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Let's become a Ninja!

Kapitel 38 erneuert!
von

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Assassin

>>Komm«, meinte Kakashi und ging an ihr vorbei und in einigen Metern Entfernung um die Stadtmauer herum. Er kniff sein Auge kurz zusammen und blinzelte einmal.

Kurai hielt neben ihm inne und spähte hinauf.

»Ganz schön hoch«, bemerkte das Fuchsmädchen.

»Du kannst doch Chakra in den Fußsohlen sammeln, oder?«, meinte Kakashi als Antwort, »Wir haben das doch trainiert.«

»Ja, geht schon.«
 

Sie vergewisserten sich, dass sie wirklich möglichst weit vom Eingang wegstanden und Kurai formte einige Fingerzeichen, bis sich ihr Chakra schließlich in den Fußsohlen staute. Kakashi brauchte derartige Konzentrationsübungen nicht und stieg einfach aufrecht die Mauer empor. Kurai folgte ihm, die Fingerzeichen noch immer angesetzt und hatte Mühe, das Gleichgewicht korrekt zu halten und sich dabei noch auf den Weg zu konzentrieren.

Oben an der Mauer angekommen sprangen sie vom Rand aus auf das nächstgelegene Dach. Niemand schien sie bemerkt zu haben - sehr gut.

»Okay«, meinte Kakashi zufrieden und machte Kurai damit stolz. Sie hatte es ja immerhin auch bis oben geschafft.
 

»Wir lauern ihm auf, wenn er zur Arbeit kommt«, fuhr der Jo-Nin fort und Kurai nickte ohne ihn anzusehen, »Du wirst ihn etwas fragen und damit in eine ruhige Gasse locken - ich erledige den Rest.«

Kurai schluckte. Sie wusste, dass das Verantwortung war und irgendwie hatte sie ein mulmiges Gefühl dabei zu wissen, dass Kakashi gleich jemanden töten würde. Zwar hatte Shabon Kurai gerettet, indem sie dem Ninja ein Kunai in die Stirn gerammt hatte, aber diesesmal war es irgendwie anders. Einerseits, weil es jetzt geplanter Mord war. Kurai schaute in Kakashis unterkühlten Gesichtsausdruck und sie wusste nun, warum er so komisch war. Das war es, was das Ninjasein verlangte: Gefühle abzutöten.

Das Fuchsmädchen nickte. Niemals hätte sie sich jetzt gewagt, zu widersprechen. Zum ersten Mal fühlte sie, wie Kakashi im Kampf sein konnte.
 

Gemeinsam legten sie sich auf die Lauer. Sie warteten auf einem Dach ganz in der Nähe vom Regierungsgebäude, in dem nach etwa einer Stunde die ersten Beamten eintrudelten. Kurai band ihr Stirnband ab und gab es Kakashi, welcher es in seiner Westentasche verschwinden ließ. Sie wusste, dass niemand sie als Konoha-Ninja identifizieren können dürfte, würden sie gesehen werden. Auch es in der Tasche zu tragen war zu gefährlich, immerhin konnte man es verlieren oder entwendet bekommen.

Sie begab sich vom Dach und schwang sich in eine der Gassen hinunter, um zu warten. Ihr Herz hämmerte schnell gegen ihre Brust und im Magen fühlte Kurai eine ihr bisher unbekannte Aufregung und Unruhe. Es war, als würde sich gleich etwas Grundlegendes verändern. Ein merkwürdiger Gedanke, denn es war ein Auftrag wie viele Zukünftige.
 

Das Fuchsmädchen schreckte auf, als ein Mann dicht an ihr vorbeilief. Sie spähte ihm aus dem Schutz des Schattens hinterher; im Vorbeigehen hatte sie sein Muttermal erkannt.

Er war es.
 

Jetzt plötzlich vollkommen ruhig lief sie ihm nach und spähte dabei kurz über die Straße. Gut, niemand war zu sehen.

»Entschuldigung«, meinte sie leise und der Mann hielt an. Kurai ertappte sich beim Gedanken daran, ob er Frau und Kinder hatte - oder irgendwen anders, der von ihm abhing. Daran durfte sie nicht denken.

