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Hundswut

Der 27. Fall Lord Sesshoumarus
von

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Sayo

Sayo betrat die Heilerhütte mit klopfendem Herzen. Es war bereits dämmerig geworden und schon in wenigen Stunden konnte sie, sollte sie, die große Chance ihres Lebens erhalten. Vor der Hütte hatte niemand mehr gewartet und sie sah sich vorsichtig im Vorraum um: „Neigi-sama?“ fragte sie: „Seid Ihr da?“

Sie wusste durch ihre Behandlung, dass es weiter hinten einen weiteren Raum gab, der nun mit einem Vorhang verhängt war, sozusagen die Kräuterküche. Sie ging hin, sah sich aber unwillkürlich erneut um, da sie sich beobachtet fühlte. Aber niemand war zu entdecken, und schließlich waren die hölzernen Wände auch klar sichtbar, ihre Nase verriet ihr nichts, sie spürte keinen anderen Dämon. Sie war wohl einfach zu nervös.

Sie griff zum Vorhang: „Äh, Neigi-sama? Ich bräuchte Euren Rat...ich soll morgen zu Lord....“ Der hintere Raum war leer. Auch dieses Menschenmädchen war nicht hier. Nun gut, die Beiden hatten wohl den ganzen Tag versucht dem Erbprinzen zu helfen und nahmen jetzt wohl eine Pause, zumal ihnen klar sein müsste, dass sie...ja, dass sie ihn nicht heilen konnten. Aber sie waren offenbar auch so ihrem Herrn nützlich gewesen und hatten ein Indiz gefunden, anhand dessen dieser Lehrer von Neigi – wie alt musste ein solcher Dämon dann erst sein? - den Täter herausfinden konnte. Sie betrachtete die Kräuterküche, die Mörser und Schüsseln.

Wo würde Neigi das aufbewahren?

Es war sicher empfindlich, der Geruch und so weiter konnte zerstört werden, also würde er es kaum offen herumliegen lassen.

Wenn er bei Seiner Eisigkeit gewesen war, hatte er doch bestimmt seinen unvermeidlichen Koffer dabei gehabt und dort das Indiz eingesteckt, wohl verwahrt. Wo war nur dieser Koffer?

Sie sah sich erneut um: „Neigi-sama? Ich bräuchte einen Duft von Euch....“

Niemand antwortete, niemand war anwesend, obwohl sie mit allen Sinne spürte.

Dann konnte, ja, musste sie es wagen.

Der Inu no Taishou machte keine leeren Drohungen, und wenn er dem Mörder seines Sohnes einen grausamen Tod versprach, so würde das ebenso geschehen, wie sie die Fürstinmutter werden, wenn es ihr gelang schwanger zu werden. Natürlich war das sicher schwer und sie vermutete, dass der Körper des Erbprinzen kaum in der Lage wäre...Nun ja. An eine solche Möglichkeit hatte sie nie zuvor gedacht, die ihr der Fürst hier bot. Großmutter war jedoch eine wichtige Person am Hofe damals gewesen, sogar nur als Geliebte des Fürsten, da wäre Fürstinmutter schon noch einmal besser, viel besser als das, was sie sich erträumt hatte.

Da stand der Heilerkoffer. Zögernd ging sie hin, blickte sich noch einmal um. Irgendetwas störte sie, aber das war sicher nur ihr eigenes Schuldbewusstsein. Immerhin befand sie sich ohne Erlaubnis des Heilers in dessen Räumen, ja, durchsuchte diese.

Sie öffnete den mit Leder bezogenen hölzernen Kasten. Meine Güte, war dieser Neigi ordentlich – oder machte das alles immer seine Schülerin? Aber da, in einem blauen Seidentuch war etwas Winziges eingewickelt. Behutsam nahm sie das Päckchen und öffnete es.

Und erstarrte.

Eine Nadelspitze. Wie waren sie denn da ran gekommen?

Nach allem, was der Herr der Hunde gesagt hatte, war es möglich daraus zu schließen, wen diese Metallspitze berührt hatte, ja, wer sie getragen hatte.

Und das wäre fatal.

Es handelte sich um die Spitze ihrer eigenen Haarnadel, die sie zu allem Überfluss als Spezialanfertigung zur Feier ihres Erwachsenenwerdens erhalten hatte.
 

