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Finsterer Seelenmond mit Sahnehaube

oder: Der dunkle Lord und die süße Schnitte
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser,

erst mal vielen Dank in unser beider Namen für 25 Favos und so viele liebe Kommentare :) Ihr merkt, so langsam wird es richtig spannend! Die Geschichte nimmt ihren Lauf und ich bin wirklich gespannt, wo das hinführen wird. Nochmals zu Erinnerung: Es gibt keinen vorgeschrieben Plot! Jedes Kapitel wird auf dem vorhergehenden aufgebaut, ohne dass ich oder Seelenfinster wissen, was die jeweils andere geschrieben hat und wie sie die Geschichte weiter führt! Tatsächlich ist es so, dass ich ihr und sie mein Kapitel erst am Tag des Uploads zu Gesicht bekommen (bestenfalls ein paar Tage vorher, wenn es noch Korrektur gelesen wurde)... ihr könnt euch also vorstellen, dass wir selbst auch immer wahnsinnig gespannt sind! In diesem Sinne... viel Spaß :) Komplett anzeigen

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Kapitel 6 - Ein Plan nimmt seinen Lauf (CreamOverMoon)

Kapitel 6 - Ein Plan nimmt seinen Lauf
 

Ein schiefes Grinsen zierte sein feminin geschnittenes Gesicht. Nun, sein Plan hätte zwar anders verlaufen sollen, aber dieser unerwartete Ausgang versprach einiges an Überraschung. Voller Spannung verfolgte er die Flugroute Sesshoumarus. Ein belustigtes Glitzern blitzte durch seine blutroten Augen und seine Mundwinkel zuckten noch weiter nach oben, als sein Blick an der toten Miko in den Armen des Hundedämons hängen blieb.

Endlich war sie tot! Nie wieder würde ihm dieses Miststück dazwischenfunken können! Ein boshaftes Kichern drang aus Narakus Mund und seine Augen weiteten sich. Er riss sie auf, voller Belustigung und starrte auf den Inudaiyoukai. Schließlich begann er zu lachen, immer lauter und aus vollstem Halse – so lange, bis er sich kaum mehr halten konnte, die Arme um seinen Leib schlang und sein irrer Blick sich voller Genugtuung erneut auf das Bild des ungleichen Paars richtete. Wie amüsant! Der Herrscher des Westens trug eben jene tote Miko durch die Lüfte, welche einzig und allein in der Lage gewesen wäre Naraku gefährlich werden zu können! Und das Beste an der Sache war, wie der Spinnenhanyou durch einen detaillierteren Blick erfassen konnte, dass Sesshoumaru überhaupt nicht erfreut darüber war diesen toten Menschen mit sich herumzutragen. Kurz tauchte in Narakus Kopf die Frage nach dem Warum auf. Doch letztendlich konnte es ihm vollkommen egal sein. Tatsache war, dass Kagome tot war und er damit sich selbst gestärkt und all sein anderen Widersacher geschwächt hatte – offensichtlich inklusive des Lords. Sein Blick verfinsterte sich und abermals machte sich ein bösartiges Lächeln auf seinem Gesicht breit. Er würde gewinnen. Unwillkürlich zuckten seine Hände in die Innentasche seines Haoris und umfassten die glatte Oberfläche des schwarzen Juwels. Noch war es nicht komplett, ein paar wenige Splitter fehlten noch. Doch Naraku hatte Zeit, nun da SIE tot war. Ohne SIE war diese „Wohltäter-Gruppe“ ein Nichts und stellte keine Gefahr mehr da. Ein Kribbeln wallte durch seinen Leib, als er sich voller Vorfreude in allen Details ausmalte, wie er Inuyasha und sein Rudel leiden lassen und schließlich hinrichten würde. Er würde sich etwas ganz Besonderes überlegen! Naraku gluckste gedankenverloren vor sich hin und als ein kaum hörbares, unnatürliches Pfeifen durch die Luft sirrte, drehte er seinen Kopf und betrachtete voller Zufriedenheit seinen eigenen Juwelendetektor.
 