»Ja?«, er schien freundlich zu sein, »Brauchen sie Hilfe?«

»Ich bin neu in Kumo«, erzählte Kurai ohne vorher darüber nachgedacht zu haben, »Und... Na ja, ich finde meine Wohnung nichtmehr. Könnten sie mir vielleicht helfen? Die Stadt ist doch größer als ich dachte.«

Der Mann lachte und deutete hinter sie.

»Wenn sie durch diese Gasse gehen, finden sie das Wohnviertel. Da sind die meisten Wohnungen... Aber ich bringe sie hin.«

»Dankeschön«, Kurai machte kehrte und ging in die Gasse. Von oben bemerkte sie gar nichts, es war, als würde Kakashi nicht dort sein. Unfassbar, wie er sich tarnen konnte...

Sie betraten die morgendliche Dunkelheit der schmalen Zwischenstraße und ohne Vorwarnung sprang Kurai nach oben auf das nächstgelegene Dach. Sie spürte einen scharfen Luftzug an ihr vorbeirauschen und Kurai schloss dann die Augen. Ein ersticktes Gurgeln, mehr war nicht zu hören.

Danach kehrte Ruhe ein.
 

Sogleich spürte sie, wie Kakashi wieder hinter ihr stand.

»Weg«, zischte er ihr zu und das Mädchen folgte ihm zurück zu der Stadtmauer. Dort gelang es ihr jetzt leichter, Chakra zu sammeln und die Wand zu überqueren. Oben hatte sie kurz Furcht, hinunterzufallen, ehe sie sich dann doch lieber an einem der Äste abfing und von dort aus hinabkletterte. Immerhin wollte sie sich im Nachhinein nicht noch das Genick brechen.
 

Sie entfernten sich nun rennend. Niemand durfte sie sehen, auch keine Urlauber, Auftragswiederkehrende oder sonstwer. Kurai musste alles geben, um bei Kakashis Sprint mitzuhalten, doch er wartete nicht auf sie. In solchen Situationen durfte niemand die Gruppe behindern, was das Fuchsmädchen nun eindeutig bemerkte.
 

Nach kurzer Zeit befanden sie sich wieder am Anfang des Gebirges und Kurai schnaufte schwer. Die kalte Winterluft schmerzte in der Lunge und sie ging kurz ein wenig in die Hocke.

»Ruh' dich ruhig aus«, meinte Kakashi nun wieder völlig normal, »Wir sind außer Gefahr.«

»J-Ja...«, Kurai richtete sich wieder auf, aber sie bemerkte plötzlich eine Art Abneigung gegenüber dem Sensei. Es war kein Hass, auch keine Missgunst, eher eine Art leiser, unbegründeter Furcht. Sie war ein wenig überrascht von dem, was er normalerweise war und wie er sich eben auf einen Schlag verändert hatte.
 

Sie liefen nebeneinander und Kurai sagte nichts. Auch hatte sie unbewusst ein wenig mehr Abstand zu ihm als sonst üblich, was Kakashi natürlich sofort bemerkte.

»Das ist das Leben eines Shinobi«, erklärte er ruhig, »Du löschst ein Leben aus und diesem Moment denkst du nicht darüber nach... Aber im Endeffekt bist du noch immer der gleiche Mensch.«

»Ja...«

»Du musst keine Angst vor mir haben«, fügte der silberhaarige Mann frei heraus hinzu. Kurai errötete etwas und kam sich irgendwie vor wie ein Idiot. Zuerst wollte sie unbedingt mit und dann sowas... Sie hasste es, dass er immer wusste was sie dachte.
 

Kurais Blick fiel auf den Schnee zu ihren Füßen. Es war schon etwas davon geschmolzen, aber die Berge wirkten noch immer überladen damit. Kurai dachte kurz nach, dann beugte sie sich im Laufen hinunter, griff eine Hand voll Schnee und warf sie auf ihren Sensei.

Dieser zog blitzschnell den Kopf nach hinten und wurde nichtmal gestriffen.

»Mist«, stieß Kurai noch aus und dann traf sie auch schon eine Wehe des kalten Zeugs im Gesicht. Sie wischte es schnell weg, probierte ihr Glück noch einmal und als die nächsten zwei Attacken auch danebengingen, griff das Mädchen einen Arm voll Schnee und versuchte es diesesmal mit einem Körperangriff. Kakashi griff so schnell ihr Handgelenk und drehte sie mit dem Rücken vorsich, dass sie gar nichts tun konnte. Festgenagelt stand sie nun vor ihm und wartete darauf, dass er wieder von dem Arm abließ, den er ihr verdreht hatte und festhielt. Es tat absolut nicht weh, solange sie sich nicht bewegte.