Eigentlich war ihr Plan narrensicher gewesen, nachdem sie durch ein Gespräch mit dem eigenen Heiler zuhause erfahren hatte, dass eine Verletzung des Genicks, oder eher etwas darüber immer tödlich wäre. Sie hatte sich die Auskunft erbeten, vorgeblich um mit einem Angreifer fertig zu werden Nun ja, das war nicht ganz geschwindelt gewesen, denn so angegriffen und beleidigt wie dieser Mistkerl von Sesshoumaru hatte sie noch nie jemand. Natürlich war der arrogante Hundeprinz sofort auf die Streuner hereingefallen, wo jeder andere vernünftige Dämon die Übermacht gemieden hätte. Es war nur eine Kleinigkeit gewesen sich hinter ihm zu platzieren, einen Lähmungszauber zu sprechen, der selbstverständlich nur kurz wirkte, denn leider war dieser Misthund wirklich stark. Aber sie war vorbereitet und stach zu. Dummerweise war der Zauber einen Hauch zu kurz gewesen und er hatte den Kopf noch wenden können. Dabei war ihre Haarnadel abgebrochen. Dennoch hatte sie sich sicher gefühlt. Da war die falsche Fährte mit der Tollwut, auch die Streuner selbst, die zur Ablenkung dienten – und natürlich war sie sicher gewesen, dass niemand diese abgebrochene Spitze im Kopf des Erbprinzen suchen geschweige denn finden konnte. Und schon gar nicht, dass man sie zuordnen konnte.

Sie hatte nur die Chance diese Spitze verschwinden zu lassen. Sollten doch Neigi oder dieser Mensch den Zorn des Fürsten abbekommen, weil sie nicht aufgepasst hatten. Besser als sie selbst.

Sie sah sich noch einmal kurz um, ehe sie die ihr so wertvolle Spitze in eine innere Tasche ihres Kimonoärmels steckte, das blaue Tuch möglichst wieder so faltete, wie es gewesen war und zurücklegte. Dann schloss sie den Heilerkoffer und erhob sich, selten wie nie zufrieden mit sich. Sie hatte eben alles bedacht und sorgfältig geplant. Wenigstens im Jenseits würde dieser arrogante Hundejunge zugeben müssen, dass sie fähig genug gewesen wäre die nächste Fürstin zu sein. Sie war die Intelligenteste aller Hundedämoninnen.
 

Sayo schrie auf, als sie sich plötzlich gepackt fühlte. Etwas umwand sie, schlang sich um sie.

Nach dem ersten Schrecken erkannte sie, dass sie von Zweigen, Ästen umfangen war, die...ja, zu Bäumen gehörten – und auf ihren unwillkürlichen Aufschrei hin Krieger hereinstürzten.

„Ah, die Hirten der Bäume haben Beute gemacht. - Informiert den Herrn!“ sagte der Anführer nur.

Die Dämonin wand sich, wenn auch vergeblich: „Helft mir!“ bat sie: „Was ist das?“

„Die Herren der Bäume,“ erklärte der Offizier: „Und ich bin sicher, der Inu no Taishou ist erfreut, dass du diesen Fehler begangen hast.“

„Ich...ich wollte doch nur Neigi sprechen!“ Sayo war panisch. Bäume, die sie festhielten, so fest, dass ihre Befreiungsversuche vollkommen nutzlos waren. Was konnte, sollte sie nur tun?

Nur Minuten später erschien der Herr der Hunde und betrachtete die Lage. „Wo ist der Beweis?“ fragte er nur.

Zu Sayos Entsetzen fühlte sie, wie ein Zweig eines der beiden seltsamen Wesen direkt in ihren Kimonoärmel griff, die Spitze herausholte. Sie hatten sich verborgen gehabt und sie beobachtet – eine Falle. Und sie war hereingefallen.

„Nein...“ brachte sie hervor.

Der Hundefürst klang eisig: „Spare dir jedes weitere Wort, Sayo. Ich sagte dir, was geschehen wird. - Sie gehört euch, ihr Wächter des Schlosses. Danke für eure Hilfe.“

„Herr....“ keuchte sie: „Was....?“

„Sie werden dich fressen. Da sie Bäume sind wird es ein wenig dauern. Lord Sesshoumaru wird übrigens in wenigen Tagen wieder vollkommen genesen sein. - Schafft sie weg.“

Die Dämonin begann zu schreien, als sich die seltsamen Bäume mit ihr in Bewegung setzen, ohne offenbaren Widerstand mit ihr direkt durch die Hüttenwand gingen, hinaus über den Hof, durch das Schlosstor...
 