Mit gesenktem Haupt stand Kikyou vor dem dunklen Hanyou und wagte nicht aufzusehen. Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit des kargen Raums und er hatte keine Probleme die tote Miko in den Schatten auszumachen. Die schwarzen Strähnen ihres Ponys hingen ihr tief in die Stirn, ihr Blick war verschleiert. Sie hatte seinen Plan nicht ausführen können und zu allem Überfluss hatte sie auch noch Kagome getötet. Die Untote schluckte schwer und senkte den Kopf noch ein wenig tiefer. Ein kaum merkliches Zittern ging durch ihren kalten Körper, als sich die Angst Stück für Stück ausbreitete. Da erhob sich Naraku und schritt langsam auf sie zu, ein diabolisches Grinsen auf den schmalen Lippen. Oh ja, habe nur Angst, kleine Kikyou! Voller Vorfreude starrte er sie an. Er würde sie bestrafen und gleichzeitig belohnen für das, was sie getan hatte. Wenn sie nur wüsste! Mit einem Streich hatte sie all seine Probleme weggefegt. Wie ein Sturm hatte sie gewütet und ohne es wirklich zu wissen, hatte sie Naraku einen entscheidenden und unschätzbaren Vorteil verschafft, obwohl dies so nicht sein Plan gewesen war. Das Blatt hatte sich gewendet und das Schicksal war nun auf seiner dunklen Seite; Kagome tot, die Gruppe geschwächt und sogar der große Lord des Westens war nicht mehr Herr seiner Sinne. Mit flattrigen Lidern blickte sie auf, direkt in Narakus amüsiertes Gesicht. Unverhohlen starrte er sie an und abermals drang ein heißeres Kichern aus seiner Kehle. Mit kühlen Fingern umfasste er ihr Kinn und zwang sie ihm in die rot leuchtenden Augen zu sehen. Scham und Angst las er in ihrem verängstigten Blick und ohne es zu wollen, stachelte Kikyou sein Vorhaben weiter an. Sie würde um Gnade winseln und gleichzeitig um mehr betteln. Die Dunkelheit würde sie restlos verschlingen.
 

Leise raschelte der weiße Stoff, als eine hochgewachsene Gestalt auf einer kleinen, versteckten Lichtung landete. Er hatte eine tote, junge Frau in den Armen. Vorsichtig legte er die Schwarzhaarige in das weiche Gras und sah sich wachsam um. Ohne Vorwarnung durchzuckte ein giftgrünes Licht die Luft, augenscheinlich willkürlich. Doch im nächsten Moment regneten Wespenleichen aus den rings umstehenden Bäumen herab. Zufrieden ließ Sesshoumaru seinen Blick durch das Unterholz und die Baumwipfel schweifen und stellte fest, dass er jede Einzelne dieser verdammten Saimyousho erwischt hatte. Wie immer hatte sich Naraku, dieser Feigling, aus dem Staub gemacht und die Drecksarbeit seinen Insekten überlassen. Ärgerlich knurrte der Inuyoukai. Er war so sehr durch die tote Miko abgelenkt gewesen, dass er diese unverschämte Verfolgung erst vor wenigen Minuten bemerkt hatte. Angewidert richtete er sein Augenmerk auf besagte Frau. Dieses verdammte Weib schwächte ihn und seine Sinne! Er musste sich ihrer so schnell als möglich entledigen. Entschlossen nahm er sie wieder auf den Arm und erhob sich erneut in die Lüfte. Diesmal achtete er penibel darauf nicht verfolgt zu werden.

