sein Pferd ab und legte sich hin zum Schlafen.

Yugi wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er langsam wach wurde. Er spürte die Anwesenheit Faisals, der neben den Kleinen saß und geduldig wartete, bis dieser wieder wach werden würde. Mühsam rappelte sich Yugi auf und blickte mit verschlafenem Blick zu Faisal. „Was ist los?“ fragte der Kleine ängstlich. „Ich muss in die Stadt, und wollte mich vorher bei dir verabschieden.“ Yugi blickte traurig zur Seite. Nie hätte er gedacht, dass diese Worte ihn so schmerzen würden. Die Luft blieb ihm für einen Augenblick weg. Was hatte er erhofft? Dass sie ewig zusammen sein würden? „Yugi... Nimm das, als Belohnung dafür, dass du mich sicher hier her gebracht hast.“ Faisal reichte Yugi einen kleinen Lederbeutel mit Goldmünzen. „Nimm es als Lohn oder betrachte es als eine Art Darlehen, was du mir später, wenn der neue Pharao auf den Thron sitzt und du wieder Geld hast, zurück zahlen kannst. Ich möchte nicht, dass du weiter stehlen musst.“ Yugi nickte. Faisal erhob sich und atmete tief durch. Ihm fiel es auch nicht besonders leicht, den Kleinen jetzt ziehen zu lassen. „Ich habe auf unserer kurzen Reise sehr viel erlebt und gesehen. Sehr viel gelernt – dank dir. Du hast was gut bei mir, und sobald der Machtwechsel vollzogen ist, kannst du jederzeit an den Hof des Pharaos kommen und meine Hilfe einfordern, wenn du sie benötigst!“ Yugi hatte sich mittlerweile auch erhoben. Er blickte zu Faisal auf. „Bitte komm mich besuchen...“ raunte der Ältere tränenerstickt und umarmte den Kleinen fest. Auch dieser krallte sich wie ein Ertrinkender an Faisal. Tränen rannen über sein Gesicht. Er wollte nicht! Er wollte nicht, dass sich ihre Wege hier und jetzt trennten! Faisal erlaubte sich noch einmal Tränen zu vergießen. Warum konnte er nicht einfach alles aufgeben und mit Yugi wieder in die Wüste reiten? Irgendwohin, ganz weit weg von der Verantwortung, der Bürde und seiner Zukunft! „Yugi...“ hauchte er leise und so verharrten der Dieb und der Pharao in einer innigen Umarmung, ein jeder mit sich und seinem Schicksal hadernd.

Irgendwann löste sich Yugi leise. Er sattelte sein Pferd und stieg auf. Er wollte einfach wegreiten, sich nicht umdrehen, nicht zurückblicken. Doch in dem Moment, als er an Faisal vorbeireiten wollte, griff dieser in die Zügel und parierte das Pferd durch. Er blickte fest in Yugis Augen und legte seine Hand auf Yugis Wange. Dieser schloss seine Augen und lehnte sich automatisch vor. Da griff Faisal nach Yugis Hinterkopf und zog das Gesicht des Kleinen zu ihm runter. Ganz sanft aber innig küsste Faisal ein letztes Mal seinen kleinen Dieb.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von:  Usaria
2016-11-17T21:59:55+00:00 17.11.2016 22:59
Seufz! Tolle Vorgeschichte, da ich ja schon vor gelesen habe, weiß ich ja, das jetzt vor bei ist mit der Ruh!
Von: abgemeldet
2015-02-20T22:49:48+00:00 20.02.2015 23:49
Ich bin sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht. Ich freu mich schon sehr auf dein nächstes Kapitel ^.^
LG
lebedeinentraum66444
Antwort von:  Seelendieb
21.02.2015 06:58
Vielen lieben Dank für deinen Kommi. :D

Bezugnehmend auf deinen anderen Kommentar:

Ich habe durch die harte Schule des Lebens gelernt, mich in andere hineinzuversetzen - und das scheint mir hier jetzt bei der Story sehr zu helfen. Es freut mich, wenn es gefällt.

Nächste Kapi ist so eben hochgeladen ;)
Von:  Annemi91
2015-02-20T07:42:29+00:00 20.02.2015 08:42
Hallo :)

Nun werde ich dir auch mal einen Kommentar hinterlassen. ^_^ Immer nur zu lesen und nix zu sagen, ist ja auch nicht das Wahre. ;)

Die Idee der Story finde ich klasse. Es ist mal was anderes. Aber deine Geschichten sind eh immer was besonderes. :) Und wenn DAS gerade mal die Vorgeschichte war, bin ich schon sehr neugierig darauf, wie grandios und interessant die Hauptstory wird. :D
Du schreibst so angenehm und verständlich, das es viel Spaß macht, die Kapitel zu lesen. :)
In die Charaktere kann man sich auch wunderbar hineinfühlen, egal ob in einem Menschen oder in ein Monster.
Hach, du machst das einfach toll. *dich anschmachtet*

Bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht.l; was alles passiert, sobald Atemu den Thron bestiegen hat, wann er und Yugi sich Wiedersehen und vor allem unter welchen Umständen, wie ihr Verhältnis sich überhaupt entwickelt usw.

Ich werde es auf jeden Fall weiter verfolgen und den ein oder anderen Kommi mit Sicherheit noch hinterlassen werde. :D

Mach weiter so!

Liebe Grüße :)1
Antwort von:  Seelendieb
20.02.2015 10:21
Vielen lieben Dank für deinen Kommi. Hab mich schon gewundert wie lange du dich noch zurück hältst mit schreiben... :D Sogar die Kapitellängen dürften deinem Geschmack entsprechen, ne? ;)

Aber danke für die Lorbeeren.

Ich werde mir weiterhin Mühe geben ^__^v


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