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Hundswut

Der 27. Fall Lord Sesshoumarus
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung: Eine Ursache für das Locked-In-Syndrom, der Gefangenschaft bei vollem Bewußtsein im eigenen Körper, ist eine Verletzung der "Brücke" oder "pons" im Hinterkopf, wo sehr viele Nervenbahnen laufen Komplett anzeigen

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Der zweite Schritt

Der Inu no Taishou nickte ein wenig ingrimmig. Wer auch immer an der Wache vorbeigekommen war würde der Posten wissen. Und dann mochte sonst wer seinem Krieger und dem Attentäter gnädig sein. Er jedenfalls sicher nicht.

Und da gab es noch einen.....Wer hatte es verabsäumt ihn über die kritische Lage seines Sohnes zu informieren? Allerdings musste man die Sache vorsichtig anpacken. Der Täter durfte nicht wissen, dass Sesshoumaru zumindest teilweise in der Lage war sich zu verständigen.

Die Fürstin dachte nach, ehe sie langsam sagte: „Die Heilerin war Wasserholen, ehe ich hier eintraf.“

Sakura nickte eilig. Immerhin - zwar nicht ihr Name, aber nicht nur „der Mensch“. Aber worauf wollte die Herrin hinaus? Doch ihre Mitschuld feststellen?

„Wasser und die Belladonnatropfen.“

„Ja, Herrin.“

Die Hundedame blickte seitwärts: „Darf ich eine Bemerkung dazu machen, mein Gebieter?“

Der Inu no Taishou hoffte auf etwas Brauchbares, etwas, wo er endlich etwas unternehmen konnte, zumindest außer Sakura umzubringen, die ja sicher auf Neigis Anweisung hin seinen Sohn so hilflos allein gelassen hatte oder seine eigenen Krieger zu bestrafen: „Nun?“

„Als ich kam lag hier ein Hauch eines seltsamen Geruchs in diesem Raum. Ich nahm erst an es wäre durch die Krankheit mein..unseres Sohnes. Dann jedoch vermutete ich es handelte sich um diese Arznei. Die Witterung alarmierte mich ein wenig, meine Bedenken wurden jedoch beseitigt. Aber ich bin mir nun sicher, eine Person, die kurz zuvor hier war, hatte sich dezent parfümiert, um sich gegen unsere Nasen abzusichern.“

„Eine Frau?“ erkundigte sich der Herr der Hunde sofort, der sich nur zu gut entsann, dass auch die Streuner beteuert hatten eine Dämonin sei bei ihnen gewesen.

„Möglich. Aber nicht zwangsläufig.“

„Eine Frau.“ Sakuras Einwurf ließ gleich drei Dämonen auf sie blicken und ihr wurde sehr warm. Hatte sie in den letzten Jahren nicht lernen müssen, dass Voreiligkeit und Vorlaut schmerzhaft sein konnten, auch, wenn man Recht hatte? Fast Halt suchend griff sie in das Haar des Erbprinzen: „Hier, die Nadel ...es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Haarnadel, und, mit Verlaub, edler Herr, Männer können damit gewöhnlich nicht so zielgerichtet und sicher umgehen.“

„Ich werde zwei meiner Krieger befragen,“ entschied der Fürst: „Ihr, meine Teure, geht in den Frauentrakt. Eure ausgezeichnete Nase wird Euch den Geruch wieder zeigen, sofern sich die Schuldige nicht inzwischen gebadet hat. Allerdings sollte ein Vorwand genannt werden um die Täterin nicht aufzuschrecken.“

Ein kaltes Lächeln der Dame: „Eine neue Zofe? Ihr ward allerdings so freundlich mich überaus reichlich mit Personal zu versorgen.“

„Es muss nur kurz glaubwürdig sein. Kommt. Neigi will Sesshoumaru heilen.“
 

Vor dem Privattrakt der Hausherren trennte sich das Ehepaar. Während die Dame mit scheinbarer Ruhe sich einem anderen Flügel zuwandte, blieb der Hundefürst stehen und betrachtete den Wachposten, der sich instinktiv kleiner machte und wünschte seinen, in Menschenform nicht vorhandenen, Schwanz einziehen zu können.

„Wie lange hast du hier Dienst?“

„Seit vier Stunden, edler Herr.“

„Wer hat in dieser Zeit den Trakt betreten? Außer mir, meiner Gemahlin, Neigi und dessen Schülerin.“ Man konnte auch Zeit sparen.

