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Hundswut

Der 27. Fall Lord Sesshoumarus
von

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Nach Hause

Ein junger, schwarzhaariger Hundedämonenkrieger, noch recht neu im Heer des Fürsten, schritt durch den Wald. Er war ein wenig rundlich und seine großen Ohren hingen schlapp an seinem Kopf hinunter. Das zog eine Menge Spott seiner Kameraden auf ihn – nicht, dass ihm das viel ausgemacht hätte. Als jüngster von drei männlichen Welpen eines Wurfes, dazu noch mit zwei jüngeren Brüdern gesegnet, war man allerlei gewohnt. Überdies erfüllte er die Ansprüche seiner Lehrer, zur Beruhigung seines Vaters, der immerhin gleich fünf Söhne unterzubringen hatte. Darum hatte ihn der Ausbilder auf diese eigentlich sinnlose Patrouille so nahe am Schloss geschickt, wo er von anderen entfernt war, aber auch in Unerfahrenheit nichts anstellen konnte.

Jetzt bemerkte Tadashi die seltsame Szene im Wald. Das war doch der Erbprinz? Was machte der da? Nun, das hatte ihn nichts anzugehen und Lord Sesshoumaru war auch nicht dafür bekannt über Störungen jeder Art großzügig hinweg zu sehen, aber...

Tadashi beschloss sich vorsichtig zu nähern. Wenn der Prinz ihn wegschickte, war es eben so. Aber nie zuvor hatte er diesen mit geschlossenen Augen an einem Baum lehnen sehen, sein linkes Bein kaum belastend, die Hände herabhängend. Meditierte dieser?

„Äh, Lord Sesshoumaru?“ erkundigte er sich vorsichtig aus fast acht Metern Distanz. Das würde ihm nicht das Leben retten, falls der Sohn des Herrn ihn töten wollte, aber doch hoffentlich signalisieren, dass er keine Störung darstellen wollte.

Dieser öffnete die Augen, sichtlich mühsam.

Tadashi nahm all seinen Mut zusammen. Wenn Seine Lordschaft verletzt war, obwohl man kein Blut erkennen konnte, musste er ins Schloss gebracht und der Herr benachrichtigt werden. Nicht auszudenken, was der Inu no Taishou mit ihm selbst anstellen würde, ließe er seinen Sohn hier im Wald einsam sterben: „Lord Sesshoumaru? Ich...darf ich Euch ins Schloss begleiten?“

Was für eine Frage, dachte der Dämonenprinz. Allein dafür hätte er diesen Narren mit Wonne ins Jenseits befördert. Leider war das definitiv nicht möglich. Im Moment zumindest, da beide Arme und das linke Bein nun vollständig gelähmt waren. Bedauerlicherweise konnte er nicht mehr sprechen...aber...ja, doch. Vater, dessen Schloss bot Hilfe, Zuflucht....und Gnade sonst wer diesem Narren von Hundedämon, wenn der auch nur ein Wort über diese peinliche Lage verlor.

Tadashi überlegte nicht länger. Er hatte schließlich zwei jüngere Brüder, ungefähr im Alter des Erbprinzen, und konnte sich daher ausmalen, dass nur schiere Notwendigkeit den dazu zwang, so stehen zu bleiben, ja, nicht einmal ihn wegzuschicken. Ohne Zögern legte er den Arm um den gepanzerten Körper, nur bemüht den Schwertabfangdornen auszuweichen. Wie seltsam schmal und leicht Lord Sesshoumaru war – und das, wo es doch hieß, der sei nach seinem Vater der stärkste Dämon in ganz Japan. Was hier wohl passiert war? Gleich. Erst einmal war es wichtig seine Pflicht gegenüber seinem Herrn, Heerführer und Fürsten zu tun, und dessen einzigen Sohn in das sichere Schloss zu bringen.
 

Es wurde in bitterer Weg für Sesshoumaru. Er spürte nur zu deutlich, wie sich der Dämon neben ihm anstrengen musste, fühlte auch die Kälte der Lähmung immer weiter in seinem rechten Bein ansteigen. Irgendwann müsste der ihn wohl komplett tragen...welche Schande, welche Erniedrigung....