Er rümpfte die Nase und versuchte angestrengt durch den Mund zu atmen, doch sein Geruchssinn war einfach zu fein. Dieser Gestank! Menschliches Blut und Tod. Wie er diesen miefigen, süßlichen Geruch verabscheute und dennoch... Nachdenklich lagen seine goldenen Augen auf Kagome. Ihr eigener Geruch, der ihn aus ihm unbekannten Gründen so faszinierte, war kaum mehr vorhanden und irgendetwas in seinem Inneren hieß das überhaupt nicht gut, schrie geradezu vor Zorn über diesen Umstand auf. Verärgert zog Sesshoumaru die Augenbrauen zusammen und schnaubte. Er war wütend! Wäre er nicht der Meister der Selbstbeherrschung, so wäre dieser Wald, der gerade unter ihm vorbeizog, in zwei Minuten kein Wald mehr. Der Inu atmete tief durch den Mund ein, versuchte sich zu beruhigen. Immer wieder fragte er sich, warum dieses Menschenweib so unglaublich dämlich war und sich in die Flugbahn des Pfeils geworfen hatte. Sie wollte ihn beschützen, aber warum? Und warum nahm er sie mit? Seine Gedanken schweiften wieder zu Tenseiga. Gut, er sollte sie retten, wieder zum Leben erwecken. Doch was für eine Rolle spielte sie für ihn und vor allem er für sie? Die Gedanken kreisten in seinem Kopf umher und wurden mehr und mehr zu einem dicken Knäuel. Ein unangenehmes Pochen in der rechten Schläfe kündigte Kopfschmerzen an. Genervt ließ er den Blick über die Landschaft schweifen und machte einen kleinen Bachlauf am Waldrand aus. Zielstrebig flog er dort hin und landete federweich am Flussufer. Er legte die tote Miko auf weichem, dunkelgrünem Moos ab und versuchte seine verworrenen Gedanken in den Griff zu bekommen, bevor der Schmerz in seinem Kopf noch unerträglicher wurde. Er kniete sich neben sie und zog mit einem Ruck den Pfeil aus ihrem Oberkörper. Ließ man ihr blutdurchtränktes Oberteil außer Acht, sah sie aus, als würde sie friedlich schlafen. Ihr Gesicht war vollkommen entspannt und man könnte fast meinen, dass sie einen schönen Traum hatte. Sein Blick ruhte eine Weile auf ihrem zugegeben schönen Antlitz und er versuchte seine Gedanken zu sortieren. Plötzlich, aus einem Impuls heraus, strich sein Zeigefinger an ihrer Wange entlang und für einen Moment war sein Blick weniger kühl als sonst. Ihre Haut war noch warm und so schön weich... Erschrocken zuckte seine Hand zurück, als ihm bewusst wurde, was er da tat. Sofort richtete er sich auf und schüttelte kurz den Kopf. Sesshoumaru knurrte leise und gefährlich und schloss die Augen. Ihr Anblick brachte ihn aus dem Konzept.

Am besten, er legte die Fakten auf den Tisch und ging strategisch an die Sache heran. Er mochte ihren Geruch, obwohl sie ein schwacher Mensch war. Widerwillig gestand er sich dieses Detail ein. Wenn er diesen Gedanken zuließ, würde ihr Duft ihn nicht wieder ablenken. Zweitens: Sie wollte sein Leben retten. Darauf konnte er sich keinen Reim machen und schob daher den Punkt an das Ende der Liste. Drittens, er hatte sie mitgenommen um sie zu retten. Doch warum? Seine goldene Augen schweiften zu Tenseiga, das an seiner Hüfte festgeschnallt war. Prüfend ruhte sein Blick auf dem mächtigen Schwert. Er wartete, zehn Sekunden, zwanzig. Eine Minute. Nichts geschah. Irritiert fuhr seine Hand an den Schwertgriff. Sollte Tenseiga nicht pulsieren? Hatte etwa nicht das Schwert seinen Rettungsimpuls ausgelöst? Nach logischem Verständnis offensichtlich nicht. Sesshoumaru dachte kurz nach und schob seinen Instinkt auf seine angeborene Ehre. Er, der große Lord der westlichen Ländereien und Herr der Hunde, war niemandem etwas schuldig! Diese Frau hatte sein Leben für ihn gegeben – auch wenn es nicht nötig war. Also gebot es ihm seine Ehre und sein Stolz dies wieder gut zu machen. Zufrieden nickte er und stellte sich breitbeinig und bereit vor sie, zog Tenseiga und wartete auf die Gestalten der Unterwelt. Er würde der Miko ihr Leben wieder geben und sie zur Rede stellen. Dann waren sie quitt und er aus diesem verworrenen Theaterspiel heraus. Die leise flüsternde Stimme in seinem Hinterkopf, die munter vor sich hin murmelte, dass er sich nicht aufgrund seiner Ehre und seines Stolzes zur Rettung entschieden hatte, überhörte er geflissentlich.
 

