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Let's become a Ninja!

Kapitel 38 erneuert!
von

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Retter

Ame-Gakure erstreckte sich nach einigen Stunden vor Team 2. Es war ein schönes Dorf, umsäumt von hohem Gras und vielen Wiesen. Wie für den Namen passend regnete es. Schlecht gelaunt hatte sich Shabon einen Arm über den Kopf gelegt, während Lorrenor, Kakashi und Kurai sich berieseln ließen. Es war ja nur Wasser...

»Kommt«, meinte Kakashi und setzte sich in Bewegung. Er zeigte den Haftbefehl am Tor vor und wurde eingelassen, ebenso seine Kameraden. Nebeneinander liefen sie durch die leeren Straßen. Bei diesem Wetter wollte wohl niemand gern draußen herumlaufen.

Aber da dieses Land Ame-Gakure, also Regenreich hieß, konnte sich Kurai irgendwie denken, dass das Wetter hier wohl immer so war. Was für ein Leben...

Als sie das Regierungsgebäude betraten baute sich ein langer Flur vor ihnen auf, der sich in mehrere Gänge verzweigte. Kakashi schien zu wissen wo es langging und führte sein Team um einige Ecken.

»Seid freundlich und widersprecht nicht«, sagte Kakashi bereits im Vorraus, »Das Oberhaupt von Ame gehört nicht zu den Freundlichsten.«

Die drei Ge-Nin nickten und so klopfte der Meister schließlich an eine leicht verzierte Bürotür. Ein unfreundliches "Herein", erklang im anderen Raum und so drehte der silberhaarige Jo-Nin den Türknauf. Er ließ zuerst seine Schüler ein und schloss dann jene Tür wieder hinter sich.
 

Der Mann war allein im Raum und saß an einem teuer aussehenden Schreibtisch. Er hatte tiefe Krähenfüße an den Augen und schaute nicht sehr gut gelaunt drein.
 

»Und ihr seid...?«, begann er grußlos.

Allein an dieser Stelle musste Kurai sich schon auf die Zunge beißen, um nicht etwas Schnippisches zu erwidern. Jedoch wollte sie Kakashi-Sensei keinesfalls in Schwierigkeiten bringen, der ja im Endeffekt für sein Team zur Rechenschaft gezogen werden würde. Deshalb hielt sie den Mund.

Kakashi tat eine leichte Vorbeugung vor dem Alten und das brannte Kurai in der Seele. Es war grauenhaft, sich solch arroganten Typen auchnoch tieferstellen zu müssen...

»Wir sind die Gruppe aus Konoha, die die Abtrünnigen gefangen hat und herbringen sollte«, berichtete Kakashi, der Alte nickte.

»Einer der Nuke-Nins ist im Kampf gegen uns ums Leben gekommen«, fuhr Hatake fort, »Als wir einen Wald passiert haben hat man uns aufgelauert und auch die restlichen drei Ninjas getötet.«

Die Augenbraue des Oberhauptes von Ame zuckte einmal. Sein graues Haar stand ihm zuberge und ein dünner Bart säumte sein Kinn.

»Nun«, begann der Mann, »Dann werde ich in Zukunft wohl davon absehen, Konoha-Ninjas zu beauftragen.«

Kurais Blick verfinsterte sich. Die Art und Weise, wie er "Konoha-Ninjas" ausgesprochen hatte - so als würde man eine Tüte Abfall wegschmeißen - brachte sie beinahe zur Weißglut.

»Wahrscheinlich hat man wieder Kräfte einsparen wollen und deshalb Ge-Nin gesandt«, fuhr er fort, »Jedenfalls gilt dieser Dienst als Unerfüllt.«

»Ja«, erwiderte Kakashi monoton.

»Allerdings werde ich diesen Verlust als Fahrlässig einreichen. Sie werden dafür geradestehen.«

Kakashi nickte nur, aber Kurai erspähte einen leicht bitteren Ausdruck in seinem Auge. Er würde eine Rüge bekommen und vielleicht in seinen Diensten hinuntergestuft werden, sodass er eine Zeit lang keine Aufträge der A- oder B-Stufe mehr ausführen durfte.

Das war nicht fair.
 

»Aber hören sie«, öffnete Kurai ihren Mund, »Wir haben den Angriff nur knapp überlebt.«

Das Oberhaupt lachte dröhnend. Dieses Lachen war so viel bösartiger als das von Kyuubi...

»Was geht mich das an?«, fragte der Mann, »Ihr seid Ninjas und habt eure Missionen zu erfüllen. Das Drumherum interessiert mich nicht, Kleine.«

»Nennen sie mich nicht 'Kleine'«, zischte Kurai - das durfte nur Kyuubi.