»Schon gut«, meinte sie und lächelte leicht. Ja, er war wieder der Alte und sie musste keine Angst mehr vor ihm haben. Seine Hand ließ sie los und Kurai schob sich den hochgerrutschten Ärmel hinunter, ehe sie sich wieder neben ihm einfand.
 

»Wenn wir jetzt keine Pause machen, kommen wir bereits heute Nacht wieder nach Konoha«, erzählte Kakashi ohne einen Kommentar zu dem eben Geschehenen.

»Ja...«, entgegnete Kurai, »Und dann in drei Tagen kommt der nächste Auftrag.«

»Woher hast du die Narben?«

Kurai stockte und starrte den Meister einen kurzen Moment etwas verdattert an, ehe sie verstand, was er meinte. Als ihr Ärmel eben hochgerutscht war, musste er die beiden Narben bemerkt haben, die sie ihr Leben lang zu verstecken versucht hatte. Ihre Klassenkameraden hatten sie damit aufgezogen, von wegen sie würde sich selber beißen und habe Flöhe. Aber erst jetzt begriff sie, dass die Leute, mit denen sie sich jetzt umgab solcherlei Späßen entwachsen waren - und den Anschuldigungen gegenüber ihr sowieso.

»Ach...«, wehrte Kurai ab und bewunderte Kakashi dafür, dass er in einem so nebensächlichen Moment die Narben bemerkt hatte, »Da muss ich mich mal verletzt haben.«

»Das sind Kampfnarben«, meinte er nur trocken und deckte damit ihre Lüge auf, denn die beiden Striche rankten sich über etwas mehr als die Hälfte ihres Unterarmes.
 

Kurai schwieg und spähte zur Seite. Sie war nicht dazu bereit, sich an Yota zu erinnern und gar über ihn zu sprechen. Sie war noch sehr jung gewesen, als diese Sache vorgefallen war - erst sechs Jahre - und auch deshalb waren die Narben besser verheilt als anfangs angenommen. Man hatte befürchtet, dass ihr Arm ein Leben lang entstellt bleiben würde. Yota hatte ihn bis zum Knochen aufgeschlitzt und Kurai rümpfte die Nase. Sie erinnerte sich an diesen Schmerz nicht sehr gern und war sicher, dass Kyuubi Einiges an Dankbarkeit dafür zustand, dass die beiden Narben eben nur hellrosa geworden und geblieben waren, anstatt sonstwas. Sie seufzte tonlos und bemerkte langsam, dass der neunschwänzige Fuchs ihr schon öfter geholfen hatte, als sie bisher angenommen hatte. Wobei das Mädchen nicht bezweifelte, dass die Kampfspuren heute auch schon ganz verschwunden wären, hätte sie Kyuubi damals schon richtig geweckt.

»Ja«, sagte Kurai abschließend und Kakashi schien dies zu akzeptieren, denn er schwieg.
 

Nach einigen Minuten hielt Kakashi ihr plötzlich ihr Stirnband vor die Nase, was sie vollkommen vergessen hatte.

»Danke«, murmelte Kurai leise und band es schnell wieder um ihre Stirn.
 

Sie liefen ohne Pause durch und als sie irgendwann nachts wieder vor Konohas Toren standen, war Kurai vollkommen geschafft. Kakashi schaute ebenso müde drein wie immer, ihm war keinerlei Erschöpfung anzumerken.

Der Jo-Nin und seine Schülerin betraten nun die Stadt und dem Fuchsmädchen fiel nebensächlich auf, dass es jetzt tatsächlich vier statt zwei Wachposten gab. Sie war sich sicher, dass auch noch der ein- oder andere Ninja um die Stadtmauern herumgehen würde und fühlte einen Anflug von Sicherheit.

Kakashi blieb stehen, denn ihre Wege trennten sich hier.

»Denk daran, dir morgen vom Hokage deinen Lohn abzuholen«, meinte er noch und lächelte leicht, »Bis dann.«

»Bis dann«, murmelte Kurai und sah ihm nach. Kurz blieb der Meister noh stehen und spähte sie über seine Schulter hinweg an.