Inuyasha kniete am Boden und schnüffelte an der Stelle, an der ein paar Stunden zuvor noch Kagome gelegen hatte. Miroku stand hinter ihm und wartete ab, dass der Hanyou die Richtung ansagte, in der Sesshoumaru mit Kagome verschwunden war. Neben ihm stand Kirara mit Sango und Shippo auf dem Rücken, bereit sofort los zufliegen. Die gerade aufgehende Sonne tauchte das Land in goldenes Licht und kündigte einen schönen, sonnigen Tag an. Die Gruppe hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, eher im Gegenteil! Frohen Mutes hatten sie sich sofort auf den Weg gemacht, als Shippo sie auf die Idee mit Tenseiga gebracht hatte. Ob Sesshoumaru sie schon wieder erweckt hatte? Warum sonst sollte er sie mitgenommen haben? Zwar waren alle voller Tatendrang und freuten sich auf das Wiedersehen mit Kagome, doch Miroku hegte noch leise Zweifel. In den hintersten Ecken seines Verstandes nagten sie ununterbrochen und legten einen Schatten auf seine sonst so klaren, blauen Augen. Er traute der Sache nicht. Wieso hatte der Lord die junge Miko nicht gleich an Ort und Stelle wieder erweckt, sondern sie mitgenommen? Irgendetwas war faul. Doch noch behielt er seine Gedanken für sich, wollte er doch die Hoffnung der anderen nicht zerstören. Wer wusste das schon, vielleicht zerstreuten sich die Zweifel letzten Endes doch noch.
 

Aufgeregt sprang Inuyasha auf die Füße.

„Da entlang!“, rief er und ohne eine Reaktion seiner Freunde abzuwarten preschte er auch schon los. Er wollte keine Sekunde mehr verschwenden! Entweder sein verdammter Halbbruder hatte seine Kagome schon wieder aus dem Reich der Unterwelt geholt, dann würde er ihn zur Rede stellen, warum er sie mitgenommen hatte – mit Gewalt wenn es sein musste. Oder er würde es selbst machen und wenn er seinen Bruder dafür töten müsste um an Tenseiga zu kommen. Komme was wolle, er würde alles tun um Kagome zu retten!

Übermenschlich schnell schoss der Inuhanyou durch den Wald, von Ast zu Ast, dicht gefolgt von Kirara und seinen Freunden. Immer wieder hielt er inne und hob die Nase prüfend in die Luft, wechselte zwischendurch die Richtung. Er hatte ihren Geruch fest im Kopf und würde ihn überall ausmachen können.

Gegen Mittag kamen sie atemlos an einem Waldrand an. Miroku keuchte schwer, war er doch die ganze Zeit gerannt und stütze sich nun mit seinen Händen auf den Knien ab. Sango, immer noch etwas geschwächt, ließ sich von Kiraras Rücken gleiten und gesellte sich an die Seite des Mönchs. Abwartend sahen sie zu Inuyasha.

„Es ist nicht mehr weit, sie muss ganz in der Nähe sein!“, sagte er und drehte sich zu seinen Begleitern um.

„Und, ist sie am Leben?“, fragte Sango voller Hoffnung. Der Halbdämon schüttelte den Kopf und blickte leicht irritiert in die Richtung, in der er Kagome und seinen Halbbruder vermutete.

„Ich glaube nicht. Es klebt immer noch der Geruch des Todes an ihr... ich verstehe es nicht. Aber Sesshoumaru ist auch noch dort, ich kann ihn riechen, ganz nah bei ihr!“, erläuterte Inuyasha und starrte nach Osten. Sango zog die Augenbrauen zusammen und tauschte einen verwirrten Blick mit Miroku aus. Dieser sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

„Dann lasst uns nachsehen, irgendetwas scheint da nicht zu stimmen!“, sprach er mit ernster Stimme und setzte sich in Bewegung. Doch kurz hielt er inne. „Inuyasha, bitte geh nicht gleich auf deinen Bruder los. Erst mal sollten wir herausfinden, was passiert ist!“, wandte er sich nochmals an den Hanyou.

Inuyasha knurrte leise und nickte widerwillig.

„Keh, wegen mir“, kommentierte er und lief los.
 

Wenig später kam die Gruppe an einem Bachlauf an und auf der anderen Seite des kleinen Flusses sahen sie Sesshoumaru an einen großen Felsen gelehnt sitzen. Er schaute nicht zu ihnen auf, obwohl er sie zweifellos schon vor einer Ewigkeit bemerkt haben musste. Sein Blick war nachdenklich auf den Boden vor ihm gerichtet und er sah verärgert aus. Miroku stutze. Wann schon konnte man eine Gefühlsregung im Gesicht des Lords ablesen? Doch bevor er etwas sagen konnte, stürmte Inuyasha schon los, kopflos wie immer. Der Mönch schüttelte den Kopf und beeilte sich zusammen mit den anderen hinterher zu rennen.