Aber sein noch immer wacher Verstand bescheinigte ihm, dass ihm dieser Narr wohl soeben das Leben rettete. War das die Antwort auf seine stummen Rufe nach Vater?
 

Tadashi starrte auf den Boden, mühte sich Schritt um Schritt. Das Gewicht, das ihm zuvor so leicht erschienen war, nahm immer mehr zu, und er konnte nur vermuten, dass der Erbprinz erschöpfter wurde, sich kaum freiwillig derart auf ihn stützte. Hoffentlich gelang es ihm Seine Lordschaft lebendig nach Hause zu bringen.

Daher war er mehr als froh das Schloss vor sich zu sehen, die Kameraden am Tor. Noch aus der Entfernung schrie er: „Neigi zu Lord Sesshoumaru! Und benachrichtigt den Herrn!“

Na schön, gab der Dämonenprinz widerwillig zu, da dachte wer mit. Mittlerweile war es ihm unmöglich geworden die Augen offenzuhalten. Hoffentlich fand Neigi raus, was mit ihm geschehen war, Vater...

Tadashi blickte vorsichtig zu seiner Last: „Ich...ich darf Euch in Eure Räume begleiten....“ Nun ja, momentan blieb Seiner Lordschaft kaum etwas anderes übrig, aber selbst der junge Krieger hatte schon von Zwischenfällen gehört, bei denen sich gezeigt hatte, was Sesshoumaru davon hielt beleidigt zu werden. Nur immer schön höflich bleiben und nicht vergessen, dass der Kerl ihn ohne Mühe in Stücke reißen konnte, wäre er nur wieder erholt.
 

Neigi, der alte, etwas aus der Form geratene, Heiler, betreute soeben einen menschlichen Patienten, wohlweislich seine Schülerin dabei aus mehreren Gründen anwesend habend. Zum Einen war dies eine Lehrstunde für Sakura, zum Anderen entspannte es die Menschen einen Artgenossen im Raum zu sehen. Obwohl sie oft Tage, ja, Wochen anreisten und er ihre einzige Hoffnung war – er war nun einmal ein Dämon.

So sah er stirnrunzelnd auf als ein Krieger hereinstürzte: „Was soll das?“ Er hatte Sprechstunde und da hatten auch die Dämonen zu warten.

„Ihr sollt sofort zu Lord Sesshoumaru...er...er scheint verletzt.“

Seine Lordschaft? Verletzt? Noch dazu so schwer, dass er einen Heiler wollte? Unverzüglich? Neigi erhob sich mehr als besorgt: „Meine Tasche, Sakura. - Ich komme später wieder..“ wandte er sich noch an seinen menschlichen Patienten. „Jetzt ruhe dich hier etwas aus. Gewöhnlich müsstest du dich nach diesem Trank sowieso zur Ruhe legen und danach wird es dir besser gehen.“
 

Nur Minuten später standen der Heiler und seine Schülerin im Schlafzimmer des Prinzen, beide zu geübt um ihren Schrecken nicht verbergen zu können. Tadashi, der nicht gewagt hatte zu gehen, atmete sichtbar auf.

Neigi betrachtete den regungslosen Körper auf der Matte: „Ist er bewusstlos?“

„Es scheint so, ehrwürdiger Neigi,“ sagte Tadashi. „Ich darf Euch alles berichten, was ich weiß?“

„Ja.“ Der Heiler kniete neben seinem Patienten nieder und tastete nach dessen Halsschlagader, während der junge Hundekrieger erzählte. „Dann wird der Herr gleich kommen,“ konstatierte Neigi abschließend: „Wie ist dein Name?“

„Tadashi.“

„Du hast umsichtig gehandelt, Tadashi. - Geh nun. Wenn der Fürst dich sprechen will, wird er nach dir schicken.“ Er löste die Schulterspange der Rüstung Sesshoumarus, die Klammern und nahm den Panzer ab, ohne die Anderen weiter zu beachten.