»Und Kurai... Denk nicht zuviel nach«, damit wandte er sich ab und verschwand in der Dunkelheit.
 

Noch immer stand Kurai da. Ihr Blick wollte sich nicht abwenden, denn irgendwie fühlte sie sich plötzlich leer und einsam. Hatte sie sich inzwischen schon so an die Gesellschaft ihres Teams gewöhnt, dass sie nichtmehr allein sein konnte?

Langsam schleiften ihre Schritte über den Boden, als sie Kurs auf ihr Haus nahm. Morgen würde sie Shabon besuchen und sich ihren Eltern stellen. Kurai wollte nichtmehr länger Angst vor ihnen Angst haben. Nicht zuletzt, weil Kyuubi sonst wieder über sie spotten würde.

»Kyuubi...«, murmelte das Mädchen leise und in diesem Moment akzeptierte sie den Fuchs als einen Teil von sich. Sie wusste nicht, woher diese plötzliche Wendung kam, aber jetzt war sie ganz deutlich der Ansicht, dass es nicht unbedingt ein Fluch sein musste. Sie ertappte sich tatsächlich dabei, mit ihm sprechen zu wollen.
 

Als sie zu Hause war, räumte sie noch ihren Rucksack aus. Ihre Vorräte waren fast komplett aufgebraucht; sie hatte also richtig geschätzt. Erst jetzt in den eigenen vier Wänden empfand sie eine leichte Müdigkeit und so legte sie sich daraufhin ins Bett und löschte das Licht.

Sie hatte es im Unterbewusstsein schon fast geahnt; aber in dem Moment, in dem Kakashi sich von ihr getrennt hatte, begannen die Erinnerungen hochzukommen.

Kurai drehte sich auf die andere Seite. Ja, sie hatten jemanden getötet. Besser gesagt, ihr Sensei hatte es. Sie war nur ein Gehilfe gewesen... Ein Komplize.

Wieder wälzte sie sich um. Ihre Gedanken kreisten darum, wen er zurückgelassen hatte - und ob es gerecht gewesen war, ihn zu töten. Was, wenn es Shabon, Lorrenor oder Kakashi-Sensei so erwischt hätte?

Sie drehte sich auf den Bauch und zog das Kopfkissen über sich. Es plagte sie, obwohl sie es nichtmal selbst getan hatte.

>Denk nicht zuviel nach<, hallte des Meisters Stimme in ihrem Ohr wider und sie wünschte, dass es so einfach wäre. Trotzdem war Kurai totmüde und sackte bald in einen tiefen Schlaf. Im Traum sah sie ständig den Spion, einmal hatte er die Form von Shaku und brachte sie um anstatt andersherum. Selbst Kyuubi erschien ihr, doch Kurai konnte sich am nächsten Morgen schon nichtmehr daran erinnern.
 

Sie blinzelte kurz und drehte sich dann wieder auf die Seite. Heute war frei und die nächsten beiden Tage auch, also konnte das Mädchen ausschlafen. Trotzdem würde sie einige Zeit in Training investieren, um beim nächsten Angriff von Zabuza und Ren keine Hilfe zu brauchen.

Kurai döste noch die ein- oder andere Stunde und stand dann auf. Ihre Knochen taten weh und ihre Nase lief ein wenig, wahrscheinlich hatte sie sich im Schneegestöber was weggeholt. Kein Wunder.

Heute wollte sie Shabon besuchen, also verschwendete sie den Morgen bis zum Mittag mit Nichtstun und machte sich dann auf den Weg.
 

Es war nicht sonderlich weit bis zu Shabons Haus. Wenn man gemütlich lief vielleicht zehn bis zwölf Minuten.

Als Kurai die Faust zum Klopfen hob, hielt sie noch kurz inne, ehe sie es dann doch tat. Diesesmal dauerte es länger und jetzt öffnete Shabons Mutter die Tür. Sie war eine hübsche Frau, aber das Fuchsmädchen verband keine so angenehmen Erinnerungen mit ihr.

»H-Hallo...«, stammelte Kurai leise. Wieso wurde sie jetzt plötzlich wieder nervös?

