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Love Me or Shut Up

Chris und Ryan Two
von

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Hass

Ryan
 

Ryan lag auf den Rücken im Bett, in Jeans und Shirt, so wie er sich am Nachmittag müde auf das weise Lacken fallen gelassen hatte. Unruhig drehte er sich zur Seite und schaute zum Fenster. Draußen war es schon längst dunkel.

Seine Augen fielen zu. Und ohne, dass er es wollte dachte er an seine Mutter. Schon immer war sie der einzige Mensch der immer für ihn da gewesen war.

„Sie ist nicht mehr da“, wisperte er in die Dunkelheit. Wie gelähmt fühlte er sich. Vor seinem inneren Auge erschienen ihr Bild und ihr sanftes Lächeln. „Verdammt, wieso...?“ Hastig griff er nach der Decke, zog sie über den Kopf und krümmte sich zusammen. Tränen liefen ihm langsam übers Gesicht. Immer und immer mehr versanken im Bettlacken und schlug mit der Faust auf die Matratze.

Der Wind wehte durchs offene Fenster, strich über seine feuchten Wangen und riss ihn aus seinen Gedanken. Ryan stand auf und schaute hinaus, er atmete tief die frische Nachtluft ein. Sein Blick fiel auf den Ast unter dem Fenster, dann zurück in den düsteren Raum. „Ich muss hier weg“.

Er zog seine schwarze Jacke, die auf dem Stuhl lag an und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Dann kletterte er aus dem Fenster auf den Ast. Von dort konnte er ohne Mühe nach unten gelangen.

Er schlich sich rasch zu dem kleinen Wäldchen, das gegenüber vom Wohnheim lag und durchquerte es bis zur Mauer die das gesamte Gelände umfasste. Als er vor einem Baum stand der sich direkt an der Mauer befand und dessen Äste ideal gewachsen waren um leicht daran hochzuklettern, schaute er noch einmal zurück. Alles war still.
 

Genauso wie die Straßen. Kein einziger Mensch lief ihm über den Weg. Die Fenster der Häuser waren dunkel, nur die Straßenlaternen erleuchteten die Nacht. Ryan konzentrierte sich auf seine Schritte. Alles was er sah waren seine Füße, wie sie einen Schritt nach dem andern taten. Wohin er ging, war ihm egal. Doch plötzlich wurde die Stille der Nacht gestört von dem blechernen Geräusch einer Dose die über den Boden gekickt wurde. Kurz nach einem weiteren Knall landete diese Coladose direkt vor Ryans Füßen, gefolgt von einem jungen Mädchen. Ryan sah sie nicht weiter an und wollte gerade an ihr vorbei gehen, da sagte sie zu ihm: „Hi, wie geht´s? Lust was trinken zu gehen?“

Ryan ging weiter.

„He, warte doch einen Moment. Ich tu dir auch nichts“. Sie lief ihm hinterher und stellte sich ihm direkt in den Weg, so das Ryan fast gegen sie gelaufen wäre. „Bitte, bleibt noch eine Weile bei mir. Ja? Ich wohne hier in der Gegend und bin abgehauen. So alleine hab ich Angst. Du siehst nett aus und hier ist niemand weit und breit“.

Ryan schwieg. Er wusste nicht was er darauf sagen sollte. Er fragte sich wie dieses Mädchen nur so naiv sein musste um mitten in der Nacht einen fremden Jungen anzusprechen.

„Geh wieder nach Hause“, sagte er.

„Ich hab mich vorhin übel mit meiner Mutter gestritten, ich kann nicht nach Hause. Kann ich ein bisschen bei dir bleiben?“ Ihre Stimme bebte leicht.

Was Ryan dazu brachte das es sich tatsächlich überlegte eine Weile bei ihr zu bleiben. „Meinetwegen“.

Das Mädchen schmunzelte. „Danke. Ich bin Lexa“. Sie hielt ihm ihre Hand hin. Da bemerkte er, dass sie eine Flasche Wodka in ihrer linken Hand hielt. „Die hab ich meiner Mutter abgenommen“.
 

Kurze Zeit später saßen die zwei nebeneinander auf einer Bank, die auf einem kleinen begrünten Platz, indessen Mitte ein Brunnen mit einer Statur darauf.