»Ich nenne dich, wie du willst«, jetzt lag ein grimmiger Ernst in seiner vorher noch spöttischen Stimme, »Dein Meister hat dir wohl nicht beigebracht, dass man als Ge-Nin die Klappe zu halten hat.«

Kurais Faust ballte sich so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Gleichzeitig traf sie ein so giftiger Blick von Kakashi, dass ihr die Worte im Hals stecken blieben.

»Die Oberninja von heute sind auch nichtmehr das, was sie früher mal waren...«, bemerkte der alte Mann und spähte kurz auf den Haftbefehl, den Kakashi ihm hingelegt hatte.

Kurai riss der Geduldsfaden. Sie konnte sich jetzt nichtmehr beherrschen.

»Hören sie auf, über meinen Meister herzuziehen«, presste das braunhaarige Mädchen hervor. Mit noch immer geballter Faust starrte sie dem Mann am Schreibtisch in die Augen.

»Kurai!«, zischte Kakashi ihr jetzt zu. Das Wort hatte wie ein Stoß seine Lippen verlassen. Shabon schwieg, sah aber irgendwie panisch aus. Lorrenor starrte das Ame-Oberhaupt ebenso an, jedoch sah man in seinem Blick eher Abneigung als Wut.

»Wie willst du mich denn davon abhalten?«, spottete der Alte nun. Es schien ihn zu belustigen, dass Kurai sich ihm nicht ergeben konnte. Zittrig versuchte ihre Hand, sich nach hinten zu strecken und den Griff ihres Katana zu greifen, doch Kurai beherrschte sich wie nie in ihrem Leben zuvor. Was glaubte dieser alte Sack eigentlich, wer er war?

»Ich habe keine Angst vor ihnen«, fauchte Kurai wütend, »Sie sind nichtmal ein Kage und spielen sich auf als wären sie Einer.«

Allem Anschein nach hatte das Fuchsmädchen damit einen extrem wunden Punkt erwischt. Es war nur eine Zehntelsekunde, in der der alte Mann seinen Arm streckte. Blitzschnell fuhr ein grauer Windzug an ihr vorbei und nachdem ihre Gedanken gefolgt waren, bemerkte Kurai, wie eine ihrer Haarsträhnen zu Boden sank. Hinter ihr steckte ein messerscharf geschliffenes Shuriken in der Wand. Fassungslos über die Schnelligkeit des Alten stierte Kurai in seine Richtung.
 

»Kurai!«, zischte Kakashi nun sauer und packte sie etwas grob im Genick, »Entschuldige dich.«

Wieder besann sie sich. Kakashi würde für alles die Verantwortung tragen... Aber gleichzeitig erniedrigte dieser Kerl ihr ganzes Team - alles, was sie gern hatte - und am liebsten hätte sie ihm das faltige Maul gestopft.

Sie stieß ein leises Knurren aus, als Kakashi ihren Kopf mit Gewalt in eine Verneigung drücken wollte. Dennoch beugte sie sich ihrem Meister jederzeit - in diesem Moment bemerkte sie, wie ergeben sie dem Sensei war - und so senkte sie einen kurzen Moment das Haupt, ohne etwas zu sagen.

Wieder lachte der Alte schallend und schlug mit der Faust auf den Tisch.

»Und was hat dir dein Aufstand jetzt gebracht?«, fragte er nun absichtlich provozierend, »Im Endeffekt hast du dich doch zu beugen! Man kann im Leben nicht immer ganz oben sein, Kleine. Das wirst auch du noch lernen.«

Jetzt reichte es. Kurai platzte der Kragen und sie fixierte den Alten einen Moment. Er hatte keine Ahnung, wie sie aufgewachsen war - wer sie war und warum Kurai Tsubasa niemals oben gewesen war. Ihr Leben lang hatte das Mädchen hinter anderen zurückgestanden, war verdrängt und ignoriert worden wie eine Krankheit, bis Lorrenor, Shabon und Meister Kakashi sie endlich aufgenommen hatten.

Und genau diesem Meister wollte dieser alte Kerl absichtlich schaden.
 