»Hallo, Kurai«, meinte die Mutter ihrer Kameradin mit einem leicht unsicheren Lächeln, »Komm doch rein, Shabon ist oben.«

»Danke...«, stieß das braunhaarige Mädchen aus und ließ sich den Weg die Treppe nach oben weisen. Zwar wusste sie, wo es langging, so wäre es doch unhöflich gewesen, einfach vorzustürmen.
 

Shabon saß gerade auf dem Teppich ihres Zimmers und spielte auf ihrer Flöte. Kurai trat fast unbemerkt ein, denn ihre Kameradin hatte die Augen geschlossen. Die Melodie, die dem Holzinstrument entwich war zugegeben wunderschön und beinahe fehlerlos. Das Fuchsmädchen staunte über Shabons Talent und setzte sich kurz darauf vor sie.

»Huch«, stieß Shabon aus, sie schien sie wirklich nicht bemerkt zu haben, »Kurai! Schön dich zu sehen.«

»Du kannst ja toll spielen«, gab Kurai zu und errötete dabei etwas. Es war ein so merkwürdiges Gefühl, sich plötzlich normal mit jemandem zu unterhalten.

»Danke... Aber ich übe noch«, auf ihre typische, unbeschwerte Art grinsend steckte das Mädchen die Flöte weg.

»Mein Vater ist gerade dabei, mir Illusionskünste beizubringen. Die kann ich mit der Melodie verbinden. Dann fällt es leichter sich zu konzentrieren, weißt du?«

»Dann scheinst du ja dein Talent entdeckt zu haben«, bemerkte Kurai und Shabon nickte etwas beschämt.

»Hey«, lenkte sie dann ab, »Wie war denn dein Auftrag?«

»Hör bloß auf«, meinte Kurai sarkastisch und wurde im selben Moment von der Tür unterbrochen. Sie fuhr herum und Shabons Mutter stand abermals im Zimmer, so wie schon vor einigen Monaten.

»Ich hab euch Tee gemacht«, meinte sie aber diesesmal freundlich und gab Kurai vorsichtig das Tablett. Diese bedankte sich und stellte es dann am Boden ab. Einige Kekse befanden sich auch auf einer kleinen Schüssel.

»Greif zu«, grinste Shabon wieder und nahm sich ein Gebäckstück, »Das sind Ingwerkekse. Ich liebe es, wenn meine Mutter die macht.«

»J-Ja«, Kurai griff unsicher nach dem Keks.

»Also weiter jetzt.«

»Ja... Na ja, es war die Hölle. Wir mussten nach Kumo-Gakure und einen Spion erledigen.«

Ein Stück Keks bröckelte aus Shabons Mund und sie wischte es schnell weg.

»Erledigen? Töten?«

Kurai nickte wortlos und aß ebenfalls noch einen. Sie schmeckten wirklich hervorragend und sie hatte, wie sie glaubte, noch nie etwas so Gutes gegessen. Bis auf Shabons gefüllte Reisbälle vielleicht...

»Wow... Das ist ja ganz schön hart.«

Kurai hob die Schultern, »Ich wollte ja unbedingt mit. Aber der Kerl war schwach, ein ganz normaler Mensch. Den hätte ich, glaube ich sogar selber erledigen können... Ich denke, dass die Mission eher wichtig als gefährlich war.«

Shabon nickte wissend und wartete gierig auf weitere Details.

»Na ja...«, Kurai wusste nicht, wie sie das erzählen sollte, »Wir mussten durch ein Gebirge und wurden von einem ziemlichen Schneesturm überrascht...«

»Ohje...«

»Ja. Ich hab am Ende schon garnichts mehr gesehen und nurnoch die Augen geschützt. Der Wind war so stark, dass er mich zurückgedrückt hat. Aber Meister Kakashi hat sich davon überhaupt nicht beirren lassen; hat mich nachher noch mitsich gedrückt.«

»Er ist eben ein Jo-Nin, hm?«, meinte Shabon beeindruckt.

Kurai zuckte erneut mit den Schultern.