„Niemand, edler Herr,“ antwortete der Posten kleinlaut. Der Inu no Taishou war wütend, das war für jeden Dämon deutlich zu erkennen.

„Dann zeihst du also Lord Sesshoumaru einer Lüge?“ kam es eiskalt.

„Äh, nein, natürlich nicht.....“ Das wurde immer lebensgefährlicher. „Aber, Herr, ich war doch eigentlich immer hier bis auf...“

„Bis auf?“ Ganz ruhig bleiben und diesen Idioten ausreden lassen. Nur ihn jetzt nicht umbringen!

„Ihr...Ihr schicktet mich doch einen Eilboten zu holen, der dann hier mit mir warten sollte.“

„Wo ist dieser Eilbote jetzt?“

„Das weiß ich nicht, ich habe danach ja meinen Posten nicht mehr verlassen. Neigi schickte ihn weg als er herkam. Zuvor....vor einer halben Stunde, oder so, Herr.“

Dann hatte der Bote ihn verfehlt und würde erst zurückkommen, wenn ihm das klar wurde. Und dieser Attentäter oder eher Attentäterin hatte schlichtweg die Chance gesehen in den Privattrakt zu gelangen, weil der Wächter gerade seinen Platz verlassen hatte. Das Parfüm trug sie dann wohl immer, was die Suche erleichtern sollte. Aus der Aussage des Kriegers ließ sich für ihn allerdings nur der Schluss ziehen, dass er diesen Unglückswurm nicht bestrafen konnte. Es war sein eigener Fehler gewesen hier nicht zwei Posten herzubeordern. Bei einem Feldzug pflegte er ja auch auf Doppelwachen zu setzen. Nur jetzt, im Frieden, im eigenen Schloss, hatte er sich zu sicher gefühlt. Das würde nicht mehr vorkommen. „Bleib hier, bis du durch zwei andere ersetzt wirst.“

„Ja, danke, gnädiger Herr,“ beteuerte der Wachposten aufrichtig. Immerhin hatte der Fürst seine Energie wieder etwas in sich zurückgezogen. Es war ja schön, wenn man einem mächtigen Gebieter dienen durfte – aber weitaus weniger, wenn dessen Energie im Zorn gegen einen selbst gerichtet wurde. Was da nur passiert war?
 

Der Inu no Taishou ging hinunter in den Hof. Er benötigte drei Fragen, dann warf sich der Wächter, der ihm die fatale Meldung gebracht hatte, Sesshoumaru sei mit Tadashi ins Schloss zurückgekehrt, aber eben nur dieses, vor ihm in den Staub. „Legt ihn in Ketten. Wenn ich später gut gelaunt bin werde ich mich selbst mit ihm beschäftigen. Falls nicht werde ich das meinem Sohn überlassen.“ Und wenn es Neigi nicht schaffen sollte....nein, soweit wollte er gar nicht denken....aber wenn, dann würde dieser Narr eine Premiere erleben. Er würde die erste Person werden, die von seiner Gemahlin und ihm gleichzeitig hingerichtet würde, noch vor dem Mörder, der Mörderin.
 

Sesshoumaru war einerseits froh, dass seine Eltern etwas unternahmen, andererseits ein wenig...wie sollte man es ausdrücken, neugierig, wie ruhig Neigis Hand bleiben würde. Immerhin war der alte Heiler kein Narr und konnte sich ausmalen was passierte wenn er ihn umbrachte.

Nein, dachte er dann. Denk nicht daran, dass eine abgebrochene Nadel in deinem Gehirn steckt, denke an deinen Attentäter, eher, die Attentäterin. Die Streuner hatten ausgesagt, aber auch Mutter und Sakura hatten gemeint, es handele sich um eine Frau. Gut. Dann sollte er zu seinen Gedanken von vorher zurückkehren und noch einmal alles durchgehen, aber unter weiblichem Gesichtspunkt.

Sakura hielt seine Haare beiseite, legte ihre andere Hand zwischen seine Schulterblätter, als ob sie ihn fixieren müsste. Neigi ließ sich neben ihm nieder, legte etwas wie eine kalte Schneide an...

Nein, denke nicht daran was sie machen, denke an deinen Mörder!