»Verrecke«, zischte Kurai und schlug Kakashis Hand von ihrem Nacken, als er etwas hatte sagen wollen. Mit den Fäusten ging Kurai auf das Oberhaupt los, welches aufsprang und seinen Stuhl mit umriss. Als das Fuchsmädchen kurz vor ihm war, stützte es den vernarbten Arm an der Platte des Schreibtisches ab und holte aus, um sein Gesicht zu treffen. Gleichzeitig knallte es und die Umgebung um Kurai herum verschwamm. Nur die geballte Hand in ihrem Magen erweckte ihre Aufmerksamkeit, sie brannte wie Feuer in den Eingeweiden. Kurai keuchte und versuchte etwas zu tun, aber zeitgleich spürte sie wieder einmal den dumpfen Schlag im Nacken, der ihr die Lebensgeister aushauchte.
 

Ihr Körper war gelähmt und träge, als Kurai erwachte. Die Augenlider schwer wie Blei hielt sie sie einige Zeit geschlossen, ehe sie sich umsah.

Es war kalt an diesem Ort. Hart und ungemütlich spürte das Fuchsmädchen eine Art Holzpritsche unter dem geschundenen Körper. Noch immer krampfte sich Kurais Magen in unregelmäßigen Abständen zusammen - der Schlag war nicht von schlechten Eltern gewesen, das musste sie leider zugeben.

Lange blieb Kurai noch aufrecht sitzen. Ihr Nacken schmerzte und hinter ihren Augen dröhnte jeder Pulsschlag. Er hatte sie ganz schön fertig gemacht und Kurai ärgerte sich. Nichtmal einen Schlag hatte sie ihm anhaben können.

Ratlos spähte sie sich in der leeren Zelle um. Der Boden, die Wände und die Decke waren mit grauschwarzen Steinen errichtet worden und ein winziges, mit Gittern verriegeltes Fenster ließ ein wenig Licht hindurch. Ausdruckslos spähte Kurai zu den Staubschwaden, die bei jeder ihrer Bewegungen aufgewirbelt wurden. Sie stützte die Stirn in beide Hände und starrte zu Boden.

Was hatte sie getan... Sie war so ein Vollidiot.

»Verdammt...«, zischte sie, »Wieso konnte ich mich nicht beherrschen...«
 

Im selben Moment knarrte die Eisentür und eine Gestalt betrat den Raum, an den Kurais Zelle grenzte. Sie rutschte auf dem Holzbrett ein Stück zurück bis zur Wand, aber gleich wenige Sekunden später erkannte Kurai Meister Kakashi. Sein leicht schlurfender Gang verriet ihn.

»Meister...«, flüsterte Kurai freudig, stand etwas wackelig auf und ging zu ihm ans Gitter. Kakashi blieb vor jenem stehen und nun konnte das Fuchsmädchen sein Gesicht erkennen. Die fahlen Lichtstrahlen, die den Raum durch das kleine Fenster erhellten, brachen sich an dessen Gittern und ließen kleine Strahlen entstehen.

Er wollte wohl gerade etwas sagen, aber Kurai unterbrach ihn gewollt.

»Es tut mir leid«, meinte sie sofort und senkte nun kurz den Kopf vor ihm, »Wirklich. Ich weiß, dass ich mir das selbst zuzuschreiben habe.«

Sein vorher recht strenger Blick wandelte sich nun ins Nachdenkliche.

»Dann muss ich ja nichts sagen«, meinte er, »Kurai... Du steckst in Schwierigkeiten. Das Oberhaupt ist ziemlich sauer auf dich und will dich hier mindestens eine Woche festhalten.«

»W-Was?«, fragte Kurai - das sah diesem Schmierlappen ähnlich.

»Allerdings denke ich, dass sich die Zeit noch verlängern wird...«

Ihre blauen Augen fixierten sein Schwarzes und sie stellte sich das Ausmaß dieser Zeit vor. Eine Woche - oder wahrscheinlich länger - in dieser kalten Zelle? Bei diesen unfreundlichen Typen?

Selbst im Krankenhaus hätte sie es keinen Tag länger ausgehalten. Und dort war es zumindest warm, hell und freundlich.

»S-Sensei... Können sie mir nicht hier raushelfen?«

»Ich wüsste nicht wie...«, gestand der silberhaarige Oberninja ehrlich.

»Warum, Kurai?«, fügte er nach einiger Zeit hinzu. Dabei lehnte er die Metallplatte seines Stirnbandes an einen der Gitterstäbe.

»Ich...«, begann Kurai, sie wusste genau worauf der Meister hinauswollte, »Ich konnte nicht mit anhören, wie er über die Konoha-Nins und über sie gesprochen hat. Es hat mich... so wütend gemacht.«

»Du musst mehr Selbstkontrolle lernen«, sagte er ihr in ruhigem Tonfall, »Du siehst, dass es nichts bringt, wenn du unbeherrscht bist.«

»Ich weiß... Aber ich konnte nicht anders.«

Ihre Hände suchten nun die Stäbe und umschlangen diese. Dabei kam Kurai Kakashi ein Stück näher und sah ihn von unten an.