»Mag sein, ja.«

»Erzähl schon weiter!«

»Ich... Ich weiß nicht...«, begann Kurai jetzt und kratzte sich am Kopf, »Er hat 'ne Art kleine Höhle gefunden, wo wir die Nacht verbringen konnten. Aber es war echt schweinisch kalt.«

»Das glaube ich dir sofort.«

Erst jetzt nahm das Fuchsmädchen die heiße Tasse und trank einen Schluck. Der Tee war ziemlich stark und gut gezuckert, nicht so wie ihr Eigener, der immer nach Wasser schmeckte. Shabon tat es ihr gleich und spähte weiterhin in Kurais blaue Augen.

»Ich glaube, dass wir nur überlebt haben weil Kakashi-Sensei eine decke dabeihatte«, schloss Kurai, irgendwie wurde das Thema ihr unangenehm.

»Ohweh... Das hängt von einem Gegenstand ab, den man mit dabeihat.«

»Ja.«

»Und das Attentat?«

»Wir sind über die Stadtmauer geklettert, haben uns auf die Lauer gelegt und gewartet, bis er zur Arbeit geht. Dann habe ich ihn unter einem Vorwand in die Gasse gelockt und Kakashi-Sensei hat den... Rest erledigt«, dabei gebrauchte Kurai bewusst Kakashis Wortwahl, denn diese hatte den Umstand so stilvoll wie möglich umschrieben.

»Hast du gesehen, wie er...?«

»Nein«, meinte Kurai entschieden, »Ich hab die Augen geschlossen. Es war auch so gut wie nichts zu hören.«

»Lautloses Töten...«

»Ja...«

»Irgendwie ein merkwürdiges Gefühl.«

»Du hättest ihn erleben sollen, kurz vorher und kurz nachher. Ich hab ihn garnicht mehr wiedererkannt, weil er so kühl war und gar nichts gesagt hat. Einige Zeit später war er dann wieder normal. Aber ich hab' mich dabei ertappt, wie ich doch irgendwie Angst vor ihm hatte.«

»Vollkommen verständlich. Hätte ich wohl auch gehabt.«

»Aber das war schon peinlich...«, gestand Kurai dann und verdeckte das Gesicht mit der Hand. Eine Geste, die sie immer dann tat, wenn sie sich für etwas schämte, »Er hat das natürlich sofort gemerkt und meinte dann noch "Du musst keine Angst vor mir haben"...«

Shabon lachte ausgelassen.

»Na ja, ich denke nicht, dass er dir das übel nimmt.«
 

Sie saßen noch einige Stunden da, aßen die Kekse und tranken den Jasmintee. Dabei unterhielten sie sich noch über den Auftrag und danach schwenkten sie um zu ihrer Aufgabe übermorgen.

»Wir haben uns gut geschlagen letztens«, bemerkte Shabon zufrieden, »Sicherlich bekommen wir wieder eine Mission der C-Stufe.«

»Wäre ja genial«, bestätigte Kurai, »Nicht wieder Kartoffeln ernten...«

»Nein... Glaub ich nicht. Wir haben von diesen Missionen schon so viele geschafft... Das ist nichtmehr unser Niveau, denk ich.«
 

Als Kurai nach Hause zurückkehrte war sie stolz und zufrieden. Shabons Eltern akzeptierten sie nun und sie musste zumindest bei diesen beiden keine Angst mehr haben. Das Fuchsmädchen war unglaublich glücklich über diesen Umstand.
 

Als sie wieder zu Hause angekommen war, hielt sie in der Küche inne. Es war langweilig und sie hatte keine Lust, Chakrakonzentration zu üben. Ihre Gedanken trafen auf das Schwert von ihrem Vater. Es stand im Schlafzimmer an ihren Nachttisch gelehnt.

»Genau«, bestätigte das Mädchen den eigenen Gedankengang und holte die Waffe.
 

Ihr Vater hatte es ihr vermacht und so wollte sie es auch nutzen. Deshalb würde sie diesen und den nächsten Tag für das Training einplanen.
 

Kurai verließ abermals das Haus. Ihr Ziel war die Gedenkwiese, denn dort war am meisten Platz.

Der Weg war nicht weit und so schlenderte das Fuchsmädchen gemütlich in Richtung Trainingsplatz. Die Schwertscheide hatte sie sich mithilfe des dunklen Ledergurtes am Rücken befestigt und fühlte sich richtig gut mit dem leichten Gewicht auf dem Kreuz. Wenn sie erst damit kämpfen können würde! Sicher wäre sehr hilfreich.
 