Lexa seufzte: „Sie hat mich angeschrien und beschimpft. Sonst ist sie sehr lieb, aber wenn sie trinkt ist sie ein anderer Mensch. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich will nicht, dass sie trinkt. Sie ist so traurig“. Sie ließ den Kopf hängen und verkrampfte die Hände, die auf ihren Knien lagen. Dann sah sie zu Ryan, der neben ihr saß und ließ sich an seine Schulter fallen.

Plötzlich sprang er auf. Lexa war so überrascht von seiner Reaktion, dass sie sich beinahe hingelegt hätte, weil auf einmal niemand mehr neben ihr saß. Worauf sie Ryan mit einer Mischung aus Entsetzen und Trauer anschaute.

Er war genauso überrascht wie sie, von seiner heftigen Reaktion. Doch als er die Tränen ins Lexas Augen sah flüsterte er: „tut mir leid“, und setzte sich wieder neben sie.

Lexa machte keinen Versuch mehr sich an ihn zu lehnen. Sie beruhigte sich bald wieder und wischte sich die Tränen mit ihrem Ärmel weg.

„Das hier ist einer meiner Lieblingsplätze“, sagte sie schließlich. In ihrer Stimme war keine Spur mehr von Trauer zu hören. „Früher bin ich oft mit meiner Mutter hier gewesen. Damals hat sie noch nicht jeden Tag getrunken. Sie hasste sogar Leute die sich immerzu betranken. Und jetzt macht sie es selbst. Kannst du verstehen wie ich mich dabei fühle? Ich will schon gar nicht mehr nachhause. Weil ich weiß, dass wenn ich durch die Haustür komme, sie wieder sturzbetrunken auf dem Sofa lieg. Dann muss ich mich wieder um sie kümmern. Ich fühl mich beinahe als wäre sie das Kind. Aber heute reicht´s mir, ich gehe nicht nachhause. Soll sie sehen wie sie zurechtkommt. Die blöde Kuh“. Sie trank einen Schluck aus der Wodkaflasche die sie bereits geöffnet hatte.

„Kannst du auch mal die Klappe halten?“, schrie er sie plötzlich an.

Ihre feinen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Jaja, sorry, dass ich meinen Frust loswerden will“.

„Das ist echt widerlich wie du über deine Mutter redest“.

„Ach findest du? Sie hat´s aber verdient. Sie ist doch Schuld dran, dass ich nachts nicht mehr zuhause bleiben kann. Was soll denn aus mir werden wenn sie so weiter macht? Sieh nur“. Sie hielt die Flasche demonstrativ hoch. „Ich fang auch schon an zu saufen. Nein, so eine Mutter kann mir gestohlen bleiben. Die blöde Kuh“.

Ryan konnte dieses Gejammer nicht mehr hören. „Du sollst die Klappe halten“.

Lexa war total perplex. „Was ist denn auf einmal mit dir los?“ Leicht schlug sie ihn mit der Faust auf den Arm.

„Es reicht“. Er sah Lexa bedrohlich an. „Du bist hier die blöde Kuh, kapiert?“

Das Mädchen schaute ziemlich unsicher drein und rückte ein Stück weg von Ryan. „Wie bist du denn drauf? Aber sonst geht’s noch, heh?“ Vorsichtshalber stand sie auf, streckte das Kinn leicht hoch und bemühte sich selbstbewusst auszusehen. „Sei lieber still! Du weißt doch gar nichts. Ich sag was ich will und über wenn ich will, klar?“

Ryan war so eiskalt, so dass Lexa wieder unsicherer wurde. Dieser Typ konnte einen wirklich so ansehen das man Angst bekam, dachte sie. „Willst du dich mit mir anlegen, oder was?“

Anstatt auf sie einzugehen, stand Ryan ebenfalls auf: „Ich hau ab. Wer will schon mit einer wie dir zusammen sein“. Mit diesen Worten drehte er sich um und ging.

„Hey, was soll das? Kannst mich hier doch nicht alleine stehen lassen“. Kurzerhand lief sie ihm nach. „Warte, ich wollte dich nicht ärgern“. Als sie neben ihm lief und sagte: „Jetzt bleib doch mal stehen. Ich will mit dir reden“, und er stur weiter ging, ohne sie zu beachten, hielt sie ihm am Arm fest. Schneller als sie reagieren konnte zog er seinen Arm hastig aus ihrem Griff. Lexa verlor das Gleichgewicht und stolperte nach hinten. Glas zersplitterte. Ryan wollte sie noch fest halten, doch da saß sie schon auf dem kalten Boden und verzog das Gesicht.