»Meister... Ich will hier nicht bleiben.«

Der mattschwarze Opal spähte aufmerksam aber dennoch voll von Ruhe zu ihr herab.

»Ich lasse dich auch ungern hier.«

Kurai wusste nicht wieso, aber ihr Herz begann schneller zu schlagen. Der Sensei schaute sie durch die Zwischenräume der Gitterstäbe an und der fahle Lichtstrahl spiegelte sich in seiner Iris. Sie wünschte in diesem Moment, dass er zu ihr in die Zelle kommen und mit ihr die Zeit verharren würde. Schnell verwarf das Fuchsmädchen diesen Gedanken. Zeitgleich überschwammen ihre Augen von Tränen, denn sie hatte Kakashi-Sensei noch nie sagen hören, dass er nicht weiterwusste. Sie würden zurück nach Konoha gehen und Kurai hier drin lassen; wie lange würde man sie festhalten? Zwei Wochen? Drei Wochen?

»Hey...«, machte er als er Kurais Trauer bemerkte. Er stellte sich wieder gerade hin und schenkte ihr ein schiefes, aufbauendes Lächeln.

»Mir fällt schon irgendetwas ein, wie ich dich hier rausbekomme.«

Kurai sagte nichts. Sie sah ihm nur mit nassen Augen an und wusste, dass er sie nur aufbauen wollte. Eine Idee hatte er sicher nicht.

»Mach dir keine Sorgen«, meinte der Oberninja noch, »Aber ich muss jetzt gehen.«

Kurai blickte ihn noch immer hoffnungsvoll an.

»Wird schon«, fügte er noch hinzu und kehrte ihr den Rücken zu. Der Jo-Nin nahm Ziel auf die Tür und Kurai schaute ihm ausdruckslos nach. Noch immer hatten sich ihre Hände fest um die Stäbe gelegt. Es war ihr egal, dass sie dann nach Eisen riechen würden.

Als Kakashi den Raum verlassen hatte, setzte sich Kurai auf die Holzpritsche und weinte.
 

»Also«, begann Kakashi und setzte sich im Gras nieder, »Wie bekommen wir Kurai da raus?«

»Wir dürfen uns auf keinen Kampf einlassen«, meinte Lorrenor ernst, »Das Oberhaupt ist viel zu stark. Außerdem würden wir sonst Konoha mit hineinziehen.«

Shabon verschränkte die Arme. Sie erinnerte sich an den Augenblick, als Kurai niedergeschlagen worden war.
 

...

»Entschuldigen sie ihre Unbeherrschung«, sagte Kakashi und trat zu Kurai, um sie wieder mitzunehmen.

»Nicht so schnell«, kam es vom Oberhaupt, »Sie wird eine Zeitlang hierbleiben.«

Kakashi schien das befürchtet zu haben.

»Hören sie, sie hat das erste Mal soetwas erl...-«

»Schweig«, herrschte der alte Mann Hatake an, »Sie bleibt mindestens eine Woche im Kerker. Wenn nicht länger.«

»Jetzt hören sie mal!«, Shabon stürzte an den Schreibtisch und schlug die Handflächen darauf, »Sie haben sie zuerst provoziert!«

»Nimm die Pfoten von meinem Tisch, oder ich sperre dich gleich dazu.«

Shabon trat einen Schritt zurück, aber im selben Moment erspähte sie etwas unsagbar Nützliches.

Der Alte zog eine der Schubladen auf, um einen Haftbefehl herauszuklauben und kurz darauf auszufüllen. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Shabon etwas in jenem Fach liegen sehen - akriebisch unter den Haftblättern versteckt, welche allerdings zur Seite gerutscht waren - und dabei handelte es sich um nichts Anderes als ein Buch.

...
 

»Ich habe eine Idee«, meinte das grünhaarige Mädchen und trotz der Situation musste es breit grinsen. Der Meister sah sie ungläubig an, Lorrenor tat es ihm kurz darauf gleich.

»Ich habe etwas in seiner Schublade gesehen«, sagte sie verheißungsvoll, »Und das wird Kurai vielleicht retten.«

»Was denn?«, fragte Lorrenor nun doch gespannt.

Shabon lachte kurz böse auf, ehe sie die Katze aus dem Sack ließ:

»Ein Schmuddelbuch!«

Einen langen Augenblick herrschte Stille. Kakashi und Lorrenor sahen Shabon unsagbar enttäuscht an.