Eine Frau, auf die folgende Bedingungen zutrafen: Sie war im Schloss, kannte sich hier einigermaßen aus, fiel jedenfalls nicht auf. Eine Frau aber auch, die in der Lage war, durch Geld und Macht die Streuner anzulocken und zu bezahlen. Eine Frau, die klug genug war diesen heimtückischen Plan mit der Tollwut auszuhecken, um selbst heil aus der Sache herauszukommen. Allein aufgrund der Tatsache mit den Streunern fielen praktisch alle Hofdamen sowohl seiner Mutter als auch hier aus dem Schloss weg, die hatten schließlich zwar nicht viel aber doch Arbeitszeiten. Überdies hatten die Meisten nicht gerade viel Gold zur Verfügung. Das hatten nur Dämonen, Hundedämonen, von hohem Rang, aus Fürstenfamilien, und selbst da verwalteten es die Ehemänner.

Soweit so gut.

Er suchte also eine unverheiratete junge Dame aus einem Fürstenhaus, die sich aus irgendeinem Grund von ihm beleidigt gefühlt hatte, und gleich zu derart törichten Mitteln griff. Instinktiv hätte er gern Prinzessin Tokushima gewählt, aber selbst diese reizbare junge Dame besaß so etwas wie ein Gehirn und wusste, dass er ihr erst das Leben gerettet hatte.

Gehirn? Was trieb Neigi da hinten eigentlich? Noch schmerzte nichts.

Nein, denke nicht daran.

Weiter.

Seine potentielle Mörderin hielt ihn für arrogant. Nun ja, vermutlich war er ihr überlegen.

Hm.

Da hatte es mal eine impertinente junge Hundedämonin aus gutem Hause gegeben, die ihn mehr als nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht hatte, wie sehr sie sich doch für ihn interessiere. Auf seine Ablehnung hatte sie etwas von „arroganter Hundebengel“ erwidert – was ihr zugegeben den Rest der Nacht bei Neigi beschert hatte. Aber, wie hatte die bloß geheißen? Er konnte sich doch nicht alle Namen von irgendwelchen Hündinnen merken, die meinten der Erbprinz der westlichen Länder sei so etwas ähnliches wie ein großer Knochen mit viel Fleisch daran oder eine dieser Zuckerstangen, die Menschen so liebten.

Wahrlich, kein Wunder dass seine Eltern noch immer offiziell verheiratet waren – das schützte beide vor aufdringlichen Freiern und heiratslustigen Frauen. Das wäre der einzige irgendwie vernünftige Grund darüber mal mit Tokushima zu reden...
 

Ah! Das tat weh!

Ihm entrang sich ein Stöhnen, dann hörte er Neigi sagen: „Gut. Lass ihn los, Sakura. - Euer Lordschaft, es ist mir gelungen den Rest der Haarnadel zu ziehen. Ich bin überzeugt, dass Eure Selbstheilungskräfte jetzt wirken können. Wir werden Euch behutsam umdrehen und liegen lassen.“ Als Erläuterung für Patient und Schülerin ergänzte er: „Wie festzustellen war stimmt es, dass das Gehirn an sich keinerlei Schmerzempfinden zeigt. Zum Glück drang die Nadel nicht sonderlich tief ein, wenn gleich auch tief genug um etwas zu beschädigen, das hier im Hinterkopf liegt. Aber das wird jetzt, nachdem der Störenfried entfernt ist, gewiss heilen. Vorsicht, Lord Sesshoumaru, ich ziehe Euch auf. Sakura, stütze den Kopf Seiner Lordschaft.“
 

Der Hundeprinz, dem nichts anderes übrig blieb als sich von einem Dämon und einem Menschen aufziehen und umdrehen zu lassen, duldete es mit gewisser Resignation, aber doch der Hoffnung, dass bald ein Ende seines so erbärmlichen Zustandes erreicht wäre. Er musste nur noch seine eigenen Heilkräfte nutzen. Er versuchte Sakura in die Augen zu sehen.
 

Sie bemerkte es und rutschte unverzüglich neben ihn, musterte ihn aufmerksam. „Wollt Ihr etwas mitteilen, Lord Sesshoumaru?“
 

Warum, glaubte sie, sah er sie sonst an? Weil sie so schön war oder er ein Menschenfreund? Was....Ruhig bleiben. So blinzelte er einmal.
 

„Bezüglich Eurer Gesundheit? Nein? Des Attentäters, der Attentäterin.“
 

Ja, du dummes Ding, jetzt frag schon weiter.
 