„DU ARSCHLOCH“, schrie sie. „Du hast sie doch nicht alle“. Schwankend versuchte sie wieder auf die Beine zu kommen und rieb sich mit einer Hand den schmerzenden Po. „Dann hau doch ab. Ich will dich nicht mehr sehen“.

Ryan stand wie gelähmt da und beobachtete sie, wie sie sich mit dem Handrücken über die Augen strich und dies einen dunklen Streifen hinterließ. Sie schaute erschrocken aus ihre Hand. Blut lief von ihrer Handfläche. „FUCK“, schrie sie und schaute zu Boden. Die Scherben der Wodkaflasche lagen überall um sie verteilt. Sie atmete stoßweise.

Ryan trat zögerlich einen Schritt auf sich zu, zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und wollte gerade ihre Hand nehmen. KLATSCH. Ryan strauchelte, als Lexa ihn mit voller Wucht eine scheuerte.

„Bleib ja weg von mir. Ich hab dir gar nichts getan. Gehst du so auch mit deinen Freunden um?“ Ihre Stimme zitterte. „Aber wahrscheinlich hast du keine. So wie du drauf bist. Du Freak“.

Ryan rührte sich nicht. Er wusste nicht was er sagen oder machen sollte.

Lexa holte tief Luft und schrie: „HAU AB“.

Dann herrschte bedrückende Stille, in der sich die beiden nur anstarrten. Lexa gab einen fauchenden Laut von sich, als sie sich brodelnd vor Wut umdrehte und mit großen Schritten davon eilte.

Ryan blieb zurück und schaute ihr nach, bis sie am Ende der Straße um die Ecke ging und aus seinem Blickfeld verschwand. Ryan fühlte sich mit einem mal schmerzlich einsam. Als er sich über die pochende Wange strich färbte Lexas Blut seine Fingerspitzen rot.
 

Mit dem Ärmel seiner Jacke wischte er sich das Blut von der Wange und setzte seine Kapuze wieder auf, die ihm wegen der Wucht des Schlages runtergerutscht war. Die Nacht kam ihm mit einem mal dunkler und kälter vor. Er war wiedermal alleine und das war seine eigene Schuld. Doch statt es sich einzugestehen wisperte er nur „Blöde Mädchen“.

Wie traumatisiert wanderte er durch die Straßen. Schaute zu Boden und versuchte an nichts zu denken. Als er aufblickte kam ihm die Gegend sehr vertraut vor. Er war in einer kleinen Gasse gelandet. An dessen Seiten sich kleine verwinkelte Gärten und Hinterhöfe aneinanderreihten. Aus einem der Gärten kam ein pechschwarzer Kater geschlichen, der gemächlich auf Ryan zu getapst kam und ohne Scheu seinen kleinen Kopf an seinem Bein rieb. Ryan ging in die Hocke und streichelte dem Tier sanft über den Rücken. Dabei gab der Kater ein angenehmes Schnurren von sich. Als Ryan sich wieder erhob und weiter ging, folge ihm der Schwarze. Er kam an ein Gartentor, das schief in den Angeln hing. Beim Öffnen quietschte es schrill. Der Kater machte einen Buckel.

Der Garten war verwahrlost, genauso wie das dazugehörige Haus, das langsam in sich zusammen zu brechen schien. Sachte schloss Ryan das Türchen hinter sich, betrachtete die eine Stelle am Zaun direkt daneben, ließ sich auf das Gras fallen und zog die Beine ganz dicht an den Körper. Der Kater verschwand schnell, als er von weitem das Gebell eines Hundes hörte. Geschickt sprang er auf den morschen Holzzaun, balancierte darauf ein Stückweit und sprang dann elegant davon.