»Jetzt denkt doch mal nach«, fuhr diese fort, »Er liest die 'FlirtWildnis'.«

»Das wollte ich mir auch noch kaufen...«, murmelte Kakashi leise und räusperte sich, als er bemerkte, dass Shabon das gehört hatte.

»Also... Er liest schmutzige Bücher. Das bedeutet, er ist ein perverser alter Sack.«

»Hey...!«, stieß Kakashi böse aus und Shabon schwieg einen kurzen Moment, ehe sie jetzt deutlich kleinlaut fortfuhr:

»Jedenfalls... Ähm... Er mag Frauen, okay? Das machen wir uns zunutze.«

»Und wie?«, fragten Lorrenor und Kakashi wie aus einem Munde.

Shabons Blick traf Hatake und dieser ahnte rein gar nichts Gutes.
 

Kurai lag indes auf der kalten Holzpritsche, den Blick an die Decke gerichtet. Sie fror und die feinen Haare an ihren Armen und Beinen hatten sich aufgestellt. Ihre Tränen waren getrocknet, aber noch immer leuchtete das Blau ihrer Augen, welche gerötet waren. Hier kümmerte sich niemand um sie, aber das war ganz gut so. Sie wollte niemanden von diesen miesen Ame-Nins sehen.

Intensiv fixierte Kurai die Steine an der Decke. Sie fuhr die einzelnen Rillen mit den Augen nach, während sie über das nachdachte, was sie Kakashi erzählt hatte.
 

Yota war immer freundlich zu ihr gewesen. Nur als er das Siegel erspäht hatte, war er plötzlich ausgerastet. Warum wohl?

Hatte er vielleicht schlechte Erfahrungen mit Kyuubi gemacht, als ihr Vater es noch insich getragen hatte? War es ihm suspekt vorgekommen, den Fuchs wieder im Körper von Larciels Tochter zu sehen?

Kurai schloss die Augen und ging jenen Tag noch einmal in Gedanken durch. Deutlich sah das Mädchen alles vor sich: Die Dusche, das Siegel und Yota. Seinen wütenden, irgendwie panischen Gesichtsausdruck, sein Geschrei und das Wurfmesser, welches er ihr in den Arm gerammt hatte. Der Schmerz durchzuckte sie nocheinmal blass.

Dann kam sie an der Stelle an, wo ihre Erinnerungen abbrachen. Ärgerlich zog Kurai die Augenbrauen nach unten und versuchte weiter vorzudringen. Was war geschehen, nachdem sie auf den zweiten Stich mit ihrem Arm abgewehrt hatte? Der Schmerz hatte wohl ihren Verstand ausgeschaltet.

Oder hatte etwa Kyuubi...

Kurai schüttelte den Kopf. Nein. Damals war sie noch nicht so weit gewesen - sonst wäre auch ihre Wunde sofort verheilt.

Gedankenversunken schloss das Mädchen die Augen und konzentrierte sich auf die Schwärze. Immer und immer wieder hielten ihre Gedanken an der Szene, in der ihr Arm ein zweites Mal ihre Augen verdeckte. Blut spritzte bei dieser Bewegung und das kalte Eisen drang erneut in ihre Haut ein.
 

Kurai bekam Kopfschmerzen, als sie so intensiv an diesen Tag dachte. Dennoch wollte sie nicht aufgeben. Sie wollte wissen, was geschehen war - vielleicht um Kakashi den Rest zu erzählen, aber größtenteils ihres eigenen Willens wegen.

Wieder schloss das Mädchen die Augenlider, die es zuvor gehoben hatte. Kurai war müde - letzte Nacht hatte sie nur unbequem und zudem auch nicht viel geschlafen. Außerdem war sie noch immer geschafft von den ganzen Erlebnissen, die an diesen beiden Tagen auf sie eingeströmt waren. Die Gedanken mündeten in sinnlose Dinge -Kurai sah deutlich ein rot und weiß gestreiftes Shuriken vor dem inneren Auge - und schließlich in einen traumlosen Schlaf. Ihr Kopf sackte schlaff zur Seite und im gleichen Moment, in dem sich ihr Geist in der Müdigkeit verlor, sah sie plötzlich ganz klar ein Bild vor sich. Es war wie ein Funken, eine Flamme - eine Erinnerung. Kurais Augenlider schossen in die Höhe und vor Schreck wäre sie fast von der Holzpritsche gefallen, auf der sie lag.

Schnell atmend sortierte Kurai ihre Gedanken und schließlich erinnerte sie sich. Ja, es fiel ihr gar wie Schuppen von den Augen.
 