Kurai erlebte eine Überraschung, als sie an besagtem Platz angekommen war. Lorrenor war dort und schien eifrig zu trainieren. Schweiß stand auf seiner Stirn und flog bei jedem seiner Luftschläge in kleinen Tropfen zu Boden.

»Hey«, meinte Kurai furchtlos - noch vor einigen Monaten hätte sie sicherlich einige Zeit hinter den Bäumen verbracht -, »Auch am Trainieren?«

Der Junge hielt inne und blickte sie kurz an, dann hob er eine Trinkflasche vom Boden bei den Pfählen auf und nahm einen Schluck.

»Ja«, erwiderte er und strich sich kurz sein Haar zurück, denn er trug kein Stirnband, »Du auch?«

»Ich hatte es vor, ja...«

»Woher hast du das Schwert?«

Es schien ihm sofort ins Auge gefallen zu sein. Etwas verschämt zog Kurai die scharfe Klinge aus ihrem Behältnis und Lorrenor streckte die Hand danach aus. Kurai gab es ihm und er besah es, als kenne er sich damit aus.

»Schön gearbeitet«, meinte er, »Der Name... War das dein Vater?«

Kurai nickte leicht lächelnd.

»Hast du Ahnung von Schwertern?«

»Na ja, nicht wirklich«, wehrte Lorrenor ab und gab ihr das Schwert zurück, »Mein Adoptivvater sammelt Katanas.«

»Adoptiv...?«

»Ja, meine Eltern sind tot.«

Kurai fragte nicht weiter nach, denn sie kannte dieses empfindliche Thema. Außerdem wollte sie ihn auch gar nicht weiter darauf ansprechen. Es war so, wie es war.

»Ich wollte mit dem Schwert trainieren«, sagte Kurai um abzulenken, »Aber ich habe keine Ahnung von der Technik.«

»Die kann ich dir beibringen. Wie gesagt, mein Adoptivvater«, er lächelte matt und Kurai nickte.
 

So unterbrach Lorrenor sein eigenes Training und zeigte Kurai die gängigen und praktischsten Schwertschläge. Zuerst machte er sie ihr vor und ließ sie sie anschließend nachmachen, ihr ab und an mit einem kurzen Zugriff helfend. Diese Art zu kämpfen war ganz anders als ihr gewohnter Stil und sie hatte es sich eigentlich leichter vorgestellt.

»Das sind eigentlich alle technischen Sachen«, Lorrenor zuckte die Schultern. Die Sonne hatte sich bereits zum Untergehen gewandt.

»Die musst du nur wiederholen. Und wenn du sie beherrschst, hängst du dir am besten ein Gewicht an die Klinge und übst weiter. Dann wird dein Schlag kräftiger.«

Kurai nickte.

»Danke.«

»Kein Problem. Ich geh' jetzt aber nach Hause.«

»Wollen wir uns morgen hier treffen? Dann können wir ja waffenlos trainieren.«

Er zuckte kurz die Schultern und nickte dann.

»Gegen Nachmittag, wie heute«, meinte der Junge, machte kehrt und verließ die Lichtung.
 

Kurai sah ihm einen Moment lang nach und beschloss dann, noch etwas weiter zu machen. Alles Nötige war ihr gezeigt worden und so machte das Mädchen weiter, bis es durch die einbrechende Dunkelheit kaum noch etwas sah. Erst dann war sie halbwegs zufrieden und erlaubte sich auch heimzugehen.
 

Sie schlief wie eine Tote und das Training am nächsten Tag sollte sich als Quälerei erweisen, denn bereits jetzt hatte Kurai Muskelkater in den Armen, im Rücken und in den Beinen von der ungewohnten Bewegungsart. Trotz alledem schleifte sie sich Mittags zur Gedenkwiese und Lorrenor war auch bereits da.

Sie hatte ihr Schwert zu Hause gelassen und gemeinsam übten sie also den waffenlosen Kampf. Kurai war im Nachteil, da Lorrenor erstens weniger Angst vor Schmerzen und zweitens keinen Muskelkater zu haben schien.

»Du bist nicht sonderlich fit«, bemerkte der Schwarzhaarige und schlug nach Kurai. Diese fing seine Faust recht mühsam ab und versuchte ihn zu treten, was er mit einem sachten Ellenbogenhieb auf Kurais Hinterkopf kommentierte.