Immerhin ein Lob, dachte der junge Krieger, als er sich erhob. Vielleicht musste er dann keine Todesangst haben, wenn ihn der Inu no Taishou rufen ließ. Fürsten hatten es vermutlich nicht sonderlich gerne wenn ihren Erben etwas zustieß, zumal ihrem Einzigen. Er verließ den Raum, nicht, ohne einen Blick auf die schwarzhaarige Heilerschülerin geworfen zu haben, die sich höflich hinter ihren Lehrer gekniet hatte, offensichtlich auf eine Anweisung wartend. Er hatte gehört sie sei Sesshoumarus Geliebte – aber anscheinend hinderte sie das nicht sachlich zu bleiben. Erstaunlich für einen Menschen, soweit er wusste.

Kaum waren sie allein, wandte Neigi den Kopf: „Ich hebe Seine Lordschaft etwas empor, du ziehst ihm die Oberbekleidung aus. Man sieht kein Blut, aber er ist kaum ohne guten Grund in diesem Zustand.“

Sakura rückte näher. Nun ja, sie hatte oft genug schon Männer unbekleidet gesehen, auch ihn, aber es war doch etwas anderes einem Bewusstlosen die Kleidung abzustreifen. Dabei bemerkte sie etwas Seltsames: „Es...es ist keine Muskelbewegung da....Kann eine Ohnmacht so tief sein, verehrter Lehrer?“

„Ohne weiteres. Aber mich beunruhigt mehr Tadashis Bericht, dass Lord Sesshoumaru offenbar noch bei vollem Bewusstsein war, als er ihn traf, jedoch bereits Lähmungserscheinungen zeigte, die sich auf dem Weg hierher verstärkten. Ich fürchte, wir sehen hier eine fortschreitende Lähmung vor uns.“

Gift war doch unmöglich gegen Seine Eisigkeit, hatte sie geglaubt: „Wundstarrkrampf?“ Aber auch damit sollte er doch fertig werden, er war so stark...

„Möglich, meine Schülerin. Aber ich sehe am gesamten Oberkörper keine Wunde....Sieh dir den Rücken an, ich halte ihn aufrecht....Auch den Nacken.“ Auch Hände und Gesicht zeigten keine Spuren von innerlich verabreichtem Gift...

Sie strich vorsichtig das silberne Haar des Hundeprinzen beiseite. Wie oft hatte sie sich schon gewünscht das berühren zu dürfen - aber nun hatte ihre nüchterne Professionalität keinen Sinn für die einmalige Situation. „Keine Verletzung, keine Prellungen....“

Neigi legte seinen Patienten behutsam auf die Matte: „Dann suchen wir an den Beinen und dem Unterkörper.“ Unwillkürlich blickte er zur Tür. Wo bloß der Herr blieb? Es stand kaum zu erwarten, dass der Fürst auf eine solche Nachricht nicht unverzüglich reagieren würde.
 

Bedauerlicherweise hatte der ausgesandte Hundedämon dem Inu no Taishou schlicht die Nachricht überbracht, dass sein Sohn in Tadashis Begleitung im Schloss eingetroffen sei – eine Meldung, wie sie bloß ein Krieger machen konnte, der nie weit aufsteigen würde: richtig aber gehirnlos.

Der Herr des Hauses erwartete daher nur, dass Sesshoumaru ihn aufsuchen oder auch gleich sich zu einem seiner Lehrer aufmachen würde, und wunderte sich einzig ein wenig, dass seine Schlosswachen ihm so dringend davon Bericht erstatten wollten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Da könnte jemand noch Ärger bekommen...
Das nächste Kapitel vervollständigt die medizinische Untersuchung des Opfers und bringt eine erste ärztliche Diagnose. Eine fatale. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kerstin-san
2020-05-03T13:55:05+00:00 03.05.2020 15:55
Hallo,
 
na Hauptsache sein Gehirn ist noch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden und er kann gedanklich noch die Augen verdrehen xD Mal ehrlich, da macht die Wache alles richtig, ist die ausgesuchte Höflichkeit in Person und dann ist das auch wieder nicht richtig. Hach, dieser Hundedämon...
 
Hm, Gift war auch mein erster Gedanke. Aber wenn es keinen Biss oder sowas gibt, dann hat er es vielleicht irgendwie eingeatmet oder so?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Minerva_Noctua
2015-10-08T20:05:36+00:00 08.10.2015 22:05
Ich muss bei Tadashi an einen Cockerspaniel denken:)
Sehr schöne Situationsbeschreibungen.
Neigt und Sakura in Aktion sind wirklich interessant.
Vermutlich versteht Sesshoumaru jedes Wort. Gut also, wenn alles professionell abläuft.
Okay, ein so wenig entgeisterter Krieger, ob einer solchen Botschaft ist mir unverständlich. Dieser Übermittlungsfehler ist gekonnt jämmerlich.
Herr je, armer Vater.