„He, Sesshoumaru! Was hast du gemacht?“, schrie der Inuhanyou wütend. Er kam ein paar Meter vor dem Daiyoukai zum Stehen und wollte schon eine neue Schimpftirade loslassen, als er plötzlich mitten in der Bewegung inne hielt. Entsetzt starrte er auf Kagome. Sie lag direkt vor seinem Halbbruder im weichen Moos und schien zu schlafen. Doch ihre weiße Bluse war dunkelrot. Der abscheuliche Geruch des Todes waberte um sie herum. Sofort stürzte Sango zu ihrer Freundin und packte sie bei den Schultern.

„Kagome! Sag doch was, oh Kagome!“, rief sie verzweifelt und erste Tränen bahnten sich ihren Weg und verschleierten den Blick der sonst so stolzen Dämonenjägerin.

„Wa...was hast du gemacht, du Bastard? Warum hast du sie mitgenommen und wieso zum Teufel liegt sie hier immer noch tot?“, schrie Inuyasha seinen Halbbruder an. Kühl richtete der Angesprochene seinen Blick nach oben. Der weißhaarige Hanyou knurrte laut und setzte zum Sprung an. „Wo ist Tenseiga, du Bastard? Gib es mir!“ Sesshoumaru nickte gelangweilt nach links und Inuyasha blieb wie angewurzelt stehen. Unweit von Kagomes Leiche steckte das heilende Schwert im Erdboden. Verwirrt schweifte sein Blick zwischen Sesshoumaru und dem Schwert hin und her. Da schaltete sich Miroku ein.

„Sagt, Sesshoumaru-sama, habt ihr versucht sie wieder zu erwecken?“, fragte er vorsichtig und höflich nach. Spannung lag in der Luft und jeder schien den Atem anzuhalten. Der Blick des Daiyoukai wurde hart und eiskalt. Er erhob sich.

„Versuch du es doch, Inuyasha“, war sein Kommentar, bevor er sich abwandte und in die Ferne blickte. Inuyasha blinzelte mehrmals, bevor er registrierte, was Sesshoumaru da gerade von ihm verlangt hatte. Er sollte Tenseiga schwingen? Na, das ließ er sich nicht zweimal sagen! Mit einem Satz war er bei dem Schwert, zog es in einer fließenden Bewegung aus der Erde und hielt es über Kagome. Mehrmals schlug er es surrend durch die Luft, doch es passierte nichts. Einfach gar nichts. Immer wütender und fordernder wurden seine Bewegungen.

„Sesshoumaru!! Was hast du mit dem Schwert gemacht?“, verlangte der Inuhanyou schließlich zu wissen. Er atmete schwer und sein hasserfüllte Blick stierte auf den Rücken des Lords. Immer noch hielt er Tenseiga fest umklammert. Beschwichtigend stellte sich Miroku neben Inuyasha und hielt ihn am Ärmel zurück. Sesshoumaru drehte sich nicht zu ihnen um, als er zu Sprechen begann.

„Ich habe gar nichts mit dem Schwert gemacht. Es funktioniert nicht. Das ist alles“, sagte er kühl. Doch innerlich wurde er von der Frage nach dem Warum zerfressen. Er hatte die ganze verdammte Nacht versucht dieses Weib zurück zu holen! Er hatte es von der einen, dann von der anderen Seite versucht. Er war erst konzentriert, dann zornig, schließlich gleichgültig und zum Ende hin hatte er es sogar gewagt eine stumme Bitte an Tenseiga zu richten. Doch nicht einmal dadurch war etwas geschehen. Die junge Miko blieb tot. Genervt schloss er die Augen.
 

Daraufhin explodierte Inuyasha.