„Es ist Euch eingefallen, wer es sein könnte?“ Sie war seine Deduktionen gewohnt, ein Monolog, der sachlich und logisch alles begründete. Jetzt selbst fragen zu sollen fiel ihr schwer. „Eine Hundedämonin? - Ja.- Ich bin sicher der edlen Fürstin, Eurer Frau Mutter, wird es gelingen sie zu finden. - Nein? Ihr glaubt, sie hat sich gewaschen? Ja.“ Sie sah ein wenig hilfesuchend zu Neigi.

Der nickte: „Ja, der Plan war sehr gut und sie wird sich keinen Fehler erlauben wollen. Ihr kennt ihren Namen, Lord Sesshoumaru?“
 

Nein, aber bestimmt du, du seniler Kerl, hätte der Hundeprinz gern gesagt.
 

„Seine Lordschaft versucht Euch anzusehen, mein verehrter Lehrer,“ bemerkte Sakura: „Kann es sein, dass Ihr sie kennt?“

„Ich kenne keine Hundedämonin, die sich Ärger mit Seiner Eisig...Lordschaft eingehandelt hatte. Nun ja, ich meine, richtigen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
"Heaven hath no rage than love to hatred turned nor hell a fury like a woman scorned."
Aus: The Moruning bride von Willam Congreve


Das nächste Kapitel bringt denn auch: Die Dame im Spiel Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kerstin-san
2020-05-03T14:57:09+00:00 03.05.2020 16:57
Hallo,
 
cool, dass die Fürstin auch ermittelt! Wird ja langsam ein Familiengeschäft ;)
 
Und wie emsig sich seine Eisigkeit versucht abzulenken, hat auch was witziges. Gut für ihn, dass Neigi so eine ruhige Hand hat und nicht noch mehr Schaden anrichtet.
 
Bezüglich der Hundedämonin, an deren Namen sich Neigi sich erinnern soll, erinnere ich mich glaube ich noch... *mühsam in ihren Erinnerungen rumkramt* In irgendeinen Krimi hatte Sakura doch mal mit einer Hundedame geredet, die sich an ihn rangeworfen hatte. Und wollte die dann nicht sogar noch von Sakura wissen, wie die es angestellt hatte, dass der Prinz sich für sie interessiert?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Minerva_Noctua
2015-10-09T08:23:04+00:00 09.10.2015 10:23
Lasst doch mal Sakura in Ruhe! Ist das Einzige, was sich mir nach den Gedanken von Vater und Sohn aufdrängt.
Ganz ehrlich, Sakura ist nicht nur für einen Menschen gescheit. Sie ist klüger als so mancher Dämon.
*Sakura-Fähnchen-schwenk*
Schön, dass die Nadel fort ist.
Mal sehen, wie sich das auf die Gesundheit der Heiler auswirken wird...

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  Weissquell
2015-04-28T22:25:45+00:00 29.04.2015 00:25
Hach ja, Papa denkt praktisch und lässt den heiler seine Arbeit machen. Und das besser früher als spät. Sohnemann soll ja wieder fit werden.

Fsssss..... *Lufteinzieh* 'bis auf' ist ne gaaaanz schlechte Antwort....

gut gerettet... was man von dem anderen Knilch nun nicht behaupten kann.

<Warum, glaubte sie, sah er sie sonst an? Weil sie so schön war oder er ein Menschenfreund? Was....Ruhig bleiben. > Ach ne *gg* da kommen ja ganz neue Stilblüten zum Vorschein, Herr Youkaiprinz XD

Nanana Neigi... pass auf was du so von dir gibts, du ghängst doch noch an deinem Leben, oder?

Na mal schauen wann Genesung einsetzt und das Gemetzel losgeht XD
Von:  Mimiteh
2015-03-05T20:26:05+00:00 05.03.2015 21:26
OP gelungen, wie es scheint. Alles weitere bleibt abzuwarten.
Bloß Neigi sollte sich in Acht nehmen, wenn Sess sich in absehbarer Zeit wieder bewegen kann... der beinahe-Versprecher am Ende ist gefährlich, sehr gefährlich. Auch wenn Sess seinen Spitznamen kennen wird, ich bezweifle, dass er ihn mag...

Aber Sess' Gedankengänge waren interessant zu verfolgen. Erst muss er sich zu sinnvollen Gedanken zwingen, weil er doch ein wenig... - ich sollte wohl nicht 'Angst sagen, oder? - hat. Seine Schlussfolgerung zum Thema Tokushima war jedenfalls zum Schießen.
Und nun bleibt also nur die Identität der verschmähten Dame fraglich... oh oh...


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