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  Weissquell
2015-01-18T21:24:13+00:00 18.01.2015 22:24
Hmmm... ich glaube in einer 'Crossing Jordan'-folge gabs mal sowas ähnliches :-) Also wenn meine Vermutungen richtig sind.
Das kam in Asien ab und zu mal vor und ich weiß auch was man damals mit solchen... Patienten gemacht hat.
Aber noch ist ja nicht ganz klar wie ihm das Ganze zugefügt wurde. Also warten wir mal die nächsten Kapitel ab.
Ich kann mir Sakura lebhaft vorstellen, dass ihr aus verschiedenen Gründen mulmig zumute ist ihren Herrn so... entblößt zu sehen. :-)
Das wird ihr sowohl gefallen als auch nicht gefallen. ;-)
Und was Sesshomaru betrifft. Ich denke der wird bald die Gelegenheit bekommen an seiner... Charakterstärke zu arbeiten. Ganz ruhig und friedlich! :-)

Na warten wirs mal ab!
Antwort von:  Hotepneith
19.01.2015 08:48
Danke für die Kommentare.

Äh, an seiner Charaterstärke zu arbeiten ist wunderschön formuliert. Ja, das kann man so bezeichnen^^ Richtig schön beschrieben. Und so höflich formuliert....


bye

hotep

Er hat mir fast schon leid getan, als ich das schrieb, aber er ist so ein schönes Opfer für so etwas...
Von:  DuchessOfBoredom
2015-01-15T16:07:44+00:00 15.01.2015 17:07
Oh, das verspricht ja sehr spannend zu werden - vielleicht einer der interessantesten Fälle überhaupt (wobei sie ja im Grunde alle grandios sind ;) )Ich freu mich schon sehr aufs nächste Kapitel und auf jeden Funken Licht im Dunkeln dieser Geschehnisse :)

Liebe Grüße,
die killerniete
Antwort von:  Hotepneith
16.01.2015 10:33
Oh, danke.

Schön mal wieder von dir zu hören - wobei ich ja sah, dass du mitliest:)

ich hoffe, es bleibt spannend - oder eher zum Mitleiden^^

bye

hotep
Von:  Flecki49
2015-01-15T09:03:47+00:00 15.01.2015 10:03
Ach du jeminee! Und ich hab mich schon gefragt, wo der Inu no Taisho bleibt, er hat seinen sohn doch eigentlich ganz gern.
Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Sakura hat recht, Gift erscheint eher unlogisch, dennoch ist es ja nicht weiter verwunderlich, wenn er nicht gegen JEDES Gift gefeit ist... Ich meine, die Giftseide aus deinem ersten Krimi hätte ihn über kurz oder lang doch sicher auch umgebracht, oder? So genau weiß ich das nicht mehr... Ufff. Naja. jetzt heißt es abwarten. Ich bin schon gespannt! Tadashi ist ein guter Kerl. Sieht man ja auch schon an seinem Namen ;) Ich mag ihn.
Liebe Grüße
Flecki
Antwort von:  Flecki49
15.01.2015 17:04
Ach so, eins noch: Nur Minuten später standen der Heiler und seine Schülerin im Schlafzimmer des Prinzen, beide zu geübt um ihren Schrecken nicht verbergen zu können
Was willst du uns mit dem Satz sagen, sind sie so geübt, ihren Schrecken verbergen zu können, oder sind sie, obwohl sie so geübt sind, nicht in der Lage, ihren Schrecken zu verbergen? Ich tippe auf ersteres, aber man weiß ja nie ;) Ansonsten aber wie immer top!
Antwort von:  Hotepneith
15.01.2015 17:19
Ah, danke:) Sowohl für den ersten Kommetnar als auch für die zweite Bemerkung:

Ja, es sollte ein Doppelsinn werden...so nach dem Motto: sie erstarren vor Schreck, sorgen aber dafür, dass Tadashi es nicht mitbekommt.





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