In ihrer neuen Erkenntnis sah Kurai ihren Arm, so wie auch schon zuvor - nur jetzt war sie bildlich in der Lage, ihn hinunterzunehmen, die Tür zu öffnen. Und nun erspähte sie die junge Silhouette einer Person, die sich schützend vor sie gestellt und ein Kunai gezückt hatte. Kurai erkannte nicht viel; zu dunkel war die Vorstellung in ihrem Kopf. Sie sah nur seine Umrisse und hörte seine Stimme, die eindeutig auf einen Mann schließen ließ. Er war vielleicht so alt wie sie jetzt - vielleicht auch älter und dumpf hallten seine Worte in ihrer Erinnerung wider.

»Was bist du für ein Feigling, dass du dich an einem Kind vergreifst?«, hatte er fordernd gefragt. Dort brach Kurais Gedächtnis ab und das Mädchen seufzte tief.
 

Kakashi begab sich am nächsten Tag - nachdem sie am Vorherigen alles zu dritt durchgeplant hatten - wieder ins Regierungsgebäude. Ame-Gakure war nicht halb so groß wie Konoha und so war auch dementsprechend wenig zutun, weshalb der junge Mann fast problemlos an offenen Türen vorbeischlich und sich schließlich vor der Bürotür des unfreundlichen Oberhauptes wiederfand. Kurz spähte der Jo-Nin über den Flur und dann formte er ein Tigerzeichen.

»Bunshin«, flüsterte Hatake und sogleich erschien ein zweiter Kakashi direkt neben ihm. Die Tür war geschlossen, deshalb brauchte er sich keine Sorgen zu machen, gesehen zu werden.

Noch nicht.

Einen Augenblick konzentrierte sich Kakashi nachdenklich und dann bildete sich eine schwache Rauchwolke um seinen Doppelgänger, welcher kurz danach zu einer nicht hässlichen Frau geworden war. Allerdings trug sie noch immer die selbe Kleidung wie der Ninja. Wieder spähte er sich im Gang um und veränderte die Kleidung des Bunshins in ein Kleid, welches eigentlich grauenhaft aussah. Kakashi aber fand es passend.

Die Frisur wurde auch verändert und als Hatake nocheinmal prüfend seinen weiblichen Doppelgänger musterte, fiel ihm auf, dass dieser riesige Hasenzähne hatte.

>Verdammt...<, stieß er in Gedanken aus, >Sowas kann man nicht von mir verlangen. Das ist überhaupt nicht mein Gebiet.<

Zu seinem Leidwesen musste Kakashi Shabons Idee in die Tat umsetzen. Was machte man nicht alles für sein Team?

Schnell korrigierte er diesen kleinen Schönheitsfehler und schickte den Bunshin dann ins Büro, sichselbst an die Tür pressend und ein Aufnahmegerät zückend. Er wartete auf den passenden Moment. Alles Weitere steuerte er mit "Kakashina", wie Shabon es neckisch-grauenhaft ausgedrückt hatte.
 

Die Doppelgängerfrau trat langsam ein.

»Hallo...?«

»Hallo!«, stieß der Alte amüsiert aus, »Wer sind denn sie?«

»Ach...«, Kakashi überlegte. Wer war sie denn...?

»Ich bin nur ein Tourist und wollte sehen, wie die großen Bosse arbeiten...«, er war bemüht, die Frau verführerisch sprechen zu lassen. Dank Kurai wusste er, wo die Schwachstelle des Mannes lag: Seine Position. Und darauf spielte er gezielt an.

»Da staune ich aber, dass sie an meinen Wachen vorbeigekommen sind.«

»Na ja...«, log "Kakashina", »Ich habe ihnen gesagt, dass ich so ganz harmlos bin...«, in Wahrheit hatten sie Kakashi nichtmal gesehen.

»Das kann ich mir vorstellen...«, entgegnete das Oberhaupt leise mit einem Tonfall, dem es Hatake übel werden ließ.

»Und was machen sie hier den ganzen Tag?«, lenkte er nun den Bunshin um, damit es bald vorbei war. Hoffentlich würde er anbeißen... Aber Kakashi erkannte daran, wie er allein jetzt schon an ihren Lippen hing, dass er reden würde.

»Ich mache Papierkram und gebe den dummen Unterninjas ihre Befehle... Das ist keine leichte Arbeit, Schätzchen.«

Kakashis Augenbraue zuckte kurz. Von wegen dumme Unterninjas... Damit hatte er garantiert Kurai gemeint und das machte ihn tatsächlich ein wenig sauer.