Ryan war schon einmal an diesem Ort. Genau an der gleichen Stelle hat er damals gehockt und geweint. Er konnte sich noch gut an diesen Tag erinnern. Es war nämlich der Tag an dem Chris ihn das erste Mal umarmt hatte. Damals floh Ryan in dieses Versteck, wann immer er alleine sein wollte. Dann setzte er sich hier in den verlassenen Garten, der ihm schon seit Kindesalter wie ein unauffindbarer Zufluchtsort erschien. Von dem Zeitpunkt an als seine Mutter auszog, weil sie es nicht mehr mit seinem Vater ertragen konnte, flüchtete Ryan fast jeden Tag dorthin. So auch an jenem Nachmittag als sein Freund Vincent zusammen mit Chris, den er erst kennen gelernt hatte, zu ihm in sein Zimmer kamen und mit ihm über die Geburtstagsfeier von Jessy redeten. Er wusste nicht was er von Chris halten sollte und redete nicht viel in seiner Gegenwahrt. Vincent kannte er jedoch schon lange und verstand sich gut mit ihm. Dieser kannte schon die Probleme die Ryan mit seinem Vater hatte. Ryan hörte das wütende Geschrei seines Vaters, der die Tür seines Büros aufriss und mit Sicherheit gleich in Ryans Zimmer reinplatzten würde. Für Chris musste es ziemlich übertrieben gewirkt haben, wenn nicht sogar lächerlich, als Ryan ohne Zögern die Jacken der beiden Jungs aus dem Fenster warf und Vincent hinaus kletterte. Nur Chris schien nicht zu wissen was er machen sollte. Erst nachdem Ryan ihn deutlich dazu aufgefordert hat auch aus dem Fenster zu klettern, verschwand er aus dem Zimmer. Gerade noch rechtzeitig, denn sofort stampfte sein Vater mit hochroten Stierähnlichen Gesicht in sein Zimmer und schrie ihn an. Heute konnte sich Ryan nicht mehr erinnern was er damals gesagt hatte. Sein Vater schimpfte ihn zu oft. Später kletterte Ryan ebenfalls aus dem Fenster. Die beiden Jungs waren jedoch schon längst weg. Ryan lief in sein Versteck und wünschte sich das er alleine auf der Welt sei. Doch nicht lange darauf erschien Chris am Gartentürchen, schaute ihn besorgt an und setzte sich neben ihn. Ryan konnte die Tränen nicht zurück halten. Ihm war egal was dieser blonde Junge von ihm dachte. Zu Ryans großer Überraschung versuchte er ihn zu trösten. Für Ryan war das völlig neu und er hörte nicht auf zu schluchzten. Da nahm Chris ihn in die Arme.

Ryan schaute sich im Garten um, der wurde nur schwach von den entfernten Straßenlaternen beleuchtet. Er wollte auf einmal nicht mehr länger hier bleiben und verließ sein altes Versteck und lief weiter die enge Gasse entlang. Bald kam er an ein Haus das in ihm nur schlechte Erinnerung und Angst hervorrief. Es war wie ein wahrgewordener Albtraum hier vor diesen Türen zu stehen. Vor erhoben sich die Mauern des Gebäudes indem er und sein Vater Jahre lang gewohnt hatten. Ryan lief ein Schauer über den Rücken. Alles in ihm schrie danach hier nur schnell wieder zu verschwinden. Aber er hatte hier etwas zu erlegdigen.

Er stand am Hintereingang und wusste das abgeschlossen war. Wahrscheinlich hatte seit Monaten niemand mehr einen Fuß über diese Schwelle gesetzt. Doch statt zu versuchen durch die Tür reinzukommen, nahm Ryan gleich den Weg über den Abstellschuppen, auf den er leicht hinaufklettern konnte. Erst befürchtete, dass die alte Regentonne, auf die er sich stellte, nach all der Zeit unter ihm zusammenbrechen konnte, doch sie hielt stand und Ryan hatte keine Probleme auf das Dach zu kommen. Von dort aus ging er zu der Stelle unter dem Fenster seines alten Zimmers. Viele Male stand er in der Vergangenheit hier und überlegte sich ob er überhaupt jemals wieder dieses Haus betreten sollte. Doch jetzt wusste er, dass sich niemand dort drinnen befand. Das machte es für ihn jedoch nicht viel einfach sich zu überwinden hinein zu gehen.