»Nein... Muskelkater«, sie grinste und Lorrenor zog ebenfalls die Mundwinkel ein wenig nach oben.

»Das vergeht noch.«
 

Einige Zeit später saß jeder von ihnen mit dem Rücken an einem der Pfähle, an den auch Shabon ehemals gebunden werden sollte. Kurai hatte sich heute auch etwas zu trinken mitgebracht und legte die blaue Flasche gerade ab.

»Du bist ziemlich schweigsam«, bemerkte Kurai dann.

»Hmh...«, entgegnete Lorrenor nur, »Ich bin eigentlich keine Person vieler Worte.«

»Ich hab's gemerkt«, das Fuchsmädchen grinste, »Was ist dein Ziel?«

»...Anbu werden.«

Jetzt spähte Kurai zur Seite und schaute ihren Teamkameraden an, »Da hast du ja noch ziemlich viel Arbeit vor dir.«

Er nickte stumm und fügte nach kurzer Zeit hinzu: »Deshalb trainiere ich auch viel.«

»Ich weiß eigentlich nicht, was ich machen soll«, überlegte Kurai laut und lehnte sich zurück, um die Wolken zu betrachten, »Erstmal Oberninja werden... Und dann sehe ich weiter. Na ja... Ich weiß jedenfalls mit Sicherheit, dass ich Shaku umbringen werde.«

Lorrenors schwarze Augen suchten ihre Blauen.

»Ist das der Kerl, der dich entführen lassen hat?«

»Ja«, sie nickte, »Aber nicht nur deshalb und weil er an... Kyuubi heranwill«, Kurai brach verunsichert ab. Wusste Lorrenor überhaupt von Kyuubi?

»Weshalb dann?«

»Er hat... meinen Vater umgebracht«, wieder ballte sich Kurais Faust fest, »Dafür muss er büßen.«

Lorrenor gab ein weiteres stummes Nicken vonsich.

»Ich weiß nicht, wer meine Eltern getötet hat. Deshalb kann ich nur stark werden und meinem Clan die letzte Ehre erweisen.«

Kurai spähte zu ihm.

»Bist du der letzte Sato?«

Erneutes Nicken.

»Hm... Dann haben wir ja beide ungefähr das selbe Ziel. Stark werden.«

»Dann lass uns mal was dafür tun«, Lorrenor erhob sich und streckte Kurai die Hand hin. Diese war nun schon etwas vertrauter in dieser Geste, ergriff sie und ließ sich hochziehen.

»Aber nichtmehr so viel, sonst kann ich morgen nicht krauchen«, Kurai grinste und stellte sich wieder vor ihm auf.
 

Am nächsten Morgen taten ihr die Knochen noch schlimmer weh als am Vorherigen. Müde und irgendwie gerädert wartete sie bereits am Treffpunkt, als Shabon und Lorrenor etwa zeitgleich eintrudelten.

»Heute hab ich vorgesorgt!«, verkündete Shabon freudig und packte ein Reiseschachspiel aus, »Wir können spielen, bis der Sensei endlich da ist.«

»Ist das Schach? Ich kann kein Schach...«

»Ich bring's dir bei, keine Sorge.«

»Spinnt ihr?«, fragte Lorrenor dazwischen, »Ihr könnt doch auf einen Auftrag kein Schachspiel mitnehmen!«

»Och, hab dich doch nicht so«, erwiderte Shabon genervt und Kurai musste lachen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vei-Chan
2003-09-05T13:04:57+00:00 05.09.2003 15:04
@Berit
Hehe...^^
@Shabon
Mach mal das wo Kurai keine Dchweißbänder hat! *immer noch mein Lieblingsbild*
Ages of Lorrenor und Ages of Shabon.
Von:  Shabon
2003-09-04T19:07:22+00:00 04.09.2003 21:07
Röle ^^^

Boar das war echt genial. Wieder einmal... Genial wie Kurai Shabon gerettet hat.
Ach bevor ichs vergesse welche Bilder willst du denn jetz haben?
Von: abgemeldet
2003-09-04T18:34:54+00:00 04.09.2003 20:34
*schauder* das war nich nett von den Ninja!
Mach aber trotzdem weida!
By Berit


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