»Ich glaube ihnen das sofort...«, "Kakashina" war ihm ziemlich nahe gekommen und nahm nun schamlos Platz auf seinem Schreibtisch, ihm dabei die übereinandergeschlagenen Beine zustreckend, »Aber sie sind doch ein so starker Mann...«

Die silberhaarige Frau streichelte leicht das Kinn des Oberhauptes und Kakashi fürchtete kurz, zu voreilig gewesen zu sein, doch der Alte schnurrte wie eine fette Katze und ließ sich beinahe alles gefallen. Es widerte Kakashi nahezu an.

»Ja, ich bin stark...«, schmierte er sich selbst Honig ums Maul, »Ich kann dir das gern demonstrieren...«

»Nur zu gern«, ließ Kakashi sie beinahe lustvoll ausstoßen, »Aber wer so stark ist, der ist doch bestimmt auch ein bisschen böse?«

So verführerisch wie es nur irgendwie ging ließ Kakashi sie ihm in die Augen schauen. Kurz herrschte Stille.

>Komm schon...<, dachte der silberhaarige Jo-Nin.

»Na ja...«, begann der Alte, »Natürlich sind wir ein wenig böse... Das gehört sich doch für echte Männer so.«

»Ja!«, stieß "Kakashina" wieder aus und Kakashi rümpfte die Nase. Aha, das gehörte sich also so.

»Haben sie denn schonmal etwas richtig Böses getan?«

Das war die entscheidene Frage. Kakashi hielt das Aufnahmegerät bereit und betete, dass er reden würde.

»Na ja...«, zögerte er.

»Sagen sie es mir! Böse Jungs sind so sexy!«

>Noch ein Wort und ich muss mich übergeben...<, überlegte Kakashi verbittert.

»Ja«, wieder hörte man dieses selbstgefällige Lachen und wie aus Reflex drückte Kakashi und den roten Knopf, »Baby, mein Konto ist voll mit Blüten... Und die ein- oder andere Steuer hat man bei mir auch nie gesehen... Aber so jemand wie ich kann sich das leisten, weißt du? Wir haben Macht und nutzen diese auch. So viele unverschämte Ninjas sind schon in meinen Zellen gelandet.«

Wieder lachte er und Kakashi stoppte. Er hatte was er wollte und ein zufriedenes, leichtes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Mit einer kleinen Rauchwolke löste er seinen Bunshin auf und trat nun selbstsicher ins Büro.
 

Der Alte war vor Schreck aufgesprungen und fixierte Kakashi, als würde er ihn jeden Augenblick umbringen wollen. Der silberhaarige Jo-Nin aber fürchtete nichts, denn er war sehr viel stärker als Kurai und mit ihm würde er es nicht so leicht haben.

»Was wollen sie?!«, zischte das Oberhaupt wütend.

»Ich will meine Schülerin«, meinte Kakashi prompt und hielt das Aufnahmegerät auf Kopfhöhe, drückte darauf und spielte den letzten Satz ab:

"Baby, mein Konto ist voll mit Blüten... Und die ein- oder andere Steuer hat man bei mir auch nie gesehen... Aber so jemand wie ich kann sich das leisten, weißt du? Wir haben Macht und nutzen diese auch. So viele unverschämte Ninjas sind schon in meinen Zellen gelandet."

Er knurrte und Kakashi sah noch immer fest in seine Augen, die tiefe Tränensäcke hatten.

»Ich gebe ihnen das Band und sie mir meine Schülerin«, wiederholte er mit Nachdruck, »Sonst werde ich mich nach jemandem umsehen, den das hier interessiert. Und den werde ich mit Sicherheit finden.«

»Keine Kopien?«, fragte der Alte sicherheitshalber.

»Nein«, erwiderte Kakashi und genoss es einen kurzen Moment, wie er ihn in der Hand hielt, »Es wurde ja eben erst aufgezeichnet. Also was ist?«
 

Kurai döste. Müde drehte sie sich auf die andere Seite - ihr Rücken schmerzte von dem unbequemen Brett, auf dem sie liegen musste, aber der Boden war schlimmer und vor allem kälter. Noch immer hatte sich die Temperatur nicht erhöht - im Gegensatz, sie war nachts noch gesunken. Man hatte ihr sämtliche Ausrüstung weggenommen und behandelte sie wie einen Schwerverbrecher, dabei hatte sie sich lediglich die Sticheleien dieses alten Kerls nicht gefallen lassen. Er musste wirklich wahnsinnig viel von sich halten.