„Du hast es einfach nicht richtig versucht! Du verdammter Mistkerl! Erst nimmst du sie mir weg, dann verschleppst du sie und bringst es nicht einmal fertig, sie wieder zu erwecken!“ Blind vor Wut stürzte Inuyasha auf seinen verhassten Halbbruder. Doch dieser war auf den Angriff vorbereitet, drehte sich in einer fließenden Bewegung zu ihm um und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Taumelnd stolperte der Hanyou zurück und hielt sich die Wange, vollkommen erschrocken von der Reaktion seines Bruders. Sesshoumaru starrte ihn voller Wut an, seine Augen waren glühend rot und die Male auf den Wangen wild gezackt.

„Es funktioniert nicht, du dämlicher Welpe!“, zischte er den Hanyou an und bleckte dabei die Zähne. Miroku eilte zu Inuyasha und hielt ihn weiter an der Schulter zurück, starrte entsetzt zu dem Lord des Westens. Ein solch unkontrollierter Wutausbruch passte nicht zu ihm! Die Luft knisterte förmlich vor Spannung und keiner wagte zu sprechen. Sango kniete stumm neben ihrer toten Freundin und verfolgte das Schauspiel mit ungläubigem Blick. Shippo hatte sich ängstlich hinter Kirara versteckt, welche angriffsbereit und mit gesträubtem Nackenfell da stand. Die Situation war festgefahren und jeder wartete darauf, dass irgendjemand mit dem Kampf begann. Sekunden verstrichen, schließlich Minuten und nichts geschah. Dann plötzlich richtete Sesshoumaru sich wieder auf, atmete tief ein und stolzierte ruhigen Schrittes an Inuyasha vorbei. Im Vorbeigehen nahm er Tenseiga wieder an sich und schließlich setzte er sich wieder an den Felsen vor Kagome. Hatte er versagt? Oder hatte Tenseiga versagt? Wie eine Ratte nagte diese Frage sich durch seine Gehirnwindungen und kostete ihn noch den letzten Nerv. Er brauchte Antworten, dringend!

Vor den Augen von Inuyasha und seinen Freunden kniete er sich an Kagomes Seite und hob sie wortlos hoch. Ungläubig verfolgte der Hanyou das Handeln seines Halbbruders. Doch bevor irgendwer etwas sagen konnte, den Lord fragen konnte, was er vorhatte, hatte er die tote Miko schon auf dem Arm und ein leuchtendes Licht umgab ihn.

„Heeeey, Sesshoumaru, was hast du vor?“, rief Inuyasha verzweifelt hinter ihm her. Doch die Energiekugel des Daiyoukais war schon kaum mehr zu sehen. Sango ließ die Schultern hängen und schluchzte leise vor sich hin. Innerlich schickte sie ein Stoßgebet nach dem anderen gen Himmel, dass Sesshoumaru einen Weg finden möge Kagome wieder zurückzuholen. Miroku trat an Inuyashas Seite, legte seine Hand beruhigend auf dessen Schulter und atmete laut aus.

„Ich denke, er wird alles versuchen sie zurück zu holen. Es muss schwer an seinem Stolz nagen, dass er es nicht geschafft hat Tenseiga einzusetzen. Wenn es überhaupt an Tenseiga liegt.“ - oder an ihm – fügte der Mönch in Gedanken an. Eine dunkle Vorahnung machte sich in ihm breit, dass weder Sesshoumaru noch Tenseiga versagt hatten. Es musste etwas mit Kagome selbst oder ihrem Tod zu tun haben. Ob Naraku dahinter steckte? Reichte seine Macht so weit und hatte er vielleicht Hilfe durch das fast vollständige Juwel der vier Seelen erhalten? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter, etwas, das sehr viel mächtiger war als Naraku? Miroku würde heute Abend am Lagerfeuer seine Gedanken offen legen und dann mit seinen Freunden beratschlagen, was sie nun tun würden. Alleine kam er hier nicht weiter.
 

Sesshoumaru raste mit übermenschlicher Geschwindigkeit durch die Lüfte, erfüllt von Zorn. Er blickte nicht auf die tote Frau in seinen Armen und versuchte den Gestank, der ihren sonst so lieblichen Duft zerstört hatte, zu verdrängen. Es konnte nicht sein, dass er versagt hatte! Niemals versagte er! Angetrieben durch Wut und seinen Stolz schoss er stetig seinem Ziel entgegen. Totosai. Er sollte ihm erklären, warum Tenseiga nicht richtig funktionierte. Und gnade ihm Gott, wenn der Schmied keine zufriedenstellende Antwort parat hatte!
 