Die Fürstin verneigte sich höflich vor ihrem Gemahl in dessen Arbeitszimmer, ehe sie Platz nahm. Er hatte sie rufen lassen und sie vermutete, dass er sie zurück in ihr Schloss schicken wollte, da es Sesshoumaru besser ging – oder ihr noch Ärgeres mitteilen wollte.

„Da es unserem Sohn besser geht, vermute ich, dass Euch nichts mehr hier hält, meine Teure.“

„Wenn Ihr es wünscht, bleibe ich, wenn Ihr es wünscht, reise ich.“ Das war sicher nicht falsch. Aber sie musste behutsam sein. Sie hatte schon lange befürchtet, dass sie irgendwann eine Rivalin bekommen könnte – und dass das nicht nur für sie sondern womöglich auch ihren Sohn fatal ausgehen konnte, falls die Andere ebenfalls ein männliches Kind bekam. Noch war es zwar nicht soweit, aber es war klüger dem Herrn der Hunde Loyalität zu demonstrieren. Es bedurfte nur seiner Unterschrift...

„Erfreulich, dass Ihr seit Neuestem so fügsam seid.“

Sie sah doch etwas auf: „Ihr könnt mir nicht vorwerfen, dass ich je ungehorsam Euch gegenüber war!“

„Das ist nur zu wahr. - Ich wollte Euch vor Eurer Abreise noch etwas mitteilen, zum Thema Miyoko. Ich werde sie zu mir kommen lassen...“ Er sah nur zu gut, wie sie erstarrte. Ja, das war ihre größte Sorge, dachte er, und er sollte den Scherz nicht zu weit treiben. Denn in Einem hatte sie Recht. Trotz aller Unterschiede zwischen ihnen - sie war eine pflichtbewusste und loyale Gattin: „Und sehen, ob sie eine gute Ehefrau für einen meiner Untergebenen wäre. Ihr erwähntet, dass sie hübsch sei.“

Die Hundedame hoffte nur, dass sie nicht so aufatmete, dass er es bemerkte, aber das war vermutlich reines Wunschdenken: „Oh, ich bin sicher, mein Gebieter, zumal, wenn sie ein wenig...erwachsener wird. - Wann wünscht Ihr meine Abreise?“

Er betrachtete sie ein wenig nachdenklich. Er wusste, was sie beruhigen würde und ihn wahrlich nicht stören: „Nun, ich lasse Euch die Wahl. Sofort, oder Ihr leistet mir noch ein wenig Gesellschaft, später, im Bad.“

Sie hatte die wirkliche Wahl, so gut kannte sie ihn, aber es wäre aus mehreren Gründen, nicht zuletzt sehr egoistischen, töricht gewesen sofort abzureisen: „Soll das heißen Euch erfreut meine Anwesenheit heute Abend?“

„Nicht nur Eure Anwesenheit.“
 

Sesshoumaru erhob sich mühsam. Sein Körper war noch immer ungewohnt steif, aber während er sich langsam allein anzog, bemerkte er beruhigt, dass es besser wurde. Ja, heute konnte er sein Zimmer verlassen und es würde niemandem auffallen, dass er noch ein wenig behindert in seinen Bewegungen, in seiner Macht, war. Vater hatte ihm Sayos Urteil mitgeteilt, aber er vermutete, dass sie bereits tot war. Vater war hart, aber nicht übermäßig grausam.

Mutter hatte sich verabschiedet, so dass er wenigstens keine Gefahr lief ihr zu begegnen – und mit den Blicken der Angestellten und womöglich der Frauen und Mädchen musste er eben fertig werden.

Aber es wurde Zeit, dass er einiges klarstellte. Nicht zuletzt, dass er kein Sahnetörtchen, keine Zuckerstange war, um die sich Hundemädchen balgen durften. Und mit Sakura hatte er auch noch ein Wörtchen zu reden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Epilog bringt dieses "Wörtchen" Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kerstin-san
2020-05-03T15:36:35+00:00 03.05.2020 17:36
Hallo,
 
schon ziemlich unüberlegt ausgerechnet eine Nadel zu verwenden, die speziell für einen angefertigt wurde, oder? Da ist die Arroganz wohl mit ihr durchgegangen.
 