Sie war hungrig, denn die Pampe, die ihr abends vorgesetzt worden war hätte sie nichtmal halb verhungert hinunterbekommen. Bereits der erste Klumpen war ihr wie Zement im Hals stecken geblieben und Kurai hatte es auch nicht weiter versucht. Einzig und allein das Wasser konnte man trinken - es war ja auch Leitungswasser.
 

Kurai richtete sich ins Sitzen auf und wischte sich über das Gesicht. Die Zelle war staubig und roch muffig, aber das nahm sie inzwischen nichtmehr wahr. Gedankenversunken schaute das Fuchsmädchen aus dem Fenster. Wie spät es wohl war? Bereits in dieser kurzen Zeit hatte Kurai vollkommen das Zeitgefühl verloren. Es war so langweilig, dass sie sogar schon Kniebeugen und Liegestütze geübt und sich einmal mit gesammelter Chakra an die Wand 'geklebt' hatte.

Sie gab gerade einen tiefen Atemzug vonsich, als plötzlich die Tür knarrte. Ängstlich wich Kurai zurück und starrte stumm ins Dunkel. Bereits am vorherigen Tag hatte die Wache, die ihr das Essen gebracht hatte - insofern man es als solches bezeichnen konnte - sie eine Zeitlang so merkwürdig angestarrt. Dabei war es dem Fuchsmädchen mehr als unbehaglich zumute geworden.

»W-Was willst du?«, fragte Kurai möglichst fest.
 

»Dich rausholen«, entgegnete eine Kurai sehr vertraute Stimme. Fassungslos sprang sie bis ans Gitter und legte wieder die Hände darum, um besser hinausspähen zu können. Kakashi tauchte vor ihr auf, ließ einen Schlüsselring an seinem Finger kreisen und lächelte sie triumphierend an.

»Ich darf raus?«, fragte Tsubasa ungläubig, während sich ihr Lehrer an dem Schloss zu schaffen machte.

»Ich musste ein wenig nachhelfen«, meinte Kakashi gut gelaunt, »Aber ja, du darfst raus.«

Mit diesen Worten schwang er die Zellentür auf und entließ Kurai in die Freiheit.

In der anderen Hand trug er ihre beiden Waffentaschen und über einer seiner Schultern hing ihr graublauer Rucksack, aus dem auch ihr Katana ragte. Überglücklich sah Kurai Hatake an, während sie ihre Ausrüstung sorgfältig wieder anlegte.

»So«, schloss Kakashi und warf den Eisenschlüssel achtlos zu Boden, »Und jetzt raus hier.«

»Ja«, bestätigte Kurai nickend und gemeinsam verließen sie das Regierungsgebäude. Unterwegs entdeckte sie eine Wache, aber Kakashi erwiderte nur kühl, dass er berechtigt war, seine Schülerin mitzunehmen und das sie ruhig das Oberhaupt fragen sollte. Leicht verdutzt spähte Kurai indes zwischen Kakashi und der Wache hin und her, nicht verstehend, was jetzt eigentlich passiert war.

»Wie... Wie haben sie das gemacht?«, fragte Kurai und die grauenvolle Angst baute sich in ihr auf, dass ihr Meister das Oberhaupt um ihrer Freiheit Willen angebettelt hätte. Damit könnte sie nicht leben.

»Ich glaube...«, begann Kakashi und sein sichtbares Auge spähte kurz nach oben, »...Das erzählt dir lieber Shabon. Es war ihre Idee...«



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2007-11-28T14:04:24+00:00 28.11.2007 15:04
Ahaha... xD "Kakashina"... das muss Kakashi seehr peinlich gewesen sein xD
Von: abgemeldet
2003-09-22T18:55:22+00:00 22.09.2003 20:55
wie immer total genial ^^ langsam wirds spannend zwischen den beiden! schreib bitte schnell weiter und lass uns nicht so lange warten auf den nächsten teil =)
Von:  Achema
2003-09-19T23:35:57+00:00 20.09.2003 01:35
Uih, wenn sie jetzt wieder vollständig bei Bewusstsein ist und mitkriegt, das sensei-chan sie "geküsst" hat... *hehehe* Das wird lustig!!! Schreib bitte schnell weiter!!!! ^.^
Von: abgemeldet
2003-09-19T16:18:36+00:00 19.09.2003 18:18
WEITER!!!!1
Von: abgemeldet
2003-09-19T13:40:13+00:00 19.09.2003 15:40
Ich schließ mich an^^
Von: abgemeldet
2003-09-19T12:41:29+00:00 19.09.2003 14:41
coole story!!
bitte schreib schnell weiter!!!
^-^
was mich besonders fasziniert ist, das du alles so schönm und genau schreibst!


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