Irgendwo an einem sehr dunklen Ort zierte ein zufriedenes Lächeln das Gesicht einer hübschen, jungen Frau. Um sie herum tobte ein wütender, erdrückender Sturm aus Youki, doch sie hielt ihm angestrengt stand in ihrem mächtigen Bannkreis – der einzige Funken Licht in der Schwärze des Nichts. Ihr weicher und liebevoller Blick war weit in die Ferne gerichtet. Die eine Hälfte ihrer Konzentration widmete sich dem reinen Bannkreis, der die bösen Energien schon seit Ewigkeiten von ihr fern hielt. Die jedoch wichtigere Hälfte war auf einen momentan sehr wütenden Daiyoukai gerichtet, der eine tote Miko im Arm hielt. Sie war die Wiedergeburt Kikyous und die mächtigste Miko dieser Zeit, auch wenn sie es noch nicht wusste. Und diese Miko würde zusammen mit dem Daiyoukai die Geschichte verändern und Erlösung bringen. Ihre Erlösung.


Nachwort zu diesem Kapitel:
....soooo. So leicht lasse ich dich dann doch nicht davon kommen, liebe Seelenfinsternis! Pah, von wegen ich muss mich selbst aus der Grube schaufeln *fg* Ich wünsch dir ganz viel Spaß für das nächste Kapitel.... auf das ich selbst MEGA gespannt bin :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KagomeKizu
2017-04-26T04:38:32+00:00 26.04.2017 06:38
Warum Tenseiga wohl nicht funktioniert?
Hoffentlich hat Totosai eine Antwort darauf, aber wie wir ihn kennen verkriecht er sich eher vor Sesshoumaru und hat nu Beleidigungen auf den Lippen.
Liebe Grüsse Kago
Antwort von:  CreamOverMoon
27.04.2017 18:46
Ja, das ist hier die große Frage! Vielleicht hat es gar nichts mit Tenseiga und/oder unserem lieben Sessy zu tun? ^^ Man darf gespannt sein *_* Weiterhin viel Spaß und vielen Dank für deine Kommis ^_^
Von:  KagomeKizu
2015-04-29T08:26:40+00:00 29.04.2015 10:26
Tolles Kapitel, bin mal gespannt ob Sesshoumaru es schaffen wird Kagome wieder zu beleben.
Lg Kago
Von:  XxGirlyxX
2015-03-22T23:57:37+00:00 23.03.2015 00:57
Super kapitel
Das muss wohl sehr an Sesshoumaru nagen, dass er nichts hat tun können. Wie er sie wohl retten kann? Und ob die Rettung ohne Folgen für sie funktionieren kann?
Freue mich schon riessig, wenn es weiter geht.
LG XxGirlyxX
Antwort von:  CreamOverMoon
23.03.2015 17:38
Vielen Dank!! :) Oh, ich glaube es auch. Der arme Kerl... bei ff.de hat es eine liebe Reviewerin ganz non-chanlon "Performanceschwierigkeiten" genannt :D Ich mich auch ^__^
Von:  Otaku64
2015-03-21T22:31:41+00:00 21.03.2015 23:31
^^ *vor sich hin lächel und schnurr*
Ich hätte persönlich keine ahnung wie ich auch nur eines dieser kapitel weiter führen würde *euch bewunder*
Antwort von:  CreamOverMoon
22.03.2015 12:47
hihi^^

Das ist ja das tolle daran *.* Und es macht wahnsinnig Spaß sich dieser Herausforderung zu stellen :)
Antwort von:  Seelenfinsternis
22.03.2015 20:15
Ich frag mich das auch jedes Mal und irgendwie klappts dann ^^ Ich hab langsam den begründeten Verdacht, dass Creamy mich zur Kreativkapitulation treiben will ;)
Antwort von:  Otaku64
22.03.2015 20:19
Na, dann mal schauen, wie lange es dauert, bis eine von euch beiden kapituliert ^^
Antwort von:  CreamOverMoon
22.03.2015 21:47
wir bleiben stark!! ;)
Von:  Rinnava
2015-03-21T19:56:54+00:00 21.03.2015 20:56
tolles kapi
Antwort von:  CreamOverMoon
22.03.2015 12:46
Danke :)


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