Irks, von den Baumwächtern über mehrere Tage hinweg gefressen werden stell ich mir jetzt auch nur so semicool vor. Klingt auf jeden Fall schmerzhaft und langwierig - und das dürfte sowohl seine Eisigkeit als auch die Fürstin bestimmt begrüßen und was sich Sakura jetzt wohl noch anhören darf?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Minerva_Noctua
2015-10-09T09:53:46+00:00 09.10.2015 11:53
Interessante Idee sie von Bäumen fressen zu lassen. Da schaudert es mich glatt.
Als Erstgeborener legaler Sohn sollte es doch auch bei weiteren Brüdern kein rechtliches Problem geben, oder?
Es könnte nur Attentate untereinander geben.
Oh je, die arme Sakura... Was da wohl wieder auf sie zukommt?

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  Weissquell
2015-04-28T23:29:39+00:00 29.04.2015 01:29
Mädel, das war wirklich selten dämlich und gar nicht nötig gewesen... Wärste einfach mit den anderen rausgegangen, wär nuie was rausgekommen. Wie heißt es doch so schön? "Eure Überheblichkeit ist Eure Schwäche!" (Starwars-Exkurs)

Oh man... ich schätze die aktuelle Situation hat durchaus etwas mit einer gemeinsam die Versöhnungss...ähm -beischlaf erfordert. Stressabbau!
Manman diese Story is diesmal aber schon etwas schlüpfrig :-)

Ich hoffe er nimmt Sakura nicht zu hart ran....... oh man immer ich und meine Zweideutigkeiten......du bist schuld!!!

Lass mal hören was da da so bereden :-) Da gibts schon ein 'Wörtchen' das ich gern hören würde. :-)
Von:  Mimiteh
2015-04-16T18:02:33+00:00 16.04.2015 20:02
Mal ein etwas anderer Ausklang - auch wenn der Epilog noch folgt. Diesmal gab es keinen von Sakuras geliebten Monologen, aber diesmal war ja auch Sess das Opfer. - Ich bin ja gespannt, wie du dieses Geschehen hier noch steigern willst, wenn Sess doch schon seit mindestens fünf Krimis der Meinung war, schlimmer ginge es nicht mehr und im nächsten Band gleich die Steigerung für seine armen Nerven kam.

Nun, Sayo ist ersteinmal überführt - und wohl auch gerichtet.
Mami ist auch glücklich, Papi konnte sein Spielchen spielen und Sess ist auf dem Weg der Besserung. Was wollen wir mehr?
Jetzt bin ich bloß noch gespannt, was da auf Sakura zukommt. Sess ist ja nun beinahe alles zuzutrauen...
Von:  Kiushi
2015-04-14T05:27:38+00:00 14.04.2015 07:27
Ich finde dieses Kapitel sehr sehr super. Sowieso die ganze Fanfic :) Auf dieses kleine Wörtchen bin ich sehr gespannt. Hoffentlich machen seine Lordschaft Sakura nicht allzu doll zur Schnecke :)
Freu mich drauf :)
Antwort von:  Hotepneith
14.04.2015 07:57
Danke:) - Der Epilog ist hochgeladen, wird aber wohl einige Zeit brauchen, noch warten zweihundert Kapitel davor auf Freischaltung.


bye

hotep
Von:  Saynaya
2015-04-08T21:01:22+00:00 08.04.2015 23:01
Oh was er wohl mit ihr zu besprechen hat...^^ Oh du verstehst es Spannung aufzubauen! Wieder super Kapi. Ich kann keine anderen Inuyasha Fanfics mehr lesen, weil keines die Charaktere so sicher und unverfälscht rüber bringt wie deine. Also immer schön weiter schreiben!
Von:  DuchessOfBoredom
2015-04-08T18:12:31+00:00 08.04.2015 20:12
Oh, na auf das Wörtchen bin ich schon sehr gespannt :)
Ich freu mich auf das nächste Kapitel und kann jetzt schon sagen, dass es ein besonders interessanter Krimi war, gerade weil Sesshoumaru mal selbst betroffen war und gemerkt hat, dass ihn seine Macht und Stärke nun mal nicht vor allem und immer schützen.

Also bis zum nächsten Kapitel,
LG,
die killerniete


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