Er griff hinauf zum Rahmen des Fensters. Der war schon lange kaputt gewesen. So dass sich das Fenster nie richtig schließen ließ. Er stieß dagegen und tatsächlich öffnete es sich. Nun musste er sich nur noch an der knapp eineinhalb Meter hohen Außenmauer hochziehen. Mit beiden Händen hielt er sich am Simms fest und wollte sich gerade mit Schwung hochziehen, als sich ein starker Schmerz in seiner rechten Schulter meldete. Ryan rutschte mit einer Hand ab und fiel hart auf das Betondach. Keuchend lag er auf der Seite und setzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Gepeinigt hielt er sich die rechte Schulter. „Verdammt“, fluchte er und wartete bis der Schmerz nachließ. Daniels Schmetterball hatte ihn doch schwerer getroffen als er dachte. Das unangenehme Pochen ließ nur langsam nach, beide Hände hatte er sich aufgeschürft. Blutige Kratzer zogen sich über seine Handballen und Fingerspitzen. Ryan stand auf, wischte sich das Blut an seiner Hose ab, ging zum Fenster und versuchte sich noch einmal mit aller Kraft hochzuziehen, was ihm wieder Schmerzen in der Schulter und nun auch an den Handflaschen bescherte. Doch er schaffte es und hockte nun auf den Fenstersims, von wo er sich mehr ungeschickt als elegant ins Zimmer plumpsen ließ. Einen Augenblick blieb er auf dem Boden liegen und atmete tief ein und aus, was ihn wegen des Staubs zum Husten brachte. Er fühlte sich elend und machte sich nicht einmal die Mühe aufzustehen. Auf Knien kroch zur Zimmerecke, dort wo sein Schreibtisch gestanden hatte. Aus seiner Jackentasche kramte er das Handy heraus und leuchtete damit auf die Tapete, die sich in der Ecke von der Wand löste. Vorsichtig entfernte er ein Stück von der Tapete, dabei hinterließen seine Fingerspitzen feine rote Spuren auf dem vergilbten Papier. Dahinter erschien der Zipfel eines Fotos. Er zog es sachte heraus, beleuchtete es mit dem Handy und schaute es lange an. Darauf war eine junge Frau zu sehen. Sie hatte glänzendes schwarzes Haar und dunkle ausdruckstarke Augen. Auf ihren blassen Wangen zeigte sich ein rosiger Schimmer und ihre schmalen Lippen waren zu einen sanftmütigen Lächeln geformt. Ryan kamen bei ihrem Anblick Tränen in die Augen. Er lehnte sich an die Wand ruhte sich aus.
 

Die Zeit verging. Neben sich strich er über den staubigen Holzboden. An einer Stellte war ein kleines Loch und die Diele hob sich ein wenig von den anderen ab. Er setzte sich auf Knie und stich über den schmalen Schlitz der sich zwischen den Brätern aufgetan hatte. Mit den Fingernägeln versuchte er die Diele hochzuziehen. Diese gab ein paar Zentimeter nach. Darunter lag etwas und er zog es heraus. Und hielt eine Lederhülle in der Hand in der ein gut zwanzig Zentimeter langes Messer mit hellbraunem Griff steckte. Seine Hand schloss sich so fest um den Griff das seine Fingerknöchel weis hervortraten.

Er schaute zur Zimmertür. War sie verschlossen? Er stütze sich an der Wand ab als er aufstand und ging zur Tür. Er drückte den Türgriff hinunter und überraschenderweise ging sie auf. Dahinter erstreckte sich ein langer Flur, den er früher immer langrennen musste um von der Haustür in sein Zimmer zu kommen. Jetzt ging er ihn mit langsamen Schritten entlang. Am anderen Ende der Eingangshalle, indem er jetzt stand war das Büro seines Vaters. Wieder lief ihm ein Schauer über den Rücken. Seine Schritte schienen durch das ganze leere Gebäude zu schallen. Bis er vor der massiven Bürotür stehen blieb. Mit Abscheu berührte er zögerlich den Türgriff und öffnete die Tür einen Spalt weit. Von Innen kam ihm der bekannte Geruch von Holz und alten Büchern entgegen. Ryan riss sich zusammen und betrat den großen leeren Raum. Er hatte das Gefühl, als würde sein Vater jeden Augenblick hereinkommen um ihn tobend wieder hinauszuwerfen. Doch nichts mehr befand sich in dem Raum. Nur der ekelerregende Geruch seines starken Rasierwassers schien noch immer in der Luft zu hängen. Ryan durchquerte den Raum, der nur durch das Licht des Handys erhellt wurde. Er ging zur Wand, vor der früher ein protziger Schreibtisch stand, zog das Messer aus der Hülle und stach damit so fest auf die Wand ein, dass seine Hand beinahe die Klinge streifte.

„Verdammter Mistkerl“, fluchte er. Von oben bis zum Boden zerschnitt er die Tapete. Wieder und wieder stach er auf sie ein. Bis schließlich die Furchen das Wort „HATE“, bildeten.



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